Gefühle

Ich habe eine neue Geschichte angefangen. Über zwei Menschen, die sich lieben, aber wegen der Corona-Pandemie nicht zusammen kommen können. Ich finde, das ist eine gute Idee. Es bringt für mich alle Gefühle der letzten Monate auf den Punkt.
Es ist ein zentrales Thema und wie es der Zufall so will, genau so aufgebaut, wie man es für „gute Romane“ empfiehlt: Die Liebenden wollen sich lieben, aber die Umstände ermöglichen es nicht. Und wenn dann endlich alle Schwierigkeiten überwunden wurden, bringt sich der eine von den beiden um und der andere auch (Romeo und Julia).

Solange schreibe ich schon Geschichten und so lange auch Blogs. Jetzt hab ich auch noch mit dem Fotografieren angefangen. Es macht mich glücklich, die Kunst ist wirklich sehr wichtig. Man braucht nicht mehr. Daran ist alles enthalten. Aber mein Schreibstil ist manchmal komisch. Ich kann Romane nicht „planen“. Ich schreibe meistens einfach drauf los und schaue, wie sich dann die Geschichte entwickelt. Ich halte mich gerne an reale Personen und reale Gefühle, weil ich das am authentischsten finde.

Das Ganze hat nur ein Problem: Wenn die Liebe „im realen“ sich nicht weiterentwickelt, entwickelt sich auch die Geschichte nicht weiter. Die damit verbundenen Gefühle kann ich wiederum sehr gut nutzen, um die Selbstzweifel des Protagonisten zu veranschaulichen. (hahaha !)

Ja, Liebe ist nicht immer einfach. Es gibt so viele Hindernisse, so viele Schwierigkeiten.

Mir fällt aber auf, dass man zu sehr vielen Menschen eine positive Beziehung aufbauen kann. Es ist ja auch das, was der Dalai Lama empfiehlt. Sich mit möglichst vielen Menschen anzufreunden und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Dennoch ist immer mal wieder jemand dabei, den man anfängt zu idealisieren. Der plötzlich alle anderen überstrahlt. Die ganze eigene Energie ist dann nur auf diese Person gerichtet. Man checkt, wann er online ist, was er schreibt, wann er geht, wie seine Gefühle sind. Es ist der perfekte Partner. Du bist immer für ihn da und du willst immer wissen, wie es ihm geht. Das spürt man einfach.

Es gibt aber auch den umgekehrten Weg und der ist leider in der Corona-Pandemie häufig der Fall: Man entfremdet sich.
Der ehemals vertraute Mensch ist nicht wieder zu erkennen. Er zeigt Seiten, die man eigentlich nicht kannte und auch nicht wahrhaben wollte. Aus der schillernden, freundlichen Person wird ein hässliches Etwas. Die dunkle Seite bricht durch, das helle verschwindet.

Das ist kein schöner Moment. Es führt zu Stille auf beiden Seiten. Ein untrügliches Zeichen, das die Liebe gestört ist.

Sonnenaufgang in der Erdekaut

 

So wie die Sonne an diesem eisigen Morgen endlich über dem Horizont erschien, so erschien Deine Liebe in meinem Herzen. Erst eine leichte Wärme, die kaum wahrzunehmen war, dann immer kräftiger erhob sich das strahlende Licht über die kalte Winderlandschaft in meinem Inneren.
Die Sonne brauchte viel Kraft, so wie du auch viel Geduld mit mir brauchtest. Es waren immer kleine Strahlen, die wir austauschten, für manche Menschen kaum wahrzunehmen. Doch wer einen empfindlichen Sensor hatte, konnte es ganz genau spüren. Ohne die Liebe, die wir dem anderen schenkten, wären wir erfroren, festgeklebt am eisigen Boden, wie die toten Blätter und Zweige, die dort lagen. Ohne Liebe hätten wir es nicht einen Meter um den See geschafft, sondern wären eingebrochen in den kalten Böschungen des Lebens, die keinen Halt boten und uns unendlich nach unten zogen.

Lockdown-Smockdown

Was kann man schon zu dieser komischen Zeit schreiben, die wir im Moment erleben?
Auf der einen Seite denke ich mir manchmal „Toll, du wirst Zeitzeugin einer Pandemie, wie spannend das ist“ – dann wieder merke ich, wie ernst die Lage ist, täglich über 1.000 Tote im Moment, vor allem die Alten sterben uns unter der Hand weg und kein Halbgott in Weiß kann etwas dagegen ausrichten.

Was wird den Menschen in 100 Jahren über diese Pandemie in Erinnerung bleiben? Was werden die Erlebnisse, über die Filmemacher und Autoren ihre reißende Bücher schreiben? Manchmal denke ich, vielleicht gar nicht soviel. Wie jede Krankheit ist auch die Pandemie etwas, das wir schnell wieder vergessen wollen. Wir gehen da durch, es ist unangenehm, aber danach wollen wir nicht daran erinnert werden. Man verdrängt die unangenehmen Erfahrungen.

Ich schreibe daher mal auf, wie ich es empfinde: Die Pandemie ist unglaublich langatmig. Man kann durch die Lockdown-Maßnahmen nur sehr wenig unternehmen. Die Krankheit ist auf jeden Fall „langweilig“ für die, die nicht direkt betroffen sind. (Die Lage der Ärzte und Pflegekräfte und auch der Kranken kann ich nicht beurteilen und sie sollte daher an anderer Stelle diskutiert werden).

