Frühlingssonne

Der Frühling ist dieses Jahr etwas früher da als sonst. Gestern wurde eine Wetterkarte gezeigt, in der man die Temperaturen an diesem Tag mit denen aus 2013 verglich. Da stand dann überall 0, -1, 2, -2, usw. wohingegen heute überall schon 8, 10, oder sogar 12 Grad plus am Tag steht. Auf einer 16-Tages Vorhersage im Internet stand für Ende März sogar schon 20 Grad, das wäre fast ein Sommertag.

Auch jetzt scheint wieder die Sonne. Allerdings sind die Pflanzen noch nicht so weit. Sie haben anscheinend einen Timer eingebaut. Nur, wenn das Wetter über eine bestimmte Zeit lang warm ist, trauen sie ihre Säfte zu mobilisieren und die Blüten aus den Zweigen zu schieben. Im Zeitraffer sieht das immer toll aus. Aber wer weiß, wo noch andere Sensoren stecken? Vielleicht messen sie auch die Bodentemperatur.. oder sogar die Luftfeuchtigkeit, vielleicht den Luftdruck? Auf jeden Fall weiß die Pflanze, wann es soweit ist. Am wahrscheinlichsten liegt es am Licht. Auch das Gras welkt noch vor sich her (wahrscheinlich fehlt der Regen), sehr rege sind hingegen schon die Krokusse und die Schneeglöckchen (meistens die ersten) schon wieder fast verwelkt.

Die Luft kommt mir etwas trocken und staubig vor und bei den ersten Spaziergängen in der Frühjahrssonne hatte ich den Eindruck, dass sogar die Allergien schon losgehen. Hasel und Erlen-Pollen sollen ja schon unterwegs sein.

Der eigene Körper wird dieses Jahr etwas mehr angetrieben, passend zur Fasten-Jahreszeit der Energieeinsatz reduziert (das ist allerdings schwierig, bei dem Überfluss an Nahrung in Supermärkten und allen anderen Ecken und Enden) und versucht, wieder mehr Sport zu machen und die Kondition zu verbessern. Eines Tages sind wir im Wald spazieren gewesen, da haben ein Junge und sein älterer Bruder Fußball gespielt, aber sie sind nebenbei noch den Berg hochgelaufen.. wir hatten versucht sie zu überholen, was gar nicht so einfach war, weil sie auch schnell waren. Am Ende hab ich den Sauerstoff tief in die Bronchien gesogen, sie fingen an zu brennen und die Lunge (und ich) war(en) erstaunt, dass da am Ende auch noch Lungenbläschen sind, die man einsetzen kann! Das Herz schlug wie verrückt und kam endlich mal aus dem „Energiesparmodus“ raus. Die Laune wurde immer besser, am Ende des Tages hatte ich ein Dauergrinsen im Gesicht… 😉 Sonne und Sport sind die besten Mittel gegen geistige Trägheit, aber auch gegen Depressionen oder Stimmungstiefs.
Warum nur ist es dann so schwer, sich überhaupt aufzuraffen, wenn der Körper uns mit solch tollen Endorphinen für die Anstrengung belohnt? Der Körper ist wie eine träge Masse und will erstmal im gewohnten Zustand verharren. Das kennt er, das kostet keine Energie. Vor allem auch keine mentale Energie! Von der Evolution sind wir anscheinend so ausgestattet, dass wir Energieverbrauch vermeiden müssen. Nahrungsmittel, aber auch Wasser und Salz (für den Elektrolythaushalt) waren ja nicht immer im Überfluss vorhanden, so erkläre ich mir das. Also ist es prinzipiell immer leichter, Energiespeicher in Form von Fett aufzubauen, als sie über Muskelarbeit abzubauen. Es muss zwangsläufig nur in die eine Richtung gehen, so wie bei der Zahnpasta ist der Weg raus viel leichter. Beim Menschen ist der Weg rein viel leichter… Außerdem gibt es Unterschiede im Grundumsatz, was sich wiederum bei den Unterschieden im Alter oder im Geschlecht zeigt: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=28994

Wahrscheinlich hat sich im Laufe der Jahrhunderte daher ein Mensch herausgebildet, der belohnt wurde, wenn er keine Energie verbrauchte. Wir sind ja sehr ausdauernde Läufer und Jogger, bedingt durch die Jagd in der Steinzeit hat sich hier eine besonders hohe Ausdauer beim Menschen entwickelt, ein federndes System (schaut man sich z.B. den Aufbau der Beine und der Füße an), dass eine hohe Energierückgewinnung ermöglicht und den Menschen vor allen anderen „Tieren“ die höhere Ausdauer vor seinen Beutetieren verleiht. (.. mehr dazu)

Nur, warum sitzen wir dann lieber vorm Computer und belustigen uns an zusammengesetzten Zeichen, die wir dazu mit dem linken oder rechten Zeigefinger noch hin und herbewegen (scrollen) können? Weil das Gehirn sich in den Vordergrund drängt. Uns mit Dopamin und anderen Botenstoffen für neue Erfahrungen belohnt. Anstatt, dass wir rausgehen und uns mit den Nachbarn unterhalten und auf dem Dorfplatz gucken, „was es Neues“ gibt, haben wir die Neuigkeiten direkt hier drinnen, auf unserem Bildschirm. Wie ein Fenster zur Welt, sehr bequem, sehr sicher, alles schön aufbereitet und immer nur ein paar Millisekunden von der letzten Neuigkeit entfernt. Und was macht der Mensch, der von der Evolution zum Energiesparen angeleitet bzw. programmiert wurde? Er nimmt diese Neuigkeiten wie ein Schwamm auf, bildet immer weitere Gehirnzellen, und Verbindungen („er wird reifer, bzw. weiser“) und lehnt sich entspannt zurück, vergisst ganz, dass er noch in einem Gerüst aus Haut und Knochen lebt und dieses Gerüst auch hin und wieder gepflegt und trainiert werden muss. Wer das auf längere Zeit nicht macht, riskiert die sog. Zivilisationskrankheiten, Übergewicht, Diabetes, Herzschwäche, Rückenprobleme… Verrückt, obwohl der Körper uns vorgibt, dass es gut sei, möglichst viele Nährstoffe aufzunehmen und uns möglichst nicht zu bewegen, wissen wir mittlerweile mit dem Kopf, dass das Ungleichgewicht auch nicht gut für uns ist. Wir haben also einen Konflikt zwischen dem unbewussten Gefühl und dem reinen theoretischen Wissen, das in die Praxis umgesetzt werden muss.

