Jahresrückblick 2010

länger geworden als geplant

Hoppla, jetzt hab ich ihn glatt vergessen, den Jahresrückblick.

„Zwischen den Jahren“ ist doch eigentlich eine gute Zeit, mal inne zu halten und sich neue Ziele und Pläne für das neue Jahr auszudenken.

Ich finde das eigentlich sehr gut und interessant und lese sowas auch immer furchtbar gerne bei anderen (befriedigt meine natürliche Neugierde), aber selbst sowas zu schreiben, erscheint mir oft zu anstrengend oder wenig zielführend. Gute Vorsätze, beispielsweise sind doch bekannt dafür, dass sie nicht sehr lange halten.

Und dass, was wirklich wichtig im Leben ist (Gedanken über das Privatleben oder persönliches Verhalten) ist wiederum etwas zu privat, als dass ich es alles bloggen möchte. Abnehmen müsste ich -ja freilich-, mit dem Rauchen habe ich indes schon lange aufgehört. Vielleicht mehr Sport treiben (noch mehr?) weniger vorm Computer sitzen (och!) und sich nicht mehr soviel mit anderen vergleichen (wichtig!).

Wo fange ich also an und was ist für das Blog und euch Leserinnen und Leser interessant?

Ja, mein Blog, meine Freunde, die sozialen Netzwerke- das wäre ein guter Ausgangspunkt. Dieses Jahr war kein besonders „erfolgreiches“ Blogjahr und auch meine anderen Schreibprojekte habe ich meistens anderen Zielen untergeordnet. Ich schreibe, also bin ich.. und das Schreiben ist mir zu wichtig, als es einfach aufgeben zu können. Wenn ich blogge, habe ich das Gefühl, dass das auch andere Leute lesen können und ich die vielleicht indirekt beeinflusse, so wie sie mich beeinflussen. Irgendwie motiviert das dann immer mehr, als wenn ich nur im Tagebuch schreibe (was ich dieses Jahr natürlich auch wieder sehr intensiv gemacht habe und dadurch im Grunde jeder Tag, jede Gefühlsregung und jeder Eindruck, Link und sonstiger Gedanke offline protokolliert ist).

Das hat mich dazu gebracht, mal über meine Backup-Lösungen näher nachzudenken und es hat mich auch davon abgehalten, meiner partiellen Blogmüdigkeit nachzugeben und das Ding ganz zu schließen. Größter Ärger in dieser Richtung war sicherlich der JMStV.. und ich bin heilfroh, dass hier die Politik nochmal Einsicht gezeigt hat.

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3, 2, 1- Fehlzündung

Alle Jahre wieder, da knallt es so richtig! Nein, nicht im Gesicht der unterdrückten Ehefrau und auch nicht im katholischen Jugendheim.. sondern hier bei uns, auf der Straße, mitten in der Nacht, als Relikt auf einen uralten heidnischen Brauch des böse- Geister- vertreibens

Erinnert sich noch jemand an den Slogan „Brot statt Böller“ der vor vielen Jahren erstmal das Licht der Welt erblickte und uns Kinder und Jugendliche immer ein furchtbar schlechtes Gewissen gemacht hat, weil wir unser sauer erbetteltes Taschengeld mal so eben dir nichts- mir nichts an einer Lunte zündelnd und dann -mit vielen bunten Fetzen- durch den Äther gejagt haben?

Was hatte ich damals für ein schlechtes Gewissen. Mit ängstlicher Miene fragte ich meine nahestehenden Bezugspersonen, was der Spruch bedeutet und ob nun ganz viele Leute auf der Welt verhungern werden, nur weil ich 36 Stunden im Jahr ein wenig mehr Spaß mit leicht entzündlichen Chemikalien, Licht-und Feuereffekten sowie rauchigen Fingern hatte! Zum Glück konnte man den Spruch ein wenig umdichten und heraus kam dann „Knaller statt Böller“ was mein kindliches Gewissen sogleich beruhigte und mich sogleich wieder an die schönen Dinge des kurzen Neujahrsleben wenden ließ…

Ein paar Jahrzehnte später hat man anscheinend (in Teilen) selbst erkannt, dass der Spruch aus einer allzu grünen, Globalkritischen- und Moralinsauren 80er Jahre Haltung entsprang und er nun nicht mehr so ganz zeitgemäß ist!

Denn merke: Mit Belehrung änderst du die Menschen nicht und wenn du doch die Wahrheit sprichst!

