Mit Worten denken

~ Das Leben ohne Worte leben? Was bleibt, ist das Leben. Ohne Worte. ~

Man kann – außer in der Meditation- nicht an nichts denken.

Sobald man mit dem Leben in Berührung ist, denkt das Gehirn und spiegelt die Außenwelt auf das Innere, ob man nun will oder nicht. Die Außenwelt formt dabei meist das Innere. Das Innere formt aber auch die Außenwelt. Wer war zuerst da? Was ist wichtiger? Der depressive Mensch, der alles durch seine getrübte Brille sieht? Der fröhliche Mensch, der in allen Dingen das positive und lustige sieht? Der alte Mensch, der den Verfall und das Elend sieht? Der junge Mensch, der in allem ein Plan und eine Zukunft sieht?

Die traurigen Umstände und die schlechten Arbeitsbedingungen, die sich auch auf Gesundheit und Denken abfärben, wirken in der anderen Richtung. Der Streß in der Partnerschaft, der Streit am Arbeitsplatz, Ärger über die Verwandten, die das Herz krank machen. Enge und Lautheit, die das Gehirn zum Zerreißen bringt. Aggressionen, die geweckt werden, weil andere mal wieder unfreundlich waren und drängeln. Schlechte Kommunikation, Menschen, die nichts sehen, nicht antworten, komplett von allen Dingen des Lebens, von allen Regungen abgeschirmt zu sein scheinen.

Das Innere kann ohne das Äußere nicht leben und existieren. Beides beeinflusst sich gegenseitig. Manchmal gibt es kein Ausweg, kein Ausweg aus dem Denken. Das eigene Ich wird dann zum Gefängnis…

Auch die Art des Denkens und des Eindrücke- Verwaltens prägen die Erfahrungen oder die allgemeine Lebenszufriedenheit. Man kann mit der gleichen Situation sehr unterschiedlich umgehen, es gibt keine Patentlösung. Nur eine Lösung, die sich meist aus Überlegung, Gefühl und Erfahrung formt- aber auch wiederum von Eigenheiten, Alter oder Geschlecht verändert und beeinflusst wird.

Es gibt das logische und strukturierte Gehirn, dass aus allem ein Plan macht, der oftmals hübsch aussieht, aber am Ende vielleicht doch nicht funktioniert. Es gibt den Chaoten, der aus allem ein Chaos macht… oder das Chaos sich einfach selbst überlässt. Denn was ist in der Natur schon ordentlich? Es ist die Eigenart der Menschen, alles gerade und rechtwinklig zu machen.

Optimismus und die Fähigkeit in allem etwas positives zu sehen- unbezahlbar.

Jeder sieht etwas anderes. Jeder hat eine eigene Welt. Jeder hat ein anderes Gehirn, das jeweils aus anderen Erfahrungen und Eindrücken geformt wird. Daher sind selbst genetisch komplett identische Zwillige nicht die gleichen Menschen.

Und die Art der Autoren ist es, alles mit Worten beschreiben zu wollen. Selbst wenn es eigentlich nichts gibt- oder andere Menschen gerade nichts sehen.

~ Kann das Gehirn auch über sich selbst nachdenken? Ich nehme an, das könnte sehr lustig werden... ~

Nine Eleven

World Trade Center, Computergrafik

Heute jährt sich also der 11. September zum zehnten Mal… Im Fernsehen kommt man nicht umhin, mit hunderten von Dokumentationen überschüttet und beinahe über-informiert zu werden. Der Spitzenreiter ist eine über zwölfstündige Reportage über „den Tag“!

Zwölf Stunden Information und die ewig-gleiche Wiederholung der Schreckensbilder, wer kann da noch hinschauen? Es ist wohl eher als eine Dauer-Berieselung zu verstehen, wenn man von den anderen Sendern noch nicht genug „input“ bekommen hat.

Über 3000 Opfer waren zu beklagen, nochmal soviele gefallene US-Soldaten in den beiden folgenden Kriegen.. aber auch hundertmal soviel zivile und militärische Opfer in den beiden Ländern Irak und Afghanistan, über die keiner spricht, für die keiner ein Denkmal aufstellt… ((Die Zahl kommt aus einer der Reportagen, im Internet findet man ähnliches:ca. tote 3.800 tote US-Soldaten im zweiten Irak-Krieg, und offiziell 150.000 Tote auf irakischer ziviler Seite, andere Studien veranschlagen die Zahl sogar mit 650.000 Opfern. In Afghanistan kamen ca. 2600 Koalitionssoldaten ums Leben und ca. 3.600 Zivilisten; Wikileaks berichtet sogar von 24.155 Toten insgesamt; allein das Jahr 2010 forderte 2777 zivile Opfer, fast soviel wie im WTC; Quelle Wikipedia ))

Die große Sensation, die nun alle ausschlachten.. das Ereignis, das die westliche Welt vielleicht mehr als alles andere verändert hat.

Der Angriff auf die Demokratie und eine immense Herausforderung an Moral und Demokratie-Festigkeit. Wir alle wissen, dass diese „Festigkeit“ gleich dem Stahl des einstürzenden WTCs nur zum Teil gehalten hat. Die Moral ist weich geworden wie die Stahlträger, die durch brennendes Kerosin und 650 Grad Hitze anfingen fünzig Prozent ihrer Festigkeit zu verlieren. Unsere Gedankengebäude, unsere Freiheitsvorstellung der offenen, multikulturellen Welt ist tlw. eingestürzt wie die Stockwerke des in sich sackenden Weltfinanz- Gebäudes.

Unsere Worte wurden zu Staub und Asche, wie das sich mit Blitzgeschwindigkeit ausbreitende Leichentuch der Trümmer-Wolkenkratzer. Wir wurden in ihnen fortgetragen und Gesteinsbrocken und Kälte aus Hass und Rache fingen an, sich um uns auszubreiten.. Wir konnten nichts dagegen tun, konnten nicht mehr atmen, mussten uns unter Autos und großen Steinsäulen verstecken. Wir hofften auf die Polizei und Feuerwehr, doch auch sie wurden Opfer und mit dem Einsturz in den Tod gerissen. (( über 350 Todes-Opfer bei Feuerwehr und Polizei ))

Verschwörung

Umso unverständlicher finde ich auch die Reportagen über Verschwörungstheorien, die mind. genauso zahlreich wie andere Varianten über den 11. September sind und von einer sehr aktiven Szene in den USA genährt werden.

So habe ich unlängst eine Sendung gesehen, in der der 11. September als eine kontrollierte Sprengung eines geldsüchtigen Immobilien-Hais dargestellt wurde, mit zahlreichen (vermuteten) Verknüpfungen zur Finanz- und Politikwelt. In ca. zwei Stunden wurden sehr viele Beispiele dafür aufgeführt, um am Ende die gewagte Argumentationskette zu schließen.

Es wurde z.B. erklärt, das Stahl erst bei einer Temperatur von ca. 1200 Grad schmilzt, brennendes Flugzeug-Kerosin aber nur 650 Grad erreicht. Auch wenn der Stahl dabei weich wird, so ist es doch „sonderbar“, dass die Gebäude so schnell eingestürzt sind und der Einsturz von darunterliegenden Stockwerken nicht wenigstens gebremst wurde.

