Das goldene Osterei

Passend dazu : Flash mich

Ganz gut geschlafen bis 9:30 Uhr, die Sonne blinzelt schwach durch die staubigen Scheiben, die Heizung gluckert vor sich hin, es duftet nach Kaffee. Der Hals kratzt, der verschlafene Blick auf das Außenthermometer zeigt 4 Grad plus (minus? kommt mir so vor), es muss Ostern in Deutschland sein!

[Rückblick]

Ende Januar wurden im Supermarkt die ersten Osterhasen-Paletten eingefahren. Die Vorräte stapelten sich bis zur Decke. Leider hatte ich da noch keinen Appetit auf Schokolade in Hasenform. Anfang März hab ich mich dann getraut und das erste gekauft. Die Paletten wogen zusammen immer noch 1270 kg und waren nur mit Hubwagen zu bewegen. Manchmal sah man gestresste Verkäufer wie sie verschwitzt die riesigen Warenmengen hin- und herbewegten.

[Zeitsprung]

Gestern wollten wir auf den letzten Drücker, also genau einen Tag vor Ostern, Oster-Geschenke kaufen. Schlechte Idee! Die Vorräte waren krass reduziert. Aus den zwölf Paletten Osterhasen und Eier sind nun drei geworden. Künstliche Verknappung! Die Leute haben sich fast um das Zeug geschlagen! Überhaupt, die Leute! Ein Ameisenhaufen ist eine Yoga-Veranstaltung dagegen. In der Hektik übersah man auch die Preisschilder. Einbilden konnte ich mir nur den Geschäftsmann des Süßwaren-Konzerns wie er sich heimlich in seiner Fabrik die Hände rieb. Und die Chefs der Handelskette in ihreen verspiegelten Büros, wie sie die Massen konttrollierten und individuellen Einkaufs-Profile mit Hilfe der Überwachungskamera und den Kassenbons erstellten.

Aus der großen kapitalistischen Waren-Freiheit wollten wir anschließend noch eine dämpfende Kuppel-Lampe für den Küchentisch kaufen. Leider war hier der politische Druck und die Lobbyarbeit aus der EU mal wieder stärker als der freie Wille. 60 Watt-Birnen mit herkömmlichen Glühdraht gibt es nicht, 75 Watt- Birnen schon lange nicht mehr. Ein paar funzlige 40 Watt-Birnen sind noch zu haben. Aber auch die sind gefährlich. Mit denen kann man das Klima erschlagen. Also müssen sie verboten werden. Kohle- und Gaskraftwerke sind allerdings noch weiterhin erlaubt.

Ganz unten, am Rand des Regals fanden wir eine Kuppellampe. Eine in 40 Watt und eine in 60 Watt. In 60 Watt! Ich konnte es kaum glauben, dass das noch erlaubt ist. Die Verpackung war indes leicht verstaubt. Man musste sich bücken, die Knie knackten und der Gürtel spannt ein wenig. Zur Auswahl, in der Premium-Etage, standen jede Menge sündhafte teure LED-Lampen ab 14 Euro aufwärts. Aber nicht verspiegelt, nicht gedämpft. Einfach eine Lampe halt. „Warm-White“. (Und was ist mit den Leuten, die kein Englisch können?) Im riesigen Lieblings-Baumarkt mit den 12.000 Quadratmeter Produktfläche. Ich schnappte mir zwei Ostereier-Glühbirnen und trug sie wie einen zarten Schatz durch den ganzen Baumarkt vor mir her. Jetzt soll mich bloss keiner anrempeln! Ich hab hier etwas sehr wertvolles vor meiner Brust.

[Epilog]
Bildete ich mir das ein, oder grinste die Verkäuferin, als sie uns sah? Ein Schmunzeln konnte sie wohl nicht verkneifen.

Aber ich hatte meinen Schatz. Und ganz vorsichtig navigierte ich mich durch das Labyrinth der Massen. Geschafft! Draussen an der frischen Luft wehte mir der kalte, eisige, Nord-Ost Sibirien Wind um die Nase. Es regnete.

Zu Hause schraubte ich das goldene Osterei rasch ein. Zu dunkel, dachte ich mir spontan.

Frohe Ostern euch alle!

Headlines

An dem Tag zitterten und bebten die Medien förmlich. Alle waren gleich geschaltet. Ob kleiner Nischen-Radiosender oder große Tageszeitung, ob Online-Autritt, App oder Printausgabe. Überall konnte man die gleichen Schlagzeilen und Erkenntnisse lesen.
Es war unmöglich, den tragischen Ereignissen irgendwie zu entkommen. Morgens beim Zähneputzen, nach der Dusche mit dem Radio, beim Autofahren, beim Kaffeetrinken in der Zeitung, beim abendlichen Abschalten am PC, geweckt mit dem Smartphone und der neusten Headline. Schöne neue Welt, der ständigen Erreichbarkeit und der fast gleichzeitigen Vernetzung.

Solidarität und Anteilnahme soll um jeden Preis gezeigt werden. Tlw. mit sehr seltsamen Auswirkungen: TV Total wird an dem Abend nicht gezeigt. Ein Gewinnspiel im Radio wird kurzerhand abgesagt. Was es mit dem Unglück zu tun hat, ist mir noch nicht ganz klar. In der „Echo-Preisverleihung“ überlegt man sich einen kleinen Auftakt und studiert ein Drama ein, eine Schweigeminute ganz am Anfang. Alle sind für 30 Sekunden still. Dann, langsam, aber nicht langsam genug wird der Bogen wieder zur Entertainment-Show zurück gespannt. Die restlichen drei Stunden Übertragung sind genug, um den anfänglichen Schmerz und die aufkommenden, vielleicht echten, Gefühle schnell zu ertränken.

Die Fahnen wehen im ganzen Land auf Halbmast.