Das heißt aber nicht, dass nun die geistige Haltung dahinter, nämlich das „Spaßverderben“ gänzlich ausgestorben sei! Oh nein, im Gegenteil! Es wird sogar noch immer schlimmer.

So hörte ich unglängst eine Sondersendung zum Thema „Silvesterknallerei“ und wir wären nicht die braven Deutschen, wenn es dazu nicht einiges an Vorschriften und überdies zu beachten gäbe!

Zuerst ist darauf zu achten, dass bestimmte Knaller nur ab 18 Jahren zu erhalten sind und sie alle das Prüfsiegel BAM! tragen müssen (BAM! passt- aber PENG! hätte ich auch gut gefunden).

Und bitte nicht in Polen einkaufen, da benutzen die nämlich viiel mehr Schwarzpulver und anderes giftiges Zeug, als die ordentlichen Deutschen. Aber ganz so ordentlich sind die Deutschen vielleicht noch nicht, denn mittlerweile fahren gar die Napoleon-geprüften Franzosen über die Elsässische Grenze und horten munter das bunte Leuchtfeuer aus unserem Land, weil´s gar soviel mehr fackelt als ihr eigen Ding.

Was gibt es sonst noch zu beachten? Mittlerweile werden ganze Innenstädte gesperrt, weil die Gefahr besteht, dass Festtreibstoff-gelenkte Miniraketen ein seltenes Holz-oder Reetdach entzünden können- verständlich. Nur weil ein paar Idioten nicht richtig damit umgehen können, muss wieder die ganze Bevölkerung in moralische Geiselhaft genommen werden.
Warum weist man nicht bestimmte Plätze aus und muss stattdessen wieder gleich ALLES verbieten?

Auch die Uhrzeiten für die Böllerei gilt es STRENGSTENS zu beachten und den armen, Premium Hundefutter-verwöhnten Hunden ein paar Stöpsel in die Ohren zu stopfen oder gleich mit Beruhigungsmitteln auf Sparflamme zu setzen… (oder gleich ganz abschaffen, harharhar!)

Wer also dieses Jahr mal so richtig Spaß haben möchte, ..

…der sollte zuerst mit seinen minderjährigen Kindern nach Polen fahren, dort mal für richtig viel Geld Sylvester-Kracher einkaufen, anschließend in der Tübinger Innenstadt mittags um 12 die ganze Soße abbrennen und sich hinterher aus dem Staub machen und sich dabei möglichst nicht von Big Brother filmen lassen!

Oder einfach keine Zeitung mehr lesen….

Just in time

= auf den letzten Drücker

Der moderne Mensch ist auf Aktivität ausgelegt. Wer nicht handelt, kann nicht erfolgreich sein, wer nicht lauthals den Mund aufmacht und schreit, wird nicht gehört und wer sich zufrieden und bescheiden im Hintergrund hält, wird überhört oder ganz vergessen. Das Leben, so wie es heute vom Kapitalismus und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geregelt wird, besteht aus Aktivität und begünstigt dabei die „Macher“, nicht die geistreichen Theoretiker. Wer nicht handelt, dem wird ein (irgendein) Schicksal vom Leben aufgezwungen. Zwischem dem handgemachten Erfolg und dem Totalversagen ist nur ein kleiner Spalt und meistens bestimmt der Zufall, auf welche Seite der Würfel fällt.

Erfolg kann nur derjenige haben, der das Leben an sich reißt und ausreichend gierig und einflussreich ist, um in der Masse der anderen nicht vollends unterzugehen. Jeder sucht sein Alleinstellungsmerkmal und bei dieser Suche entfernen wir uns meistens immer weiter von den anderen. Wir können dabei sehr erfolgreich werden, doch enden wir meistens ärmer als vorher.

Alles und alle sind daher in Bewegung, alles und alle sind „just-in-time“.

Das ist ein Modewort, und soweit ich das richtig verstanden habe, bedeutet es, dass die Lagerhaltung der Betriebe auf die Straße verlegt wird. Das spart Kosten und ist dank moderner Verkehrs- und Kommunikationsmittel nomalerweise sehr gut möglich.

Nur im Winter klappt es nicht so gut, weil dann die Straßen vereist oder zugeschneit sind. Die Ironie an der Sache ist, dass die „just-in-time“- Lieferungen für wichtige Produkte wie Streusalz oder Enteisungsmittel dann nicht mehr rechtzeitig ankommen oder aus Kostengründen an den Lagermöglichkeiten (den Vorräten) gespart wurde. Komisch, dass der moderne Mensch es irgendwie „verlernt“ hat, Vorräte zu bilden und witzig, wie verrückt und beinahe psychotisch er nun auf die Veränderungen eines Winters reagiert, der ja nur ca. 4 Grad kälter als ein normaler Winter ist.