Über 47 Stahlträger waren im Kern des WTC verteilt, dabei jeweils über 10 cm Seitenlänge, das Gebäude wurde angeblich für den Einsturz eines Jumbo-Jet vorbereitet und entsprechend „sicher“ geplant (die Wikipedia schreibt hier aber, dass nur der Einsturz einer kleineren Boing 707 bei den Planungen berücksichtigt wurde). Es gab fehlerhafte, bzw. abgelöste Feuerschutz-Beschichtungen an den Stahlträgern, was ihr schnelles Schmelzen und Biegen zu einem Teil erklärt. Aber warum hat man dann im Fundament und den Trümmern geschmolzenes Stahl gefunden, das zum Teil noch tagelang kochte und brodelte und zusammen mit den Chemikalien einen giftigen Cocktail aus Dioxinen, Asbest und anderen krebserregenden Stoffen in die Luft pestete?

Man hat durch seismische Messungen jeweils 8 bzw. 10 Sekunden gemessen, bis die Gebäude jeweils komplett in sich zusammengesackt sind. Das ist fast schneller, als der freie Fall einer Billardkugel aus vergleichbarer Höhe. Nach Computerberechnungen hätte es vor allem durch untere Stockwerke eine deutliche Verzögerung geben müssen. Mögliche Erklärung: Das Gebäude wurde gezielt gesprengt. Nur bei gezielten Sprengungen sacken Gebäude so feinsäuberlich-ordentlich und beinahe senkrecht nach unten.

Auch das WTC 7, ein kleineres Nebengebäude und Sitz großer Finanzdienstleister, brannte stundenlang und sackte einer perfekten Sprengung gleich in sich zusammen. Die Verschwörungstheoretiker finden es seltsam, dass ein Brand alleine derartige Schäden angerichtet haben soll (Angeblich wurden in diesem Gebäude gezielt Beweise über Finanzspekulationen und illegale Aktivitäten vernichtet!). Seltsam auch der „Sprengknick“ in der Mitte des Gebäudes ((nur im Zeitraffer zu erkennen)), der für eine gezielte Zerstörung des Fundaments spricht.

Als weiterer Beweis dienen in der Reportage dann sog. „Knallfrösche“ : Blitze und herausfliegende Sprengstoffteile, die bei Gebäudesprengungen auftreten und zwar meist unmittelbar VOR dem Zusammensturz. Auch Blitze und heller Rauch, der z.B. von besonders heißem „Thermit-Sprengstoff“ stammen könnte, wurde auf den Fotos gezeigt…

So interessant und tlw. einleuchtend all diese „Beweise“ auch sein mögen, die Reportage hatte Mühe, all diese Vermutungen logisch zu verbinden und in ein ganzheitliches Konzept zu bringen. Was konnten z.B. die Motive sein? Die hohe Versicherungssumme für den WTC-Pächter, die sogar durch Gerichtigsstreitigkeiten von vier auf acht Milliarden Doller verdoppelt wurde? Die schlechte Miet-Rentabilität des Gebäudes, die einfache Tatsache, dass es keine Gewinne mehr abwarf? Die hohen Kosten für einer energetische und vor allem feuerfeste Sanierung? Das Vernichten von Beweisen und Akten, z.B. im Zusammenhang mit Finanzspekulationen?

Und warum konnte man dann mit Terroristen zusammenarbeiten? Hat man diese angeheuert? War der Präsident informiert um gleichzeitig einen Grund zu haben, in den Irak einzumarschieren und dort unsichtbare Massenvernichtungswaffen aufzuspüren? Dies wäre eine Verschwörung ungeheuren Ausmaßes, die die ganze Interpretation des 11. Septembers verändern würde.  „Diese Regierung kann keine Geheimnisse für sich behalten“ hörte man einen Mitarbeiter des weißen Hauses ironisch antworten, als man ihn zu Verschwörungstheorien befragte „so eine Sache wäre sofort aufgeflogen“, meint er.

Nutzen der Verschwörungstheorie

Überhaupt, darf man sich fragen, was Verschwörungstheorien für einen Nutzen haben, warum sie immer wieder entstehen und gerade im Anschluss an besonders schreckliche Katastrophen, die der Mensch nicht verstehen kann.

Man denke da z.B. an das berühmte Attentat auf Kennedy oder die Mondlandung.
(Wiki: Verschwörungstheorien)

Für die Opfer ist es ein Schlag ins Gesicht, sehr verletzend und in ihrer Trauer abwertend. Es ist nunmal was anderes, wenn man auf Terroristen und mutwillige Böswilligkeit sauer sein kann, oder auf einen verrückt gewordenen Immobilienhai oder gar die eigene Regierung! Vielleicht wollen die Opfer ja auch einfach nur diesen Fall abschließen.. das Ganze immer wieder aufzureißen ist dabei nur bedingt hilfreich.

Verschwörungstheorien stehen meiner Meinung nach aus dem besonders großen Unvermögen, eine Sache wirklich in jeder Dimension zu begreifen. Bei besonders tragischen Unglücken, ist es eine Möglichkeit unseres Verstandes (aber noch mehr der Gefühle) eine Zwischenlösung anzubieten oder sich auf etwas völlig anderes zu versteifen. Nicht zuletzt wird von Gegnern solcher Theorien behauptet, dass die Verschwörer absolut sicher seien, dass ihre Theorie die einzig richtige ist und alle andere unrecht haben. Das kann vielleicht auch als „Abwehrmechanismus“ auf große Angst oder große Wut verstanden werden. Menschen reagieren irreal bis schizophren, wenn sie in ihrem Weltbild so dermaßen erschüttert werden; im Schlechten ist das nicht nur ein Nährboden für (meist harmlose) Verschwörungstheorien, sondern auch für fanatistische Weltanschauungen (Fundamentalismus) oder eben eine Legitimation für einen Krieg, wie es dann in den USA auch passiert ist. Anstatt die Trauer still in sich rein zu fressen, wird sie in einer extremen Weise nach außen geschleudert und mittels des Rache- und Banditen-Motivs extrem übersteuert und in ihrer Wirkung vervielfacht. Erinnert sich noch jemand an die Cowboy-Rhetorik eines Präsidenten Bushs, der sich Fahndungsplakate zu Osama bin Laden ausdachte, mit dem uralten Wildwest-Motto „Wanted: Dead or Alive!“ ?

Hier wurden gezielt Emotionen angesprochen, die auf eine starke Resonanz eines in seiner Identität bedrohten Landes trafen. Bei den USA wurde es auf Grund des Selbstverständnisses und der eher positiv besetzten militärischen Tradtion viel besser aufgenommen, als es z.B. in Deutschland der Fall wäre.

Fazit und Ausblick

Die Frage bleibt bis heute: Hat sich die USA jemals richtig von den Anschlägen erholt? Waren die Mechanismen zur Angst- und Aggressionsbewältigung die richtigen? Konnte die Cowboy- und Rache-Rhetorik angemessene Lösungen hervorbringen?

Was ist mit der Aufarbeitung der Folter-Vorfälle, den Kriegsverbrechen im Irak und der juristischen Grenz-Legalität eines Guantanamo-Lagers?

Hat es der- hoch eingeschätzte- Nachfolger Obama geschafft, in der politischen Dimension einen wirklichen Wechsel zu erzielen? Hat man es geschafft, der aufgeheizten Stimmung in manch islamisch geprägten Ländern ein anders Außen- bzw. Feindbild zu präsentieren als den wild gewordenen, imperialistischen Cowboy aus dem Wilden Westen USA?

