Aufsprießender Blogfrühling

Jetzt ist er also endlich da, der Frühling. Lange hat´s gebraucht, geschätzte 24 Jahre haben wir im tiefsten Winter verlebt. Uns gegen Eis- und Schneemassen gewehrt, die Kälte ertragen, Krankheiten durchfochten, Winterspeck auf- und später wie abgebaut. Stollen gegessen, Weihnachten mit der Familie gefeiert, uns über Weihnachtshasser- und Ignorierer gewundert, gebloggt, getwittert, was das Zeug hält. Und irgendwie berührt mich alles nicht mehr.

Anfang Februar hatte ich noch Vorfreude auf den Frühling, ach im Dezember ging´s mir sogar super! Dann, mit jedem Tag erwartungsvoll an den Himmel geschaut und dann festgestellt, dass hier irgendwas nicht stimmt und mich bibbernd wieder nach drinnen verzogen. Und das hat alles so lange gedauert, dass ich mich fühle wie eine grimmige Bärin im Winterschlaf, die gerade aus ihrer Höhle kriecht und ein wenig mürrisch ihr eingedrücktes Fell aufschüttelt, die wärmere Luft schnuppert aber mental noch nicht ganz auf der Höhe ist. Nur der Appetit, der ist schon wieder da. 😉 Roar!

Ich weiß einfach nicht mehr, wie das ist, Sommer! Frühling, warme Luft, Leben, Liebe, draußen grillen.. lange Abende, körperliche Wohltaten, in Seen schwimmen, mit offenem Fenster Auto fahren, das Fahrrad rauskramen, sich bewegen…

Mit Menschen kommunzieren, lachen, Partys feiern, wenig an haben und unbeschwert leben. All das assoziere ich mit Frühling und mit Wärme. Frühling ist das erwachende Leben. Winter ist der Rückzug, in manchen Interpretationen auch der Tod, die dunkelste Zeit, der Rückzug in die eigene Untiefe der Seele.

Mein Gesichtsfeld hat sich im übertragenen und im direkten Sinn verkleinert: Durch das viele Abhängen am Computer, durch das viele Lesen, usw. sind meine Augen über den Winter schlechter geworden und ich werde mir demnächst eine neue Brille kaufen müssen. Aber auch mein Denken ist kurzsichtiger, eingleisiger und enger geworden. Die ewig gleichen Abläufe haben einen Grauschleier im Denken hinterlassen, an manch Gehirnwindung hat sich jetzt Dreck und Staub abgelagert. Manches Denken wurde arg eindimensional, vielleicht am Ende so platt wie der Bildschirm, vor dem ich so gerne sitze.

Hier hilft nur eins: Den Staubsauger herauskramen, bei Bedarf auch laute Musik und einmal gründlich drüberpusten!

Das Telefon ist still. Macht keinen Mucks.

Menschen melden sich selten, wenn man sich nicht bei ihnen meldet. Passivität bedeutet in unserer Gesellschaft immer Verlust, Stillstand und vom sozialen Leben ausgeschlossen zu werden. Das aktive Leben in unserer Gesellschaft gehört den Tüchtigen. Wer viele Termine, wer Streß hat und immer „in Action“ ist, gilt als gesund. Klar, derjenige hat keine Zeit zum Denken o. Philosophieren, ist in Bewegung, wird bewegt, lebt in Berührung mit dem Leben, verdient vielleicht Geld, hat Reize, Anregungen, Input. Eine Arbeit zu haben, bedeutet sozial integriert zu sein.

Viel hat man in den letzten Wochen über die Arbeitslosen geschimpft. Menschen, die es ohnehin schon schwer haben, die getrennt von dem sozialen Strom der Zuneigung, von Wertschätzung, von verdientem Geld, Sicherheit, Freunde am Arbeitsplatz, und Aktivitäten am Feierabend leben, hat man zum Opfer, nein zu den Schuldigen gemacht. Diese Denkweise ist im Grunde pervers. Sie ist genauso pervers wie die vielen Fälle des sexuellen Missbrauchs an Schutzbefohlenen, die in den Nachrichten vermeldet wurden. Dieses Denken verdreht die Schuldzuweisung, denn Schuld sind meistens die Mächtigen, die den weniger Mächtigen die Ressourcen wegnehmen und die Ungerechtigkeit durch Taten und Nicht-Taten vergrößern. Erst kommt das Fressen und dann die Moral…

Überhaupt scheint unsere Gesellschaft mal wieder geistig und auch materiell ärmer zu werden. Wenn man die Medien verfolgt, gibt es zur Zeit wenig Tendenzen in die richtige Richtung. Neben den bereits angesprochenen Themen wären da: Die Zunahme der Waffenexporte der BRD (von 5 auf 10% Weltanteil gesteigert), das Gerede über die Wiederaufnahme von Gorleben (aller Proteste zum Trotz), oder die Abnahme des Wohnungsbau und die Tatsache, dass Deutschland im privaten Wohneigentum ganz hinten in der EU rangiert. Immer schön alles streichen, was den Menschen ein Leben in materieller Unabhängigkeit ermöglichen könnte … denn wir brauchen die Sklaven um die anonyme und teils sehr gefräßige Maschine Staat am Leben zu erhalten.

Dann die ständigen Querelen der regierenden Parteien: Korruption, Vertuschung, Verschleierung, egoistische Kleinkriege, Grabenkämpfe, Vorurteile.. wenn man die Medien jeden Tag mitverfolgt, könnte man der Meinung sein, es gibt nur noch Schlechtes auf der Welt. Manchmal würde ich gerne die ganzen „schlauen“, aber emotional so armen Zeitungen nehmen, zerknüllen und ein Feuer für die emotionale Kälte machen, die um sich gegriffen hat…

Wo ist Gott bei all dem? Hat es nicht geheißen, Gott ist der Gott der Liebe, der Mitmenschlichkeit, der Wärme und Geborgenheit? Wo ist dieser liebende Gott bei all dem? Natürlich, die Atheisten sagen jetzt, es gibt keinen Gott und sie drängen ihn an die Wand oder vergessen ihn. Der Mensch ist schlecht, das zeigen uns die Medien jeden Tag. Es gibt keine „übernatürliche“ Macht, die plötzlich eingreift, und jeder ist sich selbst der Nächste. Der Mensch hat sich vom Glauben, vom Guten und von der Hoffnung auf ein besseres Leben befreit. Stattdessen hat er wieder seine ur-darwinistischen Überlebenstheorien an die oberste Spitze gestellt. Aber- mit welchem Resultat?

Deutschland ist nach wie vor eine sehr starke Export-Nation, was unter anderem damit begründet wird, dass die Arbeitsmarktregelungen und andere Reformen gut auf die Krise reagiert haben. Aber was hat man in den letzten Jahren denn gemacht? Man hat das Credo „Leistung“ und wirtschaftlichen Erfolg solange über alles gehängt, und versucht ständig den Bürgern noch mehr Geld wegzunehmen und vergrößert die Schere zwischen arm und reich. Ist dieser wirtschaftliche Erfolg denn so wichtig, dass wir alles andere dafür opfern müssen? Macht das glücklich? Ist da ethisch? Oder wem oder was dient dieses extreme Denken eigentlich? Für mich ist all das der Schritt in die falsche Richtung. Jeder, der ein wenig darüber nachdenkt und noch ein Funken Moral oder menschliche Gefühle in seinem Herz trägt, wird zu ähnlichen Schlüssen kommen.

Es sieht derzeit nicht so aus, als ob es irgendeine Gruppierung gäbe, die in eine andere in eine gesündere, nachhaltige Richtung einschlagen würde. Es gibt noch nicht mal viele Einzepersonen, die so denken und von einer großen Masse ganz zu schweigen.