Aber was ist schon normal in der Geschichte des Menschen, der sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende seines Bestehens mit immer wieder neuen Katastrophen und Schicksalschlägen auseinandersetzen musste? Man denke z.B. an die Pestkatastrophen oder andere nicht behandelbare Krankheiten im Mittelalter, die Ernteausfälle bei einem nass-kalten Sommer, die zu erbarmungslosen Hunger führten und der nicht mit einem eben mal „just in time“ gelieferten Müsliriegel über die Autobahn gestillt werden konnte. Wir jungen Menschen kennen solche Ausnahmezustände nicht und daher sind wir darauf nicht vorbereitet. Wir sollten vielleicht wieder auf unsere ältesten Verwandten hören, die wir noch belächelt haben, als sie in der Nachkriegszeit weiterhin Vorräte gehortet haben… wir sollten auf sie hören und überlegen, was sie uns über wirklich schwierige Zeiten zu erzählen haben.

Was machen die Menschen erst, wenn die Klimakatastrophe weiter voranschreitet und es zehn Grad kälter als normal ist? Wenn wir jeden Winter und jeden Sommer solche Extreme haben werden? Wird man irgendwann beginnen, umzudenken und nicht mehr auf der letzten Minute über Weihnachten „just in time“ bei den Verwandten sein? Wird das unser „modernes“ Leben überhaupt zulassen? Oder verpassen wir dann einen wichtigen Termin? Werden wir vielleicht einsichtig und erkennen die Bedeutung der Familie und der Familienbande wieder oder wird weiterhin unser Egoismus und das in dieser Zeit so hoch geschätzte Individualisierungs- und Emanzipationsstreben über jede andere Einsicht und „Moral“ siegen?

Wann beginnen wir zu begreifen, dass es eben nicht „normal“ ist, über Weihnachten mit einem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen und dabei Unmengen an Kerosin zu verbrauchen und ehemals in großen Tiefen gespeichertes CO2 in die Luft zu blasen? Wann werden wir erkennen, dass die Autos in Bezug auf ihre Massenkompatibilität, Rentabilität oder Wettertauglichkeit nicht unbedingt die bedingungslose Mobilität der Zukunft sind? Und wann wird man erkennen, dass die Bedeutung eines Massentransportmittels wie die Bahn zu wichtig für viele Menschen ist, als dass sie einzig und allein einem Renditebestreben unterworfen werden darf? Dazu bräuchte man aufrechte Politiker, die die Probleme der Menschen und Bürger wirklich ernstnehmen und keine Politiker, die nur die Interessen der jeweiligen Lobbys meistbietend verwalten…

Und warum bauen die regionalen Städteplaner immer neue Parkplätze, Brücken, Umgehungsstraßen, Autobahnauffahrten und hübsch verzierte aber meistens zu kleine oder zu enge Kreisel – vernachlässigen dabei aber völlig die nötige Instandhaltung bereits bestehender Trassen? Die Kosten für die Straßensanierung kann man ja zur Not über die Anwohner abwälzen oder wenn es weiterhin klemmt, die Steuersätze anheben.. der brave Michel wird schon ein guter Deutscher sein und alles tun, was die Obrigkeit von ihm verlangt…

Wann hat der Mensch jemals aus seinen Fehlern gelernt und wann war es ihm (bzw. seiner Führung) je möglich, in größeren Maßstäben als zwei Tage lang zu denken und zu handeln? Vor dem Hintergrund von Ausnahmezuständen wie einem harten Winter, werden solche Probleme viel sichtbarer als sonst. Aber führen sie auch zu einem Umdenken oder werden wir uns weiterhin einlullen lassen und den Winter einen guten Mann sein lassen?

Es mangelt an Planung, Vorausschauen, Verantwortungsgefühl, ganzheitlichem Denken… und das ist in einem ordnungsliebenden und als pflichtbewusst geltenden Land wie Deutschland.

Wenn ich mir den Status des heutigen Menschen so anschaue, dann denke ich, dass er das alles noch nie gekonnt oder immer wieder sehr schnell vergessen hat. Wohlstand macht träge und übergroßer Wohlstand führt zu Naivität.

Es ist nur leider allzu menschlich, das Kind immer erst dann zu retten, wenn es bereits in den Brunnen gefallen ist.

Eine „just in time“ – Rettung. Ohne doppelten Boden und ohne Netz.

