Ein-einhalb Stunden auf deutschen Straßen

Der Puls rast, das Mobil steht

Es sollte eine kurze Reise werden. Von flachen Land über Mannheim nach Stuttgart, eigentlich ein Klacks, vielleicht etwas mehr als 160 Kilometer. Der Tag begann auch ganz schön, mit gemächlichem Verkehr und viel Platz um uns herum. Spätestens am (inzwischen schön ausgebauten) Kreuz Mannheim zog sich der Verkehr dann zu, es rollte aber noch. Diese Ballungsgebiete sind ja dafür bekannt, dass hier sehr viele Leute aus der Umgebung die Autobahn für Kurzstrecken benutzen (Quellverkehr) und zum normalen Langstrecken- oder Güterverkehr kommen noch wesentlich mehr Autos hinzu, was die Straßen verstopft. Früher konnte man sich auf der Autobahn nach Zeiten richten und es gab vor wenigen Jahren noch die Formel, dass nachts weniger los ist oder der Feierabendverkehr für besonders viel Verkehr sorgt. Auch gab es vor ein paar Jahren, als ich den Führerschein gemacht habe (1997) noch Autobahnen, die sehr frei waren und wo überhaupt niemand gefahren ist. Aber inzwischen scheint sich die Verkehrssituation exponentiell verschlimmert zu haben und wenn man sich das Aufkommen so anschaut, dann muss man ganz einfach sagen: Das Transportmittel Auto ist an seiner oberen Grenze angekommen, wenn es nicht mit diesem deutschen Autobahnnetz inzwischen ganz versagt hat.

Hohe Geschwindigkeiten können überhaupt nicht mehr gefahren werden, es ist ein Wunder, wenn man mal über 180 fahren kann- auf unserer Strecke vielleicht 5 Kilometer lang. Dadurch steht das Auto schon lange nicht mehr in echter Konkurrenz zum Zug, der hohe Geschwindigkeiten viel länger und sicherer halten kann und dabei noch kostengünstiger ist (wäre, wenn die dt. Bahn nicht ständig die Preise erhöhen würde).

Der Rest ist ein sehr enges Fahren mit 200 Metern Abstand zum nächsten Vordermann, eingeklemmt zwischen LKW, die munter überholen, dabei mehrere Spuren dicht machen und natürlich alle anderen Verkehrsrowdys, denen die neuen Strafen für dichtes Auffahren und Nötigung im Straßenverkehr anscheinend noch nicht zu Ohren gekommen sind (mein Tipp: hängt noch ne Null ran, dann wird es wirken). Und die Enge schürt natürlich die Aggressionen, weil sich jeder gegen den anderen abgrenzen möchte, was auf dem Gemeinwohl Autobahn nur sehr schlecht zu realisieren ist.

Der Aufwand des Fahrer beschränkt sich fast ausschließlich darauf, ständig Abstände und Geschwindigkeiten zu kontrollieren, auf plötzlich Einschwenkende Spurwechsler zu reagieren und alle Spiegel ständig im Blick zu haben. Das ist überdurchschnittlich anstrengend und wenn man am Ziel angekommen ist, hat man viel Kraft nur für die Fahrerei aufgebracht. Auch als Beifahrerin habe ich diesen Streß. Ich kontrolliere ständig den Straßenverkehr mit, mache auf Gefahr-Situationen aufmerksam oder bediene das Navigationsgerät. Wenn ich so in mich gehe, merke ich wie hoch mein Adrenalinspiegel ist und wie der Puls rast, in Gedanken fahre ich voll mit. Es gibt sogar Studien darüber, dass die nervliche Belastung für den Beifahrer höher als für den Fahrer selbst ist, was nicht zuletzt dadurch verschuldet ist, dass man die Gefahren zwar sieht, aber nicht wirklich eingreifen kann.

Zur Ruhe kommt man nicht oder nur dann, wenn der Verkehr langsam rollt, was er leider nur selten tut.

Zwei Nadelöhre unserer Reise waren das Kreuz Weinsberg, dass regelmäßig in den Verkehrsnachrichten ist und das beinahe unumgängliche Dreieck Leonberg bei Stuttgart.

Bei Weinsberg ging es gerade noch, aber spätestens beim Dreieck Leonberg hieß es dann: Runter vom Gas, hier geht nichts mehr. Das Tempo verlangsamte sich von 80 auf 50, auf 30, 20 und schließlich war es ganz aus. Stillstand. Stau. Enge. Warten.

Der hochtechnisierte Motor hat nichts zu tun. Das Benzin schwappt gelangweilt im Tank hin und her. Die Insassen, vor allem ich, atmen auf. Endlich, diese himmlische Ruhe. Keine Abriebgeräusche der Winterreifen mehr. Nur noch, abgasgetränkte Luft. Noch nicht mal das Fenster kann man aufmachen. Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und andere Gase kann man spüren, aber nicht riechen. Müdigkeit macht sich breit.

Ich werde schläfrig, kann mich nicht konzentrieren. Will mich wach halten, es geht nicht. Immer wieder prasselt der Regen gegen die Windschutzscheibe, dann wieder ein Sonnenstrahl. Bunte Blätter wehen uns entgegen. Hübsche deutsche Wälder gilt es zu bewundern. Und Ruhe.

40 km Stau. Nach ca. 20 Minuten kommen wir endlich zur 1,5 km entfernten und rettenden Ausfahrt.
Runter auf die Dörfer. Dem Navi blind folgend. Den Knoten umfahren.

Noch ca. 20 Minuten und wir sind endlich am Ziel unserer Reise angekommen. Kälte schlägt uns entgegen.

Nur raus, raus in die Nacht.

Kleine Ungereimtheiten und die Frage nach dem „Warum“

Schnäppchenjäger stürmen die Quelle-Webseite las ich heute in den Nachrichten.

Das hab ich schon hinter mir. Letzte Woche hab ich bestellt (natürlich alles Schnäppchen, die gab es letzte Woche schon), aber bis jetzt ist noch nichts gekommen. Untypisch für Quelle. Sonst haben sie immer innerhalb von drei Tagen gesendet. Quelle liebte ich einst. Kann man eine Verbundenheit mit einem Versandhändler aufbauen oder ist das albern? Wahrscheinlich nur, wenn man so tief drinhängt, wie ich… (lol).

So wie jetzt mit der Firma umgegangen wurde und wird, finde ich auf jeden Fall traurig. Die Politik zeigt zwei Gesichter, so wie Menschen auch. Den einen wird geholfen und der Mund voll mit Versprechen und Liebe genommen und die anderen lässt man eiskalt fallen. Ist doch egal, was mit ihnen wird. Es interessiert uns jetzt nicht mehr. Was sind schon 2.000 Arbeitsplätze? Die Millionen zählen, das Image zählt, nicht der Mensch……

Was ist sonst noch passiert? Ich bin etwas aktiver im Netz, akzeptiere ungelesen jede neue Freundschafts-Anfrage von Mafia-Wars Spielern auf Facebook und lerne so mehr Menschen als sonst üblich kennen, bzw. ich öffne mein kleines Internet-Fenster mehr Leuten als sonst.. Ähnlich wie bei anderen Bloggern muss ich noch mehr darauf achten, was ich schreibe und die anfängliche Unbeschwertheit verfliegt gerade etwas.

