Unmoralischer Gehirnknoten

Okay, ich hab lange darüber nachgedacht, wie mein Blog weitergeht, ob überhaupt – aber eins ist mir klar: Ich brauche neue Themen und vielleicht auch eine neue frühlingsfrische Denkweise!

Jetzt wo mein Blog schon fast an den Top 100 kratzt, jeden Tag 50 Kommentare an den Artikeln erscheinen, die Backlinks nur so eintrudeln , dass ich mich kaum davor retten kann und kaum zum Freischalten komme – selbst die Nachbarn grüßen mich bereits alle höflich mit (dem gekauften) Doktor-Titel und Namen!

Aber wieso sollte ich dann den Kurs ändern, hm? Wo doch eigentlich alles in Butter läuft? Die Freunde halten zu mir, ich habe mir ein riesiges Netzwerk aufgebaut, die Gleichberechtigungs- und Geschichtsthemen kommen super an, die Leute sind charmant und überhaupt nicht neidisch. Es gibt keinerlei Intrigen, keinen Neid, keine Missachtung, kein Mobbing. Alle halten sich an den Händen und singen „Flowers to the world!“. Streitigkeiten werden offen angesprochen, die Leute sind dialogbereit und nehmen Kritik ehrlich zu Herzen. Es herrscht eine Aura der konstruktiven Streitkultur, die vor allem vom gegenseitigen Respekt und dem Altruismus der Einzelnen zueinander gekennzeichnet ist. (im Science Fiction Film „Back to Basics“ von 2020, ein Machwerk des heute noch völlig unbekannten Regisseurs Prof. Arlus Neillson-Barre)

Es geht nicht darum, selbst das beste Blog oder die besten Ideen zu haben, sondern der freie Austausch der BloggerInnen untereinander überwiegt. Man beneidet einannder nicht die Menge der Kommentare oder des virtuellen PageRanks, nein das sind Dinge, die man gar nicht wahrnimmt. (nur im manuell zuschaltbaren Neid-Modul, dass meistens auf OFF oder zumindest im 200 Watt -Standby geschaltet ist) Auch marktwirtschaftliche oder persönliche Machtinteressen gibt es in diesem Kontext gaar nicht, da wir alle die perfekten Übermenschen sind und nach einem genetischen Muster funktionieren, das uns damals bei der Geburt die gute Mutter Matrix implantiert hat.

Es geht jetzt einfach darum, das Netzwerk voranzutreiben, die Gemeinsamkeit zu erkennen. Jeder Mensch ist nur eine kleine Gehirnzelle im großen ganzen virtuellen Gehirn, nur ein kleiner Teil und doch ist jeder Teil wichtig. (Die garstigen Teile sind weniger wichtig, aber sie verbreiten sich schneller)

Und so kommt es zu einem Kampf. Zu einem ewig-dauernden Kampf der Gehirn-Knoten und das Gehirn frisst sich am Ende von selbst, von innen auf.

Kein schöner Anblick! Überall hängen Fetzen! Die Blutgefäße sind hässlich aufgerissen, der rote Saft fließt, manches ist schon gestockt, anderes wird eitrig. In manchen Gängen befindet sich eine nicht zu vernachlässigende Menge Kalk, in der anderen nur moralisch schwarze Dunkelheit und dann gibt es noch ein paar Engel, die haben sich LSD eingeschmissen und grinsen die ganze Zeit.

Aber was wollte ich eigentlich schreiben?

Ich hab es vergessen.

Reportagen über das Grauen

In den letzten Artikeln habe ich öfters über Krieg und traurige Themen geschrieben- etwas, das vielleicht nicht so gut in den fröhlichen Frühling passt. Dieses Gedanken-Schwerpunkte entwickeln sich meistens aus sich selbst heraus, wie ein melodisches Motiv, das man am Klavier improvisiert, entwickeln sich diese gedanklichen Motive von sich heraus und meistens auch ein Eigenleben. Wenn ich so ein Thema habe, muss ich nicht viel mehr machen, als diese Gedanken dazu einfach aufzuschreiben, die Kreativität kann man in diesem Moment nicht wirklich erzwingen, aber es ist gut, wenn man sie zulässt und alles Gute wie Schlechte (im Kopf) einfach fließen lassen kann.