Kinderlos

„Bevor sie Kinder hatten, sagten 87 Prozent unserer Befragten, dass sie unbedingt für eine gleichberechtigte Partnerschaft wären. Aber wenn Kinder da sind, sagen das nur noch 67 Prozent.“

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Wie seltsam das ist, in einem Land zu leben, dass wirtschaftlich auf „Wachstum“ ausgerichtet ist, aber immer weniger Käufer und Menschen „produziert“, die all das produzieren und davon leben können.

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Am Geld alleine kann es nicht liegen.

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Ausnahmezustand: Körperliche Veränderungen durch die Schwangerschaft.

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Seelische Streßbewältigung für Mütter (und hoffentlich auch für Väter).

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Und immer wieder: Anerkennung der Familienarbeit ist nicht ausreichend.

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Weihnachtspause

So, das Jahr neigt sich zu Ende und der wahrscheinlich letzte Artikel vorm hohen Fest wird heute geschrieben. Viel hatte sich in den jüngsten Tagen ereignet und über soviel wollte ich noch mein Geist und meine Feder erlassen. Am Ende ist es mal wieder recht dürftig geworden.

Das ist das Schöne am Bloggen: ungewiss, in welche Richtung es gehen wird, wenn man sich denn mal darauf einlassen kann.

Um nicht gleich wieder zu kopflastig zu werden, frage ich mich: Was ist mein Gefühl, was diese Weihnacht betrifft?

Zuerst, in allen Blogs die ich lese, kommt dieses Fest so gut wie gar nicht vor. Die einen haben ihre Schreibfrequenz sehr eingeschränkt, andere schreiben weiterum über ihr Kernthemen, meistens politische Blogs, die in meinem treuen Reader sind.

Aber ich habe anscheinend zu wenig persönliche Blogs im Abonemment, denn über Weihnachten an sich habe ich nichts gelesen. Ich habe nichts über die christlichen Wurzeln gelesen, ich habe keinen persönlichen Hausfrauen-Bericht über Weihnachtsstreß und Plätzchenbacken gelesen (mit ein paar wenigen Ausnahmen) keine Blogs von Kindern oder Familien, die darüber schreiben, wie sie sich auf die Geschenke freuen. Entweder meine Blog-Auswahl ist da sehr einseitig oder es sind Themen, die nicht so in die Öffentlichkeit dringen. Vielleicht ist mein Aufmerksamkeitsfilter auch zu sehr auf bestimmte Dinge gerichtet und übersieht die anderen. Ja, vielleicht bin ich da die Weihnachtsmuffelin und möchte es jetzt nur zu gerne euch in die Schuhe schieben…

Ich selbst habe ja auch nichts über Weihnachten geschrieben. Das war letztes Jahr noch ganz anders. Aber diesmal- irgendwie keine Lust, keine Motivation und auch keine Ansteckung von außen, nichts Inspirierendes, keine „Wunder“, nichts Bewegendes, nichts Feierliches in meinem Gemüt.

Das einzige, was in den letzten Tagen wirklich oft in den Medien und den Köpfen war, war und ist das blöde Winterwetter. Die bange Frage, ob das nun eine Klimaerwärmung ist oder nicht nur ein normaler Winter.
Dann die Zusammenfassung und Erkenntnis, dass es in unserer „modernen“ Marktwirtschaft an allen Ecken und Enden mangelt: Zuerst wurden die Winterreifen knapp, just in dem Moment als die Politik eine allgemeine Winterreifenpflicht verhängt hatte, komischer Zufall! Dass sie dann natürlich auch teuerer werden und zwar beim Einkauf hat mich schon etwas „gewundert“.

Große Versprechungen gab es auch beim Streusalz, manche Gemeinden konnten sich große Vorräte leisten und haben sich gut drauf eingestellt, andere wiederum, denen politisch der Saft abgeschnürt wurde und die tief in den roten Zahlen stecken, können ihren allgemeinen Straßenräumpflichten nicht mehr nachkommen. Das ist bedauerlich. Genauso, wie die gestrige Meldung aus dem Radio, das eine Familie furchtbar eingeschneit wäre und nun die Gemeinde anklagt, weil keiner kommt, um sie aus diesen Schneebergen zu befreien. Komischerweise aber die einzige Familie, die darüber geklagt hatte und die Verantwortlichen verwiesen nur zähneknirschend und etwas verärgert auf die „allgemeine Straßenräumpflicht“, die jeder Anwohner übernehmen muss. Im Ernstfall bedeutet das: Bis zur Straßenmitte den Schnee von der Straße entfernen, wer das nicht tut, haftet für eventuelle Unfälle und Personenschäden.

