Sorgen und Sicherheitsbedürfnis

Zur Finanzkrise hab ich bisher nur wenig geschrieben. Meine Meinung ist eigentlich recht einfach, aber es ist nur eine Meinung, also nehmt es bitte nicht persönlich.

Ich denke, es wird alles maßlos übertrieben. Die Medien haben endlich wieder ein Top-Thema, die fleißigen Redakteure und privaten Stammtisch- Politiker haben wieder ihr Feindbild par excellence, den bösen, bösen Manager. Ach und ich hab´s fast vergessen, die bösen Konsum-Geister, die nur kaufen, aber keinen sonstigen Lebensinhalt haben.
Das ist das Blöde an der deutschen Gesinnung. Niemand gönnt dem anderen etwas, Erfolg wird bestraft, die Gesellschaft bremst sich durch rückständiges und spießiges Denken selbst aus. Sendungen wie „Deutschland adé“ (oder wie die heißen) haben Hoch-Konjunktur, Deutschland gilt bei vielen Menschen, vor allem den gebildeteten und reichen schon lange nicht mehr als Top-Lage.

So ein unsinniges Denken führt zu Selbstzerstörung und es ist eine traurige, negative Eigenschaft, die man als „Krankheit“ bezeichnen darf.

Jeder Mensch will Sicherheit, aber die Deutschen haben anscheinend ein „angeborenes“, besonderes Sicherheitsbedürfnis. Sicherheit kann im Extremen aber schaden und das Wachstum (siehe vorheriger Artike) ausbremsen.

Was den Deutschen im Moment am meisten fehlt, das ist positives Denken und die Fähigkeit, sich über Kritik und Zweifel hinwegzusetzen. Glaubt mir, dass ist eine sehr persönliche Sache, aber jeder kann das im Grunde „üben“. Was bringt es denn, immer alles so negativ zu sehen? Im Grunde wird man nur von der negativen „Strahlung“ anderer angesteckt, übernimmt irgendwann diese Meinung und passt sich wohl oder übel an. Was soll das bringen?

Was Deutschland braucht, sind positiv denkende Menschen wie Barack Obama, Menschen mit einer Vision und einem klaren Ziel.

Leider ermöglicht unsere Parteien- und Politikstruktur auf Grund der Nazi-Vergangenheit es nicht, dass einzelne Menschen soviel Macht wie in einer Präsidialdemokratie erlangen. Das ist unsere Bürde, mit der wir wohl leben müssen. Hierzulande wird immer alles ausdiskutiert und föderal entschieden. Es gibt sehr viele Parteien, nicht nur zwei und so ist es kein Wunder, dass ständiger Zwist und Uneinigkeit herrschen. Kommen dazu noch menschliche Dünkel (wie z.B. in Hessen) und rückständiges Denken dazu, ist es für Deutschland sehr leicht, in jetziger Lage den Anschluss zu verlieren.

Die soziale Gerechtigkeit-Debatte schwebt noch über allen, viele haben die Entwicklungen der letzten Jahre, die Hartz-Gesetze und diese Dinge nicht vergessen. Der Kapitalismus muss sich neu erfinden und ich denke, nicht wenige Menschen wären auch bereit, neue Strömungen in ihre Vorstellungen zu lassen. Aber ich bezweifle, ob es nur mit der reinen Umverteilung von Kapital reicht, ob das wirkliche Gerechtigkeit ist?

Überlegt mal, wenn ich jemand etwas durch Steuern wegnehme, was der sich wiederum durch Arbeit und Fleiß erarbeitet hat, ist das auch nicht gerecht, aber darüber redet nur keiner. Wir nehmen immer die einfachsten Leute als Maßstab, als seien sie alleine der Pegel, an dem sich die ganze Gesellschaft zu messen hat. Umgekehrt sollte es sein, wir sollten stolz auf Eliten und Leistungsträger sein, diese gezielt fördern und Anreize für Leistung und Arbeit schaffen. Es ist nicht so, dass sich die Arbeit von alleine macht. Das ist für mich die große Ungerechtigkeit, dass nur einseitig Mitgefühl und Sorge verteilt wird.

Der Erfolg einer Gesellschaft wird nicht durch die Arbeitslosen, Ausländer und auch nicht die Superreichen alleine besitmmt, sondern durch die richtige Mischung von allen. Durch die ausreichende Herstellung einer sozialen Homogenität, bei dem gleichzeitigen Bieten von echten Chancen auf Aufstieg. Nur wo echte Chancen auf Aufstieg bestehen (und das Erhöhen von Arbeitslosengeld und ähnlichem ist kein Aufstieg, im Gegenteil) und Gerechtigkeit durch Bildung und ähnliche Förderungen bestehen, kann ein Land gerecht bleiben.

Das Denken von Einzelpersonen und Massen ist entscheidend. Deutschland wird auch am Stammtisch, dem Zeitungs-Computer, in den Blogs und in den Foren regiert. Hier bildet sich die Meinung. Und die Meinung führt zu Entscheidungen.

Psychologisch würde ich sagen: Die meisten Menschen haben ein ernstes Problem, es ist ihr Denken. Es wird Zeit, genau an diesem Denken anzusetzen.

Wachstum und Veränderung

„Ach schon wieder ein neues Theme? Julia, bist du das in der Sonne… oder ist das nur eine fiktive Figur?“

Ich höre die Leute schon reden und über mein neues Layout lästern. Wenn es etwas gab, für das ich oft (sehr oft, mehr als alles andere) kritisiert wurde, dann war es mein Wankelmut im Webauftritt. Seit den acht Jahren meiner Arbeit daran habe ich immer stets alles geändert. Inhalt, Aussehen, Struktur, Technik. Bis auf die Domain ist nie etwas gleich geblieben. Am Anfang hat sich die Startseite beinahe täglich gewandelt (es gab damals noch kein „Blog“), später wurde es weniger. Zwischenzeitlich bin ich beim Blog geblieben und habe den Rest rausgeschmissen. Auch andere Domains wurden wieder gelöscht. Übrig geblieben ist- erschreckenderweise nicht viel, alte Inhalte kann man nicht mehr online beziehen. Ich habe mal überlegt, eine CD mit den alten Sachen rauszubringen, aber würde das wirklich jemand interessieren? Ich betrachte meine Webseite wie ein Malblock und da kommt halt ab und zu ein neues Blatt drauf, wenn es vollgekritzelt ist. So bleibt man auch innerlich immer frisch und kann neue Ideen umsetzen.

