Liebe, in kühle Worte gemeißelt

Nun, was ist in der letzten Zeit passiert, worüber ich im Blog schreiben könnte? Meistens schreibe ich nur, wenn ich nichts erlebt habe, aus Langeweile vielleicht oder weil ich das Bedürfnis habe, mich selbst zu klären, meinen „Ballast“ zu sortieren. Das Blog ist für mich schlecht geeignet, wenn ich damit Geld verdienen möchte oder Macht und Einfluss erlangen will. Es klappt einfach nicht. Nie hat es geklappt und doch habe ich es (und die Webseite) schon so lange. Es muss also einen Sinn geben, ein Dahinter, was mehr Bedeutung hat, als das vordergründige, mechanische, Kommerzielle.

Das Blog ist für mich Entspannung, Hobby, Abendgestaltung. Manchmal ist es Ventil, Spiegelbild und Projektion für meine Wünsche zugleich.

Echo, wenn Kommentare kommen, Selbstbewusstsein, wenn ich verlinkt werde, Soziales, wenn sich Freundschaften und Kontakte ergeben.

Es ist genau das, nur das und genau diesen Sinn erfüllt es gut, alles andere nicht. So wie Gold eben Gold ist und nicht zu Eisen wird und Holz zum Möbel bauen geeignet ist und Papier besser zum Schreiben. So ist das Blog eben zum „Sinnieren“ gedacht, zum Erfinden, zum sich befreien, zum Leute kennen lernen.

Oder es ist Düsternis und Einsamkeit, wenn ich keine Lust auf neue Artikel habe. Das schätzen, was man hat, was man erreicht hat -ohne mehr zu wollen, das ist auch eine Kunst!

Tagsüber geht es schnell her, Menschen rennen aufgeregt hin und her, Geld wird über Ecken und Stationen gereicht und verschoben, nichts steht still. Der Tag rast.

Das Blog hingegen ruht, das Schreiben ruht, Es ist einfach gut, so wie es ist! Man feilt ein wenig an den Textstücken herum, wie ein Künstler an seine Skulptur, nie ist es fertig, immer kann man noch was ergänzen. Wie ein Diamant verändert es seine Farbe, funkelt und strahlt, ist nie gleich! Und es ist so abhängig vom Licht, in dem man lebt. Heute schon die Rollläden hochgezogen??

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Nun, wenn jetzt jemand neben mir sitzen würde, was würde ich erzählen? Ich würde sagen „setz dich, willst du vielleicht was zu trinken, einen Tee oder ein Glas Wein?“.. und ich würde sagen „Probiere doch mal von den Paranüssen, die schmecken sehr gut und machen garantiert nicht paranoid… obwohl… wenn ich so nachdenke… Und die Schokolade kann ich dir auch sehr empfehlen, sehr lecker und so günstig! Nur 33 Cent pro Block, na ist das nichts?

Und ich würde die Musik vorspielen, die ich gerade höre, während ich in meiner eigenen Glückseeligkeit und Ausgeglichenheit lebe. Cafe del Mar tröpfelt aus den Boxen, das Licht ist schummrig, das Zimmer warm… hier ist es warm, die anderen Zimmer sind kalt und unbewohnt… ach ja…

Und, was war bei dir so los? Ich würde fragen und zuhören und mich an deinen Augen erfreuen. Deine Hand halten, deiner Mimik zuschauen, sie bewundern und über dein Haar streichen. Ich würde mich langsam an dich schmiegen, langsam, aber ganz bewusst und dann- mit einmal! – ganz entschlossen deinen Oberkörper packen und ihn zu mir ziehen, dir meine Liebe zum Ausdruck geben und so fest, wie ich nur könnte…

achja…

Und du würdest unangenehm berührt sein, verlegen wegblicken und die Hand von dir schieben und sagen „ach lass mich..“ oder du würdest was dummes sagen und logisch werden und ich würde lachen und mir denken „wie dumm kann man sein, jetzt mit Logik zu antworten!“…

dann wäre uns irgendwann langweilig, wir würden den computer ausmachen und miteinander reden. minutenlang, stundenlang, die Stunden würde verstreichen, wie wären frei, die Zeit spielte keine Rolle mehr, wie hätten sie überwunden, würden reden und reden.. und irgendwann würden wir schweigen, weil nichts mehr zu sagen wäre.. und „Hoppla, die Sonne geht draußen schon auf! Wie spät ist es denn??“ und dann würden wir einschlafen… sehr tief und fest und einfach versinken.