Auslöser waren sicherlich auch die beiden fabelhaften Reportagen, die es zu diesem Thema letztens im Fernsehen gab und natürlich die aktuellen Geschehnisse rund um die Bundeswehr in den Nachrichten.

Einmal die sehr gut gemachte Reportage über das Privatleben rund um die Person Hitler. Eine Sache, die ich mir zunächst nicht anschauen wollte, da ich dahinter vermutete, dass man den Diktator einfach nur in einem menschlicheren oder besseren Licht erscheinen lassen wollte. Ansätze dazu gab es ja in dem Film „Der Untergang“ bereits und ich bin dem Ganzen doch eher skeptisch gegenüber eingestellt. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass man vor lauter Vermenschlichung die wahren Taten vergisst und die Gräueltaten die unserem Land geschehen sind, vergessen oder moralisch aufweichen wird.

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The human sadness

inspired by: „The sun“ von Soap & Skin

Tausende sind gestorben, Tausende wofür?

Negative Energie hat dein Herz zerfressen
Negative Energie frisst deine Freude auf
Lässt dein Lächeln versteinern
und die letzte Hoffnung vergessen.

Schaust nur noch traurig in die Ferne
hast den Willen verloren, zu leben
sehnst dich nach dem Tod
doch fürchtest du ihn noch zu sehr.

Heroische Taten, die den Schmerz übertünchen sollen
Heroische Gedanken, die dem Volk gefallen
Heroische Tode, zu hunderten schon gestorben
Heroischer Unsinn, jedes Mal neu belebt.

Leidenschaft, unser letztes Vermächtnis
Alkohol, unser einziger Freund
Das Unwissen, unsere einzige Zuflucht.

Apocalypse Now Redux : Rezension

Dieser Film durchdringt das Wesen des Krieges, ohne ihn zu verherrlichen

Nun habe ich es doch endlich geschafft! Nachdem ich diesen großartigen Film der Filmgeschichte, vielleicht den besten Anti-Kriegsfilm aller Zeiten immer nur zur Hälfte gekannt habe, wurde er vor ein paar Tagen in voller Länge, genauer in der länger geschnittenen „Redux“- Variante gesendet. Und somit konnte ich endlich die letzte Hälfte auch schauen, die beim ersten Mal in den Weiten der alten VHS-Technik verloren gegangen war.

Ich traue mir eigentlich keine vollständige Rezension oder gar Bewertung zu. Dazu ist der Film zu lang, dazu habe ich im Grunde zu wenig verstanden und dazu ist er zu sehr Kunstwerk. Fakt ist, dass er ein Klassiker ist, vielleicht ein Kultfilm der damaligen Zeit und evtl. auch von ein paar Leuten aus der „Jetzt-zeit“.

Wenn schon keine richtige Rezension, so wenigstens eine kleine Meinung meinerseits:

Zum Inhalt:
(mehr Infos zu Besetzung und Inhalt wie immer auf Wikipedia)

Der rundum desillusioniert wirkende Soldat Captain Willard befindet sich in einem heruntergekommenen Hotelzimmer irgendwo in Vietnam. Er bekommt einen geheimen Marschbefehl, weit hinter der eigentlichen Front. Sein Auftrag lautet, einen verrückt gewordenen Armee-Colonel namens Kurtz zu finden und zu töten, weil dieser vollständig den Verstand verloren hat. Dieser hat sich irgendwo in Kambodscha eine Heerschar von Sekten-Anhängern um sich geschart und befolgt keine Befehle mehr.

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Ostern

Das war also das heiligste Fest der Christen neben Weihnachten. Ostern war sehr schön nur eins habe ich dabei vermisst: Ostern. Fragen und Denken z.B. darüber, was Ostern überhaupt ist, wofür es steht und wer Jesus eigentlich war. Stattdessen gab es überfüllte Straßen, hektische Menschen, übervolle Supermärkte, kauflustige- und kaufgeile Mitmenschen, schöne opulente Festgelage und ein paar Geschenke. Achja, und Eier natürlich.

Die Berichterstattung über die kirchlichen Gottesdienste war in diesem Jahr „überschattet“ von den Missbrauchsfällen und den vielen Anklagen, die im Raum stehen. Keine schöne Stimmung, um ein entspanntes Ostern zu feiern. Alle sind so angespannt.

