My inner self

Heute bin ich ernsthaft berührt. Am Morgen war ich noch locker drauf und hatte schon wieder die Idee für einen lustigen Text im Hinterkopf, aber dann hat es sich über den Tag gedreht und Schwermut hat plötzlich mein Herz ergriffen. Was ist das? Was ist da los? Gefühle kontrolliere ich gerne, ich hab so die Erfahrung über die Jahre gesammelt, dass es mir immer leichter gefallen ist, meine eigenen Gefühle, aber auch die von anderen zu erkennen. Mit einem Schmunzeln oder einem Lächeln bin ich dann anderen begegnet, immer in der Gewissheit, dass ich alles im Griff habe, dass ich meine Tränen unterdrücken kann, dass ich mich nur soviel freue, wie es sein muss und die Liebe, besteht hauptsächlich auf dem Papier.

Wenn man berufstätig ist und arbeiten muss, stören Gefühle nur. Kalte Technokratie bestimmt dann mein Leben. Entscheidungen müssen getroffen, Einkäufe getätigt, Termine wahrgenommen werden. Man verdient Geld, der Haufen wird immer größer, die materiellen Dinge vermehren sich, aber was ist eigentlich mit dem ganzen Rest? Was ist mit Gefühlen, was ist mit Verwandten, mit Freunden, mit den Dingen, die eigentlich wichtig sind und unser Dasein viel mehr bestimmen, als der reine Austausch von Waren und Geldscheinen?

An diesem Weihnachten wurde mir schmerzlich bewusst, dass es in diesem Jahr alles ganz anders ist. Ein großes Stoppschild ist aufgesprungen, eine Warnung, die ich nicht überhören möchte. Schon länger ist es so, dass meine Eltern älter werden und ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem ich ohne sie hier sitzen und mein eigenes Leben leben werde. Klar, hey sie ist jetzt schon 40 Jahre alt, wo ist das Problem, mögt ihr denken. Sie lebt ja schon lange alleine, genau gesagt seit 1999 hatte sie ihre erste eigene Wohnung. Und den ersten Partner, mit dem sie heute noch Brötchen backt, mit 24 Jahren, sie war doch noch nie WIRKLICH alleine. Aber es ist eben doch anders, wenn man keine eigenen Kinder hat. Der Kreis der wirklich engen Vertrauten ist dann klein. Freunde und andere Beziehungen werden wichtiger. Wohin mit all der Liebe? Das frage ich mich oft. Ich habe soviel Liebe in mir, die irgendwo hin muss. Die vielleicht in Kinder geflossen wäre. In eine Familie. In den Aufbau eines Hauses, einer Firma, aber eben auch IN MENSCHEN.

Und ich sitze hier und verdrehe mir den Kopf. Wie kann ich Liebe schenken? Wie kann ich zeigen, dass mir andere wichtig sind? Dass ich sie nicht verlieren möchte, dass ich den Austausch und die Liebe und ihre Wärme wirklich dringend brauche? Mein Kopf raucht, ich fühle mich empfindlich, entblößt und schwach. Die Liebe meines Lebens tritt in mein Leben, ein Mensch der mir so wichtig ist. Ich hab das nicht geplant, es ist einfach passiert.

Ich schreibe irgendeinen Text… und wirklich plane ÜBERHAUPT NICHTS, schreibe einfach drauf los. Und dann hackst du dich in meine Gedanken, ich hab keinen Plan, wie du das machst und schon bist du wieder omnipräsent. All das Verdrängte schwappt wieder hoch, mein Herz wird gegrillt und fängt an zu tropfen. Klar, da ist viel Eis drauf, aber hey, das muss es!! Wenn du schnell fährst und immer alles gibst im Leben, dann fängt der Fahrtwind eben an, dich auszukühlen. Das ist ganz normal, kein Grund zur Sorge.

Die Liebe zu Dir ist echt und tief, ich spüre es sehr deutlich.

Und da sind auch so viele neue Menschen, die gerne anknüpfen wollen, die mir auch Liebe und Vertrauen schenken wollen. Und ich merke, dass ich schon wieder die gleichen Fehler mache, dass ich zu rau, zu egoistisch und zu selbstverliebt bin. Kurz vor Weihnachten gibt mir eine andere Freundin das größte Geschenk, dass sie mir vielleicht geben kann: Sie knallt die Tür mit Wucht zu und beendet die Freundschaft. Ich hab es verbockt. Klar. Aber sie zeigt durch ihr Verhalten auch, dass sie mich mag und dass sie wirklich denkt, dass ich etwas falsch gemacht habe.
Nur wenn einem Menschen wichtig sind, kann man auch gut mit ihnen streiten. Der Streit ist nicht das Problem, sondern die Lösung. Wenn du mit jemand nicht mehr streiten kannst, liebst du ihn auch nicht mehr. Und ich merke, wie ich sie vermisse. Ich träume von ihr. Ich stehe auf der Straße in Kaiserslautern, um mich herum sind lauter Autos. Ich stehe nur in Unterwäsche bekleidet da, meine Haare sind verwuschelt, ich habe einen Mordskater vom Alkohol und ich rufe ihren Namen. Ich rufe sie ganz laut, damit sie mich hören kann und dass ich meine Schuld eingestehen kann, aber sie hält sich noch die Ohren zu und WILL mich nicht mehr hören. Sie hasst mich. Und ich fühle mich geliebt.