Unsere Gesellschaft bietet einen schwierigen Ansatz zur Lösung, denn sie ist kopflastig! Sie belohnt die hohe Schulbildung, aber auch das theoretische Wissen an sich! Wer am meisten weiß, verdient am meisten und hat den meisten Respekt. Handwerker haben einen eher schlechten Ruf, körperliche Arbeit gilt als schmutzig und nicht so wertvoll. Körperlichkeit ist eher sekundär (es sei denn, sie wird zur Schönheit umgedeutet) und ganz am Ende der Skala der beliebten Werte stehen die Gefühle („die Gefühlsduselei“) oder ein eher unbewusstes, intuitives Aufnehmen von Reizen und Sachverhalten. Dabei sind die Intuition und die Erfahrung das, was uns im Leben am besten hilft, auch wenn wir den Computer und das Smartphone mal nicht zur Hand haben.

Es gehört irgendwie alles zum Großen und Ganzen, muss berücksichtigt und in unseren Alltag integriert werden, wenn wir gesund bleiben wollen.

Winter-Intermezzo

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Winter- wenigstens für einen Tag

Mal dunkelblau und strahlend, dann wieder grauweiß wie Deckfarbe.
Feine Konturen zeichnen sich auf die Leinwand
mit Bleistift angespitzt
etwas kratzig
und ziemlich kalt.

Jemand hat mit einem Eimer Farbe,
einen Weg auf den Schnee gekippt
und mit einem dicken Borstenpinsel,
die Bäume gleich dazu.

Hier an der Stelle überzeugt mich
grell-blaues Aquamarin!
Ein Ozean mitten im Wald.
Dunkel die Schatten, kräftig die Rinde,
glitzernd der Schnee.

Ich wende meinen Blick nach oben
und empfange den freien Himmel.
Die Freiheit, die Luft, das kalte klare Wetter,
das mir gute Laune macht

Später am Tag,
-es ist wohl bald Tee-Zeit-
senkt sich die Sonne und taucht alles in nuss-braun
und gold-metallic;
eine Prise Rot obendrauf,
vielleicht die Dose mit Keksen,
die da so schillert.

die Bäume stehen alle ganz gerade
wie Zeichenstifte im Glas
wärmen sich ein bisschen

und freuen sich auf den Frühling!

Aufgewühlt

Er holte einmal tief Luft. So tief es ging, blies er sich die Backen auf, pumpte jedes freie Atom, dass in der Umgebung noch zu finden war in seine Lungen, bis zum Anschlag, bis er rot und dann blau im Gesicht wurde- so langsam wurde ihm schon schwarz vor den Augen, als das er ganze mit einem riesigen „Ziisschhhh“ aus dem Mund presste, dabei die Lippen anspitzte, damit sich die Geschwindigkeit und der Druck der Luftmassen noch erhöhte. Den Menschen unten auf der Erde war es nicht geheuer! Die Bäume fingen an zu wanken und ihre Astspitzen zitterten, der Wind riss an den Fensterläden, Schornsteinen und Dachgiebeln. Gegenstände wurden aufgeschleudert und übersäten die Straßen und Plätze. Die Luft war plötzlich voller Teilchen! Bringt euren Kopf in Sicherheit oder macht wenigstens einen Helm drauf! Die besonders großen Türme aus dünnem Stahlgerüst fingen an zu wanken. Das Meer peitschte auf, die Wellen schossen kreuz und quer und oben auf ihnen thronte die stolze Gischt. Wassermassen drückten sich an die Küste und die Möven flogen umher wie Geschosskugeln. Gut, wer jetzt einen sicheren Platz auf einem Öltanker ergattert hatte! Diese gab es nun viel öfters, seitdem die Ölriesen anfingen das schwarze Gold zu bunkern, damit es endlich mal wieder teurer werden würde und dann ordentlich abgebrannt werden konnte! Seht her, wie es brennt! Wie schön das CO² lodert und duftet und die Erde erwärmt. Ach, Klimawandel woher? Letztens war es doch mal kalt. Einen Tag lang im Winter ist das kein Beweis? Und in meinem Kühlschrank ist es auch kalt. Und ihr solltet erstmal den Tiefkühlschrank sehen!

Den empfindlichen Menschen wurde es langsam zuviel. Sie hätten sich gerne zurückgezogen und unter der Decke verkrochen. Die empfindlichen Ohren mit Knetmasse verschlossen und sich selbst in eine Druckkammer begeben, in der leichter Überdruck und ständiger Sonnenschein herrscht. Luftdicht versiegelt, versteht sich! Doch hier draußen fingen die inneren Gleichgewichtsorgane an zu wanken wie das Pendel einer großen Wanduhr, immer von links nach rechts, dann wieder umgekehrt oder mal gar nicht, unsicher wie auf einem Schiff bei Windstärke 9. Mir wird schon allein beim Gedanken kotzübel! Die Atmosphäre wurde plötzlich laut, es zischte, es blies, es rappelte, föhnte, rumpelte, schmauchte und fauchte.

Hoffentlich ist dieser Sturm bald vorbei, dachte sie sich. Dann werde ich wieder Origami an der frischen Luft zusammenbauen. Mir ein paar Blütenblätter auf den Tisch legen und ihre Größe und Form studieren. Gemütlich an der Küste entlang laufen und einen Schirm aufspannen. Einfach nur so, weil es geht. Wieder zu Hause werde ich mir einen Löwenzahn nehmen und ganz zart presse ich ein paar Gramm Luft über die Lippen, damit die Samen langsam und sanft zur Erde gleiten.

Und am Abend werde ich selig einschlafen und mich über die Ruhe und den Frieden des eiskalten Winters freuen.

Der dann auf den Frühling folgt. Ne umgekehrt. Erst der Herbststurm, dann der Sommer? Ne, auch egal. Auf jeden Fall wird es wieder ruhiger und friedlicher. Irgendwann.

Frankfurter Buchmesse 2014

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Von Querbeeten und allerlei

Ich denke noch über den Besuch auf der Buchmesse nach. Einen umfangreichen Bericht wollte ich schreiben, möglichst mit allen Details, allen Impressionen, fein säuberlich ausgearbeitet. Dazu noch die Fotos, die Flyer und Links zu Verlagen und neuen Büchern oder anderen interessanten Ideen. Aber kann ich das überhaupt? Und vor allem jetzt, wo es dunkel ist und ich schon wieder müde und schläfrig werde…wahrscheinlich muss ich den Bericht in mehrere Teile oder Revisionen einteilen.

Das beste ist, einfach vorne anzufangen! Wir sind mit dem Zug nach Frankfurt gekommen, den Bahnhof kannte ich noch nicht. Frankfurt für mich sowieso ein eher unbekanntes Pflaster. 700.000 Einwohner hat die Stadt, hab ich beim Recherchieren herausgefunden- wusste gar nicht, dass es soviele sind. So eine große Stadt, fast eine Millionenstadt und ich kann mit dem Zug von Mannheim in 34 Minuten hinfahren- und kenne sie doch kaum.