Aber vielleicht ist gerade die Tatsache, dass ich nichts bewahre und immer nach vorne denke (eine typische Widder-Eigenschaft übrigens…) auch der Grund, warum es manche Leute verurteilen oder kritisch sehen: Die Freunde des Konservatismus.

Oder auch, die begründete Angst, dass etwas verloren geht, was ja auch geschieht. Allerdings braucht man die Veränderung, den Fortschritt. Wer sich immer nur an altes klammert, wird daran zerbrechen und mit dem alten Schiff untergehen. Man muss nach vorne denken und neue Wege gehen, das ist die traurige Wahrheit des Lebens. Nichts kann man für immer halten. Keinen Mensch, keine materiellen Güter, und auch keine Webseite. Das Leben ist Prozess, Fortschritt und Bewegung. Wasser muss fließen, sonst wird es faulig.

Also lohnt es sich auch nicht, zu klammern und stur bei einer Sache zu bleiben. Flexibilität ist eine Tugend. Mut, Fortschritt, Innovationsfreude, die Grundlage für jegliches Wachstum. Daher ändere ich immer alles. Ich will nicht stehenbleiben.

Wie die Richtung jetzt im Einzelnen ist.. ob in die Breite, die Höhe… mehr Geld, mehr Links, mehr Freunde oder nichts von dem —-das ist wiederum eine andere Frage. Jeder Mensch erschafft sich jeden Tag neu. Das ist das Schöne am Menschsein.

Kunst im Wechsel zwischen Privatem und Objektivem

Was aber ist die Aufgabe der Kunst? Warum schreibe ich so einen Text, wie den letzten, eine fiktive Geschichte?

Und was ist die Rolle des Privaten bei all dem?

Warum gehen die Leute ins Theater, warum schauen sie einen Film?

Der gute Künstler ist wie ein Medium, er formuliert und formt seine inneren Gedanken, Bilder, Skulputuren.. er schlüpft in Rollen, er spielt, er probiert aus, er ist frei. Die Kunst ist das Objekt und das Subjekt zugleich, sie ist der Rahmen, die Sprache, der Inhalt, um den es geht.

Genau genommen ist der Akt der Kunst wie ein Spiel und überschneidet sich damit in wesentlichen Eigenschaften: Es ist frei, dient nicht unbedingt einem Zweck (es sei denn, jemand der Teilnehmer sagt, es müsse nun Geld damit verdient werden, was dann nur eine Verlängerung oder Erweiterung des freien Spiels ist).

Der Kunstprozess ist immer persönlich und sehr abhängig vom Subjekt. Wenn das Subjekt sich beispielsweise entscheidet, sich selbst nicht zu zeigen und lieber objektiv sein will- okay dann soll es das tun. Vielleicht wird es irgendwann langweilig.. oder aber, es wird zum Lieblings-Stil?

Drückt man kleinen Kindern Stifte in die Hand, fangen sie an zu malen. Fragen sie, was sie damit machen müssen? Oder zeichnen sie einfach darauf los?

Nur die Mutti, die Psychologen, die besorgten Ärzte, usw. fangen dann zu interpretieren und Fragen zu stellen, aber in der ersten Linie ist die Kunst des Kindes ein originäres Produkt, etwas einzigartiges und bedarf keiner Erklärung. Es ist der Spiegel der Seele, das direkte Abbild, so wie ein Fingerabdruck im Pass, nur noch etwas komplizierter und „vielschichtiger“. In der Kunst kodiert der Mensch sich selbst, schafft eine Sprache und – ganz wichtig- drückt seine Emotionen darin aus. Endweder er redet endlos oder er schreibt, er malt mit bunten Farben, er schneidet Papier… die Kunst ist der direkte Weg zur Seele, nein es ist die lachende Seele an sich.

Kunst kann umgekehrt auch traurig sein, aber letztendlich ist Kunst immer eine gute Verbindung aus emotionalem und lehrreichen… oder sie hat keinen Sinn, verdreht sich selbst? Die Kunst ist regellos.

Menschen, die sich darin vermehrt üben, gelten sodann schnell als chaotisch oder zügellos… die Spießer um sie herum schauen sie verwundert an, sie halten sich an bestimmte Regeln nicht, brechen aus, probieren neues. Wie ein Seemann brechen die Künstler zu neuen Ufern, wie Cyberpiloten steuern sie auf den nächsten Kurs und entdecken täglich neues Land.

Nicht auszuschließen, dass sie damit anecken und sich unbeliebt machen, dann aber ist es nur eine stille Bestätigung für ihre Arbeit, weil sie „getroffen“ haben.

Die gute Kunst ist fortschrittsorientiert und gleicht damit der Wissenschaft und der erfolgreichen Wirtschaft. Umgekehrt würden viele Wissenschaftler auch von ihrem Fach behaupten, dass es ihre Leidenschaft, ihre Kunst ist.
Die Wirtschaft wie ein Kunstwerk zu betrachten, kann helfen, die Vorgänge darin zu verstehen. Wirtschaft ist auch abstrakt, von Menschen geschaffen und dient einem Zweck. Im Grunde ist die ständige Trennung der beiden Sachen nur etwas künstliches.

Kunst als Ganzes ist ein künstlicher, ein abstrakter Begriff.

Die Kunst transzendiert das persönliche, emotionale in etwas Objektives und Greifbares- und umgekehrt.

Daher ist es auch völlig belanglos, ob man entscheidet im Blog nun privates zu schreiben oder nicht. Man wird es letztendlich immer tun. Nur wie, das ist wiederum die individuelle Stil- und Geschmackssache.

Eine gute (gesunde) Gesellschaft produziert eine gewisse Menge an Kunst (kulturellen Gütern), was wiederum voraussetzt, dass genügend Leute, Zeit und Geld vorhanden sind, sich diesen speziellen „Luxus“ zu leisten. Die Kunst hat eine große Bandbreite zwischen, profaner, einfacher, vermaktungsfähiger Kunst und einem hohen Anspruch auf der anderen Seite, der bis hin zur Absurdität und Sinnleere reichen kann.

Hier die richtige Mitte zu finden, kann für den Künstler und die Künstlerin eine Lebensaufgabe werden.

