Männer und Frauen

Ich schrieb neulich mit einer Frau. Da erzählte sie mir alles über ihre Freunde, ihre Verwandte, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, das angespannte Verhältnis zum Vater. Sie lästerte über ihren Mann, die Verkäuferin, die neue Kollegin im Büro. Sie erzählte mir alles über ihre Kinderwünsche und wir unterhielten uns ca. zwei Stunden lang über Baby-Klamotten und Windel-Wickeltechniken für Öko-Muttis. Danach erfolgte ein detaillierter Austausch über vegetarische und Kohlenhydrate-reduzierte Ernährung, über schadstofffreie Einrichtungsgegenstände, die man auch im gemütlichen Lädchen nebenan bekommt, über Bio-Gütesiegel, über den Energieverbrauch des neuen Autos, die Kostenbilanz von neuen Elektro-Küchengeräten und die richtige Eintragung im Haushaltsbuch, sowie das ständig zu knappe Geld, dass es ständig zu verwalten und gegen nicht befugtes Einmischen zu verteidigen gilt. Dann fragte sie mich über meinen neuen Freund aus, über meine Ansichten über diese und jene Sache, warum ich denn diese Jeans und keine andere gekauft hätte und dass es ja schon Ewigkeiten her sei, seitdem wir uns getroffen haben ob wir das nicht wiederholen könnten, denn da gäbe es noch einiges zu besprechen und überhaupt reden ist doch wichtig, findest du nicht? Es gibt doch da dieses neue Geschäft, aber das Wetter ist zum Glück auch gut, wenn du die Parkplätze nicht immer so eng und die Jugendlichen so schlecht gekleidet wären. Früher war überhaupt alles besser und schwupps, wie man sich versieht, ist man auch schon dreißig Jahre älter. Zum Glück gibt es Faltencremes, nur in Solarien sollte man nicht zu oft gehen, auch wenn es schick aussieht. Wie denn der letzte Urlaub war, nicht schlecht? genau wie bei uns, ja in Tunesien, kurz danach die Revolution, naja da haben wir nochmal Glück gehabt und ach kennst du schon das neuste Buch, wo wir gerade dabei sind…
Es ist von diesem Autor, den kennt man auch dem Fernsehen, ja eigentlich ein Linker, aber warum nicht mal Lesen, seine Gedanken sind ganz gut, nicht so verschroben, wie der andere, wie hieß er noch gleich. irgendwas mit E… hm hab das jetzt vergessen, ist auch nicht so wichtig. Komme sowieso nicht soviel zum Lesen, du weißt, die Hausarbeit und Christoph, er ist einfach zu bequem, lässt mich alles machen, wie im Mittelalter, die Frauen machen den Haushalt und der Mann lässt sich bedienen also sowas gehört echt abgeschafft, wenn er nix ändert, dann werde ich ihm mal den Marsch blasen, es geht so nicht, weißt du bei der Karin, da läuft es auch anders, die hat doch jetzt den Neuen diesen Vietnamesen, ja ein Ausländer, ist viel pflegeleichter, der macht alles was sie will, da können sich die deutschen Männer noch was abschauen, aber egal, vielleicht die nächste Generation, wir werden sehen. ach wie die Zeit vergeht, ich denke wir sollten Schluss machen. Tschüssi, bis Dienstag dann.

Gerade als sich ein Teil meiner Redemodul-Gehirnzellen schon in hellster Aufregung befanden und vor lauter Aktivierung beinahe vor Schreck umgefallen wären, sehe ich, dass in meinem Briefkasten noch ein anderer Brief ungesehen und unbeachtet schlummerte. Es war von einem Mann, einem guten Freund aus alten Tagen. Eine Antwort auf meinen letzten Brief.

Er schrieb „jupp, geht in ordnung. gruß, Peter.“

Gedankenmeer

Meeresbrandung

Die News: Ein Rauschen und ein stetes Gluckern auf dem gekräuselten Ozean.
Wer aber taucht mal in die Tiefe und wenn es nur für zwei Minuten ist, solange der Atem den Mut aufrecht hält?

Welch faszinierende Welt in der Tiefe sich verbirgt und hier, so knapp unter der Oberfläche, hell von der Sonne beschienen, noch faszinierend, leuchtend und klar zu erkennen.

Wasseroberflaeche, gekräuselt

Gehen wir ein paar Meter tiefer, wird es schon dunkler und die Kontraste beginnen zu verschwimmen. Dicke Wassermassen verschlingen das Licht und damit auch die Erkenntnis. Ich muss näher dran, um überhaupt etwas zu erkennen und noch ein paar Meter tiefer kann eine Lampe nicht schaden.

Es wird still um mich herum, das Schnattern und Lästern der seltsamen Vögel an der Oberfläche ist leise geworden. Hier bin ich mit mir alleine, ich höre mein Herz schlagen und sehe wie der Brustkorb sich langsam hebt und senkt. Da! Ein glubschäugiger Fisch ist vorbei geschwommen und gerade, da ich nach ihm greifen will, ist er auch schon wieder in der Tiefe der Nacht verschwunden. Ich werde sein Rätsel wohl nie ergründen können.

Hier unten, noch ein wenig tiefer, ist es immer dunkel. Kein Strahl der Sonne hat diese Welt je erreicht. Und daher fürchten sich die Menschen auch vor ihr. Die Menschen, Wesen des Lichts! Zusammengedrängt auf einem engen Boot an der Wasseroberfläche, beschimpfen sie sich gerne miteinander, ziehen sich an den Haaren und lästern und teilen am Ende doch ihre Vorräte. Wo sie sich doch so hassen und stets nach dem Oberen rangeln, so hat doch selten einer den Mut, sich von der kleinen Nussschale ihres begrenzten Denkens und Wirkens zu lösen und sich buchstäblich von den anderen „frei zu schwimmen“.

Dabei ist es gar nicht schlimm, voraussgesetzt das Wetter spielt mit.