Vom Bahnhof zur Messe sind es ca. 900 Meter. Dahin kommt man recht schnell zu Fuß und braucht die U-Bahn nicht unbedingt zu nehmen. Man kommt durch eine riesige Häuserschlucht mit wichtig aussehenden Hochhäusern, mit viel Edelstahl und glänzenden Glasfassaden. Die Mauern davor sind aus purem, schwarzen, hochglanz-polierten Granit. Überall kommt einem der Luxus des Banken-Viertels entgegen, teure Luxus-Cafés für Banker und andere Geschäftsleute reihen sich aneinander – kommt man aber näher auf den Bahnhof zu, gibt es plötzlich wieder Döner-Laden und einfachere Geschäfte. Das Klientel, das einem entgegen kommt, wirkte tlw. sehr gepflegt und jeden zweiten der, in Smartphone-vertieften Männer, hätte man -angesichts perfekt sitzender Anzüge und tadellosem Aussehen- auch für ein Model-Casting engagieren können.

Mir wurde das Laufen schon fast zuviel, da kam endlich der Eingang zur Messe. Flughafen-Atmosphäre macht sich plötzlich breit. Überall breite Gänge, Laufbänder in der Horizontalen und breite Tunnel aus Glas, mit dem man im ersten Stock von Halle zu Halle „jetten“ kann. Man wird von Studentinnen mit Flyern und Prospekten eingedeckt. Überall herrscht eine geschäftige, aber durchaus freundliche und offene Atmosphäre. Das ist der Grund, warum ich Messen so liebe! Von einer Stelle aus dem Glastunnel konnte man schön das Messe-Gelände überblicken und sich schon einmal einen Eindruck über die Ausmaße des Geländes machen.

Buden waren aufgebaut, Bierzelt-Garnituren und dann mehrere Zelte. Ich schaute kurz über die Szenerie, wurde dann aber wieder vom vorbeifließenden Besucher-Strom angesteckt und mitgerissen. Stillstand unmöglich, alles ist im Fluss! Wir beschlossen erstmal in der Halle 3.0 anfzufangen. „Belletristik und Sachbuch“. Und rein ins Getümmel!

Stand reiht sich an Stand, tlw. interessante Dinge, teilweise uninteressant. Ja, wo soll man die Prioritäten setzen, was ist wichtig und was nicht? Neben den großen Verlags-Ständen von FAZ, Süddeutsche und Welt reihten sich kleine Nischen-Anbieter, ein paar Leute, die sich auf esoterische oder ökologische Themen spezialisiert haben, dann wieder Fußball-Bücher für Kinder oder ein breites Angebot für den neuen Trend des „Self Publishing“. Das hat mich diesmal besonders interessiert und an diesen Ständen hab ich auch mehr Zeit verbracht. An einer Stelle gab es auch ein Forum, in dem vier Leute zusammensaßen und von ihren aktuellen Erfahrungen mit Self-Publishing berichteten. Wir setzten uns kurz hin und lauschte dem Vortrag. Das erste mal kehrte so etwas wie Ruhe und Besinnung ein.

Die Klang-Qualität war allerdings schlecht, die Boxen zu leise. Am Rande des Geschehens bekam man nicht mehr soviel mit.

Wir gingen weiter, ich wusste nicht so recht wohin und wurde von Eindruck zu Eindruck gejagt, da kam plötzlich eine kleine (zierliche) Frau in blauem Kleid und mit schnellem Schritten an mir vorbei, ich blinzelte kurz und fragte mich „kann das sein?“ da war mir klar, dass gerade Sarah Wiener an mir vorbeigeeilt war. Wow! Das erste Wow-Erlebnis an diesem Tag und genau das, was mir schon öfters erzählt wurde, wenn das Gespräch auf die Frankfurter Buchmesse kam. „Promi-Spotting par excellence!“.

Gut, ganz unschuldig bin ich nicht, denn ich muss zugeben, dass ich die „Sarah Wiener Kochshow“ schon vorher als Programm-Punkt herausgesucht hatte, aber überraschend war es dennoch. Ich schaute auf die Armbanduhr.. noch 20 Minuten bis 13 Uhr, also auf zur Gourmet Gallery, die Gänge waren voll und wer weiß, wer noch alles die Idee hatte, die begabte Köchin mal in live, in action zu betrachten?

Wir schlenderten also zur „Gourmet Gallery“, das ist ein etwas abgetrennter Bereich auf der Messe mit Bühnentechnik, Kamera und Show-Küche. Sponsor-Werbung inklusive. Sarah Wiener war schon voll in ihrem Element und die Zuschauer standen in Trauben um sie herum. Zuerst war ich etwas enttäuscht, weil ich in der hinteren Reihe fast nichts erkennen konnte. Nach und nach entstand aber durch das Kommen und Gehen der Besucher, kleine Lücken, in die man schnell vorstoßen und Zentimeter um Zentimeter „gutmachen“ konnte. Frau Wiener sprach in einem herrlichen österreichen Akzent, wirbelte zwischen Pfannen, Töpfen, ihrem neuen Kochbuch und einem munteren Schlagabtausch mit ihrem Assisstenten hin und her. Dabei war schon nach weniger Zeit klar, dass sie ihre „Biolinie“ voll ausbaut und in jedem zweiten Satz kamen Hinweise zum „gesunden und nachhaltigen Kochen“, zu all den Verboten, was man nicht benutzen oder essen darf und es entstand neben der fabelhaften Küche und dem ursprünglichen, bestimmt schmackhaften Worten und Gerichten ein fahler Beigeschmack des Dogmatischen und Oberlehrerhaften. Das kannte ich so von ihr schon (aus dem Fernsehen) und es hat mich nie gestört. Da ich die meisten Ansichten auch teile und nachhaltig kochen und biologisch ernähren auch gut finde. Es war aber ein wenig zuviel des Guten, sie schlitterte von giftigen Tefal-Pfannen, über H-Milch, Zitronensäure, Glutamat und Trennmitteln in Kochsalz, zum selbstgemahlenen Pfeffer, Petersilie mit (oder ohne?) Stängel und den guten, nahrhaften Kürbissen hin und her. Vom live gekochten Gericht selbst bekam ich nicht soviel mit, zwischendurch wurde aber eine Soße oder ein Pesto herumgereicht, das ganz gut duftete. Wir waren schon etwas müde und setzten uns abermals hin. In einem Regal hinter uns gab es das besagte Kochbuch. Es war sehr schön aufgemacht, hat ein tolles Design und auch leckere Gerichte. Ich fand, dass das Blättern im Buch, mit meinem eigenen Tempo und meinen eigenen Gedanken dazu viel besser war, als diese Kochshow, die augenscheinlich für die Massen produziert wurde und ein bisschen eine Werbe-Veranstaltung in vielerlei Hinsicht war.
Daher beschloss ich kurzerhand, mir dieses Buch auf den Wunschzettel zu setzen und wer weiß, vielleicht hab ich ja an Weihnachten etwas Glück und war artig genug. 😉

Wohin sollte es nun gehen? Die Gänge mit den vielen Ständen waren endlos. In der Bilder-Galerie gibt es ein paar Eindrücke dazu. Zwischendurch wurden wir angesprochen und eingeladen, uns auf einer Wand mit vielen bunten Postkarten zu verewigen. Man sollte kurz aufschreiben, warum man Buchhandlungen mag, konnte seine Adresse eintragen und an einem Gewinnspiel teilnehmen. Eine schöne Idee, die eine große, bunte, beklebte Wand mit Namen und Sätzen hinterließ.

