Wenn das Wörtchen wenn nicht wär…

wär es doch kein Fußball mehr!

Endlich mal wieder ein gutes Fußball-Spiel, das man gestern im Fernsehen bewundern konnte! Deutschland gegen England war angesagt, der Klassiker unter den Soccer-Matches, in den letzten Jahren oft aufgeheizt durch unsinnige Weltkriegs-Parolen und anderen Unsinn, der den Fußball (und die berichtenden Medien) in ein schlechtes Licht rückte. Das Achtelfinale gestern war allerdings frei von üblen Fouls und der Ton auf und außerhalb des Rasens war erfreulich freundlich, fair und kooperativ. Eine Sache, die diesen Sport attraktiv und sehenswert macht und sein Favoritenrolle als Volkssport weiter ausbaut- zu Recht.

Das Spiel bot wirklich alles, was das fußballbegeisterte Herz für einen guten (und nicht verschenkten) Nachmittag braucht: Aufregende Zweikämpfe im Mittelfeld, viele Torchancen und letztendlich auch viele Tore. Und dann war da noch das umstrittene „Wembley-Tor“, was seinem Namensgeber alle Ehre machte und nun eine kleine Revanche für das gegen Deutschland (zu Unrecht) gegebene Tor damals gewesen ist.

Was für eine Ironie des Schicksals! Das halbe Publikum im Stadion hat es gesehen, und gefühlte 28 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern ((Quelle: http://www.derwesten.de/sport/fussball/wm2010/DFB-Elf-erzielt-hohe-Einschaltquoten-id3107218.html )) konnten Zeuge einer Fehlentscheidung werden und wiedereinmal schwebt die bange Frage im Raum : Brauchen wir einen Videobeweis? Brauchen wir einen fünften Schiedsrichter? Brauchen wir kleine RFID-Chips im Ball, brauchen wir eine voll-automatisierte Lagerverwaltung, brauchen wir eine Kühleinrichtung für überhitzte Gemüter, brauchen wir genetisch veränderten Kunstrasen, brauchen wir ein in 3D-simuliertes Fußballspiel, der Richter u. Gott ist der Computer, und der macht bekanntlich keine Fehler! Zu viel rennen in der Sonne ist sowieso ungesund… Lasst die Jungs doch lieber am PC daddeln, drückt ihnen einen Controller in die Hand und gut ist…

Aber nein! Der Fußball-Veteran Günther Netzer hat sich bewusst dagegen ausgesprochen, auch wenn ich seine Argumente nicht ganz nachvollziehen konnte. Übrigens: Der CO-Moderator erinnert mich an sehr, sehr alte Zeiten und wird es nicht mal Zeit für jemand anderen? Gibt es nicht genug Fußball-Experten, die es besser machen könnten und ihren Teil dazu beitragen? Olli Kahn im ZDF zeigt, wie ironisch-fröhliche Spielanalyse bei gleichzeitig hohem Sachverstand aussehen kann. Zum „inneren Reichsparteitag“ seiner Kollegin sag ich jetzt aber lieber nichts…

Fußball ist Drama, Fußball ist Krieg! Das ist doch genau das, was ihn ausmacht: Das Unberechenbare, das Opfer-Sein von Glück und Unglück, die Nicht-Vorhersagbarkeit auf dem Platz.Nur dadurch schafft er eine Identifizierungsmöglichkeit für den mitfiebernden Zuschauer, nur dadurch bleibt er spannend und authentisch.

Würde man dem Fußball dieses letzte Quentchen menschlicher Unsicherheit und Fehlerlastigkeit nehmen, würde man ihn seelisch kastrieren, dann würde nur noch eine mechanische Hülle übrig bleiben, ein seelenloses Ding, ohne Spannung ohne Moral. Dann wäre es ein Spiel, aber kein Fußball mehr.

Wer aber zurecht zu kritisieren ist, dann sind die fehleranfälligen Schiedsrichter: Hier sollte in Zukunft besser ausgewählt, besser trainiert und noch genauer hin geschaut werden. Da war der eine Schiedsrichter, der Gelbe Karten wie sonst nur fröhliche Kölner Kamelle unter das Volk, verteilt hat. Und das man einen Ball, der einen halben Meter im Tor war, nicht erkennt, ist ein grober Schnitzer, der kaum zu verzeihen ist. Wo bleibt die überfällige Qualitätssicherung für fehleranfällige Männer in Schwarz, die über das Wohl und den Untergang ganzer Nationen-Gemüter entscheiden?

Die deutsche Mannschaft war zum Glück deutlich besser als die englische. Sie haben haushoch, zu Recht gewonnen und das „Ding klar gemacht“. Der zuletzt so sehr gescholtene Klose glänzte mit seinem wichtigen Ersttreffer wie in alten Zeiten, auf den linken Fuß von Podolski war wie immer Verlass. Und dass dieser Müller verdammt gute Tore schießen kann und somit schon als Torschützen-Favorit gehandelt wird, ist ein erfreulicher Nebeneffekt.

Jetzt kommen also die Argentinier. Kein leichter Brocken. Aber mit dem Teamgeist, sollte es eigentlich möglich sein.

