Die reichste Familie der Welt

Auf die Lösung meines letzten Rätsels ist keiner gekommen. Ich hatte zuerst gedacht, dass es zu einfach ist. Vielleicht hätte ich auch einen Preis ausloben sollen. Ich hätte z.B. das Buch verschenken können, dass ich durch Zufall in der Auslage vor einer hübschen Buchhandlung im Fuggerhaus gefunden habe und das ziemlich lesenswert ist.

Das Buch trägt den Titel „Kauf dir einen Kaiser“ und wurde von Günter Ogger geschrieben. Es geht dabei um das Geschlecht der „Fugger“, eine reiche, inzwischen adlige Kaufmannsfamilie aus Augsburg. Diese Familie kann man als die ersten Unternehmer der Geschichte bezeichnen und sie sind zugleich einer der einflussreichsten und wichtigsten Familie der Renaissance gewesen (neben den Medici) . Ihr Einfluss hielt bis zum 30-jährigen Krieg, der zugleich ihren Untergang besiegelte. Die Fugger wurden vor allem durch Jakob, dem Reichen berühmt, von dem auch ein bekanntes Porträt von Albrecht Dürer existiert (zu sehen im Wikipedia-Artikel).

In meiner Geschichte habe ich aus der Sicht eines imaginären Buchhalters geschrieben, der zuerst in der Fuggerei vorbeischaute. Die Fuggerei, eine Art Stadt in der Stadt, ist die erste Sozialsiedlung der Welt. Sie wurde von den Fuggern gebaut, um schuldlos verarmten Menschen ein Dach über den Kopf zu bieten und besteht seit heute noch mit dem gleichen Regelwerk. Die Jahresmiete ist sehr niedrig (ungefähr 80 Cent) und die einzige Auflage sind die täglichen Gebete, vor allem für den Stifter. In der Fuggerei gibt es noch einen Weltkriegsbunker, in dem in bedrückender Weise die Zerstörung der Fuggerei durch Bomben im zweiten Weltkrieg dokumentiert und auch ihr Wiederaufbau im historischen Stil und mit vielen Fotos und Zitaten beschrieben wird. Auch ein Schauraum ist vorhanden, in dem man die historische Einrichtung der Zimmer bewundern kann.

Die Fugger waren katholisch und haben mit ihrem Geld unter anderem den Kampf gegen die Protestanten finanziert und waren in den Ablasshandel involviert, an dem sie sogar verdient haben sollen (die Quelle finde ich jetzt aber gerade nicht).

Die Fugger waren zudem für damalige Verhältnisse unvorstellbar reich (reicher als die 100 reichsten Unternehmen der damaligen Zeit) und sie erreichten etwas, von dem noch viele Menschen heutzutage träumten, lange bevor es den „American Dream“ gab: Sie haben sich durch harte Arbeit, ehemals Weber und Tuchmacher, hochgearbeitet und Reichtum über Generationen aufgebaut. In der damaligen Zeit waren die Wege länger und man konnte nicht von heute auf morgen super reich werden. Es war wichtig, dass die Familie zusammenhielt und die Arbeit und den Reichtum weitergab. Nur so kann man den Erfolg von Jakob, dem Reichen, erklären. Er hatte ein stabiles Fundament, dass seine Ahnen aufgebaut hatten.

Natürlich ist ihre Arbeit nicht unumstritten und wurde sicherlich auch nicht von allen bewundert. Sie müssen sich auch durch Härte und Berechnung ausgezeichnet haben, denn viel von ihrer finanziellen Macht erlangten sie z.B. durch die heute verpönte und verbotene Monopolbildung.

Ihr Reichtum führte schließlich dazu, dass sie in Entscheidungen der Kaiser und herrschenden Personen Einfluss nahmen. Sie „kauften sich“ quasi die Macht und die Lenkung der Dinge.