Nein, der Frühling ist gut geeignet, um die Hämmer und Leitern am Blog hervorzuholen und mal wieder an der Baustelle Welt und an der Nebenbaustelle Gerechtigkeit zu werkeln.

Man sieht, der Frühling hat auch seine guten Seiten und es ist schön, dass er endlich da ist!

Bloggen und vernetzen- Teil 3

Teil 3, Teil 2 und Teil 1

„Den Horizont erweitern“

Richtig zu bloggen ist eine schwierige Kunst und gleicht manchmal der Arbeit, die Politiker auch in der Öffentlichkeit leisten müssen. Es geht darum, Menschen zu überzeugen.

Wenn ein Politiker niemand von seinen Ideen überzeugen kann, würde ihn niemand wählen. Bei den Bloggern ist es das Feed-Abonnement oder die Kommentare. Wenn ich niemanden von meinem Blog überzeugen kann, „wählt“ ihn niemand, kommentiert niemand, liest niemand.

Und es ist sehr leicht, nicht gewählt zu werden, viel schwieriger, als gewählt zu werden.

Menschen urteilen auch viel persönlicher als man denkt. Sicherlich, die Inhalte und die Rechtschreibung sind wichtig, aber ich denke, der Großteil der Entscheidungen wird doch nach klassischen Gesichtspunkten gefällt, so wie ich auch einen Politiker nach seinem Aussehen, Stimme und anderen Kriterien unbewusst immer mit beurteile.

Als Blogger kann man da sehr viel falsch machen, wenn man keine Schreiberfahrung und Öffentlichkeitserfahrung besitzt, ist es sehr einfach, über diverse Fettnäpfchen zu stolpern. Einen Medienberater hat man im Allgemeinen nicht und muss sich die wichtigsten Dinge erstmal selbst aneignen, sprich lernen.

Das Dumme daran : Meistens wird man auf diese Fettnäpfchen weder vorher noch hinter aufmerksam gemacht. Wenn man wieder mal einen Schritt zu weit gegangen ist oder nicht den richtigen Ton trifft, den andere von einem erwarten, wird man sehr schnell aus dem Feed-Abo gelöscht oder schlichtweg ignoriert.

Das Problem bei den stillen Lesern ist also immer: Wie kann ich erfahren, was sie wirklich denken? Wie kann ich die Meinung von meinen Lesern besser einholen? Wie kann ich feststellen, ob die Botschaft angekommen ist, ob es verständlich genug war? (z.B. über Umfragen, direkte Ansprachen oder fragende Artikel)

Wenn keine Rückmeldungen kommen, sollte man das nicht stillschweigend akzeptieren, sondern als Warnsignal interpretieren und dementsprechend handeln. Wenn ein Künstler nach seinem Auftritt auch keinen Applaus bekommt, muss er sich fragen, woran es liegt. Dass die Menschen nur zu faul zum Schreiben oder „Klatschen“ sind, sollte man nicht annehmen (das ist erstens eine Unterstellung, zweitens ignorant und drittens für die Schreibeffektivität nicht förderlich).

Sicherlich ist es beim Schreiben etwas anders, weil oft nur diejenigen klatschen, die auch gelesen haben. Ein Blog-Artikel (gerade wenn er lang ist) braucht Zeit und Geduld. Die Masse der eben vorbeiströmenden Besucher, die nach etwas ganz anderem gesucht haben, werden sich nur im Ausnahmefall darauf einlassen.

Blogs werden zwar vor allem durch die Technik bekannt, aber meiner Meinung nach sollte man diese humanen Faktoren auch nicht ganz außer Acht lassen. Sie haben im Ernstfall eine stärkere Bedeutung, als man zuerst annimmt. Wenn man nämlich einen stabilen Leserkreis aufbauen möchte und eine regelmäßige Blogroll-Partnerschaft aufbauen möchte, ist es unerlässlich, vom Ton und der Art her zu seinen Partnerblogs zu passen.

Wichtig ist z.B. dass man von Anfang an Partnerblogs wählt, die ähnliche Inhalte und vor allem ähnliche Denkweisen an den Tag legen. Erfahrungsgemäß schaden große Widersprüche in den Weltbildern der Atmosphäre eher, als dass sie helfen. Und erzwingen lässt sich bekanntlich nichts.

Dann ist es wichtig, dass man nicht nur ein oder zwei Lieblingsblogs hat, sondern mehrere. Auch wenn sich die Blog-Autoren große Mühe geben, so kommt es immer mal wieder vor, dass jemand nichts schreibt und das schadet dem eigenen Blog dann auch, weil keine Leser, Trackbacks und Kommentare mehr kommen.

Letztendlich kann man sein Blog nur erfolgreich großziehen, wenn man andere Blogger hat, die einem dabei durch regelmäßige Verlinkung und Vernetzung helfen. Von Suchmaschinen-Optimierung und ähnlichen Sachen halte ich im Gegenzug eher wenig, denn gefunden wird man immer. Aber der humane Faktor und die „Verlinkung in den Herzen“ ist etwas, das zu Erfolg führt.

Die „Ein Herz für Blogger“ Aktion war etwas, das in diese Richtung ging, aber nachdem die Aktion verpufft war, hat man auch die Mitglieder und andere Blogs wieder vergessen.

Das Schwierige am Bloggen in der schnellen Nachrichtenwelt ist vor allem auch die „Nachhaltigkeit“.

Nachhaltigkeit erzielt man aber nur durch menschliche Netzwerke, weil diese dem Auf und Ab und der Meinungsvielfalt einen konstanten Faktor, nämlich die Freundschaft bzw. das Vertrauen entgegen setzen.

Die nächste Frage im Vernetzen ist also, wie kann ich Blogger (und auch Leser) finden, die ähnliche Interessen haben und vielleicht auch menschlich zu mir passen?

Teilen wir die Blogs erstmal nach Geschlecht auf:

Da gibt es viele Männer- und Technikblogs, die einen eigenen, abgeschlossenen Kreislauf bilden. Hier sind Männer, die über Männerthemen reden und Frauen meistens sehr selten sind. Wenn man nicht gerade ein Technikfreak ist und zu 90 Prozent über Männer- und Technikthemen schreibt, fällt man da durch. Politisch sind diese „Männerseiten“ oft Piratenwähler und andere Interessen oder Meinungen nicht gerne gesehen. Wenn man plötzlich anfinge, über Umweltschutz oder Gleichstellung der Frau zu diskutieren, würde man wahrscheinlich ausgelacht werden. (Ausnahmen gibt es bekanntlich immer!)

Bei den typischen Frauenblogs ist es aber umgekehrt, hier wird meistens über private Dinge, über Gedichte, Rezepte, Freundinnen, persönliches und ähnliches geschrieben. Was bei den Männern an Gefühlen zu wenig war, ist bei den Frauen meistens zu viel.

Sich bei solchen Frauenblogs einzuklinken, wird als Frau wahrscheinlich eher schwer, als Mann geht es nur, wenn man „geduldet“ ist, sprich in die nähere Auswahl kommt.