Und dann am Freitag, noch ein sehr heiliger Tag, an dem ein gläubiger Christ noch nichtmal Fleisch essen darf, flatterte die traurige Meldung über die Bildschirme und in die Zeitungen: Wieder deutsche Soldaten in Ausübung ihrer Pflicht gefallen!

Und am nächsten Tag dann der nächste Fauxpas, die Bundeswehr schoss versehentlich auf die Verbündeten und erschossen afghanische Soldaten, die am Posten nicht anhalten wollten.

Die Politiker: natürlich wieder eifrig am Erklären und rechtfertigen, aber wirklich in Frage stellen tut diesen Krieg keiner.
Stattdessen werden die Abzugstermine immer weiter nach hinten verschoben.

Dabei wäre es längst überfällig. Der Großteil der Deutschen will diesen Krieg nicht und wir leben in der über 50-jährigen Tradition der Ostermärsche und der Friedensbewegung. Deutschland hat eine pazifistische Tradition, auf das es stolz sein kann.

Der harte Kern der Kriegsgegner scheint sich im Moment ein wenig aufzulösen, weicher zu werden und keine echte Grundlage mehr zu haben. Oder er wird einfach nicht gehört, weil ihn zu wenige wiedergeben.

Dass man mit Gewalt, Hass und Waffen keine Konflikte lösen kann, sollte mittlerweile jedem klar sein. Aber dennoch werden Kriege geführt.

Es ist alles so unüberlegt: Was will man denn überhaupt in diesem fernen Land? Brunnen bohren, Minen räumen? Können das nicht auch die Soldaten und Polizisten vor Ort? Straßensperren errichten und Ausweise kontrollieren? Polizisten ausbilden, die oft nicht lesen oder schreiben können? Oder vielleicht nicht lieber neues Waffengerät Probefahren, neue Taktiken ausprobieren, damit jenes Ressort, das mittlerweile den drittgrößten Posten der Steuerausgaben verschlingt, auch irgendwie eine legitime Berechtigung für sein Dasein erhält?

Die Russen können wir ja jetzt nicht mehr bekämpfen und auch die atomaren Waffen werden endlich abgerüstet.

Ja es ist traurig, wenn Soldaten fallen und sterben und es ist traurig, wenn sie keine Luftunterstützung bekommen, weil die Angst vor erneuten Angriffen auf die Zivilbevölkerung im Raum steht.

Auch die immer wieder geforderte „moralische Unterstützung“ aus der Bevölkerung bleibt bekanntlich aus, weil eben die Masse der Bevölkerung diesen Krieg nicht will! Und eine moralische Unterstützung ist das Letzte, was man erzwingen oder lautstark einforden kann. Die moralische Untestützung ist eine Sache, die aus dem Herzen und dem Verstand kommen muss und weil die Menschen eben nicht vom Einsatz überzeugt sind, unterstützen sie die Soldaten auch nicht.

In dieses Dilemma haben sie die Regierung, das deutsche Volk und die Medien gebracht.

Wird die Freiheit wirklich am Hindukusch verteidigt, wie man uns immer weismachen möchte? Ich denke eher, die Freiheit wird in unseren Blogs, in unseren Gedanken und täglichen (guten) Taten verteidigt. In der friedlichen Einstellung der Welt gegenüber, in dem Wunsch, die Welt gewaltfreier und harmonischer werden zu lasssen. Das kann nämlich auch ein „Kampf aufs Blut“ werden und sehr anstrengend und schweißtreibend werden.

Immer wieder neu überlegen. Immer wieder kritisch reflektieren, immer wieder zum Nachdenken anregen. Die Kritik aushalten, das Unrecht ertragen. Nicht die erstbeste Vor-Verurteilung wählen, sondern gelassen abwägen und gerecht entscheiden. Das kann jeder Mensch und jeder Mensch ist dazu aufgerufen, wenn er einen zumindest rudimentären Glauben leben und ausüben will.

