Vergessen unmöglich

Geschrieben zu „Just a little love song“ und „Home again“ von Ikmus99

Die Zeit rennt mit großen Schritten, fragt nicht nach dem Morgen oder dem Gestern. Die Zeit läuft einfach und reißt alles mit sich mit.

Was gestern noch Bedeutung hatte, hat sich heute vielleicht schon in Luft aufgelöst. Liebe heilt, aber Liebe vergisst nie. Menschen, die dir einst etwas bedeuteten, wirst du niemals mehr vergessen können. Da ist irgendso ein Mechanismus oben im Kopf, der das verhindert. Unser angeborenes Mitgefühl, unsere Fähigkeit zur Liebe und Verbundenheit vielleicht? Oder einfach nur die Tatsache, dass wir uns die aktuellsten Informationen stets aus dem Internet laden können? Also auch die Daten über unsere verflossenen Beziehungen und Mitmenschen? Wie dumm Menschen sind, wenn sie meinen, jemanden „einfach vergessen“ zu können. Und wie kurz die Ratschläge reichen, sich bei Abschiedsschmerz einfach nur ein wenig abzulenken…Mit dem Internet wächst alles zusammen, jede Person ist nur einen Klick entfernt. Das ist die neue Technologie-Realität, der wir uns stellen müssen. Und metaphysisch, vielleicht die größte Errungenschaft des Internets allerzeiten? Nein, nur für romantisch veranlagte Poetinnen, nicht für den großen Rest, der das Internet für schnöde Informationen, Nachrichten, Facebook-Blödeleien und Börsenkurse missbraucht…

Distanzlosigkeit- und zwar für ewige Zeit, so scheint es. Ein Fluch für all jene, die unter Liebeskummer leiden und innerlich wie äußerlich keine Distanz aufbauen können. Denn eigentlich, so denke ich mir, will die Stimme in uns doch nur Verbundenheit und Nähe zu anderen. Erst durch die gelebte Distanz, äußerlich wie innerlich können wir das Gegenteil spüren. Das Internet lächelt dich verlockend an und ist doch immer nur ein verzögertes Abbild der Realität, nicht die Realität an sich. Zeiten und Orte fallen zusammen auf einen einzigen Punkt… wo sie in Wahrheit doch unendlich weit entfernt sind. Das zu erkennen, erzeugt Schmerz. Schmerz darüber, dass wir nicht selbst ständig mit allen verbunden sein können. Müssen erst wieder eine Mauer aufbauen, eine Mauer aus Gedanken, Meinungen und Einstellungen.. wo es doch so einfach wäre…

Unsere innere Stimme ermahnt uns zum Guten hin.. Wonach wir uns wirklich sehnen..Da auf dem Monitor steht es! Da sieht man es, laut und deutlich, die Augen und Ohren können doch nicht irren?

Eine leise Stimme, die wir zwar knebeln können, die aber immer jammern und wimmern wird. Die einfach nicht aufzuhalten ist. Die sich mit dem Tanz der Neuronen zu neuen Taten verbindet. Einfach und effektiv. Das heißt dann „aus der Mitte heraus zu handeln“ und führt meistens zu Erfolg oder Fortschritt. Oder zu einer ganz großen Dummheit, die man ohne Liebe niemals gemacht hätte… Ganz anders, viel eindeutiger und verrückter als das ewige Jammern, Nach- Grübeln und die Klein-Aufrechnerei, die nur zu Verzweiflung, Depression und Stillstand führen.

Es ist leicht, nach der Mitte des Herzens zu handeln, wenn man die Stimme denn nur endlich mal hören würde…

Dann spielt auch das Vergessen keine Rolle mehr, dann ist alles real, alles „im Jetzt“.

Hoch zu Ross

Pferd auf der Weide

Moderne Polizisten mit umfangreicher Ausrüstung und dem neusten technischen Schnickschnack hoch zu Ross auf Streife durch die Straßen trabend- dieses Bild ruft in mir immer unweigerlichen einen heftigen Anachronismus hervor. Warum nutzt man in diesen modernen Zeiten von Handy, Pfefferspray und Schlagstock eigentlich noch ein Pferd, welchen Sinn macht das? Wie sie dann majestätisch durch die Straßen reiten, auf Demonstrationen zusätzlich gepanzert und mit Hilfsmitteln ausgestattet, das erinnert eher an eine mittealterliche Kavallerie, als an eine moderne Polizei.

Welche Pferde werden dazu benötigt, welche Eigenschaften bringen sie mit? Und wie ist das mit den Reitern selbst? Was motiviert sie, was treibt sie an?

All diese Fragen wurden in der Reihe „Expeditionen ins Tierreich“ im NDR beantwortet, die sich in der aktuellen Ausgabe der wiedereingeführten Hamburger Reiterstaffel widmet. Im Internet ist die Sendung noch komplett anzuschauen (Mediathek) und am 12.01. um 11:30 Uhr wird sie nochmal im Fernsehen wiederholt.