Ich denke bei vielen Fragen: nein, nur bedingt. Auch wenn das große Feindbild Osama bin Laden endlich gefasst, bzw. getötet wurde, so existieren die Kriege doch weiter, existiert der Terrorismus weiter und die diffuse Stimmungslage hat sich in vielen Ländern dern Welt kaum verändert. Auch die Ursachen für Gewalt und Terrorismus in vielen Ländern, wie z.B. Armut und schlechte wirtschaftliche Gesamtsituation konnten kaum verbessert werden.

Die Dinge anders zu bewältigen, Hass und Krieg mit Demokratie und Gelassenheit, mit Vergebung und Verzeihen zu beantworten, wäre eine wichtige Aufgabe gewesen und wird es für die Zukunft sein. Sie ist es heute noch, eine wahrhaft christliche noch dazu (auf die der Westen ja so stolz ist). Wenn man seine eigenen Ideale nicht verraten will, muss man mit anderen Methoden, mit nicht-extremistischen und nicht fanatischen Ideen und Lösungen antworten. Nur so kann eine Demokratie wirklich „geschützt“ werden. Waffen und Bomben werden dabei nur bedingt hilfreich sein.

Es ist die Einstellung, nicht das Arsenal an Waffen, die den Unterschied zum Terrorismus macht.

Träume

Einleitungssong- Juli- die perfekte Welle

Es war ein perfekter Tag gewesen.
Die Sonne hatte geschienen, als wollte sie sich für den verregneten Sommer revanchieren. Sie war in Hochstimmung, in perfekter Laune. Sie hatte sich endlich aufgerafft und einen Gang in die Stadt gemacht. Serotonin und Oxytocin flossen in großen Mengen durch ihre Adern und erreichten auch noch die letzte Nervenzelle. Es kam ihr vor wie Frühling und das mitten im Herbst! Nein Moment, wie nennt man das? Spätsommer! Genau, ein richtig schöner Spätsommer, nicht zu heiß und gerade richtig.

Sie strömte über vor guter Laune und Energie. Selbst Leute, die ihr sonst Probleme machten, störten sie heute nicht. Ihre Eigenarten kamen ihr lächerlich grotesk vor und sie freute sich über ihre innere Stärke, mit der sie das heute verarbeiten und empfangen konnte. Ja, sie fühlte sich frei. Von ihrem Job, der ihr keinen Spaß mehr machte, hatte sie sich vor zwei Wochen getrennt. Schwupps, einfach weg. Keine Lust mehr auf diesen Chef, keine Lust mehr auf diese Monotonie. Keine Lust mehr auf Spießer und Pflichterfüllung.
Es war nicht schlimm und fiel eigentlich nicht schwer, wobei sie die erste Woche nur geheult hatte und ihre Kolleginnen und Kollegen vermisste. Natürlich würde sie sich was anderes suchen müssen. Natürlich…Aber inzwischen war aus der Trauer etwas Neues entstanden. Den dunklen Fäden der Traurigkeit und des Abschieds machten neue Pflanzen Platz.

Sie wollte alle umarmen, und ihre Flügel ausbreiten, wegfliegen, durchatmen!
Sie glaubte wieder an das Gute im Menschen und in ihrem Herzen regten sich beinahe unanständig starke, religiöse Gefühle.

Was Jesus wohl für ein Mann gewesen war? Bestimmt war er stark, muskulös und moralisch hoch überlegen. Es musste so sein, Jesus muss ein Held gewesen sein. Jemand, der über den Dingen stand, der schlauer war als die anderen. Der durch Intellekt überzeugte, nicht durch Prahlerei. Durch moralische Integrität in allen Lebenslagen.. so wie halt sie, nur in männlicher Form.

Sie spürte, wie sie das anmachte. Seine Stärke ging auf ihren Körper über. Aber plötzlich war auch sie Stärke, sie vibrierte förmlich vor positiver Energie! Die Begrenzungen ihres weiblichen Gehirns wurde aufgeweicht und etwas neues formte sich aus diesen beiden Polen…

Als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre, kam im Radio auch noch Xavier NaidooXavier Oh Xavier, sie fühlte dass es nicht mehr länger dauern würde, bis sich ein Großteil ihrer Existenz in einem zuckenden Bach aus Tränen auflösen würde… und außer Salz auf dem Lippen und einen verwaschenen Grauschleier vor ihrem Gesicht würde sie nicht mehr viel wahrnehmen. Und das überströmende göttliche Gefühl, natürlich!

„Überlebenszeit ist jetzt“ jaulte sie jetzt wie ein kleines Kätzchen. Nein, nicht wie, sie WAR ein kleines, anschmiegsames Kätzchen.

Sie drehte die Anlage im Wohnzimmer auf volle Lautstärke, worauf auch ihre WG-Kollegin aufmerksam wurde. „Ach der schon wieder,“ sagte sie spöttisch. „Weißt du, früher war der ja ganz gut… aber inzwischen kann ich ihn nicht mehr hören. Mit seinem Gejaule. Ist doch immer das Gleiche.“ Mit diesen Worten drehte sie Naidoo ab und schaltete auf Shakira. „Die ist wenigstens tough, die hatt Mumm, aber Naidoo ist doch ein Waschlappen.“ Dabei verkrampfte sie bemüht-fröhlich ihre rechte Hand und entlockte ihr einen müden Schnipser.

Sie.. bekam das nicht richtig mit. Sie war im siebten Himmel angelangt, kurz vorm Orgasmus.. und irgendwer, irgendwas von außen war da mit einer dreckigen, pieksigen Nadel und piekste in ihrem Traum.

„Puff“ machte es nur kurz. Dann war die Welt wieder grau.

……………………………………………………….

Arm

Arm war die Welt. An Kultur, an Geist, an Höflichkeit, an Mut, an Entschlossenheit, an Tapferkeit, an Ideen, an Abwechslung, an Großzügigkeit, an Esprit, an Altruismus.

Arm war die Welt. Jeden Tag konnte man es aufs neue sehen.

Man musste nicht weit gehen, um das Kranke immer wieder aufs Neue zu spüren. Die Engstirnigkeit der anderen, ihre Ängste und Vorurteile eins zu eins in Worte und Taten gefasst.

Arm, so arm war die Welt.

Dennoch gab es zwischendrin immer mal wieder Hoffnung. Kleine Pflanzen, die aus dem ansonsten so monotonen Beton nach oben stießen und Chaos und Leben in den Einheitsbrei brachten.

Mutige Pflanzen, die keiner kannte und keiner mochte. Sie waren anders. Ungewohnt. Nicht katalogisierbar. Nicht einzuordnen. Alles was anders war, machte Angst.

So viel Angst hatte diese Welt.

Angst vor einer Mücke, die nur ein wenig spielen wollte. Angst vor dem Kätzchen, das verspielt um die Beine huschte. Angst vor dem Hund, der die Zähne fletschte. Angst vor dem Mensch, der die Atombombe zündete.

Brutal war die Welt. Unmenschlich, technisiert und bürokratisiert.

Entfremdet war die Welt.

Einsam.

Kalt und leer war die Welt.

Eine Hülle aus billigem Blech und innendrin der beginnende Rost.

……………………………….

80er Jahre
Deutschland, 1986
Der BRD ging es noch gut.. Schuldenprobleme in weiter Ferne, der dicke Kanzler an der Macht, die CDU in vollem Saft und die DDR war auch noch nicht wieder vereint. Kurzum: Ein Schlaraffenland.