Die Botschaft von Ostern ist doch ganz klar: Das Leben bringt viel Leid mit sich, die Menschen beschimpfen und hassen dich, obwohl sie dich nicht kennen. Jesus war ein Mensch, der ungeachtet der Kritik an seiner Person und dem Widerstand von vielen Mächtigen seiner Zeit an das Gute gelaubt und darüber gepredigt hat. Man hat ihn dafür gehasst und am Ende zum Tode verurteilt. Auf Grund seiner Heiligkeit und „Göttlichkeit“ ist er an Ostersonntag auferstanden und zu Gott in den Himmel gefahren. Soweit die überlieferte Legende, an der zumindest der Kern der Wahrheit realistisch klingt (an diesen ganzen Mystizismus-Kram muss man ja nicht glauben, das ist immer etwas übertrieben, war wahrscheinlich der Stil der damaligen Zeit- aber Kirche sollte man meiner Meinung nach auch überdenken und geistig reformieren dürfen und müssen, eine Sache, die ihr selbst bekanntlich schwer fällt).

Ich verstehe die Osterbotschaft so : Nicht immer siegt der Gute, so wie in den ganzen Hollywood-Filmen, nein oft sterben die Guten als Erstes und nur der Schlechte überlebt. Aber den Schlechten kann man ebenso lieben und vielleicht wird er eines Tages zum Guten.

Die Realität ist komplizierter, als ein zweidimensionaler Handlungsfaden einer ausgedachten Geschichte.

Sinn

„Sinn“ kann so vieles im Leben machen. Es ist sehr abhängig von der eigenen Einstellung, vom Charakter, von den gelebten Erfahrungen, von den Eltern, Verwandten und Freunden, die uns alle mit ihren Meinungen prägen.

Nicht immer ist der Sinn, von dem wir glauben oder gar „fühlen“, dass es der Richtige ist, auch der gesellschaftlich anerkannte oder einfachste Weg. So haben Jugendliche oder Studenten oft einen sehr starken Sinn für Gerechtigkeit, für Freiheit und das Gute im Menschen- doch wenn man Erfahrungen im Leben macht, wird man bald feststellen, dass die Welt oft ganz anders funktioniert und es teils heftige Widerstände gegen eigentlich „gute Überzeugungen“ gibt.

Von der Gesellschaft allgemein akzeptierte Sinn-Lösungen sind z.B. Kinder kriegen, Heiraten, einen guten Job haben, befördert werden, Sicherheit im Alter, ein Haus bauen. Vielleicht noch Erfolg im Sport, im Vereinswesen oder in der Politik.

„Sinn“ weiterlesen

Die Frauenquote

Sehr schön fand ich, dass in den letzten Tagen mal wieder eine Thema in den Medien war, dass mich als feministisch angehauchte Bloggerin doch sehr interessiert: Die Frauenquote. Die Telekom, ein Unternehmen dass bei Kunden und im Bereich Kundenzufriedenheit nicht gerade den besten Ruf genießt (hüstel, hüstel), ist vorgeprescht und präsentiert uns nun die bewunderswerte Aussage, eine Quote von 30 Prozent an weiblichen Mitarbeitern einführen zu wollen.

Hurra! Ein Aufschrei geht durchs Land und endlich freuen sich alle und klatschen, denn die lieben Nachbarn links und rechts, auch nördlich und vielleicht eher nicht südlich haben es vorgemacht und beenden das Zeitalter der Machos und Männlichkleits-Klüngelei, Frauen vor, noch ein börsennotiertes Rendite-Tor!

Jetzt bleibt nur noch die kritische Frage, warum nur 30 Prozent und warum nicht 50 ? Und warum sind soviele Unternehmer aus DAX- Unternehmen nicht bereit, so eine Quote zu unterstützen?

„Die Frauenquote“ weiterlesen

Was können Blogs?

Diese Frage ist sehr zentral und ich hab mich ihr bestimmt auch schon hundert mal von verschiedenen Seiten angenähert und bin immer wieder zu etwas anderen Ergebnissen gekommen.
Die Frage ist so zentral, weil es hier nicht weniger als um die Sinn- und Berechtigungsfrage geht, die sich beim Schreiben und Veröffentlichen von Texten oder anderen Medien ins Internet ergibt. Die vielen privaten Blogs, die Linkschleudern oder reinen Netz-Fundblogs sind streng genommen nicht gemeint, wobei auch sie eine Wirkung haben werden, die man vielleicht nicht so genau vorhersagen oder berechnen kann.

