Und darüber hinaus

Gut, heute kann ich den Sonntag Mittag mal nutzen, ernsthaft über das nachzudenken, was ich gestern noch eher witzig beschrieben habe. Die Blog- und Schreibkrise, die mich schon so lange erfasst. Ist das nicht ein bisschen peinlich? Normalerweise funktionieren Menschen einfach, das ist der Idealzustand, die Redaktion sagt bis dann und dann sind diese und jene Artikel zu schreiben und der Autor schreibt einfach drauf los. Es ist ein Job, man bekommt ein bisschen Kohle dafür jeden Monat aufs Konto, wahrscheinlich immer zu wenig, man mobbt ein bisschen die Kollegen in der Kantine, man schleimt sich beim Chef ein.. tja, dann geht’s nächstes Jahr eine Etage höher und der Schreibtisch wird größer und das Bankkonto gefüllter. Ist eigentlich eine gute Sache, so eine Festanstellung.

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Blog

Der Ur-Artikel oder : wie alles begann, wo alles endete

So Blog, da liegst du nun, keiner beachtet dich, keiner kommentiert und ich hab auch kein Bock mehr auf dich. Muss ein Scheiß-Gefühl sein, was, Blog, wenn alle so an dir vorbeigehen .. wenn der Strom der Zeit mal wieder schneller fließt, als du ihn fassen kannst…

Einst geliebt und in der Mitte des Universums und jetzt nur noch ein Schatten deiner Selbst. Sieh dich doch an, Blog… du trinkst jeden Morgen schon sinnlose News-Feeds und meistens welche mit extra viel Welthass und Weltschmerz, die dir alle nicht so bekommen… hängst bis mittags noch vor der Kiste, anstatt dich mit Freunden zu treffen, chattest mit virtuellen Kontakten, die du alle nie real sehen wirst…
stellst dich zur Schau wie eine Prinzessin, Blog ich bin nicht besonders stolz auf dich..

Was hast du mir schon gebracht, Blog.. ich glaube, wir müssen mal reden.. aber ernsthaft.. dann kann ich dir mal wieder den Marsch blasen, aber so richtig.

Blog, ich hasse dich.

Es ist aus. Pfff!

[knallt die Tür und fängt an zu heulen]

Die Zerbrechlichkeit des Lebens

Klein ist das Leben, zerbrechlich und empfindlich.
Schnell zerquetscht zwischen Fingern.
Schnell zerstört durch unachtsame Worte.
Kaum geschützt gegen Gewalt.
Zerbrechlich wie ein rohes Ei.

Freundschaften aufzubauen braucht Jahre.
Immer wieder, den anderen neu kennen lernen.
Die Nuancen der Persönlichkeit ergründen.
Sich langsam vortasten.
Sich freuen, wenn man etwas versteht
und ärgern, wenn mal wieder ein Missverständnis im Raum bleibt.

Wie schnell ist all das zerstört!
Wie schnell die Freundschaft zerbricht.
Ein unachtsames Wort und schon ist es vorbei.
Ein böser Blick und ich schau dich nicht mehr an!

Wie wenig Halt die Menschen haben
Wie viele allein und traurig sind.

Kinder ohne Eltern
Eltern ohne Kinder.
Alte Menschen ohne die Dynamik der Jungen,
Junge Hüpfer ohne die Weisheit der Alten.

Frauen ohne Männer, ziellos, egoistisch.
Männer ohne Frauen- rau und rücksichtslos.

Ängstlichkeit abbauen,
Wut reduzieren,
Weisheit erlangen.
Immer wieder, jeden Tag neu.

Keine Sprache mehr

Im Moment habe ich keine Sprache mehr. Ich schaue aus dem Fenster: und schweige. Ich sehe mir die Nachrichten im Fernsehen an, schüttle vielleicht den Kopf und: sage nichts.

Ich denke auch nichts mehr, lasse es an mir innerlich abprallen wie Wasser auf Stahl, laufen die Gedanken einfach tröpfchenweise an meiner inneren Mauer herunter.

Jemand brüllt mich an: Ich fühle nichts. Jemand lacht mit mir: ich zeige keine Reaktion. Emotionslos, leer, tot.

Ist das ein Idealzustand? Ich finde es eher beklemmend.

Keine Ahnung, was mit mir ist, warum das so ist. Ich hab es nicht geplant, noch wünsche ich es mir.

Ich bin sogar besonders konzentriert und merke, wie die Konzentration besser wird, wenn ich nicht den ganzen Tag mit Twittern, Reden und Bloggen verbringe. Es ist auch ein Versuch, denn die Frage bleibt: wie geht es mir, wenn ich es nicht tue? Spüre ich Entzugserscheinungen? Vermisse ich die Leute wirklich, mit denen ich virtuell Kontakt aufgenommen habe? Wie ordnen sich meine Gefühle, wenn ich schweige und nichts mehr aufschreibe?

Die Antwort ist ganz einfach: Es geht mir durchweg schlechter. Ich merke, wie sich negative Gedanken aufstauen, wie ich nichts loswerde. Ich merke, wie ich zunehmend alles in mich reinfresse und mein Zustand immer schlechter wird. Es wird unkontrollierbar und versinkt in den Weiten des Unbewussten, verschließt sich vor meiner Kontrolle. Das macht mich wirklich halt- und hilflos.