Ein paar Schritte weiter und schon wieder entdeckten wir einen Promi, diesmal am Stand der Süddeutschen. Es war Herbert Feuerstein mit seinem neuen Buch.  Ich traute meinen Augen kaum, realisierte aber schon bald die Authentizität dieses ungeschminkten, fernsehfreien Ereignisses, dass dem Vorbild sehr nahe kam. Sprich: Im Fernsehen wirkt Herr Feuerstein genauso wie hier auf der Bühne. Er ist etwas klein und hat ein verschmitztes Auftreten und einen angenehmen, ruhigen Stil. Auch hier verweilten wir also und lauschten den interessanten Worten.

Nachdem wir in dieser Halle fertig waren, beschlossen wir in die Halle mit den Comics zu gehen, landeten dabei aber versehentlich in der Kinder- und Jugendbuch-Abteilung. Nicht schlimm, denn auch diese war genau unser Geschmack und nahm einen großen Teil unseres Zeit-Budgets in Beschlag. Die Stände waren alle sehr hübsch gestaltet, besonders aufgefallen sind uns die bunten, hochflorigen Teppiche und das wirklich breite Angebot an Kinder- und Jugendbuchliteratur.

Zwischendurch stolperten wir anscheinend gerade in die Verleihung des deutschen Cartoonpreises, denn kein anderer als Marcus Weimer (von Rattelschneck) war auf der Bühne und stellte sich lustigen (aber leider abgelesenen) Fragen einer Moderatorin. Im Publikum machte sich Gelächter und gute Laune breit, denn der Autor dachte nicht daran, „seriös“ zu antworten und beantwortete die Fragen auf seine eigene, lustige Weise. Natürlich mussten wir dann auf gleicher Ebene auch noch den Titanic-Stand ansehen.

Nach den vielen Eindrücken brauchten wir abermals eine Pause und erkundeten zum ersten Mal den Außenbereich. Wie es der Zufall so will, wurde gerade der „Grüffelo-Zeichner“ Axel Scheffler vorgestellt. Eine kreischende Menge von Kindern unterschiedlichen Alters nahm ihn begeistert in Empfang.

Zum Schluss kam noch ein Teil der vierten Halle auf das Programm, wobei wir hier um die (trockene) Verlagssoftware einen Bogen machten und direkt auf die Abteilung „Papeterie und Geschenke“ zusteuerten. 😉 Für die Sachbuch- und Wissenschaftabteilung in der selben Halle reichte die Zeit dann leider nicht mehr ganz. Auf dem Terminplan waren- gleichsam als Höhepunkt und Abschluss des Messebesuchs- noch ein paar Lesungen im Agora-Lesezelt anberaumt, das wir dann auch sichtlich genossen, weil man hier endlich einmal sitzen konnte und dank des Sponsors (Meßmer) auch kostenlosen, leckeren Tee serviert bekam! Neben all den informativen und gut gemachten Lesungen unterschiedlichster Autoren, versteht sich.

Den MC Fitti- Auftritt verpassten wir daher, nicht aber die Bässe und das Gekreische an Jugendlichen Fans, das er keine 200 Meter von uns entfernt auslöste.  Das ist überhaupt die Stärke der Buchmesse, Künstlerinnen und Medien unterschiedlichster Couleur unter einen Hut zu bringen und einem breiten Publikum schmackhaft und greifbar zu machen. Von einer Krise des Buches hab ich auf jeden Fall dieses Mal noch nichts mitbekommen. Die neuen Medien, vor allem die Ebooks, waren erstaunlich unter-repräsentiert, ich hoffe dass sich diese Ignoranz nicht eines Tages rächen wird – und dass treue LeserInnen des klassischen Buches weiterhin ihr eigenes Zutun zum Kultur-Klassiker leisten werden.

Buchmesse 2015, wir werden uns wiedersehen!

Und für euch Leseratten kann ich es als „Tipp“ weiterempfehlen… wer weiß, vielleicht machen wir mal ein BloggerInnen-Treffen dort?

Radeln an der frischen Luft

Am 3. Oktober war mal wieder „Autofreies Eistal“ bei uns, ein festes Ereignis, zu dem wir bestimmt schon vier- oder fünf- mal waren. Das ist immer recht passend am Tag der Deutschen Einheit und diesmal war es mit dem schönen Wetter ganz besonders lohnenswert. 22 Grad, heller, aber nicht mehr greller Sonnenschein ohne Sonnenbrand-Gefahr, nahezu pollenfreie Luft, ein ganz leichter Wind und die Natur zwar schon im herbstlichen Sterben, aber dennoch hübsch anzusehen und mit ihrem Grün belebend und frisch.
Die Strecke ist ca. 20 km lang und führt auf einer Landstraße durch das besagte Eistal, das links und rechts von Feldern und vielen Bäumen und Wiesen gesäumt wird. Der untere (und tiefste) Teil besteht aus den pfälzischen Weindörfern (z.B. Obrigheim, Asselheim) und führt durch weitere Weindörfer des Kreis Bad Dürkheims. Schließlich wird in Ebertsheim der Donnersbergkreis überschritten und die Strecke endet mit weiter anziehender Steigung in den etwas kühleren Walddörfern Ramsen und schließlich am Eiswoog. Das ist ein schattiger Wald-Teich, in dem früher Forellen gefangen worden sind und es heute ein schönes Restaurant und eine Forellenzucht gibt.

Wir haben also unsere Fahrräder aus dem Schuppen gezogen, sie mal wieder ordentlich entstaubt, gefettet und gewartet, die Reifen waren schon ziemlich platt, angesicht der langen Nichtbenutzung. Bein über den Sattel und los geht’s in die Freiheit! Wie zu erwarten, war der Andrang sehr groß, Hinz und Kunz war auf den Gassen und obwohl die Strecke über eine sehr breite Auto-Landstraße führt, waren beide Richtungen voll belegt und Radel an Radel sauste den leichten Berg hinunter. Wir entschieden uns kurzerhand zuerst die leichte Abfahrt nach Asselheim zu nehmen, etwas aufzuwärmen und dann mit einer leichten Steigung zurück den Berg hoch und soweit zu fahren, wie es die Kräfte hergeben. Am Ende zeigte der Fahrrad-Kilometerzähler 17 km, die mit Pausen gefahren wurden, leicht erträglich waren und am nächsten Tag kaum Muskelkater hinterließen.