Die Blogs als Unterform der Kunst
Warum aber sind die meisten Blogs beliebt? Wodurch zeichnen sie sich aus? Die Zuschauer, also die Leser und Betrachter des „feeds“ wollen unterhalten werden. Das kann nur geschehen, wenn man sich identifizieren kann, wenn Emotionen und Inhalte vermittelt werden können. Auch der Blog-Autor muss also überlegen, wieviel Trockenheit und Anspruch er in seine Präsentation stecken möchte und wo die Grenze des Zumutbaren und Verständlichen liegt. Man kann sich natürlich stur stellen und einfach die eigene Linie fahren, ohne zu überlegen, ob es ankommt und auf Resonanz trifft. Dann braucht man aber auf der anderen Seite auch kein Blog und könnte nur für sich selbst schreiben. Wer bloggt, will ein Ziel, will ein Publikum und muss daher auch achten, was geschrieben und gesagt wird.

Private Blogs sind deswegen so beliebt, weil Menschen gezeigt werden, weil man jemand über die Schulter schauen kann, usw. Nimmt man meine Argumentation eines vorherigen Artikels– wo ich noch strikt gegen das Private im Netz geredet habe- ist es ein Leichtes, das Ganze umzudrehen und festzustellen, dass das Private auch durchaus seinen Sinn hat!

Auch hier ist wieder die Frage: Wieviel? Wo macht es einen Sinn, wo schadet es vielleicht eher?

Der Blogger hat es nicht leicht und steht jeden Tag vor dieser Frage.

Der Künstler

Angepisst. Die Bude sieht aus wie Sau, der Bart wächst, die Rolläden sind runtergelassen. Der Künstler steht um 13 Uhr auf, hat noch einen kleinen Kater. Einen kleinen? Ich denke, es ist ein großer. Der Tag gestern war hart. Soviele Leute , so laute Musik, so ein perfekter Tag. Die Augen brennen, das Kreuz tut weh, die Lunge sticht. Auf den Ohren ein kleines Fiepen. Das Hemd riecht nach Schweiß, er hat es im Bett angelassen. Ein paar Meter weiter stehen die Schuhe, noch etwas quer im Raum, die Schnürsenkel baumeln lässig darüber.

Mit schweren Beinen wankt er zur Kaffemaschine mit seinen starken, haarigen Händen fummelt er einen Filter aus der Packung, was etwas umständlich wirkt. Er versucht die einzelnen Papiere mit den Augen scharf zu stellen, aber es klappt noch nicht ganz. Normalerweise streicht er den Löffel glatt, doch diesmal achtet er nicht so drauf. Warum auch?
Der Abend hat sich auf jeden Fall gelohnt. Den Spießern hatte er es mal wieder gezeigt, sich einfach darüber hinweggesetzt, keine Zeit auf Zweifel verschwendet, einfach sein Ding gemacht. An der Gitarre ist er der König, dafür liebt ihn die Masse. Er schaut kurz in den Spiegel und zurrt seinen Pfedeschwanz zurecht.

Er trinkt eine Tasse und denkt nach.
… wie er dafür beneidet, manchmal sogar gehasst wird. So unverständlich. Dabei macht er doch nur sein Ding, lebt sein Leben und lebt für die Musik! Ein kräftiger Fluch verlässt seine Lippen..

Er ist der moderne Freiheitskämpfer, der Träumer, der für Ideale lebt. Der sich traut, der Mut beweist und im Rampenlicht steht, obwohl er es nicht will. Derjenige, der handelt, während andere noch denken und grübeln. Der es einfach macht! Ein richtiger Held.

Und plötzlich, wie du ihn- als seine Freundin- so ansiehst und bewunderst… da scheint auch sein Licht über Dir, probier es einfach mal aus. Geh einen Schritt weiter. Lass die Sorgen doch mal los. Wirf dich in die Masse, geh auf die Bühne, und lass dein Ego zurück. Sei wie der Künstler. Und du siehst, es löst sich alles auf…

Dein kleines Ego, dass du so lange beschützt und gehalten hast, was ist es noch wert? Bist du selbst mehr, als die Summe deiner Teile?

Dreh die Musik auf! Lass den Wind an deine Haare! Atme den Frühling tief in dich hinein. Noch kaum zu riechen, aber der Vorbote ist schon da. Die Sonne wird kräftiger, draußen wird es heller, ein neues Jahr kündigt sich an.

Kribbeln im Bauch.

(Am besten gelesen mit Creed )

Schadenfreude- die größte Freude?

Das Dschungelcamp bei RTL- Ein persönliches Fazit

Für mich ist die Fernsehen und Kultur- Debatte noch lange nicht zu den Akten gelegt. Zwar hat sie ein paar prominente Opfer gekostet und unter anderem „Literatur-Päbstin“ Elke Heidenreich ins Internet verbannt, sowie die Glaubwürdigkeit- des „Chef-Kritikers“ Ranicki auf eine harte Probe gestellt.

Aber was in der letzten Zeit ein Hype um dieses Dschungel-Camp gemacht wurde, lässt mich einfach nicht los. Ich habe vor allem die Berichterstattung darüber ein wenig verfolgt, denn die Sendung selbst anzusehen, konnte ich mir beim besten Willen nicht länger als eine Viertelstunde antun. Zu ekelhaft die Prüfungen, zu überdreht die Moderatoren, zu neurotisch und unbekannt die „Stars“. Und dennoch, oder gerade deswegen scheint die Sendung mal wieder ein Erfolg gewesen zu sein und stolz wurde berichtet, dass zum Ende hin die Einschaltquoten immer besser wurden. Es lebe die Marktwirtschaft im Fernsehen und (sinngemäß) mit den Worten einer Redakteurin einer bekannten deutschen Fernsehzeitung: „Es wird im Fernsehen halt Alltagskultur gezeigt… an die vielen Werbe-Unterbrechungen kann man sich gewöhnen…die Privaten haben das deutsche Fernsehen inhaltlich verbessert“.

Haben sie das wirklich? Sollte man die intellektuelle Flinte so schnell ins Korn werfen? Warum gibt es nicht mehr Leute, die das Fernsehen offen und inhaltlich kritisieren wollen? Vielleicht sind die Autoren einer Fernsehzeitung auch eher parteiisch einzustufen, denn schließlich wollen sie ihr Blatt ja auch verkaufen…

Was man also findet, ist eine dicke Grauzone: Gebildete Menschen lesen Bücher oder Internet, schaffen ihren Fernseher ganz ab, kümmern sich nicht mehr um die Diskussion, regen sich nicht mehr auf, sparen Zeit und Energie. Dann kommen die Leute, die als „Markt“ herhalten müssen, meistens einfache Menschen, die – mangels Bildung- die Inhalte nicht interpretieren oder hinterfragen können, denen man- wie Haustieren, billiges Futter hinwirft und diese sich mit Genugtuung draufwerfen- es gibt ja auch nichts anderes, und billig ist besser als nichts! Wer gutes Fernsehen gucken möchte, muss sich zwangsläufig ein paar elend langweilig gemachte Bildungssendungen raussuchen, ein paar Doku-Perlen oder sich auf Kanal 582 einen Spartensender notieren, der vielleicht genau die Inhalte hat, die man gerne sehen möchte.