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Den Blickwinkel weiten

Zuletzt war diese Studie in den Medien, in der es darum ging, dass ein Sozialhilfesatz von 132€ ausreichen müsse (Link), um einem einzelnen Menschen das Überleben zu sichern. Jetzt bekommt der unbekannte Professor Rückendeckung auf prominenter Ebene, nämlich kein anderer als Friedrich Merz (Link) bestätigt seine Aussagen. Zuerst hielt ich das Ganze für einen Scherz, aber ein kurzer Blick auf den Kalender bestätigte mir doch, dass es wohl ernst gemeint sein müsse.

Nehmen wir mal die Position eines fiktiven Professors ein und stellen uns das Leben vor!

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Zielgruppe und Schreibmotivation

Im Wirtschaftsleben ist es unerlässlich, an die Zielgruppe zu denken. Ob das jetzt ein professioneller Werbetext ist, ein Aufsatz zu einem speziellen Thema, ein politischer Essay in einer Zeitung, überall gibt es Grenzen und Möglichkeiten und schnell ist das eigentliche Ziel verfehlt. Schreiben ist eine Kunst, weil sich der kreative Schreibfluss oftmals mit harten Grenzen und Beschränkungen der Auftraggeber vereinen muss. Und wer kennt nicht das ungute Gefühl, nur ein einziges Thema als Aufgabe zu haben und dazu partout keine Ideen zu haben?

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Der Wind weht von links

Man kann über die Linke sagen, was man will, aber sie schafft es, sich den wichtigen Fragen der Menschen anzunehmen und spricht somit aus dem Herzen vieler verunsicherter Bürger. Wenn man sich die einzelnen Positionen auf ihrer Webseite durchliest, ist das keine Rede von „wir nehmen es den Reichen weg und stecken es den Armen zu“. Noch nicht einmal von Faulheit, Stasi oder der befürchteten anarchistischen Revolution ist die Rede. Es wirkt alles sehr nüchtern, politisch durchdacht und überlegt. Die SPD hat einen starken Gegner bekommen und es wird bis zum Wahljahr 2009 nicht einfach sein, etwas dagegen zu halten- wenn man sich nicht inhaltlich neu ausrichtet und die „strategischen Fragen“ endlich klärt. Die Linke nimmt sehr geschickt alle aktuellen sozialen Themen auf und bildet eine unnachgiebige und ehrliche Position dazu. Wie sie das im Einzelnen anstellen will, steht natürlich nicht dabei.

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Die Bleifigur

Mit einmal wurde es Winter. So schnell wie nie hatte sich das Wetter verlagert, im Grunde war es einfach umgekippt wie ein toter Fisch. Ein paar Sonnenstrahlen im August, nur um dann in ewige Monotonie und Gleichgültigkeit zu verfallen.

Der Regen weinte seine Sorgen aus sich heraus.

Die junge Frau hatte sich- wie immer- soviel vorgenommen, aber letztendlich zog sich der Tag doch eher wie altes Kaugummi, denn wie frisches junges Gras.

Die Deutschen war wieder deutsch, perfekt bis in letzte Detail, genau, streng, langweilig. Die Nachbarn waren zurückgezogen, die Anrufe blieben spärlich, im Radio wurde dummes Zeug erzählt und auf übertrieben lustig gemacht. Die Leute im Radio waren so wie ewig im Karneval, kaum vorstellbar, dass sie sich nicht verstellten und tatsächlich immer so lustig und potent sein konnten.