Die Schlagzeile und das Grauen sind überall. Sondersendungen werden eingerichtet. Experten werden aus jeder Nische gezerrt, damit sie für einen Tag im Jahr ihren Gala-Auftritt bekommen. Nicht, weil sie wichtig sind und geschätzt werden. Sondern weil die Medien-Maschinerie es so vorgibt. In Twitter logg‘ ich mich schon gar nicht mehr ein, es wäre zuviel. Auch in den klassischen Medien gibt es Erdbeben und News-Wellen, diese sind schon heftig genug und machen vor nichts halt.

Der anfänglich aufgelegte Presse-Kodex hält nicht lange stand. Zuerst will man nichts über die Hintergründe oder gar Erkrankungen des Betroffenen sagen, denn es herrscht ja Schweigepflicht und Diskretion. Zuerst will man den Namen und das Gesicht des Piloten nicht veröffentlichen, aus Rücksichtnahme. Nicht lange hält dieser Damm den Wassermassen der Presse-Ozeane und deren Recht auf „Erkenntnis und Erregung“ stand.

Es wird alles weggespült. Alle Tabus fallen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf ihre Meinung. Der kleine Mann auf der Straße soll sich sein Urteil bilden. Nicht die Technik, nicht das Flugmodell, nicht die Airline, nicht die Kontrollen, nicht das System ist schuld. Der einzelne war´s. Wir haben das Bauernopfer. Hängt ihn höher! Auch wenn er schon tot ist. Über Tote soll man nicht schlecht reden? Diese Regeln kommt wohl aus dem 19. Jahrhundert. In unserem Jahrhundert aber zählt das alles nicht mehr. Die Welt ist schnell geworden, komplex, erbarmungslos schnell, erbarmungslos grausam-genau für alle, die nicht mithalten können.

Das schnelle Urteil hilft dem System, Schaden von ihm abzuwenden. Die Medien arbeiten für die Mächtigen. Die Meinung ist schnell gelenkt. Wir können uns entspannt zurücklehnen. Denn es ist so gewollt. In drei Tagen, vielleicht schon in zwei werden wir über andere Dinge reden. Über die PKW-Maut, über Griechenland, über die Flüchtlinge, die Demografie.

Und dann, werden wir wieder entspannt in den Urlaub fliegen und auf dem Smartphone die neuste Headline lesen…

Es ist..

Musik: Goodbye ft. Apparat

… zäh. Und funktioniert nicht. Da ist der Versuch, sich über etwas zu freuen, doch es gelingt nicht. Seltsam unberührt bist du von den Wogen des Lebens. Du stehst mittendrin, aber sie prallen nur an dir ab. Du bist da, aber doch nicht da. Alle erwarten was von Dir. Ein Fels in der Brandung! Leistung! Bereitschaft! Verfügbarkeit! Arbeitskraft! Moral! Überlegenheit! Souveränität! Männlichkeit! Ausfallsicherheit! Kraft und Linearität, volle Kontrolle!

Aber wie sollst du was kontrollieren, wenn du dich selbst nicht unter Kontrolle hast?

Die Maschinen kannst du noch verstehen, diese sind logisch aufgebaut. Nachvollziehbar, physikalisch, mathematisch. Zu bewältigen mit Intelligenz und Anstrengung. Aber Deine Gefühle nicht. Diese sind weit weg und gehorchen anderen Regeln. Irrationalen Regeln, die tief verborgen liegen. Die manche nie verstehen. Eine verschlossene „Black Box“. Etwas unbekanntes, was du lieber verdrängen würdest.

Der Arzt hat zu dir gesprochen. Ferne Worte, die da wie in einem Nebel zu Dir klingen. Er versteht es doch nicht, was du fühlst.

Du sitzt am leeren Tisch und starrst die leeren Wände an. Die Fotos. Zeitungsberichte. Deine Erfolge und Pokale. Deine Freunde auf Facebook. Deine Abschlüsse und Zeugnisse. Du hasst alles, es ist Dir nichts wert. Vespürst aber doch keine Regung. Du würdest gerne mal wieder hassen! Mal schreien! Mal alles rauslassen! Aber ein Kloß versperrt den Weg in die Freiheit. Noch nicht mal weinen kannst du. Es ist einfach nur eine große, alles verzehrende Leere.

Wie ein Korken auf einer Flasche und du bist die Flüssigkeit darin, die schon lange nicht mehr gelebt und geatmet hat.

Dein angestauter Frust und deine Selbstkontrolle machen dich über die Jahre stärker. Du lernst, die Dinge mit dem Kopf zu kontrollieren. Eine Eigenschaft, die geschätzt und mit viel Anerkennung und Geld belohnt wird. Du bist jetzt wer und geachtet. Es reicht aber nicht, das Gefühl der Anerkennung dringt nicht zu dir durch. Du siehst es im Raum, aber du fühlst es nicht. Es fühlt sich kalt an. Und Kälte hat noch niemals Kälte vertrieben.

Der Depp neben dir, weiß allerdings mehr. Er erinnert dich an deinen Vater. Wie er sich aufführt. Wieviel Erfahrung er hätte. Wie er dich von oben herab behandelt. So ein Idiot. Da ist wieder dieses Gefühl. Dieser Hass, diese Wut, aber sie kommen nicht raus. „Ich geh mal pinkeln“ sagt er. Ein Glück, endlich allein. Diesem Deppen wirst du es zeigen.

Du legst den kleinen Hebel um. Ein leises, kaum wahrzunehmendes Klacken bestätigt deine Entscheidung. Jetzt bist du allein. Geschützt von einer starken Tür, die niemand durchbrechen kann. So allein, wie du immer warst. Die Tür steht für die Schranke und die Mauer, die du um dich herum aufgebaut hast. Kein Mensch erreicht dich mehr. Da ist endlich Ruhe. Du atmest tief ein und aus.

Es fühlt sich befreiend an. Du bekommst die Kontrolle zurück.