Dann gibt es noch eine sehr interessante Gruppe von allgemeinen politischen Bloggern, oder Gesellschaftsthemen-bezogenen Bloggern. Wenn jemand z.B. viel über Politik schreibt ist auch gewährleistet, dass er in der nahen Zukunft wieder über Politik schreiben wird und eher jemand ist, der sich dafür interessiert. Hier kommt es darauf an, herauszufinden, wie groß und stark der individuelle Horizont des Autors ist. Persönlich ist das meine Lieblingsgruppe von Blogs und Bloggern, weil man eben in der Lage ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und sich vielleicht auch die Mühe gibt, unabhängig und objektiv die Dinge zu untersuchen und zu beschreiben. Nichts ist schlimmer, als Blogger die voll mit Vorurteilen und Meinungshetze sind. Ob dies so ist, erkennt man leider oft nur dann, wenn man die Blogs längere Zeit beobachtet und genau zwischen den Zeilen liest. Wirklich frei ist auch niemand davon, denn zu bloggen bedeutet ja gerade, eine eigene Meinung zu formulieren. Aber die Art und Weise, die ist entscheidend.

Auch für wertvoll halte ich schlussendlich die Blogs, die sich für ein bestimmtes Nischenthema einsetzen und z.B. über ihre eigene Krankheit, einen Hausbau oder ähnliches schreiben. Der Vorteil ist hier, dass man sehr schnell einordnen kann, warum es bei dem Blog geht und dieser „Gemischtwareneffekt“ nicht so stark ist. Im Gegenzug wird die Kommunikation vielleicht etwas einseitig verlaufen. Ein Häuslebauer interessiert sich halt eben nur für Rohre, Gipswerkzeug, Bohrmaschinen, Mauergrößen und Dübelpatente, aber weniger für Homo-Ehen, Festplattendefragmentierung und Tomaten-Himbeer-Zwiebelsalat (hmmm!).

Wenn man also andere Blogger finden möchte, die inhaltlich, menschlich und auch sonst sehr gut zu einem passen, wird man nicht darum herum kommen, sehr lange und genau zu suchen. Man sollte nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn niemand dabei ist, der einem gleich zusagt. Sehr wichtig ist auch, dass man sich nicht zu lange mit Menschen aufhalten sollte, die einem nicht zusagen: Das gibt nur Ärger und man kommt nicht weiter.

Es ist wichtig, regelmäßig und mit Intensität den eigenen Horizont zu lüften und Neues hereinzulassen. Für die eigene Schreibarbeit ist das letztendlich die beste Inspiration.

Kritik und Gesellschaft

Am Anfang des Jahres und auch zwischendurch habe ich immer mal wieder überlegt, welche neue Hauptrichtung mein Blog braucht und wo es sich lohnt, weiterzumachen und weiterzuschreiben. Das ist das Schöne am Bloggen, dieses dynamische Entstehen und dass man zwischendurch immer mal wieder den Kurs wechseln kann und sich neu festlegt.

Also ich weiß, dass ich zwei Dinge eher wenig machen will und kann: Privates Bloggen und kommerzielles Schreiben.

Beides sind für mich Extreme: Das Private kreist nur um sich selbst und ist zu sehr selbstbezogen und belanglos. Außerdem brauche ich keine 20 Kommentierer, die mir Honig um den nicht vorhandenen Bart schmieren und mir als Königin huldigen. Ähnlich mit den kommerziellen Interessen, die man am besten anderweitig auslebt und oder ein rein kommerzielles Blog betreibt.

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Unzufriedenheit

Aus Trägheit heraus wurde noch keine Reform geboren

Unzufriedenheit kann sich aus vielen Quellen speisen, doch die ständige Unzufriedenheit mit allem und jedem scheint ein speziell deutsches Problem zu sein. Unzufriedenheit ist in mäßiger Ausprägung der Wunsch nach Kritik und Verbesserung, ja vielleicht sogar die Grundlage für Ehrgeiz, Fortschritt und Wachstum.

Jede Pflanze, die wachsen will, braucht aber Kraft und Ansporn. Wenn ich ständig den Himmel verdunkle, das Wasser entziehe und den Boden schlecht rede, kann eine Pflanze sich nicht entfalten. Lebewesen sind empfindlich und wir Menschen sind vor allem in der Seele empfindlich. Unser stärkstes Organ ist zugleich das anfälligste. Schon kleine Störungen, wie z.B. mangelndes Sonnenlicht, aber auch Hunger, Müdigkeit und Überarbeitung schlagen dabei sofort auf unsere Laune. Wir Menschen sind kraft unserer Natur keine Computer, sondern anfällige und fühlende Wesen.

Die Unzufriedenheit mit einer Sache entsteht in meinem Kopf. Wenn ich nur lange genug suche, werde ich immer etwas finden, dass mich traurig und unglücklich macht. Wenn man darüber nachdenkt, kann einem klar werden, wie sehr ich meine eigene Unzufriedenheit eigentlich selbst im Griff, bzw. in den Gedanken habe! Leider ist es aber so, dass man mit dieser Unzufriedenheit im seltensten Fall etwas erreicht. Positiv denken ist das einzige, was zum Erfolg führt. Dazu gehört auch „Gunst“, d.h. die Fähigkeit, über Neid und schlechte Laune hinweg zu kommen und sich über eine Sache ganz offen und positiv zu freuen. Und vor allem: mit anderen zu freuen, im Team zu arbeiten und Anregungen zu geben.

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Sozialstruktur in DE

Der Mensch, das größte Rätsel der Natur

Wie immer lese ich jeden Artikel von Medioman und bevor seine wertvolle Kritik an den Blogs und den Bloggern untergeht, möchte ich ihn schnell verlinken und empfehlen!

Eine kritische Auseinandersetzung mit den Blogs ist sicherlich überfällig. Viel zu oft wird schön geredet, viel zu oft sind Blogger reine Egomanen, die nicht weiter denken können, als ihre eigene Erfahrungswelt. Zu oft geht man durch den RSS-Reader und klickt die anderen Meinungen weg, anstatt sich damit zu befassen, nur um sich danach wieder stur auf die eigene Arbeit zu konzentrieren.
Am Abend macht man dann den Computer aus und denkt: „Was habe ich eigentlich heute gemacht?“.

Bloggen zur Identitätsbildung und sozialen Kommunikation

Die schwierige Aufgabe der Ich-Findung liegt darin, ständig abzugrenzen, wieviel „Ich“ und wieviel „Wir“ man braucht, denn eines alleine geht nicht. Ich kann nicht „ich“ sein, ohne das „wir“ zu spüren– aber nur  im „Wir“ , ohne jegliche Selbst-Reflektion, wäre auch mein „Ich“ irgendwann Bullshit.

In der Psychologie (oh ich glaube das hier ist ein Psychologie-Blog geworden…) ist es ja bekannt, dass Blogs dazu dienen können, eine eigene Identität aufzubauen, und jeder der darüber lächelt, hat entweder keine stabile Identität oder ist sich dessen nicht bewusst. Eine Identität formt sich aber vor allem durch soziale Kontakte und Austausch mit anderen, denn die Identität, die aus sich selbst heraus existiert, gibt es streng genommen gar nicht.

In allem, was der Mensch äußert, steckt Charakter. Alles Gesagte, Geschriebene, Gedachte ist ein Teil des eigenen Gehirns- wie soll es anders gehen? Es gibt Studien darüber, wie kleine Kinder die Welt sehen und auffällig ist dabei, dass sie die Welt als „Ganzes“ sehen und noch nicht zwischen mir und dir trennen können. (Objektlose Stufe, hier und hier ) Man sagt, das Trennen-Können zwischen ich und den anderen ist eine Sache, die der Mensch erst lernen muss- und wenn dieses Lernen nicht richtig klappt, können später ernsthafte Schäden auftreten. In späteren Jahren kommt neben der Objekt-und Personentrennung dann noch die Rollenbildung hinzu, ein weites und interessantes Feld der Analyse.