Mir geht es bei der Betrachtung vor allem um privat geführte Blogs, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, über eine bestimmte Thematik aufzuklären oder gar Menschen zum Umdenken zu bewegen, also als Groß-Einzugsgebiet auch alle politischen oder „moralischen“ Blogs.

Dass eine unbewusste Botschaft, eine Message in den eigenen Äußerungen mitschwimmt, kann der beste Künstler im Grunde gar nicht vermeiden. Jede Kunst, die sich nur nach einem gängigen Schönheitsideal richtet und dabei jegliches kritisches Hinterfragen, jede einfachste Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln unterdrückt und dabei der Masse gefallen will, kann nichts anderes als Kitsch sein. Um diese Kunst geht es mir nicht. Nein, mir geht es um alltägliche Äußerungen von Menschen, die im Rahmen einer Bürger-Demokratie das Instrument Internet nutzen, um sich Gehör zu verschaffen und selbst zu Produzenten von Meinungen, Medien und Denkweisen werden.

All diese Entwicklungen sind in der überschaubaren Zeitspanne der menschlichen Kultur im Grunde „brandneu“. Pressefreiheit und Demokratie gibt es noch nicht lange und sie war z.B. eine treibende Kraft, die das kolonisierte Amerika in die Unabhängigkeit gebracht hat. Regierungen in Demokratien fürchten die Medien, weil hier gerne und heftig Stimmung gegen den eigenen Stil gemacht wird. Ein Beispiel ist z.B. der Vietnamkrieg der USA und die zunehmend heftigeren Proteste der Zivilbevölkerung, die schließlich soviel Druck aufbauen konnte, dass die Amerikaner sich zurückzogen. Nicht zuletzt ein Bild ging dabei um die Welt, ich glaube es war diese nackige vietnamesische Junge vor einem zerbombten Dorf, dass die Gemüter erhitzte und die öffentliche Meinung – zum Guten! – veränderte.

Im Golfkrieg waren die Kriegsmacher dann schlauer und haben sich die Presseleute ausgesucht und ganz gezielt darauf geachtet, dass nur „saubere“ Bilder vom Krieg in die Heimat gesendet werden. Wir alle wissen, dass dies im Grunde ein Ding der Unmöglichkeit ist, denn ein Krieg ist nie sauber. Auch die deutsche Politik-Öffentlichkeit ist streng darauf bedacht, dass alles in einem guten Licht erscheint, aber ein kalt geplanter Bombenangriff auf Zivilpersonen, dass kann auch das beste Presse-Team nicht geradebiegen.

In den letzten zehn Jahren kam zu der Macht der Presse-Meinung noch die Macht der Internet-Bevölkerung, also im Grunde eines jeden einzelnen hinzu. Die DSL-Märkte werden immer gesättigter und es gibt kaum noch Menschen, die das Internet nicht beherrschen oder sich beteiligen können. Die Blog-und Forums-Software ist so einfach geworden, dass selbst jeder ungeübte Datenbank-/ PHP- Neuling eine Installation in einer halben Stunde verstehen und anwenden kann.

Eine Medienausbildung, einen Presseschein, ein Literaturstudium, eine Berechtigung oder gar einen Amtssiegel braucht man dafür nicht. Es ist alles „open source“ und die „freeware“ auf den Servern, ist sie auch die freeware in den Herzen?

Gegen die Blogs sprechen vor allem zwei Dinge:

Einmal die geringen Besucherzahlen und die wesentlich geringere Einschaltquoten-Macht im Vergleich zu traditionellen Medien. Hier könnten die Blogs nur mehr Druck aufbauen, wenn sie sich vernetzen und einen geschlossenen Blogring aufbauen würden, vereint mit einer Stimme sprechen und sich auch persönlich und politisch einig sind. Leider sind BloggerInnen meistens sehr freiheitsliebende und nicht selten auch gebildete, kritische Menschen, so dass sich die Vereinigung mit einem übergeordneten Ideal wie eine Verringerung der persönlichen Freiheit anmutet, die man doch ursprünglich so geliebt hat.

Man kann eben nur über das Establishment schimpfen, wenn man sich selbst nicht als Teil davon sieht. In Blogs müssen Zielgruppen, aber auch Feindbilder aufgebaut werden, um emotional „effektiv“ zu sein. Jemand, der alles relativiert und sich von ein zwei Gegenargumenten überzeugen lässt, ist eigentlich kein guter Blogger. In der drastischen Einstellung, manchmal auch in der reißerischen Aufmachung und der einseitigen Stimmungsmache scheint ein Patentrezept zu liegen, dass auch schon die klassischen Medien sehr gerne benutzen.

