Frühlingssonne

Der Frühling ist dieses Jahr etwas früher da als sonst. Gestern wurde eine Wetterkarte gezeigt, in der man die Temperaturen an diesem Tag mit denen aus 2013 verglich. Da stand dann überall 0, -1, 2, -2, usw. wohingegen heute überall schon 8, 10, oder sogar 12 Grad plus am Tag steht. Auf einer 16-Tages Vorhersage im Internet stand für Ende März sogar schon 20 Grad, das wäre fast ein Sommertag.

Auch jetzt scheint wieder die Sonne. Allerdings sind die Pflanzen noch nicht so weit. Sie haben anscheinend einen Timer eingebaut. Nur, wenn das Wetter über eine bestimmte Zeit lang warm ist, trauen sie ihre Säfte zu mobilisieren und die Blüten aus den Zweigen zu schieben. Im Zeitraffer sieht das immer toll aus. Aber wer weiß, wo noch andere Sensoren stecken? Vielleicht messen sie auch die Bodentemperatur.. oder sogar die Luftfeuchtigkeit, vielleicht den Luftdruck? Auf jeden Fall weiß die Pflanze, wann es soweit ist. Am wahrscheinlichsten liegt es am Licht. Auch das Gras welkt noch vor sich her (wahrscheinlich fehlt der Regen), sehr rege sind hingegen schon die Krokusse und die Schneeglöckchen (meistens die ersten) schon wieder fast verwelkt.

Die Luft kommt mir etwas trocken und staubig vor und bei den ersten Spaziergängen in der Frühjahrssonne hatte ich den Eindruck, dass sogar die Allergien schon losgehen. Hasel und Erlen-Pollen sollen ja schon unterwegs sein.

Der eigene Körper wird dieses Jahr etwas mehr angetrieben, passend zur Fasten-Jahreszeit der Energieeinsatz reduziert (das ist allerdings schwierig, bei dem Überfluss an Nahrung in Supermärkten und allen anderen Ecken und Enden) und versucht, wieder mehr Sport zu machen und die Kondition zu verbessern. Eines Tages sind wir im Wald spazieren gewesen, da haben ein Junge und sein älterer Bruder Fußball gespielt, aber sie sind nebenbei noch den Berg hochgelaufen.. wir hatten versucht sie zu überholen, was gar nicht so einfach war, weil sie auch schnell waren. Am Ende hab ich den Sauerstoff tief in die Bronchien gesogen, sie fingen an zu brennen und die Lunge (und ich) war(en) erstaunt, dass da am Ende auch noch Lungenbläschen sind, die man einsetzen kann! Das Herz schlug wie verrückt und kam endlich mal aus dem „Energiesparmodus“ raus. Die Laune wurde immer besser, am Ende des Tages hatte ich ein Dauergrinsen im Gesicht… 😉 Sonne und Sport sind die besten Mittel gegen geistige Trägheit, aber auch gegen Depressionen oder Stimmungstiefs.
Warum nur ist es dann so schwer, sich überhaupt aufzuraffen, wenn der Körper uns mit solch tollen Endorphinen für die Anstrengung belohnt? Der Körper ist wie eine träge Masse und will erstmal im gewohnten Zustand verharren. Das kennt er, das kostet keine Energie. Vor allem auch keine mentale Energie! Von der Evolution sind wir anscheinend so ausgestattet, dass wir Energieverbrauch vermeiden müssen. Nahrungsmittel, aber auch Wasser und Salz (für den Elektrolythaushalt) waren ja nicht immer im Überfluss vorhanden, so erkläre ich mir das. Also ist es prinzipiell immer leichter, Energiespeicher in Form von Fett aufzubauen, als sie über Muskelarbeit abzubauen. Es muss zwangsläufig nur in die eine Richtung gehen, so wie bei der Zahnpasta ist der Weg raus viel leichter. Beim Menschen ist der Weg rein viel leichter… Außerdem gibt es Unterschiede im Grundumsatz, was sich wiederum bei den Unterschieden im Alter oder im Geschlecht zeigt: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=28994

Wahrscheinlich hat sich im Laufe der Jahrhunderte daher ein Mensch herausgebildet, der belohnt wurde, wenn er keine Energie verbrauchte. Wir sind ja sehr ausdauernde Läufer und Jogger, bedingt durch die Jagd in der Steinzeit hat sich hier eine besonders hohe Ausdauer beim Menschen entwickelt, ein federndes System (schaut man sich z.B. den Aufbau der Beine und der Füße an), dass eine hohe Energierückgewinnung ermöglicht und den Menschen vor allen anderen „Tieren“ die höhere Ausdauer vor seinen Beutetieren verleiht. (.. mehr dazu)

Nur, warum sitzen wir dann lieber vorm Computer und belustigen uns an zusammengesetzten Zeichen, die wir dazu mit dem linken oder rechten Zeigefinger noch hin und herbewegen (scrollen) können? Weil das Gehirn sich in den Vordergrund drängt. Uns mit Dopamin und anderen Botenstoffen für neue Erfahrungen belohnt. Anstatt, dass wir rausgehen und uns mit den Nachbarn unterhalten und auf dem Dorfplatz gucken, „was es Neues“ gibt, haben wir die Neuigkeiten direkt hier drinnen, auf unserem Bildschirm. Wie ein Fenster zur Welt, sehr bequem, sehr sicher, alles schön aufbereitet und immer nur ein paar Millisekunden von der letzten Neuigkeit entfernt. Und was macht der Mensch, der von der Evolution zum Energiesparen angeleitet bzw. programmiert wurde? Er nimmt diese Neuigkeiten wie ein Schwamm auf, bildet immer weitere Gehirnzellen, und Verbindungen („er wird reifer, bzw. weiser“) und lehnt sich entspannt zurück, vergisst ganz, dass er noch in einem Gerüst aus Haut und Knochen lebt und dieses Gerüst auch hin und wieder gepflegt und trainiert werden muss. Wer das auf längere Zeit nicht macht, riskiert die sog. Zivilisationskrankheiten, Übergewicht, Diabetes, Herzschwäche, Rückenprobleme… Verrückt, obwohl der Körper uns vorgibt, dass es gut sei, möglichst viele Nährstoffe aufzunehmen und uns möglichst nicht zu bewegen, wissen wir mittlerweile mit dem Kopf, dass das Ungleichgewicht auch nicht gut für uns ist. Wir haben also einen Konflikt zwischen dem unbewussten Gefühl und dem reinen theoretischen Wissen, das in die Praxis umgesetzt werden muss.

Unsere Gesellschaft bietet einen schwierigen Ansatz zur Lösung, denn sie ist kopflastig! Sie belohnt die hohe Schulbildung, aber auch das theoretische Wissen an sich! Wer am meisten weiß, verdient am meisten und hat den meisten Respekt. Handwerker haben einen eher schlechten Ruf, körperliche Arbeit gilt als schmutzig und nicht so wertvoll. Körperlichkeit ist eher sekundär (es sei denn, sie wird zur Schönheit umgedeutet) und ganz am Ende der Skala der beliebten Werte stehen die Gefühle („die Gefühlsduselei“) oder ein eher unbewusstes, intuitives Aufnehmen von Reizen und Sachverhalten. Dabei sind die Intuition und die Erfahrung das, was uns im Leben am besten hilft, auch wenn wir den Computer und das Smartphone mal nicht zur Hand haben.