Für alle Pferdefreunde und Anhänger einer modernen und vorausschauend denkenden Polizei „nah am Bürger“ ist die Dokumentation sehr sehenswert. Vor allem zum Schluss, als die neu ausgebildeten Reiter mit alten, erfahrenen Pferden (aus Hannover) einen Fußballzug begleiten müssen und dabei noch zusätzlich von Sprengkörpern und pöbelnden Fans aufgeschreckt werden, läuft es einem kalt den Rücken herunter. „Die armen Tiere“ denke ich mir nur dabei und wie blöd Menschen sein können, vor allem randalierende Fußballfans. Letztendlich werden die Tiere aber so ausgewählt und ausgebildet, dass sie sich an solche Strapazen gewöhnen.

Es kostet viel Zeit und viel Arbeit, die Tiere soweit zu bringen, dass sie diesen schwierigen Aufgaben gewachsen sind. Aber wenn, dann haben der Polizist und die Polizistin das schönste und lebendigste Polizeiauto, das man sich vorstellen kann.

Das unbezahlbare Weihnachtsgefühl

Ist es nicht seltsam, wie sehr man für ein richtiges „Weihnachtsgefühl“ abhängig vom Wetter ist? Aber was soll das schon sein, ein Weihnachtsgefühl! Und überhaupt, vom Wetter abhängen? Das kann ja höchstens übersentimentale Poetinnen und andere christliche Romantikerinnen betreffen- aber nachweisbar ist es ganz sicher nicht!

Nun ja, ich will es dennoch mal versuchen. Dieses Jahr gab es also noch kein Schnee. Zumindest nicht für die Leute in Deutschland und für die meisten im Flachland. Etwas weiter höher in den Bergen soll es ja durchaus schon weiße Flöckchen gegeben haben. Ansonsten: Regen, Wind und Matsch, soweit das Auge trieft. Vor allem Wind, z.B. gestern. Da flog einem die Mütze nur so vom Kopf. Der Wind zerrte mit seinen kräftigen Armen am Balken der Unterkunft und wollte mal wieder zeigen, was er so drauf hat. Es pfiff und blies nur so, was das Zeug hielt. Einen ganzen Tag lang. Schwindel in den Ohren, irgendsoeine gereizte Stimmung hatte sich ebenfalls breit gemacht. Vom Wetter, ach komm! Was bist du doch nur für ein Waschlappen. Da muss man wirklich schon sehr empfindlich sein, davon so abhängig zu sein. Oder darauf so zu achten, das wird auch immer schlimmer dann!
Was sollen die Extrem-Bergsteiger erst sagen? Oder die extrem Lang-auf-einen-Pilgerpfad-Marschierer? Oder die Leute, die damals zur Antarktis gesegelt sind? Die wären froh, über diese netten mittelwarmen Temperaturen und die frische Brise. Also, wie immer eine Frage der Perspektise.

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Ein Nachruf

Vera F. Birkenbihl ist tot. Ich habe davon erst gar nichts erfahren, sondern erst über Umwege davon gehört. In den meisten Mainstream-Medien hat man überhaupt nichts dazu gelesen. Und auch, wenn man den Begriff bei Google eingibt, findet man fast ausschließlich Blog-Einträge, aber keine „großen“ Nachrichtenseiten. Die Wikipedia ist etwas sparsam, wie fast immer bei sozialen, psychologischen oder pädagogischen Themen.

Dieses Besetzen von Nischen passte vielleicht zu ihrem Leben. Ich habe ein paar Vorträge von ihr auf DVD und im Internet angeschaut. Was mich an ihr inspiriert hat, war ihre Art zu denken, ihr wissenschaftlicher Charakter und ihr Forschergeist, der bei Frauen doch recht selten ist und zumindest eher selten so intensiv umgesetzt wird. Sie hat es sich und anderen nicht leicht gemacht, war sehr intelligent und fleißig und brachte die Dinge auf den Punkt. So wie eine Wissenschaftlerin sein muss.

Aber meine Worte dazu sind nicht ausreichend. Schon die ersten beiden Blog-Beiträge, die ich gefunden habe, können das alles viel besser und genauer beschreiben:

z.B. Hier oder hier

Bücher von ihr habe ich nur eins, das über die Kommunikation. Ein schönes, dickes rotes Buch, damals mein erstes über Kommunikationspsychologie. (Leider ist die praktische Umsetzung sehr viel schwieriger als gedacht) Viel Theorie, aber auch viel zum Selbstdenken und Mitdenken. Wissenschaftlich, ausgewogen, gut. Außerdem steht im Regal noch die CD von ihr „Von nix kommt nix“, die ebenfalls sehr sehenswert ist. (Daraus hängen geblieben ist bei mir: werden sie Jäger! Gehen sie auf die Suche und beschäftigen sie ihr Gehirn; bauen sie selbstständig Verbindungen auf, lernen sie frei zu denken- so ungefähr in der Art, sie beschreibt das sehr gut und weckt in einem die Freude am Lernen und Denken)