Strange. Ich weiß. So wie alles, was ich in den letzten Tagen von mir gegeben habe. Meine Geschichten der letzten Tage zum Beispiel: Als ich sie geschrieben habe, ging es wirklich sehr tief und mein ganzes Herzblut und meine ganzen Emotionen sind rein geflossen. Ich hab gemerkt, wie schwer es mir gefallen ist, wie viel plötzlich in mir frei geworden ist, was dringend frei werden musste. Und ein paar Tage später lese ich die Texte noch mal durch, laut und ganz ordentlich, weil ich ein Video drehen wollte. Und plötzlich kommen sie mir langweilig und normal vor. Ich spüre die Emotionen nicht so richtig in den Worten. Sie sind da irgendwie zwischen die Zeilen rein gefallen, aber wenn ich mich nur auf die Hülle konzentriere, dann fühle ich sie nicht mehr. Du musst wirklich rein in die Seele gehen, wenn du etwas verändern möchtest. Du musst bereit sein, dein innerstes nach außen kehren zu können und es von anderen begutachten zu lassen. Dann wirst du frei. Dann kannst du andere wirklich berühren. Und wirst von anderen berührt.

Inventur des Herzens

Jahreswechsel. Zeit für eine Inventur, auch in Sachen Freundschaften und Beziehungen.
Wer hat mir besonders geholfen? Wo gab es Unterstützung? Wo bekam ich etwas, ohne zu betteln und ständig anklopfen zu müssen?
Wer hat bereitwillig geholfen? Und wer hat sich wie ein Arsch und extrem egoistisch verhalten?

Die Ergebnisse sind eindeutig. Alle Beteiligten können sich nicht verstecken. Ich hab alles gesehen und alles gespürt und die Sensoren waren dieses Jahr besonders empfindlich.

Eine Freundin schreibt sinngemäß „wenn du den Menschen zuviel wirst, erkennst du wer wirklich zu dir steht und wer nicht“.

Und eine andere Freundin schreibt mir PARALLEL dazu „dass es ihr gerade zuviel wird.“.

Das ist ein lustiger Zufall. Soviel Klarheit hatte ich selten. Dennoch fühlt es sich nicht gut an.
Alle möglichen Gefühle vermischen sich zu einem Brei. Die Traurigkeit überwiegt.

Ich nehme den Radiergummi und radiere ihren Namen aus meinem Terminkalender. Ich habe das Gefühl, dass er nicht ein weiteres Mal hinein geschrieben wird. Dass es ihren Namen nie wieder in meinem Leben geben wird. Ich muss das machen, nicht weil ich sie hasse, sondern um mich selbst vor weiteren Enttäuschungen zu schützen. Wenn ihr jemand nicht mögt oder ihm nicht helfen könnt, dann sagt das gleich. Verschleppt es nicht, das verschlimmert das Leiden nur. Es löst nichts. Wer helfen will, muss auch bereit sein, klare Linien zu ziehen. Und wer Hilfe annehmen möchte, muss wissen, woran er ist.

Ja, dieses Jahr hätten mein Partner und ich gute Freunde dringend nötig gebraucht. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ich gerade am Anfang des Jahres aufgebrochen bin, um neue Freundschaften zu schließen und dass sich in der Mitte des Jahres durch den Schicksalstag alles ins Dunkle gewendet hat. Aus der lauten und ausgelassenen Party-Stimmung, bei der alle mitgezogen sind, wurde das dunkle Feld der Einsamkeit und Schwermut, das keiner freiwillig betreten möchte.

Viel zu früh wurde ich vor eine erneute Probe gestellt, die schwerste seit meiner Geschlechtsangleichung. Ein Todesfall so eng in der Famile und dann noch mit so trauriger (sinnloser!) Ursache ist besonders schwer zu verarbeiten.

Wir haben dieses Jahr die Erfahrung gemacht, dass sogar ausgebildete Psychologinnen die Behandlung abgelehnt haben, mit der Begründung, dass ihnen das Thema zu schwer ist! „Zuviel“ in einer anderen Form. Klar, ist gut, wenn man es sagt. Traurig ist es trotzdem. Dann müssen erstmal neue Termine ausgemacht werden, weitere Wartezeit vergeht, usw. Das alles hat die Nerven sehr angespannt.

Aber es gab auch Highlights in meinen Beziehungen und Freundschaften.

Enge Verwandte haben sich meistens gut verhalten. Es gab ein paar neue Freundschaften über Instagram, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Da hat sich gezeigt, dass es gut ist, wenn man die gleichen Interessen hat und in eine ähnliche Richtung möchte. Darauf lassen sich Freundschaften gut aufbauen.