Seit Februar 2020 bin ich auf dem totalen „Freundes-Entzug“, das ist jetzt fast ein Jahr her. Alles ist zum Erliegen gekommen: Keine Freundin mehr im Cafe treffen, keine größeren Instameets, kein Sprachen lernen in der Volkshochschule, keine Foto-Kurse, kein Sport. Am Anfang habe ich mich noch freiwillig isoliert und bin auf Rückzug gegangen, mittlerweile wurden die Maßnahmen dann auch politisch festgezurrt. Seit über einem Jahr bin ich fast nur noch in der Natur unterwegs, auf den Feldern, im Wald – aber in fast keiner Stadt mehr. Seit einem Jahr haben wir keine „richtigen Geschäftsreisen“ mehr gehabt. Alles läuft über dieses kleine Gerät in unseren Händen, per Email, Telefon und auf großen Monitoren ab. Für unsere kleine Firma sind die Maßnahmen sehr hart und wenn wir keine guten Vorarbeiten in den letzten 5 Jahren geleistet hätten, hätten wir die Pandemie vermutlich nicht überstanden.

Der Reise- und Bewegungsbereich ist deutlich zusammengeschrumpft. Habe ich im Jahr 2019 noch knapp 80 Prozent der Welt umrundet, waren es 2020 nur noch 30 Prozent (laut Google-Statistik). Das ist wirklich wenig. Viel-Reisende mit dem Flugzeug kommen locker auf mehr, bei mir betreffen die Bewegungsdaten eigentlich nur das Auto, Fahrrad und die Fußstrecken. Die Globalisierung ist zum Erliegen gekommen, denn das wesentliche Merkmal des globalisierten Menschen ist seine Bewegungsfreiheit.

Was mich wirklich schockiert an der Pandemie ist der gesellschaftliche und vor allem politische Umgang damit:
Der einzige Ausweg aus der Misere, eine flächendeckende und effiziente Impfung wurde verschlafen. Andere Länder wie z.B. Israel haben bereits 20 Prozent ihrer Bevölkerung geimpft, Deutschland dümpelt irgendwo bei 0,8 Prozent (die genauen Werte ändern sich ständig). Im entscheidenen Moment wurde gespart, wo andere längst „geklotzt“ haben. Die Politiker versuchen sich nun heraus zu reden, aber ihre Argumente wirken schwach und leblos.

Es zeigt sich, dass die Politiker insgesamt ein sehr schlechtes Menschenbild haben, denn sie wollen unser Leben auf die Arbeit und das Einkaufen reduzieren.
Was in den Familien passiert, bei der Erziehung, bei den jungen Menschen, was der Lockdown seelisch mit uns macht- ist ihnen völlig egal.

Wer für seine Freiheit eintsteht, gilt unter Staatsfreunden schnell als „radikal“ und „Querdenker“- Protest an den Maßnahmen ist nicht erwünscht.
Es gibt Berufsverbote, es gibt soziale und materielle Schieflagen, zunehmende häusliche Gewalt, Konflikte die nicht gelöst werden können und unendliches Leid erzeugen. Das ist sehr traurig. Und ein Protest dagegen ist nicht „quer“, sondern basiert auf dem gesunden Menschenverstand und unserem Bedürfnis nach Freiheit und seelischer Unversehrteiht (auch das ist ein Recht). Die Politik scheint das alles nichts anzugehen. Sie schauen auf die Zahlen, auf die vielen Toten auf die Inzidenzen, wie kalte Mathematiker und wenn da etwas nicht passt, muss halt leider alles geschlossen bleiben. Man macht es sich zu einfach, wo die Antworten ausgewogen und durchdacht sein müssten.

Die wichtigste Frage ist doch: Bringt der Lockdown wirklich etwas? Bis jetzt scheinen die Maßnahmen nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Die täglichen Neuinfektionen bleiben auf einem hohen Niveau, die Todeszahlen steigen weiter an , nur bei den Zahl der Intensivpatienten gibt es eine „leichte Entspannung“.

Und so muss jeder sehen, wo er bleibt. Arbeiten und Einkaufen ist ja noch erlaubt, der Rest bleibt auf der Strecke.

„Die Pandemie kostet Lebenszeit“, hat mir eine gute Freundin letztens mal gesagt. „Die verlorene Zeit bringt Dir niemand zurück.“ Für uns Menschen im mittleren Alter ist das vielleicht noch zu verkraften, aber was ist mit den Kindern und Jugendlichen, die dringend ihre Freunde sehen und sich zusammen mit anderen entwickeln müssten? Wer gibt ihnen ihre Chancen zurück?

Der Umgang mit der Pandemie zeigt auch unser seltsames Verhältnis zur Gesundheit und zu Leben und Tod. Die Alten, die gut und lange gelebt haben, die alles gesehen haben und nun schwach und krank sind, wollen wir um jeden Preis schützen, aber für die jungen Leute, die sich entwickeln wollen und ihr ganzes Leben noch vor sich haben, entwickeln wir keine brauchbaren Konzepte. Wir wollen den Tod vor dem Tod schützen, aber für das Leben haben wir keinen Plan.