Der Depp kommt zurück und klopft an deiner Tür.

Jetzt hast du die Macht! Ein Gefühl von Triumph und Stärke klettert in dir empor. Die Stärke, die du dir immer gewünscht hast! Hinter Dir. Macht über Hunderte von Menschen. Über Kinder, Schulklassen, Babys. Verliebte. Erfolgreiche und nicht so erfolgreiche. Es ist egal. Jetzt kannst du Gott spielen.

Du schiebst den Hebel nach vorne. Die Maschine sackt nach unten. Es ist eine Befreiung. Der Stahl- und Elektronikkoloss liegt in deinen Fingerspitzen. Es kostet nicht viel Kraft. Du hälst die Hand auf dem Hebel, ignorierst die Warnungen und das Gepiepe. Es ist alles egal. Du ignorierst alles und fühlst dich stark. Jetzt, einmal im Leben fühlst du dich wach und klar und mächtig genug. Du kannst der Krankheit entkommen. Deinen Konflikten. Es gibt eine Lösung! Die Erde kommt näher. Du denkst nicht an das danach, weil es für dich nie ein Danach gegeben hat. Im Gegenteil, jetzt freust du dich auf den Tod. Die Schreie hinter dir und die flackernden Anzeigen vor Dir nimmst du nicht mehr war. Es ist…

Ein neuer Stern

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In der letzten Zeit ist mal wieder viel passiert. Wenn man nicht gleich wieder alles aufschreibt, geraten die Dinge in Vergessenheit. Die Frage ist aber auch: Was ist es überhaupt wert, festgehalten zu werden? Dann, mit dem Ort des Blogs noch einen besonderen Ort zu bekommen, der auch noch von anderen gelesen werden kann?

Über die sozialen Medien und Netzwerke hab ich die letzten Tage mal wieder mehr nachgedacht, vor allem, wie ich sie nutzen möchte und was ihr Vorteil- bzw. der obligatorische Nachteil ist? Das liegt damit zusammen, dass ich meinen inneren Widerstand gegen ein Smartphone nun aufgegeben habe und seit ca. einer Woche mein erstes Smartphone überhaupt hab. Es war ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. 😉

Die Welt der mobilen Medien hat mich eigentlich schon immer gereizt, aber gleichzeitig auch abgestoßen. Vor vielen Jahren kam Apple mit dem ersten Iphone auf den Markt, was zwar nicht das erste Smartphone war, aber doch als marktbildende Grundlage für diese Geräteklasse angesehen werden kann. 2007 ist nur ein Katzensprung, im Rückblick kann ich sagen, dass ich mit 2015 zwarscheinlich „zeitgleich“ ein Smartphone gekauft habe. Im „hochaufgelösten“ Computerzeitalter sind diese acht Jahre aber eine kleine Ewigkeit.

Abgestoßen hat mich immer die Frage mit den Kosten, denn wenn man einen Handyvertrag mit Internet-Flatrate abschließt, kann man sich über die Vertragslaufzeit meistens zwei mobile Endgeräte für den Preis kaufen, rechnet man mal alles zusammen. (( Vertrag: 50 Euro pro Monat, auf 24 Monate = 1200 Euro; Neupreis Handy 200-600 Euro)) Ein kleines, billiges Prepaid-Handy für die Hosentasche erschien mir da immer die sinnvollere Alternative. Abschreckend ist auch die Frage mit dem Datenschutz und die Möglichkeit für andere Menschen (z.B. NSA, Google, Facebook), einen permanent zu überwachen und bei der Datennutzung passiv mitzulesen. Auf der anderen Seite ist ja auch die Nutzung vieler Dienste und Errungenschaften kostenlos, also muss man sich fragen, ob man nicht bereit ist, diesen hohen Preis mitzutragen? Und das, was letztendlich auf dem Smartphone oder in sozialen Netzwerken landet, liegt am Ende immer noch in der eigenen Kontrolle. Das Smartphone ist wie ein Gullideckel im eigenen Datenkosmos, wo die Daten nur allzu gern und frei jeder Kontrolle mit dem Abwasser durchfließen. Diese Fragen sind also abschließend noch lange nicht geklärt, aber zumindest mal temporär überwunden und werden nun mit neuen praktischen Erfahrungen kombiniert und hoffentlich auch inhaltlich „aufgewertet“.

Mein erstes wirkliches mobiles Gerät war daher auch kein Smartphone, sondern der Kindle von Amazon. Über den gibt es hier im Blog Berichte und Reviews und damals hatten sich einige Diskussionen im Blog über dieses Gerät gebildet. Der Kindle hat mich am Anfang schwer fasziniert, vor allem wegen der guten Ergonomie und der neuen Leichtigkeit des Lesens, die man damit erfahren konnte. Alles schön in einer Hand halten, die ganze Bibliothek der Welt in der Jackentasche!
Abgelöst wurde diese Euphorie eigentlich erst von meinem ersten 7-Zoll-Tablet, das mir gleichzeitig die Welt in das Android-Betriebssystem von Google eröffnete. Hier war die virtuelle Erstfaszination eigentlich fast noch größer als beim Kindle. Vor allem das schnelle Ansprechen, der gute Display, die Vielseitigkeit der „Apps“ und das WLAN wurden für mich schnell Gründe, das Tablet jeden Tag zu benutzen und eine wirklich gute Alternative zum PC aufzubauen. Der PC wird auch weiterhin benutzt und hat vor allem Vorteile bei der Ergonomie, der großen Tastatur, der aufrechten und „büromäßigen“ Verwendungsweise, und dem großen und leuchtstarken Display. Auf dem PC kann man wesentlich mehr produzieren und kreativ tätig sein, auf dem Smartphone überwiegt meistens die passive Konsum-Nutzung.