Es hat aber auch was Befreiendes. Man ist mit sich selbst viel intensiver im Kontakt, aber es fühlt sich letztendlich auch egoistisch an.

Ich habe im Blog ja oft darüber geschrieben, warum es so wichtig ist, sich nach außen zu öffnen und nicht alles dicht zu machen, warum das Mitgefühl und Anteilnahme mit anderen letztendlich zu seelischer Gesundheit und mehr Ausgeglichenheit führt.

Es ist aber schwer zu beweisen und es ist auch schwer mit Worte zu vermitteln, wenn es jemand nicht versteht.

Nur, wie es sich anfühlt, wenn man keine Sprache hat, das spüre ich momentan deutlich. Deutlicher als je zuvor. Immer wieder taucht das seelische Loch neben mir auf. Die ganze Zeit hat es sich versteckt, nur um Sekunden später aus der Deckung zu kommen und mich zu verschlingen droht.

Worte- aber was sind schon Worte? Überhaupt haben sie oft nur begrenzte Wirkung auf Menschen. Wenn jemand meine Sprache nicht versteht, ob Deutsch oder den Kontext, hat es keine Bedeutung, was ich schreibe. Ich erreiche immer nur einen Teil und vielleicht selbst mich nie richtig.

Taten sind viel wichtiger. Und Produktivität. Effizienz und Rendite. Das Credo unserer Generation.

Leider kann das eine ohne das andere nicht überleben.

Daher, vergesst die Worte nicht… und wenn sie noch so unsinnig und hohl erscheinen.

Manchmal ist es viel wichtiger, dass man redet und nicht zwingend: was.

Hallo Tagebuch,

Wow was für ein Tag! So richtig in Fahrt bin ich die ganze Zeit nicht gekommen. Zuerst war es grau und trüb und später dann dunkel-grau, nass-trüb.

Heute morgen hab ich erstmal die vielen kleinen Regentropfen-Perlen das Dachfenster über mir herunterperlen sehen.

Da wusste, bzw. ahnte ich schon, dass das kein guter Tag werden würde und so war es dann auch. Die Psychologen sprechen dann von „sich selbsterfüllender Prophezeiung“… hab ich mal gehört, aber das ist natürlich nur Aberglaube, glaub ich. 🙂

Naja und dann bin ich wie immer in die Küche gewankt, aber ich habe die Hand kaum vor den Augen gesehen, so dunkel war es. Obwohl die Rollos schon längst hochgezogen waren. Mein Lichtmesser hat unter 300 Lumen (oder waren es doch Lux?) gemessen. Dunkel, viel zu dunkel, davon werd ich doch glatt depressiv.

Zu allem Übel hab ich dann noch schlecht geträumt, einen richtigen Albtraum hatte ich.
Ich bin aufgewacht und hab mich vor meinen eigenen Gedanken gegruselt. Das passiert mir in der letzten Zeit öfters. Ich glaube, ich sollte abends nicht mehr so schlimme Filme schauen und auch nicht so schreckliche Spiele spielen.

Denn das Leben ist schon grausam genug, wie wir alle wissen!

Gestern abend ließen mich meine Gedanken mal wieder nicht los und ich hab noch stark darüber nachgedacht, was ich mal wieder für einen Unsinn verzapft habe. Aber zum Glück gibt es schlaue Bücher und da hab ich auch gleich was über Geschlechts-Unterschiede gelesen, speziell im Gehirn. Viele Menschen glaube nämlich, dass das Geschlecht nur in der Hose sitzt, aber dem ist bekanntlich nicht so!

Geschlechtlichkeit ist vielmehr ein Programm im Gehirn, ein tlw. eingeprägtes und twl. erlerntes. Naja, wie dem auch sei, in dem Buch stand, dass Männer sich sehr gerne über ihre Arbeit definieren und Frauen über ihre Beziehungen. Was dann zwangsläufig dazu führt, dass auch die Art ihrer Kommunikation völlig anders ist und sie der Außenwelt daher andere Dinge mitteilen. Ihr wisst schon, Männer stark und gerecht und immer am Planen und Rechnen und Analysieren und Frauen reden nur über Kinder und Freundschaften und Gefühle und so.

Das wiederum sorgt für Missverständnisse. So ist es nicht verwunderlich, dass fast 80% auf beiden Seiten angeben, dass ihr bester Freund/ ihre beste Freundin vom gleichen Geschlecht ist. So einfach ist das nämlich. Manche Dinge kann Frau nur mit einer Frau bereden und ein Mann nur mit einem Mann.

Und alle anderen?

Hm…..

Bevor ich mir noch mehr über so unsinniges Zeug den Kopf zerbreche, erzähle ich euch lieber von dem leckeren Christsstollen, den wir heute im Aldi gekauft haben. Der ist so lecker, der schmilzt im Mund! Und so günstig!

Also bis dann, ich hoffe dir geht’s gut, Tagebuch
und bis morgen

hoffentlich bin ich dann nicht so scheiße drauf! Hihi!