Alle Schwächen der Gesellschaft werden im Moment gnadenlos aufgedeckt, vor allem die Schwächen im Gesundheitssystem (zu wenige Pflegekräfte), die Schwächen in der öffentlichen Verwaltung, das Zuständigkeits- und Regelungswirrwarr von großen Institutionen wie der EU zum Beispiel.

Es wird auf Kante gelebt und in die großen Schuldentöpfe gegriffen, aber wer das alles bezahlen soll, ist völlig egal. Später kann man dann gerne wieder in die Taschen der Arbeitenden oder Vermögenden greifen, so wie man es gewohnt ist. Die Krankheit des Systems wird weiter mit der Gesundheit der Wenigen am Leben gehalten.

Als ich das Thema „Kosten der Pandemie“ auf Twitter mal angesprochen habe, hat ein „Schwerkranker“ mir geantwortet „ist doch nur Geld“ – darauf meine Antwort „solange es nicht meins ist“. Kurzum: Wer krank ist, darf fordern – die anderen müssen schauen, wo sie bleiben. Das nennt man dann „Solidarität“, bis die Gesunden auch krank werden.

Es geht aber viel mehr als nur um Geld. Die Pandemie kostet unsere Lebenszeit und sie vernichtet unseren sorglosen Lebensstil, wie wir ihn eins kannten. Sie nimmt unsere Träume, sie zerstört Hoffnungen und Familien bangen um ihre Existenzen.

Die Pandemie ist ein so zentrales Thema und sie betrifft so viele Menschen mittlerweile, dass eigentlich im großen Stil darüber diskutiert werden müsste. Aber Unzufriedenheit gilt schnell als „rechts“ (Warum?) und kritische Töne sind nicht erwünscht, wenn der gemeine Bürger darauf dressiert werden soll „staatsgläubig“ zu sein. Wir müssen aber Widerstand leisten. So wie wir gegen die Krankheiten Widerstand leisten müssen, so brauchen wir auch inneren Widerstand gegen Personen, die uns unterdrücken wollen und Beschlüsse, die uns nicht gut tun, weil sie nicht durchdacht sind oder am Ziel vorbeischießen.

Wir brauchen die Kraft, auch mal „nein“ zu sagen und wir dürfen und müssen (!) unseren eigenen Kopf benutzen. Wir brauchen endlich ein Gesundheitssystem, das an den Menschen glaubt und Gesundheit fördert, anstatt nur eine größere Behörde zu sein.

Wir benötigen endlich das breite Bewusstsein in der Gesellschaft, wie wichtig die seelische Gesundheit und intakte Familien sind.

Wir brauchen einen Zusammenhalt, Politiker die uns durch entschlossene Maßnahmen Freude auf die Zukunft machen..

Keinen Lockdown ohne Ausweg.

Der 8. November 2020

Passende Musik – Music John Miles

Der Tag, an dem das Gute über das Böse gewonnen hat.
Der Tag, an dem wir endlich wieder die Liebe spüren konnten.

An dem es kleinen Lichtblick für uns alle gab.
Das Kribbeln auf dem Rücken, für jeden zu spüren.
Die allumfassende Liebe. Verbreitete sich wie Licht.

Die Menschheit, schwer geplagt von ihren eigenen Sünden.
Von Gier, Rachsucht, Neid und Hass.
Zugemüllt auf ihrem eigenen Planeten,
überhitzt in der Hölle des Klimawandels.
zerstörte Artenvielfalt
zunehmende Rücksichtslosigkeit.
ein Virus wollte sie dahinraffen.

Doch an diesem Tag, als der Heiland der Demokratie auf die Erde niedergefahren war
strahlte alles in einem anderen Licht.

Man hörte das Seufzen, rund um den Erdball.

Alles Übel war vergessen. Für einen Tag.

Die, die nicht glauben konnten, nannten es Zufall
die Logiker sagten, es ist doch nur ein Datum
die Zweifler sagten, es gibt noch bürokratische Hürden

aber die Leute mit Liebe im Herzen
die Gefühlsmenschen
die fingen an zu leuchten und zu strahlen.

Ihre Augen leuchteten
der Mundwinkel ging für 2 mm nach oben.

Die positive Energie der Heiler durchströmte dich
„ach so“ dachtest du
„alles klar“
als du noch zitterste in deiner eigenen Sphäre

Und dann, ganz plötzlich
kam sie wieder zurück in dein Bewusstsein
deine verlorene Liebe
die du vor vielen Jahren verloren hattest.

die du verdrängt und vergessen wolltest
auf deren Namen sich ein großes No-Go Schild aufgebläht hatte

deren Gesicht du schon nicht mehr kanntest
deren Geruch du längst mit anderen vermischt hast
die ähnlich rochen und ähnlich lieblich waren
sie kam, an diesem Morgen, ganz plötzlich in deine Träume

sie lächelte dich an
sie sprach mit dir, ganz frei heraus

du konntest endlich wieder mit ihr reden!
sie entschuldigte sich bei Dir
und du sagtest, dass du sie vermisst.

dass der ganze Streit Käse gewesen ist
dass du sie wieder sehen möchtest

ihre süßes Lächeln
ihre scharfe Beobachtungsgabe

und diese göttliche Fähigkeit, immer das Schlechte in dir zu sehen.