Aber für die „Informationslücken zwischendurch“, mal eben schnell was googlen, auf Wikipedia nachschlagen, die Öffnungszeiten studieren, die Beschreibung beim Online-Händler durchlesen oder rasch eine Email beantworten… wurde das Tablet bald unschlagbar. Nach ein paar Monaten bereute ich dann auch, nur die Wifi-Version gewählt zu haben, denn unterwegs ohne Wlan oder kostenlosen Hotspot macht das mobile-stationäre Tablet nur halb soviel Spaß. Der Weg für das erste richtige Smartphone wurde geebnet.

Und was hat sich jetzt geändert? Wie zu erwarten, stößt das handliche Smartphone mit Android genau in die Benutzungs-Kerbe, die das Tablet schon für über zwei Jahre eingeschlagen hat. Am Fernseher liegt jetzt das kleine, praktische Smartphone, beim Kochen auf dem Küchentisch, beim Schlafen auf dem Nachtisch, beim Besuchen von Freunden wird es herumgezeigt, beim Einkaufen und Wandern rutscht es in die Gürteltasche und manchmal frage ich mich, wo es jetzt gerade liegt und dann schießen mir Tränen in die Augen… Wirklich neu hinzugekommen sind nur ein paar wenige Dinge, z.B. die Nutzung von „What´s app“, das mir schon von sehr vielen Leuten empfohlen wurde und anscheinend aus dem Alltag vieler Smartphone-Nutzer kaum noch wegzudenken ist. Im Grunde ist es aber nicht viel mehr als ein aufgeblähter SMS-Dienst, mit dem man halt jetzt noch Bildchen und Videos verschicken kann. Und dass die Chronik sich nie löscht und man den ganzen Kram, den man so verzapft hat, noch tagelang in der Dialog-Liste lesen kann… praktisch sind auch Features wie GPS oder Schrittzähler, mit dem sich das Anschaffen weiterer Gadgets und Geräte erstmal erübrigt. Und natürlich die mobile Kamera, die immer und überall gezückt werden kann, die schnell anspricht und sogar noch passable Fotos schießt. Mit einem Tablet Fotos zu machen, sieht auch einfach viel zu albern aus, fast so albern wie ein Selfie-Stick…

Die Stärke der Smartphone ist auf jeden Fall ihre Vielseitigkeit und dass sie gleich mehrere Geräteklassen gleichzeitig ersetzen können. Sie führen die vielen Informations- und Datenströme, denen der Mensch ausgesetzt ist, zusammen und vereinfachen und komprimieren seine Lebenserfahrung. Das Leben wird kompakter, schneller, intensiver, bunter, aber wird es auch länger, gelöster, freier und besser?

Und was ist mit den Altgeräten, den wertvollen Edelmetallen und den gebundenen Kohlenstoffen? Der Kindle wird schon lange nicht mehr benutzt, weil es ja bei Android die praktische „Kindle-App“ gibt, die alles andere verdrängt hat. Schlau gemacht, Android! Hier wird sich Amazon noch die Zähne ausbeißen. Das zwei Jahre alte Tablet ist mittlerweile rucklig und nicht so leuchstark wie das neue Premium-Handy, schon kommt es in die „Losers Lounge“ und wird nur noch mit dem kalten Rücken angeschaut…will es jemand haben? Als Mp3-Player fürs Badezimmer oder den Crosstrainer kann man es noch verwenden… und dann ist da ja noch der alte Micro-SD-Chip, vollgestopft mit Adressen und Karten-Daten von den letzten Reisen. Ja, das muss ich eines Tages noch übertragen.. aber dann, wird der neue Star am Himmel das Smartphone sein!

 

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Frühlingssonne

Der Frühling ist dieses Jahr etwas früher da als sonst. Gestern wurde eine Wetterkarte gezeigt, in der man die Temperaturen an diesem Tag mit denen aus 2013 verglich. Da stand dann überall 0, -1, 2, -2, usw. wohingegen heute überall schon 8, 10, oder sogar 12 Grad plus am Tag steht. Auf einer 16-Tages Vorhersage im Internet stand für Ende März sogar schon 20 Grad, das wäre fast ein Sommertag.

Auch jetzt scheint wieder die Sonne. Allerdings sind die Pflanzen noch nicht so weit. Sie haben anscheinend einen Timer eingebaut. Nur, wenn das Wetter über eine bestimmte Zeit lang warm ist, trauen sie ihre Säfte zu mobilisieren und die Blüten aus den Zweigen zu schieben. Im Zeitraffer sieht das immer toll aus. Aber wer weiß, wo noch andere Sensoren stecken? Vielleicht messen sie auch die Bodentemperatur.. oder sogar die Luftfeuchtigkeit, vielleicht den Luftdruck? Auf jeden Fall weiß die Pflanze, wann es soweit ist. Am wahrscheinlichsten liegt es am Licht. Auch das Gras welkt noch vor sich her (wahrscheinlich fehlt der Regen), sehr rege sind hingegen schon die Krokusse und die Schneeglöckchen (meistens die ersten) schon wieder fast verwelkt.

Die Luft kommt mir etwas trocken und staubig vor und bei den ersten Spaziergängen in der Frühjahrssonne hatte ich den Eindruck, dass sogar die Allergien schon losgehen. Hasel und Erlen-Pollen sollen ja schon unterwegs sein.