Zwei Bücher im Detail

„Selbstbetrachtungen“ und „Darwinismus und Sozialismus“

Ich will nochmal einen Überblick geben, über die zwei Bücher die ich als erstes auf dem neuen Lesegerät gelesen habe, weil sie mich aus einer anfänglichen Faszination ansprachen und im Nachhinein auch ihr erwartetes Versprechen gehalten haben:

Selbstbetrachtungen“ von Marcus Aurelius fiel mir deswegen in die Hand, weil ich von ihm früher schonmal ein paar Weisheiten und Zitate gelesen hatte und sie stets sehr klar und erfrischend fand. Auch diesmal fällt mir beim Lesen wieder auf, wie nah seine Überzeugungen und Denkweisen dem Buddhismus stehen. Im Vorwort des Buches steht, dass er dem Christentum eher abgeneigt sei, ebenso der Vielgötterei der Römer- aber dennoch spricht er hin und wieder von einem Gott. Seine Philosophie scheint also eine Mischung aus klassischer Philosophie, mit einem Quentchen Religiösität zu sein und genau diese Mischung ist es, die mich sehr fasziniert. Zur Geschichte des berühmten römischen Kaisers will ich nun nicht soviel sagen, das kann man alles sehr gut auf Wikipedia nachlesen. Vielleicht nur soviel, dass das römische Reich zu seiner Zeit zu einer Blüte getrieben wurde und er sich von anderen macht- und blutrünstigen Herrschern die das Imperium Romanum so oft hervorgebracht hatte, in seinem weitsichtigen und menschenfreundlichen Kontrast deutlich abhob.

So wie ich das verstanden habe, eiferte er dem damaligen Ideal der Philopsophen nach und hüllte sich auch in weiße Gewänder, suchte die Einsamkeit und auch die Askese (durch die er aber wegen Ängsten seiner Mutter wieder Abstand nahm, damit er nicht verhungerte). In einem Absatz betont er auch, dass er die „Prunkerei“ ablehne und er scheint generell ein Mensch mit festem Willen und klaren Geist zu sein.

Viele seiner Denkweisen und Zitate sind auch für den modernen Menschen von Nutze. Er predigt in vielen Dingen Bescheidenheit und Genügsamkeit. Er betont, dass man die Dinge so sehen soll, wie sie sind, dass man nicht zuviel auf die Meinung von anderen Menschen geben soll und dass das Leben generell ein Kommen und Gehen ist und dass man darin nur bestehen kann, wenn man eine entsprechende Gleichmut entwickelt.

Das kommt z.B. in diesem Zitat zum Ausdruck: „Und dann, daß auch der, der am längsten gelebt hat, doch nur dasselbe verliert, wie der, der sehr jung stirbt. Denn nur das Jetzt ist es, dessen man beraubt werden kann, weil man nur dieses besitzt, und niemand kann verlieren, was er nicht hat.“

Nur das Jetzt ist wichtig, die Vergangenheit ist vorbei und kann nicht „besessen“ werden, also lohnt sich auch nicht der Streit um Macht und Einfluss, um das ständige Vergrößern der Besitzbarkeiten, usw.

Mit Erich Fromms Gedanken würde ich fast sagen, er sagt, dass das Sein wichtig ist und man im Haben nur beschränkt Glück finden kann. Überhaupt wundert es mich, wie zeitlos die Gedanken von Marcus Aurelius sind und wie lange die Menschen schon immer mit den gleichen Problemen der menschlichen Existenz zu kämpfen haben. Ist es nicht lustig, dass es auch für den heutigen Mensch eine Hilfe und Erleichterung ist in den Worten eines Philosophen zu lesen, der schon fast 2000 Jahre nicht mehr am Leben ist? So wenig hat sich verändert und es bestätigt auch wieder indirekt die Grundlagen seiner Philosophie.

Es wäre jetzt zuviel erwartet, eine vollständige Zusammenfassung des Buches zu schreiben. Dazu ist es zu kompliziert und zuviel verschiedene Aussagen stehen eng nebeneinander. Die Selbstbetrachtungen liest man am besten, indem man sie in einer ruhigen Stunde zur Seite nimmt und nur ein paar Sätze darin liest, das Gelesene dann sinken lässt und sich ein wenig Zeit dafür nimmt.

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»Ist es in Ordnung, dass Millionen beinahe Hungers sterben, damit einige Tausende an Dyspepsie (Magenüberladung) zu Grunde gehen?« (- Highlight Loc. 26-27 )

Ähnlich klar in seiner Denkweise und noch etwas moderner geschrieben ist das Buch „Darwinismus und Sozialismus“  von Ludwig Büchner.

Vor allem in seinen einleitenden Worten beschreibt er eine ungerechte Welt, wie sie auch aus der heutigen Zeit hätte abgeschrieben werden können. All das, worüber wir uns heute noch aufregen, der Arm/ Reich Kontrast, der Besitz von Geld und Macht in den Händen einiger Weniger, das Sozialsystem, der Neoliberalismus, das Problem der Herkunfsgeburt und die damit verbundenen Aufstiegs/ oder Abstiegschancen ist gültiger als je zuvor. Umso trauriger ist es eigentlich zu sehen, dass es bis heute keine einzige sozialistische Theorie die Umsetzung in die Praxis geschafft hat, wo doch gerade die Theorie so eingängig, klar und humanistisch erhellend scheint. Der heutige Zustand ist eher so, dass die Linken als Kommunisten gehasst und gefürchtet zugleich sind, während man über die Auswüche des Neoliberalismus klagt wie nie zuvor. Das moderne Politik und Gesellschaftssystem befindet sich also gewissermaßen an einem Scheideweg, für den die endgültigen Würfel noch längst nicht gefallen sind. Es ist eher eine momentane Zerissenheit, die zur Stasis und Unklarheit führt und dessen Fragen nur von einem Gären aus dem Volk beantwortet werden kann (wie man sie derzeit in Fragen der Kernenergie beobachten kann). Aber sind die heutigen Schichten, die so klar benachteiligt werden, denn von Brot und Spielen soweit gesättigt, dass sich kein Ungerechtkeitsbefinden mehr in ihnen regt- und die einzigen, die klagen, aus guten, bürgerlichen Schichten kommen und letztendlich keinen persönlichen Anlass haben, außer zu dem Klagen noch einen echten Wandel hinzu zu fügen? Vielleicht hat sich die Ungerechtigkeit auch deswegen verfestigt, weil man, um sie zu erkennen, hinreichend Wissen und Kenntnis über die Zusammenhänge des Staates und der Gesellschaft erlangen muss und die man wiederum nur erlangt, wenn man hinreichend gebildet ist, was meist mit guten Aufstiegschancen verknüpft ist, die dann wiederum zu Macht und Einfluss führen- ergo der Mensch profitierend, immer träger werdend…