Meine zwei neuen Freunde

Ich möchte Euch über meine neuen Freunde ein bisschen was erzählen. Das ist immer schwierig, wenn es sich dabei um lebende Menschen handelt, mit denen man ja auch noch zu tun hat. Ich möchte nicht zuviel „ausplaudern“, es aber auch nicht für mich behalten. Ich fühle in mir ein positives Gefühl, eine Begeisterung für Menschen, die einfach ihren Ausdruck in der Kunst finden muss.

Manche Menschen malen ein Gemälde von einer Blume, die sie schön finden, andere können sich eher für fremde Städte oder Eisenbahnen begeistern- meine Leidenschaft schlägt für neue Menschen. Für Menschen, die ich innerlich wie äußerlich „schön“ finde.

Der eine neue Freund ist ein Arzt. Das hab ich erst lange nicht gewusst. Er hat es mir gar nie erzählt. Mir ist nur aufgefallen, dass er sich immer sehr einfühlsam auf meine „Stories“ eingestellt hat, dass er sehr genau gespürt hat, was ich so zwischen den Zeilen ausdrücken wollte. Er hat sogar meine Gefühlsschwankungen erkannt und sich gemeldet, wenn ich zu depressiv geworden bin. Kurzum: Ein sehr netter, einfühlsamer Mensch. Mittlerweile schickt er mir Bilder aus seinem Privatleben, Bilder aus seinem beruflichen Alltag (der sehr spannend ist!) oder mit seiner Familie. Und er teilt sie so freizügig mit mir, als ob ich eine gute Cousine wäre oder die Schwester, die im Haus nebenan wohnt. Wie er mit seinem Hund Gassi geht. Oder wie der Hund sich bei seiner Tochte im Bett gemütlich macht. Wie er mit seinem kleinen Mädchen Pilze sammeln geht. Das ist herzerfüllend. Es gibt mir ein Stück Familie. Die Familie, die ich selbst ja nicht habe. Er hat überhaupt keine Hemmungen und vertraut mir alles an. Und er hört mir auch immer zu. Das finde ich sehr nett. Obwohl ich vermute, dass er mich mag, ist er überhaupt nicht aufdringlich. Sondern sehr diskret und höflich. Er ist so ein Mann, wie sich eine Frau ihn immer wünscht: Jemand, der zuhören kann, der die Sorgen der Frau ernst nimmt, der nicht auf Sex aus ist. Ein richtiger Freund. Das Lustige ist: Ich habe jahrelang mit ihm die Schule geteilt, ihn da aber nie kennengelernt. Er war eine Klasse über mir. Erst jetzt, ca. 20 Jahre später lerne ich ihn richtig kennen.

Ich habe lange überlegt, ob ich ihm erzählen soll „was mit mir ist“, es dann aber nicht getan. Generell geht es ja niemand etwas an. Irgendwann, dann nach ca. 3 Jahren Kontakt habe ich herausgefunden, dass er es schon längst weiß!

Und das haut mich doppelt um. Weil ich oft denke, dass ich wegen meiner Veranlagung „nicht liebenswert“ sei oder für Hetero-Männer ein reinster Albtraum, mit denen sie nichts zu tun haben wollen. Weil ich immer noch, nach all den Jahren mich dafür schäme „so zu sein“ und es auch niemanden sagen möchte. Und dann kommt jemand an, und sagt, dass er alles an Dir mag und gut findet, so wie es ist! Das macht ihn so besonders, weil man das bei Menschen nur sehr selten findet.

Der andere neue Mensch ist eine Frau. Eine sehr nette, ruhige Frau, die ich gleich von Anfang an sehr gemocht habe. Mein Kontakt zu jüngeren Frauen läuft oft gut (sie ist 12 Jahre jünger), manchmal denke ich, dass sie das „Mütterliche“ oder gar „Väterliche“ in mir finden. Ich weiß nicht genau, was es war, das uns so angezogen hat. Denn einen Menschen über Instagram kennenzulernen, ist ja eine Sache der Hürde. Man kann nicht wirklich viel über einen Menschen erfahren, außer die Dinge die in seinen (ihren) Worten oder Bildern verborgen liegen. Das muss aber längst nicht den ganzen Menschen ausmachen! Ich habe die Frau also lange nur „Mrx X“ genannt, weil sie so etwas geheimnissvolles hatte und sich mir nie ganz anvertraut hat. Eigentlich ist sie sogar sehr still und redet wenig. Ich muss die Informationen immer ein bisschen aus ihr herauskitzeln. Dann klappt es aber gut. Ich gehe vorsichtig vor und das mag sie. Sie ist umgekehrt auch sehr vorsichtig und diskret und fragt mich nie peinliche Dinge. Ich kenne sie jetzt seit Februar und mit der Zeit hat sich eine ziemlich gute, feste Freundschaft etabliert. Wir haben uns einmal im echten Leben getroffen und schicken seit kurzem auch Sprachnachrichten hin und her. Das ist meistens ein untrügliches Zeichen, dass die Freundschaft enger und besser wird. Sie ist ein Mensch, der irgendwie immer da ist, der immer ausgeglichen wirkt und auch immer interessante Dinge zu erzählen hat. Was will man mehr von einem Freund? Bzw. von einer Freundin?