Der eigene Körper wird dieses Jahr etwas mehr angetrieben, passend zur Fasten-Jahreszeit der Energieeinsatz reduziert (das ist allerdings schwierig, bei dem Überfluss an Nahrung in Supermärkten und allen anderen Ecken und Enden) und versucht, wieder mehr Sport zu machen und die Kondition zu verbessern. Eines Tages sind wir im Wald spazieren gewesen, da haben ein Junge und sein älterer Bruder Fußball gespielt, aber sie sind nebenbei noch den Berg hochgelaufen.. wir hatten versucht sie zu überholen, was gar nicht so einfach war, weil sie auch schnell waren. Am Ende hab ich den Sauerstoff tief in die Bronchien gesogen, sie fingen an zu brennen und die Lunge (und ich) war(en) erstaunt, dass da am Ende auch noch Lungenbläschen sind, die man einsetzen kann! Das Herz schlug wie verrückt und kam endlich mal aus dem „Energiesparmodus“ raus. Die Laune wurde immer besser, am Ende des Tages hatte ich ein Dauergrinsen im Gesicht… 😉 Sonne und Sport sind die besten Mittel gegen geistige Trägheit, aber auch gegen Depressionen oder Stimmungstiefs.
Warum nur ist es dann so schwer, sich überhaupt aufzuraffen, wenn der Körper uns mit solch tollen Endorphinen für die Anstrengung belohnt? Der Körper ist wie eine träge Masse und will erstmal im gewohnten Zustand verharren. Das kennt er, das kostet keine Energie. Vor allem auch keine mentale Energie! Von der Evolution sind wir anscheinend so ausgestattet, dass wir Energieverbrauch vermeiden müssen. Nahrungsmittel, aber auch Wasser und Salz (für den Elektrolythaushalt) waren ja nicht immer im Überfluss vorhanden, so erkläre ich mir das. Also ist es prinzipiell immer leichter, Energiespeicher in Form von Fett aufzubauen, als sie über Muskelarbeit abzubauen. Es muss zwangsläufig nur in die eine Richtung gehen, so wie bei der Zahnpasta ist der Weg raus viel leichter. Beim Menschen ist der Weg rein viel leichter… Außerdem gibt es Unterschiede im Grundumsatz, was sich wiederum bei den Unterschieden im Alter oder im Geschlecht zeigt: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=28994

Wahrscheinlich hat sich im Laufe der Jahrhunderte daher ein Mensch herausgebildet, der belohnt wurde, wenn er keine Energie verbrauchte. Wir sind ja sehr ausdauernde Läufer und Jogger, bedingt durch die Jagd in der Steinzeit hat sich hier eine besonders hohe Ausdauer beim Menschen entwickelt, ein federndes System (schaut man sich z.B. den Aufbau der Beine und der Füße an), dass eine hohe Energierückgewinnung ermöglicht und den Menschen vor allen anderen „Tieren“ die höhere Ausdauer vor seinen Beutetieren verleiht. (.. mehr dazu)

Nur, warum sitzen wir dann lieber vorm Computer und belustigen uns an zusammengesetzten Zeichen, die wir dazu mit dem linken oder rechten Zeigefinger noch hin und herbewegen (scrollen) können? Weil das Gehirn sich in den Vordergrund drängt. Uns mit Dopamin und anderen Botenstoffen für neue Erfahrungen belohnt. Anstatt, dass wir rausgehen und uns mit den Nachbarn unterhalten und auf dem Dorfplatz gucken, „was es Neues“ gibt, haben wir die Neuigkeiten direkt hier drinnen, auf unserem Bildschirm. Wie ein Fenster zur Welt, sehr bequem, sehr sicher, alles schön aufbereitet und immer nur ein paar Millisekunden von der letzten Neuigkeit entfernt. Und was macht der Mensch, der von der Evolution zum Energiesparen angeleitet bzw. programmiert wurde? Er nimmt diese Neuigkeiten wie ein Schwamm auf, bildet immer weitere Gehirnzellen, und Verbindungen („er wird reifer, bzw. weiser“) und lehnt sich entspannt zurück, vergisst ganz, dass er noch in einem Gerüst aus Haut und Knochen lebt und dieses Gerüst auch hin und wieder gepflegt und trainiert werden muss. Wer das auf längere Zeit nicht macht, riskiert die sog. Zivilisationskrankheiten, Übergewicht, Diabetes, Herzschwäche, Rückenprobleme… Verrückt, obwohl der Körper uns vorgibt, dass es gut sei, möglichst viele Nährstoffe aufzunehmen und uns möglichst nicht zu bewegen, wissen wir mittlerweile mit dem Kopf, dass das Ungleichgewicht auch nicht gut für uns ist. Wir haben also einen Konflikt zwischen dem unbewussten Gefühl und dem reinen theoretischen Wissen, das in die Praxis umgesetzt werden muss.

Unsere Gesellschaft bietet einen schwierigen Ansatz zur Lösung, denn sie ist kopflastig! Sie belohnt die hohe Schulbildung, aber auch das theoretische Wissen an sich! Wer am meisten weiß, verdient am meisten und hat den meisten Respekt. Handwerker haben einen eher schlechten Ruf, körperliche Arbeit gilt als schmutzig und nicht so wertvoll. Körperlichkeit ist eher sekundär (es sei denn, sie wird zur Schönheit umgedeutet) und ganz am Ende der Skala der beliebten Werte stehen die Gefühle („die Gefühlsduselei“) oder ein eher unbewusstes, intuitives Aufnehmen von Reizen und Sachverhalten. Dabei sind die Intuition und die Erfahrung das, was uns im Leben am besten hilft, auch wenn wir den Computer und das Smartphone mal nicht zur Hand haben.

Es gehört irgendwie alles zum Großen und Ganzen, muss berücksichtigt und in unseren Alltag integriert werden, wenn wir gesund bleiben wollen.

In Zeiten des Jeck

Liebes Tagebuch,

der heutige Tag hatte keine klare Tendenz. So wie das Wetter scheinen mir auch die Menschen und meine eigenen, inneren Einstellungen. Tagsüber gibt es klaren Himmel, helle Sonne und die eine Seite in mir zieht es nach draußen, ruft „Aktivität“ ! Und am abend bin ich erschrocken, wie kalt es noch ist. Die Kälte kriecht durch die Ritzen und der Winter meldet sich lautstark zurück, dass man ihn nicht vergessen möge.