Es gehört irgendwie alles zum Großen und Ganzen, muss berücksichtigt und in unseren Alltag integriert werden, wenn wir gesund bleiben wollen.

Kassenpatient

Eigentlich sollte es nur eine Routineuntersuchung werden. Mal die Augen checken, kann nicht schaden. Hab ich im Grunde auch noch nie gemacht. Noch nie hat sich ein Arzt wirklich mit meinen Augen beschäftigt. Zumindest solange ich denken und bloggen kann. Die waren immer okay. In der letzten Zeit zwicken und zwacken sie ein bisschen (Trockenheit), aber nichts ernsthaftes, möchte man meinen.

Sehtests wurden immer brav beim Optiker gemacht und danach ein Haufen Geld für eine nagelneue Brille ausgegeben. Bis mich mal jemande angestupst hat und gemeint hat, „das wäre totaler Quatsch, weil im Internet sind die doch inzwischen viel billiger!“. Und am Rahmen liegt´s mittlerweile auch nicht mehr, das olle Kassengestell hat also ausgedient. Nein, es sind die Gläser mit ihren speziellen Schleifungen und Schichtungen, die das ganze so teuer machen.

Eine kurze Recherche im Netz ergab: Sehtests gibt es nicht umsonst, je nach Optiker sollen bis zu dreißig (!) Euro fällig werden, wenn keine Brille gekauft wird. Das ist mittlerweile so wie die Gebühr in Reisebüros, wenn man sich nur mit bunten Prospekten eindecken möchte, aber dann doch zu Hause bleibt…

Gesagt, getan, ein Termin war schnell gefunden. Und eine Woche später sitze ich im Auto und brause in die City, um schnell noch einen Parkplatz zu erwischen. Herje, das Duschen und die Haare haben mal wieder viel zu lange gedauert, jetzt bin ich auch noch zu spät! Halb joggend, halb eilend, halb rennend komme ich im Treppenhaus des Ärzte-Centers an. Mietshaus-Mief rollt mir entgegen. Ein alter Fahrstuhl, der brav offen steht, aber anscheinend nicht benutzt wird. Wo geht’s hier zum Augenzentrum? Tausend Schilder, aber nicht das besagte. Schließlich entscheide ich mich für „Augenarzt“ und lande im dritten Stock, gesundheitsfördernd, selbstverständlich per Treppe.

Vor der Tür die Ernüchterung, man kommt nur per Klingel hinein. An der Theke wundere ich mich schon, so stehen vier Patienten vor mir und die zwei Damen am Empfang haben eifrig zu tun und jonglieren mit Patienten-Fragebogen, Kugelschreiber, Computer-Tastatur, Brillen-Schnell-Sehtests, Telefonanrufen und Patientenaufrufen hin und her. Frauen sind doch multi-tasking-fähig! Wer was anders behauptet, hat das noch nicht erlebt..

Ich setze mich also brav hin, auf den letzten Sitzplatz, der von 15 Stühlen noch übrig ist und ärgere mich über die stickige Luft. „Naja, kann ja nicht so lang dauern“ denke ich mir, während ich das Dekor aus den 70er Jahren und die gewagten Farbkombinationen aus Braun und Weiß bewundere..

Nach einer halben Stunde Wartezeit werde ich endlich aufgerufen „Juchu“ rufe ich schon , während sich alle zu mir umdrehen und das anscheinend gehört haben. Upps… Aber die Freude war zu früh ausgesprochen, denn ich ward nur geheißen, den zweiseitigen Fragebogen auszufüllen und abzugeben. Auch so ein Unding. Verbirgt sich hinter den Fragen doch ein Großteil der „Diagnose“, die man früher im Angesicht zu Angesicht gemacht hat. Was machen Leute, die nicht so gut lesen und schreiben können oder die die Fragen mangels medizinischen Kenntnissen gar falsch ausfüllen?

Während ich darüber noch nachdenke (Zeit gibt es reichlich) blättere ich gelangweilt in ausliegenden Broschüren. Zum konzentrierten Lesen reicht es nicht, dafür unterhalten sich zuviele Leute und ist die Luft zu schlecht. Andere Patienten entscheiden sich zum Spielen am Smartphone, wozu ich noch weniger Nerven habe.

Patient für Patient wird aufgerufen, während immer neue Leute eintreffen. Ein etwas kräftiger Mann mit Wanderrucksack und schweißnassen Gesicht (anscheinend ist er gelaufen) kommt zu uns ins Wartezimmer. Nach einiger Zeit entwickelt sich ein nettes Gespräch (ich bin zutraulich und hab nach 90 Minuten Warterei, und das ohne morgendliches Frühstück so langsam Langeweile)… mein neuer Sitznachbar gibt mir den Tipp, dass es in der Fußgängerzone „kostenlose Sehtests“ gäbe, die werben doch gerade damit. Ich beiße mir auf die Lippe, lasse mir aber nichts anmerken. Nachdem ich ihm meine bisherige Wartezeit verkünde, hebt mein Gesprächspartner sehr verwundert die Augenbrauen und meint „na sowas!“. Ob die mich vielleicht vergessen haben? Das frage ich mich auch, traue mir aber anhand der bissigen Kommentare, die von allen mit-Wartenden Patienten anlässlich der Wartezeit ausgetauscht werden, keine weiteren Rückfragen zu.

Eben drehe ich mich noch rechts und freue mich über die frische Luft aus den gekippten Fenster und nicht ganz so über den hereindringenden Baustellenlärm- da eilt mein Sitznachbar an die Theke und beschwert sich für mich bei den Damen am Empfang. Ich überlege noch, ob es mir peinlich sein soll (ich und mein Plappermaul) und wo das ganze Blut für meinen Kopf ist, der jetzt eigentlich rot werden müsste, als er mich über die ca. 20 wartenden Personen hinweg nach meinem Name fragt. Ich entscheide mich also doch, aufzustehen und die Sache „diskret zu regeln“. Im Sinne des Datenschutzes außerdem.

Die Dame regelt das mit der Warterei und schiebt mich anschließend per Tastenklick an die Spitze der Warteschlange im PC… so einfach geht das. Wenn ich das vorher gewusst hätte! Dann hätte ich den Computer gehackt und mich selbst nach oben geschoben. Der Mann neben mir, der keine 10 Minuten gewartet hat und anscheinend zu der ungeduldigen Sorte gehört, lässt sich einen neuen Termin geben und verschwindet mit freundlichem, von mir erwiderten Gruße.

Endlich, nach 120 Minuten Warterei (zwei Stunden!) und der bangen Frage, was ich mit der bald ablaufenden Parkscheibe mache, komme ich endlich dran.

Die Augen und die Brille wird gemessen, Dauer ca. 6-einhalb Minuten. „Dann bitte noch kurz warten, die Frau Doktor ruft sie gleich auf“…. gesagt, getan, nach erfreulich kurzer Wartezeit wird mir nochmal von der Frau Doktor, die vom Alter her meine Cousine sein könnte, mit einem grellen Gerät in die Augen geleuchtet, meine Fragen geklärt und „es ist alles okay“. Ein Rezept für Augentropfen gibt es nicht, die muss man sich selbst teuer kaufen (Dauer zwei Minuten)… „Nachtblindheit“ ist eine Erfindung und gibt es nicht, daher kann ich sie auch nicht haben und zum Schluss bekomme ich noch ein paar Tipps, wie ich den Text am PC größer machen kann (Strg und Plus-Taste, den Tipp kannte ich aber schon).

Auf meine Frage, warum ich nachts so schlecht sehe und mich auf Landstraßen mit Gegenverkehr immer unwohler fühle kommt die Antwort, dass das auch an den immer heller werdenden Scheinwerfern der neuen Autos liegt. Diese Antwort mag wohl stimmen, hilft mir aber nicht besonders weiter.

Etwas ernüchtert verlasse ich die Praxis und überlege, ob es daran liegt, dass ich Kassenpatientin bin. Oder einfach nur zu gesund für diesen ganzen Wahnsinn!

Pferdefleisch und Bio-Eier

viele Krisen machen einen Skandal

Ich muss sagen, die Lebensmittelkrisen in der letzten Zeit haben mich sehr bewegt und auch aufgeregt. Vor allem die letzten beiden Skandale, das untergemischte Pferdefleisch im Hackfleisch und die falsch deklarierten Bio-Eier.

Noch mehr aufgeregt hat mich aber, wie oberflächlich und gleichgültig viele Menschen das Thema angegangen sind. Es wurden Witze gemacht, im Internet wurden Artikel geschrieben, die das ganze verharmlosen und ein paar konsverative Politiker wollten doch allen Ernstes das Zeug den Bedürftigen geben, bzw. „zum Fraß vorwerfen“ (und somit wahrscheinlich Sozialausgaben einsparen oder sich anderweitig profilieren). Indem man das Ganze „zur Fütterung“ ausschreibt, schiebt man noch gleich eine implizite Botschaft hinterher, indem man es nachträglich legitimiert.. so nach dem Motto „also wenn wir es den Obdachlosen geben, dann kann das ganze nicht so schlimm sein, sieh her, es ist zwar etwas anders, aber schmecken tut es doch eigentlich…“

Nochmal: Der Skandal liegt darin, dass der Verbraucher Rind kauft, aber Pferd bekommen hat. Das ist ganz einfach Betrug. Dazu kommt noch, dass das Pferdefleisch außerhalb jeglicher Kontrollen verarbeitet wurde, also auch außerhalb jeglicher Hygienevorschriften und auch mit x-beliebigen Medikamenten oder anderen Giften belastet sein kann! Man kauft sich also guten Gewissens eine Lasagne, bekommt man aber medikamentenverseuchtes Rennpferd, das mangels Leistung ausgemustert wurde. Genauso könnte man auch einen Autoreifen essen oder eine in Klebstoff getauchte Büroklammer.

Im Radio wurden darüber philosophiert, warum wir aus ethischen Gründen mehr Probleme habe, die süßen Pferde zu essen, als das -uns meisten Menschen aus dem Alltag nicht mehr so bekannte- Schwein oder Rind. Es wurden viele Erklärungen gesucht, viele Ausflüchte und Verharmlosungen produziert, von Verbraucherschützern (und Ministern) viele Versprechungen und Glaubensbekenntnise gemacht, aber ändern wird sich wieder gar nichts und der Verbraucher ist am Ende wieder der Dumme.

Natürlich ist der Skandal als solches nicht so schlimm und man muss sich auch fragen, was schlimmer ist: Dass wir überhaupt Tiere töten, um sie dann zu essen oder uns darüber beschweren, dass beim Töten noch ein Betrug stattgefunden hat und in unser Lieblingsfutter noch etwas falsches gemischt wurde. Bei den Eiern finde ich es noch schlimmer, weil hier augenscheinlich Etikettenschwindel stattgefunden hat, weil man dem treuen Kunden, der durch seine Kaufentscheidung auch das Recht der Hühner in ihren Gehegen stärken möchte, betrogen hat.

Es zeigt auch, dass die Macht der Verbraucher ihre Grenzen hat: Obwohl die Verbraucher sich für Bio-Produkte entscheiden wollen und wahrscheinlich auch mehr Geld dafür ausgeben würden, drücken die Handelsketten auf den Preis und zwingen die Hersteller dazu, ihre Waren möglichst günstig abzugeben. „Billig-Bio boomt“ ist dann die Schlagzeile. Schön gesund und ethisch einwandfrei soll es sein, aber zuviel ausgeben ist auch nicht gut. Die Frage ist nur, wer das größere Problem mit dem teuren Bio hat: Die Supermarkt-Kette, die das ganze erst gar nicht anbietet oder der empfindsame Verbraucher, der auf Grund der Lohnforderungszurückhaltung und der „starken Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands“ auf Grund von Lohndumping und Leiharbeit nur noch einen mäßig gefüllten Geldbeutel hat?

Somit ist das gesamte System in der Krise und die „Defekte“ die in den letzten Tagen mal wieder zum Vorschein gekommen sind, sind nur die offensichtlichsten Symptome, die normaler keiner zu Gesicht bekommen soll… die aber irgendwann unübersehbar und dann auch ziemlich „hässlich“ werden.

Die Lebensmittelindustrie hängt am Handel, der wiederum sehr stark am Wirtschafts- und Finanzsystem und letzten Endes wird alles dem Profit untergeordnet. Somit kann man auch nicht das eine herausnehmen und sagen: „Da schau her, hier läuft etwas schief, ein Defekt, man sollte ein Pflaster holen und einen Wundspray, damit das ganze schnell wieder zuheilt und das nächste Mal bitte besser aufpassen, dass du dir nicht wieder das Knie aufschmrammst ..“.. sondern der Patient ist als ganzes betroffen, wackelig auf den Beinen und an jedem Organ zeigt sich die Krankheit etwas anders.

Verpackungen werden heutzutage so hergestellt, dass sie von Maschinen einfach hergestellt werden können, ob der Kunde den verklebten Plastikberg überhaupt noch aufbekommt, ist am Ende eigentlich egal. Die Maschine ist wichtig, der Umsatz und das Kosten-Gewinn Verhältnis ist wichtig, aber der Endverbraucher scheint nur noch nebenbei zu laufen und muss bei dem Spiel möglichst gut mitspielen.

Und auch die Auswirkungen der ganzen Zusatzstoffe, Weichmacher und Farbstoffe ist tlw. überhaupt nicht mehr zu überblicken und jenseits jeder Kontrollen, wie der gestrige Fernseh-Beitrag sehr gut gezeigt hat.