Interessant ist immer zu sehen, dass dieses Ereignis wirklich jeden begeistert und das Publikum breit gemischt ist. Sportliche Profi-Radler waren ebenso zu sehen, wie Familien mit Kindern und speziellen Fahrrad-Anhängern für die Kleinen, wie Alte und Junge, Frauen und Kinder, Menschen mit Rollerblades oder diesen neumodischen Wackeldingern (wave-boards ).

Auf den etwas ruhigeren Seitenstreifen sah man auch ein paar Alte, die im gemütlichen Pfälzisch sich breit unterhielten, oder sogar Menschen mit Rollatoren oder anderen medizinischen Hilfsmitteln, die einfach mal vor die Tür wollten.

Ohne Auto und dennoch am Ziel

Das „autofreie“ ist wirklich etwas besonderes. Wo sonst die Technik und die kühlen Stahlkarossen sich ihre Vorfahrt nehmen und Respekt und Ehrfurcht vor den wenigen organischen Wesen verbreiten, ist es diesmal genau andersherum: Man sieht überall Menschen. Glückliche Gesichter, angestrengte Gesichter, gut durchblutete Adern, schnaufende, Herz-Kreislauf gestärkte Menschen, die einfach Spaß an der Bewegung haben und die gute Luft frei von jeglichen Abgasen und Feinstaub-Partikeln genießen!

So könnte es immer sein, denke ich mir. Die Menschen kommen auch von A nach Z, können auch ihren Verpflichtungen, ihren Erledigungen nachgehen. Mit den modernen Fahrrad-Taschen bekommt man auch einiges unter und der Tacho zeigte Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 km/h, ganz langsam ist es also auch nicht! Am Ende lag unsere Durchschnittsgeschwindigkeit bei mäßigen 14 km/h, was vor allem daran lag, dass in den Dörfern überall Stände und Attraktionen aufgebaut waren und es sich in den Hauptstraßen dadurch staute.

Alleine in Eisenberg gab es über 30 Stände, ich wunderte mich über soviel Tatendrang und Bewirtungsfreude der Einwohner. Das ganze hatte Volksfest-Charakter und es drängte sich in den Städten mehr als auf so mancher „Kerwe“. Ja mir war aufgefallen, dass es hier in der kleinen Gemeinde irgendwo im Südwesten Deutschlands sogar lauter und turbolenter zuging, als im eben besuchten Brüssel.

Für jeden Geschmack wurde etwas geboten, ob Bratwurst, Steak-Brötchen, neuer Wein, Crépes, Waffeln, Eis, Kaffee und Torte oder bayrische Brezeln, jeder konnte etwas finden. Besonders aufgefallen war mir diesmal der „Markt der Kulturen“, eine Art Wochenmarkt, auf dem sich ausländische Mitbürger mit ihren Ländern und deren Spezialitäten und Eigenarten vorstellen konnten und es dem interessierten Publikum anboten. Wir stellten unsere Fahrräder ab und schlenderten über den Markt. Überall gab es ein freundliches und offenes Miteinander von Sprachen, Menschen und Kulturen, das mich sichtlich bewegt hat. Duft von Dönern und anderen, türkischen oder islamischen Gerichten wehte mir in die Nase. Direkt daneben ein Stand mit Polen, Ukrainern, Russen und weiteren Nationen. Alle friedlich miteinander vereint. Die Grenzen verwischten. Hier waren wir alle nur Mensch.

Drei Buecher vom Flohmarkt
Drei Bücher vom Flohmarkt

Zu guter Letzt kamen wir noch an einem Laden vorbei, der als eine Art Dauer-Flohmarkt konzipiert ist. Auf einer etwas größeren Ladenfläche wurden allerlei Flohmarkt-Artikel angeboten. Besonders beeindruckt hat mich das riesige Bücherregal, das auf bestimmt über 20 Meter Länge über die beiden hinteren Wände gezogen wurde und allerlei gebrauchte Bücher aus allen möglichen Kategorien feilbot. Ich konnte mich kaum von den Buchrücken lösen und bekam schon einen etwas steifen Nacken vom ständigen Autor- und Titel-Lesen. Am Anfang waren die Bücher noch sortiert, dann löste sich die Sammlung aber in eine etwas unübersichtliche Flut von Namen und Autoren auf, Bestseller und wertvolle Schriften direkt neben Klatsch und billigen Artikeln.

Letztendlich übermannte mich meine Sammel-Leidenschaft und ich entschied mich für drei Titel: Daphne Du Maurier, „Meine Cousine Rachel“, „Die Akte Odessa“ von Frederick Forsyth (der Autor ist ein Tipp einer guten Freundin) und „In Sachen Kain und Abel“ von Ephraim Kishon (einer meiner Lieblings-Autoren). Kosten: Drei Euro. Sicherlich bekommt man solche Bücher auch gebraucht, z.B. über Amazon , aber dann zahlt man noch Versandkosten, unterstützt die Giganten und erzeugt unnötiges CO² durch den Transport. Hier war es echtes Recycling: Leute geben ihre alten, nicht mehr benötigten Bücher ab und und ich kaufe sie mit dem Fahrrad und stecke sie in die großen Satteltaschen. Mehr Umwelt geht nicht! Und nebenbei macht man noch was für die Figur. 😉

Gestärkt mit neuen Eindrücken, mit Bewegung und viel Sonnenlicht kann der kalte Herbst von mir aus kommen… Und wenn nicht, gibt es noch genügend andere Dinge, die man sich anschauen kann.

Reisebericht Dänemark

Wann: Juni 2014, eine Woche
Wo: Nord-Jütland

Dänemark, das freie Land. Kaum zurück, kommt mir alles so unfrei und eingeengt vor. Ich hab keinen Platz mehr um mich herum. Ständig trifft man auf Menschen. Man wird wieder gemustert. Man kann nicht einfach so an seinem Tisch sitzen, ohne von allen Seiten betrachtet zu werden. Meine Schutzzone schrumpft wieder auf wenige Zentimeter. Die Dinge laufen wieder „organisiert“ ab, was nichts anderes heißt, dass irgendjemand die Peitsche schwingt – und wenn es die imaginäre ist, die „innere Motivation“, die man nicht erziehen noch mit Worten vermitteln kann. Mein Deutschland. Je öfters ich verreise, desto kritischer schaue ich auf das eigene Land. Dinge, die mir selbstverständlich erschienen, schimmern plötzlich in einem anderen Licht. Wenn nicht das, was ist dann der Sinn einer Reise?