Dazwischen gähnt ein klaffendes Loch. Das Fernsehprogramm ist somit ein Sinnbild für die Gesellschaft: Es gibt eine breite, dumme Masse für die das meiste produziert wird. Die Inhalte sind dann eine Art selbst-erhaltende Propaganda für die Konsum- und marktorientierte Wirtschaft. Viele, viele Münder brauchen wir, die viel essen, sich möglichst still verhalten sollen und keine eigene Meinung abgeben, dann funktioniert das System.

Gelästert werden kann in den Blogs oder Foren, geändert wird aber nichts. Warum auch? Das Ganze funktioniert und funktionieres wird nicht abgeschafft.

Sich über das Fernsehprogramm aufzuregen ist dann in etwa so wie sich über den negativen Effekt von Drogen aufzuregen: Böses, böses Nikotin! Macht dich so krank, ist schlecht für die Lunge, na das ist ein Teufelszeug! Besser wäre, es gar nicht erst zu nehmen.

Und genau an der Stelle muss die staatliche und familiäre Bildung ansetzen: Den Kindern und auch den Erwachsenen zu erklären, was genau nicht gut ist, warum es schadet, was man besser schauen oder machen sollte. Wie man eine Sendung hinterfragen kann, wie man es durchschauen kann, wie man Langeweile dabei entwickelt und lieber etwas „Wertvolleres“ schauen mag.

Wer sich an der Stelle fragt, warum man das Dschungel-Camp nicht sehen sollte, für den habe ich ein paar Argumente:

Die Sendung ist menschenverachtend; Menschen werden in ein Camp gesteckt und sollen Prüfungen machen, die an Quälerei grenzen: Das ist pure Folter, und bedient die sadistischen Phantasien der Zuschauer. Wer sich über Guantanamo aufregt oder gegen Folter ist, sollte auch gegen diese Sendung sein.

Ähnlich ist es mit dem Zoff der Bewohner, der untereinander entstehen soll: Je härter der Zwist, umso besser. Aber wem dient der Streit? Die „Stars“ bekommen ein wenig Geld für das was sie sich antun, der Fernsehsender kassiert das Werbegeld und die Zuschauer werden mit zweifelhaften Inhalten bedient. Es ist also künstlicher Streit, der „produziert“ und gelenkt wird. Es soll Streit geben, ähnlich wie in Big Brother, je mehr desto besser! Das ist eine Vermarktung und Zurschaustellung von menschlichen Gefühlen und menschlicher Intimsphäre, an die wir uns nur zu gut schon gewöhnt haben. Die Gefahr ist, dass man die menschliche Intimsphäre nicht mehr respektieren kann oder will, weil es „die im Fernsehen ja auch so machen“, dass man es nachmacht und zum inhaltlichen und moralischen Ankerpunkt einer Volks-Seele wird.

Was ist mit der Ethik? Lernt man was über gute Menschen, gute Taten? Kommt die Religion darin vor? Lernt man etwas über Naturwissenchaft, Umgangsformen…? Ich denke nicht. Wozu dann also diese Sendung, wenn sie nur all diese Werte verhöhnt, die man mittels Bildung und Lernen mühsam aufbauen muss?

Vielleicht weil man im Fernsehen etwas sehen kann, das noch krasser ist als das eigene Leben? Vielleicht kann man sich freuen, dass es Leute gibt, die noch mehr gequält werden als man selbst durch den neuen Chef? Dass es mit den Moderatoren noch größere Nervensägen -als die Kollegin von nebenan- geben kann? Reicht diese pure Schadenfreude als Motivation aus?

Irgendwem muss die Sendung ja dienen, es muss einen psychologischen Antrieb geben, eine Befriedigung. Sonst wäre sie nicht so erfolgreich.

Auf der anderen Seite: Wird das eigene Leben dadurch besser, wenn man sehen kann, dass andere Leute noch mehr leiden? Im Grunde ist das doch die Verschlimmerung des Zustands. Besser wäre eine Sendung, wo man sehen könnte, wie anderen geholfen wird oder wie Mittel aufgezeigt werden, die Probleme zu lösen, anstatt sie zu verschlimmern.

Das einzig Gute am Dschungel-Camp war im Grunde, dass die transsexuelle Frau „Lorielle London“ eine Plattform bekam, über ihre Gefühle und Ansichten zu reden, recht populär wurde und sogar auf den zweiten Platz gewählt wurde. Bei aller Intoleranz, die die Sendung so versprüht, scheint es doch noch ein Fünkchen Hoffnung zu geben.

Allerdings hätte es auch dafür einen besseren Rahmen gegeben. Ansonsten hat das Ganze so den Beigeschmack einer Jahrmarkts-Attraktion, die man in zwei bis drei Tagen wieder vergessen hat.

Qualitatives Fernsehen für alle- es ist noch ein langer Weg!

Verliebt & Erwischt

Verliebt

Im Grunde habe ich es ja schon lange gewusst. Dieser Mensch ist einfach etwas Besonderes. Er war mir von Anfang an aufgefallen, die Haare so duftend, das Gesicht so rund und weich, der Gang geschmeidig. In jeder Zelle ihres Körper pulsiert das Leben, eine geheimnisvolle Aura umstrahlt ihre Haut. Und wenn sie erst ihren Mund aufmacht! Leute, das müsst ihr mal hören. Da ist kein Raum für blödes Gelaber…. Dieser Mensch ist Anmut in Person!

Kein Wunder, dass ich sie so liebe. Sie hat Verstand, politische Bildung und Intellekt. Sie kennt die meisten Filme, hat einen guten Geschmack, kann kochen und ist gut im Bett.

Ich liebe diese Frau. Männer sind immer so kantig, hart, haarig und grob. Frauen haben diesen Sinn fürs Feine, eine musikalische Ader vielleicht oder literarischen Geschmack. Ständig ist sie in dieser bezaubernden melancholischen Stimmung, macht etwas aus ihrem Leben, macht sich rar, verschenkt sich nicht. Ist selbstständig, selbstbewusst und hat gute Manieren. Sie lässt sich nichts sagen, hat eine eigene Meinung und besteht auf dem Prinzip Gerechtigkeit und Fairness.