So erlebt „man“ vorm Hintergrund der allgemeinen Schnee-Katastrophe (die ja nur ein „normaler“ Winter ist), dass die Probleme sich mal wieder gegenseitig in die Schuhe geschoben werden: Die Politiker da oben machen die Gemeinden verantwortlich, die Gemeinden schieben die Last auf den Bürger, der wiederum ist „wutentbrannt“ (ein sog. Wutbürger) und will sich das nicht länger gefallen lassen, er schimpft mit seiner Frau, die wiederum mit den Kindern und die treten dann grimmig auf des Hundes Schwanz, der heulend davonrennt und daraufhin die Katze jagt… ein endloser Kreislauf des Jagens und Stechens und am Ende gewinnt… keiner.

Und mein einziger großer Weihnachtseinkauf in diesem Jahr wurde just auf den Tag gelegt, als es im hohen Germanien wie aus göttlichen Kübeln schneite und stürmte und die Fahrt zum Lieblingskaufhaus des Vertrauens in Kaiserslautern über die Autobahn wurde zur eisigen Rutschpartie. Vor allem für die vielen LKWs, denen schon im kleinen Dorf, an kleinen Bergen keine Weiterfahrt mehr möglich war. So war ich doch ganz froh, die meisten Besorgungen entweder zusammen mit dem besten Ehemann der Welt oder über das Internet getätigt zu haben. Der traurige Postbote allein, klagte über einen vierfach zu stemmenden Paketaufwand in dieser Zeit. Er sei bedauert und lieb gekost, vor dem Angesicht der Arbeit, die er für uns einfache Bürger geleistet hat.

Von der sonstigen Konsumfront sind keine besonderen Neuigkeiten zu verzeichnen, außer vielleicht, dass er dieses Jahr besonders gut von der Hand ging und der von Krise und Kaufzurückhaltung einst gebeutelte Einzelhandel sich nun emsig die Hände warm reiben kann.

Vom allgemeinen Widerstand gegen den Konsumterror war in den Geschäften nicht viel zu sehen. So wurde der gestrige Einkauf zu einem Wettlauf mit der Zeit, gegen die anderen Passanten und stellenweise…bis auf den Tod! Grimmige Hausfrauen bauten eine Einkaufswagenfront in des Ganges Mitte auf, sture einfältig blickende Männer fortgeschrittenen Alters blockierten mit eingebauten Scheuklappen und weit angewinkelten Armen die Bäckereitheke, deren Verkäuferin stundenlang an der Kasse herumnestelte und angesichts ihres Kampfes mit der Technik die schlechte Laune eins zu eins an den Kunden/ die Kundin weitergab. Die Brötchen aber, oh heiliges Wunder, waren genießbar und so schmeckte das erste und einzige Lachsbrötchen des Jahres im Anschluss vorzüglich. Vergessen war die Hektik, vergessen war der Streß.

Weihnachten, du magst gerne kommen,
für dich ist immer noch ein Plätzchen frei.

So lass dich nieder und sei erklommen
vom heil’gen Geist und des Menschen Grübelei!

Eine schöne Weihnachten für alle Leserinnen und Leser.

Die Kommentare sind moderiert bis zu meiner Niederkunft an einem nicht genannten Tag.

So seid artig und seid brav… und rutscht mir fein in neue Jahr!

Eure Madame Julia

Diskussionskultur im Netz

Ich benutze das Internet schon recht lange und in verschiedenen Formen. Vor allem in Foren lese ich sehr gerne. Man bekommt dort vor allem zu den Themen Computer, Webdesign, Spiele, etc. sehr viele wertvolle Anregungen. Es ist witzig zu lesen, wie andere schreiben, was für Erfahrungen sie mit ihrem neusten Betriebssystem oder Grafikkarte gemacht haben. Gerade, wenn Jugendliche schreiben, merkt man ihre unterschiedliche Lebensanschauung.. bei Erwachsenen kommt dann oft dieses „knurrig-bissige“ durch, was alte Menschen in Deutschland anscheinend „auszeichnet“. Schön ist es dann, wenn die verschiedenen Generationen und Geschlechter aufeinander zugehen und sich austauschen, aber auf Grund der Thematiken bilden sich oft eigene, streng abgegrenzte „Peergroups“. Die einen wollen dann mit den anderen nichts zu tun haben, es ist nach Geschlechtern, Alter und Bildung scharf getrennt und das Internet überwindet hier nur langsam die hohen sozialen Mauern aus dem „reallife“.