ENDE

Ideale, Selbstbilder und Ziele

Bloggen ist im Grunde auch Dialog. Entweder nur mit sich selbst oder auch mit anderen, den Lesern, stillen und kommentierenden.

Dialog bringt es mit sich, dass man manche Dinge besser weiß, andere schlechter. Bloggen ist nebeneinander kommunzieren, aber auch miteinander. Es ist eine schöne Kunstform, von der ich nicht so recht loskomme.

Wenn ich was schreibe, mache ich das gerne aus einer höheren Sicht heraus, aus der Sicht des Überblickenden, Allwissenden. (Ja vielleicht auch aus einer männlichen, etwas abfälligen und dominanten Perspektive? Die Künstlerin Beyonce hat doch auch mal gesagt, dass sie einen inneren Künstler in sich hat, wenn sie auf einer Bühne ist, der sie stärker und unnahbarer macht, so abwegig ist das gar nicht).

Aber warum mache ich das überhaupt in der Art?

Würde mich einer lesen, wenn ich die Sätze immer so begänne:

  • „ach eigentlich hab ich keine Ahnung, aber…“ oder
  • „mich beschäftigen viele Zweifel und die Welt ist gegen mich und daher heul ich jetzt ne Runde…“oder
  • „Ach in den Medien gibt’s ein tolles Thema, aber ich hab überhaupt nix dazu zu sagen und ich bin auch viel schlechter als alle anderen!“

Wenn ich blogge, geht das nur, wenn ich überschüssige Energie habe. Wenn ich nur schlechte Laune hätte, würde ich schweigen und alles für mich behalten- > so wie sowieso meistens. Zum Bloggen zu finden ist eher eine Ausnahmesituation, eine Positive, die mein Leben meistens beschwingt. Positive Wellen, die manchen vielleicht Angst einjagen.

Mein Blog bekommt den Senf ab, wenn es mir gut geht. Das geschieht aus der inneren Sicht der Zufriedenheit aus. Man kann ja auch seine Meinung abgeben, ohne jemand anders damit zu beschneiden oder? Deswegen schreibe ich es ja auf und knalle es niemanden ins Gesicht. Bloggen ist Pazifismus pur.

Aber schon oft ist es mir so gegangen, dass man meine Worte nicht verstand oder gar als überheblich empfand. Warum? Weil ich nicht dazu schreibe, was mich wirklich bewegt, weil ich Zweifel nicht in Nebensätze packe? Weil alles so selbstsicher und überlegen, so durchdacht und intelligent wirkt?

Ist es denn so?

Nein. Ich schreibe immer mit dem Gefühl, dass ich vielleicht morgen schon keine Lust mehr habe. Ich nehme nicht besonders viel Rücksicht auf meine Worte, ich schreibe so wie ich bin, wie ich denke und fühle… klar, passiert es dann auch mal, dass ich einen Artikel wieder lösche, den ich im Nachhinein als zu extrem empfinde. Was soll´s? Das ist halt schreiben, zerknüllen, aussortieren, verbessern… ein ständiger Erneuerungsprozess, der mich jung hält.

Ist das denn so einseitig, ist das abzuwerten?

Wie sollte ich sonst schreiben? Damit ich Leserin XY besser gefalle, dass ich kompatibler zu Leser Z bin? Dass ich mehr Einnahmen von Firma ZYX bekomme? Dass ich keine Kunden vergraule, dass meine Freunde…. fremdbestimmt. bis zum bitteren Ende. Das möchte ich nicht.

Darum geht es doch beim Bloggen. Eine künstlich höhere Perspektive einnehmen, sich freiwillig auf eine Position einlassen, die man im Leben vielleicht nicht hätte.

Der Künstler malt das Bild auch nach seinem Ideal, nach seinen Augen, nicht unbedingt entspricht das immer der Realität. Es entspricht aber den Augen des Künstlers, nach seinen inneren Perfektionen und Wünschen.. und ohne Ideale geht es nicht. Ohne Ziele und Vorstellungen hätten die Architekten niemals riesige Kirchen, ohne innere Feinde niemals steinestrotzende Bastionen gebaut, ohne eine Vision gäbe es die Mona Lisa nicht. Ohne manche Krankheit einen Künstler weniger. Denn die Krankheit zu formulieren, seine ganzen Stärken, Gefühle, Gedanken und Schwächen in ein einziges Werk zu legen, das ist die Essenz jeder Kreativität. Und je mehr Stärken dabei herauskommen, desto besser! Kunst kann stärken… Zweifel daran saugen nur die positive Energie heraus.

Wie soll man ein Bild ohne Ideale malen? Ohne das Gefühl, dabei etwas einzigartiges zu produzieren?

Wenn ich keine Lust auf das Malen o. Schreiben hätte, dann würde ich braun-schwarze Farbe nehmen und gelangweilt auf der Leinwand herumpanschen. Ohne Linien, ohne Konturen, ohne erkennbares Etwas. Und wer findet das schön, außer der Künstler selbst?

Das andere Extrem sind die starren Linien, die rechtwinkligen Abmessungen, die auch ein Extrem sind… die Vorurteile, Intoleranzen und künstliche Abgrenzungen gegen Fremdes.