Durch das Schreiben an einer Sache kann ich mich selbst spüren, kann ich mein Gehirn, meine Gedanken abrufen, sie in die Mitte werfen und schauen, was andere dazu sagen. Dies ist ein hochpsychologischer und wichtiger Vorgang und er kann helfen, den Menschen in einem sozialen Gefüge weiter zu festigen und stabiler werden zu lassen. Es muss aber umgekehrt nicht heißen, dass man immer nur deswegen bloggt: Denn oft braucht ein Mensch vorher eine stabile Psyche und traut sich dann erst zu schreiben und das bloggen und die sozialen Rückmeldungen verstärken den Effekt dann nur. Auf der anderen Seite, wenn man viel schreibt und nie Lob oder Rückmeldung bekommt, ist es auch nicht schön und das Bloggen kann dann positive Energie abziehen!

Ob diese Gedanken jetzt virtuell formuliert werden, ob sie gesagt, geschrieben oder anderweitig „übersetzt“ werden ist unerheblich- in einer Gesellschaft , die dazu neigt Außenseiter und Einsamkeit zu produzieren (weil sich alle dem alleinigen Dienst am Kapital verschrieben haben), ist das Internet eine schöne und gesunde Spielweise für soziale Selbstjustierung.

Daher – und vor allem daher- sind Blogs so wichtig. Aber das hängt auch vom Einzelnen ab, denn nicht jeder Mensch bloggt gleich gerne. Kinder und Menschen sind unterschiedlich. Manche spielen mehr draußen, manche sind selbstbewusst, gehen ständig „real“ zu fremden Leuten und suchen neue Kontakte, andere hingegen sind still und zurückgezogen und grübeln vor sich hin. Am PC ist die Hemmschwelle niedriger und kostengünstiger als Discos, Reisen oder aufwändige Freizeitgestaltungen ist es eh zumeist.

Es gibt beim Menschen rein objektiv kein richtig oder falsch, wenn man vor einer grundlegenden Ethik, dass man niemand absichtlich verletzen soll, mal absieht. (und auch diese Regel ist dehnfähig, wenn es z.B. darum geht, jemanden vor größerem Unheil zu bewahren; z.B. wenn der Polizist einen Attentäter tötet, der gerade eine Bombe zünden will).

Der Mensch und vor allem sein Gehirn und seine Psyche gilt nicht zu unrecht als das komplizierteste System, dass die Natur hervorgebracht hat. Wir wissen noch sehr wenig darüber und die Wissenschaft darüber steckt noch in den Kinderschuhen.

Lasst uns das Abenteuer wagen und mehr über „den Menschen“ lernen!

Einsamkeit und Sozialstruktur in Deutschland

Um die objektive Bedeutung von Einsamkeit und sozialen Strukturen in Deutschland noch besser untersuchen zu können, habe ich mir mal die Mühe gemacht und die aktuellen Zahlen über das Statistische Bundesamt rausgesucht.

Dabei fällt auf, dass die durchschnittliche Zahl der Personen in einem Haushalt bei 2,07 Personen liegt und ständig zurückgegangen ist. Dies kann man als eindeutige Tendenz zur nationalen Vereinsamung sehen. Früher beliebte Formen der Gemeinsamkeit- und der Natur des Menschen entsprechend- nämlich die Großfamilie über fünf Mitglieder sind so selten geworden, wie die Perle in einer Muschel am Strand (nämlich nur 3,7% aller Haushalte).

Dazu passt auch die Trennung der Generationen, die auf der Seite näher beschrieben ist (24% der Haushalte mit Senioren jenseits der 65, aber nur 6% zusammen mit jüngeren Menschen; in knapp einem Drittel jedes Haushalts lebt ein älterer Mensch)

Wenn man jetzt noch die Zahlen der Berufstätigkeit dazu nimmt, stellt man fest, dass nur 41,7% der Menschen in DE einer festen Arbeit nachgehen.
Und mehr oder weniger alle anderen keine festen Strukturen des Alltagslebens mit Frühem Aufstehen, Sozialkontakte, Geld durch Arbeit, Rückmeldung, usw. erhalten. (abgesehen von den Hausfrauen, die mit Hilfe von Kindern ein einigermaßen geregeltes Bildungsleben führen / oder Studenten, Leute in Ausbildung)

Die Zahl der Arbeitslosen liegt bei 5,7%, so ist das in den Medien oft verbreitete Bild vom „globalen Schmarotzertum“ ein Zerrbild, denn immerhin je ein Viertel aller Menschen lebt entweder von Rente und ein knappes Drittel erhält Unterstützung durch Angehörige (das sind wahrscheinlich die Hausfrauen!).

Nimmt man alle Zahlen zusammen, wird klar, warum Einsamkeit, aber auch mangelnde Fähigkeiten zur Sozialbildung so selten geworden sind. so verbreitet sind. (Danke @ Jörg! Hier war der Fehler augenscheinlich die doppelte Verneinung…dazu brauch ich die Leser 😉 )

Die Gesellschaft- und Arbeitsstruktur gibt’s vor und auf die Psyche schlägt´s.

Angesichts dieser Zahlen wird aber auch klar, dass Blogartikel, wie man aus der Einsamkeit und der Trägheit kommen kann und sich durch Selbst-Motivation in die soziale Gemeinschaft zurückzwingt, durchaus einen Sinn machen.

Aber selbst wenn eine Arbeit vorhanden ist, ist nicht immer garantiert, dass dort nur Liebe, Freude und Eierkuchen vorherrschen- denn auf der anderen Seite gibt es erschreckende Zahlen über die Unzufriedenheit der Arbeitnehmer und die mangelnde Identifizierung mit dem eigenen Job.

Mir scheint, viele psychologische „Probleme“ scheinen einfach ein Reflex auf die ungesunden sozialen Umstände zu sein, die die moderne Gesellschaft uns aufzwingt und „irgendwie“ geschaffen hat. Nicht der Mensch ist verkehrt und krank, sondern die Zustände machen erst krank.

Aber sagt das jetzt mal Politikern und fordert Änderungen.

Wo sollte man also ansetzen?

LINKS

  1. Einsamkeit macht krank
  2. Zunahme von Single-Haushalten und Vereinsamung und Mittel, die helfen

Ursachenforschung

(Serie Pro-Mann I)

Wo hab ich das jetzt wieder gelesen? „In unserer Gesellschaft wird Aggression sublimiert, anstatt sie auszuleben“. (hier )

Ich will noch das ergänzen: Wenn Kindergärten, Grund- und weiterführende Schulen von weiblichem Personal dominiert werden und weibliche Arten der Konfliktlösung dominieren (darüber reden, ausdiskutieren, usw.), muss man sich nicht wundern, dass immer mehr Jungen (männliche Jugendliche) zu den Verlierern eines ganzen System gehören. Auffällig ist nämlich, dass immer Jungs die Amokläufer sind, nie Mädchen. Männern fehlt zunehmend eine Lobby und hiermit beginne ich offiziell meine „Väter-Serie/ Pro-Mann“ für das Blog…

Um die Ursachen zu klären, werde ich absichtlich etwas mehr aus der männlichen Perspektive denken und die nächste Zeit den Blog-Feminismus etwas zurückdrängen (aber nur solange die Serie andauert! Danach geht´s wieder andersrum! 😉 Aber wenn man überlegt, ist guter Feminismus, nämlich in Form selbstbewusster Frauen, auch eine Lösung für den selbstbewussten Mann. Denkt mal drüber nach! )

Wann kapiert die Öffentlichkeit endlich, dass etwas anderes ist, eine männliche Identität aufzubauen, die klare Hierarchien, Strukturen und Regeln braucht? Dass Jungs auf Grund ihres (mathematisch/ logischen) Gehirns meistens mehr Probleme haben, Texte zu verstehen und Sprache anzuwenden? Dass sie eben nicht „über Probleme reden“, sondern gerne mal was in sich reinfressen und am PC abdaddeln? Dass sich im ungünstigsten Wahl diese reine Gedankenwelt aufbauschen und hochstacheln kann und bei mangelndem Verständnis für das Kind die Probleme „plötzlich“ explodieren?

Wieso herrscht auf so breiter Front Blindheit und Abneigung gegen jegliche Form von männlichem Verhalten und Gewohnheiten? Ist es nur Unwissen? Oder auch gezieltes Suchen von Tätern, Opfern und Schuldigen?

Und das sind nicht nur die zurückgebliebenen jungen Männer aus den neuen Bundesländern (denen regelrecht die Frauen weglaufen), sondern- oh Schreck – auch die unter uns in den alten Bundesländern.

So ein Amoklauf löst reflexartig Fragen nach der „Schuld“ und Fragen nach den möglichen Lösungen. Es wäre so einfach und bequem, jetzt einfach Computerspiele zu verbieten (das hat man sowieso schon über Gebühr gemacht mit dem Effekt, dass es nichts bringt, Deutschland gilt als das Land mit dem schärfsten Jugendschutz bei Spielen). Also wenn man keine Ahnung hat, sollte man am liebsten schweigen oder wenigstens versuchen, die Gesamtheit zu überblicken und nicht nur einfache, bequeme Puzzlestücke aus dem Ganzen rauszugreifen.

Die zunehmenden Spannungen und Amokläufe, die von den Schulen aus aller Welt berichtet werden, zeigen, dass wir viele verschiedene Ansätze brauchen, um die Gesamtheit zu verstehen.

Mögliche Probleme und Ursachen sind -meiner Meinung- hier zu suchen:

  • in allen Medien, speziell aber im Fernsehen wird Gewalt als einziges Mittel der Lösung gezeigt
  • somit sind hauptsächlich die Medienproduzenten das Problem- aber auch die Käufer, weil sich Gewalt eben noch am besten verkauft
  • Wenn große Staaten wie die USA Gewalt und Krieg einsetzen, um sich durchzusetzen, wie soll man Einzelnen klar machen, dass Gewalt nicht gut sei?
  • jeder Held , ob in Kino oder Spiel darf und soll Gewalt anwenden, um „cool“ zu sein und am Ende zu gewinnen
  • nach dieser Art und Weise der psychologischen Medienauseinandersetzung fragt aber keiner; stattdessen wird ein ganzer Industriezweig tabuisiert und das Leid mit Hilfe einer „unnötigen und blinden Strenge“ nur verschlimmert
  • die Bildung wird weiblich dominiert, Männer gehören meist zu den Verlieren der „klassischen Bildung“ mit Lesen und Sprache
  • Alternativen, männliche Vorbilder und gesunde Arten der Aggressionausübung (Sport, gesunde Arten des Spiels) stehen in der Öffentlichkeit oder in den Bildungseinrichtungen meistens nicht zur Verfügung
  • die zunehmende Zahl der alleinerziehenden Frauen und das Fehlen der Vaterfigur lässt Jungs unsicher und/oder gewaltbereit werden=> ein Junge ohne Vater fühlt sich schon bald als Chef und will alle dominieren, auch wenn er jung ist; das ist die Natur der Hormonsteuerung, könnt ihr gerne mal googeln
  • die Kontrolle über Waffen und Munition darf nicht vernachlässigt werden; wenn aber im Privathaushalt versagt wird:wer hat dann die Schuld?
  • Gewalt als solches ist zu sehr ein Tabuthema, anstatt es wahrzunehmen und zu akzeptieren, dass jedes Wesen voller Aggression ist und diese auch braucht, um „zu überleben“;
  • stattdessen unterdrücken wir mit aller Kraft Gewalt und Aggressionstendenzen und verdrängen es ins Unbewusste
  • unterdrückte u. aufgestaute Aggressionen haben die blöde Neigung plötzlich und unkontrolliert zu explodieren (Freud und ähnliche…)
  • die Bildungssysteme sind schlecht und es wird am Menschen gespart (Lehrermangel, zusätzliche Sozialpädagogen, usw.)
  • der wirtschaftliche Druck auf die Bildungssysteme ist stark (zu stark!) geworden; Scoring-Systeme, finanzieller/ Lern-Erfolg ist oft der einzige Faktor, der zählt
  • Mobbing und Ausgrenzung ist eine Folge des zunehmenden Leistungsdrucks und der mangelnden Mitmenschlichkeit
  • die Menschen/ die Politiker lernen aus Amokläufen nichts und machen immer so weiter (Trägheit in ihrer Gesamtheit)

Wenn nicht wenigstens eine Ursache von den obigen geändert wird, wird es in DE weiterhin Amokläufe geben. So traurig dieses Fazit ist, so sehr glaube ich daran. Belehrt mich bitte eines Besseren!

Weiterführende Links

Geschlechterfragen

sind wichtige Fragen

In der letzten Zeit schreibe ich immer öfters über die Un-Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Das Thema „Gleichberechtigung“ hat bei mir inzwischen den größten Platz in der Tag-Wolke eingenommen.

Ich möchte im Folgenden erklären wieso, und wie es dazu gekommen ist.

Ich analysiere schon seit Jahren die Gesellschaft und überlege mir, wann und wo sie gerecht ist und wann nicht. Am Anfang war ich ganz allgemein gegen Ungerechtigkeit, aber mit der Zeit haben sich bei der Betrachtung bestimmte Regeln und Abstraktionen herausgestellt, die so langsam zu einem „Motiv“ werden.

Das Interessante dabei ist, dass sich dieses Motiv rückwirkend und wie von selbst erstellt. Ich untersuche Dinge, überlege, warum es genau so passiert ist und was die Ursache ist.

Nehmen wir gesellschaftliche Schieflagen, mangelndes Mitgefühl, zwischenmenschliche Probleme und Gefühlskälte mal zusammen, werfen sie alle in einen großen Topf und erstellen eine möglichst einfache und überschaubare Regel. Bei mir steht da im Moment (nur für Deutschland) folgende, interessante Theorie:

  • es gibt eine Ungleichbehandlung von Mann und Frau
  • Frauen arbeiten durchschnittlich in schlechter bezahlten Positionen
  • Männer haben eine andere Art zu arbeiten, als Frauen
  • Frauen in höheren Führungsebenen verändern maßgeblich das Klima und erwirtschaften im Schnitt sogar bessere Ergebnisse für das Unternehmen als bei einseitiger, männlicher Verteilung
  • Die Art und Weise in welcher Art und Weise Führungsgremien besetzt sind, bestimmen den gesellschaftlichen Ablauf großer Entscheidungen (Richter, Manager, Banker, Politiker, usw.)
  • Wenn Schlüsselpositionen einseitig männlich dominiert sind, führt das auch zu einer gesellschaftlichen Schieflage

Kann man schlussendlich behaupten, mangelnde Wärme in der Gesellschaft sei ein Resultat einseitiger, männlicher Dominanz in Macht-Positionen?

Oder umgekehrt: Wenn das weibliche Geschlecht auf breiter Ebene mehr Macht erhalten würde, dass es unserer Gesellschaft auch menschlich besser gehen würde?

Dass sich Werte wie Mitgefühl, Toleranz, Vergebung, Wärme und ähnliche deshalb nicht durchsetzen können, weil das weibliche Eigenschaften sind und genau jene sich nicht durchsetzen können?

Worauf schimpfen wir denn immer, wenn es um Diskussionen in Blogs geht?