Mit dem Buch bekommt man einerseits einen Einblick in die damalige Zeit und erhält auf der anderen Seite ein paar historische Erklärungen, wie es dazu gekommen ist. So wird dem Leser z.B. vermittelt, dass die Germanen früher das Land teilten und unter „Gemeinbesitz“ hatten und der seltsame Brauch, das Land nach Gesetz und Ordnung mit der Macht der Schriftsetzung unter den Menschen aufzuteilen, eine Erfindung der Römer und beinahe ein Fluch für das germanische Land geworden ist: „Erst dem dämonisch wirkenden Geist der römischen Gesetzgebung mit ihrer übermässigen Betonung der persönlichen Besitz- und Eigentumsrechte gelang es, auch im alten Germanien ein Privatrecht auf den Bodenbesitz zu schauen.“

Es sind solche Details, die das Buch lesenswert machen, auch wenn ich den dahinter stehenden Denkansatz, nämlich die Überlebenstriebe (erklärt durch die damalig sehr aktuelle Theorie des Darwinimus) des Menschen mit einem sozialistischen, „Gemeinwohl“ zu vereinen, noch nicht ganz durchdringen kann. Auch hier ist die Sprache wieder kompliziert und die Sätze müssen tlw. mehrmals gelesen werden, um ganz verstanden zu werden.

Letztendlich ist es aber ein theoretischer Klassiker, der es durchweg wert ist, gelesen zu werden.

Fazit:
„In einer Versöhnung des Individualismus mit dem Kollektivismus, vulgo Sozialismus, oder in einer richtig organisierten Übereinstimmung der Interessen und Bedürfnisse des Einzelnen mit den Interessen und Bedürfnissen der Gesamtheit scheint daher das ganze soziale Problem der Zukunft zu liegen.“ (- Highlight Loc. 284-87 )

Weitere Zitate folgen…

Schöne Zitate (aus Kindle)

Hier ein paar Zitate, die ich seit letzter Woche mit dem Kindle gesammelt habe. Ich stelle sie einfach mal in den Raum, so wie ich sie frisch aus den „Clippings“ gezogen habe. Es steht jedem frei, sich eine Meinung dazu zu bilden. Wenn ich noch mehr Raum und Muse finde, werde ich vielleicht noch was dazu kommentieren:

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Selbstbetrachtungen (German Edition) (Emperor of Rome Marcus Aurelius)
– Highlight Loc. 204-5 | Added on Tuesday, March 29, 2011, 09:50 PM

Dann betrachte deine Seele, und was sie ist: ein Hauch; nicht immer dasselbe, sondern fortwährend ausgegeben und wieder eingesogen.

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Selbstbetrachtungen (German Edition) (Emperor of Rome Marcus Aurelius)
– Highlight Loc. 263-65 | Added on Tuesday, March 29, 2011, 10:10 PM

Und dann, daß auch der, der am längsten gelebt hat, doch nur dasselbe verliert, wie der, der sehr jung stirbt. Denn nur das Jetzt ist es, dessen man beraubt werden kann, weil man nur dieses besitzt, und niemand kann verlieren, was er nicht hat.

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Darwinismus und Sozialismus Der Kampf um das Dasein und die Moderne Gesellschaft (German Edition) (Ludwig Büchner) – Highlight Loc. 49-50 | Added on Wednesday, March 30, 2011, 02:17 PM

Ein sehr berechtigtes Sprüchwort sagt: »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.« Aber wie viele essen, die nicht arbeiten oder nie gearbeitet haben, und wie viele arbeiten, die sich nicht satt essen können!

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Darwinismus und Sozialismus Der Kampf um das Dasein und die Moderne Gesellschaft (German Edition) (Ludwig Büchner) – Highlight Loc. 246-48 | Added on Saturday, April 02, 2011, 02:08 AM

»Die Fesseln einer niederen Geburt«, sagt J. C. Fischer 1 »schleppen wir durch das ganze Leben, und an ihnen zerschellt oft die unerhörteste Anstrengung eines ganzen Lebens.«

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Selbstbetrachtungen (German Edition) (Emperor of Rome Marcus Aurelius)
– Highlight Loc. 453-54 | Added on Thursday, March 31, 2011, 05:08 PM

Wird die Schönheit des Edelsteins, des Purpurs, des Goldes, des Elfenbeins, die Schönheit eines Instruments, einer Blüte, eines Bäumchens geringer dadurch, daß man sie nicht lobt?

Neues Lesen für neue Menschen

mit dem Amazon Kindle 3

Den Kauf eines Ebook-Reader plane ich schon etwas länger. Vor allem der Kindle 3 von Amazon hat mich durch viele gute Testberichte immer wieder in seinen Bann gezogen und am Ende zu einer Kaufentscheidung geführt. Dass ich Anfang dieser Woche Geburtstag hatte, machte die Entscheidung dann sehr leicht. 😉 Danke an meine Mum an dieser Stelle…

Wenn man die Verkaufszahlen des Kindle auf Amazon anschaut, stellt man fest, dass es vor allem in den USA und in Großbritannien eine große Nachfrage dazu gibt und er zum bestverkauften Produkt auf diesen Plattformen geworden ist. Die Deutschen hinken da noch etwas hinterher und bevorzugen in punkto Lesegenuss noch eher die klassische Offline-Variante.

Aber warum überhaupt einen Ebook-Reader? Auch ich war lange Zeit skeptisch, was das elektronische Lesen angeht. „So ein neumodisches Zeug brauche ich nicht“.. habe ich mir meistens gedacht und dann doch auf die klassische Papierform zurückgegriffen. Dazu kommt, dass der Großteil der eigenen Bibliothek bereits in gedruckter Form zur Verfügung steht und der komplette Umstieg auf ein neues Medium immer schwer fällt.

Argumente für den Ebook-Reader-Kauf

Mit der Zeit fiel mir aber auf, dass viele Hersteller ihre Anleitungen nicht mehr in Papierform mitliefern, sondern aus Kostengründen nur noch eine PDF auf CD oder gar ausschließlich online anbieten. Das Ganze hat so dermaßen zugenommen, dass es schon fast Stand der Technik, bzw. Stand der industriellen Gewohnheiten geworden ist. Den Kunden fragt man dabei nur begrenzt, und wer hat heutzutage keinen PC zu Hause? Das ist aber sehr unbequem. So ist das vollständige Handbuch meiner Digitalkamera nur als PDF verfügbar. Ich kann aber auf Touren unterwegs keinen Computer mitschleppen und auch ein Netbook oder Notebook wäre auch noch zu umständlich. Ein derartig leistungsfähiges Handy besitze ich nicht und scheue außerdem die monatlichen Kosten (z.B. für ein Iphone).