Wir sehen, der richtige Weg liegt mal wieder in der Mitte.

Zwischen Perfektion/ Überheblichkeit und völliger Gleichgültigkeit.

Oder?

Dialog und Entfremdung

Ein Dialog ist ein Hin- und Her von Worten. Dabei werden gesprochene Inhalte emotional und inhaltlich bewertet und in veränderter Weise wieder zurückgegeben. Die Folge ist, dass beide Beteiligte daraus lernen können und sich weiterentwickeln. Das besondere Merkmal am Dialog ist die Zweiseitigkeit. (Kleiner Tipp für Eheleute: Brüllen, Ignorieren und Beleidigen verringert die natürliche Dialogfähigkeit auf beiden Seiten)

So gesehen ist die Plattform Twitter erstmal nur ein halber Dialog: Jeder spricht für sich. Das ist im Kern nichts anderers als erzwungener Narzissmus.

Erst, wenn man sich auf die Worte des Gegenübers einlässt und dazu etwas schreibt UND wenn dann noch was zurückkommt, ist es ein geschlossener Gesprächskreislauf, der zu den bekannten (und erstrebenswerten) Effekten führt.

Die besondere Aufgabe des Twitterers ist also, Leute zu finden, bei denen ausreichend Worte zurückkommen, denn ansonsten gleicht das Schreiben von Tweets nicht viel mehr als das ständige Schauen in den Spiegel: Ein schönes Spiegelbild, aber keine Veränderung. Seelisch verdrahtet, aber Klinisch tot.

Gut, mag man sagen, wenn ich die Worte eines anderen lese und wir quasi so nebeneinander her existieren, würde das doch reichen, oder? Schließlich gibt es eine telepathische, also rein gedankliche Verbundenheit von Menschen. Wenn ich ein Buch lese, nehme ich ja auch die Gedanken des Autors in mich auf und verändere mich dadurch.

Sind empfindliche Menschen daher vielleicht öfters in Twitter oder den Blogs zu finden? Weil sie mit den Texten eine künstliche Barriere zu anderen Menschen aufbauen wollen? Weil die Texte so eine Art Sicherheitszaun zum Gegenüber darstellen?

Wenn es so wäre, dann kann man das Internet und die Blogs oder Twitter im Speziellen als so eine Art abgesicherte Spielwiese für soziale Kommunikation ansehen.

Ihr fehlen aber wichtige Aspekte, die zur zwischenmenschlichen Kommunikation gehören, nämlich die Spielregeln für besondere Situationen, soziale Ausnahmen. Was mache ich, wenn ich mich über jemand geärgert habe, z.B.? Die Interaktionsmöglichkeiten sind hier sehr begrenzt: Ich kann meinem Partner sagen, dass was du eben gesagt o. geäußerst hast, finde ich nicht gut. Oder ich ent-followe ihn einfach, das ist eine rein mechanische, computergesteuerte und kalte Umgangsweise mit dem Mitmenschen. Liebesentzug und bedingungslose Anteilnahme sind die einzigen beiden Extreme, auf die ich zurückgreifen kann- was fehlt, sind die psychologisch so wichtigen Zwischentöne und Graustufen.

Wenn ich jemand einfach blocke oder ent-followe bekommt derjenige gar nicht die Möglichkeit, sich dazu zu äußern. Der Dialog fehlt. Die Aussprache fehlt. Twitter ist wie Dialog unter Menschen, aber bereinigt durch die Störfaktoren und „unpraktischen“ menschlichen Fehleranfälligkeiten.

Plattformen wie Twitter zeigen an dieser Stelle ihre Grenzen und sie beweisen auch die These „Die moderne Technik verändert die Umgangsweise und die Herzlichkeit zwischen den Menschen“.

Was hat uns die Technik denn sonst gebracht? Autos haben alles schneller gemacht, Computer haben alles genauer gemacht, Kühlschränke haben alles länger haltbar gemacht, Gesichtsoperationen alle (Frauen) hübscher, synthetische Hormone jünger oder weiblicher und Computerspiele oder TV-Sendungen haben die Zeit schneller laufen lassen.

Die Technik hat uns von hinten bis vorne im Griff. Keine Leben mehr ohne Technik. Kein Gang in den Garten ohne Rasenmäher, Heckenschere, Vollkomposter, Leisehäcksler oder Solarpanel mehr. Wir können die eigentliche Natur nicht mehr sehen, wir haben uns die Natur „aufgemotzt“.

Psychologen sprechen dann von „Entfremdung“ des Menschen von seiner menschlichen Natur. Entfremdung ist mit ein Hauptgrund für Depressionen und eine Folge von evolutionären Entwicklungen, die alle ein wenig zu schnell abliefen.. Ich spreche jemand an, nichts kommt zurück > Die Folge ist Streß, Trauer, Angst. Und diese Gefühle wiederum eine perfekte Grundlage für seelische Erkrankungen. (Stichwort Cortisol)

Entfremdung findet überall statt. Der Arbeitnehmer baut am Fließband Autoteile, aber er sieht das fertige Auto nie. Der Schichtarbeiter quält sich durch die Nacht und ist Teil eines Prozesses, aber er schafft keine Ganzheit, nein noch nichtmal die Sonne oder den Mond darf er bei der Arbeit sehen.