Auch bei den Menschen ist eine zwiespältige Haltung zu beobachten: Da ist eindeutig die klare Entschlossenheit etwas zu ändern. Das Jahr nun endlich beginnen zu lassen! Auf die hohlen Worte der Versprechungen und guten Vorsätze endlich die passenden Taten folgen zu lassen! Von der Straße klingen wieder mehr Geräusche, der Verkehr nimmt zu. Das Telefon klingelt wieder öfters, jeder der Stammesbewohner kriecht aus seiner Höhle und checkt mal so „die erste Lage“. Die Gespräche sind aber meistens kurz und wirklich viel offenbart noch niemand über sich. Ein erstes Angähnen am Morgen, so scheint mir die Situation.

Dazu kommt eine kleine närrische „Verrücktheit“. Die tollen Tage stehen vor der Tür und schon kribbelt es mir in den Fingern, mal wieder was verrücktes zu tun, die Sau raus zu lassen und auf den eingefrorenen Winter-Block die richtige Antwort zu geben.

Die Gehirnzellen jaulen auf, die Gedanken sind noch etwas schräg und unsortiert. Welcher von den vielen Strömungen sich durchsetzen wird, ist noch nicht zu bestimmen. Kaum startet die Initiative, wird sie im nächsten Moment von Müdigkeit und Antriebslosigkeit quittiert. Wie ein stotternder Motor eines Autos im Winter, der immer mal wieder will (brumm, brumm), aber dann doch abstirbt, egal wie oft man den Schlüssel dreht. Der Kopf will schon, aber der Körper kommt noch nicht so ganz hinterher…

Aus den Medien und der Nachrichtenwelt gibt es nur wenig erbauendes zu berichten. Wie so oft, fällt mir die Niveaulosigkeit und Einfallslosigkeit der Berichterstattung aus. Überall gibt es Nachrichten, aber nirgendwo gibt es Meinungen. Gerade bei den meisten Online-Tageszeitungen gleichen sich die Schlagzeilen beinahe aufs Wort. Aber keiner der Autoren schafft es, mal über die Agentur-Meldung hinaus zu recherchieren oder dem ganzen eine klare Richtung zu geben. Wenn man eine Meinung sucht, dann findet man sie meistens in den Kommentaren. Dort ist das gegenseitige Extrem: Es gibt sehr viele Meinungen und Bewertungen, viele gehen in ganz unterschiedliche Richtungen. Sachlichkeit vermisst man, dafür gibt es oft sehr subjektive Einschätzungen. Doch hin und wieder macht sich jemand die Mühe und hat einen längeren Kommentar, der beides enthält: Meinung, Wissen und Interpretation.

Welch Segen in der Medienlandschaft sind da die Blogs oder andere private Homepages! Wenn sie gut gemacht sind, vereinen sie sehr viele Vorteile: Sachwissen, Meinung, persönlichen Bezug und ein paar abweichende Meinungen von Kommentatoren und weitere Denkanstöße. Dazu noch kostenlos, also frei vom Einfluss eines Konzern oder eines externen Geld- oder Arbeitgebers. Wie schwierig das manchmal mit der Meinung ist, hab ich ja in diesem Artikel besprochen: www.ja-blog.de/2010/10/die-illusion-des-virtuellen/ So wie er da steht, hat er im Grunde auch heute noch seine Gültigkeit.

Die Zeitungen mögen zwar über fallende Verkaufszahlen jammern und den generellen Ausverkauf des Journalisten-Berufs beklagen- die Frage aber ist: Was wird dagegen gemacht? Auch zwanzig Jahre nach dem „Neuland Internet“ scheinen mir die meisten Zeitungen und Zeitschriften noch keine vernünftige Antwort über all die „neuen Entwicklungen“ gefunden zu haben.

Nebenfrage: Woran liegt es eigentlich, dass gerade ein hochentwickeltes Industrieland wie Deutschland keine Großprojekte mehr hinbekommt, neue Trends kategorisch ablehnt (oder verschläft) und anderen Ländern in Sachen IT meilenweit hinterherläuft? Besonders zum Nachdenken fand ich diese Meldung: Nur mit einer gemeinsamen europäischen Anstrengung ist es überhaupt noch möglich, einen Giganten wie Google „einzuholen“. Kein Forschungsetat eines einzelnen Landes reicht dafür aus. http://www.heute.de/marktmacht-von-google-zdf-interview-zur-konkurrenz-der-internet-suchmaschine-und-deren-chancen-37120362.html

(Aber Google in Amerika ging doch auch von ein paar Einzelpersonen mit wenig Kapital aus. Wie haben die das geschafft und warum geht das bei uns nicht?)

Es reicht nicht, einfach den Kopf in den Sand zu stecken. Denn wenn man neue Trends verschläft, gibt man langfristig auch die Kontrolle über sie ab. Da nützen die vielen Klagen gegen Google und die ganzen Gesetzesinitiativen der EU überhaupt nichts. Die EU mit ihrem aufgeblähten Beamten- und Gesetzesapparat wirkt wie ein nörglerischer Kleingeist gegen die flotte und agile Gründerkultur in den USA.

Weniger Vorschriften und einfach mal Mut zur Initiative und zu etwas Neuem! Auch dafür kann die jecke Jahreszeit einen guten Impuls setzen!

Also liebes Tagebuch, nun hab ich genug gejammert und geschimpft.

Mal wieder sage ich danke für Deine Geduld

viele Grüße,

Deine News-Kommentatorin

Selbstliebe

~ Denn wie sagte einst ein weiser Mann? Die Probleme kommen schon von ganz alleine ~

Liebes Tagebuch,

die wichtigste Erkenntnis für mich heute war: Dass das Ego auch eine Daseins-Berechtigung hat.