Diese beiden neuen Menschen sind sehr wichtig geworden in meinem Leben. Sie bilden „stabile Beziehungen“ auch außerhalb von Partnerschaft, Ehe und Familie. Ich glaube, dass solche Freunde sehr wichtig sind.

Genauso wie die alten Freundschaften übrigens, die man auch weiterhin pflegen sollte.

Läuft

Ein Bild aus Bad Wimpfen, Stauferburg und Türmchen, dunkle graue Wolken am Himmel
Dunkle Wolken

Dieses Jahr war dunkel und der Winter wird noch dunkler werden.

Ich habe eben in den Nachrichten mal wieder etwas Neues gelernt: Möglichkeit, dem anderen zu sagen, dass man nicht einer Meinung ist: Einfach enthaupten.

Das ist praktisch, weil er dann auch nicht mehr reden und denken kann. Der Kopf fehlt ja. Nebenwirkung: Man kann selbst dabei erschossen werden. Dann kann man auch nicht mehr reden und denken. Muss so ein Männerding sein..

Was war sonst noch?
Das kleine Virus hat unsere Gehirne zerfressen, aber die Ängste sind noch nicht vollständig wieder zurück. Wir haben uns an die neue Welt gewöhnt. Umweltkrisen, Überbevölkerung, Klimawandel, Hunger kannten wir ja alle schon. Jetzt kommt eben noch eine Pandemie dazu. Ich fange an, die täglichen Horrormeldungen einfach auszublenden. Es sind einfach zu viele.

Meine sozialen Kontakte sind dies Jahr ganz seltsam. Still und leise. Ich habe zwei enge Vertraute dazu gewonnen. Beide über Instagram, dieses gesegnete Medium. Eine Frau und einen Mann. Für jede meiner Seiten habe ich einen Freund gewonnen. Das ist schön. Es fühlt sich gut an.

Die Verwandten kooperieren auch wieder mehr und man erkennt, dass die wichtigen Menschen enger zusammen rücken. Das ist der Vorteil der Krise.

Beruflich läuft es mit „Höhen und Tiefen“. Mal bin ich auf dem Gipfel der Alpen angekommen, dann wieder im Jammertal.

Seelisch ist es recht belastend. Dafür läuft es mit der Kunst gut.

Im Rad der Corona-Krise

Dieses Jahr fühlt sich leer an. Ohne Liebe, ohne Gefühle. Die Arbeit wird nüchtern verrichtet, Termine werden ausgemacht, eingehalten, abgehakt. Computer werden aufgebaut, installiert, wieder abgebaut. Die Sonne geht morgens auf und abends unter. Dazwischen ist irgendwie „nichts“.

Corona soll sich ja auf die Abstände der Menschen auswirken und diesen „Sicherheitsabstand“ sollen wir immer einhalten. Aber das „social distancing“ führt kurioserweise auch zu einem emotionalen „emotional distancing“

Am letzten Samstag waren wir in Bad Dürkheim. Dort wurde ein großes Riesenrad aufgebaut, eine Fahrt kostet 8 Euro und es geht sogar eine Runde länger als auf dem normalen Wurstmarkt, der immer im September ist. Außerdem ist es höher als das normale Riesenrad.

Auf dem Wurstmarkt war das Riesenrad immer eine große Attraktion. Man musste um einen Platz in der Schlange kämpfen, gerade abends konnte es schwierig werden, eine freie Gondel zu bekommen. Man steigt in das tolle Rad und schwebt mit lieben Menschen an der Seite leise aus den Besuchermassen davon. Meistens ist man leicht angetrunken und die Welt erscheint im rosa-farbenen Schein. Vom Festplatz kriechen die Gerüche nach Bratwurst, Crepe und Pizza nach oben. Alles leuchtet und der Platz strahlt in tausend Lichtern. Die Menschen lachen und feiern, man schwebt kurz über ihren Köpfen, hat den Blick von außen, um dann wieder in die Feierlichkeiten einzutauchen. Es ist jedes Mal ein prickelndes Erlebnis und ich muss einfach jedes Jahr damit fahren.

Aber dieses Jahr vor diesem Riesenrad war alles erschreckend anders.
Es haben sich keine Schlangen gebildet. Keine Kinder haben gejubelt. Es gab keine Weinstände und auch keine Würstchenstände. Kein Geruch. Keine Musik, nur das leise Gedudel, das beinahe entschuldigend aus der Anlage des Riesenrades rieselt. Es war eine dermaßen seltsame und leere Atmosphäre, dass mir fast übel geworden ist. Was für ein Unterschied zum letzten Jahr! Da war ich fast an jedem Wurstmarkt – Tag dort, immer in wechselnder Belegung. Ich habe mehrere Freundinnen getroffen, hab Fotos gemacht, das Feuerwerk abgelichtet, meine Cousine war dort, meine Eltern, mein Mann. Es war so lustig! Die Menschen haben gefeiert, gelacht, getrunken wie das eben so üblich ist in der Pfalz. Aber die Pfalz ohne Weinfeste, das fühlt sich fast ein bisschen norddeutsch an. Da fehlt eindeutig etwas!