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Wikileaks: Der erbitterte Kampf um die Wahrheit

oder: Who the f**k ist Vicki Lieks?

Es ist ja im Moment kaum möglich, das Internet für drei Sekunden oder das Radio vier Sekunden lang laufen zu lassen, ohne mit dem Thema „#Wikileaks“ konfrontiert zu werden.
Obwohl ich Bloggerin bin, interessierte mich das Thema bis jetzt wenig. Der passive Aufmerksamkeitsschirm war dennoch aufgespannt und sorgt dafür, dass der eine oder andere Informationsbrocken daran unweigerlich hängen blieb.

Mit meiner typischen skeptischen Anfangshaltung sah es zunächst wie ein Internetscherz aus: Auf der einen Seite die Hacker, die freiheitsliebenden und sehr links orientierten, jungen Netz-Aktivisten – auf der anderen Seite die Unternehmen, Politiker, Mächtigen, Status-Quo Bewahrer. Man hat auf der einen Seite ordentlich mit Schmutz um sich geworfen und die Politker und deren Spielweise lächerlich gemacht. Die deutschen Politiker haben erstaunlich souverän und gelassen reagiert, so dass mangels Widerstand auch kein weiterer Grund zur Nachforschung oder Anklage bestand. Weniger Demokratie-freundlich und weit aus aggressiver war der Widerstand aus dem amerikanischen Lager.

Was sich nun für ein Kampf abspielt, ist faszinierend. Er zeigt eine neue Ära im Kampf um Warhheit und Informationen (Cloudkrieg, Informationskrieg). Die Bürger, auf der einen Seite, wollen sich immer besser informieren und nutzen dazu die bahnbrechenden und extrem vielfältigen Möglichkeiten der neuen Technologie „Internet“ (ist zwar nicht wirklich neu, aber in größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen schon).
Und die Politik steht vor dem Dilemma, sich mit einem neuen „Feind“ konfrontiert zu sehen und ihr Ansehen noch weiter zu verlieren. Nach Wikileaks wird nichts mehr so sein, wie es war. Die Bürger werden immer misstrauischer und stehen der Politik immer skeptischer gegenüber. Gründe gibt es dafür viele, national wie international: Die Weltwirtschaftskrise, die das ganze System „Kapitalismus“ an den Rand des Untergangs gebracht hat, den zerbröckelnden Zusammenhalt im Euro-Raum und vor allem die Dreistigkeit, mit der eine Politik der Eigeninteressen für die Riege der mächtigen Klassen durchgesetzt wird. Gespart wird immer zuerst bei denen, die nichts oder nur wenig haben und entlastet werden die Banken und reichen Unternehmen.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass in vielen europäischen Ländern extreme und rechts-populistische Gedanken wieder stärker werden, was ein gutes Zeichen für den politischen und vor allem mentalen Zustand einer Generation ist. Insgesamt ein perfekter Nährboden für Revolutionen und ziviles Aufbegehren.

Vor dem Hickhack um Wikileaks sieht man plötzlich die Klassengesellschaft, vor dem Kontrast der Krise wird sie viel deutlich sichtbarer als sonst. Ein kleiner Kreis an Mächtigen -im Finanzwesen, den Unternehmen und der Politik- steuert die große Horde der leicht lenkbaren, manipulierbaren „Schäfchen“, und macht mit ihr, was er will. Solange das System im Lot war, begehrte niemand dagegen auf, und solange die Bürger ausreichend im Dunklen und Unklaren gelassen worden sind, gab es kein Widerstand. Im zweiten Irak-Krieg wurde ja z.B. die Informationspolitik gezielt geändert, so dass man den zivilen Widerstand (ein ärgerlicher Nebeneffekt in Demokratien) von Anfang an besser „kontrollieren“ konnte. Das Problem daran ist: Die Wahrheit kann man nicht kontrollieren, sie ist ein Selbstläufer und kommt früher oder später immer ans Licht. Die Frage ist vielmehr, ob man sie überhaupt noch aussprechen und veröffentlichen darf.

Das ging eine ganze Zeit lang gut. Der echte Freund der Demokratie -und konform zum westlichem Ideal der Aufklärung- ist aber die neue Technologie Internet.