Ich liebe diese Frau.

Sie ist fantastisch, sie hat alles, was ich möchte, ich hab es schon gesagt. Schaut euch diesen Körper an, gestylt, trainiert und gelenkig. Kein Alter, keine Wunden, die Reinheit in Perfektion! Und dieser Augenausdruck, das romantische und verspielte, es ist einfach hinreißend! Moment mal, die Augenbraue da kommt mir bekannt vor und auch diesen Mitesser habe ich schonmal gesehen… sieh an, diese Strähne, die kenne ich doch.

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Erwischt
Lange hatte er gewartet. Diesen einen Moment genau abgepasst. Er hatte heimlich auf sie gewartet, ihre Bewegungen genaustens studiert, sich bei ihr eingeschleimt, ein paar Späher losgeschickt. Er wollte alles über sie erfahren und er war sicher, inzwischen wusste er das Wichtigste. Wie ein Tier hatte er Fallen aufgestellt, sie eingekreist, wie ein Jäger hatte er Schaum im Mund und konnte es nicht mehr erwarten.

Heute war der Tag endlich gekommen, der Tag an dem seine Bosheit auf die Erde niederfahren sollte. Er freute sich, rieb sich die Hände und konnte sich kaum noch halten vor Geilheit.

Er ging in sich, entfaltete seinen Plan, schob die volle Kraft in seine Pläne und legte los. Nach wenigen Stunden hatte er erstes Land erobert und war endlich in ihrer Nähe, endlich sichtbar. Endlich wurde er beachtet!

Sie krümmte sich vor Schmerzen und fluchte laut, was seine positiven Emotionen noch mehr beflügelte. Schnell breitete er sich aus und machte sich un-umkehrbar. Nun würde sie sein sein, niemand käme mehr an sie heran, endlich hatte er sie für sich! So entstellt wollte niemand was mit ihr zu tun haben und er war am Ziel!

Der Mann in Weiß wich von ihrem Körper zurück und dachte kurz nach. Dann räusperte er sich und sprach:

„Ein eindeutiger Fall von Herpes Simplex, Frau W.. Ich verschreibe ihnen eine Salbe. Achten sie in Zukunft auf ihr Immunsystem.“

Der Spießer, ein nachwachsender Rohstoff

Die Gegner der Spießer haben es nicht leicht gehabt in den letzten Jahren. Vor allem die einprägsame Werbung einer Bank für Bausparverträge hat auch noch den letzten Gegnern der Bürgerlichkeit das Wasser abgegraben und die Ära der Alt-Hippies, Punks und Rebellen der 70er Jahre endgültig begraben.

Heutzutage ist es also wieder „in“, ein Spießer zu sein. Denn wir wollen alle in den eigenen vier Wänden wohnen, wie uns die Werbung suggeriert. Sonst sind wir böse Menschen und schlechte Eltern. (…)

Die Emanzipation hat ebenfalls ihren Zenit überschritten und die Traditionalisten der alten Frauenrolle haben wieder Hochkonjunktur. Doch es wäre gefährlich, die Bedeutung eines „Spießers“ zu unterschätzen und zu meinen, nur weil man sich nicht mehr darüber aufregt, würden die Probleme dahinter einfach so verschwinden. Es ist vielmehr so, dass unsere Achtsamkeit gegenüber die Gefahren eines übermäßigen, konservativen Denkens verloren geht.

Es gibt höchstens ein einziges klägliches Lied, das in den werbe-finanzierten und von Kommerz durchseuchten privaten Radiosendern rauf und runter gedudelt wird, und Widerstand gegen die Volks-Verspießung leistet: Es geht hierbei um „Lass sie reden“ von den Ärzten. Der Tenor dieses Songs liegt darin, eine gewisse Gleichgültigkeit über Menschen aufzubauen, die hinter dem Rücken schlecht reden und dieses Verhalten mit Ignoranz zu strafen.

Gerade in einer kleinbürgerlichen Nachbarschaft besteht diese Gefahr des „Lästerns“ und Anschwärzens umso mehr, und es scheint ein typisch deutsches Problem von verhärtetem Neid, versteckten Aggression und generellem Argwohn dem Nächsten gegenüber zu sein.

Wenn man genau hinschaut, ist der Spießer nicht viel mehr als ein Produkt der Gesellschaft und Kommunikationsstrukturen, in der er lebt, vielleicht „gefangen“ ist.

Was ist also ein Spießer genau und was ist Bürgerlichkeit?

Bürgerlichkeit bezieht sich auf bestimmte Ideale und Wertvorstellungen, wie man zu leben hat, welche Ziele richtig sind, wo die Tabuthemen liegen, was man „darf“ und was nicht. Bürgerlichkeit schafft sich stets neu und durch den Wechsel der Generationen entsteht immer wieder eine neue elitäre und konservative Schicht, die meistens den Großteil der Macht- in Form von Geld und Lebensqualität- hat. Daher ist es wohl auch so, dass die Bürgerlichkeit eher von älteren Menschen verkörpert und daher zu Recht von einer jungen und nachwachsenden Generation angegriffen und hinterfragt werden sollte.

Ehemals junge, revolutionäre Menschen werden durch die Erfahrungen in Beruf und Privatleben über die Jahre selbst zu „Spießern“. Wenn sie früher noch mit Kartons als Wohnzimmertisch und in einer unaufgeräumten WG-Wohnung leben konnten, so legen sie diese Eigenschaften mit der Zeit ab und übernehmen immer mehr den Werte-Kanon ihrer – selbst gewählten- sozialen Umgebung.

Ewige Rebellen gibt es eher selten. Meistens ist es so, dass der Gruppendruck und das soziale Übergewissen stärker als die eigene Abwehr von Ängsten ist. So übernimmt man im Laufe des Lebens unzählige Wertvorstellungen, die man früher noch belächelt oder nicht ernst genommen hat. Psychologen sprechen dann von einer „Introjizierung“ einer Gruppen-Norm.

Diese jeweiligen Normen sind gefährlich, weil sie kollektiv gelten und nur schwerlich vom Individuum gesteuert werden. Rollenbilder- und Rollenklischees z.B. fallen ganz eindeutig in diese Gruppe. Der Großteil der Gesellschaft ist voll von kulturell gesteuerten Masken- und Rollenerwartungen und über den Gruppendruck muss man sich daran halten. Wer bestimmte Erwartungen nicht erfüllt, wird bestraft (z.B. durch sozialen Ausschluss). Grundlage für so ein Denken ist das autoritäre Erziehungs- und Belohnungssystem, mit dessen Hilfe man Menschen dressieren und manipulieren kann. Alle scheinen eingebunden zu sein: In erster Linie aber Institutionen, die Macht verteilen oder starke Eigeninteressen haben: Politiker, das Bildungssystem, die Wirtschaft, Werbung und bestimmte nur auf ihre Eigeninteressen konzentrierte Einzelpersonen.