Das Ausdrucken der Seiten wäre erstens zeitaufwändig, zweitens teuer und drittens für die Umwelt nur begrenzt von Nutzen.

Ein Ebook-Reader wäre da eine perfekte Alternative: Klein, handlich, ohne monatlichen Gebühren und kostengünstig in der Anschaffung.

Er ist so klein und leicht wie ein Taschenbuch und nur ein paar wenige Zentimeter dick, so dass er locker auch in eine kleinere Tasche von Frauenjacken passt. (( Seitenbemerkung: Frauenklamotten haben tradtionell weniger Taschen und weniger Stauräume, weil man anscheinend davon ausgeht, dass alles in die Handtasche gepackt wird und Klamotten mit vielen Taschen sehen ja auch nicht so schick aus… ))

Dazu kommt, dass meine Hauptinformationsquelle für neue Medien, Ideen, Inspirationen und sonstiges fast ausschließlich das Internet geworden ist. Ich lese zwar noch eine offline-Zeitung, schlage aber gleichzeitig in ca. fünf verschiedenen Nachrichten-Seiten Infos nach. Auch viele Magazine haben inzwischen einen sehr guten Internet-Auftritt, dass man das Internet kaum verlassen muss, um mit einer Flut an kostenlosen(!) Informationen versorgt zu werden. Dazu kommen die privaten Blogs und Tagebücher, die Emails und andere Informationsstränge, die alle zentral am Computer zusammenlaufen.

Das Argument, dass man nicht gerne elektronisch liest „zieht“ also bei mir nicht mehr. Wenn ich die Online- und Offline-Lesestunden zusammenzähle, fällt mir auf, dass ich auch heute schon (noch ohne Ebook-Reader) den größten Teil auf elektronischem Wege lese, einfach, weil das Internet als Haupteingangstür für neue Informationen aller Art, sozusagen das Tor zur Welt geworden ist.

Drittes Argument: Viele Studien von Instituten oder andere Publikationen im politischen/ wirtschaftlichen Bereich werden gerne auf elektronischem Wege bereit gestellt. Die letzte Quelle, die mir dazu einfällt war z.B. die Veröffentlichung über neue Energiequellen (Windenergie, usw.) zu der es ein langes, kostenloses PDF gab. Am Computer habe ich aber meistens nicht die Geduld, fünfzig Seiten an PDF-Seiten zu lesen. Man ist auf der einen Seite zu sehr abgelenkt und klickt mehr, als dass man wirklich eingängig und viel liest. Außerdem fällt einem am Computer noch ein, was man machen wollte: Eben noch den Bank-Account checken, eine Runde bei Ebay surfen, ein paar Emails beantworten und generell mehr interaktiv-klickend als passiv-lesend zu sein.

Mit einem Ebook Reader kann ich nun diese PDFs herunterladen, bequem und schnell abspeichern und dann abends in Ruhe auf dem Sofa bei einem gemütlichen Glas Wein und mit eingelegter Musik-CD ganz in Ruhe lesen.

Viertes Argument: Die Technik hat in den letzten Jahren große Vorteile herausgebracht und die Nachteile (z.B. schlechte Lesbarkeit, Akku-Kapazität, Gewicht, etc.) von Ebook-Readern hinreichend reduziert. Inzwischen übertreffen die Vorteile die Nachteile bei weitem. Z.B. die Möglichkeit, bis zu 1.000 Bücher und mehr auf einem einzigen Lesegerät bei sich zu tragen, gleichzeitig ins Internet gehen zu können und sich frische Bücher quasi von unterwegs auf das Lesegerät zu ziehen.

Auch wenn die Papierform ein paar unschätzbare Vorteile bietet (es ist angenehmer ein „echtes“ Buch zu lesen und das Blättern und das Riechen in den Seiten wird man nie ganz ersetzen können), so wird es doch auf langer Sicht hinauslaufen, dass die beiden Medien zumindest parallel existieren und ähnlich wie bei der Schallplatte oder den Kassetten das alte Medium eines Tages auf eine Nische schrumpft.

Der Kindle im Detail

Der Kindle 3 von Amazon ist genau auf diesen Vorgang des ruhigen Lesens spezialisiert und in seiner Nüchternheit und Einfachheit ist er ein sehr stylisches und angenehmes Produkt. Zuerst fällt die elektronische Tinte auf, die einmal in ihren Zustand gebracht, keinen weiteren Strombedarf erfordert. Das bringt ihn, ohne Betrieb des Wireless-Lan oder 3G, auf eine Netto-Akkulaufzeit von ca. drei Wochen (Herstellerangaben). In der Praxis geht es allerdings schneller, weil man doch meistens die W-Lan Funktion aktiviert hat oder auch Musikdateien oder Hörbücher über die Lautsprecher ausgeben will.

Die elektronische Tinte ist tiefschwarz und der Hintergrund hat ein angenehmes Grau, wie man es von Zeitungen her kennt (ein paar Nuancen dunkler). Das Kuriose ist, dass man für dieses Gerät externes Licht braucht, wie bei einem richtigen Buch. Dafür kann man ihn auch bei starker Sonnenbestrahlung lesen und es gibt keinen nervigen Spiegeleffekt wie bei fast allen Handys, Ipads und Phones die mit einer Aktiv-Beleuchtung betrieben werden. Prädestiniert, um ihn im Garten oder am Strand zu lesen, vorausgesetzt man kann seine immer Händer sauber und sandfrei halten…

Je mehr Umgebungslicht vorhanden ist, desto wohler fühlt sich der Kindle! Grafiken werden sehr hübsch und weich angezeigt und wenn das Gerät in den Ruhemodus wechselt (in dem es auf Grund des technischen Designs sowieso fast immer ist), kommt ein Zufallsbild englischer Autoren-Portäts oder andere klassische Bilder. Im Moment lächelt mich z.B. eine hübsche Porträt -Zeichnung von John Steinbeck an.

Allerdings, das merkt man gleich, ist das Lesegerät von Amazon nicht auf bunte Grafiken oder gar bewegte Inhalte spezialisiert. Um die elektronische Tinte in einen neuen Zustand zu bringen, wird stets der ganze Display für ein paar Millisekunden Schwarz und wechselt dann in die neue Anzeige. Scrollen kann man daher nicht und auch bewegte oder bunte Banner-Grafiken im Internet werden meistens fehlerhaft angezeigt.