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Bleierner Mittwoch

Meine Augen tränen, ich werde nicht wach. Der Luftdruck im Keller und der Regen pinselt gegen die Scheibe. Die Bürgersteige sind hochgeklappt. Irgendwo steht ein Fenster offen, aber ich sehe niemanden. Der Wanderweg ist vermatscht und die Wolken hängen tief. Ich ziehe den Kopf ein, ein kühler Wind reißt an meiner Jacke. Schnell den Brief eingesteckt. Der Zigarettenautomat funktioniert nicht, blöde Technik. Stecke die Karte, rüttel hin und her, ein Spielraum von einem Zentimeter, wer hat sich das nur ausgedacht? Zum Glück rauche ich nicht mehr, man wird ja doch nur veralbert und ignoriert…

Zurzeit ist der Alkohol in den Medien. Jede Wette, in ein paar Jahren wird die Werbung dafür auch verboten und irgendwann bekommt man ihn nur noch mit einem Ausweis. Wichtige Themen hin oder her, in Deutschland wird immer nur „verboten“, aber nie „gelöst“. Das ist etwas, was ich an der Politik und manchmal auch an der Mentalität in unserem Land blöd finde.

Bei den Amerikanern läuft es allerdings auch nicht viel besser. Ein Schelm, wer lacht, wenn die Tochter der erzkonservativen Politikerin, die strikt gegen Sex vor der Ehe ist, mit 17 ein Kind bekommt.

Herrje, es sind doch alles nur Menschen, nicht wahr?

Sunny Tuesday

Oh heute lief alles viel besser. Es war so schönes Wetter, ich habe einen Spaziergang gemacht. Bin früh und rechtzeitig aufgestanden, herrlich, diese Kraft. Hm auf dem Land ist die Luft hervorragend, ich liebe es, fühle mich wie im Urlaub. So schön!

Mein Mann ist sehr nett und ich liebe ihn wie am ersten Tag. Wir haben tiefschürfende Gespräche und jeder Tag läuft anders, abwechslungsreich, herausfordernd. Ich liebe die Aufgaben, die man mir stellt, ich liebe es über alles nachzudenken, ich liebe mein Blog und die Besucher, die unendliche Freiheit, die ich habe und gerne mit anderen teilen will.

Ich liebe meine Zweifel, meinen Glauben, der mich jeden Tag neu prüft und kitzelt, der mich ironisch anschaut und die dümmsten Dinge hervorbringt, über die ich manchmal nur lachen kann! Ich liebe die stillen Besucher, ich liebe die Unbekannten, neue Menschen, die ich nicht kenne, treten in mein Leben und wieder hinaus. Ich bin nicht traurig darüber. Es ist halt so! Es ist das Leben.

Oh wie ist das Leben heute schön!

Schon beim Duschen merkte ich, dass es ein phänomenaler, guter Tag werden wird und wie das Wasser auf mich herunterfloss, wusch ich gleichzeitig meine Sorgen ab und heraus kam eine duftende und fröhliche, junge Julia.

Auf dem Wanderweg habe ich unseren Nachbarn getroffen, wie er fleißig den Weg mit Schotter ebnete. Ein tüchtiger, fleißiger Mensch, der immer freundlich grüßt und zwei sehr nette Kinder hat.

Ein traurig dreinblickender, dunkelhäutiger Mensch saß auf der Bank und sonnte sich. Ich habe ihn freundlich gegrüßt. Er sah traurig und einsam aus, aber beim Grüßen hellte sich sein Blick wenigstens ein wenig auf.

Später sauste ich drinnen hin- und her und spielte Radio-Restauratorin. Ich habe so ein uraltes Radiogerät, das ich bei Ebay verkaufen will. Ich brauche es nicht mehr. Jeden Winkel habe ich gereinigt, geputzt, keine Staubflocke war vor mir sicher. Dann die Daten erfasst, Anschlüsse geprüft, Fotos gemacht, Kartons rausgesucht, alles gewogen, Maße genommen.
Porto berechnet. Tja dumme Sache, wir haben keine passenden Kartons! Aber egal, es geht auch mit zwei kleinen.

Heute war ja so ein guter Tag!

Was habt ihr so gemacht???