Der heutige kulturelle Überlebens- und Machtkampf besteht im Wesentlichen daraus, Werte und Ideale als „alleingültig“ herauszuarbeiten und mit Hilfe der Durchsetzung von bestimmten „Handlungsprämissen“ Druck und Manipulation auf diejenigen auszuüben, die sich nicht wehren können. Die Inhalte dieser Kämpfe sind mit der Zeit immer feiner und psychologischer geworden und auf Grund der wachsenden Komplexität schlecht zu durchschauen.

Woran erkennt man also Spießer, wie kann man sich verhalten, was ist zu tun?

Spießer erkennt man z.B. daran, dass sie sich alle schnell beeilen, ihre Mülltonnen rauszustellen und möglichst früher wieder von der Straße zu holen. Man erkennt sie zudem daran, dass sie stets als erstes den Gehweg vom Schnee frei räumen und dann andere mit Verachtung und Stolz betrachten, wenn sie sehen, dass sie die Ersten waren. Es stellt sich dann vielleicht ein Gefühl der Genugtuung ein, schneller und besser als der andere gewesen zu sein. Welch eine Freude, wenn der – aus welchen Problemen auch immer- es nicht schafft, den Gehweg zu räumen und man ihn- oh welch überschäumendes Hochgefühl! – dann noch bei der Gemeinde oder der Polizei anzeigen kann.

Spießigkeit ist das Gegenteil von Toleranz und Mitgefühl. Spießigkeit bedeutet Engstirnigkeit, Neid, Argwohn und schlechtes Selbstbewusstsein. Gerade bei Leuten aus Schichten, die nicht soviel Einfluss haben, ist dieser Druck noch stärker- ein soziales Problem. Je mehr Unfreiheit ein Mensch durch Beruf und Status hat, desto größer ist der kollektive Druck aus dem Über-Gewissen, der von oben nach unten weitergegeben wird. (es gibt hier das Phänomen, dass gerade niedrige, soziale Schichten zu übermäßigem Putzwahn und solchen Dingen neigen, weil sie einfach nicht die psychologische Kraft haben, sich von den Erwartungen und Pflichten frei zu machen… Akademiker sind auf der anderen Seite von ihrer Studienzeit schon verwöhnt und haben stets gehört, dass sie die Elite sind… sie haben mehr Freiheiten, sowohl materiell als auch was die Zeit angeht.. dadurch baut sich bei ihnen nicht so ein starkes Über-Ich auf.).

Der Spießer ist also durch und durch ein soziales und psychologisches Problem. Je mehr Spießer eine Gesellschaft hat, desto schlechter ist es um sie gestellt. Wer zu den Spießern gehört, hat seine eigene Freiheit und die Macht zu wählen, aufgegeben. Wer zu den Spießern gehört, führt ein Leben, dass nicht aus seiner Seele kommt- er lebt nur für andere, für die fiktiven Erziehungspersonen, für die Chefs, für die Partnerschaft- aber nicht für sich selbst!

Das Mittel gegen Spießigkeit ist der schrittweise Abbau von Forderungen aus dem „Über-Ich“: Übertriebene Moral, Schuldgefühle, Manipulationen, unnötige Erwartungen, übertriebene Pflichten.

Die Erkenntnisse der Psychologie können hier sehr gut helfen. Man muss allerdings selbst den Wunsch haben, sich wirklich frei davon zu machen.

Den Wunsch hat man meistens nach einer Krisensituation, wenn man merkt, dass man so nicht weitermachen kann.

………….
Links

der LBS Spießer
• nur kurze Erklärung des Begriffs bei Wikipedia
• interessante Erklärung des Spießers
Spiegel-Artikel „Spießer“
Lass sie reden (Ärzte)
• Erklärung Introjektion

Am Rand des Wahnsinns?

nein- mittendrin..

Dass Youtube eine schöne Quelle für niedrigauflösende Videos aller Art ist, ist längst bekannt. Dachte ich früher, hier müsste man nur schlimme Sachen, Unfälle und Menschen in Extrem-Situationen betrachten, so weiß ich heute: Nein, so ist es nicht. Es geht noch viel schlimmer. Wenn z.B. allerhand Privatpersonen plötzlich ihr komödiantisches Talent entdecken! Und von denen scheint es eine Menge zu geben…

Ob es nun der „fake“ ist, bei dem mir die Sahne vor Lachen im Hals stecken bleiben will…

oder die zwei Damen die sich mit einem (selbst geschriebenen?) Rap über die Kommentatoren selbst lustig machen….

Kannte jemand noch nicht den weinenden Britney-Fan?? Leave her alone!

Herrlich!

Youtube ist wirklich voll von solchen Videos… so voll, dass man meinen könnte, die Kunst, das Schauspiel und die Selbst-Präsentation haben die gesamte Menschheit erfasst.

Oder waren die Menschen schon immer so, nur man hat es in der Form nicht gemerkt, weil es solche Techniken noch nicht gab?

Sachebene, Vertrauen, Stil und Perspektive

Wie erreiche ich mehr Authentizität beim Schreiben?

Im heutigen Artikel schreibe ich über die Zweiteilung der Artikel in unpersönliches und persönliches. Wo macht es einen Sinn, abstrakt zu schreiben und wo schadet es vielleicht mehr?

Dies ist- in meinen Augen- eine wichtige Grundlage für die weitere Arbeit an meinem Blog und mal wieder ein Meta-Schreibthema. Eigentlich wollte ich nicht mehr soviel darüber schreiben, weil es für mich meistens klar ist und es andere Themen gibt, die genauso wichtig sind (z.B. das Schönheits-Thema).

Ich bin aber im Kommentar des gestrigen Artikels darauf angesprochen worden, warum ich nicht mit „ich“ schreiben würde und hatte schon versucht zu erklären, wie ich die Aufteilung handhabe. Jetzt habe ich noch ein wenig darüber nachgedacht und bin zu weiteren Erkenntnissen gekommen.