Es ist schön und man hat eine gute Aussicht von oben, ja durchaus. Aber das Rad fährt immer den gleichen Weg, eine Veränderung gibt es nicht. Hoch und runter, so wie die Tage langsam kommen und gehen. So wie wir, steckt das Rad im Alltagstrott. Es gibt keine Aussicht. Keine Highlights. Wir drehen unsere Runden in der Corona-Krise und hoffen, dass es bald ein Ende hat.

 

Ohne Gefühle

Ich hatte einmal eine sehr gute Freundin. Wir haben alles miteinander geteilt, wir konnten immer miteinander reden, ständig flogen die WhatsApp-Nachrichten nur so hin und her. Es war gewissermaßen die „Liebe auf den ersten Blick“. Ich sah in ihre Augen und wusste sofort, hier ist mein Gegenstück, die beste Freundin, auf die ich so lange gewartet habe. Die mich versteht, die auf meiner Wellenlänge funkt, die genau weiß, was ich meine, wenn ich was sage. Nein, bevor ich es sage. Sie muss nur in meine Augen schauen, ein paar Zuckungen beobachten und sofort weiß sie, was ich denke und fühle. Es ging so tief, von Anfang an. Und so kamen auch die Probleme. Sie erzählte mir alles. Von innen heraus, ihr ganzes Leben, sie machte nicht Halt und so kopierte sie den kompletten Inhalt ihres Gehirns (ca. 45 Terrabyte) in ca. 24 Stunden in mein eigenes kleines Gehirn, dass unter der Last ihrer Selbst-Offenbarung ein bisschen stöhnte.

Aber je mehr ich sie kennenlernte, desto mehr wurde mir bewusst, dass sie doch ein wenig anders war als ich. Ich „ließ es immer gut sein“, wollte mich mit den Menschen gut verstehen, aber sie nörgelte ständig an allem herum. Sie war ständig unzufrieden. Mit sich, mit ihren Bildern, mit ihrer Arbeit, mit ihren Beziehungen und das schlimmste war: am meisten war sie mit sich selbst unzufrieden. Und ich saß friedlich in der Ecke, baute an meinen eigenen Lebenstürmen und wollte sie beschwichtigen, aber mit der Zeit merkte ich, wie sie immer unzufriedener und unglücklicher wurde. Die „Likes“ waren ihr sehr wichtig, aber selbst wenn sie 100 oder 500 Likes bekommen hatte, reichte es ihr nicht ganz. Tief in ihrem Inneren war kein „Like“ und so konnten die vielen Bestätigungen, die sie sich von außen holte, ihre innere Leere leider nicht füllen. Ich merkte das irgendwann. Besonders schlimm war es, wenn ich Likes bekam. Da wurde sie schnell neidisch und gönnte mir die Likes nicht. Das belastete unsere Freundschaft sehr.

Eines Tages redete sie über ein Projekte, dass sie gerne realisieren würde und ich fand es gut. Als ich dann ca. eine Woche später dieses Projekte realisiert hatte, platzte ihr der Kragen. Wie konnte ich es nur wagen, diese gute Idee vor ihr zu realisieren? Ohne sie um Erlaubnis zu fragen? Ohne schlechter zu sein, wie sie es von mir gewohnt war? Das war der Punkt, wo die Freundschaft an ihre Grenzen kam. Wo sie nicht mehr bereit war, mit mir „befreundet“ zu sein. Wir waren uns zu ähnlich geworden und die eine gönnte der anderen den Erfolg nicht mehr.

Die Freundschaft zerbrach. Lange saß ich vor den Scherben und überlegte mir, dass es vielleicht noch ein Zurück geben würde. Dass irgendjemand von uns „den ersten Schritt“ machen würde und die Flaggen auf Versöhnung setzen würde. Aber in der „Versöhnung“ steckt das Wort „Sohn“ und wir waren leider Schwestern. Also gab es keine „Verschwesterung“. Alles blieb wie es war. Sie ging ihren Weg und ich ging meinen. Es war so, als ob wir uns nie gekannt hätten. Von heute auf morgen. Es war einfach vorbei. Da war keine Reue, keine Liebe, aber auch keine Eifersucht mehr, kein Neid. Wir hatten einfach alle Gefühle von heute auf morgen eliminiert. Es tat uns beiden gut. Wir waren geheilt. Es gab keine Konkurrentin mehr, also gab es auch keine Probleme mehr. Es war eine herrliche Stille, die monatelang andauern sollte. Niemand wollte diese Stille verlassen. Sie gleitete langsam in die große „Corona-Stille“.

Eine endlose Ruhe, ohne Gefühle.

Ich weiß nicht, ob diese Stille irgendwann endet. Ob es wieder ein „Zurück“ gibt, aber das ist sehr unwahrscheinlich. Ein „Zurück“ würde ja bedeuten, dass wir unseren inneren Entwicklungsprozess umkehren müssten. Dass wir zu einem Punkt gehen müssen, den wir schon längst überwunden haben. Es ist unwahrscheinlich, dass das passiert.