Immer wieder Montags

Am Wochenende war ich sauer, wütend, unglücklich. Ich würde wohl nicht soviel über „sinnvolle Prinzipien“ schreiben, wenn ich nicht selbst regelmäßig Opfer und Ziel meiner eigenen Fehler und Versuche werden würde. Das warme Wetter hat mich angekotzt, der Schlafrhythmus war total verschoben, die letzte Woche hatte mein Mann Nachtschicht und ich neige dann immer dazu (warum auch immer??), diesen Schlafrhythmus zu übernehmen. Auf Deutsch heißt es: Nachts um ca. 3 Uhr ins Bett und mittags um 12 Uhr aufstehen. Bei ihm ist es noch extremer und ich bewundere seine Gelassenheit, mit dieser Anforderung fertig zu werden. Auf die Dauer ist es unheimlich schlauchend und anstrengend. Man verliert schrittweise seine Motivation, die Konzentration wird wie in einer Waschmaschine weichgespült, die Erinnerung und Merkfähigkeit geht gegen Null. Wenn ich jetzt noch Alkohol trinken würde, wäre das Chaos perfekt. „Freunde“ gehen abends weg und treffen sich, mein Mann fährt um 20: 30 Uhr zur Arbeit, mein Gott wie ich das hasse! Wenigstens bleiben die Wochenende zur Zeit arbeitsfrei, aber vor ca. 1 bis 2 Jahren hatten wir noch nichtmal dort Freiraum für uns. „Frei“ heißt, Freitag Nacht arbeiten und Samstag bis Mittags schlafen. Der Tag ist dann eh gelaufen, weil sich die Nachtschicht als Erschöpfung ansammelt. Und der Sonntag ist dann ein reiner Rumhäng-Tag. Jeder, der jetzt einen lässigen Kommentar dazu abgibt, sollte das erstmal selbst machen und dann schauen, wie es sich „anfühlt“, aber ich bin der Meinung, dass Schichtarbeit dringendst verboten, bzw. eingeschränkt werden müsste. Wenn der Betrieb dann noch am Personal spart und die Arbeitskräfte bis zum Anschlag belastet werden, sind wir in der tiefsten Steinzeit des Kapitalismus angekommen. Und mit Schönreden oder Steuererleichterungen ist da auch nichts zu machen, weil die körperliche Belastung einfach da ist, ob man will oder nicht!

Gerade erst hatte ich endlich meine (Fünfte, Sechste ?) Erkältung überwunden, den anstrengenden Besuch im August hinter mich gebracht und jetzt stand ich mir mit dem Schlafrhythmus wieder so quer, wie man sich nur selbst quer stehen kann. Im September und vor allem im Oktober haben wir noch mal großes vor, etwas, vor dem ich jetzt schon sehr aufgeregt bin (aber noch nichts verraten werde!!). Nach der anstrengenden Renovierphase muss ich jetzt wieder total auf Büro-Fachkraft umschalten, man „erwartet“ von mir einiges und ich weiß nicht, ob ich alle Ansprüche so erfüllen kann, wie man das „fordert“. Ehrlich gesagt will ich manchmal nur meine Ruhe, an meinem Blog oder Büchern schreiben, endlich mal wieder ein großes Projekt anfangen, wo mein ganzes Herzblut reinfließt, endlich mal wieder mehr auf andere zugehen, mich mehr öffnen, mein Herz nicht mehr verschließen, keine Angeberin und kein Idiot mehr sein. Und weil ich soviel vor habe und meine Ansprüche so hoch sind, stolpere ich letztendlich über mein eigenen Ehrgeiz, meine innere Unruhe und das Unvermögen, irgendwas mal zu einem sinnvollen Abschluss zu bringen.

Ich hatte zudem ein wichtiges Gespräch mit meiner Schwester zu führen, was ich tagelang vor mir her geschoben hatte. Letztendlich war Sonntag Abend dann der Knoten geplatzt. Plötzlich ging es mir besser. 1 Stunde und 20 Minuten redete ich mit ihr, was normal selten vorkommt.

Nach dem Gespräch ging es mir besser und ich war erleichtert.
Aber vorher hätte ich immer nur schimpfen und heulen können. Und das alles gleichzeitig.

Interdependenz

Das wichtigste philosophische Prinzip im Buddhismus scheint die gegenseitige „Abhängigkeit“ (Interdependenz) zu sein. Zumindest stoße ich immer wieder darauf, wenn ich Bücher darüber lese. Der Dalai Lama scheint das Thema besonders zu lieben und erzählt sehr viel darüber. Ich möchte also mal mit Hilfe eines Blogartikels überlegen, was „Abhängigkeit“ eigentlich bedeutet und wie wir das Prinzip in unserem Leben verstehen und anwenden können.