Erstmal gibt es eine grundlegende Aufteilung meiner Arbeit in die Artikel und in die Kommentare. In den Artikeln versuche ich, allgemein gültige Erkenntnisse jenseits meiner Person oder meines subjektiven Blickwinkels zu sammeln. Ich würde das mit dem „Erstellen von Regeln“ bezeichnen. Ich mache das nicht rein wissenschaftlich, noch stelle ich jedes Mal einen Link, eine Quelle oder einen „Beweis“ dazu. Die Logik dieser Artikel folgt bereits einer inneren, oft emotionalen Linie und wird von mir gerne im Stil einer Kolumne gehalten. Nur wenn ich der Meinung bin, dass hier eine allgemein gültige Wahrheit gefunden wurde, versuche ich es auch zu verallgemeinern oder eine Regel zu formulieren. Streng genommen ist dies die Aufgabe jeder Wissenschaft, auch der literarischen „Sprachwissenschaft“.

Die Trennung von der persönlichen Ebene hat einen Sinn und ist beabsichtigt.

Ich möchte dies mit einem Beispiel verdeutlichen:

Mal angenommen, es geht um das Thema „Autobahn, Raser, Drängler, Schnellfahren, etc.“

Ich habe an verschiedenen Tagen verschiedene Beobachtungen gemacht

· das Auto hatte mich mit hoher Geschwindigkeit überholt

· mir wurde fünfmal dicht aufgefahren

· LKW sind immer langsamer als ich gefahren, so dass ich oft nach links wechseln musste

· es waren sehr viele LKWs auf der rechten Spur

· innerhalb einer Stunde, wurde ich dreimal bedrängt und zweimal mit der Lichthupe zur Seite gescheucht

· vor allem die Besitzer von teuren Automarken und „besseren“ Autos fahren schnell und führen sich manchmal wie Könige auf

· kleine und schwache Autos findet man immer rechts

· mein Stress- und Adrenalin-Spiegel war auf der vollen Autobahn höher als auf der leeren

· usw.

All das sind Beobachtungen. Danach kommt die Erstellung einer Regel, eines persönlichen Fazits oder eine Mischung aus allem. Hier gibt es tausend Möglichkeiten vorzugehen (und gerade das macht den Reiz am Schreiben und am Denken aus).

Ich könnte z.B. in der Ich-Perspektive und sehr emotional schreiben:

· Ich hasse Autobahnen!

· Auf Autobahnen wird mir zu schnell gefahren!

· Mercedes-Fahrer sind alle Angeber!

· LKW müssen von der Straße weg!

· Usw.

Im Grunde sind das Gefühle, sehr diffus formuliert und für andere (und auch für mich) verletzend. Im Sinne einer gewaltfreien Kommunikation (Rosenberg) könnte ich versuchen, meinen persönlichen Bezug zu diesen Dingen angemessener zu formulieren. Das bedeutet, dass man versucht, eigene Gefühle zu veranschaulichen, über Bedürfnisse zu reden und zu erkennen, was genau eigentlich störend oder verletzend ist (und ja, hier ist das Ich sehr wichtig!):

· Ich mag Autobahnen nicht leiden, weil ich mit meinem kleinen Auto immer bedrängt werde. Dabei fühle ich mich schlecht. Mir wäre es lieber, wenn die großen Autos mehr auf die kleinen Rücksicht nehmen würden. Ich hatte Angst, einen Unfall zu machen. Dann würde ich mich oder andere verletzen. Ich will keinen Unfall bauen, weil ich einen Schaden verursache und den bezahlen muss.

Wenn man die Beobachtung so formuliert, ist es für andere viel leichter, zu reagieren und mit Empathie oder Verständnis zu reagieren.

Zum Beispiel so: „Ach du magst keine Autobahnen? Das wusste ich gar nicht. Wenn Du Angst hast, wäre es Dir vielleicht lieber, wenn ich fahre?“

Für die „gewaltfreie Kommunikation“ ist diese personenbezogene und authentische Formulierung von Gefühlen der Kerninhalt.

Es hat -psychologisch gesehen- Vorteile, erfordert aber Anstrengung und gehöriges Umdenken in der täglichen Sprache. Zudem sprechen die meisten Menschen nicht in dieser Weise, so dass man schnell die Lust verliert oder die Ziele aus den Augen verliert.

Es gibt daher noch eine weitere Möglichkeit Beobachtungen zu formulieren, die Analyse:

· … das Straßennetz müsste ausgebaut werden. Es waren zu viele LKWs und zu wenig Platz für die restlichen Pkws. Dadurch hat sich die Anforderung an mich, den Autofahrer, erhöht und ich bekam auf Grund des Stresspegels Angst, einen Unfall zu machen. Eine mögliche Lösung wäre eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung oder der Verbot von LKWs auf der linken Spur.

Oder, noch wesentlich abstrakter und mit noch mehr Fakten:

Die Straßenmeistereien und das Verkehrsministerium haben für das Jahr 2008 folgende Feststellung gemacht:

· die Autobahn XYZ war chronisch überlastet. Das Verkehrsaufkommen lag über dem Durchschnitt von 2007. Besonders der Schwerlast-Verkehr hat stark zugenommen. Eine Steigerung von 25,8 %. Es entstand durch Unfälle ein Sachschaden von X Millionen Euro..

Die tägliche Kommunikation ist meistens eine Mischung aus allem. Da wir Menschen und keine Maschinen sind, verknüpfen wir leicht neutrale, sachliche Informationen mit persönlichen Bezügen und Gefühlen. Es ist Aufgabe der Psychologie, diese Vermischungen zu erkennen und die Zusammenhänge zu klären. (aber nicht Aufgabe von mir, der Blog-Autorin..)

Die Sachebene ist die normale, „sinnvolle“ und erwachsene Verständnisebene, die man auch gut in einem Blog anwenden kann.

Im Sinne der Transaktionsanalyse ist das das „Erwachsenen-Ich“, im Gegensatz zum emotionalen „Kind-Ich“ oder dem moralisch urteilenden „Über-Ich“. Wenn zuviel im Über-Ich geschrieben wird, regt sich zu Recht Widerstand und die Leser fühlen sich klein und übervorteilt, weil sie sich vielleicht wieder finden oder „von oben herab“ angegriffen fühlen. Das Kind-Ich kann man mal anwenden, es wirkt aber schnell albern und unreif, gerade für erwachsene Personen. Ziel ist daher – meiner Meinung nach- die neutrale Ebene:

Feststellungen und Beobachtungen werden gemacht und die Fakten sachlich diskutiert. Ich- und Personenbezüge gibt es dann eigentlich nicht, höchstens wenn man so was sagt wie „Herr Meier, was sie da sagen, ist in meinen Augen falsch. Es müsste so und so formuliert werden und der Sachverhalt stellt sich anders dar, nämlich so und so.“….