Plötzlich kann sich jedermann über alles informieren. Plötzlich wird jede Privatperson zum enthüllenden und anklagenden Journalisten (Blogger). Wir bekommen Informationen aus den USA innerhalb von drei Sekunden und können parallel dem Verlauf der chinesischen Börse beobachten. Auf Twitter kommen brandaktuell die neusten Meldungen und es vergeht nicht eine Stunde, bis der Großteil der Menschen (mit Computer) auf der Welt alles über sie selbst erfahren hat. Die technischen Einstiegshürden sind gering und die -zumeist mit Computer aufgewachsende junge Generation- beherrscht sie im Vorübergehen und ohne groß darüber nachzudenken. Allein durch die Masse an Menschen und Webseiten wird ein Ungleichgewicht zwischen dem ehemaligen „Pressemonopol“ und den Informationswünschen von Regierungen geschaffen. (( dass auch die Presse nicht immer ganz frei von politischen Meinungen ist, zeigt z.B. dieser Artikel: http://www.nachdenkseiten.de/?p=7671 ))

Wir Bürger der neuen Informationsgesellschaft hetzen, getrieben vom Bedürfnis nach ständig neuer Information, von einer News zur nächsten. Wir können uns überall weiterbilden und die menschliche Neugierde allein macht uns dabei zum guten Staatsbürger. Teilhaben können freilich nur die Gebildeten und jene, die lesen, schreiben und kritisch denken können. Also wird nach wie vor alles dafür getan, eine Klassengesellschaft durch das dreigliedrige Schulsystem und andere „soziale Einsparungen“ aufrecht zu erhalten. Denn, wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich alle so gebildet und kritisch wären, wie die intellektuelle „Oberschicht“? (( der Begriff ‚intellektuelle Oberschicht‘ wird sich vermutlich auflösen, da ja die Bildung und Informationen für alle Menschen ausreichend zur Verfügung stehen und nicht mehr zwangsläufig an ein Studium oder den Besitz von teuren Büchern gebunden sind; ein Traum oder eine Vision von Freiheit und Gleichheit ))

Was das Internet dabei zur „Waffe“ macht, ist hinreichend bekannt: Sogenannte Hackerangriffe (DDOS ) oder virtuelle Diffamierungen, „Shitstorms“ auf Twitter und ähnliche gehören heute schon fast zur Tagesordnung. (Beispiele hier oder hier. / Wie man einen Shitstorm überlebt.)

Auf der Seite der Politik werden nicht minder schwere Geschütze aufgefahren: Einen kritischen Geist wie Julian Assange kann man innerhalb von wenigen Tagen mit zweifelhaften, juristischen Vorwürfen dingfest machen und ins schlechte Licht rücken. Die Spendenkonten seines Vereins werden gesperrt und die großen Unternehmen wenden sich im Schulterschluss von den „Terroristen“ ab. Aber sind die Betreiber von Wikileaks denn wirklich Terroristen? In einem Blog-Artikel stand, dass sie im Kern nichts anderes sind als Journalisten: Sie suchen die Wahrheit und nutzen dafür die Quellen, die ihnen zugesandt, übermittelt oder von ihnen selbst eigenständig recherchiert werden. Dabei setzen sie sich für Meinungsfreiheit ein und informieren die Bevölkerung.

Nein, das Problem ist hierbei einzig und allein die Reaktion der wenig souveränen Machtstrukturen, vor allem in den USA. Einzelne Reaktionen zeigten für kurze Zeit die wahre Denkweise über kritische Menschen wie Julian Assange: Er solle hingerichtet werden. Ja, so macht man das mit Gegnern des Staates. Das ist ja fast wie in China oder in Russland: Mundtot machen. Am besten für immer. (( Soeben erfahre ich aus anderer Quelle, dass das angeblich eine Falschmeldung ist und der genaue Wortlaut anders war: http://www.bildblog.de/26097/bringt-ihm-den-kopf-von-julian-assange-2/ Zitat: „Tatsächlich hat Huckabee gefordert, die Quelle der veröffentlichten Dokumente im amerikanischen Staatsdienst wegen Hochverrat anzuklagen und die Todesstrafe als einzig angemessenes Urteil dafür bezeichnet.“))

Für Deutschland kann man bloß hoffen, dass sich die Menschen nicht einlullen lassen und weiterhin aufmerksam bleiben. Denn Wachsamkeit und Systemkritik sind die besten Werkzeuge für eine funktionierende und lebendige, echte Demokratie.

Hat man das nicht immer gewollt, hat man uns das nicht immer versprochen? Wurden Politiker oder Personen aus dem öffentlichen Leben denn nicht stets dafür geehrt, dass sie sich für Freiheitsrechte, Aufklärung und Authentizität eingesetzt haben?