Auch das Anpassen der Textgröße von PDFs bereitet Probleme. Wo man auf dem PC noch stufenlos zoomen und scrollen kann, wirkt der PDF-Reader des Kindle ein wenig statisch und unflexibel. Es gibt nur feste Zoomgröße und einen unpraktischen Rahmen, auf den der Zoom-Ausschnitt platziert wird. Hat man Pech, rutscht man nun genau in die Mitte eines Zwei-Spalten Textes und kann sich vom bequemen eingabefreien Lesen gleich verabschieden. Es ist an der Stelle hilfreich, die Ansicht auf den Quermodus zu wechseln aber das Lesen von Spalten-Texten in PDFs ist nach wie vor etwas unpraktisch.

Am wohlsten fühlt sich der Kindle mit fertigen Ebooks, entweder im hauseigenen .AZW, .TXT oder Mobipocket-Format. Diese werden stets passend skaliert und können mit ein paar wenigen Klicks auch in der Schriftart und der Größe angepasst werden. Lästige Rahmen entfallen, so dass das Lesegerät mit der Bequemlichkeit eines kleinen Taschenbuches durchaus mithalten kann.

Das in Deutschland beliebte Epub-Format kann übrigens mit einem Programm wie „Calibre“  mit wenigen Mausklicks für den Kindle umgewandelt werden. Allerdings soll es Einschränkungen geben, was die digitalen Rechte angeht (dazu sind weitere Recherchen erforderlich).

Was das Lesen auf einem elektronischen Gerät zusätzlich motiviert, ist die Möglichkeit, eigene „Notes“ bzw. „Highlights“ in den Text zu fügen. Ein Klick auf den Text, kurz wie mit einem Mauszeiger die Abschnitte markieren und „Enter“ drücken. Fertig ist die unterstrichene Notiz, die -passend zum jeweiligen Ebook- in einer übersichtlichen Liste abgespeichert wird und zeitnah aufgerufen werden kann.

Wer will, fügt noch eigene Bemerkungen an dieser Stelle ein, was mit der kleinen Mini-Tastatur erstaunlich gut funktioniert.

Sehr schön ist auch, dass sich der Kindle die letzte Lese-Position merkt und man nicht immer zur besagten Seite klicken, oder scrollen muss. Diese Funktion beschleunigt vor allem das gleichzeitige Lesen mehrerer Ebooks und verhindert, dass man beim häufigen Wechsel der Lektüre die Übersicht verliert.

Nur das 5 Wege- Tastenkreuz zum Navigieren hätte größer und komfortabler sein können. Man benutzt es sehr oft und rutscht hin und wieder ab, was den ansonsten guten, haptischen Eindruck des Kindle schmälert.

Es wäre theoretisch sogar möglich, diese Notizen dann über ein soziales Netzwerk zu teilen, aus einem mir noch nicht ganz ersichtlichen Grund ist diese Funktion aber ausschließlich für amerikanische Kunden vorbehalten. Dabei wäre es ein Leichtes, die Inhalte an den jeweils verknüpften Social Network-Account zu senden. Ob .DE oder .COM sollte doch eigentlich keine Rolle spielen?

Im Amazon-Shop kann mit integrierter 3G Funktion „kostenlos und weltweit“ einkaufen! Für das Surfen im Netz ist eine hauseigene W-Lan Funktion von Vorteil.

Daten hin und vom Kindle rauschen über das USB-Kabel im Sekundentakt. Mit diesem Kabel kann man außerdem den integrierten Akku aufladen..

Nix Deutsch- nur Englisch

Leider scheint der deutsche Kunde ein wenig diskriminiert zu werden. Das fängt damit an, dass man den Kindle nur auf englischen oder amerikanischen Seiten kaufen kann und man von der deutschen Amazon-Seite stillschweigend umgeleitet wird. Kommt man auf der deutschen Amazon-Seite noch in Genuss der bequemen Bankzahlung, wird man auf der amerikanischen Seite landestypisch auf die Kreditkarte reduziert! Kunden, die keine Kreditkarten haben, schauen dort in die Röhre und könnten den Kauf theoretisch genervt abbrechen.

Auch die Gebühren für Steuern und Zoll sind beim Kauf nicht ohne weiteres ersichtlich, hinzu kommt, dass man einen Stromadapter für das europäische Stromnetz dazu erwerben muss. Auch eine Tasche ist in der Roh-Version des Kindle noch nicht enthalten.

Da mir das alles zu unpraktisch war, bin ich kurzerhand auf Ebay und habe den Kindle über einen Drittanbieter erworben, der seinen Sitz in Großbritannien hat, so dass (innerhalb der europäischen Union) keine Zollgebühren anfallen. Die Lieferung dauerte ca. eine Woche und war dank Paypal schnell abgewickelt.

Nachdem dieses Problem der Internationalisierung also endlich überwunden wurde, kommt die nächste Enttäuschung für deutsch-sprechende Kindle-User: Das vorinstallierte Wörterbuch ist leider nur für die englische Sprache, die Menüführung ist ebenfalls englisch, Kauf von Ebooks über den Amazon-Store geht wieder nur mit Kreditkarte oder „Gift Cards“ (Gutscheinen). Und die integrierte Sprachausgabe kann, wer hätte es gedacht?- natürlich nur englische Texte vorlesen. Schade!

Bücher satt

Nach dieser Enttäuschung kommt aber wieder ein Lichtblick. So hat der englische Kindle-Ebook Shop inzwischen auch einige deutsche Bücher im Programm und viele Klassiker, die inzwischen gemeinfrei geworden sind, sogar kostenlos! So steht dem euphorischen Testen des Whispernets und der neu erworbenen Lesefunktionen eigentlich keine Mauer mehr im Weg.

Gesagt, getan. Und so fanden- quasi als experiementelle Erstauswahl- verschiedene Klassiker den drahtlosen Weg in meinen Kindle: Darwinismus und Sozialismus von Ludwig Büchner beispielsweise, ein erhellendes Buch über soziale (Un)gerechtigkeit und im Schatten der großen Marxisten seiner Zeit. Und auch die Weisheiten eines Kaisers Marc Aurels, nämlich die berühmten „Selbstbetrachtungen“ säumen fortan meinen elektronischen Leseweg. Als sei soviel klassische Kost noch nicht genug, gesellte sich die kostenlose Ausgabe der „Psychopathologie des Alltagslebens“ von Sigmund Freud gleich dazu, umgeben von den Äußerungen eines Immanuel Kants zur „Kritik der reinen Vernunft“.