Auch sehr lange und alte Freundschaften waren gut. Es ist einfach gut zu wissen, dass es „da draußen“ noch Leute gibt, die einen nicht vergessen haben. Die sich in irgendeiner Weise mit dir beschäftigen und noch nicht völlig in den Mülleimer des Vergessens gesteckt haben.

Besonders die Freunde, die ich seit meinem Coming Out 1999 bis 2001 kennengelernt habe, erweisen sich als besonders stabil und verlässlich. Das sind sozusagen die Freunde aus meiner „Kindheit“, weil ich das Leben davor einfach nicht dazu zählen kann.

Ich merke, dass meine Kunst und meine Schaffenskraft aufblüht und das würde sie niemals in der Art, wenn ich nicht schlimme, nervenaufreibende Dinge erlebt hätte. Die Kunst ist mein eigentlicher Anker und er ist völlig frei von der Meinung und dem Einfluss anderer. Das macht ihn so stabil und wertvoll.

Ich bin auf die Welt gekommen mit einem großen Lächeln und viel Optimismus und ich habe mir vorgenommen, dass das bis zum Lebensende reichen muss, egal was kommt.

Die Inventur des Herzens ist ein wichtiger Baustein der Überlebensstrategie.

Distanziert – 3

Passende Musik: I´ll fly with you

Alles ist gut, alles ist klar, denkst du dir. Kein Grund zur Panik. Ich bekomm das schon hin mit den beiden Welten. Ich hab schon schlimmeres geschafft! Ich muss dem ganzen nur mutig ins Auge schauen, dann wird das schon. Du atmest nochmal tief durch.
Hier in dieser seltsamen Zwischenwelt gibt es noch mehr. In der ganzen Panik hast du dich noch nicht genau genug umgeschaut. Hier hängen überall rote Telefone von der Decke. Die Hörer baumeln an der Spiralschnur herunter. Sie baumeln wie Blätter im Wind. Du musst nur einen dieser Hörer greifen, langsam, und dann immer fester drücken und ihn an dich heran ziehen. Da sind Menschen am anderen Ende der Leitung, die du erreichen kannst. Menschen, die dir helfen wollen und nützlich sind. Aber Achtung! In jedem dritten Telefon lauert ein gefährliches Monster auf dich. Wenn du zu lange mit ihm redest, verwandelt es deinen Traum in etwas noch schrecklicheres und nimmt dir am Ende sogar die Telefone weg! Also such dir gut aus, wen du anrufst. Überleg es dir gut!

Du willst doch kein Monster am anderen Ende der Leitung haben? Ein Monster, das dich am Ende verschlingt und auffrisst? Du willst die gute Fee haben. Die mit dem Zauberstaub, die deine Welt, bunt, hell und schön macht.

„Ring, Ring, Ring“ macht es. Heb endlich ab! Hör auf zu träumen. Geh ran!

Wach auf! Und rede mit den Menschen, die dir etwas bringen.

Distanziert – 2

Du rauchst an dem Joint und willst ihn gar nicht mehr hergeben. Es wird alles klar jetzt.
Klar und schön, bunt und rein. Aus der Kälte des Winters ist die Wärme des Sommers geworden. Aus Einsamkeit und Leere im Herzen ist erfüllte Liebe geworden. Die Substanz hat dich gerettet und frei gemacht. Aus den zwei Geschlechtern wurde eins. Kein Mangel war mehr zu finden.

Die Kommunikation mit ihr ist jetzt viel einfacher und entspannter. Du kannst dich mehr auf ihr Gefühlsleben einstellen und mitfühlender sein. Du magst sie wirklich gerne. Wie sie da liegt mit ihren braunen Haaren und der schlanken, braun gebrannten Figur. Sie strahlt Sanftmut und Gleichmut aus. Allein ihr Anblick wirkt schon beruhigend auf dich.

Du stellst fest, dass du sie gar nicht notwendigerweise anquatschen musst. Es reicht dir einfach, in ihrer Nähe zu sein.

Du guckst immer wieder in ihr Gesicht. Wie sie lacht. Sie wirkt wie ein junges Mädchen, das sich gerade frisch verliebt hat. Du fragst dich, in wen sie sich wohl verliebt hat? Da wird dir bewusst, dass du es bist und sofort wirst du rot. Das ist dir peinlich, das willst du nicht wahrhaben.

Du guckst an deinen Armen hinab. Auf ihnen wachsen plötzlich dunkle, schwarze Haare und sie sind kräftig geworden. Du bist erschrocken. Du gehst zur Palme, an der plötzlich ein Spiegel hängt und schaust hinein. Da kommt dir ein kantiges Gesicht und ein junger Mann entgegen. Du bekommst einen Schock. Der Traum hat dich in einen Mann verwandelt. Du schüttelst dich und du willst ihn loswerden, aber es geht nicht. Wie soll der Mann „weggehen“, wenn er inmitten von dir ist?

Deine Stimme ist plötzlich tief. Jetzt ist dir klar, warum sie auf dich steht. Sie lächelt dich immer noch an und sagt mit ihren Augen „komm doch rüber“. Deine Nackenhaare stellen sich auf und du fühlst dich wie eine Katze, die man gerade in die Badewanne geworfen hat.