Sollte. Wenn

Miteinander, übereinander, nebeneinander

Alle vier Jahre teilt sich Deutschland in zwei Hälften : In Fußball- Fans und Fußball- Hasser.

Und der mit einem lauten Krachen aufsplitternde Riss scheint genau an jener Sollbruchstelle entlang zu führen, die durch die gedanklich-psychische Geschlechtertrennung schon deutlich angeritzt wurde: Auf der einen Seite rau, vorpreschend, brutal, körperbetont männlich- und auf der anderen zart, abwartend, deutend, bewertend, weiblich. Wie sind diese Prinzipien in Einklang zu bringen? Und wenn ja, wer will das überhaupt?

Während die einen sich mit Deko an ihren Häusern, am Körper und im Gesicht überhäufen und gar nicht genug von Euphorie, Heiterkeit, Begeisterung und Alkohol bekommen, ihr Twitterbild und Tweets in unzweifelhafte Farben tauchen (hihi!), sinnieren die anderen depressiv und alleine zu Hause sitzend über die Ungerechtigkeit im Leben oder dass „Euphorie eine höchst veränderlicher Gefühlszustand ist, dem nur die Depression folgen kann“ (gefunden auf Twitter).

Recht haben sie! Die Fußball- Fans und Fußball- Hasser. Es kommt dabei – wie so oft- völlig auf die Perspektive an.

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Arena- Finale

Der grüne Rasen neigt seine Halme, zerdrückt und flach getreten liegt er da. Keiner sieht ihn mehr an. Der Ball, eine Erinnerung im Museum, bald schon sinkt der Preis.

Traurigkeit in den deutschen Gesichtern. Der letzte Kampf ist doch verloren.
Die Spanier waren besser, ballsicherer und taktisch kühl, zauberten vor der deutschen Abwehr und vergaben zahlreiche Chancen. Doch ein einziges hart erkämpftes Tor von Torres in der Frühphase des Spiels reichte, um die Deutschen nach Hause zu schicken. Geschlagene, junge Helden.

Das nächste Spiel kommt bestimmt.

Die schwarz- rot- goldenen Fahnen kann man erstmal wieder in den Schrank stellen. Morgen heißt es wieder: Inflation, Ölpreis, Autobahnstaus, Hektik beim Einkaufen, unfreundliche Gesichter, Gestank, Lärm und schlechte Luft.

Ein jähes Aufwachen aus einem schönen Traum.

Arena- Teil 4

Was für ein Hammer! Deutschland kegelt sich ins Halbfinale!

Dank der bravourösen Mannschaftsleistung und den individuellen Hochleistungen von Schweinsteiger oder Ballack schaffen es unsere Jungs eine Runde weiter.

Sie feierten ordentlich im Anschluss an die Partie – motiviert von Spaßkanone Podolski, der wieder rennen kann- und das zu Recht.

So macht es Spaß, die Zeit am Fernseher klebend und zitternd zu verbringen. Und angesichts der vielen nackten, durchtrainierten Oberkörper ist es auch kein Wunder, dass mehr Frauen als Männer das Spiel gesehen haben….. 🙂

Finale, wir kommen. Das Spiel gegen die Türken wird ein Klacks. Sie haben zwar eine gute Moral, aber wir sind spielerisch klar besser ! Olé olé olé!!!

Jetzt geht´s looos. jetzt geht’s los!

Arena, Teil 3

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo und die deutsche Mannschaft sitzt mittendrin.

Der Auftritt war müde, schwach und ohne Kraft. Man ist nicht auf den Gegenspieler zugerannt, sondern hat gewartet, bis er was macht. Von Pressing, Laufeinsatz oder „Teamgeist“ habe ich nicht viel gesehen. Stattdessen wird immer über den Druck geredet, der irgendwo im Nirwana zu sitzen scheint und die Spieler wie durch Magie lähmt. Hatte man nicht gesagt, die Kommunikation sei verbessert worden, es gab Aussprachen und Neuorientierungen?

Verlassen konnten die Deutschen sich meistens auf ihre Abwehr und die schlechten Österreicher, die kaum einen richtigen Abschluss schafften und es den Männern in Schwarz-Weiß sehr leicht machten. Gegen Portugal wird das nicht so einfach. Da wird man auch mal rennen müssen und nicht nur auf dem Rasen spazieren gehen und die gute Luft atmen.

Dank des genialen Schuss von Ballack konnten sie das Spiel dann doch noch drehen und gewannen durch ein einziges, kümmerliches Tor. Dieses hingegen war gut und schnell geschossen. Angeblich flog der Ball 130km/h schnell. Damit wären sie auf der Österreicherischen Autobahn geblitzt worden, wie ein Moderator sagte.

Aber deutscher Fußball-Geist wo bist Du? Woran liegt es? Der Trainer hatte sich mit seinem Gegenspieler gezankt und musste auf die Tribüne verschwinden. Was für ein Negativ-Beispiel und welch taktischer und psychologischer Fehler, der direkt mit Pfiffen und Unverständnis bestraft wurde.