Was kann man als Verbraucher also machen, um dem gesamten System möglichst effizient zu entkommen und die Risiken, die durch den gigantischen Lebensmittel-Handel-Tierindustrie-Markt entstehen, zu verringern? Dass die Kauf-Entscheidung für Bio-Produkte alleine nicht mehr reicht, wurde die letzten Tage ja eindrucksvoll bewiesen. Der Vertrauensverlust der durch solche Verhaltensweisen entstehen kann, ist groß. Er wird die Branche als ganzes schädigen.

Im Grunde müsste man seine Kaufentscheidungen weg von den Supermärkten lenken und wieder mehr bei regionalen Anbietern kaufen. Z.B. auf Wochenmärkten, auf Bauernhöfen (evt. auch mit eigener Schlachtung und so, dass man das Tier und seine Lebensbedigungen direkt sehen kann). Auch das Ess- und Kochverhalten müsste grundsätzlich umgestellt und verändert werden: Man muss mehr selbst kochen, auf Fertiggerichte verzichten, keine Burgerketten mehr besuchen, auch nicht wenn es hektisch wird und man „mal eben wenig Zeit hat“. Wer sich wenig Zeit fürs Essen nimmt, der macht an der Systemkrise schon wieder mit. Denn Zeit ist Geld und Geld ist knapp…

Vielleicht würde auch bedeuten, wieder mehr auf die Saison zu achten und bestimmte Produkte nur noch zu kaufen, wenn sie auch in natürlicher Form vorkommen und von der Natur „erzeugt“ werden. So konnte man in einem anderen Beitrag z.B. lernen, dass Hühner im Winter gar keine Eier legen, sondern nur wenn genügend Sonne scheint. Ich frage mich nur, woher kommen dann die ganzen Eier, die man im Winter jederzeit kaufen kann?

Man müsste der Gesundheit einfach wieder mehr Kredit geben. Geld und Zeit für das Essen und in ein nachhaltiges, gesundes Lebensmittel investieren- dort, wo es Politik und Handel schon lange nicht mehr können.

Das Brötchenlabyrinth 2

Bei den Brötchen geht es mir natürlich nicht um die Brötchen alleine. Wenn man genau hinschmeckt, wird man vielleicht überhaupt gar keinen Unterschied erkennen. Brötchen sind im Mund, sowie im Handel „schnelldrehende Ware“, die nie einer besonders langen Halbwertszeit unterlagen.

Dennoch sind es Details, die beim aufmerksamen Blick in die „Gesamtwelt“ unweigerlich auffallen müssen. Früher gab es eben einen guten Bäcker, der sogar frische Brötchen gebacken hat… und im Supermarkt gab es keine Brötchentheke. Dann kam die Globalisierung und die Nachfrage der Kunden nach günstigen Produkten- voilá hat sich unsere Produkt- und Lebenslandschaft verändert, ob wir das wollen oder nicht. Früher gab es auch große Postfilialen mit vier oder fünf Mitarbeitern, die alle top ausgebildet waren und sehr freundlich sich aller Probleme angenommen haben. Es gab gute Öffnungszeiten und sogar das kleine Dorf auf dem Land hatte eine Poststelle. Pakete wurden nicht beim Nachbar drei Häuser weiter abgeliefert, der einem schonmal wegen des überstehenden Baumes angemeckert hatte, sondern kamen in die vertrauensvolle Post-Filiale zurück, wo sie dann zeitnah auf dem Weg von oder zur Arbeit abgeholt werden konnten.

Heute sind die Post-Verkaufsschalter oft in andere Läden integriert und richten sich nach deren Öffnungszeiten. Paket-Zettel bekommt man schon lange nicht mehr, Globalisierung heißt, dass man seinen bezahlten Waren hinterher rennen muss. Geschwindigkeit und schnelle Erreichbarkeit, kurze Lagerhaltung ist eben alles! (Für die AG, nicht für den Kunden)

Bildung und post-spezifisches Wissen? Ist dort meistens Mangelware, hat man irgendwie gleich mit eingespart. Aber es gibt doch den Fachkräftemangel…

Die Folge ist, dass die Läden entweder nicht zu erreichen sind, die Schlangen meistens groß, die Verkäufer oft keine Ahnung von den Postprodukten haben und das Gesamtangebot für den Kunden schlechter geworden ist. Genauso wie die Brötchen, die nun schlechter schmecken und weniger lang halten, als noch vor zwanzig Jahren. Brötchen, die mit bestimmten Zustatzstoffen aufgepeppt worden sind (z.B. Backtriebmittel), halten aber auch nicht so lange und werden schneller alt und trocken, also weggeworfen. Durch das Sparen bei der Erzeugung wird auch die Verschwendung vergrößert. Geiz ist eben nicht immer geil, sondern oft sehr kurzsichtig und mit negativen Folgen behaftet.

Das Thema Lebensmittel und die negativen Seiten Industrialisierung (vor allem Kapitalisierung) der Lebensmittelerzeugung ist für mich ein sehr wichtiges Thema. Schließlich geht es dabei um das, was wir täglich essen. Unser Körper ist sehr empfindlich und reagiert auf die Inhaltsstoffe, letztendlich ist die Ernährung auch eine sehr wichtige Grundlage für unsere Gesundheit und Wohlbefinden. Es vermischen sich also die Interessen der Kapital und Wettbewerb-gesteuerten Konzerne mit den täglichen Anliegen und Interessen des einzelnen Menschen. Beim Thema Lebensmittel kann man eben nicht wegschauen und sagen „es geht mich nichts an“. Das will ich auch mit meiner Verzweiflung im täglichen Einkauf im Supermarkt ausdrücken: Gebildet von so vielen Eindrücken und Überlegungen bin ich mehr als je dazu gezwungen, zur mündigen Einkäuferin zu mutieren und muss mir jede Entscheidung genau überlegen. Dabei können sogar Gewissenskonflikte auftreten. Nimmt man dann noch die Meinung von anderen, die einen zusätzlich manipulieren oder beeinflussen wollen, kann es sehr kompliziert werden: Kaufe ich jetzt die schnelle Spaghettisoße vom großen Industriehersteller mit Geschmacksverstärkern und spare mir ein wenig Zeit? Oder befriedige ich mein gutes Gewissen und koche die Soße komplett selbst? Dass sie dann natürlich auch teurer wird und in der täglichen Herstellung länger dauert, ist keine Frage. Kaufe ich mir lieber die fertige Pizza und genieße sie in 15 Minuten? Oder suche ich mir alle Zutaten zusammen, mache einen Hefeteig und belege den noch möglichst mit frischen Zutaten? Geschätzter Mehraufwand zwei bis drei Stunden!

Dass was wir essen, ist also auch eine Frage des Lebensstils und letztendlich eine Frage der persönlichen Freiheit und Entscheidung. Habe ich die Zeit und Lust zum Kochen? Entscheide ich mich lieber für ein Hausfrauenleben oder ziehe gar in die Einsamkeit und steige auf Selbstversorgung um? (Auf Arte kam vor ein paar Tagen eine Reportage darüber).. oder lebe ich in der Stadt, habe zwei Kinder, ein Kindermädchen, eine Ganztagsschule (Frankreich ist da schon weiter) und zwei Doppelverdiener-Einkommen? Dann bleibt aber auch für die Kocherei nicht soviel Zeit.