Die moralische Interpretation dieser Gangart ist wieder etwas anderes.

Die andere Schwäche von Blogs, die zumeist auf der Basis von Einzelpersonen gegründet werden, ist ihre juristische Angreifbarkeit.

Ein falsches Wort über einen Mächtigen, ein zu kritischer Bericht über ein Produkt, ein falsches Wort über eine real existierende Person kann da schon reichen, um die versammelte Anwaltsschar an den Fersen zu haben. Bekanntgewordene Fälle gibt es genug und wer Twitter aufmerksam liest, findet jeden zweiten Tag so eine Meldung. Angst macht sich breit, der Bürger wird immer gläserner und die Freiheit andere attackieren zu können, ist meist auf dem unsicheren Podest, auch angegriffen werden zu können, begründet.

Was dann mit hohen Kosten, Ärger verbunden ist, was meistens reicht, um die freiwillige Motivation schnell zum Erliegen zu bringen.

Ein dritter Punkt, der die ehrenamtliche Arbeit von Bloggern weiter einschränkt ist das mangelnde öffentliche Interesse an politischen Positionen und die schlichte Faulheit oder Unlust von Menschen, sich mit einzubringen und einen freiwilligen Beitrag zur „Weltverbesserung“ zu leisten. Was kann der Einzelne schon machen? Warum soll ich meine bequeme angepasste Position verlassen? Versucht mal jemand hinter dem Offen hervorzulocken, wenn es ihm/ ihr da nur allzu gut gefällt. Ein Ding der Unmöglichkeit, dass nicht selten auf die eigene Motivation schlägt und den Autor depressiv werden lässt. Nur sehr starke Charaktere kommen da durch und man muss persönlich bereit sein, privates Denken und Empfinden vom öffentlichen Wirken zu trennen, so wie in einem „normalen“ Beruf auch.

Fazit:
Man sieht, dass es die Blogger nach wie vor nicht einfach haben. Einmal gibt es juristische Barrieren, aber auch eine träge Zivilgesellschaft, die erst ihren Spaß an der Demokratie entdecken muss und aus der Reserve gelockt werden will.

Nicht zuletzt sind Blog-Projekte immer eigenständig finanzierte und nicht selten welche, die einen Großteil an Ressourcen binden, die anderswo vielleicht besser aufgehoben wären.

Was bleibt ist der Spaß am Schreiben und dass man auch für sich selbst viel lernt. Diese Erfahrung kann einem niemand nehmen. Nebenbei sammelt man eine Menge Texte an und schafft kulturelle Werte für die Gesellschaft. Auch das kann eine starke Motivation sein, das Erschaffen selbst, ganz ohne Sinn und Ziel. Es ist einfach gut, so wie es ist!

Der Frühling

Der Frühling strahlt mit warmer Sonne
bringt dir Hochgefühl und Wonne
kaum zu glauben, aber wahr-
endlich ist die Wärme da.

Alle Menschen freuen sich und lachen
selbst der allerfinstre Drachen
ringt sich schnell ein Lächeln ab.

Eingesperrt in kahlen Wänden
gelebt vom Brett unter den Händen
klein war die Welt, in letzter Zeit
kommt jetzt endlich mal Zufriedenheit?

Glück und Liebe, die wir alle brauchen
Husten kommt nicht nur vom Rauchen
klar das Denken kann nun werden,
bist zu jung noch, um zu sterben.

Also- steh auf und zieh dir Sonne rein
wer weiß, wann sie denn wiederkommt?

das Gedicht stand nur auf einem Bein
und das Ende folgte prompt.

…………..
PS: Eigentlich wollte ich das Gedicht ja „live“ twittern, aber irgendwie laggt Twitter bei mir im Moment, was den Spaß beim Schreiben ein wenig schmälert.

Außerdem ist es nicht soo besonders, also könnt ihr es hier in Ruhe nachlesen.