In Dänemark war eindeutig mehr Platz. Die Leute leben gelassener und strahlen das auch aus. Leben und leben lassen, was sich viele Deutsche auf die Fahne schreiben (und einbilden zu leben) wird dort wirklich gelebt. Wenn man wirklich frei und glücklich ist, muss man nicht ständig darüber schreiben oder sich irgendjemanden beweisen. Dann ist man einfach frei und glücklich.
Vieles davon mag dem Platz geschuldet zu sein. Bei uns leben 80 Millionen Menschen in Dänemark sind es nur 5 Millionen. Und diese verteilen sich auf einer relativ großen Landmasse mit viel Wasser und noch mehr Wind.

Mit dem Essen konnte ich micht zuerst nicht anfreunden. Wenn man eine längere Zeit im eigenen Land lebt, kommt einem das tägliche Essen so selbstverständlich vor, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass es in anderen Ländern einen anderen Geschmack gibt. Die Dänen haben sehr viel Fisch auf ihrem Speisezettel und sie lieben das verspielte. Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Viel frisches Gemüse, weniger Obst. Kartoffeln werden oft mit Schale serviert („natürlich“) und sind dann kleiner als bei uns. Die Brotkultur ist gut und ausgeprägt. Die europäische Brotgrenze scheint an der dänischen Außengrenze zu enden… Was man seltener sieht, sind Nudeln. Auch reine Fleischgerichte wie bei uns habe ich kein einziges Mal gesehen. Als ich es doch mal versucht habe und das Schnitzel bestellt habe, kam ein nicht ganz so gutes Schnitzel (etwas labbrig), das in einem Haufen von kaum gekochten Erbsen ertränkt wurde. Auf dem Schnitzel war noch eine Fischspezialität und eine scharfe Meerrettich-Soße. Irgendwo hatten sie sogar noch eine Zitronen-Scheibe versteckt.

Das Klima ist anders als bei uns und erfordert erstmal Gewöhnung. In den Sommer-Monaten wie jetzt wird es nicht wirklich dunkel. Den ganzen Tag scheint die Sonne. Hell, aber nicht unangenehm. Einen Sonnenschutz brauchte ich nicht. Zu Hause in Süddeutschland hatte ich schon nach einer halben Stunde ungeschützt einen leichten Sonnenbrand. Gegen 17 Uhr hat man das Gefühl, dass jetzt die Dämmerung kommt und es bestimmt bald dunkel wird. Doch die Sonne geht nur ganz langsam unter (auf Grund des anderen Breitengrades). Die Zeit steht plötzlich still. Man sitzt im Restaurant, war noch etwas zu früh, weil man im Urlaub sowieso weniger drauf achtet und bummelt mal eben die zwei, drei Stunden ab, die man sich in Deutschland nie dafür genommen hätte. Dann guckt man wieder in den Himmel, um sich zu orientieren und die Sonne steht irgendwie immer noch da, wo sie vorher war. Auch um 22 Uhr wird es nicht dunkel. Der Himmel verfärbt sich langsam dunkelrot. Um 0 Uhr kommt die Müdigkeit. Man schläft zwei, drei Stunden mit zugezogenem Vorhang und erwacht wieder um 5 Uhr. Dann ist man aufgekratzt, kaum angestrengt und wach.

Die Autobahnen sind so ruhig und herrlich, dass ich keine Probleme hatte, darauf zu fahren. In Deutschland fürchte ich mich immer und bekomme Adrenalinschübe und Panikattacken, in Dänemark hat sogar mir das Fahren Spaß gemacht. Dafür wurden Autos gemacht, nicht für diesen Wahnsinn, der in Deutschland herrscht. Auf unseren 400 km durch Dänemark habe ich keine einzige Baustelle gesehen und die Straßen waren glatt wie Pfirsichhaut.. Kaum waren wir bei Flensburg über die deutsche Grenze wurden die Straßen schlagartig schlechter und eine Baustelle folgte der nächste. Bis in den Süden habe ich aufgehört zu zählen, aber es waren bestimmt fünfzehn Baustellen. Wenn man diesen Kontrast mal so richtig spürt, fragt man sich, in was für einer Bananenrepublik man eigentlich lebt und warum unserer öffentlicher Sektor so marode ist und so schlecht funktioniert. Die Dänen, die viel weniger Einwohner haben, bekommen alles deutlich besser hin.

Teilweise sind die Dinge aus einer Not heraus geschuldet, die anscheinend überall zu finden ist: Arbeitskraft- und Fachkräftemangel. Experten werden gesucht. Aber anstatt zu resignieren, werden die Dinge eben automatisiert. Automatisierte Waschanlage, automatisierte Zapfsäulen (obwohl jemand an der Kasse sitzt), automatisierte Türen, überall einfache und praktische Schilder, dass man sich auch ohne Oberlehrer, neugierigen Nachbarn oder anderen Plagegeistern selbstständig und autonom zurechtfinden kann.

Ich empfand das als sehr angenehm. Endlich wird mal an die Vernunft appelliert, endlich hat man mal die Entscheidung, die Dinge einfach so zu machen, wie man sie möchte. Deutsche Schilder wirken mehr angsteinflößend, befehlend, von oben herab, in Dänemark hab ich sie eher als Hilfestellung empfunden.

In der ersten Raststätte in Deutschland waren die ersten Schilder „defekt“ an den Geldautomaten im Eingang „zur Toilette“ mit Pfeil und dann der Befehl „Tür bitte geschlossen halten“. Und dann stand noch eine Schale im Flur, mit der um Trinkgeld gebettelt wird. Auch das habe ich bei unserem nördlichen Nachbarn kein einziges Mal gesehen. Wahrscheinlich, weil die Löhne besser sind und die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten nicht so groß sind.

Dafür wurde mir das System mit den Kaffeetassen sehr deutlich erklärt… (in die kleinen Tassen nur Cappuccino! die großen Tassen für den linken Automaten! sie können auch stop drücken!) .. in Dänemark hätte man mich da alleingelassen und auf meine Entscheidungskraft vertraut… oder einfach nur eine Sorte Kaffeebecher hingestellt, die man anschließend in den Müll geworfen hätte.

Die vielen Einwohner in Deutschland bedeuten auch, dass man überall billige Arbeitskräfte bekommen kann und sich über Automatisierung nicht soviel Gedanken machen muss. Der Service ist in Deutschland besser, überall wuseln Leute um einen herum, in einem Café sitzt man keine drei Minuten und wird schon bedient. In Dänemark muss man zuerst rein an die Theke, sich dort vorstellen oder man bekommt einen Tisch zugewiesen. Irgendwann kommt dann die Bedienung und nimmt die Bestellung auf. Meistens dauert das aber alles viel länger als bei uns, und dem organisierten Deutschen, der ständig ungeduldig auf die Uhr schaut, mag das am Anfang befremdlich vorkommen.