Die Steuerklrärung entfremdet unsere Arbeit auf ein weiteres, nimmt erstmal einen dicken Brocken unserer „Belohnung“ weg und nennt es einen guten Zweck (die soziale Gerechtigkeit).

Die Ehefrau sagt, dass wir den Müll runterbringen sollen oder den Abwasch machen sollen. Dabei wollten wir doch eigentlich…

Wer hat sein Leben schon vollständig unter Kontrolle? Wer kann „ich“ sagen?

Die Entfremdung von der menschlichen Natur begrenzen, politisch, emotional, sozial > eine große, aber lohnenswerte Aufgabe für das ganze folgende Jahrhundert.

Die Depression

Ein Plädoyer für mehr Wärme im Leben

In den letzten Tagen war eine Krankheit mal wieder in den Köpfen von vielen Menschen: Die Depression und der anschließende Selbstmord des Nationaltorhüters Robert Enke.

Auf Twitter wurde es kontrovers diskutiert, aber eine richtig gute Aufarbeitung des „Falles“ hab ich bis jetzt noch nirgends gelesen. Es ist für mich sogar wieder bezeichnend, wie kalt und distanziert sich viele Leute damit beschäftigt haben und für viele stand die Frage nach der Rolle und den Gefühlen des Lokomotivführers oder der Ersthelfer an oberster Stelle. Das ist sicherlich lobenswert und auch nachvollziehbar. Für Christen ist der Selbstmord sogar ganz abzulehnen, also „verwerflich“. (aber wieder typisch für die christliche Denkweise, dass man in Schuldmotiven, in Sühne und sowas denkt, aber nicht wirklich das Wohl des Menschen in den Mittelpunkt rückt.. eher so nach dem Motto „wir wissen schon, was für dich gut ist..“ ).

Ist es nicht erstaunlich, wie schnell man dabei wieder ist, einen neuen Schuldigen zu suchen und die Trauer durch Wut oder Anklage weiterzureichen? Man braucht kein Psychologe sein, um zu verstehen, dass das kein gutes Mittel ist und die Trauer nicht empfinden lässt. Es ist vielleicht sogar eine Art Abwehrhaltung auf Trauer und Schmerz.

Ich bin keine Expertin und nichts von dem was ich nun schreibe, ist medizinisch begründet oder belegt, aber ich kann die Depression und das, was ich davon empfunden habe mit meinen Worten nachvollziehen und beschreiben. Das Thema „Depression“ hatte ich sogar schon öfters im Blog und ich bin eigentlich zu faul, es nachzuschlagen- es reicht, wenn ich einen aktuellen Text schreibe (oder?).

Aus den bisherigen Erkenntnissen mit dieser Krankheit lassen sich ganz einfache Formeln ableiten:

  1. Menschen haben unterschiedliche Anfälligkeiten für Depressionen (da sie auch genetisch bedingt ist)
  2. die Depression kann man durchaus als Schutzreflex der Psyche und somit als Symptom für eine Schieflage im Leben betrachten
  3. es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der persönlichen Lebensführung (der Lebensethik) und dem körperlich-seelisch Gesamtbefinden des Menschen (also seiner Gesundheit)
  4. Weiterbildung und Selbstreflektion sind meistens ein guter Ausweg aus solch bedrückenden und unfreien Situationen ( > Gute Bildung für alle sollte politisch gesehen ein Menschenrecht sein u. unbedingt gefördert werden)

Rein biologisch gesehen ist die Depression nichts unbekanntes, genauer gesagt eine Unterversorgung mit dem Botenstoff Serotonin. (jetzt alles ein wenig vereinfacht, man möge mir das verzeihen; mehr Infos wie immer im Lexikon> http://de.wikipedia.org/wiki/Depression )

Die Pharmaindustrie hat das erkannt und was verschreibt sie? Stoffe, die die Wiederaufnahme des Botenstoffs verzögern, damit dieser ein höheres Niveau im Blutkreislauf erreicht (und von da aus ins Hirn geht, man nennt das die Blut-Hirn Schranke). Jeder, der schonmal Alkohol getrunken hat, kennt den Effekt: Alle Stoffe, die ich zu mir nehme, können einen Einfluss auf das Gehirn haben, manche mehr, manche weniger.

Letztendlich ist es möglich, mit diesen Medikamenten in den Regelmechanismus des Gehirns einzugreifen, aber: So wie die Unterdrückung von Schmerzen mit Anti-Schmerzmitteln ist es nur eine Symptomunterdrückung.

Man könnte sogar sagen, die Depression ist die Antwort, der Schrei der Seele auf eine Situation, die nicht passt, bei der man Unwohlsein empfindet. Um sowas dauerhaft zu lösen, braucht es mehr als eine Pille, vielleicht müssen die Grundpfeiler des Lebens neu gestellt werden. Der Job gewechselt, die Beziehung beendet oder ein Umzug absolviert werden. Umgekehrt können solchen tiefen Einschnitte auch depressiv machen, man sieht dadurch den engen Zusammenhang zwischen Leben und Seele.