Nur an den komischen Frisuren und Brillen merkt man, dass es die 80er Jahre sind. Okay und an der komischen Musik, den komischen Klamotten und den komischen – hm- Gesichtern?

Kurzum: GEILES LIED! 😉

Mind. genauso geilomat wie

Verdammt ich lieb dich!

Die 80er Jahre, als Männer noch weich und weiblich sein mussten durften.

Arm war die Welt. An Kultur, an Geist, an Höflichkeit, an Mut, an Entschlossenheit, an Tapferkeit, an Ideen, an Abwechslung, an Großzügigkeit, an Esprit, an Altruismus.

Arm war die Welt. Jeden Tag konnte man es aufs neue sehen.

Man musste nicht weit gehen, um das Kranke immer wieder aufs Neue zu spüren. Die Engstirnigkeit der anderen, ihre Ängste und Vorurteile eins zu eins in Worte und Taten gefasst.

Arm, so arm war die Welt.

Dennoch gab es zwischendrin immer mal wieder Hoffnung. Kleine Pflanzen, die aus dem ansonsten so monotonen Beton nach oben stießen und Chaos und Leben in den Einheitsbrei brachten.

Mutige Pflanzen, die keiner kannte und keiner mochte. Sie waren anders. Ungewohnt. Nicht katalogisierbar. Nicht einzuordnen. Alles was anders war, machte Angst.

So viel Angst hatte diese Welt.

Angst vor einer Mücke, die nur ein wenig spielen wollte. Angst vor dem Kätzchen, das verspielt um die Beine huschte. Angst vor dem Hund, der die Zähne fletschte. Angst vor dem Mensch, der die Atombombe zündete.

Brutal war die Welt. Unmenschlich, technisiert und bürokratisiert.

Entfremdet war die Welt.

Einsam.

Kalt und leer war die Welt.

Eine Hülle aus billigem Blech und innendrin der beginnende Rost.

Bilderbogen im August

~

[nggallery id=9]

~

Habe in meinem Foto-Ordner gekramt und festgestellt, dass es da noch einige unveröffentlichte gibt. Nun, also .. nachholen.

Wir sehen, links von rechts:

  • Eine Himbeere, chronologisch versetzt aufgenommen (der schlaue und naturkundlich geschulte Beobachter weiß, dass die eigentlich schon früher reif sind)
  • Völklinger Hütte (Weltkulturerbe), Blick auf Hochofen
  • Hütte, Blick auf äh.. dafür hat die Zeit nicht gereicht (nachholen!)
  • Innenansicht, „used look“
  • Der Arbeiter, Foto vom berühmten Fotografen Dings äh.. (Google) Da sind übrigens sehr viele Kunstprojekte auf der Hütte, coole Sache! (wenn man nur mehr Zeit gehabt hätte)
  • ‚Rabenturm‘, Blick nach oben

Kein Ohr- Teil 3

An einer Sache Zweifel zu haben, bedeutet ihren Sinn zu finden

Ich beantworte hier die letzte Frage von Alesandra, die nochmal wissen wollte, was ich eigentlich mit dem Blog will, bzw. was der Idealfall wäre.

Da ich das in den vorherigen Artikeln noch nicht ganz herausgearbeitet habe, hier eine kleine Ergänzung:

Das Blog hat viele Zwecke, die erstmal ohne erkennbaren Nutzen sind, aber dennoch Spaß machen oder einen inneren Antrieb erzeugen: Kommunikation, sich austauschen, von der Seele reden, Kunst produzieren, Freude am Tun, Ventil für Emotionen, usw.

Das ist alles sehr wichtig und muss auch nicht ständig in Zweifel gezogen werden. Man macht es, weil es Spaß macht und irgendwie hilft- fertig.

In diesem speziellen Betrachtungs-Fall versuche ich aber, das Blog darauf zu reduzieren, was es für eine gesellschaftliche Wirkung und was für einen Nutzen es für die demokratische Teilhabe haben könnte. Also ein ganz spezielles Detail, das von verschiedenen Fragen eingegrenzt und beschrieben wird:

Zum Beispiel

  • Werden Bloggerinnen und Blogger ernst genommen?
  • Nehmen Politiker es wahr, was BloggerInnen schreiben oder ist es ihnen egal?
  • Hat man mit seinen wenigen Besuchern einen Breitband-Effekt auf die Meinungsbildung?
  • Wenn nein, warum nicht? Liegt es an der Art des Mediums oder einfach an der Reichtweite?
  • Welches Prestige haben Blogs und warum spielen sie in der öffentlichen Meinung eine so untergeordnete Rolle?
  • Warum gibt es in DE keine echte Basisdemokratie?
  • Warum interessieren sich in Deutschland so wenige Menschen für echte Basisdemokratie, obwohl doch vielen Menschen klar ist, dass man viel ändern könnte und sich mit wenigen Mitteln gut einbringen könnte?
  • Warum scheitern viele Menschen schon an der einfachsten Grundlage zur Demokratie, nämlich der Diskussion mit anderen und die tolerante Akzeptanz von anderen Meinungen? (Stichwort Streitkultur)
  • Wie ist die „Macht“ der Blogs im Vergleich zu den traditionellen Medien?
  • Wem dient die Macht der Medien? Man denke z.B. an einen Menschen wie Berlusconi wie er die Medien für seine eigenen Zwecke missbraucht oder bei uns in DE die Macht der Zeitung mit den großen Buchstaben ….
  • wenn man sich z.B. Einschaltquoten von Fernsehsendungen oder Auflagen von großen Zeitungen anschaut, wird schnell klar, dass man da als kleine Bloggerin/ kleiner Blogger überhaupt nichts ausrichten kann
  • hat man überhaupt das „Recht“ mit dem eigenen Werk Einfluss auf die Meinung anderer zu nehmen oder ist nicht schon der kleinste Versuch eine Manipulation von anderen, die eigentlich nur Abwehr und Blockade erzeugen kann (moralische und psychologische Frage)

Also bei all diesen Punkten wird mir schnell klar, dass das Blog nichts in dem Sinne bringen kann wie eine „normale Zeitung“, einfach weil es viel kleiner und viel privater ist und auch auf einer anderen Grundlage entsteht.

Die Frage bleibt: Was bringt es dann? Wenn ich mich mit ein paar Menschen vernetze und einen engen Austausch betreibe, ist das dann genug? Kann eine kleine Bewegung zu etwas großem werden? Hat die kleine Vernetzung und die kleine Bewegung nicht auch einen „Sinn“ ?

Wenn ich mich über etwas aufrege, aber nicht dafür sorge, dass etwas besser wird, kann ich mir die Aufregung eigentlich gleich sparen, weil sie dann überflüssig ist. Der Mensch ist von der Natur zu sehr auf Energie-Sparen angelegt, dass so eine Verschwendung von Zeit, Energie und Ressourcen eigentlich sinnlos und im Extremfall sogar lebensbedrohlich bis unsinnig wäre. Welchen Sinn macht dann eigentlich ein „übergroßes Gewissen“ oder ein „übergroßes Mitteilungsbedürfnis“? Wie können wir diesen Effekt nutzen, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen?

Und wenn ich etwas nur tot diskutiere, aber nichts im täglichen Verhalten ändere, macht es auch keinen Sinn. Rein moralisch kann man den hungernden Kindern in Afrika nicht zuschauen, ohne etwas zu tun und gleich im Anschluss an die Fernsehnachrichten etwas spenden zu gehen.