Als Begriff eingeprägt hat sich bei mir außerdem der Begriff der „Meme“, also eine Art gedanklichen Virus, den man ohne zu Hinterfragen übernimmt und der von seiner Struktur meistens eine Art Vorurteil ist. Das zu erkennen, halte ich für sehr wichtig. Gerade wenn man bloggt und sich oft und viel Meinungen über andere macht, ist es umso wichtiger, dass man auch die eigene Art zu denken hinterfragen kann. Gehört so ein wenig zum Begriff „Freiwilliger Blogger-Kodex“, falls es so etwas geben sollte. Ist natürlich auch für alle anderen Arten von Menschen sinnvoll…

Hatte ich im Blog schonmal erwähnt, wen es interessiert, hier nochmal der Youtube-Link:
http://www.youtube.com/watch?v=XY60DBP4UQk

Zudem liest man oft, dass ihre Anleitungen zum besseren Lernen sehr gut sein sollen, insbesondere wenn es um Fremdsprachen geht.

Sieben-Gummistiefel

Gummistiefel-Zeichnung

Oh, ich sehe gerade, das Jahr rennt mit Sieben-Gummistiefeln auf das Ende zu und ich hab seit über einem Monat keinen anständigen Artikel mehr formuliert? Da wird es aber Zeit was zu ändern und ich denke, ich fange gleich mit dem wichtigsten Thema an.. also mal überlegen, was gab es so 2011? Irgendwas wichtiges, was philosophisches? Was für die urdeutschen Bedenkenträger und die political korrekten Aufregungs- und doch wieder vergessen-Medien-Mentalität?

Also, da gab es Fukushima, den schwarz-gelben Atomausstieg, Stuttgart 21- Geplärre, den ersten grünen Ministerpräsidenten im Ländle, Guttenberg & sein fettes Comeback, das dunkelrote Traumpärchen Wagenknecht und Lafontaine, den Niedergang der FDP Richtung Nullinie, es gab den ekelerregenden EHEC-Erreger (wow 11 E’s in drei Worten), es gab die grausligen Anschläge in Norwegen, so bissel Finanzkrise und Euro-Gezerre, Osama bin Laden wurde getötet, Gaddafi ebenfalls, einige Revolutionen in islamisch geprägten Ländern des nahen und fernen Ostens, es gab eine royale Ehe a la carte, ein Pummelchen aus der Kelly-Familiy wird Dancing Star, aber hey, das war doch eigentlich alles NICHTS.

Das ist alles kein Artikel wert, denn das Wichtigste von allem, das war….

*Trommelwirbel*

…..dass „Wetten Dass!“ endet und es keinen Nachfolger gibt! Buhuu! Und ich habe schon gedacht, das hübsch-blöde Blondchen aus der Schweiz zeigt, was in einer echten Feministin steckt und durchbricht die Männer-Machowelt mal für einen Tag lang… wenigstens für einen Tag, bitte! das wird doch nicht so schwer sein… hat man eigentlich je ernsthaft über diese Option nachgedacht?? Berlusconi ist doch auch gegangen (worden) und der weiß, wie man das mit dem Feminismus und den Blondinen im Fernsehen macht.. (süße Verpackung und bittere Botschaft, da können sich die konservativen, biederen deutschen Feministinnen mal eine dicke Scheibe von abschneiden, ach ne, am besten gleich das ganze Brot! )

Aber jetzt DAS! Keiner – will – es – machen! Meine Lieblings-Show, die einzige Sendung, bei der (bevorzugt deutsche) Promis problemlos 10fach recycelt werden können und man den ausländischen Stars zeigen kann, wie bieder und blöd das deutsche Fernsehen eigentlich sein kann.

Buhuu! Ich bin so unendlich traurig.

Wann findet man endlich einen Nachfolger? Nicht, dass die Sendung ganz eingestampft werden muss… das wäre nun wirklich keine Option.

Traurige Nachrichten und ein ereignisreiches 2011. Und drei grippale Infekte in zwei Monaten.

Und kein Schnee. Und noch keine Geschenke. Zeit, den Rückblick zu beenden, bevor es wieder zu tragisch wird.

Ein Seemannslied

Page One von Kalkbrenner – irgendwie schön, irgendwie passend zur Jahreszeit und all den vielen, sich vermischenden Ereignissen, die in meinem Kopf einen dumpfen Nebel aus lautloser Traurigkeit und stiller Hoffnung erzeugen…

Ich wünschte nur, es wäre ein wenig länger, man hätte ruhig noch ein paar Strophen dran hängen können. Die Melodie ist so schön traurig-eingängig, eine wunderbare Vorlage für einen minimalistischen Techno-Song.

Page Two, scheint es nicht viel länger zu machen.

Erst der dritte Teil knackt fast die dritte Minute…

Die ganzen Remixe können da nicht mithalten…

Die Piano-Interpretation ist hingegen sehr nett. Bin immer wieder erstaunt, wieviel begabte Künstler sich im Netz tummeln. Und Youtube ist eine tolle Plattform für sie.