Die Arbeitswelt scheint insgesamt lockerer als bei uns zu sein. Viele Dinge werden in der Gruppe besprochen und Besprechungen und Diskussionen sind auch viel häufiger als bei uns. Der Einzelkämpfer, der seine Stunden runterackert und durch „Anwesenheit glänzt“, scheint in Dänemark eher ein Außenseiter zu sein. Deutsche Technik und deutsches Know-How werden aber geschätzt. Generell ist das kleine Dänemark sehr auf Importe und Absatzmärkte angewiesen. Und wenn man schon importieren muss (den Wein z.B.) dann wird auch auf Qualität gesetzt.

Die Mülltrennung ist ähnlich wie bei uns, aber je nach Region gibt es nicht soviele Einzelbehälter. Bei uns waren es im wesentlichen Papier und Restmüll. Importierte Flaschen und Getränkebehälter (z.B. Dosenbier aus Deutschland) wird einfach den Restmüll geworfen, die Dänen sind quasi Dosenpfand-befreit.

Viele Dänen sind in Vereinen organisiert, z.B. in Angel- oder Jagdvereinen. Es ist ein leichtes, mal eben mit dem Boot aufs offene Meer oder den Fjord rauszufahren, die Natur ist herrlich, weit, offen und unberührt. Die wenigen Flecken menschlicher Zivilisation werden vorbildlich gepflegt und in Schuss gehalten. Überall gibt es Mülleimer und Toilettenhäuser, die dazu in gutem Zustand sind.

Dänemark- das Land des Lichts ist eine Reise wert. Und wenn ich kann, werde ich auch gerne wiederkommen. 😉

Weihnachtsmarkt – Bericht und Empfehlungen

Weihnachtsbaum im Levantehaus
Weihnachtsbaum im Levantehaus

„Die Deutschen lieben Weihnachtsmärkte“ habe ich letztens irgendwo gelesen.
So ging es mir dieses Jahr auch, es war irgendwie das Jahr der Weihnachtsmärkte. Gemütlich mit Freunden zusammenstehen und Glühwein trinken, kulinarische Genüsse an allen Enden, weihnachtliche Deko, schnell noch ein originelles Geschenk besorgen oder sich an allen Eindrücken erfreuen – wo kann man die Vorfreude auf Weihnachten besser zelebrieren, als auf einem Weihnachtsmarkt?

Für alle, die am letzten Adventswochenende vor Weihnachten noch auf einen Markt gehen wollen, hab ich hier eine kurze Zusammenfassung, Bewertung und Beschreibung der von mir besuchten Märkte. Wo es möglich ist, hänge ich auch eine URL oder ein Bild dran. Wenn ihr auch eine Empfehlung von einem Markt habt oder ein Bericht für das Blog schreiben wollt, freue ich mich über eure Anregungen, Links und Bilder!

„Weihnachtsmarkt – Bericht und Empfehlungen“ weiterlesen

Samstag, 30. November 2013

Die Sonne scheint, das Wetter ist gut.

Zeiten der Veränderungen. Die Zeit wird gestaucht, weil die Ereignisse rapide zunehmen. Alles geht schneller und doch kommt es vor, als ob man in Zeitlupe rennt. Die Schemen des Alltags fliegen vorbei, um dann wieder in quälender Langsamkeit und Intensität zwei ganze Leben mitzuerleben. Dabei vor dem eigenen Spiegel stehen und das dritte und vierte mit erleiden.

Lockere Leichtigkeit gepaart mit Schwermut, Sorgen und Ängsten. Lockeres Zusammensein und kulinarische Genüsse treffen auf tief greifende Lebensentscheidungen. Toleranz und Offenheit treffen auf Sturheit und Konservatismus. Nie ist etwas „einfach nur so“… immer gibt es verschiedene Seiten an einer Sache.

Es zu verarbeiten ist nicht einfach, weil es so schnell geht. Der Körper wünscht sich eigentlich mehr Ruhe, so wie er es gewöhnt ist… aber dann merkt der Kopf, dass es ja auch so geht und im Grunde nur eine Sache der Einstellung ist.

Sich anpassen ist die Devise. Die Dinge so begreifen wie sie sind.

Man muss lernen, den Augenblick zu begreifen und auch zu genießen. Das Leben fließt schon schnell genug. Die schlimmen Dingen passieren von ganz automatisch und pünktlich, man muss noch nicht einmal den Wecker für sie stellen.

…………………………
Zum aktuellen Lebensgefühl passt das Album „racine carée“ von stromae.

Z.B. der Song ave cesaria / Alternativer Link

mit Übersetzung

Der heißeste Tag

Der heißeste Tag

Das war also der heißeste Tag des Jahres, gestern. Fühlte sich auch ganz so an. Sehr warm. Widerlich warm und schwül, schön für alle, die es mögen. Bei Kälte kann man sich wenigstens noch „einpacken“ , Mütze und Schal, abends einen heißen Tee, früher schlafen und im Bett aufwärmen. Aber bei Sommer-Tropen-Dschungel Hitze kann man nirgendwo hin! Man muss es aushalten. Geduld ist gefragt. Diese widerliche Wärme-Wolke kommt einem schon morgens in der Tür entgegen. Bis 8 Uhr ist es vielleicht noch 21 Grad, aber dann geht es los. Der Rekord war um 9:30 Uhr schon 29 Grad Hitze. Ächz… tagsüber nimmt die Wärmeblase dann so richtig ihren Gang, heizt Steine und Straßen voll auf, diese speichern die Hitze wie ein Pizzastein und geben sie schön langsam wieder ab… die ganze Nacht lang.. schön, wer ein Schlafzimmer im Keller hat, nah am Berg, mitten im Wald, neben einem Gebirgssee… ich hör schon das Plätschern…

Schwitzen wäre so eine Möglichkeit, wenn es nicht so furchtbar schwül wäre. Ventilator wäre eine Möglichkeit, wenn er noch was bringen würde und einem dann nicht ständig die Augen tränen würde und man Heuschnupfen-Alarm bekommt. Klimaanlage wäre theoretisch auch ganz gut, wenn sie nicht soviel Krach machen würde und so viel Strom fressen würde. Der ja jetzt teurer wird. Weil wir Energiewende haben. Bzw. eine Energiewende mit Hindernissen, die einseitig gefördert, verteilt und auf dem Rücken des „Nicht- im – Besitz – von Anlagen-Kapital- stehenden“ Verbrauchers ausgetragen wird.