Warum gibt es bei manchen Themen eine so große Bereitschaft der Menschen, sich zu zusammenzuschließen und zu demonstrieren (z.B. bei der Atomkraft oder Stuttgart 21) und bei anderen Themen wiederum nicht (z.B. niedrige Löhne, Armut in Deutschland, Steuerrecht, Kindermangel, etc.) ?

Das sind einfach alles Fragen und Themenbereiche, die mich beim Bloggen sehr beschäftigen und hin und wieder auch Zweifel aufkommen lassen. Ich weiß nicht, ob ich darauf unbedingt eine gute Antwort oder eine Lösung brauche, aber es sind zumindest mal offene Fragestellungen, die ich als wichtig empfinde. Einfach als Grundlage für das eigene Schreiben und Wirken- um zu wissen, in welchem Kontext man sich bewegt.

Mutter und Hausfrau

Gestern kam eine sehr gute Sendung über das Leben und die Probleme von Hausfrauen, vor allem in den vergangenen Jahren.
Leider konnte ich sie nicht komplett sehen, aber in der Mediathek von ARD ist sie zum Glück noch gespeichert. Es gibt dazu auch noch einen zweiten Teil, der nächsten Montag gesendet (22.08.11) wird.

Mein Ersteindruck dieser Sendung ist ganz gut, weshalb ich sie als Tipp bezeichnen möchte. Für mich scheint die Beschäftigung mit dem Leben der Frauen in vorherigen Generationen wichtig, weil viele Denkweisen der Älteren uns bis heute prägen und zum Beispiel über Erziehung und Wertvorstellungen auch an jüngere weitergegeben werden. In einem Buch über Geschlechterforschung las ich z.B., dass es sehr wahrscheinlich ist, dass sich das Leben einer Frau (in groben Zügen) nach dem Vorbild einer Mutter orientiert. Wenn positive, selbstständige Rollenbilder vorherrschen, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die jungen Frauen solche Probleme überwinden und selbstständiger werden. Wenn in der Familie aber hauptsächlich Hausfrauen leben, ist es auch wahrscheinlich, dass die Töchter eher Hausfrauen werden. (Übrigens werden die Söhne davon auch beeinflusst; ob sie z.B. verwöhnt sind und alte Rollenbilder in ihrem Kopf herumtragen oder eher modern-progressiv eingestellt sind und von selbst und ohne äußeren Druck im Haushalt mithelfen)

Und „naja“, kann man sagen, „die gezeigten Rollenmodelle im Film sind doch alle hoffnungslos überaltet.“ Wirklich, frage ich mich? Ich war am Sonntag in einer Ausstellung und habe mir etwas über Geschichte angeschaut.. in einer dunklen Ecke, fast zu übersehen, saßen drei junge Mädchen, die schon etwas müde von den vielen Eindrücken eine kleine Pause gemacht haben und sich relativ laut und daher auch für mich hörbar unterhielten: „Das möchte ich aber nicht alles putzen, so ein großer Raum“ sagte die eine „ja und stell dir vor, man muss das alles staubwischen“ entgegnete ihre Freundin.

…..
Eine andere gute Sendung zu Thema „Mutter und Hausfrau“ kam vor ca. einem Jahr auf Scobel und hieß „Mythos Mutter“.
Auf der offiziellen Seite klappen bei mir die Videos leider nicht mehr, aber auf podcast.de kann man sie sich noch komplett anhören.

Hier wird genau erläutert, wie Mutterliebe entsteht und dass sie z.B. die biologische Grundlage für alle weiteren Formen von zwischenmenschlicher Liebe ist. Aber auch der interessanten Frage wird nachgegangen, warum sich gerade in Deutschland das traditionelle familiäre Mutterbild so lange gehalten hat und warum es hauptsächlich eine Sache des Kopfes und der gesellschaftlichen Einstellung ist.

Für die (West-) Deutschen gibt es immer noch eine scharfe Trennung: Entweder die Frau arbeitet oder sie bekommt Kinder. Beides zusammen scheint vielen unmöglich, was nicht zuletzt auch an der schlechten Infrastruktur der öffentlichen Betreuung liegt. Die Deutschen haben zweimal schlechte Erfahrungen mit der öffentlichen-politischen Verwendung ihrer Kinder gemacht: Einmal im Nationalsozialismus, als das Mutterbild und die Mutterrolle eine unheilvolle Renaissance erlebte und dann in der ehemaligen DDR, wo die Kinder dem System des Kollektivs dienen und frühzeitig herangeführt werden sollten. Das Kind nun bei der Mutter im trauten Heim zu beschützen kann man also auch als Abwehrhaltung gegen die staatliche Einflussnahme bezeichnen, die erst langsam wieder auftauen muss. Nicht wenige Deutsche denken daher noch heute, dass die öffentliche Betreuung für das Kind nicht gut ist, wobei es inzwischen sehr viele Studien gibt, die das Gegenteil beweisen. Der Blick nach Frankreich beweist, dass die öffentliche Betreuung und die Berufstätigkeit von Frauen von Vorteil ist und sich sogar sehr positiv auf die Geburtenrate auswirkt (~ 2 Kinder pro Frau; Spitze in Europa). Kinder bekommt man in Frankreich nebenbei, wohingegen der Nachwuchs in Deutschland eine Riesen-Sache ist, die man sehr gut planen muss und die alles (nicht nur zum Guten) verändern wird.

In Deutschland Kinder zu bekommen bedeutet auch, das eigene Armustrisiko signifikant zu erhöhen, worauf die vielen Alleinerziehenden Hartz-IV Empfängerinnen hinweisen (ca. 40 Prozent) und was ein weiteres Thema der Sendung war.

Insgesamt eine gewohnt-gute Scobel-Talkrunde, die sehr viele Aspekte des „Mythos Mutter“ beleuchtete und mit den geladenen Wissenschaftlerinnen in einer anschaulichen Weise diskutierte.

Kein Ohr- 2

Patient Gesellschaft

Habe nochmal über den letzten Text nachgedacht. Der ist eigentlich zu depressiv, zu negativ und sieht nur eine Seite.

Diese Motivation „etwas ändern zu wollen“ oder die euphorische, bis jugendlich-überschwengliche, vielleicht auch „dumme“ Haltung „die Welt zu verbessern“ hatte ich nicht immer. Wie ist das Blog überhaupt entstanden? Was wurde aus der Anfangsmotivation und welchen Lauf hat sie dann über die Jahre genommen? Es mag manche LeserInnen etwas langweilen und als Nabelschau wirken, aber ich habe einfach Lust darüber nachzudenken, weil es mir auch hilft, Klarheit zu bekommen und den zukünftigen Kurs der eigenen Schreib- Arbeit besser absteckt. Ich könnte den Text auch nur für mich schreiben, aber ich will die Öffentlichkeit darüber informieren, wie der Stand der Dinge aussieht… da meine Blog-Öffentlichkeit überschaubar ist, ist das auch kein Problem (und vom Exhibitionismus einer Charlotte Roche bin/bleibe ich hoffentlich noch weit entfernt).