Fast so gut (aber nur fast… ) wie „Video Games“ von Lana del Rey

bis es wieder gelöscht wird…

Das Interview

Der Interviewer auf der Straße: „Guten Tag ich bin vom Blogger-TV und wir machen eine Umfrage. Was halten sie von der Frauenquote? Sind sie dafür oder dagegen? Betrifft es sie und was könnte die Politik ihrer Meinung nach besser oder anders machen?“

Eine Frau: „Frauenquote? Natürlich bin ich dafür, Frauen sollten viel besser gefördert werden. Immer nur diese Männer in Anzügen an der Spitze, diese Klonarmee. Die Führungsriege braucht Farbe und Abwechslung!“

Ein Mann: „Oh nein, schon wieder ein Versuch dieser Feministen uns irgendwas mit Gesetzen aufzudrücken. Als Mann fühle ich mich in diesem Land mittlerweile diskriminiert. Reicht es nicht, dass man als Mann arbeiten muss und im schlimmsten Fall hohen Unterhalt für eine Frau zahlen muss, die es sich gemütlich macht? Es ist doch bekannt, dass Frauen nicht so ehrgeizig sind. Daran wird eine Quote auch nichts ändern.“

Der Unternehmer und Darwinist: „Der Eingriff in die Selbstbestimmung der Unternehmen ist kontraproduktiv. Es erinnert mich mit dieser Steuerung von oben an alte DDR-Zeiten. Die moderne Berufswelt ist Kampf und Krieg und Unternehmen sind die Kommandozentralen dieses Krieges. Nur der stärkste wird überleben und nur die stärkste AG wird sich an der Börse behaupten können. Daher brauchen wir die Auslese über die Qualifikation. Wenn wir plötzlich Frauen an die Führung lassen und die sich dann während eines wichtigen Meetings die Nägel feilen oder Mutterschaftsurlaub nehmen- wo kommen wir denn da hin? Daher bin ich gegen eine Quote.“

Die Hausfrau: „ Tja Führungsposition hin oder her, aber das betrifft mich sowieso nicht. Es soll ja Geschäftsfrauen geben, die sich darum reißen, aber für mich ist das nichts. Was ändert die Debatte eigentlich an meinem eigenen, täglichen Leben? Aus diesem Grund lese ich sowieso nicht gerne Zeitungen und schalte die Nachrichten nur beim Bügeln ein. Man sollte lieber noch mehr für Familien oder den Ausbau der Kitas tun. Dann könnte ich auch noch länger arbeiten und mein Mann könnte auch mal einen Tag frei nehmen. Was die Politkerinnen da oben reden ist für mich fernes Geschwätz.“

Der junge, aufstrebende Jurist „Ich mach sowieso Karriere, ob ihr wollt oder nicht. Ein erfolgreicher Mann findet die hübscheste Frau, so war es doch schon immer, oder? Für mich ändert sich daher null. So, keine Zeit ich muss ins Fitness-Studio…“

Die Geschäftsfrau „Quoten finde ich super. Ich habe hart gearbeitet, lange studiert, aber im Beruf dennoch das Gefühl, dass ich nicht weiterkomme und in die Büros unsichtbare Decken eingezogen sind. Die Männer trinken nach der Arbeit noch ein Bier und bilden starke Männerbünde. Als Frau fühle ich mich da außen vor. Wenn ich in einen Raum komme, wo nur Männer arbeiten, fühle ich mich wie ein Fremdkörper. Die starren mich alle an und berurteilen mich nur nach dem Aussehen. Eine Quote würde mir helfen, mich in der Firma zu behaupten, und noch weiter nach oben zu kommen. Und wer weiß, vielleicht denken die Leute dann um und ich werde endlich so akzeptiert, wie ich bin? Ich hoffe, dass man meine Qualifikation nicht nur nach meinem Geschlecht beurteilt, das ist nämlich auch diskriminierend. Ich bin aber auch bereit, ohne die Quote hart zu arbeiten und mich in diesem Umfeld zu beweisen. “

Der Arbeiter im Stahlwerk: „Man hört immer nur was von den da oben und immer nur die Frauen. Wer denkt eigentlich mal an uns? Wir leisten die Hauptlast der körperlichen schweren Arbeit. Wann kommt man wieder eine Lohnerhöhung? Was ist mit unseren Renten? Warum müssen wir eigentlich den möglichen Zusammenbruch der Banken und die Euro-Krise zahlen? Nein, ich habe der Politik schon längst abgeschworen. Die behandeln Probleme, die mich nichts angehen. Und auf eine Frauenquote pfeife ich. Das nächste Mal wähle ich was rechtes oder was ganz linkes.“