Puh, nach soviel schwerer Kost ist mir nach etwas Leichtem zu mute und siehe da, im Internet gibt es weitere unzählige Stellen klassischer und profaner Literatur für lau oder einige Exemplare namenloser Autoren, die in ihrer Großzügigkeit ganze Werke dem Internetkunden freudig verschenken!

Addiert man noch die PDF´s und Texte der „politischen Bildung“ so ächzt der interne Speicher des Kindle– zum Glück noch kaum, aber das Gehirn braucht definitiv eine Pause.

Auf eine Waage gelegt, wiegt der Kindle auch nach dreißig Büchern immer noch soviel wie vorher, eine faszinierende Erfindung der neuen Welt! 😉

In der nächsten Folge der Ebook-Reihe stelle ich evt. weitere Lesequellen vor. Bis dann..

Im Frühjahr ist es schon Herbst geworden

Die Nachrichten, die Bilder des Tages, die Politik… ob überhaupt jemand davon berührt wird? Kann man überhaupt jemanden vorwerfen, nicht davon berührt zu werden…. oder übersteigen der Super-Gau und die Kriege gegen Zivilisten nicht einfach unsere Vorstellungskraft, die Grenzen unserer Wahrnehmung, die Grenze der belastbaren Gefühle.. die Grenze unseres eigenen Menschseins? Viele unsichtbaren Mauern sieht man in diesen Tagen. Mauern die schützen, die aber auch stumpf werden lassen.

Was ist der Mensch mehr, als die Summe der geistigen Eindrücke und Wechselwirkungen, die er von sich, aus sich, über andere und mit anderen macht? Der Mensch, die Variablen-Maschine, die stets am Limit der Eindrücke fährt und dessen Frame-Rate hin und wieder unter der Last der vielen Neuberechnungen zusammen zu brechen droht.

Der Mensch, Drahtgitter in einer fleischeslüsternen Welt. Der Mensch. Hat sich über Gott erhoben und kann jetzt die Evolution beeinflussen. Hat sich zum Hüter der Materie aufgeschwungen, spaltet die Kerne und bildet sich viel ein auf seine Leistungen. Meint, das Göttliche, das Begrenzende des Daseins ein für alle mal von sich geschüttelt zu haben!

Wie klein er doch ist, der Mensch. Beinahe nur ein armseeliger Pixel im luftleeren Raum.

Ohne Vektor und ohne Koordinaten lässt er sich von den Naturgewalten treiben und meint, sie gehorchen ihm, nur weil der letzte Zufall dem derzeitigen Lauf seiner Gedanken entsprochen hatte. Ohne moralische Dimension ist der heutige Mensch. Plattgedrückt wie ein Blatt im Wind, dass nach der nächsten Umweltkatastrophe vom Baum gesegelt ist und nun langsam von den Bakterien der Unterwelt genüsslich in seine Einzelteile zerlegt wird. Er ist stolz darauf, es zu verstehen, wie er da angeknabbert wird- lacht vielleicht noch belustigt darüber, aber das Verständnis allein schützt ihn nicht vor seinem drohenden Untergang.

Das ist der „moderne“ Mensch. Und am Ende bleibt der Krone der Schöpfung nur der Neuanfang als zusammengesetztes Atom, als wachsende, energieverschligende Zelle und das ganze Schlamassel seines göttlichen Wirkens beginnt wieder von vorne.

Der saubere Krieg

und das sichere Atomkraftwerk

Die Frage nach der Entscheidungsfindung (in Bezug auf die Libyen-Krise) im UNO-Sicherheitsrat ist nicht nur eine politisch schwierige, populistisch überdeckte, im Wahlkampf eventuell missbrauchte, in Deutschland umstrittene, sondern zugleich auch eine hoch moralische. Und hier kommen wir gleich zu dem ersten Problem: Politiker müssen im Grund auf der Basis eigener Wert- und Moralvorstellungen handeln und zugleich eine faktisch und mit großem Sachverstand abgesicherte Entscheidung treffen. Und das in einem Umfeld von Bürgern und Medien, die emotional aufgeladen sind und urteilen und in einem Umfeld, wo zwar viele mitreden, aber die wirkliche Expertise nur von ganz wenigen Menschen verwaltet und vertreten wird.

Oder es treten sogar bestimmte „Gefühle“ oder vordergründige Taktikspielchen in den Vordergrund. Das macht die Politik oft so unbeliebt. Dass der Menschen/ der Wähler nicht das Gefühl bekommt, von qualifizierten Menschen geleitet zu werden, sondern von welchen, die im Kern genauso „schwach“ oder „stark“ wie der gewöhnliche Durchschnittsmensch sind. Zu einem Monarchen konnte man noch aufschauen, er hatte auf Grund seines Adels-Statuses (der wiederum von Gott legitimiert) eine Sonderstellung. Die Menschen konnte das akzeptieren. In den heutigen Zeiten aber ist Politik viel gewöhnlicher und somit auch viel anfälliger für Kritik.

„Der saubere Krieg“ weiterlesen

Revolutionen im Geiste

und die deutsche Hasenfuß-Außenpolitik

Die Nachrichtenwelt und damit die gespannten Zuschauer vor den Schirmen haben es in diesen Tagen nicht leicht. Da läuft so ein spannender Krimi im Ersten und wird von dem einen oder anderen „Brennpunkt“ unterbrochen. Die Welt hielt letzte Woche den Atem an, man konnte es ganz deutlich hören, äh nicht hören!

Und kaum haben wir uns vom Fukushima-Schock ein bisschen erholt (wie wird das eigentlich richtig betont, Japanologen unter euch? Fu- KU- shima oder Fu- ku- SHI- ma ?) … da kommt schon der nächste Super-Gau. Diesmal ein ganz besonderer Spinner unter den größenwahnsinnigen Weltenlenkern und bombardiert sein eigenes, wach gewordenes Volk mit Panzern und Raketen. Die, so wurde mir von Friedensaktivisten einhellig bestätigt, allesamt aus westlichen Reservoirs und Waffenlieferungen stammen. Wir im Westen sind also schuld, dass die da unten im Süden so schlimme Patricharchen haben und das ganze einfach nicht in Griff bekommen. Ne, alles klar.