Ursprünglich habe ich das Blog aus reiner Langeweile gemacht, weil ich ein paar Ideen im Kopf hatte, die raus mussten. Das ist eigentlich schon alles. Vielmehr Motivation gab und gibt es nicht (und sollte es meiner Meinung nach auch nicht geben, weil es dann zu kompliziert wird). Wenn man erstmal überlegt, wieviel Besucher man haben möchte, wieviel Geld man durch Werbung verdienen möchte oder wie die eigene Persönlichkeitsmarke besser ausgebaut werden kann, dann hat man vielleicht mehr Ehrgeiz und einen stärkeren, von außen motivierten Antrieb, aber die Qualität und Art der Texte wird zwangsläufig darunter leiden. Die maximale Freiheit beim Bloggen auszunutzen halte ich für den größten Gewinn an dieser Tätigkeit.

Erst mit der Zeit habe ich gemerkt „hoppla da sind ja noch andere Menschen, die ähnlich denken“ und mir fiel auch auf, wie bei bestimmten Aussagen heftiger Gegenwind entstanden ist oder Leute bereit waren, in eine Diskussion einzusteigen. Ich habe diesen Zweig einfach weiterverfolgt und bin so auch zum politischen Bloggen gekommen. Mit der Zeit schaut man sich immer mehr Details der Gesellschaft an, steigert sich vielleicht auch immer mehr rein… und dann? Enttäuschung? Resignation? Je mehr man eine Sache betrachtet, desto mehr sieht man auch ihre Schwächen und desto eher erkennt man vielleicht auch die Zusammenhänge. Und damit verbunden ist die Kenntnis, dass die Welt zwar schlimm ist, aber man nur recht wenig tun kann. Es ist daher umso wichtiger, das zu tun, was man überhaupt machen kann. Es sind oft nur kleine Schritte, kleine Gedanken- aber die Gesellschaft ist eben die Summe dieser kleiner Menschen, kleiner Gedanken, die erst im Zusammenspiel zu etwas Großem werden. Der einzige Mensch ist nie groß, er ist immer nur ein kleiner Teil von allem.

Bei der Politik drängt sich oft der Eindruck auf, dass das Ganze zwar „Demokratie“ heißt, aber die Menschen selbst durch die modernen Medien nicht wirklich Einfluss auf Enttscheidungen haben. Bestimmte Protestwellen im Bereich der Internetpolitik sind da eine Ausnahme (Zensursula, und ähnliche). Dieses Zusammenspiel zwischen Bürger und Politik zu verbessern, halte ich nach wie vor sehr wichtig, auch wenn es regelmäßig zu Enttäuschungen führt.

Wird ein Arzt rat- und hilflos, wenn er viele Patienten kuriert und viele Krankheiten in seinem Leben gesehen hat? Wenn ihm Menschen unter dem Messer weggestorben sind? Warum kann der Arzt am menschlichen Leben fröhlich weiterschneiden und warum wird der Blogger ratlos und resigniert? Der Blogger schneidet mit seinen Worten durch die Welt und wenn der Text-Körper aufgeschnitten ist, setzt er hier und da eine neue Laut-Verbindung und entfernt am anderen Ende totes Gedanken-Gewebe und pflanzt neue Ideale ein. Er kann die Natur des Menschen nicht komplett ändern, aber er kann kleine Eingriffe vornehmen, die die Natur aus eigener Kraft nicht mehr ändern könnte. Und ja, manchmal sieht es auch kunstvoller aus, als es eigentlich ist. „Ästhetik und Funktion, natürlich beides!“

Der letzte Arzt, der mir in Erinnerung geblieben ist und von dem diese Worte stammen, wirkte auch hilflos. Er hatte Ringe unter den Augen und er wirkte überarbeitet. Er war schon etwas alt und hätte eigentlich in Rente gehen müssen. Seine Worte waren kurz angebunden und er wirkte nicht besonders fröhlich oder gelassen, aber dennoch voll konzentriert und kompetent. Ich hatte das Gefühl, dass er sich an seinem Job festhielt und äußerst ungern in den Ruhestand gehen wollte. Er war ein Workaholic und seine größte Motivation war das Helfen und der Dienst am Menschen. Auch wenn er nicht darüber sprach, so hat man es ihm sehr gut angemerkt.

Wieviel Patienten sind bei ihm gestorben? Wieviel Leiden hat er schon gesehen? Und hat er je aufgegeben? Nein..aber die Arbeit hat ihn verändert. Er wurde älter. Aus seinen hochfliegenden Idealen auf der Uni sind Realitäten geworden. Er ist vielleicht Chefarzt geworden, was er sich vorgenommen hatte. Karriereziel erreicht. Aber hat er auch den bahnbrechenden Durchbruch in der Forschung gemacht? Wurde er international ausreichend gehört? Wurde er ein glücklicher Mensch? Hat seine Ehe zu sehr darunter gelitten? Hat er genug verdient? Hat er „als Mensch“ genug zurückbekommen?

Hat er- und das frage ich mich am meisten- je danach gefragt, was die Patienten für ihn tun können?

Der Arzt ist für mich ein Vorbild. Er arbeitet bis zum Umfallen, die Motivation ist das Helfen. Und er macht es, ohne zu fragen oder ständig was zu erwarten. Obwohl diese Haltung rein logisch und vom Kopf her betrachtet, unsinnig erscheint, so scheint sie auf einer anderen Ebene wunderbar zu funktionieren.

Zitate der Woche

Mensch und Staat (German Edition) (Niccolò Machiavelli)
– Highlight Loc. 137-40

Es gilt immer zu sorgen, daß die Verfassung des Staates von selbst fest steht. Und sie wird immer fest stehen, wenn jedermann sie aufrecht hält, wenn jeder weiß, was er zu tun hat und auf wen er zu vertrauen hat, und wenn keine Klasse der Bürger aus Furcht für ihre Sicherheit oder aus Ehrgeiz eine Umwälzung zu wünschen hat.

…………………………………………………………………
Lohnarbeit und Kapital (German Edition) (Karl Marx)
– Highlight Loc. 52-53

Der Arbeitslohn ist also nur ein besondrer Name für den Preis der Arbeitskraft den man gewöhnlich den Preis der Arbeit nennt für den Preis dieser eigentümlichen Ware, die keinen andern Behälter hat als menschliches Fleisch und Blut.

…………………………………………………………………
Aphorismen (German Edition) (Arthur Schopenhauer)
– Highlight Loc. 109-11

Ein geistreicher Mensch hat in gänzlicher Einsamkeit, an seinen eigenen Gedanken und Phantasien vortreffliche Unterhaltung, während von einem Stumpfen die fortwährende Abwechslung von Gesellschaften, Schauspielen, Ausfahrten und Lustbarkeiten, die marternde Langeweile nicht abzuwehren vermag.

Kein Ohr

das dir zuhört, kein Auge, das dich sieht
nur eine Stimme die dich ermahnt
und ein erhobener Zeigefinger,
der dein Schicksal in Schubladen steckt.

Ich hab derzeit keine große Lust zum Bloggen. Wenn ich überlege, schon das ganze Jahr nicht und angefangen hat es bereits im letzten Jahr. Ich merke, wie ich immer gleichgültiger werde. Den Themen gegenüber, der Aufregung, die damit verbunden ist, aber auch über mein eigenes Selbstbild, wie ich vielleicht dastehen könnte, ob andere mich angreifen, was andere denken…

Angefangen hat das schon lange. Ein schleichender Prozess, wie bei einer Krankheit, der immer stärker wird. Wenn ich zurückblicke, habe ich mich seit letztem Jahr von allen Kommunikationsmitteln des Internets zurückgezogen, weil sie mich irgendwie „enttäuscht“ haben oder nicht das boten, was ich wollte. Zuerst habe ich das Chatten aufgegeben, nach einer kurzen Testphase Facebook, dann Twitter. Geblieben ist eigentlich immer nur das Blog, aber selbst das macht mir derzeit keinen Spaß mehr. Und die Mails natürlich, die tlw. das Bloggen verdrängt haben und ein ganz guter Ersatz dafür sind.