Auf jeden Fall sammle ich so (nebenbei) Beweise für die Ungleichbehandlung oder Diskriminierung von Frauen (das ist nunmal ein schönes Hobby und ziemlich erkenntnisreich) und bin an zwei Stellen fündig geworden. Im Grunde waren die Rückmeldungen, die ich in der letzten Woche ohne mein Zutun bekommen habe, gering – und umso stärker ist es zu gewichten.

Der erste Fall war der Mensch, der eine Umfrage gestartet hat, wie ich „in einem Minirock aussehen würde“. Ohne mich zu fragen, pflanzt er einfach eine diesbezügliche Anfrage auf mein Profil, setzt es mir quasi ungefragt und unhöflich direkt vor die Nase und wundert sich anscheinend noch, dass ich ihn und sein Spielchen sofort lösche.

(Kann man Menschen löschen? Nein, aber man kann „Freundschaften“ die nie welche gewesen sind, terminieren).

Sicherlich, Facebook animiert zu solchen Spielchen und es ist selbst schon eine unmenschliche Plattform, wo die Menschen mehr nebeneinanderher existieren, als wirklich aufeinander bezogen zu sein. Das ist der Fluch des Internets, wie wir ihn schon lange kennen und den man nur mit Menschlichkeit und Geduld beantworten kann.

Aber Höflichkeit und Anstand sollte dem nicht zum Opfer fallen. Dann die Reduzierung auf mein Aussehen, ist natürlich diskriminierend. Im Grunde braucht man nicht viel dazu sagen, es kann sein dass es Frauen gibt, die sich auf solche Spielchen einlassen, aber ich gehöre nicht dazu.

Ich mach ja auch keine Umfragen über Männer und frag Freundinnen, wie der Boy da drüben „oben ohne“ aussehen würde oder wer den längeren… na ihr wisst schon. Kann sein, dass viele Menschen sich innerhalb der Geschlechter so kennenlernen, aber ich mag es nicht, also löschen und Schwamm drüber.

Hätte er lieber höflich gefragt, ob ich mal ein paar neue Bilder von mir veröffentlichen könnte, wäre ich vielleicht darauf eingestiegen, aber so ???

Der nächste Fall war in „Wer kennt wen“, wo man sich bei unterschiedlichen Gruppen registrieren und somit Vorlieben und Hobbys ausdrücken kann. Ich habe mich vor geraumer Zeit mal angemeldet, nutze es aber nicht mehr aktiv. Heute hatte ich eine Email in meinem Postkasten, dass mich jemand verwundert gefragt hat, ob es tatsächlich sein kann, dass es „eine Frau gibt, die Civilization spielt“?

Civilization (gesprochen: Ziwileisäischen)   ist ein uraltes Spiel vom Kult-Autor Sid Meier und das Spiel kenne ich schon seit 18 Jahren. Ich weiß auch nicht, ob ich die Anfrage durchweg als diskriminierend empfinde, aber dieses verwunderte Ausschließen hat mich doch gewundert. Warum soll es so unüblich sein? Warum wurde die Anfrage so übertrieben formuliert? Ist es Freude darüber, dass es eine Frau gibt, die solche Spiele auch liebt… oder einfach nur übertriebenes Wundern? Ich bin mir sicher, die Männer die sowas schreiben, meinen es nicht Böse… aber sie verstehen nicht, warum man es als Frau falsch verstehen kann und fragen sich dann, warum keine Antwort kommt.

Wie soll ich darauf reagieren? Auf der einen Seite könnte ich mich freuen und antworten, dass es tatsächlich so ist und wo das Problem ist.

Aber ich frage ja auch nicht: „Oh es gibt einen Mann, der bügeln kann?“ oder „Oh, ein Mann der freiwillig den Müll herunterträgt?“ Das ist ähnlich albern.

Hätte er lieber gefragt: „Oh schön, eine Frau die Civilzation spielt, wollen wir mal eine Runde zusammen…“ das wäre viel Positiver gekommen! Und ich hätte mich auch drauf eingelassen. Denn MitspielerInnen suche ich eigentlich immer. 😉 Übrigens: Colonization (gesprochen: Koloneisäischen) ist auch ziemlich cool, vor allem die Neuauflage.

Ansonsten war es eine sehr anstrengende Woche und ich bin froh, dass nun endlich ein Ende der Mühen in Sicht ist und es ab jetzt nur noch aufwärts gehen kann.

In diesem Sinne, einen schönen Sonntag…..

Sparwahn – eine ewige Baustelle?

Baumärkte scheinen ein sehr lohnendes Geschäft zu sein, allerorten sprießen sie aus dem Boden, die Werbung dafür im TV ist sehr oft zu sehen. Wie so oft, teilen sich die großen Konzerne die Gewinne und es gibt keinen kleinen Baumarkt mehr, sondern immer nur diese riesigen Dinger, die vor Angebot nur so strotzen.

Diese zeichnen sich meistens durch schlechten Service und überfragtes Personal aus. Bezeichnend ist z.B. dass das Personal immer an ihren Verkaufsinseln verharrt und irgendwie immer was zu tun haben. Manche von ihnen sind sehr freundlich, anderen merkt man jedoch ihre schlechte Ausbildung an. Sie sind unfreundlich, lassen sich auf den vorwurfsvollen Ton des Kunden ein, anstatt Höflichkeit zu bewahren. Manche sind fachlich überfragt, andere beraten schlecht und verkaufen einem immer das teuerste, aber nie das beste Produkt.

Wie so oft ist die Ausbildungsqualität ein politisches und gesellschaftliches Problem, denn der Eindruck drängt sich oft auf, dass billige Leiharbeitskräfte oder andere ungeschulte Menschen zu möglichst niedrigen Lohnkosten eingestellt werden. Diese sind also selbst ein Opfer, und anstatt sie auf Fortbildungskurse zu schicken und in die Menschen zu investieren, schauen die Inhaber großer Baumärkte anscheinend nur auf den Faktor Geld (und das sehr vordergründig, aber nicht nachhaltig genug, denn ein Baumarkt, der mit gutem Personal aufwarten kann, würde ich viel lieber benutzen als einen großen, unfreundlichen, anonymen, aber das nur am Rande).

Sprich: Wer in den Baumarkt geht, sollte sich auskennen oder zumindest jemand dabei haben, der sich gut auskennt.

Auch bei den einzelnen Produkten kann man diesen Sparwahn, der unsere Gesellschaft so tief-gehend erfasst hat, allerorten erkennen. In einem Regal gab es beispielsweise Entwässerungsrohre mit guter Qualität von einem renommierten Hersteller. Dieses Produkt lief mit der Zeit aus und wurde durch einen türkischen Hersteller ersetzt. Erst durch genaues Hinschauen ist uns das aufgefallen: Die neuen Entwässerungsrohre waren qualitativ nicht mehr so gut verarbeitet, wie die alten „Marken-Rohre“. Ein kleiner Aufdruck verriet uns dann den anderen Hersteller-Hintergrund.

Der Preis, für den Kunden gut sichtbar am Warenkorb zu sehen, blieb aber der Gleiche! Das bedeutet nichts anderes, als dass der Zwischenhändler nun das gleiche Produkt zu weniger Geld einkaufen kann, aber den unveränderten Preis an den Kunden weiter gibt und den Zwischengewinn in die eigene Tasche stecken kann.

Dies ist ein sehr schönes Beispiel, wie die Globalisierung und die möglichen Kosteneinsparungen nicht an den Verbraucher (also den Menschen selbst) weitergegeben werden, sondern im Kanal der Mächtigen, nämlich der Zwischen- und Großhändler, versickern.

Im schwierigen Bereich der Milch- Wirtschaft ist ja derzeit ähnliches zu beobachten.

Die geballte Marktkraft der Großhändler ist für den Verbraucher also nur begrenzt von Vorteil.

Dazu kommt nämlich, dass bei den Produkten durch diesen Kostendruck meistens auch die Qualität sinkt und was offensichtlich so ein schönes Schnäppchen ist, offenbart beim genauen Hinschauen einfach nur schlechte Qualität.

Das bedeutet auf der Baustelle dann nichts anderes als abgebrochene Dübel oder Schrauben (wir berichteten) und höheren Zeit- und Verarbeitungsaufwand durch schnellen Verschleiß und Planungsunsicherheit.

Auch die Sicherheit kann betroffen sein, gerade wenn man elektrische Geräte von mangelnder Qualität kauft und z.B. der Rückstell-Mechanismus eines Kreissäge-Schutzes nicht mehr funktioniert oder ähnliches.

Die Baumärkte werben oft damit, dass der Kunde Geld durch Eigenleistung sparen kann. Auch dies ist richtig, allerdings darf „der Kunde“ nie vergessen, dass auf der Baustelle meistens alle Gewerke erforderlich sind, wobei allein der Beruf des Trockenbauers schon drei Jahre erfordert ( und dabei noch nicht mal das Gipsen/ Verspachteln eingeschlossen) und auch die anderen Berufe/ Gewerke ähnliche Qualifikationen und Erfahrung verlangen.

Der Heimwerker hat am Anfang aber keine oder nur ein Bruchteil dieser Erfahrung und wer nur weiß, wie man eine Schraube richtig in die Wand dreht, ist noch lange kein „richtiger“ Heimwerker.

Gerade auch das Zusammenspiel der verschiedensten Aufgabenbereiche erfordert viel Planung, die man als Laie vorab nur schlecht leisten kann. Farb- und Raumaufteilungen gehören vielleicht noch dazu, oder wo welche Steckdosen hinkommen sollen. Die einzelnen Abläufe kann man aber nur durch Erfahrung und praktische Anschauungs-Werte ermitteln.

Richtig sparen lässt sich im Grunde nichts. Denn die Arbeit bleibt die Arbeit und den teueren Handwerker einzusparen, verlangt vom Heimwerker selbst einiges an Mehraufwand, Geld und Zeit.

Letztendlich muss man auch überlegen, dass den regionalen Handwerksbetrieben langfristig die Kunden wegbleiben, wenn alle Leute ihre Renovierungen selbst machen.

Wenn die Politik also schon Geld und Steuergeschenke verteilen möchte, dann sollte sie überlegen, wie sie die Anreize zur bezahlten Arbeit auf den vielen Privatbaustellen der Haushalte besser entlasten und fördern kann.

War da nicht mal etwas im Gespräch, dass man die Mehrwertsteuer für Handwerkerleistungen ermäßigen möchte?

Das wäre- meiner Meinung nach- ein guter Ansatz. Es würde die Menschen entlasten, die alles selbst machen müssen (dabei noch Unfälle riskieren und die Krankenkassen belasten) und es würde die Wirtschaft und den Mittelstand ankurbeln.

Der Ungerechtigkeitsvertrag

Nach der Bundestagswahl 2009 hatte ich noch über Twitter angekündigt, „mental in die Opposition“ zu gehen, aber wie das so üblich ist mit den eigenen Zielvorgaben, fallen sie schnell unter den Tisch. Zudem hat es nicht lange gedauert, bis mir die Worte vor Unglauben und Entrüstung, aber auch neugierigem Abwarten erstmal im Hals stecken geblieben sind.

Ich hatte die letzten Wochen leider nicht soviel Zeit zum Zeitungslesen, aber ein paar Dinge, sind doch bei mir hängen geblieben.

  • „Die Beiträge zur Pflegeversicherung sollen steigen!“
  • Abgaben für Müll und Abwasser sollen mit Mehrwertsteuer belastet werden, d.h. eine Kostensteigerung wird über die Hintertür an Verbraucher und kleine Leute weitergegeben (Wahrlich eine „Dreckssache“ !)
  • In Zukunft soll das Gesundheitssystem ent-solidarisiert und von den Unternehmen abgekoppelt werden, das ist wohl die größte, aber auch schlechteste Neuigkeit

Zudem wurde auf Spiegel Online eine schöne Zusammenfassung des Koalitionsvertrag mit Erklärungen und Interpretationen veröffentlicht.

Was aber stellt die laienhafte und politik-unaffine Bloggerin fest? Die ansonsten nur Klowände bemalt?

Es reicht nicht, dass wir in den letzten Jahren immer wieder unnötige Umbauten am an sich so guten und verlässlichen deutschen Gesundheitssystem hatten, nein nun wird es endgültig der Wirtschaft und den Reichen übergeben und das Prinzip Solidarität wird zukünftig entfallen. Die Tatsache, dass man den ungeliebten Gesundheitsfonds nun ein Jahr lang noch zähneknirschend weiterführt und mit den richtig dicken Bandagen erst 2011 aufwartet, zeigt die Brisanz die dahinter steckt (Bloß nicht am Anfang das Volk schon zu sehr verunsichern!).

Wie soll das gemacht werden? Wenn ich in Zukunft nur noch eine einheitliche Pauschale für die Gesundheit abgebe, entfällt die prozentuale Belastung.

Beispiel: Früher hatte man eine prozentuale („Solidarische“) Belastung, jeder zahlt einen Prozentsatz von seinem Einkommen.

Ich möchte hier im Beispiel zu Gunsten der Übersichtlichkeit ein wenig zusammenfassen und die kleinsten Details weglassen und runde Zahlen nehmen.

Das Bruttoarbeitsentgelt liegt bei 7 Prozent, berechnet wird aber nur bis 3.675 € (Bemessungsgrenze) Das ist die erste Ungerechtigkeit. Warum werden höhere Einkommen nicht herangezogen? Soll Gerechtigkeit irgendwann enden, wenn man nur ausreichend viel verdient? Allein das zeigt schon, dass die Belastungen sich hauptsächlich auf kleine und mittlere Einkommen verteilen.

  • Ein Chefingenieur mit einem Einkommen von 8.000 € zahlt
    demnach nur für 3.675 €, 7 Prozent, das sind 257,25 €
  • Ein Angestellter mit einem Einkommen von 3.000 € zahlt 210 €
  • Ein „kleiner Mann“ mit 1.000 € zahlt 70 €.

Jeder wurde auf Grund seiner Belastbarkeit belastet (Aber wie wir sehen, nach oben gedeckelt), was prozentual die gleiche Belastung darstellt und sich gerecht nennen darf.

Wenn nun eine Pauschale eingeführt wird, wird diese Rest-Gerechtigkeit auch noch über Bord geschmissen und die Prozentuale verdrehen sich zu Lasten kleiner Einkommen. Unser Beispiel:

Angenommen alle müssen nun den Mittelwert, also 257+ 210 + 70 = 537 / 3 = 179 € zahlen.

Der Chefingenieur: 179 durch 8.000 * 100 = 2,23 %
Angestellter: 179 durch 3000 * 100 = 5,97 %

Kleiner Mann: 179 durch 1000 * 100 = 17,9 % (( Prozent? http://www.brinkmann-du.de/mathe/fos/wieder03_01.htm p = W/G * 100))

Womit bewiesen ist, dass bei einer Kopfpauschale die kleinen Einkommen unverhältnismäßig hoch belastet werden, noch wesentlich mehr, als es heute schon ist. In Spiegel Online steht zwar, dass die niedrigen Einkommen mit einem „Sozialausgleich“ entlastet werden sollen, aber was heißt das schon? Der Staat stellt sich hier selbst ein Bein: Anstatt die Kosten solidarisch auf alle Schultern, vor allem die großen starken zu verteilen, wird den Reichen noch mehr Geld übrig gelassen und die anfallenden Lasten werden über Schulden finanziert. Wie sonst? Im Grunde ist das die schlechteste Art und Weise mit Geld umzugehen, vor allem innerhalb eines Gemeinwohls.

Aber wer denkt, dass das alles ist, der hat sich getäuscht. Die armen notleidenen Arbeitgeber, die alle so wenig Geld haben und von der schlimmen Wirtschaftskrise so schwer gebeutelt sind, sollen natürlich in Zukunft außen vor bleiben, ihr Beitrag wird „eingefroren“ das ist ein schönes Bild, denn es strahlt Kälte aus.

Lächerlich wird es auch in der Familienpolitik. 20 € mehr Kindergeld, toll mag jeder denken. Aber wer schon mal bei Ebay oder woanders einen Schulranzen gekauft hat, wird feststellen, dass man für dieses Geld gerade mal einen halben Ranzen, vielleicht nur einen Viertel bekommt (vor allem wenn die Kinder auch einen schicken Markenranzen haben wollen. und glaubt mir, diese Wünsche werden kommen.) Oder man bekommt ein halbes Schulbuch, vielleicht auch nur ein Drittel, denn es müssen ja immer die neusten Schulbücher sein, damit die Verlage auch noch ein wenig verdienen, die armen. Ach ja, und Essen für einen ganzen Monat muss auch noch bezahlt werden und Kleidung und Heizung und Strom.. aber mit 20 € ist das alles locker abgedeckt!

Nun, wir können ja über Steuern entlasten, aber oh Schreck… der Kinderfreibetrag, wer begünstigt den? Nicht doch unsere armen Besserverdiener? Die Antwort ist leider: ja.

So, nun haben wir schon ein paar Punkte, aber irgendwas fehlt doch noch? Schließlich hatte ich doch immer mal wieder feministische Themen hier im Blog. Achja, das Betreuungsgeld! 150 € will man für die Zurück Daheim Gebliebenen unters Volk rieseln lassen, die dann möglich zweckgebunden, also zur Kindererziehung verwendet werden sollen, vor allem wohl für diejenigen Familien, die sich die recht teure Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht leisten können, sprich die sozial Schwachen. Aber als ob man es geahnt hätte, versaufen und verrauchen „die“ doch alles , also muss man noch evaluieren, dass es auch richtig ankommt. Aber wie? Wir könnten ja ein paar Überwachungskameras installieren und die ordentliche Verwendung.. …

Wenn die Jugendlichen dann kriminell werden, erhöhen wir noch schnell die Jugendstrafe für Mord auf 15 Jahre. Nicht, dass sie noch eine Chance bekommen, sich zu re-sozialisieren. Wo kommen wir denn da hin? Noch mehr Steuerzahler, noch mehr starke Schultern? Nein, lieber gleich alle(s) kriminalisieren.

Oh , ein Filmfonds soll eingeführt werden, das ist mal was Neues. Warum keiner für geschriebene Kultur oder für Computerspiele? Hm ich nehme an, die geschrieben Kultur ist zu kritisch und schaut zu genau hin… und Computerspiele führen bekanntlich direkt in den Amoklauf!

Bei der Integrationspolitik gibt es regelrecht BAHNBRECHENDE Neuerungen: Die Islamkonferenz soll fortgesetzt werden. Punkt.

Auf die geplante Steuerentlastung freuen wir uns natürlich alle, denn endlich bringt der Weihnachtsmann man wieder Geschenke! Es bleibt nur die Frage: Wie soll das bezahlt werden? Lass mich raten: Mit Schulden…

Also doch den Strick….

PS:
Zu der Besetzung in den Ämtern will ich mich (vorerst!) zurückhalten, ein kritischer, gut beobachteter Seitenhieb von unseren holländischen Freunden wurde mir aber heute per Email zugestellt.  Vielen Dank an M.K. !

PS2: Das nächste Mal bitte wieder Rot-Grün wählen. Oder die Linken. Oder alle zusammen!

Sucht

Eine Sucht ist, wenn man etwas sucht, aber nicht mit dem Stoff glücklich wird, den man gerade konsumiert.

Sucht ist das genaue Gegenteil von Freiheit, weil man eben nicht durch die Dinge freier wird, die man konsumiert, sondern immer unglücklicher. Man koppelt sein Glück an die Quelle der Sucht und verbindet sich mit ihr.

Alles scheint nur noch auf die Sucht ausgerichtet zu sein. Es fängt meistens klein an und wird immer schlimmer. Typisch sind lange Verläufe, die umso schwieriger umzukehren sind.

Der Mensch ist anfällig für Süchte, manche mehr und manche weniger.