Auch wenn es für den Buddhisten eine Art „Illusion“ ist und der Christ in seinem täglichen Wirken lernen soll, für den anderen da zu sein (also altruistisch zu sein), heißt es im Umkehrschluss nicht, dass das Ego eine Art Feind ist oder etwas, das man auf den Teufel komm raus bekämpfen muss. Nein, denn wenn wir so dächten, fielen wir doch nur wieder dem alten Schwarz-Weiß-Denkmuster anheim, dass wir ja eigentlich ablegen und mit etwas wertvollerem, ausgewogenerem und biologisch-abbaubaren-Glutenfrei-Gemeinverträglichen- politcal correctem ersetzen wollten!

Gerade empfindlichen und mitfühlenden Menschen passiert es ja leicht, dass sie sich verausgaben, dass sie anderen Menschen mehr Energie geben, als sie selbst haben. Dass sie also ständig überfließen und vor lauter Liebe und Energie-Abfluss gar nicht merken, dass sie selbst total ausbluten und ihr eigenes Ego übersehen haben. Wenn man das ganze als Waage sieht (bildhaft!), ist es gefährlich, wenn eine Seite einen Überhang bekommt: Totale Egoisten sind voll die Kotzbrocken und selbstaufopferne Hausfrauen-Muttis ohne Ego-Energie braucht auch keiner.

Selbst, wenn das Ego in seiner letzten Instanz eine „Illusion“ ist, heißt es nicht, dass es keine Wirkung auf uns hat. Allein dadurch, dass wir physisch und psychisch (=seelisch) existieren, haben wir ja quasi Zugriff unsere Gedanken-Energie, sind also der Strippenzieher für unser Ego und den ganzen Müll, den wir der Erde hinterlassen. Selbst, wenn es uns manchmal nicht bewusst ist, sind wir eine Person im Universum. Wir sind also voll und ganz verantwortlich für das, was wir tun. Wir sind geschäftsfähig, haben einen Personalausweis, eine Nummer bei der Rente, ein Profil bei Amazon, eins bei Facebook, also irgendwie „existieren“ wir als Person. Für unsere Freunde sind wir eine Variable, auf die sie bauen können. Diese Variable wird nur von uns gefüllt. Und mit einem Zufallsgenerator und einem Dialog-Modul sorgen wir für Abwechslung. Warum sind wir dann nicht stolz darauf? Selbst, wenn wir nur die Trilliarden an Bytes aus dem Internet saugen und auf den riesigen Datenspeicher Gehirn transferieren, so sind wir doch Teil des Systems. Wie sagte Heisenberg? Man kann kein System beobachten, ohne es zu verändern. Das ist im Grunde einfachste Physik. Die auch auf der sozialen Ebene funktioniert.
Wer könnte da sagen, dass es kein Ego gäbe? Wir geben dem Ego ja sogar einen Namen! Und ein Geschlecht. Bevor die Person auf der Erde ist, hat sie schon einen Stempel drauf. Manche Stempel hat man für immer, andere legt man ab. Ganz beliebig ist es hingegen nie.

Wir verteidigen das Ego, wenn es bedroht ist und jeden Tag müssen wir dem Ego Kohlenhydrate, Proteine und Cola reinschieben, damit es weiter überleben kann.

Das Ego hat in der Gesellschaft einen Nutzen. Es kann Steuern zahlen, die CDU abwählen und die PKW-Maut bezahlen. Und Kinder bekommen. Oder auch nicht. Es kann einen Computer kaufen, offene Strom-Rechnungen und Mietnebenkostenzusschüsse bezahlen, einen Burger und zwei Schokoriegel als Nachtisch vernaschen. (einfach so, weil es schmeckt!)

Selbst wenn wir die Augen schließen, ist das Ego noch da. Es klebt an uns wie ein Schatten. Je mehr wir uns um uns Sorgen machen, desto größer wird das Ego. Je mehr wir uns um andere kümmern, desto kleiner wird das Ego. Manchmal wird es auch künstlich klein gehalten. Wenn wir uns z.B. wieder nur verausgabt haben und nicht auf das Ego Rücksicht nehmen (dass wir ja hassen, weil wir alles an uns erstmal hassen) dann bekommt es Schmerzen. Rückenprobleme, Suchtprobleme, Übergewicht, Traurigkeit und Depression. All die Symptome sind also Anzeichen dafür, dass wir dem Ego (also uns selbst!) nicht genügend Liebe gegeben haben.

Dann gehen wir zum Arzt und hoffen, dass er unserem Ego ein bisschen Liebe und eine Spritze gibt. Aber für die Liebe hat er keine Zeit (Kassenpatient) und von den Spritzen gibt es auch nur die billigen oder gar keine (Kassenpatient). Traurig gehen wir also nach Hause, keiner hat unser Ego lieb und so heulen uns beim Partner aus. Der hat erstmal keine Zeit (Bundesliga) und dieses weibliche Gerede von Gefühlen und so ist sowieso lästig (Männer halt). Dann fangen wir an, wütend zu werden (das Ego lebt also doch noch?) und fangen an zu schimpfen und immer weiter usw. und dann ist der Partner weg (weil er ein größeres Ego und mehr Geld hat).
Und dann… ? erkennen wir eines Tages, dass uns niemand von außen die Liebe für unser kleines Ego geben kann, wenn wir ihm selbst keine Liebe geben. Das ist wie ein Riegel, eine Sperrvorrichtung. Musst du erst freischalten. Warum auch immer.

Sei gut zu deinem Ego. Aber auch nicht zuviel! Irgendwo in der Mitte, liebes Tagebuch,

dann wird ein Schuh draus.

In diesem Sinne,
viele freundschaftliche Grüße

Dein Ego

ps: Und wenn das alles immer noch nicht reicht, zieh dir dieses Video rein, Mann!

https://www.youtube.com/watch?v=Imeq3GeRttw

30 Prozent weniger

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Die Stadt.

Gewusel aus allen Ecken und Enden.
Verkehr. Autos, verstopfte Straßen.
Regen.