Die junge Studentin „Ich finde es super, dass derzeit soviel über uns Frauen geredet wird. Die Situation ist zwar noch ziemlich schlecht und ich möchte auch mal Kinder bekommen. Die harte Arbeitswelt schreckt mich ein wenig ab, aber auch dass in vielen Chefetagen nur Männer sitzen. Zählen wir Frauen denn überhaupt nicht? Immerhin kaufen wir den Großteil der täglichen Konsumprodukte und verwalten über 70% des privaten Haushalts-Einkommens. Wenn die Politik was für uns Frauen tut und es ihnen wirklich wichtig ist, werde ich vielleicht noch länger arbeiten und mein Studium ist dann nicht umsonst. Jetzt bin ich wieder motiviert. Wann ist die nächste Vorlesung?“

Der jugendliche (männliche) Schulabrecher: „Cool, Führungsposition klingt echt super. Würde ich auch gerne haben, dann könnte ich meine neue Freundin beeindrucken. Leider muss ich dazu erstmal den Hauptschulabschluss schaffen.“

Der Mensch mit Migrationshintergrund „Ich nix deutsch. Frau zu hause. Bleibt so, basta!“

Der Psychologe „Frauen und Männer haben unterschiedliche Qualifikationen, aber vor allem unterschiedliche Wertvorstellungen und Eigenschaften. Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar, dass man in extremen Positionen weniger Frauen findet, weil diese insgesamt eine besser Work-Life Balance aufrecht erhalten und weil ihnen ethische und soziale Werte im Durchschnitt wichtiger sind. Wenn man wirklich etwas ändern wollte, müsste man an der Unternehmenskultur und der gesellschafltichen Debatte über Arbeit an sich etwas tun. Nun mit Quoten etwas aufzusetzen, wird an den Ursachen und den psychologischen Dispositionen nichts ändern!“ (( Vergleiche hierzu z.B. http://www.leadership.info/1278/spas-im-beruf-und-ethische-werte-sind-frauen-wichtig/ ))

Der Sozialwissenschaftler „Das ist Unfug, was sie da sagen, Herr Kollege. Natürlich wird sich etwas ändern. Es ist doch die Frage, was ändert sich zuerst: Die Gesellschaft oder die Rahmenbedingung? Wenn wir die Rahmenbedingungen ändern, müssen sich auch die Köpfe ändern. Natürlich wird es am Anfang harten Widerstand geben, das ist nur natürlich. An den Geschlechterverhältnissen etwas zu ändern, ist vielleicht das schwierigste, was die Politik wagen kann. Nirgends sonst sind die Fronten so verhärtet und die Debatten so aufgeheizt. Der aktuellen Feminismus-Kultur weht ein harter Gegenwind entgegen. Man sollte die Diskussion auf anderen Ebenen weiterführen und sie nicht alleine auf das Geschlecht reduzieren. Aber jetzt einfach die Flinte ins Korn werfen und so weitermachen, wie immer.. da macht man es sich ein wenig zu leicht, meinen Sie nicht?“

Der Pessimist und Realist „Ach egal, in drei Tagen hat man das Ganze sowieso wieder vergessen. Dann wird eine neue Sau durchs Dorf gescheucht. Also rege ich mich gar nicht erst auf, spart Energie!“

Das Brötchenlabyrinth 2

Bei den Brötchen geht es mir natürlich nicht um die Brötchen alleine. Wenn man genau hinschmeckt, wird man vielleicht überhaupt gar keinen Unterschied erkennen. Brötchen sind im Mund, sowie im Handel „schnelldrehende Ware“, die nie einer besonders langen Halbwertszeit unterlagen.

Dennoch sind es Details, die beim aufmerksamen Blick in die „Gesamtwelt“ unweigerlich auffallen müssen. Früher gab es eben einen guten Bäcker, der sogar frische Brötchen gebacken hat… und im Supermarkt gab es keine Brötchentheke. Dann kam die Globalisierung und die Nachfrage der Kunden nach günstigen Produkten- voilá hat sich unsere Produkt- und Lebenslandschaft verändert, ob wir das wollen oder nicht. Früher gab es auch große Postfilialen mit vier oder fünf Mitarbeitern, die alle top ausgebildet waren und sehr freundlich sich aller Probleme angenommen haben. Es gab gute Öffnungszeiten und sogar das kleine Dorf auf dem Land hatte eine Poststelle. Pakete wurden nicht beim Nachbar drei Häuser weiter abgeliefert, der einem schonmal wegen des überstehenden Baumes angemeckert hatte, sondern kamen in die vertrauensvolle Post-Filiale zurück, wo sie dann zeitnah auf dem Weg von oder zur Arbeit abgeholt werden konnten.

Heute sind die Post-Verkaufsschalter oft in andere Läden integriert und richten sich nach deren Öffnungszeiten. Paket-Zettel bekommt man schon lange nicht mehr, Globalisierung heißt, dass man seinen bezahlten Waren hinterher rennen muss. Geschwindigkeit und schnelle Erreichbarkeit, kurze Lagerhaltung ist eben alles! (Für die AG, nicht für den Kunden)

Bildung und post-spezifisches Wissen? Ist dort meistens Mangelware, hat man irgendwie gleich mit eingespart. Aber es gibt doch den Fachkräftemangel…

Die Folge ist, dass die Läden entweder nicht zu erreichen sind, die Schlangen meistens groß, die Verkäufer oft keine Ahnung von den Postprodukten haben und das Gesamtangebot für den Kunden schlechter geworden ist. Genauso wie die Brötchen, die nun schlechter schmecken und weniger lang halten, als noch vor zwanzig Jahren. Brötchen, die mit bestimmten Zustatzstoffen aufgepeppt worden sind (z.B. Backtriebmittel), halten aber auch nicht so lange und werden schneller alt und trocken, also weggeworfen. Durch das Sparen bei der Erzeugung wird auch die Verschwendung vergrößert. Geiz ist eben nicht immer geil, sondern oft sehr kurzsichtig und mit negativen Folgen behaftet.