Abstrakt gesehen soll das – auch mit dem Begriff „Leerheit“ bezeichnete Konzept- bedeuten, dass alle Dinge in gegenseitiger Abhängigkeit bestehen und sie keine Selbst-Natur haben, die von allem losgelöst ist. Ein Baum z.B. besteht aus Elementen, die die Erde zur Verfügung stellt, er wandelt Sonnenlicht durch Photosynthese um, er produziert Sauerstoff und nimmt Kohlendioxid auf. Die Zellen teilen sich, folgen ihrem Plan, den die DNS vorgibt, je nach Umweltbedingungen formt sich ein mehr oder weniger schöner Baum. Der Baum an sich ist im Grunde nur die Summe seiner Teile und diese Teile wiederum auch nur wieder immer kleinere Teile. Der Begriff „Baum“ ist ein Element unserer Sprache und der Versuch, die Gruppe von Baumteilen zu einer Elemente- Menge zusammenzufassen und abstrakt zu bezeichnen. Dieser Zeiger, der auf die Baum-Elemente zeigt, ist wiederum veränderlich und kann z.B. je nach Sprache ganz anders besetzt sein und andere Buchstaben verwenden. Sogar die Buchstaben können anders sein oder es gibt nur Schriftzeichen dafür! Wo ist der Baum an sich also zu suchen?

Wissenschaftlich gesehen müsste man darüber hinaus die Frage stellen, was sind die kleinsten Teile und wie sehen sie aus? Ist letztendlich alles nur Energie, mal mehr oder weniger fest? Alle Teile schwingen, d.h. das ganze Universum auf das wir uns beziehen, ist nicht statisch, sondern schwingt, wir haben Frequenzen, Rhythmen, Tag und Nacht, Kreisbewegungen, aber alles andere als Ruhe und „Beständigkeit“. Es gibt z.B. Zerfallszeiten von Atomen, was wohl bedeutet, dass sie irgendwann sowieso verschwinden, zerfallen, sich neu gliedern. Ständig sind wir mit chemischen Reaktionen umgeben, in unserem Körper brodelt es nur so von hochkomplexen Abläufen, die wir meistens gar nicht beachten!

Unsere Nahrung, die wir für das tägliche Auskommen benötigen besteht beispielsweise aus einer Scheibe Brot. Das Brot wiederum musste erst verkauft werden, wir brauchen Geld (EC-Automaten, Banken) und einen Arbeitgeber (Krawatte, Anzug, Auto, Frühstück, Handy). Der Supermarkt musste mit dem Großhandel verhandeln, dieser wiederum beim Bäcker einkaufen. Der Bäcker (Bäckermütze, Schürze, Backofen, starke Hände) braucht Mehl und andere Zutaten, u.a. Getreide. Getreide wird beim Bauern angebaut, der braucht wiederum Maschinen (Mähdrescher, Traktor, Maschinenbau, Bildung), Dünger, finanzielle Subventionen. Egal, wohin wir schauen es gibt immer Abhängigkeiten und Wechselbeziehungen, nicht existiert für sich. Wir können jede Abhängigkeit je nach Perspektive und „Zoom“ bis hin zur Unendlichkeit aufsplittern, es gibt kein Ende. Je mehr wir untersuchen, desto mehr Abhängigkeiten und Beziehungen fallen uns auf und es gibt keinen Punkt, wo man definitiv sagen kann „Das Ende der Untersuchung ist erreicht.“

Die modernen Wirtschaftskreisläufe sind autonom, die Butter steht halt einfach im Regal, Geld hat man halt irgendwie auf dem Konto (oder nicht). Meistens machen wir uns keine Gedanken über die tausende Waren, die wir täglich konsumieren und schon gar nicht über die Menschen, die dahinter stehen. Das wäre auch zu komplex. In der gewöhnlichen Alltagssichtweise komprimieren und vereinfachen wir Dinge und Abläufe, um die Datenflut zu reduzieren und entscheidungsfähig zu bleiben. Je höher die Anzahl der bekannten Variablen ist, desto schwieriger wird es für unser Gehirn, alles genau zu berechnen und zu einem Fazit zu kommen. So ist es kein Wunder, dass die gesteigerte Lebensgeschwindigkeit die einfachen Tatsachen auf sozialer Ebene verdrängt, dass wir von anderen abhängig sind. Da alles so schön autonom und scheinbar selbstständig läuft, sehen wir das dahinter nicht mehr und können leicht die Zusammenhänge übersehen.