Eis essen ist eine Möglichkeit. Eine gute. Und viel trinken. Trinken. und äh trinken. Sport! Aber nicht zuviel. Regt den Kreislauf an, wird flexibler und so. Körper können auch dazu lernen. Waschlappen. Nicht ich.. äh an die Stirn! Kühlt, ungemein gut und Füße ins Wasser. Schwimmen, natürlich. Weniger denken, mehr machen. Ganz gute Ausgangslage für Kopfschmerzen Kopfmenschen und grüblerische Menschen, die sonst nie rauskommen.

Aber ach, was soll das ganze Jammern nutzen? Der nächste Winter kommt ja bestimmt. Dann wird es wieder kalt, so ca. sechs Monate lang, Winter und Schnee. Ist für jeden etwas dabei in unseren Breiten. Es kann sich ja keiner beklagen. Aber diese Hitze, es klebt schon wieder alles… ächz.

Und jetzt noch: Das Wetter

Ein Thema, das viele Leute in den letzten Wochen beschäftigt hat, war das Wetter. Das Wetter ist ja eigentlich nie passend und es ist auch immer ein guter Prellbock, um alles darauf zu schieben: Heute ist mir zu warm zum Haus renovieren, morgen ist es zu nass für Gartenarbeit, der Tiefdruck macht Kopfschmerzen und Schlappheit, die Pollen lassen die Tränen laufen und setzen den Körper unter permanente Anspannung und Immunstress. Wenn es im Winter nicht schneit, ist es ein „ungewöhnlicher Winter“ und wenn es zuviel Schnee gibt, jammern auch alle darüber.. die Autos frieren ein, ständig müssen die Gehwege und Straßen freigehalten werden und überhaupt diese trockenen Schleimhäute und ständige Erkältungsgefahr!

Wenn der Frühling zu wam wird, schwitzen alle und jammern, und wenn er zu kalt ist, frieren alle und gehen mit typisch dauer-deutschen Miesepeter Gesicht durch die Gegend und sind unnahbar bis gereizt.

Ein schöner Besserwisser- Konter-Spruch zu den ganzen Wetter-Jammerern wäre z.B. „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“. Und so hab ich mir z.B. vor drei Wochen, in einer Zeit, in der man normalerweise kurze Hosen und T-Shirts trägt und sich über Sandalen-Käufe Gedanken macht, eine gefütterte Regenjacke mit Kapuze gekauft. Und sieh an! Die Jacke ist super, die Stimmung gleich viel besser. Mitten im Mai, mit dicken Wollpulli und gefütterter Regenjacke und schon am Überlegen, ob man sich nicht noch eine dicke Strumpfhose oder ein paar Regenstiefel dazu kaufen soll… so ein bisschen durch die Pfützen springen kann ja auch Spaß machen und ist es nicht so, dass sich der Organismus bei 12 bis 16 Grad eigentlich recht wohl fühlt? Okay, die Sonne fehlt natürlich, aber man kann man trotzdem rausgehen, einen Regen-Spaziergang machen und dem Wetter ein Schnippchen schlagen. Es wäre alles so schön einfach… wenn das Jammern nicht noch einfacher wäre!

Dennoch empfand ich die lange trübe Zeit in diesem Jahr als besonders auffällig und auch unangenehm. Der Winter soll einer der dunkelsten seit Wetter-Aufzeichnung gewesen sein und der Frühling kam eigentlich niemals so richtig in Schwung.  Die Natur ist derzeit drei bis vier Wochen zurück. Samen, die in die Erde gesteckt werden, kommen nicht heraus. Sie finden es in der wohligen Erd-Umgebung anscheinend sehr gemütlich. Die Feige hat nur kleine Blätter gebildet und kümmert vor sich hin, hat aber zum Glück den Winter gut überstanden. Nur der Wein fühlt sich relativ wohl und ist an der geschützten Hausmauer recht gut vorangekommen. Vor allem Gräser und „Unkräuter“ finden die großen Wassermassen anscheinend sehr attraktiv für die Zellbildung und wachsen was das Zeug hält. So große Gras-Abschnittmengen wie in diesem Jahr gab es lange nicht mehr.

Auch die Tierwelt verändert sich durch das Wetter. So scheint es dieses Jahr deutlich mehr Ameisen, aber auch Blattläuse zu geben. Bienen, Hummeln und Wespen sieht man noch eher selten, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie nur bei bestimmten Temperaturen zahlreich fliegen. Der Vogelwelt scheint es recht gut zu gehen, wenn man das subjektiv irgendwie beurteilen kann.

Ein schönes Dauer-Thema ist auch die Frage, ob das nun der Klimawandel ist oder nicht. Für eher einfache Gemüter ist ja das akuelle Wetter immer gleich aktuelles Klima, wobei es alleine der Definition nach schon große Unterschiede gibt. Das Wetter ist immer eine aktuelle Erscheinung und das Klima ist eine „Großwetterlage“, eine allgemeine Entwicklung.

Auch wenn es gute Argumente für einen Klimawandel gäbe und viele Wissenschaftlicher tausende an Fakten zusammengetragen haben, die man auch alle nachlesen kann: Es gibt immer Leute, die den menschengemachten Einfluss am Wetter oder Klima leugnen und meinen, das gehe sie alles nichts an. Ich habe sogar manchmal das Gefühl, dass die Klimaskeptiker in der Überzahl sind und die „Klimahysteriker“ bzw. stillen Mahner und wissenschaftlich gebildeten Denker eher in der Unterzahl sind. Skepsis ist ja erstmal eine gute Methode, den eigenen Standpunkt nicht zu ändern, keine weitere Energie in ein Umdenken investieren zu müssen und alles weiterlaufen zu lassen.

Wenn man die Sache mit dem Klima und dem Co2- Ausstoß konsequent zu Ende denken würde und sich wirklich davon berühren lassen würde, müsste man auch sein eigenes Leben radikal umstellen und das ist wahrscheinlich etwas, dass die meisten Leute fürchten oder einfach nicht wollen. Warum das eigene Auto stehen lassen? Warum auf Konsum verzichten? Warum weniger Fleisch essen? Sollen doch die anderen machen. Hauptsache, die eigenen Pfründe stimmen, ändern können sich die anderen gerne und zuerst mal die Klima-Neurotiker…

Dabei gibt es Hinweise, dass ein feuchteres Klima in den nördlichen Breiten durchaus eine Folge des Klimawandels sein kann.

Nachzulesen z.B. hier
http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Klima%C3%A4nderungen_in_Europa

Zunahme der Regenfälle vor allem in Nord-Europa um 10-40 Prozent und Abnahme in Südeuropa
Auch die Zahl der Tage mit extremen Niederschlägen hat in den meisten Gebieten in Europa zugenommen.

http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kalte_Winter_in_Europa
Der kalte Winter kann z.B. durch Veränderungen in der Nordatlantischen Oszillation erklärt werden