Beim erfolgreichen Fußballer kann das z.B. der Leistungsdruck sein oder wie in der Öffentlichkeit mit seiner Krankheit umgegangen wird (der Fall Sebastian Deisler war/ist da ganz ähnlich). Es ist traurig, wenn sich durch mangelnde Toleranz und Anteilnahme die Angst des Spielers vor einem Outing derartig erhöht, dass das ganze in Selbstötung mündet. Für eine Gesellschaft als Ganzes kein gutes Zeichen, eher ein Armutszeugnis.

Zuerst erwächst aus der Intelligenz und der Empfindungsfähigkeit des Menschen (und ich schätze solche Menschen als sehr sensibel und intelligent ein, ganz und gar nicht krank oder unnormal, wie manche vielleicht noch behaupten) die Einsicht, dass etwas anders laufen muss. Der Impuls mag mehr aus dem Unbewussten kommen und ist nicht wirklich zugänglich, eben mehr ein Gefühl.

Mit dem Gehirn zwingt man sich vielleicht noch zu „funktionieren“ (das Wort funktionieren sollte schon als Warnung verstanden werden, denn dies ist eine rein mechanische Sicht der eigenen Arbeit und Rolle im Leben), aber der Körper und die Seele fangen an zu streiken. Die Schieflage zwischen beiden Dingen ist die Depression. (das Körper- Geist- Seele – Gleichgewicht kommt aus dem Ruder)

Es sind meistens kleine Blockaden, die darauf aufmerksam machen: Man wird vielleicht unkonzentrierter, vergisst Dinge schnell (ein typsiches Zeichen bei Serotoninmangel). Die dunkle Jahreszeit verstärkt den ganzen Effekt, weil durch den Sonnenlichtmangel weniger von dem Botenstoff gebildet wird, die Folge ist der typische Herbst- oder Winterblues. Müdigkeit, Antriebsschwäche, Launenhaftigkeit und keine Freude an Hobbies und Bekannten mehr.

Man sieht: Alles ganz normale Reaktionen, nur die Menschen und Gesellschaft machen daraus „etwas Schlimmes“. Klar, jeder möchte funktionieren, aber die Erkenntnis sollte in den Köpfen ankommen, dass es den perfekt funktionierenden Menschen einfach nicht gibt. Es gibt ja auch keine Blume, die immer blüht, im Herbst fallen halt die Blätter und im Winter vergeht ein Großteil des so bunten Lebens wieder.

Jeder hat Erwartungen an den anderen, von früh auf werden wir auf Jugendlichkeit, Leistungsdruck und Rollenerfüllung getrimmt. Jedes weitere Korsett, dass uns andere aufzwingen, ist ein Schritt in die Unfreiheit und das Unglücklichsein. Jeder Zwang ist ein Balken mehr, der auf unseren Schultern lastet. Daher ist das sich lösen von Zwängen, Erwartungen und unnötigen Pflichten so wichtig.

Freiheit macht glücklich, Zuviele Zwänge machen unglücklich. Kein Mensch will im Leben eingesperrt sein, weder gedanklich, noch real.

Mich wundert es nicht, dass es hin und wieder zu solchen schlimmen Folgen kommt, wie im Fall Enke.

Man sollte daraus lernen, es nicht auch so machen und auch, andere nicht derart unter Druck zu setzen. Eltern können da mit der richtigen Erziehung viele Weichen stellen.

Wenn ihr betroffen seit, dann nehmt die Depression ernst, lernt aus ihr, aber verteufelt sie nicht. Sie ist ein Geschenk und wird euch (wenn richtig beachtet) dahin bringen, wo das Glück auf euch wartet. Ein bisschen selbsterfüllter zu sein, ein bisschen weiser.

Seht die Depression nicht als Feind- seht sie als Freund. Sie zeigt euch, dass ihr noch ein Mensch seid, dass ihr noch nicht ganz stumpf seid.

„Cool sein“ hilft in diesem Falle nicht.. Aber was ist das Gegenteil von „cool“ ? Depressiv?

Nur eine weitere Krise

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Oder: warum es sich lohnt, positiv zu denken

Tja, was soll ich sagen, es zieht sich schon durch das ganze Jahr. Was im letzten Jahr langsam angefangen hat, hat sich 2009 angehäuft und ist mir nun völlig bewusst: Ich habe keine große Lust mehr zu bloggen. Die Sonne ist weg und der Druck zu Schreiben auch.

Ich habe wohl alles aufgeschrieben, was auf meiner Seele lag, was ich meinte, formulieren zu müssen. Die Dinge, die neu kommen, kann ich auch für mich behalten oder im Tagebuch aufschreiben.

Die große Suche nach Besuchern und Lesern hatte ich sowieso nie und Geld verdienen wollte ich auch nie mit meinen (öffentlichen) Texten.