Du erstarrst und verkrampfst und kannst dich keinen Millimeter mehr bewegen. Du willst endlich aufwachen aus diesem Alptraum. Mit aller Kraft strengst du dich an und verzerrst mit deinem Willen Raum und Zeit. Doch es gelingt dir nur zum Teil. Du bleibst stecken. In der linken Seite deines Gesichtfeldes befindet sich jetzt die Disco mit dem dunklen, kalten Licht und auf der rechten Seite ist die Palmen-Oase. Du bist dir nicht sicher, was du lieber möchtest. Die beiden Bilder überlagern sich und erzeugen eigentümliche Farbmuster. Die Gerüche vermischen sich. Auf der linken Seite riecht es nach Zigarettenrauch, Parfüm von hundert Leibern und muffigem Achselschweiß. Auf der rechten Seite ist nur der Duft des Ozeans zu vernehmen, die salzige Luft nach Meer und Freiheit. Auf der rechten Seite ist nur ihr Duft zu finden, der Duft einer jungen Frau, die sich frisch verliebt hat. Es riecht nach dem Cocktail, nach Ananas und Himbeere und nach dem Öl von Tropenholz…

Die rechte Seite ist eine Scheinwelt, die nur mit viel Substanzen und in Ermangelung jeglicher Logik erkauft wurde. Die linke Seite ist die harte, kalte Realität deines Lebens. In beiden bist du ein Verlierer, auf keiner Seite kannst du gewinnen.

In der linken Seite bist du geboren, die rechte Seite ist geworden.

Inmitten dieser auseinander gerissenen Welt liegt ein großer Buntstift auf dem Boden. Er liegt da einfach nur rum. Er ist riesig bestimmt, ein halber Meter lang und 10 cm im Durchmesser. Er hat eine Vielfach-Farbmine. Auch wenn du zerrissen bist, kannst du dich bücken und ihn aufheben. Es kostet ein bisschen Anstrengung, weil er schwer ist. Es ist deine gesamte Schaffenskraft darin enthalten. Du kannst mit dem magischen Stift dein Leben neu anmalen. Die dunkle Technodisco bekommt ein paar rosane Glitzer-Akzente gesetzt. Und in der hellen Illusions-Welt deiner rechten Seite malst du mit schwarz harte, haltende Konturen rein. So gefällt es dir schon viel besser!

Wenn du mit den Augen blinzelst, verschwimmen beide Welten wieder und es sieht so aus, als ob sie eins wären. Du kannst dich daran gewöhnen. Dein Gehirn hilft dir dabei und es gaukelt dir „Einheit“ vor, wo eigentlich „Dualität“ herrscht.

Die Verbindung beider Welten kostet Kraft und du musst viel essen. Du musst gesund sein, um das alles zu überstehen. Du brauchst ein bisschen Masse und darfst kein Magerquark werden. Du musst stark sein, denn das Leben dreht sich schnell und wirft dich unvorhergesehen aus den Fugen.

Das Leben ist unerbittlich, schwer und schnell. Festhalten gilt nicht. Du musst es leben.

Wer weiß, wohin es dich morgen trägt?

Distanziert

Er schaut dich aus der Ferne an. Aber er sagt nichts.
Er trinkt einfach nur seinen Cocktail mit rosa Strohhalm und schaut dich mit seinen stahl-blauen Augen an. Er lacht. Du siehst es in seinen Mundwinkeln. Ganz unscheinbar, aber doch zu erkennen. Er schaut dich an. Dann dreht er sich weg. Sofort wirst du unruhig. Du tanzt noch extremer, noch wilder, damit er sich wieder umdreht. Jetzt geht er auf eine andere zu! Er redet sie sogar an! Dich hat er noch nie angesprochen! Noch nicht einmal versucht. Nicht eine Frage hat er dir gestellt. Er hat dich nur angesehen. Und in seinen Augen hat es geleuchtet.

Du tanzt weiter und bist völlig außer Atem. Du bist dabei die Kontrolle zu verlieren, mal wieder. Nichts bremst dich, keiner hält dich auf. Die Musik stachelt dich weiter an.

Gerade als du deine Haare durch die Luft wirbelst, siehst du jemand neues in die Disco kommen.
Du verlangsamst deine Schritte. Sie ist sofort da, sofort präsent. Du schaust sie an. Du tanzt dabei noch ein bisschen weiter. Sie guckt kurz zu dir rüber. Nur ganz kurz. Sie lächelt. Dann geht sie weiter an der Tanzfläche vorbei. Sie stellt sich neben den jungen Mann. Sie stehen nicht direkt nebeneinander, sondern ca. 2-3 Meter voneinander entfernt. Du wirst wieder unruhig, weil du erst denkst, sie will ihn anmachen. Aber sie bleibt in sicherer Entfernung stehen. Sie haben sich an der Theke angelehnt. Jeder hat ein Glas in der Hand. Sie trinkt ein Bier aus der Flasche und er trinkt ein Cocktail. Sie sind sogar fast gleich groß. Dennoch haben sie eine ganz unterschiedliche Wirkung auf dich.