Noch ein Tipp für alle begeisterten Hobby-Versschmiede: Lautes Vorlesen, Singen und Sprechen hilft, die haklige Sprechmechanik aufzulockern. 😉 Also das, was ich nicht gemacht habe und auch null beherrsche…

Man muss sich ja nicht zwingend an ein bestimmtes Muster halten, aber ein wenig „rund“ sollte es schon sein.

Nicht jedes Wort passt von der Silbenlänge und reimt sich gleichzeitig. Das macht die Schwierigkeit, aber auch den Spaß beim Abdichten aus!

Aufsprießender Blogfrühling

Jetzt ist er also endlich da, der Frühling. Lange hat´s gebraucht, geschätzte 24 Jahre haben wir im tiefsten Winter verlebt. Uns gegen Eis- und Schneemassen gewehrt, die Kälte ertragen, Krankheiten durchfochten, Winterspeck auf- und später wie abgebaut. Stollen gegessen, Weihnachten mit der Familie gefeiert, uns über Weihnachtshasser- und Ignorierer gewundert, gebloggt, getwittert, was das Zeug hält. Und irgendwie berührt mich alles nicht mehr.

Anfang Februar hatte ich noch Vorfreude auf den Frühling, ach im Dezember ging´s mir sogar super! Dann, mit jedem Tag erwartungsvoll an den Himmel geschaut und dann festgestellt, dass hier irgendwas nicht stimmt und mich bibbernd wieder nach drinnen verzogen. Und das hat alles so lange gedauert, dass ich mich fühle wie eine grimmige Bärin im Winterschlaf, die gerade aus ihrer Höhle kriecht und ein wenig mürrisch ihr eingedrücktes Fell aufschüttelt, die wärmere Luft schnuppert aber mental noch nicht ganz auf der Höhe ist. Nur der Appetit, der ist schon wieder da. 😉 Roar!

Ich weiß einfach nicht mehr, wie das ist, Sommer! Frühling, warme Luft, Leben, Liebe, draußen grillen.. lange Abende, körperliche Wohltaten, in Seen schwimmen, mit offenem Fenster Auto fahren, das Fahrrad rauskramen, sich bewegen…

Mit Menschen kommunzieren, lachen, Partys feiern, wenig an haben und unbeschwert leben. All das assoziere ich mit Frühling und mit Wärme. Frühling ist das erwachende Leben. Winter ist der Rückzug, in manchen Interpretationen auch der Tod, die dunkelste Zeit, der Rückzug in die eigene Untiefe der Seele.

Mein Gesichtsfeld hat sich im übertragenen und im direkten Sinn verkleinert: Durch das viele Abhängen am Computer, durch das viele Lesen, usw. sind meine Augen über den Winter schlechter geworden und ich werde mir demnächst eine neue Brille kaufen müssen. Aber auch mein Denken ist kurzsichtiger, eingleisiger und enger geworden. Die ewig gleichen Abläufe haben einen Grauschleier im Denken hinterlassen, an manch Gehirnwindung hat sich jetzt Dreck und Staub abgelagert. Manches Denken wurde arg eindimensional, vielleicht am Ende so platt wie der Bildschirm, vor dem ich so gerne sitze.

Hier hilft nur eins: Den Staubsauger herauskramen, bei Bedarf auch laute Musik und einmal gründlich drüberpusten!

Das Telefon ist still. Macht keinen Mucks.

Menschen melden sich selten, wenn man sich nicht bei ihnen meldet. Passivität bedeutet in unserer Gesellschaft immer Verlust, Stillstand und vom sozialen Leben ausgeschlossen zu werden. Das aktive Leben in unserer Gesellschaft gehört den Tüchtigen. Wer viele Termine, wer Streß hat und immer „in Action“ ist, gilt als gesund. Klar, derjenige hat keine Zeit zum Denken o. Philosophieren, ist in Bewegung, wird bewegt, lebt in Berührung mit dem Leben, verdient vielleicht Geld, hat Reize, Anregungen, Input. Eine Arbeit zu haben, bedeutet sozial integriert zu sein.