Von unserem Nachbarn sind wir heutzutage überhaupt nicht mehr „direkt abhängig“. Wer hat schon mal ein Pfund Mehl beim Nachbar geborgt? Dieser Fall wird im Fernsehen so gerne gezeigt, aber ich denke in echt ist er sehr selten.

Auch sind wir nicht mehr von unseren Verwandten so abhängig wie früher. Wir brauchen sie nicht mehr! Wir können uns die Freunde aussuchen, dahin ziehen wo wir wollen. Medizinische oder psychologische Hilfe beantragen, mit einem Pfarrer sprechen, eine Altersversorgung aufbauen, Ratgeber über Beziehungen lesen, im Internet das neuste Rezept ergooglen und das alles ohne je ein einziges mal ein Familienmitglied um Rat gebeten zu haben. Frauen brauchen ihre Männer nicht mehr so wie früher. Das Leben in der modernen Kultur wird auf die Kraft reduziert, die wir mit unseren Füßen aufbringen können (Autofahren), ein Knopf zieht das Verdeck automatisch hoch, für die Wegfindung gibt es das Navigationsgerät. Menschen werden überflüssig. Kinder steckt man in den Kindergarten, die Kosten übernimmt der Staat, Männer können Optionalerweise noch ein wenig Unterhalt zahlen (für den Luxus) oder man geht halt zum Amt.

Aber wir müssen bei niemand auf Knien rutschen, wir müssen uns nicht entschuldigen, wir brauchen keine zwischenmenschlichen Konflikte zu lösen und das ganze andere Gedöns ist auch überflüssig. Religion, Weltflucht, Moral- Gesabbel, was auch immer! Das moderne Leben führt dazu, dass das menschliche Leben und die menschlichen Werte zurückgedrängt werden können, wenn wir nicht etwas dagegen halten und unseren Geist, Gefühl und Menschenverstand benutzen.

Da wir das Geld als reduzierten Faktor der Handlungsfähigkeit haben, lassen sich die anderen (mitunter störenden) Faktoren leichter herausrechnen. Das Leben wird einfach und bequem, aber vielleicht auch „einsam“ und leer. Wie die Schattenseite einer Droge, die uns zuerst sehr glücklich macht und hinterher eine Leere und Depression hinterlässt, verführt man uns zu einem modernen, automatisierten Leben, was keine tiefgründige Bedeutung mehr hat und schnell zum reinen Vegetieren wird.

Im Buddhismus heißt es nun, man soll über diese gegenseitige Abhängigkeit nachdenken, in Folge dessen zu der Einsicht gelangen, dass wir von allen anderen mehr oder weniger abhängig sind und zum Schluss Mitgefühl für alle anderen aufbringen.

Wenn wir in unserem eigenen Egoismus verharren und meinen unser „Ich“ wäre von allen anderen losgelöst, führt es zu Stumpfsinn, Einsamkeit und Unglück. Wir können unser „Ich“ nicht wirklich beschützen, noch macht es einen Sinn, unseren Egoismus, unsere Ansichten, etc. übermäßig gegen andere einzusetzen oder gar „besiegen“ zu wollen. Wenn letztendlich alles Teil vom Ganzen ist, gibt es keinen Feind. Die linke Hand gehört zur Rechten und die Rechte zur Linken, die Frauen sind Teil der Männer und ihre Männer teil der Frauen. Es gibt nichts losgelöstes, kein für sich genommenes „weibliches Geschlecht“, was total unabhängig von den Männern existiert. Wer das glaubt, sollte man Frauen beobachten, die alleine einen Kaffeeklatsch machen und wie sie sich spontan verändern, wenn plötzlich attraktive Männer die Runde betreten. Sie sind plötzlich anders, sie reagieren auf ihre Umwelt, verändern sich, wollen ihnen vielleicht gefallen, genauso wie die Männer es andersrum auch machen.