Sie hat lange, braune Haare und braune Augen. Sie lächelt geheimnisvoll und selbstbewusst. Ihr Garderobe ist schick und stilvoll. Sie trägt ein kurzes, braunes Kleid und eine kleine schwarze Handtasche. Sie lacht.

Er hat helle Haare und blaue Augen. Er trägt ein T-Shirt mit Streifen und eine graue Jeans. Das, was er anhat, ist einfach und es passt zu seiner einfachen, schnörkellosen Art, an der man nichts finden und auf den ersten Blick nicht aussetzen kann. Er ist schmal an den Schultern gebaut, fast so schmächtig wie sie. Sie ist sanftmütig, wie eine Katze, er wirkt mehr wie ein Adler oder ein Krokodil. Und er ist schweigsam wie ein Fels. Er lässt immer DICH zuerst kommen, damit er in Ruhe reagieren kann. Er macht es sich einfach und das ärgert dich. Aber so ist er halt. Genau deswegen magst du ihn. Weil er so viele Prinzipien hat und unerschütterlich ist.

Beide stehen da und schauen dich an. Keiner sagt was. Sie hat es versucht, vor langer Zeit, aber die Kommunikation war schwierig. Sie ist anders als du. Völlig anders. Mit deiner schroffen Art hast du sie gleich vor den Kopf gestoßen. Da hat sie sich empfindlich wie eine Katze gleich in die Ecke verkrochen. Es ist schwer mit dir zu reden.

Du willst mehr über beide wissen. Und du fragst dich, warum gerade beide gleichzeitig in dein Leben getreten sind, was es zu bedeuten hat? Du tanzt weiter und schüttelst alles aus dir raus. Es hilft ein bisschen, dennoch bist du so furchtbar angespannt.

Dann endlich, fällt dir ein, was es sein könnte.

Du würdest gerne zu beiden rüber gehen und mit ihnen reden. Du spürst in deinem Inneren, dass du das möchtest. Du weißt aber noch nicht so genau, was du sagen sollst. Was die richtigen Worte und was die richtigen Fragen sind? In der Vergangenheit hast du gelernt, dass es sehr leicht ist, das Falsche zu sagen. Du hast schon oft zuviel und dann natürlich das Falsche gesagt. Das möchtest du vermeiden. Du bist es gewohnt zu plaudern und dann kommt meistens auch was zurück. Wenn jemand aber nichts sagt oder deutlich weniger als du, wird es schwierig. Wie kommt man in Kontakt? Wie tauscht man Informationen aus? Je schneller du deine Gedanken drehst, desto unklarer werden sie. Mit Lichtgeschwindigkeit blitzen deine Synapsen, aber es macht alles keinen Sinn.

Du weißt, was das Problem ist. Du bist am Tanzen und sie stehen nur da rum. Du bist hektisch und laut und sie sind leise. Du musst dafür sorgen, dass sie mittanzen. Sie anstecken, so wie du es die ganzen letzten Tage vergeblich versucht hast.. Oder du musst dich selbst bremsen und zu ihnen rüber an den Tresen gehen. Du musst dich auf sie einlassen.

Also gehst du rüber. Du gehst zuerst zu ihm. Es ärgert dich immer noch, dass er dich so isoliert und so eitel und abgehoben ist. Die Wut und der Ärger auf ihn ist wie eine große Mauer, die von dir selbst aufgezogen wird.

Du überwindest deine eigene Mauer und gehst jetzt direkt auf ihn zu. Dann stehst du fast ein Meter vor ihm. Er bewegt sich immer noch nicht.

Du gehst ein bisschen weiter auf ihn zu. Da bewegt er sich ein bisschen auf einem Bein und zuckt in der Wange. Er lacht jetzt deutlich. Du siehst, wie seine Seele über ihm schwebt und von Schwarzlicht angestrahlt wird. Du gehst weiter. Er sagt immer noch nichts. Du streckst seine Hand nach seiner Hand aus. Du willst sie endlich greifen, du willst IHN greifen … gerade als du kurz davor bist, ihn anzufassen, verwandelt sich die Disco und alles um dich herum. Wände verschwinden und Palmen wachsen aus dem Boden. Die engen Begrenzungen werden mit dem unendlichen Ozean ausgetauscht. Aus dem dunklen, blauen Licht wird ein helles grünliches und gelbes. Die kalten Technomusik verschwindet und wird mit warmer Gitarren-Musik ausgetauscht. Du landest irgendwo in Spanien oder in der Karibik. Die Sonne scheint. Es spielt flotte Tanzmusik und eine entspannte spanische Männer-Stimme singt dazu. Er liegt da am Strand. Ganz entspannt, hat er die Hände hinter dem Kopf. Und neben ihm steht ein Cocktail. Er hat ein Bikini an und siehst jetzt aus wie eine Frau.

„Na, auch hier?“ Jetzt spricht sie endlich zu dir. Sie hat lange braune Haare und braune Augen. Aus den zwei Personen ist eine geworden. Und du bringst kein Wort mehr raus. Sie sieht atemberaubend und locker aus. Völlig entspannt und glücklich. Sie braucht gar keinen Partner, sie ist alles, was sie sein muss.
„Entspann dich doch… hier nimm auch was zu trinken.“ Und sie pustet dir eine Wolke aus ihrem Joint entgegen.