Viel hat man in den letzten Wochen über die Arbeitslosen geschimpft. Menschen, die es ohnehin schon schwer haben, die getrennt von dem sozialen Strom der Zuneigung, von Wertschätzung, von verdientem Geld, Sicherheit, Freunde am Arbeitsplatz, und Aktivitäten am Feierabend leben, hat man zum Opfer, nein zu den Schuldigen gemacht. Diese Denkweise ist im Grunde pervers. Sie ist genauso pervers wie die vielen Fälle des sexuellen Missbrauchs an Schutzbefohlenen, die in den Nachrichten vermeldet wurden. Dieses Denken verdreht die Schuldzuweisung, denn Schuld sind meistens die Mächtigen, die den weniger Mächtigen die Ressourcen wegnehmen und die Ungerechtigkeit durch Taten und Nicht-Taten vergrößern. Erst kommt das Fressen und dann die Moral…

Überhaupt scheint unsere Gesellschaft mal wieder geistig und auch materiell ärmer zu werden. Wenn man die Medien verfolgt, gibt es zur Zeit wenig Tendenzen in die richtige Richtung. Neben den bereits angesprochenen Themen wären da: Die Zunahme der Waffenexporte der BRD (von 5 auf 10% Weltanteil gesteigert), das Gerede über die Wiederaufnahme von Gorleben (aller Proteste zum Trotz), oder die Abnahme des Wohnungsbau und die Tatsache, dass Deutschland im privaten Wohneigentum ganz hinten in der EU rangiert. Immer schön alles streichen, was den Menschen ein Leben in materieller Unabhängigkeit ermöglichen könnte … denn wir brauchen die Sklaven um die anonyme und teils sehr gefräßige Maschine Staat am Leben zu erhalten.

Dann die ständigen Querelen der regierenden Parteien: Korruption, Vertuschung, Verschleierung, egoistische Kleinkriege, Grabenkämpfe, Vorurteile.. wenn man die Medien jeden Tag mitverfolgt, könnte man der Meinung sein, es gibt nur noch Schlechtes auf der Welt. Manchmal würde ich gerne die ganzen „schlauen“, aber emotional so armen Zeitungen nehmen, zerknüllen und ein Feuer für die emotionale Kälte machen, die um sich gegriffen hat…

Wo ist Gott bei all dem? Hat es nicht geheißen, Gott ist der Gott der Liebe, der Mitmenschlichkeit, der Wärme und Geborgenheit? Wo ist dieser liebende Gott bei all dem? Natürlich, die Atheisten sagen jetzt, es gibt keinen Gott und sie drängen ihn an die Wand oder vergessen ihn. Der Mensch ist schlecht, das zeigen uns die Medien jeden Tag. Es gibt keine „übernatürliche“ Macht, die plötzlich eingreift, und jeder ist sich selbst der Nächste. Der Mensch hat sich vom Glauben, vom Guten und von der Hoffnung auf ein besseres Leben befreit. Stattdessen hat er wieder seine ur-darwinistischen Überlebenstheorien an die oberste Spitze gestellt. Aber- mit welchem Resultat?

Deutschland ist nach wie vor eine sehr starke Export-Nation, was unter anderem damit begründet wird, dass die Arbeitsmarktregelungen und andere Reformen gut auf die Krise reagiert haben. Aber was hat man in den letzten Jahren denn gemacht? Man hat das Credo „Leistung“ und wirtschaftlichen Erfolg solange über alles gehängt, und versucht ständig den Bürgern noch mehr Geld wegzunehmen und vergrößert die Schere zwischen arm und reich. Ist dieser wirtschaftliche Erfolg denn so wichtig, dass wir alles andere dafür opfern müssen? Macht das glücklich? Ist da ethisch? Oder wem oder was dient dieses extreme Denken eigentlich? Für mich ist all das der Schritt in die falsche Richtung. Jeder, der ein wenig darüber nachdenkt und noch ein Funken Moral oder menschliche Gefühle in seinem Herz trägt, wird zu ähnlichen Schlüssen kommen.

Es sieht derzeit nicht so aus, als ob es irgendeine Gruppierung gäbe, die in eine andere in eine gesündere, nachhaltige Richtung einschlagen würde. Es gibt noch nicht mal viele Einzepersonen, die so denken und von einer großen Masse ganz zu schweigen.

Nein, der Frühling ist gut geeignet, um die Hämmer und Leitern am Blog hervorzuholen und mal wieder an der Baustelle Welt und an der Nebenbaustelle Gerechtigkeit zu werkeln.

Man sieht, der Frühling hat auch seine guten Seiten und es ist schön, dass er endlich da ist!