Oder die Partnerschaften, die über die Jahre Menschen komplett umkrempeln, verbessern oder gar verderben können. Darin sieht man, wie sehr uns andere Menschen eigentlich beeinflussen und dass es letztendlich nichts gibt, von dem man sagen kann „es ist mein losgelöstes Ich und nichts beeinflusst oder verändert dieses Selbst“.

Zugegeben, es ist anstrengend, darüber nachzudenken, weil man die gewohnten Sprünge und Bequemlichkeiten mal auslassen muss. Darüber nachzudenken bedeutet bildlich gesehen, das Auto stehen zu lassen und sich zu Fuß auf den Weg zu machen. Man hat mehr Zeit, mehr Muße, sieht die Dinge mehr, wie sie eigentlich sind.

Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Spaziergang mal zu probieren. 😉

Wahlkampf

[eine grün weiß gestrichene Sporthalle in der viert-größten Stadt der Welt; Lichter von allen Seiten, Menschenmassen; eine Frau tritt an das Rednerpult; Stille]

Nun denn, meine Damen und Herren, ich danke ihnen recht herzlich für die 5000 Briefe, die sie mir pro Tag schicken, in denen ich sovieles gefragt werde, die ich mir einfach zu Herzen nehmen muss, wenn ich über die bestehende Wahl als Blog-Vorsitzende des größten Blogs der Welt- dem J.A. Blog- gewählt werden soll. Als ich so eben eine interessante Fernsehsendung im Schwarzweiß-Fernsehen über vergangene und gegenwärtige Präsidentenwahlkämpfe in den USA gesehen habe, wurde es mir augenblicklich klar, was die wahren Belange unserer Textkultur sind, was die Essenz der Ziele ist, für die ich einstehen möchte, solange ich diese schöne Gelegenheit geboten bekomme, für diese wunderbare Nation und die wunderbare Leserschaft meine Texte zu schreiben. In dieser schönen Zukunft unseres jungen Blog-Landes soll es nicht nur um Belanglosigkeiten, um Plausch und oberflächliche Dinge gehen- nein es sind vielmehr die tiefen, fundamentalen Erkenntnisse der Schriftsteller-Gehirne, die eine Plattform bedürfen- eine Plattform, wo diese Gedanken der aufstrebenden Jungautoren endlich gehört werden, wo sich die freie Seele der freien Autoren in einem zum Himmel strebenden Komet vereint und endlich alle Gedanken unter einen Hut bringen soll! Ja! Das ist es ! Es ist die Freiheit der Gedanken, die wir solange vermisst haben, die endlich über diese kleine unbedeutende Internetleitung über die großen Ozeane hinweg direkt in unsere Herzen fließen soll, die die Ängste und Sorgen vorbeiziehen lassen, dem Zweifel überhaupt keinen Raum mehr bieten sollen! Es ist unsere Zukunft und wir selbst- alle Leute, die schreiben und denken können, ja alle die sind dazu aufgerufen von ihrem Recht auf Meinung Gebrauch zu machen und dieses Blogland nach oben, an die Spitze des Erfolgs zu bringen.

[kleine Pause und tosender Applaus]

Wissen sie meine Damen und Herren, ich habe zwei wunderbare Kinder, denen ich mein ganzes Glück verdanke und einen wunderbaren Mann, der immer für mich kocht und sich so phanastisch verhält, wie man es sich als Blog-Autorin nur überhaupt vorstellen kann. Jeden Morgen werde ich mit einem Kuss und einem Frühstück geweckt, ich freue mich so darüber, dass jeder Tag einfach nur sehr sehr gut beginnen kann. Ich habe immer gesagt, es ist die Familie, die zählt, die sozialen Werte, die zwischenmenschliche Belange und ja- natürlich auch das ganze psychologische Drumsherumsdinges, was auch einfach dazu gehört und unsere Nation einfach so einzigartig macht! [noch mehr tosender Applaus und Fähnchen mit J.A. for president werden gewunken]

[zwei Stunden weiteres, tiefschürfendes Gelaber]

Ich komme nun zum Ende – meine Damen und Herren, vielen Dank dass sie so zahlreich anwesend gewesen sind, ich freue mich so darüber- God bless the blogs! And bitte wählt mich, nicht vergessen, okay ???

[breites Grinsen und Winken zum Schluss… tosender Applaus]