Den Versuch, mit dem Schreiben die Welt besser zu machen, habe ich auch nicht mehr. Spätestens seit dem Ende meiner Krankheit und der Erkenntnis, dass es nun einfach „normal“ weiter gehen soll (was für sich auch ein Kampf war). Ich bin sogar froh sagen zu können, dass ich das erste Mal seit 2001 nicht mehr abhängig von meiner Webseite, den Rückmeldungen oder meinem öffentlichen Tagebuch bin.

Ich bin einfach an einem Punkt angekommen, wo ich ganz normal glücklich sein kann, auch ohne Webseite.

Patient geheilt, Blog tot?

Ich finde, das ist eine wichtige Erkenntnis. Ich mache mir inzwischen auch keine Illusionen mehr, die Blogs und Leser so wie sie momentan in Deutschland sind, haben einfach keine Macht, irgendwas zu ändern.

Die große Blog-Welle, die vor ein paar Jahren begann, ist am Strand ganz leise ausgelaufen und hat keine weiteren Folgen nach sich gezogen. Die Meinungskultur in Deutschland ist nicht bereit für eine so offene Bürger-Diskussion auf breiter Linie. Die meisten Leute wollen nicht über die wichtigen Dinge im Leben diskutieren. Sie könnten zwar, aber sie wollen nicht. Die Dinge anzustoßen und laut gegen die Gesellschaft aufzuschreien ist eine Aufgabe von jungen Menschen, die viel Zeit und Energie haben (Studenten z.B.).

Wenn man erstmal so alt wie ich ist (hüstel), ja dann gibt es wichtigere Dinge. Z.B. Bausparverträge, Fernreisen, Supermarkteinkäufe oder Börsennachrichten.

Viele Leute lesen zwar online und die klassischen Zeitungen werden mit der Zeit immer unwichtiger. So bleibt auch die leise Hoffnung, dass große Massenmedien (mit den vier Buchstaben z.B.) irgendwann an Macht über die Köpfe verlieren, aber was soll man als kleine Nischen-Schreiberin schon ausrichten? Die haben ein Hochhaus, unendlich Kohle und tausend schlaue Menschen- ich dagegen nur 10qm, einen alten PC und mein viel zu kleines Gehirn!

Nein, egal in welche Richtung ich schaue, ich habe für kein Ressort meines Denken und Schreibens noch Lust, vor allem nicht auf das Bloggen. Schon erstaunlich, wie sich das ändern kann! Es ist wie ein Spiel. Es gibt Tage, da wache ich auf und tausende Gedanken strömen nur so aus meinem Bewusstsein und bahnen sich einen Weg in die Öffentlichkeit. Dann wieder gibt es diese stillen, leisen Tage wie im November, wo mir kaum was einfällt und ich auch ziemlich depressiv über die Welt nachdenke.

Wenn man genau hinschaut, nimmt man mit dem Schreiben nur die (eigentlichen) Taten vorweg. Man simuliert das Leben, man verpasst aber, es zu leben.

„Das Internet hat die Pubertät verschluckt“- so oder ähnlich hat jemand in der Sendung Scobel (3Sat) vor ein paar Tagen die Feststellung gemacht.

Das ist wahr. Anstatt miteinander zu reden, schreiben wir in unsere Tagebücher. Anstatt auf den Menschen zuzugehen und ihm Mitgefühl zu schenken, klicken wir auf „Das gefällt mir“. .. Anstatt zu unserer Oma zu fahren und unsere neusten Fotos zu zeigen, präsentieren wir wildfremden Leuten unsere Galerien.

Das Internet gibt sich so sozial, aber es ist seltsam menschenlos und steril. Diese Erkenntnis bleibt und bleibt und bleibt..

Die Sphäre der Gedanken ist schön und macht süchtig, aber sie bleibt am Ende nur eine Scheinwelt, ist mit der realen Welt kaum verbunden.

Ich möchte nicht sterben und wenn mich jemand fragt, was ich die ganze Zeit gemacht habe, sagen:

Gebloggt.

In ein Tagebuch, das keiner liest, das keine Erkenntnisse produziert und letztendlich nur mir selbst etwas brachte.

Pro?

Nein, wenn ich objektiv darüber denke, und nur analytisch gibt es keine erkennbaren Gründe, die für das Blog schreiben sprechen. Wenn ich an die Gefühle und den immateriellen Nutzen denke, wird es schon anders. Ich denke z.B. darüber, wie andere Leute nun schmunzeln und vielleicht frotzeln „Oh schon wieder ein Artikel, der sich mit dem Bloggen selbst beschäftigt?“- und dabei haben sie selbst kein Blog mehr. Es wäre so blöd, als wenn man einen Philosophen anlächelt und ihn dafür kritisiert, dass er über das Leben nachdenkt. Er muss es jeden Tag tun, denn das Leben ist jeden Tag anders und so ist auch mein Blog und meine Motivation es zu schreiben, jeden Tag anders!