Ich habe es also tatsächlich geschafft „internetfrei“ zu werden- die Frage ist nur, vermisse ich das? Oder was hat mich enttäuscht? Liegt es an den Medien oder vielleicht eher an mir selbst?

Immer wenn ich in Gesellschaft mit anderen bin, fällt mir auf, was mich eigentlich stört. Man redet viel über Politik, es wird viel „kommuniziert“ und tlw. auch hitzig ausgetauscht… aber die Art und Weise der Kommunikation stört mich immer mehr. Ich habe z.B. keine Lust mehr, mich in ein Thema reinzusteigern und mit Energie gegen eine Wand zu reden. Ich habe das Gefühl, dass es alles nichts bringt. Man kann mit dem Blog die Welt nicht verändern, man kann das noch nichtmal in einem Gespräch zu zweit oder zu dritt. Daher kommt es mir vor, wie vergeudete Energie. Nutzlos, Sinnlos, überflüssig. Die Menschen haben doch ihre Meinung und jeder macht das, was er für richtig hält. Selbst, wenn man mit einem Menschen sehr verbunden ist, kann man dessen politische Meinung kaum ändern. Man kann sich über den Geschmack des Essens streiten, das neue Auto begutachten, Verbesserungen beim Renovieren vorschlagen, man kann über einen Kinofilm reden- aber in der Politik schalten die meisten Menschen sehr schnell auf stur- oder sind komplett desinteressiert, was sich hinter der Sturheit meistens verbirgt. Wenn man wirklich interessiert sein möchte, muss man sein Herz öffnen. Man kann ein Thema nicht allein mit dem Kopf diskutieren. Aber auch eine allzu große Emotionalität ist nicht von Vorteil. Wer sich politisch engagieren will, muss als ganzer Mensch dabei sein. Wer sich aber öffnet und mit dem ganzen Herz dabei ist, wird auch verletztlich und angreifbar- verständlich, dass die wenigsten Menschen diesen Preis dafür bezahlen wollen, denn es ist auf menschlicher Ebene anstrengend.

Die Kinder in Somalia verhungern weiterhin, für die Jugendarbeitslosigkeit in Europa wird nichts gemacht und die Mächtigen pflegen weiterhin ihre „Politik der harten Hand“ und die damit verbundenen Vorurteile. Was soll man schon ändern können? Dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit ist eigentlich das, was Ärger und Zorn, im anderen Fall aber auch Resignation und Depression auslöst. Es sind emotionale Haltungen, die wiederum emotionale Reaktionen herausfordern. Und hier ist die politische Situation auch sehr eng mit der gesellschaftlichen und damit auch der psychologischen Situation der Menschen verknüpft- ein Grund, warum man das eine nicht wirklich vom anderen trennen kann. Wenn man einen Menschen gesund sehen will, muss man seine Gesellschaft kennen und wenn man die Gesellschaft kennen und lieben will, muss man die Politik durchleuchten.

Und auch ich bin davon betroffen.Wie lange mache ich das Blog schon? Wie lange rede ich in der Öffentlichkeit über Dinge, prangere an oder analysiere, benenne und diskutiere? Und wieviel „mächtige Personen“ hatten die Zeit oder das Ohr oder haben kommentiert oder sich an mich gewandt? Wieviele andere Bloggerinnen und Blogger gibt es im Internet und was haben die bewirkt? Außer weiterhin das Schmuddelimage der bösen freiheitsliebenden Blogger zu haben und dann mit Gewalttätern in einen Topf geworfen zu werden (letztens einen derartigen Artikel in einer Zeitung gelesen)? Jaja, die Blogs sind an allem schuld! Dass man sich so frei äußern darf und auch extreme Ansichten von der Meinungsfreiheit geschützt sind, das ist nicht gut.

Ich möchte nicht vermessen klingen. Natürlich hat man als kleine bis Kleinst-Bloggerin nicht das Recht sowas zu erwarten. Schon gar nicht, wenn man eher passiv vorgeht und wartet, dass andere aktiv werden und eher vom Küchentisch als von der großen Weltbühne aus diskutiert.
Aber mir fällt das immer wieder auf. Die Resignation und die Gleichgültigkeit beginnt im Kopf und damit beginnt sie auch an der Schnittstelle zur Außenwelt- dem Blog und die darein geschriebenen Gedanken, in beiden Richtungen.

Das Internet ist zwar frei, aber es ist auch beliebig. Das lässt mich immer mehr zu dem Schluss kommen, dass man im Internet alleine eigentlich nichts bewirken kann. Dass man den Austausch mit anderen braucht, den direkten Kontakt und das Sprechen von Mensch zu Mensch. Wer auf gewaltätige Zustände im Leben und der Gesellschaft mit gewalttätigen oder zynischen Worten oder Taten reagiert, wird in seinem Leben überhaupt nichts bewirken. Es wird dadurch nur alles schlimmer. Die Gewalttäter werden in den Knast gesteckt und diejenigen, die mit Worten „gewaltig“ umgehen, nicht mehr ernst genommen und weiter ausgegrenzt. (oder im Falle eines Sarrazin sogar besonders stark gehört und von vielen, die ähnlich denken hofiert und geschätzt)

Mal ehrlich- erwartet jetzt irgendwer, dass die Ausschreitungen in London und im restlichen England irgendwas an der Situation der Jugendlichen ändern werden? Diese Gewalt ist eine extreme Form der Meinungsäußerung, eine extreme „Freiheit“, die die Rechte und Grenzen der anderen nicht mehr respektiert.

Obwohl die Unzufriedenheit so extrem und der wirtschaftliche Schaden der durch Plünderungen und Brandschatzungen entstanden ist, jetzt schon enorm- man schafft es immer noch auf „stur“ zu schalten und die wahren Ursachen nicht sehen zu wollen- wie kann man dann erwarten, dass friedliche und demokratische Menschen mit ihren Blogs und Facebook-Seiten oder Twitter-Äußerungen irgendwie „gehört“ werden? Es spielt dabei keine Rolle, dass die Plünderer kriminell sind und die Masse der Blogger absolut gesetzestreu vorgehen. Beide Gruppen sind irgendwie unzufrieden und wollen gehört werden- und beide Gruppen schaffen es nicht. Wie lange hat der norwegische Amokläufer seine Unzufriedenheit und seinen Hass in die Welt posaunt- mit wieviel Energie hat er auf sich aufmerksam gemacht? Und wer hat auf ihn reagiert? Wer hat ihn ernst genommen? Wo waren die Psychologen, wo waren die Eltern, die Erziehungspersonen, der Staat, die Behörden, die „verantwortlichen Stellen“? Für mich ist das Versagen in Norwegen auch das Versagen der Verhinderung so einer Straftat, dass man es nicht im Vorfeld erkennen konnte, was für ein Spinner da rumläuft. Das ist das Versagen der vielgerühmten, freiheitlichen „Zivilgesellschaft“, die im Kern vielleicht gar nicht so stark und frei ist, wie sie sich manchmal gibt.