Du greifst nach der selbstgedrehten Zigarette. Und nimmst auch einen Zug. Jetzt verstehst du, wo er bzw. sie die ganze Zeit gewesen war. Irgendwo anders, in einer anderen, schöneren Welt.
Du hast immer von außen dagegen geklopft, aber es hat keiner aufgemacht. Du hast versucht, die Tür einzureißen, aber sie blieb verschlossen. Du warst verkrampft und die anderen war locker.
Er war still und du warst laut. Er ist jünger als du, aber völlig überlegen. Er hat die lockere Lebenseinstellung. Und du verwendest deine kostbare Lebensenergie.

Zuckersüß

Ihre Stimme ist weich und schön. In ihren Augen spielt ein Hauch Unsicherheit und Ängstlichkeit. Dennoch hatte sie den Mut, dich einfach so anzuquatschen. Davon warst du überrascht. Einfach so jemand Fremdes angequatscht, das machen nur sehr mutige oder sehr junge Menschen. Oder sehr verzweifelte.

Sie könnte deine Tochter sein. Und du magst sie sofort. Sie ist dir sympathisch. Keine Ahnung, warum, wieso – spielt auch keine Rolle. Du magst sie einfach.

Sie hat dir auf Facebook eine Freundschaftsanfrage gesendet. Und mit ihrer lieblichen zarten Stimme auch noch eine Sprachnachricht. Du sitzt da und bist verdutzt. Warum? Wie hat sie mich gefunden? Was will sie von mir? Du bist neugierig und forschst nach. Es kommt sogar eine Antwort. Es klingt professionell und gar nicht mehr so süß. Du bist misstrauisch geworden und recherchierst über sie. Es dauert lange. Aber du bist eine Spürnase. Und du findest endlich den Haken an der Geschichte.

Sie ist Opfer einer Betrugsmasche geworden und sie sucht jetzt neue Opfer, die sie mit reinziehen kann. Du bist überrascht- aber eigentlich nicht wirklich. Du hast dir sowas schon gedacht. Aber sie fragt dich gar nicht nach Geld. Sie macht das sehr indirekt. Man soll sich melden, wenn man mehr Infos möchte. Sehr schlau, so kann man nichts zurückverfolgen und nach außen sieht alles glatt und perfekt aus.

Du guckst dir nochmal ihre Bilder an. Sie sieht sehr nett aus. Sehr süß und hübsch. Du kannst nicht widerstehen, du kannst ihr nicht böse sein. Und du hast ein bisschen Mitleid. Sie scheint noch zur Schule zu gehen oder gerade mit dem Abi fertig zu sein. In diesem Alter braucht man viel Geld und glaubt alles. Und so wird man auch leicht ein Opfer.

Der Verkäufer war so glaubwürdig!
Komm, wir nehmen das Beste aus der Frucht und pressen es in bunte Kapseln. Die sehen schön aus und rascheln, wenn man die Packung schüttelt. Und dann erzählen wir den Zuschauern, dass das viel gesünder wäre, als wenn wir dieses furchtbare, gesunde, echte Obst essen würden.

Tut mir leid, meine Hübsche, aber auf dich falle ich nur ein bisschen rein.

Aber warum bist du zu mir gekommen? Ich bin viel älter als du. Ich wirke nicht dumm und naiv. Auf sowas würde ich nie reinfallen. Möchtest du vielleicht, dass ich dir die Hand reiche und dich aus dem Sumpf ziehe, in den du viel zu jung geraten bist?

Brauchst du ein bisschen Geld? Brauchst du jemand mit einer weißen Weste?

Frau Piotrowski – 3

Nachdem du genug getrunken hast und dein Schwarm definitiv nicht mehr kommt, beschließt du nach Hause zu fahren. „Nach Hause“, wo war das nochmal? Du strengst deinen kleinen süßen Kopf an, aber es kommt fast nichts raus.

Mit Müh und Not findest du den Autoschlüssel in deiner überfüllten Handtasche. Das Auto steht gleich um die Ecke. Du lässt den Motor an und fährst in Schlangenlinien durch die Nacht.

Es regnet. Es ist windig. Der Seitenwind verstärkt deinen unsicheren Fahrstil noch. Scheißegal denkst du dir und rülpst.

Zu Hause ist Licht in der Garage. Da fällt dir ein, dass da noch jemand ist.
Du hast seinen Namen vergessen. Du nennst ihn nur noch „Lusche“ oder „Depp“.

Der Depp steht in der Garage und baut mal wieder irgendwas. Du fährst schief in die Garageneinfahrt und erwischst einen Blumentopf. Scheißegal, denkst du dir.

„Na“ sagst du zu ihm. Auf mehr hast du keine Lust.
Er bastelt an irgendwas. „Was ist das denn?“ du schaust ungläubig auf die Maschine, die er sich da gekauft hat. Es ist ein riesiges Teil, das die ganze Garage verstopft.