Süchte kann man aber – ohne Übertreibung – zu den schlimmsten psychischen Erkrankungen der Menschheit gezählt werden.

Buddhisten würden sagen, die Sucht ist das Kennzeichen für die innewohnende Gier im Menschen und dieses „immer mehr haben wollen“ ist die eigentliche Ursache für das Verstrickt-Sein in das menschliche Leid. Die Sucht ist also das Symptom für unser größtes Leiden, dem niemalsendenen Lebenskreislauf selbst.

Aber auch die Christen kennen die Askese und empfehlen ihren Anhängern nicht zu sehr in weltlichen Genüssen zu schwelgen, sondern die kurze Zeit, die man zur Verfügung hat, lieber sinnvoll zu nutzen. Z.B. durch Nächstenliebe.

Leider vergisst man das sehr schnell, vor allem in einer materiellen Konsumgesellschaft wie unserer, die den Konsum zu ihrem eigentlichen Gott erhoben hat und das andere, Spirituelle – völlig verblassen lässt.

Es gibt so schöne Zahlen über die Verbreitung von Nikotin – oder Alkoholsüchtigen in Deutschland, diese sind so erschreckend hoch, dass man von Volksdrogen spricht. Ebenso die zahlreichen Medikamente, die man gegen Ängste, Depressionen, und andere „Symptome“ nehmen kann, die eigentlich darauf deuten, dass etwas grundlegend falsch läuft, denn ein Symptom ist nichts anderes als ein Schmerz, ein Zeichen. Leider verdienen viele Firmen gut an solchen Glücklichmachern – mit der Krankheit und der Unfähigkeit von anderen lassen sich sowieso immer die besten Geschäfte machen. Daher tut sich gesellschaftlich auch nichts, wir sind alle im Leiden verstrickt und keine Veränderung entsteht. Alle hängen mit drin und innere Wandlung (durch Erkenntnis und praktische Taten) braucht Zeit und ist nur wenigen gegönnt. Richtiges, inneres Glück ist selten.

Es gibt Leute, die sind anscheinend anfälliger für Süchte als andere, aber nur weil man anfällig für etwas ist, heißt es nicht, dass man der Sucht auch erlegen sein muss!

Manche Süchte werden z.B. über den Dopamin-Rezeptor geregelt, das ist sowas wie ein hauseigenes Belohnungssystem und es funktioniert ganz simpel: Ich nehme etwas zu mir und mein Belohungssystem wird getriggert, es stellt sich mit der Zeit darauf ein und immer mehr Rezeptoren bilden sich. Unser Gehirn lernt mit der Zeit, dass es nur noch von einem bestimmten Stoff ein Glücksgefühl erhalten kann und wir werden davon abhängig.

Der Griff zur Zigarette ist dann ein innerer Zwang, oder auch die Kaufsucht, die immer wieder das Gleiche stimuliert, aber doch nichts neues bringt. (Das Neue ist nur die Hülle, aber kaufen oder konsumieren alleine macht nicht glücklich). Haben oder Sein?

Meistens ist die Sucht ein Pakt mit dem Teufel und ein Handel zu den eigenen Nachteilen. Es gibt keine „positive Sucht“. Sucht an sich ist ein Zeichen von Krankheit und De-Regulierung der menschlichen Ganzheit. Der glückliche Mensch macht sich von allen Substanzen und Dingen frei. Er lebt das Leben so wie es kommt, kontemplativ- er reißt es nicht an sich.

Der glückliche Mensch kann die Quellen seiner Sucht sublimieren, aber er erreicht das nicht unbedingt dadurch, indem er sie immer wieder konsumiert. (Wobei das groteskerweise ein Mittel sein kann, zumindest bei den schwächeren Süchten, die nicht substanzgebunden sind)

Man muss unterscheiden zwischen den Substanzen, die man zu sich nimmt. Meistens kann man eine starke Sucht durch eine schwächere ablösen und so mit der Zeit immer freier davon werden.

Leider ist die Sucht unerbittlich und wenn man nicht darüber nachdenkt, wird man den Teufelskreis nie durchbrechen können. Es ist eine Endlosschleife. Immer von vorne, immer von vorne, immer von vorne…

Man sollte sich stets für das kleinere Übel und die nicht so schlimme Sucht entscheiden, man sollte aber nicht zuviel faule Kompromisse eingehen.

Sei streng mit dir selbst und beobachte dich ständig.

Die Substanzen (egal welche, alles was süchtig macht) zerstören dein Gehirn und machen dich dümmer und handlungsunfähiger. Wer süchtig ist, kann in ein Abwärtsstrudel geraten. Mit der Zeit wird alles für die Sucht geopfert, Geld, Freunde, Hobbys, Zeit, Vertrauen, Respekt.

Nur wenige finden wirklich heraus. Von alleine schon gar nicht.

Aber wer reicht dem Süchtigen die helfende Hand-

Wenn er sie wirklich braucht?

Symptomatisch

Nur 2030 Google-Hits bei „Karrieredenken krankhaft“

3.510.000 Treffer bei „Sich durchsetzen“

30.900.000 Treffer bei „Erfolg“

Symptomatisch?

Wer sich in dem Ganzen verstrickt hat, dem ist folgendes Buch zu empfehlen:

Warnsignale des Körpers“ Körperliche Beschwerden ganzheitlich erkennen und heilen. (Ausführliche Buch-Vorschau.)

Denn wir lösen nicht, was wir nicht erkennen.

Persönliche Twitter-Analyse

Heute schreibe ich mal wieder einen Blogeintrag, einfach so, weil ich jetzt ein paar Tage nicht geschrieben habe.

Ich lese gerne bei Blogs mit, bei denen ich das Gefühl habe, dass regelmäßig geschrieben und auch eine echte Person hinter den Gedanken steht.

In den letzten Tagen habe ich die Medien Twitter, Facebook und Blogs mal wieder intensiver untersucht und ich schwanke immer so zwischen Verachtung, Ablehnung, Interesse und Neugierde.

Twitter z.B. ist ein sehr interessanter Dienst und man könnte ihn für soviel nutzen. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass doch sehr viele Leute nicht das schreiben, was sie denken und eine perfekte Maske präsentieren.

Man liest sehr viel darüber, was die Leute so arbeiten, was für ein tolles neues Handy sie sich gekauft haben- aber von Tiefgang und echten menschlichen Problemen fehlt leider jede Spur. Warum liest man nicht oder nur selten ein „Das Baby hat mir gerade auf die Schulter gekotzt“- oder „habe meine Tage und keine Lust auf die Arbeit“ oder „Schon wieder Streß in der Beziehung“. Warum liest sich der Großteil wie Plastik und Hochglanzbroschüre mit ein wenig seichtem Humor?