Letztens las ich sogar von einem abstrusen Vorschlag unseres Innenministers: Er meinte, man solle die Anonymität des Internets aufheben und jeder soll nur noch mit seinem echten Namen schreiben dürfen. Das zeigt, dass man vom Internet so gut wie gar nichts versteht und immer mit den gleichen Mustern auf Probleme reagiert, die man sowieso nicht lösen will.

Sturheit auf der Seite der Mächtigen- das Unvermögen der kleinen Bürger sich Gehör zu verschaffen, dass es in der Welt immer so weiter geht, und man im Grunde nur noch Spielball der Gezeiten geworden ist: Das ist der Nährboden für Depression und Resignation und im offensiven und schlechtesten Fall leider auch für Gewalt.
.

Erwartungshaltung

Erwartungshaltungen sind ein zweischneidiges Schwert. Ständig erwarten wir etwas: Wir erwarten, dass sich der oder die Liebste endlich bei uns meldet und sind furchtbar enttäuscht, wenn unsere eigenen Gefühle nicht erwidert werden. Wir erwarten ein Schnäppchen und ein tolles Produkt und werden es reklamieren oder umtauschen, wenn es unseren hohen Erwartungen nicht gerecht wird. Der Millionär erwarten beim Kauf seiner Immobilie einen unverstellten Blick aufs Meer, mind. 500 Quadratmeter und eine top Ausstattung. Er erwartet, dass bestimmte Sicherheitssystem installiert, die Garage für seine 20 Autos groß genug und der Weg zum Eingang natürlich mit Marmor und Goldstatuen ausgetattet ist.

Der Hartz IV-Empfänger hingegen erwartet, dass seine paar hundert Euro pünktlich auf dem Konto landen, er erwartet, dass er nicht über alle Maßen vom Arbeitsamt gequält wird und er erwartet, dass am Monatsende noch Geld für ein Stückchen Brot vorhanden ist.

Der Säugling erwartet, dass er gefüttert wird und dass da Menschen sind, die sich um ihn kümmern werden. Das Schulkind erwartet, dass der Lehrer ein schlauer Mensch ist und ihm Mathematik und Deutsch beibringen wird. Der Abiturient erwartet, dass die Prüfungen ordentlich überwacht werden und die Anforderungen zu bewältigen sind. Der Student erwartet, dass es einen freien und erschwinglichen Studienplatz geben wird und der Arbeitssuchende erwartet, dass da Arbeit für ihn geboten wird, damit er wiederum was für die Gesellschaft tun kann.

Dass der Lehrer vielleicht heimlich Alkohol trinkt oder eine schlechte Ehe führt, das kommt dem Schulkind nicht in den Sinn. Wer hat es schon gefragt, ob es da sitzen will oder nicht?

Von der Blog-Autorin erwarten wir auch viel: Es sollen möglichst täglich Beiträge geschrieben werden und sie sollen zumindest einen Großteil unserer Gedanken entsprechen. Wir ärgern uns, wenn sie anderer Meinung ist als wir. Wir erwarten, dass sie mit uns diskutiert und uns verlinkt.

Wir wollen gehört, beachtet und geliebt werden. Mir erscheint, die grundlegende Erwartungshaltung ist etwas, das tief in unseren Genen und in unserem Wesen verankert ist.

Wie schmerzlich ist es dann, wenn wir merken, dass es Zeiten gibt, in denen nicht ständig alle Erwartungen erfüllt werden. Man möchte Geld asugeben und sich was schönes leisten, aber am Monatsende ist zu wenig da. Wohin können wir die Erwartungshaltung dann schicken?

Man erwartet eine perfekte Gesundheit, gibt aber nichts dazu. Man ernährt sich ungesund, sitzt zuviel vor Fernseher und PC, treibt keinen Sport und erwartet, dass alles zum besten läuft. Dann geht man zum Arzt und erwartet, dass der die eigene Gesundheit schon wieder hinbiegen wird.

Man erwartet, dass die kreativen Gedanken einem zufliegen, obwohl man nicht mit dem Schreiben anfängt, weil es „zu anstrengend“ ist.

Am schlimmsten aber sind die Erwartungshaltungen an andere Menschen, die im Grunde ständig und überall enttäuscht und unterlaufen werden. Vor allem, wenn man Menschen sehr gerne hat und die Grenze zwischen sich selbst und anderen nie richtig sieht- oder übersieht. Wenn man glaubt, ich, die anderen und die Welt sind eins…

Sind die Erwartungen im Bezug auf Dienstleistungen, Güter, enge Familienangehörige noch irgendwie nachvollziehbar und mit einem kleinen Anspruch versehen (vor allem im kommerziellen Bereich), so sind es doch die zwischenmenschlichen Belange überhaupt nicht. Man kann Menschen nicht besitzen, man kann sie nicht zwingen zu antworten oder zu reagieren, man Leser nicht zwingen zu kommentieren, man kann Partner oder potentielle Partner nicht zwingen, zu lieben. Man kann nicht erwarten, dass man mit Respekt behandelt wird, auch wenn man sich das noch so sehr wünscht. Menschen sind komplett unberechenbar und undurchschaubar. Und Menschen sind keine Waren und keine Computer, die man nach Bedarf ein- oder ausschaltet oder wegwirft.

Wir haben vielleicht die Erwartung, dass zweimal in der Woche Sex gut für uns wäre, aber der Partner sieht das anders. Wir erwarten, dass die Wäsche gemacht, die Einkäufe erledigt und das Bett gemacht ist, wenn wir uns abends reinlegen wollen. Wir erwarten, dass die Kinder erzogen, das Unkraut gejätet und das Auto gewaschen wird.

erwarten, erwarten, erwarten..

Und dann trifft es uns völlig unerwartet, wenn etwas eintrifft, dass wir nicht erwartet haben.

Wäre es vielleicht nicht besser, von Anfang an weniger zu erwarten und stattdessen öfters positiv überrascht zu werden?

Welche Haltung in uns lässt das nicht zu?

Wenn wir z.B. zu egoistisch und selbstbezogen sind, können wir uns nicht in andere versetzen. Wir können uns nicht vorstellen, dass sie auch Menschen sind und Bedürfnisse haben. Unsere eigene Erwartung kollidiert dann mit den Grenzen und Möglichkeiten der anderen. Ist es nicht vermessen und kindisch, das nicht erkennen zu können? Ein Ausdruck von mangelnder Reifheit und unzutreffender Überlegung?

Ein weises Kind erkennt schon mit fünf Jahren, dass die Mutter jetzt gerade überlastet ist und keine Zeit für die Gute-Nacht Geschichte hat, weil ihr selbst Tränen in den Augen stehen und sie vielleicht jemand bräuchte, der ihr etwas vorliest oder sie an sich drückt.

Der gestreßte Gschäftstmann bräuchte jemand, der ihm den Druck von den Schultern nimmt, der ihm sagt „Es ist okay, so wie du bist, es ist genug“.

Aber da ist niemand, viel zu selten. Gegen die Erwartung irgendwas zu bekommen, was wir nicht erworben, umworben oder ersteigert haben- ein Ding der Unmöglichkeit.

Liebe und Vertrauen sind keine frei erwerbbaren Güter, die irgendwo in der Luft rumschweben und dich eines Tages wie ein Blitz treffen. Du musst nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein…