Moderne Welt und rückwärts gewandte Politik

„(Männliche) Alleinverdiener als Auslaufmodell“ damit beschäftigt sich dieser interessante Beitrag (auch das dazugehörige Video ist sehenswert). Während im Westen hauptsächlich die „ökonomischen Zwänge“ dafür verantwortlich sind, dass die Frau mit arbeiten geht, gibt es in den neuen Bundesländern auch eine stärkere Orientierung hin zur Gleichberechtigung. So „denken 17% der Menschen aus den neuen Bundesländern, dass Frauen auch Karriere machen soll, aber im Westen nur 5 Prozent.“

Kein Wunder, dass es mit der Gesellschaft, einer sozial orientierten Wirtschaft und dem Feminismus im Westen nicht vorangeht. Wenn die Vorstellungen derart restriktiv und konsverativ sind, wird sich in Jahrzehnten noch nichts ändern. Die Frauen, die mitarbeiten müssen, machen das meistens weil der Lohn des Mannes zum Leben nicht mehr reicht, ein hinreichend bekanntes und leider auch zunehmendes Problem der Ausbeuter- und Niedriglohnjobs. Karrieren, bei denen man 50 Jahre an einer Stelle (möglichst noch vor Ort) und gut bezahlt und sozial abgesichert gearbeitet hatte, werden politisch wegdefiniert und die Wirtschaft nimmt dieses Geschenk gerne an und darf die Menschen nun offiziell weiter ausbeuten (das war unter anderem auch ein Thema in der gestrigen Anne-Will Sendung).

Dass aber nur 5 Prozent der Menschen im Westen denken, dass Karriere für Frauen auch wichtig sein könnte, ist ein Armutszeugnis. Ich bin mir außerdem sicher, dass das nicht nur die bösen Männer sind, die Frauen nun unterdrücken und sie nicht in die Chefetage rutschen lassen (wodurch man mit einer Quote Abhilfe schaffen könnte), sondern dass das auch ein Problem der Rollenmodelle und der Ansichten von Frauen untereinander und vor allem sich selbst gegenüber ist. Hier muss der moderne und tolerante Feminismus noch viel Aufklärungsarbeit leisten und mit ein paar einzelnen Girls Days alleine bekommt man die substanziellen und strukturell tief sitzenden Ungleichheiten nicht in den Griff. Was die Gesellschaft bräuchte, wäre ein modernes Umdenken auf breiter Front, getragen von den Wünschen und Vorstellungen junger Leute. (ähnlich wie bei der Atomkraft und der Diskussion um den Ausstieg)

Ja, der Feminismus hat noch viel Arbeit und es ist im Grunde egal, von welcher Seite man das Pferd nun aufzäumt: Ob es nun die armen Väter sind, die als Alleinverdiener-Pferd vor den Steuer-Karren gespannt werden und deswegen keine Zeit für Familie und Kinder haben, oder die gelangweilten Frauen am heimischen Herd, die vor Sinnlosigkeit ihrer Existenz schon überlegen, wo genau sie den Kochkurs belegen oder wie sie das Geld ihres Mannes am besten ausgeben.

Oder ist es am Ende so, dass es beiden Gruppen ganz gut gefällt und sie eigentlich gar nichts ändern wollen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wer unter Zugzwang steht, ist eindeutig die Politik. Zur Schaffung besserer Rahmenbedingungen für Familien und „Doppelverdiener“ und moderne, flexible Arbeits- und Steuermodelle, die den modernen Realitäten angepasst werden. (anstatt z.B. die Hausfrauenehe einseitig steuerlich zu entlasten und alle anderen Lebensmodelle komplett zu ignorieren)

Männer und Frauen

Ich schrieb neulich mit einer Frau. Da erzählte sie mir alles über ihre Freunde, ihre Verwandte, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, das angespannte Verhältnis zum Vater. Sie lästerte über ihren Mann, die Verkäuferin, die neue Kollegin im Büro. Sie erzählte mir alles über ihre Kinderwünsche und wir unterhielten uns ca. zwei Stunden lang über Baby-Klamotten und Windel-Wickeltechniken für Öko-Muttis. Danach erfolgte ein detaillierter Austausch über vegetarische und Kohlenhydrate-reduzierte Ernährung, über schadstofffreie Einrichtungsgegenstände, die man auch im gemütlichen Lädchen nebenan bekommt, über Bio-Gütesiegel, über den Energieverbrauch des neuen Autos, die Kostenbilanz von neuen Elektro-Küchengeräten und die richtige Eintragung im Haushaltsbuch, sowie das ständig zu knappe Geld, dass es ständig zu verwalten und gegen nicht befugtes Einmischen zu verteidigen gilt. Dann fragte sie mich über meinen neuen Freund aus, über meine Ansichten über diese und jene Sache, warum ich denn diese Jeans und keine andere gekauft hätte und dass es ja schon Ewigkeiten her sei, seitdem wir uns getroffen haben ob wir das nicht wiederholen könnten, denn da gäbe es noch einiges zu besprechen und überhaupt reden ist doch wichtig, findest du nicht? Es gibt doch da dieses neue Geschäft, aber das Wetter ist zum Glück auch gut, wenn du die Parkplätze nicht immer so eng und die Jugendlichen so schlecht gekleidet wären. Früher war überhaupt alles besser und schwupps, wie man sich versieht, ist man auch schon dreißig Jahre älter. Zum Glück gibt es Faltencremes, nur in Solarien sollte man nicht zu oft gehen, auch wenn es schick aussieht. Wie denn der letzte Urlaub war, nicht schlecht? genau wie bei uns, ja in Tunesien, kurz danach die Revolution, naja da haben wir nochmal Glück gehabt und ach kennst du schon das neuste Buch, wo wir gerade dabei sind…
Es ist von diesem Autor, den kennt man auch dem Fernsehen, ja eigentlich ein Linker, aber warum nicht mal Lesen, seine Gedanken sind ganz gut, nicht so verschroben, wie der andere, wie hieß er noch gleich. irgendwas mit E… hm hab das jetzt vergessen, ist auch nicht so wichtig. Komme sowieso nicht soviel zum Lesen, du weißt, die Hausarbeit und Christoph, er ist einfach zu bequem, lässt mich alles machen, wie im Mittelalter, die Frauen machen den Haushalt und der Mann lässt sich bedienen also sowas gehört echt abgeschafft, wenn er nix ändert, dann werde ich ihm mal den Marsch blasen, es geht so nicht, weißt du bei der Karin, da läuft es auch anders, die hat doch jetzt den Neuen diesen Vietnamesen, ja ein Ausländer, ist viel pflegeleichter, der macht alles was sie will, da können sich die deutschen Männer noch was abschauen, aber egal, vielleicht die nächste Generation, wir werden sehen. ach wie die Zeit vergeht, ich denke wir sollten Schluss machen. Tschüssi, bis Dienstag dann.

Gerade als sich ein Teil meiner Redemodul-Gehirnzellen schon in hellster Aufregung befanden und vor lauter Aktivierung beinahe vor Schreck umgefallen wären, sehe ich, dass in meinem Briefkasten noch ein anderer Brief ungesehen und unbeachtet schlummerte. Es war von einem Mann, einem guten Freund aus alten Tagen. Eine Antwort auf meinen letzten Brief.

Er schrieb „jupp, geht in ordnung. gruß, Peter.“

Einsamkeit im Alter (+ update)

geschrieben zu „A natural desaster“ von Anathema

Bei einem Auto ist es doch auch so, dass du lieber einen neuen als einen gebrauchten nimmst.“, war das Zitat eines Mannes in einem Partnervermittlungs-Kurs für ältere Menschen, Thema der heutigen 37 Grad – Sendung.

Lieber ein Neues.“ Soll heißen, lieber eine neue junge Frau, als eine alte verbrauchte. Hart formuliert, aber vielleicht doch einen Funken Wahrheit eingefangen. Erbost die folgende (weibliche) Erwiderung 10 gegen 1, dass es Frauen genauso zusteht, sich einen jungen Mann zu suchen. Eigentlich. Sollte. Müsste, hätte, könnte, würde… Denn die Realität ist anders, als das Wunschbild oder die feministische Ideologie im Kopf. Manchmal passt beides nicht zusammen. Dann muss man es akzeptieren, traurige Wahrheit. Denn in sexuellen Dingen dürfen Männer immer noch so bestimmen, wie sie wollen. Da haben sie noch Rechte und müssen sich keinem „Modell“ fügen. Das Zauberwort für eine gute Beziehung heißt Empathie, Freiwilligkeit, Toleranz und Autonomie.

Überhaupt ging es um Geschlechter in dieser Sendung. Um das weibliche Geschlecht. Einzig und allein. Die Frau im Mittelpunkt des Universums — Gynozentrisch nennt man das, glaube ich, weit entfernt vom „Maskulinissimus“. Der Stern des Maskulinissimus ist eher der natürliche Gegenpol des Gynozentriden, und am Anfang, da war kein Gott, denn Gott hat kein Geschlecht… und wenn, dann müsste er es sich aussuchen und würde vermutlich verzweifeln vor dieser schwierigen Aufgabe.

Daher war diese Sendung einseitig, denn es ging um einsame Frauen und nicht um die Frage, warum sie eigentlich einsam sind. Nimmt man ihre Schuldzuweisungen zulasten der Jungfrau- und Optik orientierten Männlichkeit mal weg, blieb nicht viel. Es taten sich mehr Fragen als Antworten auf. Da bleibt eine ältere Dame mit einem hübschen Lachen und einem netten Charakter, die aber kurze Haare trägt. Männer hatten ihr bei Dates gesagt, dass das ein Grund sein könnte, dass sie lange Haare attraktiver finden. Die Frau probiert bei einem Friseur mit einer blonden Perücke, übertreibt und überzieht ihre eigenen Vorstellungen von Weiblichkeit und landet mit einem charmanten Lächeln wieder bei ihrer eigenem, recht burschikosen und selbstbewussten Form der Lebenseinstellung.

„Männer trauen sich nicht, Frauen anzusprechen, meistens muss ich den ersten Schritt machen“ war das Fazit der gleichen Frau, nachdem man ihre Flirtversuche in einer Kneipe porträtiert hatte. Dann wieder ein anonymes Internet-Date, bei dem sie versetzt wird, ein Herr, der versprach, sich zu melden- und es nicht tut. Enttäuschung auf ganzer Linie.

In einem anderen Leben sehen wir ähnliches: Das kurze Kleid passt nicht mehr, die Tochter argwöhnt kritisch und dennoch scheint das Ego der leicht ergrauten Dame über 50 vor Selbstsichersicht nur so zu platzen.

„Warum suchen sie überhaupt nach einem Mann?“ frage ich mich beim heimlichen Zuschauen auf meiner Couch. „Wenn sie so selbstsicher, fröhlich und unbeschwert sind? Warum sich das Leben so schwer machen?“
Das Privatleben der anderen, nur einen Tastenklick entfernt. Und mein eigenes? Versuche diese Sendung zu reflektieren, höre aber lieber auf, bevor es zu kompliziert wird. Frauenthemen. Keine Lust auf überbordende Emotionalität, heute.

Kein Platz für Männer im Leben dieser Frauen, bzw. umgekehrt. Biologisch aussortiert oder selbstgewählte Einsamkeit? Des Gleichberechtigung´s reale und traurige Schattenseite? Männlicher Egoismus?

Prinzessin sein, begehrt werden und dann die ewige Schönheit? Vielleicht braucht die Gesellschaft keine weibliche Reife oder es gibt nur zu wenige Herren, die maskulin genug sind, um das zu schätzen?

Und wenn, dann wird es bestimmt auch darüber eine Reportage geben…

„Männer mögen es nicht, wenn die Frau intelligenter ist als sie oder einen besseren Job hat“, las ich mal irgendwo. Und mit dieser (biologisch verankterten und sexuell erwünschtem) Unterliegen der Frau gegenüber dem Mann verträgt sich das Modell der geschlechterlosen, austauschbaren Gleichberechtigung nicht. Überhaupt heißt Beziehung auch Rollen zu erfüllen, und sich ein Stückweit anzupassen. Aber für beide Seiten. Und wo sich keiner anpasst, da flutscht auch nichts.

In dieser Sendung wollten die Frauen erobern, wollten sie die Liebe erzwingen, konnte es ihnen nicht schnell genug gehen. Aber Liebe braucht Zeit, Liebe braucht Verständnis und Liebe muss frei sein von Moral, Vorstellungen und Erwartungen. Das kommt schon noch früh genug.

Und so gehen alle ihre Wege. Kuscheln sich an ihre Haustiere. Pflegen ihre Hobbys, für die dank des Single-Wohnens auch genügend Platz ist.

Die Männer holen sich das, was sie brauchen und schätzen: Junge und fruchtbare Weibchen, die das auch nach außen präsentieren. Junge fruchtbare Weibchen holen sich reife Alpha-Männchen mit Status, Arbeit und einem dicken Geldbeutel.

Und dann ist da noch das Heer der zurück gebliebenen alten, grauen Witwen: Der Frauen, die alles erreicht haben, Kinder großgezogen, gearbeitet und sich selbstständig gemacht haben. Geblieben ist ihnen nur ihr eigenes, einsames Leben. Aber das ist besser als nichts.

Update:

Bisherige Quellen deuten eher daraufhin, dass es umgekehrt richtig ist: Frauen suchen sich zur Fortpflanzung tendenziell eher intelligente Männer (anstatt: Männer suchen sich „weniger intelligente“ Frauen). Bei Männern gibt es aber genetisch bedingt mehr Abweichungen und Extremfälle von extremer Intelligenz (Genies) und deren genaues Gegenteil. Frauen neigen bei Intelligenz-Verteilung zur Ausgeglichenheit und liegen statistisch gesehen näher zusammen. Um den Nachwuchs zu sichern, deutet eine hohe Intelligenz bei Männern auf allgemein hohe Fähigkeiten hin und ist daher ein wichtiges Auswahl-Kriterium. In der Tierwelt wie beim Menschen, ist es meistens so, dass die Männchen ihre „Fähigkeiten zur Schau stellen“ und die Weibchen dann den Partner auswählen. Das erklärt auch die Erfahrung der Frau in der Reportage, dass sie immer diejenige war, die den ersten Schritt machen musste.

Weiterführende Links zu Partnerschaft und Sexualität

Gender-Unterschiede in Blogs

Gestern kam von verschiedenen Stellen ein Artikel auf mich zu, was wiederum zeigt, wie wichtig er bestimmten Personen war und wie gut die Quervernetzung im Netz funktioniert.

Es geht um das Thema „Blogs von Frauen“ und die Frage, warum Frauen nicht in der Zahl im Netz vertreten sind und gehört werden wie Männer.

Ich möchte einfach die prägnanten Thesen herausgreifen und dann meine (persönliche) Meinung dazu formulieren.

Hinweis: Da ich wieder vermute, dass es -wie bei allen Gender-Themen- viele Kommentare dazu geben wird, werde ich die Moderations-Funktion anschalten und nur solche Kommentare freischalten, die einer bestimmten Netetiquette genügen, freundlich und sachlich sind. Außerdem wünsche ich mir mehr Kommentare von anderen Frauen, da es schließlich auch um sie geht!
Dafür wird der Artikel dann in jedem Fall im Netz stehenbleiben und nur bei groben grammatikalischen oder inhaltlichen Fehlern nachträglich korrigiert werden.

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Die Frauenquote

Sehr schön fand ich, dass in den letzten Tagen mal wieder eine Thema in den Medien war, dass mich als feministisch angehauchte Bloggerin doch sehr interessiert: Die Frauenquote. Die Telekom, ein Unternehmen dass bei Kunden und im Bereich Kundenzufriedenheit nicht gerade den besten Ruf genießt (hüstel, hüstel), ist vorgeprescht und präsentiert uns nun die bewunderswerte Aussage, eine Quote von 30 Prozent an weiblichen Mitarbeitern einführen zu wollen.

Hurra! Ein Aufschrei geht durchs Land und endlich freuen sich alle und klatschen, denn die lieben Nachbarn links und rechts, auch nördlich und vielleicht eher nicht südlich haben es vorgemacht und beenden das Zeitalter der Machos und Männlichkleits-Klüngelei, Frauen vor, noch ein börsennotiertes Rendite-Tor!

Jetzt bleibt nur noch die kritische Frage, warum nur 30 Prozent und warum nicht 50 ? Und warum sind soviele Unternehmer aus DAX- Unternehmen nicht bereit, so eine Quote zu unterstützen?

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Die schöne Seite des Feminismus

Oder: Warum Männer immer Fernsehen und Frauen immer Haushalt machen müssen

Zur Zeit lese ich das Buch „Wir Alpha-Mädchen“  mit großem Interesse. Dies ist ein relativ neues Buch, geschrieben von drei jungen Frauen, über den Feminismus einer neuen Generation (zu der ich auch gehöre). Gleich vorneweg: Es ist sehr gut geschrieben, eingänglich und leicht zu verstehen und auch für wenig-Leser oder nicht vor-gebildete Leute zu lesen. Es kommt mit erfreulich wenigen Vorurteilen und mit noch weniger Männerhass aus.

Im Grunde wundert es mich sogar, wie fair die Autorinnen das Thema Männer behandeln und wie sehr sie betonen, dass sie Feminismus mit den Männern und nicht gegen sie führen wollen.

Ich empfinde das als ein wenig weichgespült und nicht scharfzüngig genug. Das Buch „Bitterfotze“  (welches ich mit Freude in einem Rutsch von vorne bis hinten durchgelesen habe) ist hier viel eindringlicher und bringt die Verzweiflung und die Minderwertigkeitskomplexe einer jungen Mutter, die von der Gesellschaft und den Männern im Stich gelassen wurde, viel besser auf den Punkt.

Auffällig ist- am Rande bemerkt- wie wenig Kundenrezensionen für beide Werke vorhanden sind und wie man den wenigen Meinungen dazu die Vorbehalte gegenüber eindeutiger Frauenliteratur doch deutlich anmerken kann.

Ich persönlich denke, die Zeit ist ganz einfach reif für einen neuen Feminismus und es wird endlich Zeit, dass sich viel mehr junge Frauen dafür interessieren und sich im Sinne eines starken Feminismus für die Gesellschaft einsetzen. Es ist mein zentrales Leitthema für mein derzeitiges Blog und sehr viele meiner Gedankengänge lassen sich letztendlich darauf zurückführen. Feminismus ist ganz einfach ein zentrales Zukunftsthema.

Warum aber ist der Feminismus so schwer an den Mann, bzw. die Frau zu bringen und warum sind die sichtbaren und unsichtbaren Widerstände noch immer so groß?

Zuerst glaube ich, dass es ein grundlegendes Erkenntnisproblem über den Feminismus und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft gibt. Wir haben uns alle viel zu sehr an ein einfaches und bequemes Rollenbild gewöhnt, dass uns tagtäglich von Millionen Bytes über die Medien an den Esstisch und ins Wohnzimmer transferiert wird: Die Fernsehbilder: Voll davon. Zeitungen und Anzeigen, Werbung und Kataloge: Meistens Frauen in nackten Posen und im Hintergrund von männlichen Konzernchefs in Auftrag gegeben. Redakteure von konservativen, großen, einflussreichen Zeitungen? Lesen sich alle wie Männernamen.

Politik? Noch immer eine Männer-Domäne, gerade auch in der Kommunal – und Landespolitik. Gut bezahlte Jobs und Führungsebene? Männersache. Computerspiele? Jungs-Spielzeug. (das ist wohl einmalig in der Geschichte menschlicher Kultur, wenn man sich Höhe der Umsätze und Kosten der Entwicklung für dieses Medium ansieht. Wie kann es sich eine ganz Industrie noch immer leisten, 50 Prozent des Marktes zu ignorieren?).

Erziehung, Kochen und Familie? Lasst das mal die Frauen machen… „Das war doch schon immer so, da kann man nix machen!“

Alles Ausreden.

Dass unsere Gesellschaft noch immer ein von den Männern dominierte und gelenkte ist, wollen die wenigsten wahrhaben.
Wo nichts wahrgenommen wird, muss man nicht ändern. Wenn ich Ohren, Mund und Augen zuhalte, brauche ich die Welt und ihre Probleme nicht.

Doch, wo immer ich auch hinschaue, überall erkenne ich die Symbole und Zeichen einer männlichen Welt und einer unterdrückten, bzw. weniger wichtigen und auf das Haus und Heim reduzierten Weiblichkeit. Es muss keine offene Ablehnung gegenüber dem weiblichen Prinzip, keine sexuelle Belästigung und keine blöden „Frauenwitze“ sein. Nein, die Zeichen sind oft subtiler, aber genauso gut zu spüren.

Das Schlimmste am Nicht-Feminismus ist die Tatsache, dass Frauen noch viel zu gerne andere Frauen bekämpfen oder ignorieren. Egal, auf welcher Plattform ich unterwegs bin, ob Twitter, Facebook oder in den Blogs: Immer sind die Männer in der Überzahl, nie (oder nur sehr selten) melden sich junge, mutige Frauen zu Wort. Und wenn mal eine besonders kämpferisch ist, dann kann man regelrecht sehen und spüren, wie der Hass gegen sie aufschwillt und sich in übelsten Beschimpfungen, in Ignoranz oder ähnlichem ergießt. (Vor allem dann, wenn sie sich nichts gefallen lässt).

Große Reden in der Öffentlichkeit schwingen, Trends bestimmen und die Zeichen der Zeit verwalten? Scheinbar alles eine Männerdomäne. Frauen dürfen sich auf die Erziehung und das Kochen beschränken, das ist schließlich auch ein weites Feld und bietet viele intellektuelle Herausforderungen….

Wenn ich über den Feminismus rede, kommen immer als erstes, erboste, moral-und anstandshütende Männer und melden sich zu Wort. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aussage, die ich über den Feminismus treffe, irgendwie von einem Mann schlecht geredet wird, liegt im Verhältnis dazu, dass eine Frau sich meldet und mich in dem bestärkt, was ich äußere, bei gefühlten 90 Prozent!

Das alleine finde ich schon sehr erstaunlich. Es zeigt mir aber, dass ich mit dem Feminismus auf dem richtigen Weg bin und dass er in Wahrheit eine viel größere Welt und Schieflage offenbart, als ich selbst am Anfang gedacht und geglaubt habe.

Jedes gesellschaftliche Phänomen lässt sich auf Menschen und ihre Entscheidungen zurückführen. Jede Gesellschaft und jeder Mensch ist aber auch von der Geschlechtlichkeit und letztendlich den Unterschieden in der biologischen Identität, im Sexualleben, im Empfinden und der Weltanschauung geprägt. Geschlechterfragen sind auch immer Biografiefragen, das macht sie so empfindlich.

Wenn Frauen z.B. Karriere machen wollen, geht das nur selten über ein „weibliches Machtstreben“. Wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sie ein gutes Stück ihrer Weiblichkeit ablegen und die Regeln der Männer lernen. Warum ist das so?

Warum lernen nicht einfach die Männer die Regeln der Weiblichkeit und wenden sie an? Damit sie bei weiblichen Chefs z.B. einen besseren Posten kriegen? Unvorstellbar? Warum?

Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Veränderungen kann man nicht ohne Scharfzüngigkeit, Entschlossenheit oder Nachdruck durchsetzen. Man braucht die Einsicht, aber auch die Kraft und das Durchhaltevermögen, wenn man etwas ändern möchte. Jede Frau, aber auch jeder Mann muss erkennen, warum ein positiver Feminismus gut für die Gesellschaft ist. Dies ist ähnlich wie die Arbeit der Grünen gegen die Atomkraft, oder die Proteste gegen Tierversuche, Armut und ähnlichen Problemen eine gesamt-gesellschaftliche und somit eine ehrenvolle Aufgabe, an der jeder mitwirken kann.

Die Medien bieten keine Inhalte zu Frauenthemen, zu Ungleichheit und die Emma hängt euch zum Hals raus? Dann schreibt in euren Blogs. Schreibt über die Ungerechtigkeit. Schluckt sie nicht einfach herunter!

Es geht nicht darum, mit den Männern eine neue Außenseiterrolle zu erschaffen und es geht nicht darum, dass frustierte und sex-lose Frauen ein neues Feindbild erhalten. Das wäre alles viel zu einfach und es ist schlichtweg falsch.

Es geht um Veränderungen in jeder persönlichen Biografie. Es geht um mehr Autonomie, um neue Rollenbilder und die Freiheit, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden, ohne dafür geächtet zu werden.

Es geht letztendlich auch und vor allem um den richtigen Dialog zwischen den Geschlechtern, den freiwilligen, liebevollen Umgang in den Beziehungen und den Familien. Es geht um das Zusammenwachsen von Familien auf der Basis von Werten. Hier brauchen wir den Feminismus. Der Feminismus rettet die Familien, die Ignoranz gegen ihn, zerstört sie.

Es geht letztendlich auch um Frauen, die von Männer gezwungen werden, Kopftücher zu tragen, es geht um Frauen, die nicht nach draußen dürfen und nicht bestimmen, wen sie morgen heiraten wollen.

Aber es wäre auch blind zu meinen, wir in Deutschland brauchen nun keinen Feminismus mehr und alles sei in Butter…

Abtreibungen z.B. sind in Deutschland noch immer illegal und nur mit Sonderregelungen zu erreichen. Die Frau hat de fakto noch immer nicht das volle Recht über ihren Körper.

Und wieviel Prozent der Frauen unter 30 nehmen die Pille und übernehmen somit die Verantwortung über die Empfängnisverhütung? Es sind 70 Prozent! (( Quelle: Wir Alphamädchen )) Warum nicht die Männer zur Verantwortung ziehen und das Ganze „Befruchtungsunterbindung“ nennen? Zu kompliziert? Warum?

Sind die Frauen schuld an der ungewollten Empfängnis oder sind die Männer schuld am verbreiteten Samen? Ansichtssache.

Die Frauen, eingestellt von der Pille, schaden ihrem Körper und lassen sich von Medikamenten leiten, anstatt dass die Männer einfach einen Kondom nehmen würden.

Und jetzt sagt bitte nicht, dass man mit dem Kondom nicht soviel fühlen würde….

Sagt mir bitte nur, dass der Konzernchef der Pillenfirma ein Mann ist. Das würde ich nämlich viel eher glauben. 😉

Weiterführende Links

Gegenwind

macht rau und tapfer

Ein junges Mädchen, der ganze Stolz ihres Vaters. Sie lernt von ihm, ist wissbegierig und freut sich wahrscheinlich darüber, dass er sie zu gut erzieht und sie ernst nimmt. Da die Eltern Geld haben, wird es dem Kind ermöglicht, ein aufwändiges Hobby auszuüben. Ihr natürliches Talent, Sportlichkeit und Intelligenz kommen noch positiv hinzu. Frauen sind immer etwas frühreifer als Jungen, also beschließt sie in jungen Jahren, etwas zu wagen, was sonst keiner vor ihr gemacht hat: Mit 13 die Welt umsegeln! Alleine!

Leider sehen das die Richter in der Niederlande anders und wie ein Schlag ins Gesicht folgt das Urteil: Sorgerecht entziehen!

Als aufmerksame Bloggerin muss man sich nun fragen, ist das gerechtfertigt?

In dem Artikel steht, das Sorgerecht wird normalerweise nur bei extremen Fällen wie z.B. Verwahrlosung oder Missbrauch angewendet. Aber ist dieser Fall des jungen, erfolgreichen Mädchens denn nur annähernd sowas wie Missbrauch?

Kinder zu Leistung zu erziehen ist nicht verboten. Moralisch gesehen ist es sicherlich diskutabel, ob die junge Psyche dafür gemacht ist und ob das noch eine „normale Entwicklung“ ist. Aber Hochleistungssportler und andere Genies auf ihrem Gebiet wäre ohne eine gutes Maß an Handwerk und Routine nie zu dem geworden, was sie später ausgezeichnet hat.

Egal in welcher Disziplin: Früh anfangen ist immer gut. Kindheit hin oder her. Mit 13 sind Mädchen heutzutage nicht mehr reine Kinder, sondern sie stehen auf der Schwelle zum Erwachsenenwerden und wollen sich beweisen. Man soll sie an der Stelle laufen lassen und nicht bremsen, das ist Gift für das Selbstwertgefühl.

Ich interpretiere dieses Urteil der Richterin daher als hochgradig rückwärtsgewandt, als falsches Signal für junge Frauen, die auch in besonderen, nicht ganz so typisch weiblichen Disziplinen glänzen wollen.

Alles andere, was dabei diskutiert wird, dass sie keine Schulaufgaben oder ähnliches machen wird, sind nur Scheingefechte, die am eigentlichen Kern der Thematik vorbeireden. In die Schule gehen soll man, weil man etwas leisten und eine Arbeit lernen soll. Und „um die Welt Segeln“ ist erstens eine herausragende Leistung und zweitens auch ein toller Beruf.

Diese Familie kämpft nicht nur gegen das Wetter, sondern auch gegen typische gesellschaftliche Widerstände bei weiblichen Leistungen.

Wenn die 13 Jährige gesagt hätte, dass sie alleine den größten Kuchen der Welt backen wollte, hätte sich keine Sau darum geschert.

( Man bedenke aber, dass auch dies gefährlich ist z.B. bei Mehlstauballergie oder wenn einem das Nudelholz auf den großen Zeh fällt. )

Wozu hat der Mensch Geburtstag?

Über Lebensplanung und die Bedeutung von Kindern und Kindheit

Meine Schwester hat vor einiger Zeit ein Kind bekommen. Die Aufregung in der Familie war groß, weil es unser erster Nachwuchs ist, der aus meinem Zweig entstammt und auch die Cousinen und Cousins noch nicht so weit sind. Dies ist eine schöne Neuigkeit und wir alle haben uns über dieses kleine Bündel gefreut. Kinder vereinen schon als kleine Wesen all die positiven Eigenschaften, die den Menschen ausmachen: Sie sind freundlich, aufmerksam, lächeln meistens, sie haben aber auch Gefühle, Schmerzen, Hunger und wollen Leid vermeiden. Da ich im Moment- wegen eines Besuches- die gute Gelegenheit habe, das Kind im Nahen zu sehen, denke ich vermehrt über das Wesen der Kinder und der menschlichen Natur nach. Ein Kind ist das beste Anschauungsbeispiel und vermittelt viel mehr über den Menschen als alle Bücher es zusammen können. Wenn man ein Kind sieht und lieb haben will, muss man mit dem Herzen sehen und nicht mit dem Kopf. Man muss sich auf die Miniaturschwingung einstellen, die von dem Kind kommt, den kindlichen Geruch, das Kleine, Zarte, Zerbrechliche. Wenn man sich so manchen Boxkämpfer im Fernsehen ansieht, mag man nicht denken, dass der auch mal so klein angefangen hat.

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Weibliche Aggressionen

(Serie Pro-Mann III)

Wann habe ich eigentlich den Unsinn verzapft und diese einfache Schublade Frauen= Ständiges Mitgefühl aufgemacht?

Leider, auch wenn ich wollte, es ist schon etwas differenzierter!

Die besten Erlebnisse und Lerneffekte hat man meistens auf Reisen und so ist es auch nicht verwunderlich, dass ich ein exemplarisches Beispiel für zwischen-weibliche Aggressionen bei meiner Reise nach Südamerika im Jahre 2004 festgestellt habe.

Diese Geschichte habe ich früher schonmal erzählt, soweit ich mich erinneren kann, sie ist aber nicht mehr online, also mache ich es aus der heutigen Perspektive nochmal.

Allerdings ging es hierbei nicht um Aggression beim Menschen, sondern um Hunde.

Wir haben eine befreundete Familie besucht, die auf dem Land in der Nähe eines beliebten Touristenortes in Chile ein Grundstück und Haus besitzen. In Chile geht die Neigung dahin, Hunde frei laufen zu lassen. Anleinen kennt man dort so gut wie nicht, es gibt auch viele streuende, herrenlose (vaterlose?) Hunde und niemand schert sich darum.

Unsere Freunde hatten einen Rüden und eine Hündin. Der Rüde war ein kleiner munterer und die Hündin ein relativ großer, aber träge wirkender Mischling.

In der Nachbarschaft gab es eine Schäferhündin, die gerade Junge im „Nest“ hatte.

Die Freundin erzählte mir, dass es schon öfters Probleme zwischen den beiden Hündinnen gegeben hatte und die sich nicht riechen konnten.

Wie auch immer- wir beschlossen an dem Tag spazieren zu gehen und nahmen beide Hunde mit, ohne Leine. Beim Vorbeigeben am fremden Haus wurde klar, dass wir hier jemanden provoziert hatten, denn fünzig Meter weiter drehten wir uns um und stellten fest, dass die besagte Schäferhündin hinter uns herhetzte und sich sogleich auf „unsere“ Hündin stürzte!

Der daraus entstehende Kampf war brutal und sitzt mir heute noch tief in den Gliedern. Sofort verbissen sie sich ineinander und kämpften und wälzten sich im Gras. Schreie, Winseln und allerlei Hundelaute mischten sich darunter. Wir Menschen waren natürlich aufgebracht und überlegten, was zu tun war. Wenn Hündinnen miteinander kämpfen, weiß man, dass es keinen Sieger, sondern nur einen „Toten“ geben kann und es sah so aus, als ob die beiden das gerade miteinander vorhatten.

Die Schäferhündin wurde von unserem Mischling rücklings in einen Graben gekämpft und unterlag augenscheinlich, biss aber noch munter weiter. Unsere Freundin ging (dummerweise!) dazwischen und holte sich einen blutigen Arm und eine blutige Hand.

Irgendwie gelang es dann, beide Kontrahentinnen zu trennen, aber die Spaziergangs-Stimmung war natürlich futsch. Hund verarzten, Nachbarn Bescheid geben, Hand verbinden, usw.

Nie werde ich den Anblick vergessen.

Und jetzt die psychologische Frage und die Möglichkeit zur Spekulation: Warum haben Rüden eine Rang- und Hackordnung und warum haben Hündinnen offensichtlich keine? Welchen Sinn macht es aus der Sicht der Evolution, Hunde-Konkurrentinnen umzubringen, anstatt sich mit ihnen zu einigen? Welches System ist das bessere?

Und warum gelingt es menschlichen Frauen, trotz ellenlangen Diskussionen, oft nicht, eine Siegerin auszumachen und einen Konflikt zu beenden? Weil sie vielleicht nicht verlieren können und immer weiterkämpfen, so wie die Hündinnen? Frauen werden dann als „zickig“ bezeichnet, was die Aggression abwertet. Vielleicht liegt das Korsett gerade in der weiblichen Rollenerwartungen, dass Frauen „lieb“ sein sollen?

Oder sind es grundsätzlich die Frauen in der Tierwelt, die weniger Spaß verstehen und alles immer so ernst nehmen?

Wie eingangs erwähnt, muss vor allem für den Mann in der heutigen Gesellschaft klarwerden, dass Frauen genauso wie Männer kämpfen, nur eben anders, subtiler und verdeckter. Wir beißen uns zwar nicht mehr, dafür sind die Mittel des psychologischen Terrors und der verbalen Mittel umso größer.

Man sollte sich nicht für Gewalt schämen, noch die Aggressionen unterdrücken. Sie müssen raus, das ist natürlich. Nur sind wir Menschen und haben bessere, edlere und lehrreichere Mittel als die Tiere. Zum Glück.

—-Ring- Telefonanruf! ——–

Aus der hypothetischen Welt des Fabulierens in die Realität zurückgeholt worden. Ich schreibe morgen weiter!

Die Rolle der Väter

(Serie Pro-Mann II)

Wie schwer es ist, von den vielen Einzelfällen und Familienstrukturen auf eine Allgemeinheit zu folgern und wie schwierig und unberechenbar die menschliche Psyche dabei ist. Sicherlich ist die eigene erlebte Mutter meistens das Sinnbild für eine tiefe und ungebrochene Liebe, die sehr lange andauert. Aber schon beim Geschlecht gibt es Unterschiede, in der Pubertät lösen sich Mädchen meistens von der übermächtigen Mutterliebe, grenzen sich ab und suchen ihren eigenen Weg. Das ist ein nötiger und sinnvoller Vorgang, um eine eigene Familie zu gründen und bei Mädchen klappt das Sich-Lösen meist schneller als bei Jungen (die zu Nesthockertum neigen).

Bei dem Konflikt Mädchen-Mutter ist es ganz natürlich, dass Aggressionen verwendet werden und das einst so enge Band etwas lockerer wird. Für ein Mädchen ist die übermächtige Mutterliebe immer etwas Erstickendes und Einengendes und kann nur im Konflikt und der offenen Auseinandersetzung gelöst werden.

Väter haben eine andere Bedeutung für das Mädchen als die Frau, daher sind Väter so wichtig. Die Liebe, die die Mädchen von der Mutter „abziehen“ versuchen sie vielleicht im Gegenzug dem Vater anzugedeihen. Und auch umgekehrt, ist die garantierte Liebe vom Vater eine wichtige Stütze im eigenen Seelenleben der Frau.

In den romantischen Medien und vielen Köpfen wird die Liebe zwischen Mann und Frau zwar idealisiert, aber meiner Meinung nach übersieht man dabei, dass die Urliebe immer erstmal der Mutter zuteil wird. Und auch die Ehe ist eher eine Erfindung der Kirche und des materiellen Denkens, und kein Ding, dass aus der tiefsten Tiefe der menschlichen Natur entspringt (der Mensch will sich nämlich fortpflanzen, nicht stehenbleiben!).

Psychoanalytisch und pädagogisch gesehen ist der Dialog zwischen Vater und Mädchen der Versuch, spätere heterosexuelle Beziehungen zwischen Mann und Frau aufzunehmen, die letztendlich immer etwas „konstruiert“ bleiben.

Da viele Männer (vor allem aus den älteren Generationen) dazu neigen, Gefühle nicht oder nur selten zu zeigen, entsteht hier die Gefahr einer Liebes- und Kommunikationslücke zwischen Mädchen und Vater.

Wenn man jungen Vätern (der neuen Generation) also beibringt, Gefühle besser und offener zu zeigen, kann das für die Gesellschaft nur von Nutzen sein. Auch Jungs können das dann besser lernen und nachahmen, wenn sie einen verständnisvollen Vater haben, der zu seinen Emotionen steht und sich nicht versteckt oder dafür schämt.

Viele psychoanalytische Probleme der heutigen Gesellschaft scheinen „Väterprobleme“ zu sein, wahrscheinlich aus genau den Gründen, weil der Vater der „Stein“ in der Seele ist und die Mutter das fließende Wasser.
Am Vater stößt man sich, will wachsen und sich reiben. Die Mutter hat immer Liebe für einen parat, dressiert nicht, ist ständig präsent, versorgt und nährt, klammert aber auch.
Der Vater aber stachelt an, kämpft, ist absichtlich stur und bereitet auf die Gefahren des Lebens vor.

In der offenen Kampf-Auseinandersetzung mit Vätern (aber auch stellvertretend mit anderen Männern) können junge Menschen also lernen, sich zu behaupten. Der Vater ist dann ein Trainer und Vorbild.

So wundert es auch nicht, dass die meisten Tätigkeiten, die mit dem Vater gemacht werden, extrovertiert und wettkampforientiert sind. Die Bandbreite der „väterlichen Betätigungen“ reicht von Sport, Bewegung, Fußball, Boxen, Raufen über Kultur- und Bildungsleistungen wie Diskutieren, Logikfehler entlarven, sich behaupten und durchsetzen. Aber auch technische Bereiche und rationelle Erwägungen spielen eine große Rolle.
Desweiteren kann man von Vätern meistens Attribute wie Ausdauer und Entschlossenheit lernen und die Fähigkeit, sich von Fehlern nicht entmutigen zu lassen.

Aber auch gerade die modernen Spiele, vor allem Shooter und kampfbetonte Actionspiele erfüllen das Bedürfnis der „männlichen Lebensauseinandersetzung“. Es ist eine psychologische Notwendigkeit für junge Männer, Konflikte zu lösen und Aggression ausleben zu können. Gerade in Mehrspieler-Szenarien werden hier auch soziale Konflikte besprochen und auf eine eigene Weise gelöst. Je mehr sich diese männliche Welt von der weiblichen abgrenzt, umso besser! Nur so ist das überdrehte und beinahe schon comichafte der Gewalt-Darstellung zu interpretieren (Splatter-Effekte, Blut, Leichtenteile die wegfliegen, usw.)

Wenn dann ein Spiel vom überstrengen Jugendschutz wieder indiziert wird oder von den Medien als Killerspiel verteufelt wird, ist die Freude umso größer, so einen „schlimmen Titel“ zu besitzen und sich damit zu brüsten. Man sieht, die mediale Gewaltspirale ist wie ein Feuer, dass nur schlimmer wird, wenn man ständig Benzin nachgießt.

Männer und Väter stehen für das „Harte im Leben“. Diese Lebensvorbereitung ist sehr wichtig, weil es im Leben unweigerlich zu Problemen kommt und die Härte irgendwann in jedes Leben bricht. Spätestens wenn der Beruf ausgesucht wird und Konflikte auf der Tagesordnung stehen, muss dieses Wissen abgerufen werden- dabei ist klar, dass früh gelernte innere Disziplin dem Kind oft mehr hilft, als wenn man alles schleifen lässt.

Männliche Aggression kann man allgemein als Schutzfunktion interpretieren, als „gesunde Aggression“ die im Sinne Erich Fromms im Dienst des Lebens steht und es vor Gefahren schützt.

Nur wenn diese- aus welchen Gründen auch immer- ausartet und sich mit den Trieben des Sadismus mischt, entartet sie und wird zu unkontrollierten Gewalt.

Die Frage nach der geächteten Aggression muss also lauten: Aus welchen Gründen eskaliert die „natürliche Aggression“ und wird zu einer bösartigen?

Wie kann man Frustrationen besser ausdrücken, formulieren und vermeiden, dass sie in Zukunft derartig unkontrolliert ausbrechen?

Dazu müsste die Gesellschaft erstmal mehr Bereitschaft zeigen, Psychologie als allgemeine Wissenschaft noch besser zu akzeptieren.

Solange die Psychologie aber als reine „weibliche Wissenschaft“ verächtlich gemacht wird und Männer bei Psychologen als „schwach“ gelten, wird es schwer, eine neue Väterlichkeit und Männlichkeit in der Gesellschaft zu etablieren.

Es mag sicherlich einige wenige Männer geben, die reflektieren können und zu ihren Gefühlen stehen. Diese sind uneingeschränkt als Vorbild zu sehen!