Mache ich wenigstens einen Fleischtag in der Woche oder verzichte ich lieber ganz aufs Fleisch? Gerade was gesunde Ernährung angeht, hört man eine Vielzahl Meinungen, die sich tlw. sogar widersprechen, so dass die Auswahl noch schwerer wird. Während die einen alleine aus moralischen Gründen Fleischkonsum total ablehnen, gibt es Mediziner, die behaupten, dass uns ein wenig Fleisch sogar gut tut. Dann wieder gibt es die „Hardcore-Steinzeit-Theorie“, die sogar ein sehr viel an Fleisch für gut befindet, dafür aber meint, dass Milch- und Getreideprodukte nicht gesund wären, weil sich unser Körper in 10.000 Jahren, seitdem es Korn und Viehaltung gibt, noch nicht wirklich darauf umstellen konnte.

Ich würde sagen, das Thema Lebensmittel ist ein „In-Thema“ und interessiert viele Menschen. Es ist eine natürliche Verlängerung der Bio-Achse und eine logische Konsequenz aus der grünen, konsumkritischen und (ehemals) kapitalkritischen Bewegung. Wenn man es genau analysiert, stellt man auch schnell fest, wieviel damit verbunden ist und was alles davon berührt wird: Konsumkritik, Genveränderte Lebensmittel, Fastfood-Industrie, Übergewicht und Gesundheitsprobleme, Fresssucht durch Geschmacksverstärker, Umweltverschmutzung durch intensive Viehzucht, Aromastoffe, ein abgestumpfter Geschmackssinn, Lebensmittelskandale, Alkoholsucht durch billige Getränke und Werbung, usw.

Im Fernsehen kommen derzeit sehr viele Sendungen über „unsere Lebensmittel“, wie sie produziert werden, welche Zusatzstoffe hineingekommen, wie Supermärkte aufgebaut sind, usw. Die öffentlichen Medien tun also alles dafür, dass die Verbraucher weiter aufgeklärt werden und sich eine eigene Meinung bilden können. Auch wenn man dem Medium TV vielleicht kritisch gegenüber steht, so leisten doch gerade die öffentlich-rechtlichen Sender hier eine sehr gute und umfangreiche Aufklärungsarbeit. Auch die Politik ist nicht so ganz untätig (obwohl es noch genug zu tun gibt) und hat z.B. vor ein paar Wochen das Portal „Lebensmittelklarheit“ gestartet, bei dem sich Verbraucher über irreführende Werbung und fehlende oder irreführende Inhaltsangaben in Produkten beschweren düfen.

Das Thema Brötchen-Einkauf zeigt aber, dass man -selbst wenn man aufgeklärt ist- und sich auf die Suche nach qualitativer Nahrung macht, keine wirkliche Auswahl mehr treffen kann. Es gibt eben nur noch die Standard-Brötchen aus der Großbäckerei und das traditionelle Handwerk und der kleine Mittelstand leiden darunter. Genauso bei den Fertigsuppen und – Soßen, die immmer noch alle auf Geschmacksverstärker und Aromen setzen (liegt auch ein wenig in der Natur der Fertigsuppe), diese aber jetzt Hefeextrakt nennen können (völlig legaler Trick).

Auch günstig einzukaufen und sich gleichzeitig zeitsparend und gesund zu ernähren, scheint schwierig zu sein (( obwohl es dazu bestimmt tausend Gegenstimmen gibt, die das Gegenteil behaupten )). Bei irgendeinem Faktor muss man immer kürzen, es sei denn man hat unendlich Zeit oder unendlich viel Geld für die Nahrungszubereitung zur Verfügung.

Je mehr man darüber aufgeklärt wird, desto schwieriger wird die tägliche Entscheidung beim Einkauf. Dennoch finde ich es gut, darüber nachzudenken und sich vom roboterhaften Konsumenten-Verhalten zu lösen.

Es sind am Ende doch die Verbraucher, die das Zünglein an der Waage ausmachen.

Mit Spatzen auf Kanonen schießen

KKP Auslauf

Während ich über Atomkraftanlagen in Deutschland recherchiere und die Lage in Japan weiter verfolge, fällt mir verschiedenes auf.
Ich möchte diesen Artikel einfach mal nutzen, um alles zusammenfassen. Eine bestimmte Ordnung kann ich dabei nicht gewährleisten, seht es mehr als ungeordnete Liste oder Zusammenfassung meiner persönlichen Eindrücke an. Es kann auch sein, dass diese Liste in weiteren Artikeln noch fortgeführt wird. Ich denke, dass ist das mindeste, das man in diesen Tagen machen kann. Darüber nachdenken, darüber reden und dass Bewusstsein aufrecht erhalten. Anteil nehmen und an der richtigen Stelle auch mal schweigen.

Auf den Bildern, die vor mir liegen, wirken Kernkraftwerke nicht besonders bedrohlich. Beinahe ruhig und malerisch stehen sie in einer blau-grünen Landschaft, auf Grund des Kühlwasser-Bedarfs oft an einem Fluss, in dem sich dann die gigantischen Kühltürme spiegeln und majestätisch in den Himmel ragen. Was oben heraus kommt, ist angeblich „sauberer und reiner“ Wasserdampf. Aber es gibt auch so einen kleinen Auspuff, mit dem überschüssige Radioaktivität in den Himmel geblasen wird, wenn ich das richtig verstanden habe. Und was ist z.B. mit den Studien über gestiegene Krebserkrankungen, gerade von Kindern, in direkter Atomkraftnähe?

Aber schon, keine fünf Tage nach den ersten Störfällen in Japan wird ein jeder Laie zum nachwachsenden Halb-Experten, was Atomfragen angeht.

So lese ich z.B. dass in dem Kernkraftwerk Philippsburg, das keine Autostunde Fahrt von meinem jetzigen Wohnort entfernt ist, alleine in einem einzigen Block 102 Tonnen Uran als Brennelement verwendet werden. Wohin geht das Uran, wenn es schmelzen sollte? In die Erde, in unser Trinkwasser? In die Pilze? Noch heute kann man in Teilen des bayrischen Waldes keine Wildschweine mehr essen und muss sämtliche Pilze auf Grund der Strahlenbelastung von Tschernobyl wegschmeißen! (Bericht in Frontal 21)

Dieses Atomkraftwerk konnte man bei guter Sicht vom Garten meines Elternhauses sehen und als Kinder fanden wir die riesigen Kühltürme schon sehr erstaunlich. Nur, was sie im Einzelfall bedeuteten, das wussten wir lange nicht.

So bedrohlich, so beeindruckend ist auch die thermische Leistung, die mit 2.575 MW beziffert wird, welches wiederum eine elektrische Nettoleistung von 890 MW ergibt.
Vergleicht man das mit einem „durchschnittlichen“ Windrad, so kommt dieses auf gerade mal 1,6 Megawatt. Das gibt mir zumindest einen ersten Überblick über die „Macht“- Verhältnisse der Energieformen. Es ist in diesen Tagen kaum möglich, nicht informiert zu werden, gestern hatte ich den Fernseher ca. zwei Stunden lang laufen und wurde ab 20 Uhr mit Informationssendungen über Japan und Atomkraftwerke, Folgen, Strahlenkrankheit, etc. dauerberieselt.

So ist die Strahlenkrankheit im Einzelnen doch tückischer als gedacht und muss dabei von den Elementen ausgehen, die jeweils in der Luft sind. So ist z.B. Plutonium generell hochgiftig, andere Teilchen heften sich wiederum an Partikel in der Luft (in Tschernobyl waren es z.B. weggeschleuderte Graphit-Teilchen von den Kühlstäben) und die Atemmasken, die man in den Fernsehnachrichten über Japan sieht, gelten zur Abwehr von radioaktivem Jod, welches in der Lunge sehr schnell Lungenkrebs auslöst.

Radioaktivät ist generell sehr gefährlich, so wurden Listen und Tabellen veröffentlicht, was für die Menschen noch verträglich ist. Das war ein Wert in der Größenordnung von ca. 2,1 Millisievert im Jahr  und in der Nähe von Fukushima gab es auf einen Schlag 400 mSv pro Stunde!

Multipliziert mit den Werten der Vertuschung und Beschwichtigung kann man davon ausgehen, dass die realen Werte noch viel höher liegen werden.

Eigentlich ist es da auch nur wenig verwunderlich, dass einige Menschen in Deutschland panisch überreagieren und sich jetzt schon mit Jodtabletten oder Geigerzählen eindecken, aber Vorsicht: Selbst-Medikation kann sehr gefährlich sein. Und nicht dass man dann an einer Krankheit stirbt, die man nicht gehabt hätte, wenn man vor der anderen Krankheit keine Angst gehabt hätte…

Was zeigen diese Panikkäufe? Dass der Mensch nicht mit dem Kopf reagieren kann, wenn die Gefühle betroffen sind. Die Bedrohung durch das AKW in Fukushima erscheint irreal und auch wenn Experten immer wieder behaupten, wie ungefährlich das alles für uns ist, liegt das gesunde Misstrauen und die Angst doch weit über dem sachlichen Abwägen von Bedrohungs-Wahrscheinlichkeiten.. diese irreale Angst vor dem Unbekannten wird es unter anderem auch sein, die die Atomkraft so unbeliebt macht. Man kann sich zwar die 99 Prozent Sicherheit schönreden und auch wenn es seit ca. 25 Jahren keinen Störfall der INES-Stufe sieben mehr gegeben hat.. so reichen die restlichen 1 Prozent doch, die Atomkraft gesellschaftlich und auf breiter Linie salon-unfähig zu machen. Zu Recht!

Schlimm sind auch weiterhin die Bilder, die aus der Krisenregion gesendet werden. Manche Fernsehsender wiederholen sie kontinuierlich, als ob sie sich selbst nicht daran satt sehen könnten. Die Grenzen zwischen Sensationsgeilheit und objektiver Wissens-Vermittlung sind da manchmal sehr fließend. Oder muss es sein, dass zu den besonders schlimmen Bildern noch dramatische Musik eingespielt wird? Das wirkt beinahe so, als ob es uns alles nichts anginge und wir uns nur am emotionalen „Thrill“ dieser Katastrophe bereichern wollten. Beinahe wie ein guter Actionfilm, halt nur etwas realer.

Man mag darüber denken, was man will.. auch die Händler von Geigerzählern werden in diesen Tagen einen Profit aus der Krise schlagen und in den 10 Uhr -Nachrichten von heute vormittag spekulierte man ganz offen über die Lage der deutschen Autobauer, die ja mit den Japanern in strenger Konkurrenz stehen und vielleicht davon profitieren könnten. Wenn es wieder ums Geschäftliche geht, dann ist ja alles in Butter, war meiner erster zynischer Gedanke dazu.

Was den Menschen jetzt vor Ort passieren wird, daran traue ich mich nicht mehr zu denken. Zu groß und unglaublich sind die Entwicklungen. Es wäre auch früh. Die Katastrophe ist noch im vollen Gang, langsam und quälend und nur noch in der „Hand Gottes“, wie manche schon auf Nachrichtenseiten kommentiert haben.

Oder glaubt noch jemand ernsthaft daran, dass man mit Wasserwerfern alleine eine Kernschmelze stoppen kann?

Wem das ganze jetzt nicht zu zynisch erscheint… der könnte evt. über dieses klassische Loriot Video schmunzeln…

Abwehren und Bekämpfen vs. Loslassen und zulassen

Das Immunsystem ist ein hochkomplexes System im menschlichen Körper, dass für die Abwehr feindlicher Stoffe zuständig ist. Persönlich weiß ich wenig darüber und bin immer wieder erstaunt, wenn ich im Netz über die hochkomplexen Wechselwirkungen lese.

Es gibt sehr technisch-wissenschaftliche Bücher und Texte, die das ganze mit „Killerzellen“, mit Kampf und Abwehr beschreiben und in ihrer mechanisch-analytischen Sichtweise der klassischen Schulmedizin sehr nahe stehen. In diesem Stil ist z.B. der sehr lange und für Laien kaum verständliche Artikel auf Wikipedia und für die Masse verständlicher bei „Welt der Wunder“ .

Viele Menschen denken und nehmen an, dass also der Kampf und vor allem die innere Einstellung sich zu wehren, maßgebend für eine gute Immunabwehr ist. In einem Buch über Psychosomatik habe ich gelesen, dass sehr starke Gefühle der Wut und des Willens zur Gesundung Fieber auslösen und verstärken können – und das Fieber dient dem Körper mit seiner Hitze dann rückwirkend der Infektabwehr. Es ist also in diesem Falle nicht gut, das Fieber zu unterdrücken- nur dann, wenn es zu stark ist. (( ich gebe keine Garantie auf medizinische Richtigkeit und vor allem keine Haftung für medizinische Themen, dies ist mehr eine philosophische Annäherung an das Thema))

Überhaupt scheint das Immunsystem das System im Menschen zu sein, das am stärksten in Wechselwirkung mit unserer Seele, mit unseren Gedanken und Gefühlen steht. Das Gefühl bei schlechter Lebenslage schneller krank zu werden oder gerade bei Müdigkeit und Überarbeitung zu allergischen Anfällen zu neigen, mögen viele LeserInnen vielleicht kennen.

Auch der Krebs ist etwas, das mit einem guten Immunsystem abgewehrt werden kann und somit vielleicht nicht ganz so „schicksalhaft“, wie wir es in unserer Angst davor annehmen könnten. Diese Aussage ist allerdings mit Vorsicht zu genießen und umstritten, wie man hier lesen kann: http://www.krebsinformationsdienst.de/themen/grundlagen/immunsystem.php

Einen Versuch, biologische Zusammenhänge zwischen Krebs, Immunsystem und Körper zu erklären, macht diese Seite .

Und zum Schluss folgt ein sehr philosophisch- spiritueller Ansatz, um die Verbindung zwischen Leben, Einstellung und Immunsystem zu ergründen.

Hier befinden wir uns zwar weit in der Grauzone der unbewiesenen, alternativen Medizin, die vielleicht eher eine Glaubes-und Einstellungssache ist. Dennoch ist das der beste Artikel zum Immunsystem, den ich im kurzen Überblick finden konnte.

So kann die innere Stabilität und die Einstellung, die man z.B. mit Hilfe von Religiösität erreicht, helfen, die Angst „vorm Leben“ zu reduzieren (Seite 5). Das wiederum wirkt sich positiv auf die Immunabwehr aus.

Und was sagen die Volksmediziner und die Info-Broschüren der Krankenkassen? Das Übliche: Viel bewegen, gesund ernähren, Vitamine, Vitamine… kein Alkohol, weniger Stress, mehr Urlaub. Bildungsbürgerliche Schichten wissen das und leben daher meist gesünder als diejenigen, bei denen es an Bildung mangelt.

Wer z.B. von Hartz IV lebt, wird schneller krank als einer, der einen guten Job hat, bei dem er sich wohlfühlt. Netzwerke und gute Kontakte, viel Lachen, Anerkennung durch andere und ein guter Umgang mag sich sehr positiv auf das eigene Selbst und somit auch die Gesundheit auswirken. (( Zur Gesundheit bei Hausfrauen, die jeden Tag 7:30 Stunden arbeiten, ohne dafür Geld und Anerkennung zu bekommen, habe ich allerdings noch keine Studie gefunden… ))

Weiterführende Links (updated)

Der Einfluss der Familie auf Gesundheit und Bildung

Warum Sport & Bewegung so wichtig ist

Jeder zweite Deutsche ist zu dick, lese ich gerade in der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes. Aus anderen Quellen erfährt man, dass Bewegung bei den Deutschen generell nicht sehr angesagt ist und in der Tageszeitung „Welt“ gibt es einen längeren, passenden Artikel dazu (ich habe noch andere Quellen gesucht, aber dies war die beste).

Ich möchte das mal zum Anlass nehmen und ein kleines Brainstorming zu Sport, Bewegung und Gesundheit verfassen:

Lange Zeit war der Mensch ein Lauf und Bewegungstier, durch die Notwendigkeit der Jagd und die körperliche Beschwerlichkeit auf dem Feld hatte er kaum Möglichkeiten, zu viel Fett anzusetzen. Ältere Menschen berichten noch heute, dass sie in der Zeit zwischen den Weltkriegen oder auch kurz danach, die Strecke zur Schule zu Fuß gegangen sind, weil es noch keinen Bus gab. Aber diese Strecke würde heute keiner mehr freiwillig laufen, denn das sind über 10 km, einfacher Weg und es geht über anstrengende Berge mit einigen Höhenmetern. Einfache Menschen hatten in dieser Zeit keine Autos, diese waren Mangelware und nur die wirklich Privilegierten konnten sich eins leisten.

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Mund und Geldbeutel bitte weit öffnen

Die Sorgen können sie aber getrost bei sich behalten…

In meinem letzten Artikel über Gesundheitspolitik habe ich noch sehr einseitig über die Verantwortung der Patienten für ihre Gesundheit geschrieben, was zugegeben, wahrscheinlich nicht so populär und etwas untypisch für meine sonstige Denkweise ist. Mir geht es beim Bloggen aber immer darum, alle Seiten zu sehen und nicht nur einseitig zu argumentieren oder zu denken.

Gestern, beim Zahnarztbesuch wurde mir wieder klar, wie wichtig auch die Seite des Patienten ist, der neben Pflichten auch bestimmte Rechte hat (weil er ja der Beitragszahler und somit der finanzielle Haupt-Tragende des Gesundheitssystems ist). Wenn wir auf eine Gesundheitspolitik zusteuern, in der die Beiträge komplett vom Arbeitgeber abgeschnitten werden oder zumindest nur noch auf Patienten-Ebene einseitig wachsen, ist es umso wichtiger, genau hin zu schauen und Veränderungen im System nicht einfach stillschweigend und mit einem achselzuckenden „da kann man doch nix machen“ abzusegnen. Man kann nämlich, wenn man will!

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System krank, Patient gesund

Was für ein schöner Montag-Morgen! Ich sitze hier am Computer, und der anstehende Arzt-Termin drückt mir im Nacken. Wie konnte ich nur auf die blöde Idee kommen, ihn gleich Montag Morgen zu legen, so früh und dann auch noch im Winter?? Draußen hat es geschneit, die Straßen sind glatt, die Motivation liegt bei gefühlten 10 Grad unter Null…

Vor Arzt-Terminen hab ich mich lange gedrückt, im Grunde denke ich auch, dass wir Deutschen viel zu oft im Jahr zum Arzt gehen. Ca. 18 – mal stand in der Statistik und damit sind wir Weltspitze. Ich gehe nicht so oft. In den letzten Jahren seit dem Umzug bin ich fast gar nicht gegangen und wisst ihr was: Mir geht es trotzdem gut.

Ich habe die meisten Wunden selbst verarztet, bei Kopfschmerzen eine Tablette eingeworfen oder PMR gemacht… wenn ich Durchfall hatte, die Ernährung umgestellt, bei Rückenschmerzen mich mehr bewegt. Gegen die Depressionen hilft Tagebuch-Schreiben oder ein Gespräch mit Freunden, bei akuten Wutanfällen einfach mal nach draußen gehen und eine Runde beim Sport abreagieren und auch andere Hausmittelchen bieten für die meisten Leiden doch Gesundheit im Überfluss.

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Die Depression

Ein Plädoyer für mehr Wärme im Leben

In den letzten Tagen war eine Krankheit mal wieder in den Köpfen von vielen Menschen: Die Depression und der anschließende Selbstmord des Nationaltorhüters Robert Enke.

Auf Twitter wurde es kontrovers diskutiert, aber eine richtig gute Aufarbeitung des „Falles“ hab ich bis jetzt noch nirgends gelesen. Es ist für mich sogar wieder bezeichnend, wie kalt und distanziert sich viele Leute damit beschäftigt haben und für viele stand die Frage nach der Rolle und den Gefühlen des Lokomotivführers oder der Ersthelfer an oberster Stelle. Das ist sicherlich lobenswert und auch nachvollziehbar. Für Christen ist der Selbstmord sogar ganz abzulehnen, also „verwerflich“. (aber wieder typisch für die christliche Denkweise, dass man in Schuldmotiven, in Sühne und sowas denkt, aber nicht wirklich das Wohl des Menschen in den Mittelpunkt rückt.. eher so nach dem Motto „wir wissen schon, was für dich gut ist..“ ).

Ist es nicht erstaunlich, wie schnell man dabei wieder ist, einen neuen Schuldigen zu suchen und die Trauer durch Wut oder Anklage weiterzureichen? Man braucht kein Psychologe sein, um zu verstehen, dass das kein gutes Mittel ist und die Trauer nicht empfinden lässt. Es ist vielleicht sogar eine Art Abwehrhaltung auf Trauer und Schmerz.

Ich bin keine Expertin und nichts von dem was ich nun schreibe, ist medizinisch begründet oder belegt, aber ich kann die Depression und das, was ich davon empfunden habe mit meinen Worten nachvollziehen und beschreiben. Das Thema „Depression“ hatte ich sogar schon öfters im Blog und ich bin eigentlich zu faul, es nachzuschlagen- es reicht, wenn ich einen aktuellen Text schreibe (oder?).

Aus den bisherigen Erkenntnissen mit dieser Krankheit lassen sich ganz einfache Formeln ableiten:

  1. Menschen haben unterschiedliche Anfälligkeiten für Depressionen (da sie auch genetisch bedingt ist)
  2. die Depression kann man durchaus als Schutzreflex der Psyche und somit als Symptom für eine Schieflage im Leben betrachten
  3. es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der persönlichen Lebensführung (der Lebensethik) und dem körperlich-seelisch Gesamtbefinden des Menschen (also seiner Gesundheit)
  4. Weiterbildung und Selbstreflektion sind meistens ein guter Ausweg aus solch bedrückenden und unfreien Situationen ( > Gute Bildung für alle sollte politisch gesehen ein Menschenrecht sein u. unbedingt gefördert werden)

Rein biologisch gesehen ist die Depression nichts unbekanntes, genauer gesagt eine Unterversorgung mit dem Botenstoff Serotonin. (jetzt alles ein wenig vereinfacht, man möge mir das verzeihen; mehr Infos wie immer im Lexikon> http://de.wikipedia.org/wiki/Depression )

Die Pharmaindustrie hat das erkannt und was verschreibt sie? Stoffe, die die Wiederaufnahme des Botenstoffs verzögern, damit dieser ein höheres Niveau im Blutkreislauf erreicht (und von da aus ins Hirn geht, man nennt das die Blut-Hirn Schranke). Jeder, der schonmal Alkohol getrunken hat, kennt den Effekt: Alle Stoffe, die ich zu mir nehme, können einen Einfluss auf das Gehirn haben, manche mehr, manche weniger.

Letztendlich ist es möglich, mit diesen Medikamenten in den Regelmechanismus des Gehirns einzugreifen, aber: So wie die Unterdrückung von Schmerzen mit Anti-Schmerzmitteln ist es nur eine Symptomunterdrückung.

Man könnte sogar sagen, die Depression ist die Antwort, der Schrei der Seele auf eine Situation, die nicht passt, bei der man Unwohlsein empfindet. Um sowas dauerhaft zu lösen, braucht es mehr als eine Pille, vielleicht müssen die Grundpfeiler des Lebens neu gestellt werden. Der Job gewechselt, die Beziehung beendet oder ein Umzug absolviert werden. Umgekehrt können solchen tiefen Einschnitte auch depressiv machen, man sieht dadurch den engen Zusammenhang zwischen Leben und Seele.

Beim erfolgreichen Fußballer kann das z.B. der Leistungsdruck sein oder wie in der Öffentlichkeit mit seiner Krankheit umgegangen wird (der Fall Sebastian Deisler war/ist da ganz ähnlich). Es ist traurig, wenn sich durch mangelnde Toleranz und Anteilnahme die Angst des Spielers vor einem Outing derartig erhöht, dass das ganze in Selbstötung mündet. Für eine Gesellschaft als Ganzes kein gutes Zeichen, eher ein Armutszeugnis.

Zuerst erwächst aus der Intelligenz und der Empfindungsfähigkeit des Menschen (und ich schätze solche Menschen als sehr sensibel und intelligent ein, ganz und gar nicht krank oder unnormal, wie manche vielleicht noch behaupten) die Einsicht, dass etwas anders laufen muss. Der Impuls mag mehr aus dem Unbewussten kommen und ist nicht wirklich zugänglich, eben mehr ein Gefühl.

Mit dem Gehirn zwingt man sich vielleicht noch zu „funktionieren“ (das Wort funktionieren sollte schon als Warnung verstanden werden, denn dies ist eine rein mechanische Sicht der eigenen Arbeit und Rolle im Leben), aber der Körper und die Seele fangen an zu streiken. Die Schieflage zwischen beiden Dingen ist die Depression. (das Körper- Geist- Seele – Gleichgewicht kommt aus dem Ruder)

Es sind meistens kleine Blockaden, die darauf aufmerksam machen: Man wird vielleicht unkonzentrierter, vergisst Dinge schnell (ein typsiches Zeichen bei Serotoninmangel). Die dunkle Jahreszeit verstärkt den ganzen Effekt, weil durch den Sonnenlichtmangel weniger von dem Botenstoff gebildet wird, die Folge ist der typische Herbst- oder Winterblues. Müdigkeit, Antriebsschwäche, Launenhaftigkeit und keine Freude an Hobbies und Bekannten mehr.

Man sieht: Alles ganz normale Reaktionen, nur die Menschen und Gesellschaft machen daraus „etwas Schlimmes“. Klar, jeder möchte funktionieren, aber die Erkenntnis sollte in den Köpfen ankommen, dass es den perfekt funktionierenden Menschen einfach nicht gibt. Es gibt ja auch keine Blume, die immer blüht, im Herbst fallen halt die Blätter und im Winter vergeht ein Großteil des so bunten Lebens wieder.

Jeder hat Erwartungen an den anderen, von früh auf werden wir auf Jugendlichkeit, Leistungsdruck und Rollenerfüllung getrimmt. Jedes weitere Korsett, dass uns andere aufzwingen, ist ein Schritt in die Unfreiheit und das Unglücklichsein. Jeder Zwang ist ein Balken mehr, der auf unseren Schultern lastet. Daher ist das sich lösen von Zwängen, Erwartungen und unnötigen Pflichten so wichtig.

Freiheit macht glücklich, Zuviele Zwänge machen unglücklich. Kein Mensch will im Leben eingesperrt sein, weder gedanklich, noch real.

Mich wundert es nicht, dass es hin und wieder zu solchen schlimmen Folgen kommt, wie im Fall Enke.

Man sollte daraus lernen, es nicht auch so machen und auch, andere nicht derart unter Druck zu setzen. Eltern können da mit der richtigen Erziehung viele Weichen stellen.

Wenn ihr betroffen seit, dann nehmt die Depression ernst, lernt aus ihr, aber verteufelt sie nicht. Sie ist ein Geschenk und wird euch (wenn richtig beachtet) dahin bringen, wo das Glück auf euch wartet. Ein bisschen selbsterfüllter zu sein, ein bisschen weiser.

Seht die Depression nicht als Feind- seht sie als Freund. Sie zeigt euch, dass ihr noch ein Mensch seid, dass ihr noch nicht ganz stumpf seid.

„Cool sein“ hilft in diesem Falle nicht.. Aber was ist das Gegenteil von „cool“ ? Depressiv?