Warum hasst man nun jene Aktivisten, die genau das machen?

Welchen Teil von „Freiheit“ hat man nicht verstanden?

Vielleicht, den unbequemen?

Gedanken zum JMStV – Teil 3

Nur ein einzelnes Gesetz, doch es hat viele Folgen.
Damit ist es auch ein Musterbeispiel für juristische und bürokratische Abläufe in diesem Land.

Was man mit dem JMStV und dessen Neuauflage erreichen wollte:

Mehr Sicherheit für unsere Kinder im Netz

Was man erreicht hat, bzw. erreichen wird:

  • Rechtsunsicherheit bei allen Menschen, die im Netz Inhalte erstellen
  • potentielle Abmahngefahr durch Anwälte, die daraus Profit schlagen wollen > wirtschaftliches Risiko für nicht geschützte Einzelpersonen
  • Schutz für große Nachrichtenseite und Portale (also weiter sexistische Bilder von halbnackten Frauen auf Bild und ähnlichen) mit beträchtlich größeren Besucherzahlen und damit auch mehr „Gefährlichkeit“
  • Verschlechterung der Konkurrenzsituation für „kleine Blogger“ und einzelne Autoren
  • „handwerkliche“ Erleichterung für die Pornoindustrie, vor allem sog. Softpornos (siehe hier oder auch hier)
  • viele Blogs schließen im Voraus > Verlust an Meinungsvielfalt, Offenheit und Transparenz im Netz
  • Zeitlicher Mehr- Aufwand für Recherche über das neue Gesetz und die Folgen
  • Zeitlicher Mehr- Aufwand für die Einbindung von Filtersystemen oder manuellen Sichtung von Inhalten
  • Deutlicher finanzieller Mehraufwand für Jugendschutzbeauftragte oder Mitgliedsbeiträge > die Blogs rechnen sich bald nicht mehr > die Bürokratie frisst die Wirtschaftkraft von Start-Ups und deren Eigeninitiative auf
  • das kann dazu führen, dass Seiten und Inhalte rückwirkend gelöscht werden > Verlust an Meinungsvielfalt
  • bürokratische Hürden für kleine Netz-Firmen und Online-Produzenten, Journalisten > wirtschaftliche Hürden, Verlust an Produktivität
  • der Standort-Vorteil „Deutschland“ verschlechtert sich
  • ein Klima der Angst wird geschürt und vorangetrieben > Verlust an menschlicher Freiheit und Autonomie
  • moralischer Schaden an Leistungsträgern, die freiwillig Inhalte erstellen und ihr Fachwissen unentgeltlich weitergeben
  • Rückzug von Fachkräften und Experten aus einem Land, dass sich zunehmend selbst im Weg steht > Produktivitätsverlust, Fachkräftemangel
  • Abschreckende Wirkung auf ausländische Fachkräfte (zuviel Bürokratie in Deutschland!)
  • kein Schutz für Kinder und Jugendliche, da sie auf ausländischen Seiten oder über Proxies sich weiter gefährdende Inhalte beschaffen können (das Internet ist kein nationaler Raum, sondern ein internationaler)
  • moralische Entlastung für Eltern, sich nicht weiter um ihre Kinder oder deren Medienkompetenz kümmern zu müssen („die Politiker regeln ja alles“)
  • ….

Sehr gute Informationen zu den möglichen Folgen gibt es auch unter diesem Link

http://ak-zensur.de/download/JMStV-Stellungnahme-2010-12-02.pdf

Gedanken zum JMStV- Teil 2

Und noch ein guter Artikel zum Thema JMStV
Pornoindustrie regelt sich Jugendschutz neu- zu Lasten von uns allen

Was darin beschrieben wird, klingt nachvollziehbar.

Es geht beim JMStV eigentlich gar nicht um Jugendschutz. Den Politikern geht es um Glaubwürdigkeit, und dass „was getan“ wird. Der Industrie bzw. der Wirtschaft geht es um persönliche Interessen und Lobbyarbeit. Und darunter leiden muss- wie immer- die Allgemeinheit und die Leute, die am wenigsten was dafür können.

Interessant ist auch dieser Blog-Artikel auf Faz.net
http://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2010/12/04/liebling-du-hast-die-kinder-vergessen.aspx

Hier wird endlich mal die Frage diskutiert, was Jugendschutz überhaupt ist, welche Rolle die Kinder dabei spielen und wie man „Sicherheit“ im Netz erreichen kann (nämlich hauptsächlich durch Schulung der Medienkompetenz).