„Hi Schatz, schön dass du da bist. Schau mal ich hab mir einen Rasentraktor gekauft.“

„Einen was?“ Du reißt die Augen auf. Sofort wirst du sauer.

„Ja einen coolen Rasentraktor. War im Angebot. Hat nur 2.500 Euro gekostet. Und dazu gab es noch eine Häckselmaschine.“ Die besagte Maschine steht noch in Folie in der Ecke. Sie sieht riesig aus. Und überflüssig.

Du merkst wie es in deinem Gesicht weiß und kalt wird. Ein Rasentraktor.. im Dezember.
Weil ja auch im Moment soviel Rasen wächst.

„Aha“ das ist das einzige was du rauskriegst. „Du weißt aber schon, dass ich das Geld eigentlich für was anderes gebraucht hätte?“

„Ja tut mir leid Schatz. Du kannst deine Sachen ja dann später kaufen.“

Du sagst nichts mehr und gehst ins Haus.

Da ist noch irgendwer. Du hast sie fast vergessen.
Deine Tochter. Sie ist krank und liegt im Bett. Sie will mit dir reden. Aber du hast irgendwie keine Zeit.

„Hallo Mama“ sagt sie und guckt dich mit großen Augen an. „Wo warst du?“
„Hi Schatz.. ich war.. weg.. hab jemand getroffen. Oder zumindest versucht, jemand zu treffen.“

„Du siehst traurig aus, Mama.“
„Ja..echt? hm..“

Sie hustet. Du machst ihr was zu essen. Eine warme Suppe. Und hörst ihr zu.

Dann kommen die Tränen.

Frau Piotrowski – 2

Heute geht es Dir richtig dreckig. Dein Schwarm ist natürlich nicht gekommen an dem Abend.
Du hast zwar seine Nummer, aber er antwortet nicht. Die Liste Deiner Nachrichten auf WhatsApp wird immer länger. Du schämst dich. Es sieht dumm aus. Du schreibst, aber er antwortet nicht.

Er ignoriert dich total, dieser Schuft! Erst macht er dir schöne Augen, dann die totale Abfuhr. Er hat noch nicht einmal den Mut, es dir zu sagen. „Ich will dich nicht verletzen, Paulina“ scheint er zu denken. Aber wieviel verletzend mehr ist GAR KEINE Reaktion!! Bitteschön! Das ist noch viel schlimmer.

Du merkst, dass du richtig eingeschnappt und beleidigt wirst. So hat dich noch keiner behandelt. Dieses Würstchen, dieser Schuljunge. Soll er doch zu Hause bei seiner Mama bleiben und am Computer zocken. Unreif! Er hat dich gar nicht verdient. Die schönste aller Frauen sitzt hier, ist freundlich und nett und wartet auf ihn. Hat sich extra schön gemacht. Und dann das!!

Du nimmst noch schnell einen Schluck aus dem Weinglas, das vor dir steht. „Noch eines bitte“ sagst du zum Kellner, der immer ganz schnell an dir vorbei sprintet und dich meistens gar nicht wahrnimmt. Er ist schon etwas älter und hat einen interessanten Bart. Er ist klein und dicklich und sieht fast aus wie ein Zwerg aus einem Fantasy-Roman. Manchmal glotzt er dich aus seinen braunen Augen an. Du glotzt zurück. Aber ansonsten ist er nicht dein Typ.

Der Alkohol betäubt dich und lässt die Gefühle etwas besser ertragen. Du merkst, wie deine Wangen warm und rot werden. Scheißegal, denkst du dir. Und nimmst noch einen Schluck. Die Weihnachtslichter verschwimmen. Die Geräusche der Kneipe werden zu einem Brei. Alles leuchtet, alles schwimmt. Du verlierst den Halt. Es ist dir egal.

„Eigentlich würde ich mich gerne umbringen“. Der Gedanke kommt hoch, aber du drückst ihn schnell nach unten. Er ist genauso sinnlos wie alles andere.

Wegen einem so nem Typ! Lächerlich.

In der Toilette kontrollierst du noch schnell deine Frisur. Die Haare sind mal wieder verwuschelt. Deine Haut glänzt und ist fettig, die muss dringend abgepudert werden. Der Lippenstift ist auf der Oberlippe weg, aber auf der Unterlippe noch drauf. Sieht blöd aus. Schnell nachziehen.

Als du zurück kommst, checkst du nochmal die Kontaktliste deines Telefons. Da sind noch ein paar andere Typen drin. Du schreibst eine Nachricht an deinen alten Schulfreund. Du hast ihn immer gemocht, irgendwann dann aus den Augen verloren. Er ist stark und kräftig. Er hat eine Schulter zum Anlehnen und Ausheulen. Das wärs jetzt. Du magst seine Verrücktheit, dieses unberechbare, etwas zynische und arrogante. Das macht dich total an.

Deine Whatsapp-Nachricht wird sogar beantwortet. Sie klingt ein bisschen kühl. Genauso hast du ihn in Erinnerung. Kühl und männlich und überlegen. Genau das, was du jetzt brauchst. Jemand, der nicht soviel quatscht und nicht so viele Fragen stellt. Einfach nur puren, harten Sex.