Es ist ja auch klar: Wer will schon wirklich über sein Seelenleben schreiben, wer gibt gerne zu, Probleme zu haben oder in diesem oder jenem Bereich nicht mehr weiter zu wissen? Das wirklich Menschliche ist bei Twitter versteckt und man muss es lange suchen. Genauso stelle ich mir den Berufsalltag und die menschliche Sphäre im echten Leben vor. Nur dass man vielleicht noch etwas menschlicher als in Twitter sein kann. Es hört ja keiner mit! Twitter hingegen verbreitet dieses ständige Gefühl alles jedem sagen zu müssen und doch nicht gehört zu werden. Burn-Out und Sucht-Effekt inklusive!

Was mich zudem nervt, ist die nach wie vor niedrige Rücklaufquote. Man kann die Leute noch so oft anschreiben, wenn sie nicht antworten wollen, antworten sie nicht.

Dabei ist das ein ganz einfacher Mechanismus:

– ich lese, was andere so schreiben
– ich überlege, womit sie sich beschäftigen, was ihre Interessen sind
– wenn ich mir einig bin, dass mir derjenige zusagt, dann…
– schreibe ich jemanden an (reply) oder sende eine „Direct Message“
– es kommt etwas zurück, ein Kreislauf und Austausch entsteht
– ich merke mir die Person positiv und ein Netzwerk entsteht

– wenn keiner antwortet, stehe ich blöd da, weil

– will die Person keinen Kontakt mit mir?
– hat sie im Moment einfach nur keine Zeit?
– Nerve ich die Person?
– soll ich es nochmal probieren?

Wenn jemand gar nicht antwortet, probiere ich es höchstens noch einmal, bei ganz wenigen auch öfters, aber: Wenn jemand dauerhaft nicht reagiert, kann natürlich keine Freundschaft und kein Austausch entstehen und das ist schade.

Ich weiß nicht, wie sehr die Leute darauf achten, dass man selbst viele Follower hat. Also eigentlich ist es ja unwichtig, aber ich könnte mir vorstellen, dass das für einige doch sehr wichtig ist und man nur etwas „wert“ ist, wenn man eine bestimmte Follower Zahl „vorweisen“ kann (Ähnlich wie das Bankkonto, da gibt es schon Ähnlichkeiten, aber das gibt bestimmt keiner zu).

Durch diese Tatsache und die niedrige Rücklaufquote entsteht ganz einfach die Erkenntnis: Man muss sehr intensiv und viel Zeit mit dem Medium verbringen und unter Umständen sehr lange suchen, bis man die richtigen Kontakte gefunden hat.

Erkenne Dein Profil

Wenn man keinen Ruf im echten Leben aufgebaut hat und auch sonst kein „richtiges“ Ziel verfolgt, wird es schwer für die Menschen zu erkennen, warum sie einem denn überhaupt folgen sollen.

Um also bei Twitter erfolgreich zu sein, benötigt man ein Konzept, eine Idee für die eigenen Tweets, ein Rahmenprogramm. Es ist vielleicht auch gar nicht so schlecht, von „Profil“ zu sprechen, aber nicht von Profilneurose, sondern eher von Schärfung des eigenen Profils.

Es wird auch sehr schwierig werden, alles abzudecken, man muss sich schon auf etwas festlegen. Und je stärker die Nische ist, die man gewählt hat, desto eher werden die Leute auch wieder abspringen oder nicht mit einem warm.

Wenn jemand einen festen Beruf hat, dann scheint mir das sehr einfach: Hier bloggt und twittert der Verwaltungsingenieur soundso und alles was mit seinem Leben zu tun hat, kommt in die Tweets. Das könnte dann sein:

  • Er steht morgens auf und sagt: So jetzt Kaffee, dann Arbeit
  • Mittags wird über die Probleme im Büro geredet oder in der Pause auf Technikseiten gesurft
  • abends dann Musik-Tipps oder was man so isst
  • später evt. noch Fernsehempfehlungen

So in der Art laufen viele Tweets, die ich mir so angeschaut habe.

Sehr stark im Kommen sind anscheinend auch Firmen, vor allem kleine Mittelständler, die das Medium Twitter benutzen, um ihre Außenkontakte zu pflegen.

Wo aber bei all dem, will ich stehen?

So ganz recht weiß ich es noch nicht. Sich als Künstlerin oder Schriftstellerin zu vermarkten und ein Image aufzubauen, könnte nicht schlecht sein. Dann braucht man aber auch eine Marke im Hintergrund oder eine Firma und Produkte, die man vertreten möchte.

Wenn man da ganze immer nur so mal privat macht, dann fehlt der Zug und die Entschlossenheit und am Ende bleibt wieder nur der legendäre Gemischtwarenladen.

Sich ehrenamtlich zu engagieren und über Missstände aufmerksam zu machen, halte ich ebenfalls für gut. Das kann man immer mal so nebenbei machen, um den Geist für solche Dinge aufrecht zu halten. Ob es jetzt Armut, Emanzipation, Gleichstellung, Integration oder andere Themen sind: Im Grunde kann man zu allen Dingen seinen Senf abgeben und Links posten.

Die Kleinheit und Knappheit von Twitter ist zugleich seine Stärke, denn es ist universell.

Aber man braucht ein Konzept und das bildet sich erfahrungsgemäß erst dann, wenn man auch viel getwittert hat und herausbekommt, welche Themen sich am besten eignen. Wofür man steht, was man „nach außen“ vertreten will.

Twitter ist das Praxistool für die ersten Gehversuche in der Öffentlichkeitsarbeit. Twitter vergisst schnell und belohnt einen sofort, wenn man etwas richtig gemacht hat.

Das macht es auch für Anfänger sehr leicht zu handhaben.

Ebenfalls mag ich an Twitter, dass es den Menschen schult kurz und prägnant zu denken. Nicht selten erwische ich mich in der letzten Zeit dabei, im Bad, beim Putzen oder in anderen nicht gehirn-intensiven Tagesabschnitten heftig in der Twitter-Weise zu grübeln und mir meine Gefühle und Gedanken in nur wenige, aber dafür intensivere Weise zu formulieren.

Gehirn-Biologisch ist das für mich der bis jetzt größte Gewinn an Twitter. Das Menschliche vermisse ich nach wie vor und zuviel Zeit will ich nicht im virtuellen Meer verbringen. Sonst versinke ich evt. noch.

Mein Twitter läuft so, wie ich bin.

Und Deins?

Die Mondoberfläche

Passender Song zum Text: Hotel California

Ich gehe durch die Felder, durch die Weiten einer Mondoberfläche. Braune, inhaltsleere und in Reih und Glied sortierte Erdklumpen lachen mich an. Nur vereinzelte Grashalme trauen sich, die Disziplin dieser Regelmäßigkeit zu durchbrechen.

Noch mutiger sind die wenigen Blumen, die sich dazwischen mischen. Unscheinbare Blumen, mit kleinen blauen Blüten. Das bunte Blättermeer überwiegt – und der kalte Wind. Saftig rote Hagebuttenbeeren warten darauf, vom Passanten gepflückt und probiert zu werden. Als Kinder haben wir Juckpulver daraus gewonnen.