Das Thema Lebensmittel und die negativen Seiten Industrialisierung (vor allem Kapitalisierung) der Lebensmittelerzeugung ist für mich ein sehr wichtiges Thema. Schließlich geht es dabei um das, was wir täglich essen. Unser Körper ist sehr empfindlich und reagiert auf die Inhaltsstoffe, letztendlich ist die Ernährung auch eine sehr wichtige Grundlage für unsere Gesundheit und Wohlbefinden. Es vermischen sich also die Interessen der Kapital und Wettbewerb-gesteuerten Konzerne mit den täglichen Anliegen und Interessen des einzelnen Menschen. Beim Thema Lebensmittel kann man eben nicht wegschauen und sagen „es geht mich nichts an“. Das will ich auch mit meiner Verzweiflung im täglichen Einkauf im Supermarkt ausdrücken: Gebildet von so vielen Eindrücken und Überlegungen bin ich mehr als je dazu gezwungen, zur mündigen Einkäuferin zu mutieren und muss mir jede Entscheidung genau überlegen. Dabei können sogar Gewissenskonflikte auftreten. Nimmt man dann noch die Meinung von anderen, die einen zusätzlich manipulieren oder beeinflussen wollen, kann es sehr kompliziert werden: Kaufe ich jetzt die schnelle Spaghettisoße vom großen Industriehersteller mit Geschmacksverstärkern und spare mir ein wenig Zeit? Oder befriedige ich mein gutes Gewissen und koche die Soße komplett selbst? Dass sie dann natürlich auch teurer wird und in der täglichen Herstellung länger dauert, ist keine Frage. Kaufe ich mir lieber die fertige Pizza und genieße sie in 15 Minuten? Oder suche ich mir alle Zutaten zusammen, mache einen Hefeteig und belege den noch möglichst mit frischen Zutaten? Geschätzter Mehraufwand zwei bis drei Stunden!

Dass was wir essen, ist also auch eine Frage des Lebensstils und letztendlich eine Frage der persönlichen Freiheit und Entscheidung. Habe ich die Zeit und Lust zum Kochen? Entscheide ich mich lieber für ein Hausfrauenleben oder ziehe gar in die Einsamkeit und steige auf Selbstversorgung um? (Auf Arte kam vor ein paar Tagen eine Reportage darüber).. oder lebe ich in der Stadt, habe zwei Kinder, ein Kindermädchen, eine Ganztagsschule (Frankreich ist da schon weiter) und zwei Doppelverdiener-Einkommen? Dann bleibt aber auch für die Kocherei nicht soviel Zeit.

Mache ich wenigstens einen Fleischtag in der Woche oder verzichte ich lieber ganz aufs Fleisch? Gerade was gesunde Ernährung angeht, hört man eine Vielzahl Meinungen, die sich tlw. sogar widersprechen, so dass die Auswahl noch schwerer wird. Während die einen alleine aus moralischen Gründen Fleischkonsum total ablehnen, gibt es Mediziner, die behaupten, dass uns ein wenig Fleisch sogar gut tut. Dann wieder gibt es die „Hardcore-Steinzeit-Theorie“, die sogar ein sehr viel an Fleisch für gut befindet, dafür aber meint, dass Milch- und Getreideprodukte nicht gesund wären, weil sich unser Körper in 10.000 Jahren, seitdem es Korn und Viehaltung gibt, noch nicht wirklich darauf umstellen konnte.

Ich würde sagen, das Thema Lebensmittel ist ein „In-Thema“ und interessiert viele Menschen. Es ist eine natürliche Verlängerung der Bio-Achse und eine logische Konsequenz aus der grünen, konsumkritischen und (ehemals) kapitalkritischen Bewegung. Wenn man es genau analysiert, stellt man auch schnell fest, wieviel damit verbunden ist und was alles davon berührt wird: Konsumkritik, Genveränderte Lebensmittel, Fastfood-Industrie, Übergewicht und Gesundheitsprobleme, Fresssucht durch Geschmacksverstärker, Umweltverschmutzung durch intensive Viehzucht, Aromastoffe, ein abgestumpfter Geschmackssinn, Lebensmittelskandale, Alkoholsucht durch billige Getränke und Werbung, usw.