Und wir haben den ja auch eingeladen, da gibt es so tolle Fotos. In Paris ist er spaziert, in Rom anscheinend auch und immer hübsch in die Kamera lächeln und ein Urlaubsfoto mit dem Despoten schießen. Das macht man halt so als Regierungschef. Nur die Deutschen waren etwas zurückhaltender und skeptischer, haben sie doch selbst schon sehr schlechte Erfahrungen mit autoritären Führungspersönchen gemacht.

Und weil die Deutschen so skeptisch und so anders geworden sind im internationalen Umfeld, zuerst und als einzige in lichtschneller Art und Weise ihre Atomkratfwerke abschalten und damit ein Beispiel setzen, kommt nun die nächste Ausnahmewurst. Freiheit ja, aber bitte keinen Krieg. Veränderung ja, aber bitte keine Taten. Großes Ansehen in der Welt ja, aber bitte keine Stimmung gegen den Krieg in der Bevölkerung (vor den Landtagswahlen). Da nimmt man es als Regierung doch lieber mal in Kauf, dass man von den Linken (hahaha!) gelobt und hofiert wird. Die Linken, das ist die Partei, die generell immer gegen alles, vor allem gegen alles ist, was eine Waffe in der Hand hält, weil Waffen ja an sich böse und scheiße sind und generell verboten werden müssen. Und dass der Großteil der Länder bewaffnet ist, Armeen unterhält und es auch nicht wenige Diktatoren auf dieser Welt gibt, die diese Waffen auch mal einsetzen, das hat die Linkspartei anscheinend noch nicht bemerkt. Denn wir können ja über alles reden!

Lass uns doch mit Gaddafi reden, das ist auch nur ein Mensch. Wer wird denn gleich schießen? Achso er? Tja dann..

Bitte nicht falsch verstehen. Auch ich finde Kriege doof. Unzählige Menschen, die sterben, Bomben, die aus Verzweiflung gezündet werden, Soldaten die Grenzen bewachen, die man nicht bräuchte, hätte es vorher noch einen Weg auf diplomatischer Ebene gegeben. Aber es gibt meiner Meinung nach ganz wenige Ausnahmefälle, in denen Waffengewalt zur Verhinderung von größerem Leid legitim ist… und das wäre/ ist in Libyen der Fall gewesen.

Die arabische Liga hatte sich eindeutig für ein Einschreiten ausgesprochen und selbst die UNO kam jetzt ohne Gegenstimmen zu einer Resolution, was in den langsam mahlenden Mühlen dieser Institution schon eine kleine Revolution für sich ist. Der Westen hat lange genug zugesehen, wie Scharfschützen auf Demonstranten schießen, wie Kinder und Frauen, Männer und Jugendliche verprügelt oder vergewaltigt, eingesperrt, gefoltert und unterdrückt werden. Das ist keine Demokratie, das ist Terror pur. Und die Leute tun gut daran, sich dagegen aufzulehnen. Man muss sie in ihrem Kampf unterstützen und da ist ausnahmsweise die Waffengewalt (als exekutive Instanz) das Mittel der Wahl. Veränderungen brauchen Energie und wer nur die Hände in den Schoß legt und etwas aussitzen möchte, verändert die Welt nicht. Andere werden handeln, die Unterdrückung geht weiter, weitere Menschen sterben. Das kann nicht das Ziel eines freiheitlich-demokratischen Landes sein. Wer Freiheit und Macht hat, hat auch Verantwortung. Im Rahmen der internationalen Gemeinschaft ist ein Vorgehen hochgradig legitim und quasi von höherer Stelle und im Sinne von allen legitimiert. Es war gut, dass die Welt diesmal nicht vorschnell agiert hat, dass sich die Weltpolizei USA (wohl auch aus finanziellen Gründen) diesmal zurückgehalten hat.

Mit Frankreich und Großbritannien sind zwei weitere mächtige Militärnationen in ihre Fußstapfen getreten. Der Konflikt ist direkt vor der Haustür, direkt im Eingangsbereich der europäischen Union, quasi in unserem Garten. Auch in diesem Sinne wäre Deutschland gut beraten, wieder auf eine Linie mit seinen Anrainerstaaten zu kommen.

Zukünftige Konflikte in unserer Nachbarschaft kann man nur verhindern, wenn man sich einig ist und dazu gehört auch eine einheitliche EU-Außenpolitik.

Es war freilich nicht einfach für Deutschland. Das Land ist pazifistischer als je geworden. Das ist eigentlich gut. Nicht vorschnell in einen Krieg zu ziehen ist weise und hat sich z.B. im Falle des zweiten Irakkrieges als gut erwiesen.

Man kann aber auch nicht so tun, als ob einem das alles nichts angeht.
Denn das Morden und die Ungerechtigkeiten in der Welt gehen weiter, ob man nun hinschaut oder nicht.

Letztendlich offenbart die Haltung von Schwarz-Gelb eine weitere Schwäche in ihrer derzeitigen politischen Glaubwürdigkeit, die nur allzu vordergründig auf die Beliebtheit in den kommenden Landtagswahlen schielt. Aber mit der Haltung des „Fähnchen in den Wind halten“ und dem Populismus nach dem Mund reden ist noch keiner gut gefahren. Vor allem keiner, den man so gut dabei durchschauen kann.

Mit Spatzen auf Kanonen schießen

KKP Auslauf

Während ich über Atomkraftanlagen in Deutschland recherchiere und die Lage in Japan weiter verfolge, fällt mir verschiedenes auf.
Ich möchte diesen Artikel einfach mal nutzen, um alles zusammenfassen. Eine bestimmte Ordnung kann ich dabei nicht gewährleisten, seht es mehr als ungeordnete Liste oder Zusammenfassung meiner persönlichen Eindrücke an. Es kann auch sein, dass diese Liste in weiteren Artikeln noch fortgeführt wird. Ich denke, dass ist das mindeste, das man in diesen Tagen machen kann. Darüber nachdenken, darüber reden und dass Bewusstsein aufrecht erhalten. Anteil nehmen und an der richtigen Stelle auch mal schweigen.