Wahrscheinlicher ist, dass man ähnliche Menschen trifft, mit denen man ähnliche Prozesse durchmachen wird. Und mit jedem Menschen, den man so trifft in seinem Leben, gibt es unterschiedlich starke Entwicklungsprozesse. Es gibt welche, die dauern nur kurz und dann wiederum gibt es welche, die werden einen das ganze Leben begleiten!

Fünf Tage Alpen

Bin wieder zurück aus dem Urlaub. Oh Mann, das hat gut getan, 5 Tage einfach mal alles hinter sich lassen und in der Ferne schweifen. Besonders lang war meine Reise nicht und ich bin auch nur im schönen Deutschland geblieben und hab ein bisschen Österreich gestreift, aber die Reise war sehr erholsam und schön.

Die Planung war diesmal sehr einfach, ich habe mir überlegt „wo war ich noch nicht und wo möchte ich unbedingt mal hin?“ dann bin ich quasi mit dem kreisenden Finger über die Google Maps Karte und bin schließlich auf der „Zugspitze“ gelandet. Das ist immer ganz gut bei der Reiseplanung, wenn man sich vorneweg auf ein Highlight oder eine Region festlegt und dann die Reise „drumherum“ plant. Viele Alternativen hat man ja in Corona-Zeiten nicht, daher wollte ich keine große Fernreise mit dem Flugzeug antreten. Aber realisierbare Träume gibt es auch hierzulande sehr viele! Einmal den höchsten Berg Deutschlands sehen, die atemberaubende Fernsicht genießen, die dünne Luft bestaunen, mitten in diese seltsame alpine Region- ich wusste irgendwie tief im Inneren, dass es genau das ist, was ich mal sehen und erleben möchte.

Aber in der Gegend gibt es noch sooviel zu entdecken. Schon bei der Vorbereitung kamen stille Zweifel in mir auf, ob ich das alles schaffen werde, dazu noch meine fotografischen Ambitionen, die ja meistens gut geplant und vorbereitet werden müssen und sehr viel Extra-Zeit kosten.

Fotografieren, Fahrradfahren, Wandern, Schwimmen, Klettern, Städtebummel oder Sightseeing – alles ist möglich.

Wie so oft, muss man sich dann einfach festlegen: Will ich die Sachen nur mal gesehen haben oder will ich das perfekte fotografische Kunstwerk daraus zaubern? Das gelingt meistens nur, wenn man die Gegend schon ein bisschen kennt und nicht nur von der anfänglichen Schönheit und Veränderung der Luft geblendet ist. Für ein gutes Foto muss man in die Gegend einsteigen, braucht Zeit, Ortskenntnisse, braucht ein bisschen Glück, mehrere Versuche, usw.

Ich merke immer wieder, dass das nicht so meins ist. Ich will irgendwo „einmal hin“ und dann möglichst schnell alles gesehen haben! Haha!

Im Endeffekt haben wir dann wenigstens noch das Schloss Neuschwanstein und die Partnachklamm in Garmisch-Partenkirchen geschafft. Wir haben das schöne Österreich und die Gegend in Nordtirol und die Zugspitz-Arena gestreift. Für Füssen waren wir schon zu müde und geschlaucht. Die bezaubernde, sehr touristisch geprägte Innenstadt von Garmisch haben wir wenigstens noch mit einem Stadtbummel und ein Stück Käsekuchen erklommen. Die Zugspitze mit ihren diversen Zügen und Seilbahnen war -wie erwartet- das absolute Highlight. Ja, das hat sich gelohnt und es war sogar noch besser, als gedacht. Was noch geblieben ist, waren die diversen Seen, z.B. Alpsee, Blindsee oder Heiterwanger See. Einmal um einen See wandern, einmal darin schwimmen. Und -schwupps- war die Zeit auch schon wieder weg.

Die Fotos und ausführlichen Reiseberichte zu den einzelnen Locations folgen demnächst. Hier und auf Instagram!

Bürotür zu, Koffer auf

Hin und wieder muss man einfach Urlaub machen. Abschalten. Entspannen. Ganz bewusst.

Doch so einfach, wie man sich das vorstellt, ist es nicht immer.

Für viele Menschen ist Arbeit mehr als nur eine Tätigkeit, die man notgedrungen gegen Geld ausübt.
Für viele Menschen ist Arbeit auch eine Methode, um sich persönlich entfalten zu können. Man möchte sich z.B. irgendwo einbringen. Man möchte „Leisung bringen“ und dann die Früchte seiner Arbeit sehen. Wenn die Belohnung ausbleibt, wenn der Chef zu wenig lobt, die Kunden nörgeln oder das Gehalt zu mickrig ist, stellt sich keine Befriedigung ein. Man denkt dann „okay dann stimmt irgendwas mit mir nicht und ich muss einfach nur noch mehr arbeiten“. Dann werden die „Belohnungen“ schon kommen. Aber hier liegt ein großer Denkfehler vor. Denn die Belohnungen kommen nur selten „von außen“. Viele Belohnungen muss man sich selbst geben. Man muss der Arbeit selbst einen Sinn geben- und sich von der negativen Außenwirkung befreien. Und genau wenn man das schafft, schafft man es auch, mal auf die Bremse zu treten. Wenn ich selbst der Mensch bin, der sich motiviert, der gerne arbeitet- dann kann ich genauso auch der Mensch sein, der mal bremst. Der bewusst abschaltet. Der die Arbeit pausiert. Der begreift, dass das Leben noch aus vielmehr besteht, als nur ständige Arbeit und Rückmeldungen von außen in Form von Geld und Anerkennung! Sich davon zu lösen ist schwer. Weil die Tätigkeit ohne Belohnung erstmal seltsam anmutet. Kein Ergebnis sehen, einfach nur in den Tag leben? Nachdenken vielleicht, ein gutes Buch lesen, oder ein Gespräch führen, dass nicht auf Produktivität ausgerichtet ist? Für viele Menschen ist das sehr schwer.

Menschen, die dann nach langer Berufstätigkeit in die Rente gehen, fallen erstmal in ein Loch. Die Arbeit hat das ganze Leben strukturiert, dahinter war nicht viel. Es wurden niemals Hobbies ausgelebt und auch die Freunde und sozialen Kontakte haben stark gelitten. Man hat immer die Arbeit „ganz nach oben“ geschoben und dahinter blieb nur ein schwarzes Loch. Dieses schwarze Loch ist aber auch ein Teil unseres Ichs, unsere verdrängten Anteile, die wir nicht sehen wollen- die uns aber als Mensch mindestens genauso prägen und charakterisieren wie die Dinge, die wir „erzeugen“. Wenn wir lange weggeschaut haben, und immer nur alles mit Arbeit zugedeckt haben, wird es manchmal schwer, zurück an diese charakterlichen Baustellen zu gehen. Und es kann niemand für uns übernehmen, wir müssen das selbst hinbekommen!

Für viele Menschen bedeutet Arbeit die Freude am Tun, die Freude am Schaffen. Man beschäftigt sich mit logischen Dingen. Man investiert Energie und man sieht die Fortschritte. Vor allem der Erfolg ist für viele Menschen sehr reizvoll. Maßeinheiten gibt es genug: Die Zahl der Likes, die Zahl der Follower, das Geld, das wir verdienen oder die Zahl unserer Mitarbeiter. Anderen Menschen zeigen wir unseren Status über das Auto, das wir fahren und die Wohlgeformtheit unserer Vorgartens oder unserer Frau. Aber Statussymbole sind nie fertig, nie endlich. Nach oben hin wird es immer etwas geben, das wir nicht haben. Es wird immer jemand geben, der mehr hat als wir. Also können wir auf dem Weg auch nur sehr schlecht glücklich werden!

Für andere Menschen wird die Arbeit zum Selbstzweck. Man macht etwas gerne, weil man sich dafür interessiert. Der äußere Zweck ist unwichtig geworden. Man arbeitet, also ist man. Alle anderen nicken nur stumm und finden sich damit ab. „Der ständig arbeitende Mensch“ ist sowas wie der Normalzustand in unserer Gesellschaft geworden. Auf die „Arbeitslosen“ und „Lebenskünstler“ blicken wir nur spöttisch herab, die können wir nicht wirklich verstehen. Oder gar ein Leben ohne Geld anstreben? Für viele von uns unmöglich!

Dazu kommt, dass der äußere Druck wirklich hoch ist. In der Erziehung werden schon die Grundlagen gelegt. Wir sollen Leistung bringen, Fehler vermeiden und immer nach dem Höchsten und nach dem Besten streben. Mangelnder Arbeitseinsatz und Fehler werden bestraft, Pünktlichkeit, Ordentlichkeit und sogar „Teamfähigkeit“ werden erwartet. Dabei bedeuteten die meisten gesellschaftlichen Werte nur, dass wir uns irgendwie an andere anpassen und selbst weniger frei sein dürfen. Die Welt ist voller Konsumgüter, die wir uns aber nur „leisten“ können, wenn wir selbst etwas leisten. Später kommt dann der Druck der Familie und der Ehepartner hinzu. Der Partner erwartet von uns, dass wir arbeiten. Und die Kinder müssen etwas essen, das Haus muss abbezahlt werden. Ohne dass wir es merken, rutschen wir in eine Unfreihheit hinein, die jegliche Spontanität und Lebenslust abtöten kann. Die Wirkung zeigt sich auf verschiedenen Ebenen. Wir verlieren vielleicht den Appetit oder unsere Freude an der Sexualität. Wir sind nicht mehr „wir selbst“, sondern wir brennen aus. Wir haben so stark für andere und für unsere Projekte gebrannt, dass in uns nur noch Asche übrig geblieben ist. Wir haben vergessen, die Temperatur des Arbeitseifers zu regulieren und rechtzeitig für Nachschub, also für neue Energiereserven zu sorgen! Die Folge ist, dass auch das Feuer nicht mehr so schön brennt. Es wärmt uns nicht mehr. Wir müssen uns ganz bewusst zurücklehnen und „abschalten“. Mal in uns gehen. Das eigene Ich wieder spüren. Erkennen, was mir fehlt!

Arbeiten ist auf lange Sicht nur sinnvoll und heilsam, wenn man auch ausreichend erholsame Pausen einlegt.

Schließe mal die Bürotür hinter Dir, wirf den Schlüssel weg- sieh dich und deine Arbeit mal von außen, aus großer Entfernung und komme erst nach drei Wochen wieder zurück!