Im Fernsehen kommen derzeit sehr viele Sendungen über „unsere Lebensmittel“, wie sie produziert werden, welche Zusatzstoffe hineingekommen, wie Supermärkte aufgebaut sind, usw. Die öffentlichen Medien tun also alles dafür, dass die Verbraucher weiter aufgeklärt werden und sich eine eigene Meinung bilden können. Auch wenn man dem Medium TV vielleicht kritisch gegenüber steht, so leisten doch gerade die öffentlich-rechtlichen Sender hier eine sehr gute und umfangreiche Aufklärungsarbeit. Auch die Politik ist nicht so ganz untätig (obwohl es noch genug zu tun gibt) und hat z.B. vor ein paar Wochen das Portal „Lebensmittelklarheit“ gestartet, bei dem sich Verbraucher über irreführende Werbung und fehlende oder irreführende Inhaltsangaben in Produkten beschweren düfen.

Das Thema Brötchen-Einkauf zeigt aber, dass man -selbst wenn man aufgeklärt ist- und sich auf die Suche nach qualitativer Nahrung macht, keine wirkliche Auswahl mehr treffen kann. Es gibt eben nur noch die Standard-Brötchen aus der Großbäckerei und das traditionelle Handwerk und der kleine Mittelstand leiden darunter. Genauso bei den Fertigsuppen und – Soßen, die immmer noch alle auf Geschmacksverstärker und Aromen setzen (liegt auch ein wenig in der Natur der Fertigsuppe), diese aber jetzt Hefeextrakt nennen können (völlig legaler Trick).

Auch günstig einzukaufen und sich gleichzeitig zeitsparend und gesund zu ernähren, scheint schwierig zu sein (( obwohl es dazu bestimmt tausend Gegenstimmen gibt, die das Gegenteil behaupten )). Bei irgendeinem Faktor muss man immer kürzen, es sei denn man hat unendlich Zeit oder unendlich viel Geld für die Nahrungszubereitung zur Verfügung.

Je mehr man darüber aufgeklärt wird, desto schwieriger wird die tägliche Entscheidung beim Einkauf. Dennoch finde ich es gut, darüber nachzudenken und sich vom roboterhaften Konsumenten-Verhalten zu lösen.

Es sind am Ende doch die Verbraucher, die das Zünglein an der Waage ausmachen.

Das Brötchenlabyrinth

Auf der Suche nach einem Kulturgut

Wozu brauchen Menschen eigentlich Mitgefühl? Wenn man so an einem normalen Alltagstag durch den Supermarkt oder die Fußgängerzone schlendert, kann man sich die Frage schonmal stellen. Alle hetzen durch das Leben, getrieben von ihren Pflichten, Ängsten und Sorgen. Man sieht unterschiedliche Gesichter, alle sind verschieden. Aber wer genau versucht, die Menschen anzuschauen und nicht gleich den Blick wieder abzuwenden, wird feststellen, wie wenige Menschen wirklich „sehen“. Wie wenig Menschen wirklich aufmerksam sind und sich für ihre Umwelt interessieren.

Im Supermarkt verhalten sich Menschen oft Roboterhaft, aber ohne das Vorhandensein jeglicher KI (Künstlichen Intelligenz). Sie heben einfach die Waren in den Wagen, stellen den irgendwo hin und gehen an die Kasse. Sicherlich, vom Markt und Konsum ein erwünschtes roboterhaftes Verhalten. Aber wie wenig Menschen nehmen Rücksicht auf die anderen und stellen den Wagen so, dass z.B. alle durchkommen. Wie oft wird man im Markt angerempelt oder angefahren, vorzugsweise in einer Schlange an der Kasse.

Wie schwer es fällt, in ein Gespräch verwickelt zu werden. Ich glaube man könnte problemlos den ganzen Tag durch die Stadt oder Supermarkt gehen, ohne auch nur ein Wort zu reden! Was bleibt, ist das obligatorische „Guten Tag“, „Wieviel macht das?“ „Ich schau mal ob ich es klein habe“ und ganz wichtig „Tschüss!“.

Ein guter Ausweg aus dieser Situation ist, selbst mitfühlend zu sein. Wenn man es nicht mit einer Maske und Gefühlspanzerung den anderen gleich tun will, muss man das Schweigen bewusst durchbrechen. Bewusst selbst freundlich sein, bewusst Worte finden, wo andere nur schweigen, bewusst Leben in das Einheitsgrau bringen, wo sonst nur Farbarmut und emotionale Leere herrscht. Es ist zwar nicht immer einfach und nicht jedem Tag ist einem danach, aber es ist ein guter Trick, der immer wieder erstaunliche Resultate hervorbringt. Zu warten, bis andere auf einen zugehen oder sich „von selbst“ etwas ändert, kann da viel langwieriger bis unmöglich sein.