Auf den Bildern, die vor mir liegen, wirken Kernkraftwerke nicht besonders bedrohlich. Beinahe ruhig und malerisch stehen sie in einer blau-grünen Landschaft, auf Grund des Kühlwasser-Bedarfs oft an einem Fluss, in dem sich dann die gigantischen Kühltürme spiegeln und majestätisch in den Himmel ragen. Was oben heraus kommt, ist angeblich „sauberer und reiner“ Wasserdampf. Aber es gibt auch so einen kleinen Auspuff, mit dem überschüssige Radioaktivität in den Himmel geblasen wird, wenn ich das richtig verstanden habe. Und was ist z.B. mit den Studien über gestiegene Krebserkrankungen, gerade von Kindern, in direkter Atomkraftnähe?

Aber schon, keine fünf Tage nach den ersten Störfällen in Japan wird ein jeder Laie zum nachwachsenden Halb-Experten, was Atomfragen angeht.

So lese ich z.B. dass in dem Kernkraftwerk Philippsburg, das keine Autostunde Fahrt von meinem jetzigen Wohnort entfernt ist, alleine in einem einzigen Block 102 Tonnen Uran als Brennelement verwendet werden. Wohin geht das Uran, wenn es schmelzen sollte? In die Erde, in unser Trinkwasser? In die Pilze? Noch heute kann man in Teilen des bayrischen Waldes keine Wildschweine mehr essen und muss sämtliche Pilze auf Grund der Strahlenbelastung von Tschernobyl wegschmeißen! (Bericht in Frontal 21)

Dieses Atomkraftwerk konnte man bei guter Sicht vom Garten meines Elternhauses sehen und als Kinder fanden wir die riesigen Kühltürme schon sehr erstaunlich. Nur, was sie im Einzelfall bedeuteten, das wussten wir lange nicht.

So bedrohlich, so beeindruckend ist auch die thermische Leistung, die mit 2.575 MW beziffert wird, welches wiederum eine elektrische Nettoleistung von 890 MW ergibt.
Vergleicht man das mit einem „durchschnittlichen“ Windrad, so kommt dieses auf gerade mal 1,6 Megawatt. Das gibt mir zumindest einen ersten Überblick über die „Macht“- Verhältnisse der Energieformen. Es ist in diesen Tagen kaum möglich, nicht informiert zu werden, gestern hatte ich den Fernseher ca. zwei Stunden lang laufen und wurde ab 20 Uhr mit Informationssendungen über Japan und Atomkraftwerke, Folgen, Strahlenkrankheit, etc. dauerberieselt.

So ist die Strahlenkrankheit im Einzelnen doch tückischer als gedacht und muss dabei von den Elementen ausgehen, die jeweils in der Luft sind. So ist z.B. Plutonium generell hochgiftig, andere Teilchen heften sich wiederum an Partikel in der Luft (in Tschernobyl waren es z.B. weggeschleuderte Graphit-Teilchen von den Kühlstäben) und die Atemmasken, die man in den Fernsehnachrichten über Japan sieht, gelten zur Abwehr von radioaktivem Jod, welches in der Lunge sehr schnell Lungenkrebs auslöst.

Radioaktivät ist generell sehr gefährlich, so wurden Listen und Tabellen veröffentlicht, was für die Menschen noch verträglich ist. Das war ein Wert in der Größenordnung von ca. 2,1 Millisievert im Jahr  und in der Nähe von Fukushima gab es auf einen Schlag 400 mSv pro Stunde!

Multipliziert mit den Werten der Vertuschung und Beschwichtigung kann man davon ausgehen, dass die realen Werte noch viel höher liegen werden.

Eigentlich ist es da auch nur wenig verwunderlich, dass einige Menschen in Deutschland panisch überreagieren und sich jetzt schon mit Jodtabletten oder Geigerzählen eindecken, aber Vorsicht: Selbst-Medikation kann sehr gefährlich sein. Und nicht dass man dann an einer Krankheit stirbt, die man nicht gehabt hätte, wenn man vor der anderen Krankheit keine Angst gehabt hätte…

Was zeigen diese Panikkäufe? Dass der Mensch nicht mit dem Kopf reagieren kann, wenn die Gefühle betroffen sind. Die Bedrohung durch das AKW in Fukushima erscheint irreal und auch wenn Experten immer wieder behaupten, wie ungefährlich das alles für uns ist, liegt das gesunde Misstrauen und die Angst doch weit über dem sachlichen Abwägen von Bedrohungs-Wahrscheinlichkeiten.. diese irreale Angst vor dem Unbekannten wird es unter anderem auch sein, die die Atomkraft so unbeliebt macht. Man kann sich zwar die 99 Prozent Sicherheit schönreden und auch wenn es seit ca. 25 Jahren keinen Störfall der INES-Stufe sieben mehr gegeben hat.. so reichen die restlichen 1 Prozent doch, die Atomkraft gesellschaftlich und auf breiter Linie salon-unfähig zu machen. Zu Recht!

Schlimm sind auch weiterhin die Bilder, die aus der Krisenregion gesendet werden. Manche Fernsehsender wiederholen sie kontinuierlich, als ob sie sich selbst nicht daran satt sehen könnten. Die Grenzen zwischen Sensationsgeilheit und objektiver Wissens-Vermittlung sind da manchmal sehr fließend. Oder muss es sein, dass zu den besonders schlimmen Bildern noch dramatische Musik eingespielt wird? Das wirkt beinahe so, als ob es uns alles nichts anginge und wir uns nur am emotionalen „Thrill“ dieser Katastrophe bereichern wollten. Beinahe wie ein guter Actionfilm, halt nur etwas realer.

Man mag darüber denken, was man will.. auch die Händler von Geigerzählern werden in diesen Tagen einen Profit aus der Krise schlagen und in den 10 Uhr -Nachrichten von heute vormittag spekulierte man ganz offen über die Lage der deutschen Autobauer, die ja mit den Japanern in strenger Konkurrenz stehen und vielleicht davon profitieren könnten. Wenn es wieder ums Geschäftliche geht, dann ist ja alles in Butter, war meiner erster zynischer Gedanke dazu.

Was den Menschen jetzt vor Ort passieren wird, daran traue ich mich nicht mehr zu denken. Zu groß und unglaublich sind die Entwicklungen. Es wäre auch früh. Die Katastrophe ist noch im vollen Gang, langsam und quälend und nur noch in der „Hand Gottes“, wie manche schon auf Nachrichtenseiten kommentiert haben.

Oder glaubt noch jemand ernsthaft daran, dass man mit Wasserwerfern alleine eine Kernschmelze stoppen kann?

Wem das ganze jetzt nicht zu zynisch erscheint… der könnte evt. über dieses klassische Loriot Video schmunzeln…