Enge Parkhäuser, Schrammen und abgenutztes Gummi an den Wänden
hektische Menschen
volle Taschen
schnelle Schritte.

Warme, lichtdurchflutete Kaufhäuser
die Behaglichkeit verbreiten
wenn du kaufst
und Geld hast.

Kopfschmerzen
Blasendruck
Unbehaglichkeit
Kälte.

Kein Platz für Dich
kein Platz für den anderen
teure Mieten
Nebenkosten
Parkplatzmangel

schreiende Kinder
hektische Menschen
Hupen, Drängeln
Unfreundlichkeit.

Sehr viele Münder
begrenzte Energie,
die Maschine brummt,
der Rubel rollt.

die Allgemeinheit bekommt nichts ab.

Unmenschliche Geschwindigkeit
die du nicht mehr kontrollieren kannst
du wirst kontrolliert
wirst Teil des Systems

das System ist stärker als du
der freie Wille
nur noch eine Variable

deine Privatsphäre
längst allen bekannt.

Verkauf deine Gefühle für 30 Prozent!

Winter-Intermezzo

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Winter- wenigstens für einen Tag

Mal dunkelblau und strahlend, dann wieder grauweiß wie Deckfarbe.
Feine Konturen zeichnen sich auf die Leinwand
mit Bleistift angespitzt
etwas kratzig
und ziemlich kalt.

Jemand hat mit einem Eimer Farbe,
einen Weg auf den Schnee gekippt
und mit einem dicken Borstenpinsel,
die Bäume gleich dazu.

Hier an der Stelle überzeugt mich
grell-blaues Aquamarin!
Ein Ozean mitten im Wald.
Dunkel die Schatten, kräftig die Rinde,
glitzernd der Schnee.

Ich wende meinen Blick nach oben
und empfange den freien Himmel.
Die Freiheit, die Luft, das kalte klare Wetter,
das mir gute Laune macht

Später am Tag,
-es ist wohl bald Tee-Zeit-
senkt sich die Sonne und taucht alles in nuss-braun
und gold-metallic;
eine Prise Rot obendrauf,
vielleicht die Dose mit Keksen,
die da so schillert.

die Bäume stehen alle ganz gerade
wie Zeichenstifte im Glas
wärmen sich ein bisschen

und freuen sich auf den Frühling!

Aufgewühlt

Er holte einmal tief Luft. So tief es ging, blies er sich die Backen auf, pumpte jedes freie Atom, dass in der Umgebung noch zu finden war in seine Lungen, bis zum Anschlag, bis er rot und dann blau im Gesicht wurde- so langsam wurde ihm schon schwarz vor den Augen, als das er ganze mit einem riesigen „Ziisschhhh“ aus dem Mund presste, dabei die Lippen anspitzte, damit sich die Geschwindigkeit und der Druck der Luftmassen noch erhöhte. Den Menschen unten auf der Erde war es nicht geheuer! Die Bäume fingen an zu wanken und ihre Astspitzen zitterten, der Wind riss an den Fensterläden, Schornsteinen und Dachgiebeln. Gegenstände wurden aufgeschleudert und übersäten die Straßen und Plätze. Die Luft war plötzlich voller Teilchen! Bringt euren Kopf in Sicherheit oder macht wenigstens einen Helm drauf! Die besonders großen Türme aus dünnem Stahlgerüst fingen an zu wanken. Das Meer peitschte auf, die Wellen schossen kreuz und quer und oben auf ihnen thronte die stolze Gischt. Wassermassen drückten sich an die Küste und die Möven flogen umher wie Geschosskugeln. Gut, wer jetzt einen sicheren Platz auf einem Öltanker ergattert hatte! Diese gab es nun viel öfters, seitdem die Ölriesen anfingen das schwarze Gold zu bunkern, damit es endlich mal wieder teurer werden würde und dann ordentlich abgebrannt werden konnte! Seht her, wie es brennt! Wie schön das CO² lodert und duftet und die Erde erwärmt. Ach, Klimawandel woher? Letztens war es doch mal kalt. Einen Tag lang im Winter ist das kein Beweis? Und in meinem Kühlschrank ist es auch kalt. Und ihr solltet erstmal den Tiefkühlschrank sehen!

Den empfindlichen Menschen wurde es langsam zuviel. Sie hätten sich gerne zurückgezogen und unter der Decke verkrochen. Die empfindlichen Ohren mit Knetmasse verschlossen und sich selbst in eine Druckkammer begeben, in der leichter Überdruck und ständiger Sonnenschein herrscht. Luftdicht versiegelt, versteht sich! Doch hier draußen fingen die inneren Gleichgewichtsorgane an zu wanken wie das Pendel einer großen Wanduhr, immer von links nach rechts, dann wieder umgekehrt oder mal gar nicht, unsicher wie auf einem Schiff bei Windstärke 9. Mir wird schon allein beim Gedanken kotzübel! Die Atmosphäre wurde plötzlich laut, es zischte, es blies, es rappelte, föhnte, rumpelte, schmauchte und fauchte.

Hoffentlich ist dieser Sturm bald vorbei, dachte sie sich. Dann werde ich wieder Origami an der frischen Luft zusammenbauen. Mir ein paar Blütenblätter auf den Tisch legen und ihre Größe und Form studieren. Gemütlich an der Küste entlang laufen und einen Schirm aufspannen. Einfach nur so, weil es geht. Wieder zu Hause werde ich mir einen Löwenzahn nehmen und ganz zart presse ich ein paar Gramm Luft über die Lippen, damit die Samen langsam und sanft zur Erde gleiten.

Und am Abend werde ich selig einschlafen und mich über die Ruhe und den Frieden des eiskalten Winters freuen.

Der dann auf den Frühling folgt. Ne umgekehrt. Erst der Herbststurm, dann der Sommer? Ne, auch egal. Auf jeden Fall wird es wieder ruhiger und friedlicher. Irgendwann.