Hier ist niemand, nur durch eine weit entfernte Autostraße bekomme ich mit, dass es da draußen noch eine andere Welt gibt, für die es sich zu hetzen lohnt. Ich habe keine Lust auf diese Welt, meine leise Welt gefällt mir viel besser. Diese Welt ist frei von Hass, von Anfeindungen, Neid und Intoleranz.

Die Natur scheint stehengeblieben zu sein. Das kleine Dorf mit den wenigen Einwohnern liegt ganz ruhig in der Senke, nur aus einzelnen Schornsteinen steigt emsig der Rauch. Menschen sind hier nicht zu sehen, die meisten sind bei der Arbeit oder sitzen drinnen vor einem warmen Ofen und lesen ein Buch.

Auch das Schaf, dass mich die letzten Tage noch freudig begrüßt hat, sehe ich heute nicht. Ganz allein steht es da Tag für Tag auf der Wiese, ganz alleine, dabei ist es noch nicht einmal schwarz.

Die Pferde durften sich auf dem Rücken des kleinen Weidehügels sonnen und schauten hin und wieder vom Kauen auf und betrachteten aufmerksam die schnell laufende Spaziergängerin mit dem kleinen Hund.

Aber heute- sehe ich auch keine Pferde mehr. Der Anhänger vor ihrem Stall steht noch immer, unbewegt und nur die kleine Klappe steht seit Tagen offen, so dass ich immer zuerst denke, da tut sich was.

Aber die Zeit steht still, hier auf dem Land.

Als ich an der Spitze des Hügels ankomme und von der Steigung etwas außer Atem bin, halte ich kurz an und überblicke die ganze Landschaft- wie eine sanfte Welle ergießt sie sich über die Erde. In der Ferne die weißen Riesen, die die Windenergie einfangen und für den Menschen nutzbar machen sollen. Groß, anmutig, weiß und gut- aber doch nicht geliebt und von noch mächtigeren Brüdern an die Ecke gedrängt und klein gehalten. Man sieht die Zukunft, in den Köpfen die Vergangenheit.

Es ist hier wie im Mittelalter, denke man sich die Überlandleitungen und die Arbeiten aus Beton oder Metall einfach mal weg.

Mittelalter im tiefsten Germanien.

In dem Land, das schon immer etwas kritisch gegenüber der Einwanderungsthematik gesinnt war. Ein Land, dass allen Aufklärungskampagnen und Gutmenschen zum Trotz den Ruf hat, rassistisch zu sein. Ist es das selbe Land, von dem wir hier reden? Das Land unserer Väter und Mütter? Ist es das Land, das wir lieben? Oder benutzen wir unser Land nur zu unserem Vorteil und um uns zu profilieren?

In der Nachbarschaft habe ich heute einen kleinen schwarzen Jungen gesehen. Er gehört zu einer größeren Gruppe von Afrikanern, die in diesen Tagen eingezogen sind und sich über das Dach über dem Kopf freuen, was ihnen die Gemeinde zur Verfügung stellt. Der andere nette Nachbar mit seinem Traktor hat beim Umzug geholfen, ein anderer, ein Handwerker schaute nach dem Rechten. Hier ist die Welt noch in Ordnung, auf meiner kleinen Mondoberfläche.

Ich schaue nach oben und sehe eine keilförmige Formation von Vögeln. Sie schreien, sie rufen sich bei dem Namen, sie treffen und sammeln sich. Sie fliegen in den Süden.

Die Vögel halten zusammen.

Und – sie sehen glücklich aus.

Die schöne Seite des Feminismus

Oder: Warum Männer immer Fernsehen und Frauen immer Haushalt machen müssen

Zur Zeit lese ich das Buch „Wir Alpha-Mädchen“  mit großem Interesse. Dies ist ein relativ neues Buch, geschrieben von drei jungen Frauen, über den Feminismus einer neuen Generation (zu der ich auch gehöre). Gleich vorneweg: Es ist sehr gut geschrieben, eingänglich und leicht zu verstehen und auch für wenig-Leser oder nicht vor-gebildete Leute zu lesen. Es kommt mit erfreulich wenigen Vorurteilen und mit noch weniger Männerhass aus.

Im Grunde wundert es mich sogar, wie fair die Autorinnen das Thema Männer behandeln und wie sehr sie betonen, dass sie Feminismus mit den Männern und nicht gegen sie führen wollen.

Ich empfinde das als ein wenig weichgespült und nicht scharfzüngig genug. Das Buch „Bitterfotze“  (welches ich mit Freude in einem Rutsch von vorne bis hinten durchgelesen habe) ist hier viel eindringlicher und bringt die Verzweiflung und die Minderwertigkeitskomplexe einer jungen Mutter, die von der Gesellschaft und den Männern im Stich gelassen wurde, viel besser auf den Punkt.

Auffällig ist- am Rande bemerkt- wie wenig Kundenrezensionen für beide Werke vorhanden sind und wie man den wenigen Meinungen dazu die Vorbehalte gegenüber eindeutiger Frauenliteratur doch deutlich anmerken kann.

Ich persönlich denke, die Zeit ist ganz einfach reif für einen neuen Feminismus und es wird endlich Zeit, dass sich viel mehr junge Frauen dafür interessieren und sich im Sinne eines starken Feminismus für die Gesellschaft einsetzen. Es ist mein zentrales Leitthema für mein derzeitiges Blog und sehr viele meiner Gedankengänge lassen sich letztendlich darauf zurückführen. Feminismus ist ganz einfach ein zentrales Zukunftsthema.

Warum aber ist der Feminismus so schwer an den Mann, bzw. die Frau zu bringen und warum sind die sichtbaren und unsichtbaren Widerstände noch immer so groß?

Zuerst glaube ich, dass es ein grundlegendes Erkenntnisproblem über den Feminismus und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft gibt. Wir haben uns alle viel zu sehr an ein einfaches und bequemes Rollenbild gewöhnt, dass uns tagtäglich von Millionen Bytes über die Medien an den Esstisch und ins Wohnzimmer transferiert wird: Die Fernsehbilder: Voll davon. Zeitungen und Anzeigen, Werbung und Kataloge: Meistens Frauen in nackten Posen und im Hintergrund von männlichen Konzernchefs in Auftrag gegeben. Redakteure von konservativen, großen, einflussreichen Zeitungen? Lesen sich alle wie Männernamen.

Politik? Noch immer eine Männer-Domäne, gerade auch in der Kommunal – und Landespolitik. Gut bezahlte Jobs und Führungsebene? Männersache. Computerspiele? Jungs-Spielzeug. (das ist wohl einmalig in der Geschichte menschlicher Kultur, wenn man sich Höhe der Umsätze und Kosten der Entwicklung für dieses Medium ansieht. Wie kann es sich eine ganz Industrie noch immer leisten, 50 Prozent des Marktes zu ignorieren?).