Mir fällt da sowas ein wie

  • Machtstreben
  • Geldgier
  • Ellenbogengesellschaft
  • Energieverschwendung
  • Abwertung von Kindern
  • Konkurrenzkampf
  • Recht des Stärkeren

Wenn man genau überlegt, sind das genau die Dinge, die man als „männliche Eigenschaften“ betrachten kann. Aber wichtig: Nicht Eigenschaften, die von Männern kommen, sondern im Sinne einer ganzheitlichen Weltanschauung: „Yang– Elemente“. Es gibt durchaus auch Frauen, die sich wie Männer verhalten und es ist sogar unmöglich als Frau Karriere zu machen, ohne dieses Durchsetzungs-Potential zu haben.

Wenn Frauen so eine Karriereleiter mal aufgestiegen sind, könnte ich mir vorstellen, dass sie ihre eigenen weiblichen Attribute abgelegt haben und sich angewöhnt haben, in einer patriachalischen Struktur zu überleben.

Ich merke das an mir selbst, wie ich mir das mit der Zeit abgewöhnt habe. Nicht, dass ich Karriere machen will, es geht auch auf feiner, mitmenschlicher Ebene- einfach „um zu überleben“ und um beachtet oder respektiert zu werden.

Aber woher kommt dann das Ausgangs-Patriarchat?

Eine andere These wäre diese: Männer dominieren im Berufsleben, Frauen dominieren das Familienleben. Wie in einem mathematischen Graphen gibt es ganz links eine Häufung von männlichen Eigenschaften und ganz rechts die Häufung von weiblichen Eigenschaften.

Es ist nur natürlich! Beruf bedeutet Härte, Durchsetzung und Kampf, Familie bedeutet Wärme, Liebe und Mitgefühl.

Beide Welten miteinander zu vereinen ist nicht sehr einfach. Man kann nur hoffen, dass der Trend zur Vermischung beider Welten anhält (z.B. durch Vätermonate und mehr Frauen im Beruf). Denn diese Risse zwischen den Welten, die sind für niemanden gut. Nur mit ausreichender Geschlechts-Homogenität sind gesellschaftliche Krisen zu bewältigen.

Grabenkämpfe zwischen Mann und Frau bedeuten Stillstand und sind für niemanden von Vorteil.

Mitmenschen, Vorlieben, Schwächen

Alterung, Neuland und Sinnsuche

Ich habe ja versprochen, wieder persönlicher zu schreiben. Nun, es ist kurz vor elf Uhr abends, eigentlich sollte ich schon im Bett sein, weil ich morgen früh raus will. Aber dennoch bin ich ruhelos und habe die Idee für einen neuen Beitrag.

Ich möchte mir ganz einfach mal die interessante Frage stellen, was für Leute ich mag und welche nicht? In der letzten Zeit fällt mir immer wieder auf, dass ich mich innerlich von anderen Menschen distanziere, dass ich zwar „da“ bin, aber nicht anwesend, dass ich zwar „zuhöre“, aber nicht mitfühle und dass mein Handy selten klingelt.

Ist es okay, dass ich viel Zeit mit mir selbst und meiner Kunst verbringe oder bin ich zu egoistisch? Warum habe ich keinen Drive und selten wirklichen inneren Antrieb, auf andere zuzugehen? Warum verpuffen meine Ziele so schnell und teile ich meine Energie und Zeit richtig ein?

Liegt es an den Umständen oder aber an meinem Charakter oder gar an beiden? Die Umstände sind ja meist eine Folge des eigenen Charakters. (bis auf ein paar wenige, wirklich seltene Schicksalschläge mal abgesehen)

Eigentlich müsste ich jetzt sagen: Ich mag jeden Mensch, ich bin jedem Mensch gegenüber tolerant eingestellt, zumindest versuche ich das. Was mich aber wundert, dass sich bei den wenigsten Menschen eine enge Bindung einstellt und dass ich an den meisten Menschen irgendwie „vorbeilebe“. Ich will nicht sagen, dass ich nicht will, aber es ergibt sich nicht.

Früher bin ich sehr schnell und offen auf andere zugegegangen. Ich habe mir das mit der Zeit abgewöhnt. Erkenne ich jetzt, dass jemand Probleme hat oder ein schwieriger Mensch ist, gehe ich viel eher auf Distanz. Ich teile weniger Energie von mir selbst ab, ich verteile weniger. Liegt das am Alter? Oder doch am Geschlecht?

Ich ruhe mehr in mir selbst und bin vielleicht ein Stückchen selbstbewusster als früher. Aber ich habe immer(!) die Angst, dass ich vielleicht zu egoistisch und kalt geworden bin. Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst und meine Ethik, aber es gelingt mir selten, soweit zwischenmenschliche Erfolge aufzubauen, dass ich damit zufrieden bin. Und das quält mich sehr!

Was mag ich also an Menschen und was mag ich nicht? Vielleicht sind die wenigsten Menschen, so wie ich möchte? Und da ich dieses Ideal kaum finde, habe ich das Interesse verloren?

Mein treuer Blog-Kommentator erster Stunde, Stephan, ist ein begnadeter Fotograf und fotografiert seine Stadt Wuppertal. In diesen Bildern sehe ich Gesellschaftskritik in visueller Weise. So wie er die Welt unter die Lupe nimmt und genau hinschaut, mit Hilfe der künstlerischen Mittel das Schöne, aber vor allem das Hässliche und Monotone hervorhebt, so erscheint mir mein Geist in Bezug auf andere Menschen.

Ich sehe gerne das Schlechte. Das Langweilige, Monotone, das was mich abschreckt und nervt und dann doch irgendwie fasziniert. Ich bin auf der Suche nach dem Prickeln, nach dem Besonderen und klebe daran, wenn ich es finde.

Gehe ich in einen Supermarkt interessieren mich 99% der Menschen erstmal nicht oder ich empfinde Abneigung. Bei niemanden habe ich das Interesse, ihn anzusprechen, bei allen sehe ich die ständig gleichen Sprechblasen und Floskeln, überall erahne ich, was kommen wird, ich will mich nicht einlassen.

Bin ich jetzt überheblich? Oder bin ich treffend? Bin ich eine gute Psychologin? Oder einfach nur ein Ignorant?

Bei vielen Menschen sehe ich das Leid, ihre Probleme. Bei vielen ahne ich schon was mich erwarten wird, dass es nicht einfach wird. Also setze ich meinen Filter auf- und kümmere mich um die Einkäufe. Dann komme ich zu Hause an und denke „Scheiße, genauso wieder ein langweiliger Tag wie alle anderen“.

Irgendwie will ich das ändern, es ist ein Teil meiner derzeitigen Probleme. Und es ist auch durchaus etwas, dass ich ändern will, wo mir nur die Landkarte, der Anstoß und die Idee fehlen.

Klar, man kann nicht ewig die Frische der Jugend bewahren, man kann nicht ewig saufend und johlend bis Mitternacht auf Partys abhängen- aber ich habe auch keine Lust auf ein spießiges Leben und immer gleiche Abläufe. Mir scheint, diese gesellschaftliche Erstarrung, die gefrorenen Gefühle sind wie ein riesiger Strudel, unter denen alle leiden. Sie sind Ausdruck von Problemen, von Konflikten, von Schulden, von Trennungen und allgemeinen Schwierigkeiten. Das Bedürfnis nach Sicherheit erstickt den Fortschritt. Die Angst und Eifersucht ersticken die Liebe.

Die guten Dinge im Leben sind vielleicht zu schwach. Der erhellende Geist der Ethik und des Mitgefühls kann nicht von vielen aufrecht erhalten werden, Witze verpuffen und Fasching ist auch nur einmal im Jahr.