Heute ist von ihrem Glanz nicht mehr viel zu sehen, obwohl sie noch existieren und auch immer noch reich sind. Es gibt z.B. noch eine „Fugger-Bank“, diese mischt aber nicht mehr ganz oben mit, so wie früher.

Augsburg ist auch nicht mehr so bekannt und berühmt wie damals (zu sehen z.B. an meinem Rätsel und den Rückmeldungen) und wurde schon lange von München, der großen Nachbarstadt im Südosten, abgelöst. Wenn man so durch die Straßen geht, hat man eher das Gefühl, sich in einer ganz gewöhnlichen deutschen Mittelstadt zu befinden, ja, die Stadt erinnert mich sogar zum großen Teil an Mannheim, mit zwei Unterschieden: Die Luft ist wesentlich besser und reiner, auf Grund fehlender Großindustrie. Und: Das Stadtbild hat historische Züge, was die Quadratestadt eher nicht bieten kann, bis auf das Schloss.

Auf meinen Fotos sieht man u.a. das Rathaus und den Perlachturm, das Fuggerhaus, ein Blick über die Stadt und den historischen „Damenhof“, der demnächst als Museum wieder eröffnet wird und den wir vorab sehen durften (danke an die nette Bibliotheks-Frau!). Der Damenhof ist ein Innenhof im Fuggerhaus, dem damaligen Firmensitz. Hier müssen die reichsten und wichtigsten Menschen der Welt gestanden und über den Lauf der Dinge nachgedacht haben und wer weiß, da wo ich meine Fotos gemacht habe, hat vielleicht einmal Jakob oder einer seiner Brüder gestanden…

In manchen Momenten, vor allem wenn es sehr warm, sonnig und leise wird, habe ich das Gefühl, in einer italienischen Stadt zu sein. Dies gelingt nicht immer, weil ein Großteil des Verkehrs über die Maximilianstraße geführt wird und es keine Verkehrsberuhigung gibt. Dies ist für den Tourismus relativ störend, die Lärmkulisse ist sehr hoch und man muss ständig aufpassen, wenn man über die Straße geht, um sich das nächste historische Gebäude anzuschauen.

Der Aufbau und die Art der Stadt erinnert mich an Italien, vor allem die großen Plätze, die mittelalterlichen Häuserfassaden und natürlich der Augustusbrunnen (den man sozusagen als Hommage an die Römer erbaut hatte) .

Die Römer waren es auch, die die Stadt gegründet und vielleicht auch zu ihrer damaligen, antiken Blüte geführt haben- von den Römern sieht man in Augsburg aber nicht soviel wie in den ebenfalls, für ihre Römer berühmte Städte wie Trier, Worms oder Speyer.

Augsburg ist eine ruhige, schöne Stadt. Die Menschen sind sehr freundlich, die Eintritts- und Verzehrpreise überraschend gering. Vom Essen waren wir hingegen nicht so überzeugt und ein uriges „Original-Restaurant“ mit schwäbischen Spezialitäten haben wir vergeblich versucht- und sind mangels Zeit doch wieder nur an Italiener und Argentinier geraten. Dann kommen die Maultaschen halt wieder aus dem Supermarkt.

Der Augsburger Zoo ist ganz nett, vor allem für Kinder gut geeignet und sehr geräumig angelegt. Die Highlights fehlen aber ein wenig und durch die Größe der Gehege sieht man die Tiere nicht immer. Besser soll noch der benachbarte, botanische Garten sein, den wir aber wegen Zeitmangel nicht angeschaut haben.

Fazit

Ich wäre mir sicher, wenn Jakob der Reiche noch leben würde, er wäre erstaunt bis bestürzt, was aus seiner Stadt geworden ist, dem einstigen monetären Zentrum der Welt…

Er würde vielleicht eine Weile neben mir hergehen, etwas ernst und konzentriert gucken, um dann nach wenigen Schritten durch die engen Gassen in seinem Büro zu verschwinden und sich wieder an die Arbeit zu machen…

2 Gedanken zu „Die reichste Familie der Welt“

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