Löw wirkt nicht so souverän wie Klinsmann, nicht ganz so abgeklärt und irgendwie scheint ihm die Übersicht und die Entschlossenheit zu fehlen. Es waren keine guten Einwechslungen zu sehen, mit denen Akzente gesetzt wurden, stattdessen wurde Podolksi rausgenommen, der immer für eine Überraschung gut ist. Keine Ahnung, ob das eine Absprache war oder die Sache des Co-Trainers war, der den augeschiedenen Löw ersetzen musste. Aber in der Halbzeitpause spätestens hätten neue Ideen gefunden werden müssen und die Köpfe dahinter müssen einfach glühen! Von selbst gewinnt sich so ein Spiel nicht!

Ich denke nicht, dass die Deutschen im Turnier noch weiterkommen. Spätestens gegen Portugal wird Schluss sein. Und das ist wirklich sehr schade.

Fußball ist ein Massensport und er hat gute Einflüsse auf die Stimmung in einem Land. Man identifiziert sich mit den Spielern und auch mit den Leistungen. Es ist ein Spiel, ein kulturelles Ereignis und nicht unwichtig für die Gesellschaft. Selbst die Kanzlerin war dabei und zeigte Interesse.

Da muss einfach alles gegeben werden.

UPDATE
So wie es aussieht, hat sich Podolski wohl verletzt und allen Hobby-Fußballtrainer/innen, die jetzt die Taktik so vorschnell kritisiert haben, sei gesagt, dass das wohl der Grund für die Auswechslung war. Okay, okay ….
Aber das entschuldigt wirklich nicht alles! 😉

Arena, Teil 2

Der brüllende Tiger zeigte sich wie ein sanftes, verhuschtes Schmusekätzchen.

Der Gegner war stark und konzentriert, zu stark für unsere Mannschaft. So wundert es nicht, dass schon bald das erste Tor fiel und die Moral auf den Tiefstpunkt sank. Hatten die Deutschen es beim Einstieg schon schwer und wirkten nicht mehr ganz so kampfstark wie im Vorgängerspiel gegen Polen, so brach ihnen das frühe Gegentor buchstäblich das Genick. Es war das Beste, was den Gegnern passieren konnte und sie verdienten es.

Deutschland hingegen war ständig in der Defensive und unfähig, gegen die taktisch und spielerisch starken Kroaten etwas dagegen zu setzen. Man wurde in unangenehmer Weise an die Trainierzeit von Berti Vogts oder Rudi Völler erinnert. Die Deutschen spielten mal wieder so, wie man sie leider zu oft schon gesehen hatte: Ideenlos, ohne Biss, gelangweilt, verunsichert.

Die Moral war der entscheidende Punkt in diesem Spiel und die Moral wurde auch in der Halbzeitpause nicht genügend verbessert. Sie wurden dann zwar stärker, erzielten auch noch den Anschlusstreffer durch Podolski, aber das war es dann leider.

Der eingewechselte Schweinsteiger brillierte ein wenig durch Dribbelstärke, Laufeinsatz und Ideenreichtum, musste seinen Elan und Übermut dann mit einer roten Karte bezahlen, als er einen Kroaten unschön umgestoßen hatte und dieser schmerzhaft mit dem Hinterkopf und Rücken auf den Boden knallte.

Das war der „krönende“ Abschluss eines rabenschwarzes Tages, der gut zum deutschen verregneten Wetter passte und hoffentlich bald vergessen ist.

Arena

Deutschland spielt wieder. Nach zwei langen Jahren Fußball-Pause kann man „unsere Jungs“ wieder auf dem Rasen bewundern, wie sie stellvertretend für den Zuschauer Leistung erbringen, sich anstrengen, bis der Schweiß tropft und am Ende hoffentlich siegen.

Fußball ist der deutscheste Sport von allen. Mit Gemeinschaft zum Ziel. Mit Härte zum Erfolg. Durchhalten, bis zum Umfallen, kein Meckern und Jammern zwischendurch. Die Bälle durch Präzision geschossen, der Trainer am Rande anfeuernd, die Spielerfrauen daheim wartend und den umkämpften Mann aufbauend.

Eine kurze Siegespose, männliche Erotik, Bescheidenheit war zu sehen. Der beste Mann von allen, ein tragischer Held, zerrissen zwischen den Fronten und im eigenen Herz, muss er diejenigen besiegen, von denen er einst selbst stand und grau sein Gesicht, beinahe traurig nach dem ersten Treffer.

Doch dann siegt das Kalkül! Es ist nur ein Spiel! Möge der Beste gewinnen! Die Statistik, die Punkte zählen!
Er macht noch einen rein. Kann es nicht lassen. Sein Siegeswille und sein Pflichtbewusstsein dominieren.
Mit dem erlegten Wild fährt er gelassen nach Hause, knallt es den schon wartenden Frauen mit einem Lächeln auf den Tisch und bekommt anschließend sein Fell gekrault.

Fußball ist Männersport. Kampf und Jagd mitten in der Natur. Schonungslos, direkt, archaisch.

Ich liebe diesen Sport.