Mich quält dieses tägliche Einkaufen dennoch sehr. Es versetzt den Menschen in eine groteske Situation und besonders grotesk daran ist, dass es so wenige mitbekommen und so wenige Menschen realisieren, wie abartig diese Situation ist. Wir sind abhängig von den Waren, freuen uns wenn der Einkauf schnell über die Bühne geht. Wir schauen auf günstige Waren, letztens las ich , dass Deutschland sogar besonders wenig Geld für Lebensmittel ausgibt und die Kunden sehr „preisbewusst“ sind. Aber es ist unsere Zeit, die wir hier verbringen, unser Geld, dass wir hier ausgeben? Was bekommen wir zurück, außer die Ware selbst? Wir werden zum Konsumenten degradiert und die Menschlichkeit erstickt.

Wie ist das, wenn man es anders machen will? Das Groteske ist, dass man es kaum kann, dass man sich dem Strom der Masse anschließen muss, ob man will oder nicht.

Beispiel Brötchen: Brötchen werden heutzutage kaum noch selbst gebacken, das meiste war wir essen, sind in der Industrie vorbereitete „Backlinge“, die dann nur noch im Wärmofen aufgebacken werden. Sorgfältig Zutaten aussuchen, Teig anrühren, auf Zusatzstoffe verzichten machen die kleinen „Bäckereien“ schon lange nicht mehr. Die Kunden wollen ja günstige Bröchten, achten mehr auf den Preis als die Qualität, und was man da täglich essen kann, ist das Ergebnis! Wusstet ihr, dass in manchen Aufbackbrötchen sogar der Zusatzstoff Gips, also Calziumsulfat enthalten ist? Hm, lecker..da kann man gleich auf der Baustelle bleiben und die Brötchen dort essen, macht ja eh keinen Unterschied. ((Quelle: http://www.wunderkessel.de/forum/backen-fragen-hilfe/6188-baguettes-brot-knuspern-lange.html ))

Wir haben gestern den großen Brot-Test gemacht: Bekommt man irgendwo in der Stadt noch frische Brötchen, die vom Bäcker selbst gebacken sind? Im kleinen Dorf gibt es nur eine Backstube, die aufbackt….Brötchen rund um die Uhr bekommt man nicht, einigermaßen frisch sind sie morgens. Also weiter in die Kleinstadt, acht Kilometer entfernt, es sind ja sowieso noch ein paar Besorgungen zu machen.
Im Supermarkt selbst gibt es nur die Backautomaten und die mega- umständlichen, personalfreien Verkaufsstände. Schräge Verkaufsfächer, die mit klapprigen Platten aus Plexiglas verdeckt sind. Um jetzt ein Brötchen zu bekommen, muss man mit einer Hand die Klappe aufhalten, mit der anderen Hand die Brötchenzange halten (ansonsten unhygienisch!), mit der dritten Hand die Tüte aufhalten und mit der vierten Hand schauen, dass nichts auf den Boden fällt (ansonsten bezahlen!). Das klappt nicht gut und schmeckt meistens auch nicht.

Der Verkaufstand der „Bäcker“filiale im Eingangsbereich macht es ähnlich, nur dass hier die Brötchen noch von einem echten Menschen in die Tüte gelegt werden. Also auf in die Innenstadt und weg vom Supermarkt-Einkaufsparadies-Speckgürtel. Auf der Suche nach dem großen Bäckermeister-Guru mit dem goldbemehlten Händchen.

Siehe da, das schönste Wetter und die Fußgängerzone beinahe leergefegt. Das einzige was man sieht: Menschen, die frei haben, alte Menschen, die in Gruppen schlendern und sich unterhalten. Was man nicht sieht: Familien mit Kindern, Frauen (oder gar Männer) mit Einkaufstaschen.. stattdessen leer stehende Gebäude und die Einheitssoße an großen Ketten, die noch genügend Marktmacht haben, um sich hier zu halten. Die Innenstadt stirbt aus und Schuld ist der Kaufkraft-Sog der großen Verkaufsketten im Umland. Auch das teure Sanieren des Pflasters und der Straßenlaternen kann den Verfall nicht mehr aufhalten. Vorbei der soziale Treffpunkt, vorbei der kleine Mittelstand. Wer hier noch ein Geschäft hat, geht sowieso bald in Rente und die Kinder ziehen in die Stadt.

Vor ein paar Jahren war die Fußgängerzone noch ein pulsierender Ort, in dem die Menschen dicht gedrängt ihre Einkäufe gemacht haben, weil es vor der Türen der Innenstadt noch keine Supermarkt-Flut gab. Zwanzig Jahre später sieht alles anders aus, ein trostloses Bild.

Ich sehe auch warum, das Auto ist das größte Problem. Wir laufen ca. 850 Meter durch die Sonnenhitze, bis wir endlich an einem Bäcker angekommen sind, der früher sehr gute Brötchen gebacken hat. Und jetzt? Fertig-Backlinge. Wir geben unsere Suche auf und kaufen entnervt die Backlinge, weil ich sonst weit und breit keinen anderen „richtigen“ Bäcker mehr kenne. Da kann ich auch gleich im Supermarkt kaufen!

Fazit :
Entweder 400 Kilometer fahren, bis wir einen richtigen Bäcker gefunden haben, der das Brötchen für 20 Cent mehr verkauft oder selbst backen.