Mein Blog ist mein Ventil, meine Leinwand, mein Spiegelbild der Seele- und es hilft! Die Psychotherapie, Bildung, Kunst und die weichen Faktoren im allgemeinen werden in Deutschland noch viel zu wenig beachtet, aber ein Blog bietet eben genau das in Fülle, wenn man es richtig macht:

  • ein Blog regt zum Nachdenken an und klärt Gefühle
  • man formuliert seine Gedanken und Ansichten
  • man kann sich frei schreiben > somit ist es ein Werkzeug, um einen besseren Zugang zu sich selbst zu bekommen
  • man kommuniziert mit anderen und erfährt was von ihrer Welt > die Einsamkeit nimmt ab

Auch wenn ich tausend Millionen Euro auf meinem Konto hätte, das Geld könnte mir niemals das bieten, was ich durchs Blog schreiben erreiche: Einen inneren Seelenfrieden, Gelöstheit und Glück.

Was bedeuten da schon Besucherzahlen, Quoten, Pagerank und „Verlinkungsgrad“ ??

Wer kann das menschliche Glück schon messen?

Nein ich glaube, ich werde noch ein wenig weiter schreiben. Man kann ja nie wissen, das nächste Tief kommt bestimmt…

20 Jahre liegt die Mauer nun am Boden..

… doch viele hätte gerne wieder eine stehen.

Heute ist also dieser Jahrestag, den man so schwer umgehen kann, wenn man Radio hört oder Zeitung liest. Heute ist der Tag, an dem wir alle „kollektiv weinen“ uns gegenseitig an den Händen halten und andächtig der einzigen wirklichen deutschen Revolution für Freiheit erinnern müssen.

Ein paar Stimmen aus der Ministerriege ätzen sehr treffend gegen die Vernachlässigung im Straßenbau (wie ich im letzten Artikel mehr oder weniger auch festgestellt habe) und fordern den Aufbau West. Sehr gut, das finde ich auch. Es hat auch nichts mit Geschmacklosigkeit zu tun, es ist einfach so. Der Soli wurde lang genug gezahlt und zweckentfremdet. Schafft den Soli ab und kümmert euch um die wirklichen Probleme. Der Soli schürt den Hass, wo er längst nur zum Geld verschwenden instrumentalisiert wird.

Aber Wahrheiten sind bekanntlich schwer zu ertragen und am liebsten würden wir uns wieder mit Gedanken und Träumen und Visionen und sonstigen Dingen einlullen, die erstens an der Realität vorbeigehen und zweitens nicht zu bezahlen sind.

Was hat mir persönlich die Freiheit gebracht, warum soll ich mich dafür begeistern? Ich kenne niemand aus dem Osten und ich habe auch keine Bekanntschaften oder Freundschaften mit Ostdeutschen aufgebaut. Ich habe vielleicht mal Ostdeutsche gekannt, aber dauerhafte Freundschaften sind es (leider) nicht geworden.

Ich habe Verwandte aus dem Osten, die ich jetzt besuchen könnte, habe es aber nie getan (und sie haben mich auch nie besucht).

Nein, mir persönlich hat die Einigung nichts gebracht, aber ich finde es dennoch gut, dass das Unrechts-Regime beendet wurde. Wie es beendet wurde, das ist das Besondere. Es war das Volk selbst, die Stimmen der Künstler und Intellektuellen, die z.B. durch die Montags-Demonstrationen das innere Potential wachrütteln konnten. (Und nein, das hat kein Unternehmen, kein Geld, keine Lobby und keine Politik geschafft, das waren die Menschen selbst).

Es war ganz einfach der Wille von vielen, der das Unrecht besiegt und die Machthabenden zutiefst, bis zu ihrem Fall, erschüttert hat.

An der Wiedervereinigung sieht man sehr schön, wie weit Menschen kommen können, wenn sie etwas wirklich wollen und miteinander an einem Strang ziehen. Mich persönlich nervt die künstliche Zweiteilung von Ost und West immer noch sehr. Es gibt doch keine Grenze mehr, aber die Grenze im Kopf, die gibt es noch bei vielen Menschen. Warum trennt man jede zweite Statistik nach alten und neuen Bundesländern? Warum schürt man künstlich den Neid und Hass auf „Ossis“ und Hartz IV Empfänger zugleich ? Das ist doch total geschmacklos.

Der beste Film zum Thema ist übrigens „Goodbye Lenin“, weil er die Stimmung und Emotionen der Ostdeutschen beschreibt, die von heute Knall auf Fall ihr ganzes, bis dahin gekanntes Weltbild, aufgeben mussten. Auch das ist eine enorme „Anpassungsleistung“, wie z.B. gestern Alice Schwarzer bei Anne Will betont hat.

Ich war damals kurz nach der Wende mit meinen Eltern in Ostdeutschland und wir haben uns alles angeschaut. Es lagen Welten zwischen der westdeutschen Infrastruktur und der Ostdeutschen, es war, als ob man in ein dritte Welt Land kommt, die Straßen kaputt, die Häuser heruntergekommen, überall stank es nach Braunkohle und die Menschen waren irgendwie schroff und unfreundlich. Bezeichnend, dass ich damals in Ostdeutschland auf offener Straße von jungen Rechtsradikalen angegriffen wurde, das hat sich bei mir tief eingeprägt. Seitdem war ich nicht mehr in Ostdeutschland. Zu viel schlechtes Karma, möchte man meinen.

Vielleicht sollte ich das mal wieder machen und einfach mal in den Osten fahren.

Es hat sich viel geändert, so sagt man.