Kommunikation im öffentlichen Raum wird immer dann problematisch, wenn die Sachebene verlassen und auf die persönliche Ebene gewechselt wird. Ein Beispiel sind hier pikante Details aus dem Privatleben von Promis, mit denen gerne versucht wird, diese zu demontieren. Das Private ist im öffentlichen Raum fast immer ein Tabu-Thema und sollte- meiner Meinung nach- von allen mehr respektiert werden. Politiker z.B. sind Meister darin, allgemeine Aussagen zu treffen und sich nicht festlegen zu müssen. In gewisser Weise gehört das zu ihrem Beruf und ihrer Aufgabe, es allen recht machen zu müssen.

Aus diesem Grund versuche ich, die Personen-Ebene aus dem Blog zurück zu drängen und die Fakten und die Logik als Bemessungs- und Diskussions-Grundlage anzuwenden. Es liegt in der Natur einer Internet-Seite, dass die Fakten und Logik, das Nachvollziehbare präsenter als das Persönliche ist. Persönliches mache ich nicht gerne am Computer, ganz einfach!

Es ist aber, auf der anderen Seite, auch für mich beim besten Willen nicht möglich, meine Person, die Gefühle und andere private Bezüge aus meinem Leben völlig wegzulassen. Es gibt durchaus Momente, wo ich mir wünsche, dass mehr persönliche Aussagen zu meiner Arbeit getroffen werden, oder dass ich eine Kritik höre oder lese, die wirklich vom Herzen kommt und mir etwas Sinnvolles oder Nettes zu sagen hat. Wenn ich ein Gedicht oder was Privates schreibe, ist sehr viel von mir im Netz, manchmal zuviel oder es wird belastend. Es liegt an den Lesern, wie sie damit umgehen, ob sie einen mit Respekt und Verständnis behandeln oder mehr wie ein „Produkt“.

Da mir die emotionale Personen-Ebene und die rein persönliche Ich-Ebene zu einseitig ist und sie zudem problembehaftet sind, möchte ich sie gerne ausklammern und durch wertvollere Erkenntnisse und Abstraktionen ersetzen. Wen interessiert es in der Nachwelt schon, was ich an diesem und an jenem Tag gedacht habe? Dafür gibt es das Tagebuch und die vertraulichen Offline- Gespräche. In das Blog aber sollten Dinge, die man auch in Jahren noch verstehen oder anwenden kann.

Natürlich ist z.B. das reine Lob nicht ausreichend, aber mir ist es lieber, ich höre ein Lob, eine positive Zuwendung, als einfach nur Kritik und Verachtung. Ich denke, in diesen Dingen sind wir alle gleich. Wir wollen alle geliebt werden, Anerkennung für unsere Arbeit haben und mit Hilfe der Kommunikation in eine aufrichtige und ehrliche Beziehung zu unseren Mitmenschen treten.

Weniger persönliches scheint mir ratsam, um eine Ebene zu schaffen, auf der sich alle wohlfühlen und ihr Gesicht behalten können. Persönliche Urteile sollte man nur in Ausnahmefällen treffen und wenn, dann nur so, dass es niemand verletzt, z.B. in einem vertraulichen Vier-Augen Gespräch mit der Gewissheit, dass das Gesagte niemals diesen Raum verlässt.

Ein Blog erweckt durch die offene Kommentar-Funktion stets den Anschein, als dass es alles aufnehmen könnte und müsste. Die Leute sind durch das moderne „Mitmach-Web“ verwöhnt und meinten, sie könnten zu allem und jeden eine Meinung abgeben und würden überall auf offene Ohren stoßen. Mir ist es als Autorin oft lieber, die Leute würden die Texte lesen, sich ihren Teil denken und das dabei Gedachte für sich behalten. Also sollte ich vielleicht die Kommentare in Zukunft schließen?

Wenn ich anderen zuhören soll, und ihnen Empathie und Verständnis geben soll, kann ich das nur tun, wenn man mir selbst auch Verständnis und Empathie gibt. Wenn jemand mit der Tür ins Haus fällt kann ich niemals helfen, niemals Vertrauen schenken oder mich positiv verhalten.

Dann kann auch jeder für sich schreiben, wir bauen schöne Mauern zwischen uns auf und legen noch ein wenig Stacheldraht zwischen die Lücken. Aber das wäre kein Weg, den ich anstreben möchte….

Wenn ich einen Artikel geschrieben habe, hatte ich gerade die Kraft, es soweit zu bringen und mir selbst diese Erkenntnisse zu entlocken. Es hat mich Energie und Zeit gekostet. Habe ich jetzt auch noch die Energie und die Lust, mich mit den Kommentaren und Mitmenschen zu beschäftigen?

Bin ich dafür in einer Art und Weise verantwortlich zu machen, dass ich all die Fragen beantworten müsste, die sich evt. aus dem Lesen meiner Zeilen ergeben könnten?

Ich denke, die Antwort ist ganz einfach nein.

Aussehen und Schönheit

Das Ideal „Schönheit“ ist ein Ur-Ideal und so alt wie die Menschheit selbst….

Was mir immer so auffällt, wenn ich auf verschiedene Blogs und Seiten gehe, die von Frauen gemacht werden: Die wenigsten haben Bilder von sich darauf und wenn, dann nur wenige oder kleine. Selbst wenn sie vielleicht hübsch sind oder „das gewisse Etwas“ haben, Bilder von Frauen entdeckt man meistens in einem sexualisierten oder kommerziellen Zusammenhang. Das Frauenbild in den Medien ist einseitig und auf den männlichen Geschmack ausgerichtet. Es gibt meiner Meinung nach zuwenig Bilder von Frauen „in natürlicher Umgebung“, frei von Erwartungen und Rollenbildern ihrer männlichen Kollegen. Dabei kann die natürliche, weibliche Schönheit auch ihren Reiz haben.

Wenn eine Frau Karriere machen will oder einen bestimmten intellektuellen Ruf aufbauen möchte, kann es hinderlich sein, als „Sexobjekt“ angesehen zu werden, überhaupt denkt man bei Frauen viel eher, dass sie ihr Aussehen dafür benutzen würden, um auf der Karriereleiter aufzusteigen. (Komischerweise sagt man das bei einem hübschen Mann nie oder nur sehr selten!)

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