Erziehung, Kochen und Familie? Lasst das mal die Frauen machen… „Das war doch schon immer so, da kann man nix machen!“

Alles Ausreden.

Dass unsere Gesellschaft noch immer ein von den Männern dominierte und gelenkte ist, wollen die wenigsten wahrhaben.
Wo nichts wahrgenommen wird, muss man nicht ändern. Wenn ich Ohren, Mund und Augen zuhalte, brauche ich die Welt und ihre Probleme nicht.

Doch, wo immer ich auch hinschaue, überall erkenne ich die Symbole und Zeichen einer männlichen Welt und einer unterdrückten, bzw. weniger wichtigen und auf das Haus und Heim reduzierten Weiblichkeit. Es muss keine offene Ablehnung gegenüber dem weiblichen Prinzip, keine sexuelle Belästigung und keine blöden „Frauenwitze“ sein. Nein, die Zeichen sind oft subtiler, aber genauso gut zu spüren.

Das Schlimmste am Nicht-Feminismus ist die Tatsache, dass Frauen noch viel zu gerne andere Frauen bekämpfen oder ignorieren. Egal, auf welcher Plattform ich unterwegs bin, ob Twitter, Facebook oder in den Blogs: Immer sind die Männer in der Überzahl, nie (oder nur sehr selten) melden sich junge, mutige Frauen zu Wort. Und wenn mal eine besonders kämpferisch ist, dann kann man regelrecht sehen und spüren, wie der Hass gegen sie aufschwillt und sich in übelsten Beschimpfungen, in Ignoranz oder ähnlichem ergießt. (Vor allem dann, wenn sie sich nichts gefallen lässt).

Große Reden in der Öffentlichkeit schwingen, Trends bestimmen und die Zeichen der Zeit verwalten? Scheinbar alles eine Männerdomäne. Frauen dürfen sich auf die Erziehung und das Kochen beschränken, das ist schließlich auch ein weites Feld und bietet viele intellektuelle Herausforderungen….

Wenn ich über den Feminismus rede, kommen immer als erstes, erboste, moral-und anstandshütende Männer und melden sich zu Wort. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aussage, die ich über den Feminismus treffe, irgendwie von einem Mann schlecht geredet wird, liegt im Verhältnis dazu, dass eine Frau sich meldet und mich in dem bestärkt, was ich äußere, bei gefühlten 90 Prozent!

Das alleine finde ich schon sehr erstaunlich. Es zeigt mir aber, dass ich mit dem Feminismus auf dem richtigen Weg bin und dass er in Wahrheit eine viel größere Welt und Schieflage offenbart, als ich selbst am Anfang gedacht und geglaubt habe.

Jedes gesellschaftliche Phänomen lässt sich auf Menschen und ihre Entscheidungen zurückführen. Jede Gesellschaft und jeder Mensch ist aber auch von der Geschlechtlichkeit und letztendlich den Unterschieden in der biologischen Identität, im Sexualleben, im Empfinden und der Weltanschauung geprägt. Geschlechterfragen sind auch immer Biografiefragen, das macht sie so empfindlich.

Wenn Frauen z.B. Karriere machen wollen, geht das nur selten über ein „weibliches Machtstreben“. Wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sie ein gutes Stück ihrer Weiblichkeit ablegen und die Regeln der Männer lernen. Warum ist das so?

Warum lernen nicht einfach die Männer die Regeln der Weiblichkeit und wenden sie an? Damit sie bei weiblichen Chefs z.B. einen besseren Posten kriegen? Unvorstellbar? Warum?

Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Veränderungen kann man nicht ohne Scharfzüngigkeit, Entschlossenheit oder Nachdruck durchsetzen. Man braucht die Einsicht, aber auch die Kraft und das Durchhaltevermögen, wenn man etwas ändern möchte. Jede Frau, aber auch jeder Mann muss erkennen, warum ein positiver Feminismus gut für die Gesellschaft ist. Dies ist ähnlich wie die Arbeit der Grünen gegen die Atomkraft, oder die Proteste gegen Tierversuche, Armut und ähnlichen Problemen eine gesamt-gesellschaftliche und somit eine ehrenvolle Aufgabe, an der jeder mitwirken kann.

Die Medien bieten keine Inhalte zu Frauenthemen, zu Ungleichheit und die Emma hängt euch zum Hals raus? Dann schreibt in euren Blogs. Schreibt über die Ungerechtigkeit. Schluckt sie nicht einfach herunter!

Es geht nicht darum, mit den Männern eine neue Außenseiterrolle zu erschaffen und es geht nicht darum, dass frustierte und sex-lose Frauen ein neues Feindbild erhalten. Das wäre alles viel zu einfach und es ist schlichtweg falsch.

Es geht um Veränderungen in jeder persönlichen Biografie. Es geht um mehr Autonomie, um neue Rollenbilder und die Freiheit, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden, ohne dafür geächtet zu werden.

Es geht letztendlich auch und vor allem um den richtigen Dialog zwischen den Geschlechtern, den freiwilligen, liebevollen Umgang in den Beziehungen und den Familien. Es geht um das Zusammenwachsen von Familien auf der Basis von Werten. Hier brauchen wir den Feminismus. Der Feminismus rettet die Familien, die Ignoranz gegen ihn, zerstört sie.

Es geht letztendlich auch um Frauen, die von Männer gezwungen werden, Kopftücher zu tragen, es geht um Frauen, die nicht nach draußen dürfen und nicht bestimmen, wen sie morgen heiraten wollen.

Aber es wäre auch blind zu meinen, wir in Deutschland brauchen nun keinen Feminismus mehr und alles sei in Butter…

Abtreibungen z.B. sind in Deutschland noch immer illegal und nur mit Sonderregelungen zu erreichen. Die Frau hat de fakto noch immer nicht das volle Recht über ihren Körper.

Und wieviel Prozent der Frauen unter 30 nehmen die Pille und übernehmen somit die Verantwortung über die Empfängnisverhütung? Es sind 70 Prozent! (( Quelle: Wir Alphamädchen )) Warum nicht die Männer zur Verantwortung ziehen und das Ganze „Befruchtungsunterbindung“ nennen? Zu kompliziert? Warum?

Sind die Frauen schuld an der ungewollten Empfängnis oder sind die Männer schuld am verbreiteten Samen? Ansichtssache.

Die Frauen, eingestellt von der Pille, schaden ihrem Körper und lassen sich von Medikamenten leiten, anstatt dass die Männer einfach einen Kondom nehmen würden.

Und jetzt sagt bitte nicht, dass man mit dem Kondom nicht soviel fühlen würde….

Sagt mir bitte nur, dass der Konzernchef der Pillenfirma ein Mann ist. Das würde ich nämlich viel eher glauben. 😉

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