Im Grunde fehlt vielen Menschen das Glück, die Freude. Das Gefühl, etwas wichtiges und sinnvolles zu machen, ganz gleich ob man nun arbeitslos ist oder nicht. Auch arbeitende Menschen kennen dieses Gefühl der Langeweile, wie ich heute bei Claudia las.

Diese Mühle, das sich ständig wiederholende und das Leere, das kann eine größere Belastung sein als alles andere. Wenn Menschen in so einem Strudel stecken, dann ist es wie ein Käfig, eine Begrenzung und Enge aus der es kein Entrinnen gibt. Manchmal ist es der Auftakt oder das Zeichen für eine Depression.

Und ich sehe, dass diese Gefahr ständig im Raum steht.

Was also tun? Menschen einteilen, in „welche, die ich mag“ und „welche, die ich nicht mag“, wollte ich eigentlich.

Eine treffende Charakterisierung über den aktuellen Lieblings-Feind zu schreiben, kann einem selbst helfen. Über die Ideale und Menschen zu schreiben, die man liebt und mag, kann erfrischend sein. Ein bisschen hat mich auch Hartmuts Artikel inspiriert, weil er so interessant seine Mitmenschen, vor allem den schönen Tom beschrieben hat.

Also versuche ich es mal!

Ich mag

  • Ehrlichkeit
  • Offenheit
  • Toleranz
  • Leute, die sich mit Religion und Glauben beschäftigen
  • Leute, die Nächstenliebe wichtig finden
  • Leute, die intelligent sind und gutes Allgemeinwissen haben
  • Freundschaften, die jahrelang halten und von Respekt und Vertrauen geprägt sind
  • guten, feinen Humor
  • Respekt vor dem anderen
  • gutes Zuhören
  • Emphatie
  • wenn jemand ohne Geld leben kann
  • alternative, erfrischende Denkweisen
  • Lächeln/ Lachen

Ich mag nicht

  • Wenn sich selbst jemand zu wichtig nimmt
    Angeberei
  • wenn jemand nicht treu sein kann
  • wenn jemand klammert und mich einengen will
  • Männer, die Frauen schlecht oder abschätzig behandeln
  • Diskriminierung in jeglicher Weise
  • Männer, die sich selbst zu wichtig nehmen
  • Frauen, die nicht zuhören können
  • Falschheit, Lügen
  • Leute, die nicht über Konflikte reden wollen
  • einseitiges Betonen der Arbeit
  • Leute, die immer das letzte Wort haben wollen
  • Besserwisserei
  • Wenn jemand Menschen, die in einer vermeintlich schwächeren Schicht sind, herablässig behandelt
  • Einseitige Betonung von Konkurrenzkampf und Geld

Jetzt wird auch klar, wo mein Problem liegt: In der zweiten Sparte, den „nicht mögen“ liegen mehr Punkte und es ist leicht für andere, da rein zu rutschen. Die Ziele aus der ersten Sparte sind schwierig und selten vorhanden.

Ich versteife mich vielleicht zu sehr auf die Religion? Ich habe soviel über die Ideale nachgedacht, dass ich nun niemanden mehr finde, der sie erfüllt? Ich kann noch nichtmal mehr in den Spiegel blicken, weil ich mir selbst nicht genüge?

Wäre es das Beste, so eine Liste, aber vor allem die inneren Wünsche und Anordnungen zu zerknüllen, in einen Papierkorb zu werfen und von vorne anzufangen? Sich dem Druck der Gesellschaft anzupassen und sich Ziele auszusuchen, die leichter zu erreichen sind? Geld verdienen? Um die Welt reisen? Sich Hobbys zulegen? Arbeiten?

Frei sein wie ein Kind wäre mir lieber! Ein Kind, das noch keine Enttäuschungen erlitten hat, das frei und glücklich, spontan und locker in der Welt umherreist. Stets offen für neues und nicht urteilend im Denken.

Sind die Prägungen im Gehirn, die ein Mensch im Laufe des Jahre „erleidet“ der Grund, warum er starr und bequem wird? Warum die meisten anderen Menschen aus seinem Einfluss bleiben, weil niemand mehr die Ansprüche erfüllen kann? Weil der einfache Ablauf einfach ist und das Nachdenken, langwierig, kompliziert und für viele schlicht und ergreifend: Unmöglich?

Ich wollte schon immer mal einen Artikel über Alterung und Veränderungen im Gehirn schreiben. Vielleicht war das ja der erste Auftakt dazu! Die Frage über die Alterung der Persönlichkeit und wie man den negativen Folgen vorbeugen kann.

Ich denke, um dieses „Papier zerknüllen“ kommt man nicht rum. Man muss jeden Tag neu leben. Immer wieder von vorne. Keine Beziehungen eingehen zu wollen, muss nicht unbedingt Krankheit sein. Es kann auch einfach bedeuten: Man möchte keine Krankheit in sein Leben lassen, hat einen Schutz aufgebaut, der auch seinen Sinn hat.

Die derzeitige Erlebnis-Masse und Flut an Informationen ist ausreichend. Das derzeitige Leben ist schnell genug. Es wird genug Energie verbraucht (…), es ist alles okay!

Lass Dein Leben wie es ist!

Akzeptiere dich selbst, so wie du bist!

Höre auf zu suchen, leb einfach im Jetzt!

Konformität und Verschiedenheit

Eben lief die Wiederholung einer Sendung im Fernsehen, die so traurig und bewegend war, dass ich sie noch mal anschauen musste und nicht weitergeschaltet habe. Es ging dabei um einen an Amnesie erkrankten Patienten, der durch seine Krankheit seine Arbeit, Familie und Kinder verloren hat und der zudem auch keine Freunde und Gleichgesinnte mehr findet. Wenn er keine Eltern hätte, die sich rührend um ihn kümmern, hätte er niemanden mehr und wäre völlig alleine.
Den Fall finde ich deswegen so besonders und auf der anderen Seite unverständlich, weil der Mensch sehr, sehr nett rüberkommt, ein freundliches Lächeln hat, sehr aufgeschlossen, intelligent und humorvoll wirkt. Das einzige Problem, was er hat: er kann sich halt nichts merken!

Durch einen Unfall lag er im Koma, dabei wurde sein Gehirn mit Sauerstoff unterversorgt, das Ergebnis ist eine partielle Amnesie. Die Reportage zeigte nun, wie sich dieser Mensch mehr schlecht als recht durch den Alltag bewegt, wie er professionelle Hilfe von einem Arzt bekommt (Gedächtnistrainer) und wie er persönlich damit umgeht, und was er darüber denkt.
Wie gesagt, er ist eigentlich “normal”, er hat nur eine kleine Besonderheit, die macht ihn sogar recht liebenswert- es mag eine große Belastung für ihn sein, aber er geht auf eine interessante Art und Weise damit um. Er lächelt über sich selbst, kann sich aber auch nicht verstehen, er hat einfach ein gutes Stück weit die Orientierung verloren, so wie ein Kind, dass immer nur gerade spielt, aber an keine Verpflichtungen denkt, keine Termine, kein Gestern und kein Morgen fürchtet.

Aber doch- war seine Krankheit für andere soweit abstoßend, dass man ihn deswegen verlassen hat. Dieser Punkt ist das eigentliche Krankhafte an der ganzen Geschichte und wie immer- kann der Patient eigentlich das Wenigste dafür.

Warum verlassen Menschen also andere Menschen, wenn diese den Anschein erwecken, psychisch nicht ganz gesund zu sein? Im Zusammenhang mit Schizophrenie und ähnlichen Erkrankungen habe ich schon vergleichbares gehört, bzw. gelesen.

Ist es die allgemeine Unfähigkeit in unserer Gesellschaft, Krankheit zu akzeptieren? Machen wir das Normale, das klinisch reine, ja sterile soweit zu unserem Maßstab, dass wir vergessen, wie verrückt und chaotisch das Leben sein kann und dass es am wenigsten einen normalen, sauber abgesteckten Pfad laufen mag?

Wer ist also der zu nennen, der jemand verlässt und im Stich lässt, nur weil der andere etwas anders ist und eine Sache hat, die ich nicht kenne?

Ist die Angst das entscheidende Kriterium?
Das mangelnde psychologische Feingefühl?
Die Kurzlebigkeit der Welt?
Der ständige Druck, erfolgreich sein zu müssen?
Die Angst, von der Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn ich einen Freund habe, der “anders” ist?

Wie auch immer, und wenn es eine Mischung aus allem ist, mir scheint diese Probleme scheint es häufig zu geben- ja, es muss sie sogar sehr häufig geben, weil die Natur die letzte ist, die Einheitlichkeit und Konformität möchte. Das wollen nur wir Menschen, weil wir meinen, dass es so schöner wäre, wenn die Rasenkanten ganz gerade geschnitten sind, das Grundstück nach einem rechten Winkel vermessen wurde, die Wände genau gerade stehen und die Menschen darin, genau den gleich, hehren, arithmetischen Idealen folgen.

Ich bin nur froh, dass die Realität so nicht ist. Dass sich nur der Mensch nennen kann, der das Leben so akzeptiert, wie es kommt. Der das krumme, unfertige lieben kann. Der das Leben schmutzig, dreckig, verworren und lustig in sein Herz lassen kann. Den finde ich bewundernswert.

Der nicht traurig wird, wenn ein bestimmter Plan nicht in Erfüllung geht. Derjenige, der sich der Besonderheit, der Krankheit und dem Schicksal mit solch einem Mut stellen will und kann, der darf wahrlich mutig und edel genannt werden.

Die anderen sind einfach nur der Grund, warum ich Fragen stelle.

Googlen hat die Welt verändert

Ich erinnere mich noch an eine schöne Zeit. Studenten-Zeit.. WG und so. Ich saß an meinem damals brand- modernen 400Mhz-PC, mit Windows 98 und musste irgendwas recherchieren. Von meinem Papa hatte ich das erste Mal das Wort „Suchmaschine“ gehört, aber viel Ahnung hatte ich nicht davon. Ich weiß nur, dass ich die Anordnung der Worte „Suchen“ und „Maschine“ schon etwas seltsam und neuartig fand. Bis dato hatte ich die URLS von externen Quellen immer so rausgesucht, oder Links angeklickt, aber „googlen“ gab es damals noch nicht.
Damals, ich weiß es noch genau, benutzte ich also „MetaGer

Das war sicherlich ein Geheimtipp aus irgendeiner Zeitung. 😉 Auch ein paar andere benutzte ich… bis zu dem einen Tag….

Ein Kommilitone kam vorbei und empfahl mir eine Seite mit dem seltsam anmutenden Namen Google. Das besondere daran war, dass bei jeder Suche das ooooo in die Länge gezogen wurde und die Geschwindigkeit für einen damaligen PC und Internet erfrischend schnell war. Noch ein paar bunte Bildchen im Banner und meine Begeisterung für Google war geweckt.(Mist, Schwäche von mir, ich lasse mich zu schnell beeindrucken!)
Allen anderen ging es auch so. Google war damals erfrischend anders, frech und überlegen. Es sprach sich in der Uni schnell rum und alle nutzten nur noch Google (zumindest die Insider, die diesen erlesenen Tipp erhalten hatten).

Dank Massendruck und Erfolgserlebnisse vergingen die Jahre so auf diese Weise und niemand störte sich daran. Google lieferte immer alles pünktlich und sehr genau auf den Tisch. Später kam das Riesen-Lexikon Wikipedia dazu und die Arbeit verlagerte sich auch meinerseits immer mehr auf die Netz-Recherchen. Das Studium endete vorzeitig, die Richtung wechselte, ich orientierte mich um. Mit den neuen Möglichkeiten der Technik war ich auch persönlich bereit, andere, neue und frische Wege zu gehen. Informatik war passé, jetzt sollten neue Zeiten anbrechen.

Hätte man früher so etwas wie „E- Learning“ noch belächelt oder als Fernstudiumsanzeige auf die letzte Zeit geklebt, so war es plötzlich dank Internet möglich, den Großteil der Informationen aus dem Netz zu ziehen und einen Großteil des eigenen Lebens rückwirkend in die virtuelle Welt zu stellen. Diese virtuelle Welt beanspruchte immer mehr meine Zeit. Das Internet hatte 1999 bereits mein Leben verändert. Ich besuchte Seiten auf der ganzen Welt und erfuhr, wie andere Menschen lebten. Ich versuchte sie nachzumachen. Ich versuchte, die ganze Weisheit die da über die Datenleitung tröpfelte und später in großen Bahnen floss, in mein eigenes Leben zu lenken und mich mit Hilfe der Bits und Bytes zu erleuchten.

Teilweise klappte es.

Ein paar Jahre später ist Google riesig geworden. All die Menschen, die damals wie ich, die Maschine nutzten um das Leben zu verbessern, haben etwas zurückgegeben, Links und Banner geklickt und die Firma zu einem Riesen gemacht. So groß, dass wir anfangen, uns vor den Schatten zu fürchten- und so, wie es damals schick war, auf Branchenriesen wie Microsoft zu schimpfen und mit der letzten, hakeligen Linux- Distribution zu hacken, ist es jetzt selbstverständlich ein „Google- Hasser“ zu sein. (und wer jetzt das Wort „Hass“ googelt, der hat mich nicht richtig verstanden…)

Verdrehte Welt! Mein damaliger Insider-Tipp wurde zu einer Krake und ich bin daran schuld! Angewidert weiche ich von der Tastatur und will meine Fehler rückgängig machen, aber oh weh, die Geister, die ich rief, sie lassen nicht mehr von mir!
Alle regen sich darüber auf, was Google an Privatsphäre speichert, preisgibt, wie machtvoll die Möglichkeiten der persönlichen Rasterung sind. Das sind alles Dinge, da hätten sich in den 80er Jahren noch die Haare aufgestellt! Aber heute?
Die Leute stellen alles ins Netz. Nicht nur ein bisschen Privatsphäre, nein die ganze Ladung und jegliche erdenklichen Details, alle Facetten, alle Emotionen- alles wird gebloggt. Müssen wir uns noch wundern, dass es kein Respekt mehr vor dem Datenschutz gibt? Wir liefern ja selbst die besten Argumente!!!

Die Zögerlichen werden überrannt und mit Gewalt zieht die virtuelle Welt in die Wohnzimmer von Millionen Seelen. Es wird nicht lange dauern (Achtung, wackelige, wissenschaftlich nicht zertifizierte Vorhersage!) und die virtuelle Welt wird uns so normal vorkommen und soviel Chancen bieten, wie die „reale Welt“.

Und wenn man genau überlegt, bietet sie das schon jetzt. Es liegt nur an uns, welches Tempo wir damit fahren wollen.

Erinnert sich noch jemand an den Herrn Löwenzahn, ein gewaltiger, schöner Teil meiner Jugend? Der sagte immer so schön am Schluss: Und jetzt, Abschalten!

Also Kinder, abschalten! 🙂

Bevor Google euch auffrisst!
……….

Idee zum Post dankend erhalten… Via Twitter, Claudia und Michael

Nachtrag: Gegründet wurde Google 1998, in dem Jahr bin ich eingestiegen…. Tja, schicksalhafte Entscheidung…