Außerdem kennst du noch einen anderen Typ. Mehr so ein Künstler. Er macht viel auf Instagram, ist auch aus Mannheim. Er hat dein Interesse geweckt. Keine Ahnung warum. Gleich von Anfang an. Er macht dich nicht an, ist aber nett. Etwas älter als du. Hat auch Stil und Kultur.

Wie wäre es mit dem ? Es gibt soviele Männer da draußen, man braucht gar nicht auf die unreifen Bübchen zu warten. Es gibt so viele Singles. Es gibt so viel zu erleben. Also raus in die weite Welt.

Frau Piotrowski

„Frau Piotrowski“… du lässt den Namen immer wieder durch dein Gehirn wandern.
Er gefällt Dir. Er klingt gut.

Du stellst dir vor du würdest so heißen, wie der Mann, den du begehrst.

Eigentlich mochtest du den Namen zuerst nicht. Er klang etwas fremd, seltsam. Er hat dich zuerst überrascht, so wie der Träger des Namens dich überrascht hat.

Aber vom Namen und vom Träger gehen eine seltsame Anziehungskraft aus.
Etwas, das für dich völlig neu ist. Du magst ihn. Den Träger und den Namen.
Es vermischt sich. Beide werden eins. Du begehrst den Träger genauso wie den Namen.

Obwohl du das nie wolltest, kannst du dir plötzlich vorstellen, dich so umbenennen zu lassen.

„Gestatten, Paulina Piotrowski“ du kicherst bei der Vorstellung. Wie albern das ist.

Aber du merkst, dass es viel mehr als nur Albernheit ist.

Du gehst durch die Stadt und stellst dir vor, wie wohl seine Mutter ist.
Die diesen Namen trägt. Er hat ein paar Mal von ihr erzählt. Er scheint sie sehr zu mögen. Er schwärmt beinahe von ihr. Sofort bist du eifersüchtig geworden, als du gemerkt hast, wie viele Gefühle da wohl im Spiel sind.

Auch das ist neu. Nie hast du dich für die Mütter deiner Partner interessiert. Aber bei ihm schon.

Du gehst durch die Stadt und stellst dir vor, du bist sie. Du hast dich extra chic gemacht und ganz schön geschminkt. Sie ist ja auch älter als du. Sie ist bestimmt eine Dame und sie hat Stil.
Nicht so zerzaust und ungepflegt, wie du manchmal rumläufst. Hier auf dem Land kümmern sich die Leute nicht so um das Aussehen. Es muss praktisch sein und schnell gehen. Kann auch mal Erde und Dreck vom Feld dranhängen. Es wird halt „geschafft“. Egal.
Aber in der Stadt? Wo die chicen und gut erzogenen Menschen der Oberschicht wohnen? Das ist alles ganz anders.

Du mussst jetzt ihren Stil kopieren, um mithalten zu können. Dein Gewicht stört dich, du willst noch mehr abnehmen, um so auszusehen wie sie. An den Haaren musst du was machen. An den Zähnen, etwas aufhellen wäre nicht schlecht. Der Teint darf nicht so grau sein!

Du hast dir eine neue schwarze Handtasche gekauft, die sehr chic und damenhaft aussieht.
So eine Tasche hattest du noch nie. Überhaupt achtest du in der letzten Zeit sehr darauf, dass alles gut zusammenpasst und schön aussieht.

In Mannheim gehst du in jedes Café und genießt die neugierigen und offenen Blicke, die dir seit neustem zugeworfen werden. Egal, wohin du gehst, die Menschen reagieren gleich positiv auf dich.
Spüren sie deine Verliebtheit?

Dabei machst du nicht viel. Du trägst deine blonden Haare offen, du hast dich chic gemacht, ein bisschen geschminkt und du lächelst jeden an. Du kannst nicht anders.
Du musst nett sein. Du willst kommunizieren und das geht nunmal gut über Blicke. Du bist gerne nett und hübsch.

Du bist gerne Frau Piotrowski.

Du stellst dir vor, er sitzt dir gegenüber und lächelt dich an. ER bewundert dich und zuckt zusammen, wenn du den Raum betrittst. Er ist zurückhaltend und nett. Höflich und charmant. Er ist nett zu dir, weil er dich wie seine Mutter behandelt, zu der er ein gutes Verhältnis hat.

Du machst ein paar Späße mit ihm und bist überrascht, wie gut das klappt. Ihr müsst immer beide zusammen und unwillkürlich lachen. Du planst es nicht, es schwingt einfach gut. Ihr gleicht euch sofort an.

Aber er ist nicht da. Nur in deinem Kopf. Du sitzt alleine in dem Café und vermisst ihn. Eine große Liebe ist in deinem Bauch. Dein ganzer Körper strahlt und leuchtet. Du bist verknallt über beide Ohren und vermisst ihn. Er ist da und auch wieder nicht.

Wo ist er ?

Wann kommt er endlich zum Essen?