Twitter-Tools

oder: Was diese Woche übrig blieb

Jetzt sind schon wieder fünf Tage ohne Blog-Artikel vergangen, ich glaube langsam werde ich alt. Aber im Ernst, ich habe immer mal wieder geschrieben, aber die letzten drei Artikel wurden alle feinsäuberlich ausgearbeitet, ohne je online geschickt zu werden. Das eine war ein philosophischer Artikel, die anderen beiden gingen um das Thema Fahrrad-Fahren, das ich eigentlich ein wenig stärker ausbauen wollte.

Aber sie schienen mir nicht perfekt genug und irgendwie waren mir paradoxerweise auch zu „privat“, was ja sonst keine Hemmschwelle dargestellt hat.

Dazu kommt noch, dass derzeit Twitter meine Aufmerksamkeit mehr als je zuvor in den Bann zieht und ich immer mehr Vorteile dieses schnellen Medium entdecke.

So habe ich mich seit ca. einer Woche mit mit den nötigen Tools beschäftigt, die dieses Medium einfacher und beherrschbarer machen und bin auf folgende Seite gestoßen, wo ziemlich viele davon aufgelistet werden:

http://karrierebibel.de/…

Die Liste ist erdrückend und es hat mich einige Zeit gekostet, die wichtigsten oder besten herauszufinden (und ich bin auch noch nicht damit fertig):

„Twitter-Tools“ weiterlesen

Reportagen über das Grauen

In den letzten Artikeln habe ich öfters über Krieg und traurige Themen geschrieben- etwas, das vielleicht nicht so gut in den fröhlichen Frühling passt. Dieses Gedanken-Schwerpunkte entwickeln sich meistens aus sich selbst heraus, wie ein melodisches Motiv, das man am Klavier improvisiert, entwickeln sich diese gedanklichen Motive von sich heraus und meistens auch ein Eigenleben. Wenn ich so ein Thema habe, muss ich nicht viel mehr machen, als diese Gedanken dazu einfach aufzuschreiben, die Kreativität kann man in diesem Moment nicht wirklich erzwingen, aber es ist gut, wenn man sie zulässt und alles Gute wie Schlechte (im Kopf) einfach fließen lassen kann.

Auslöser waren sicherlich auch die beiden fabelhaften Reportagen, die es zu diesem Thema letztens im Fernsehen gab und natürlich die aktuellen Geschehnisse rund um die Bundeswehr in den Nachrichten.

Einmal die sehr gut gemachte Reportage über das Privatleben rund um die Person Hitler. Eine Sache, die ich mir zunächst nicht anschauen wollte, da ich dahinter vermutete, dass man den Diktator einfach nur in einem menschlicheren oder besseren Licht erscheinen lassen wollte. Ansätze dazu gab es ja in dem Film „Der Untergang“ bereits und ich bin dem Ganzen doch eher skeptisch gegenüber eingestellt. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass man vor lauter Vermenschlichung die wahren Taten vergisst und die Gräueltaten die unserem Land geschehen sind, vergessen oder moralisch aufweichen wird.

„Reportagen über das Grauen“ weiterlesen

Apocalypse Now Redux : Rezension

Dieser Film durchdringt das Wesen des Krieges, ohne ihn zu verherrlichen

Nun habe ich es doch endlich geschafft! Nachdem ich diesen großartigen Film der Filmgeschichte, vielleicht den besten Anti-Kriegsfilm aller Zeiten immer nur zur Hälfte gekannt habe, wurde er vor ein paar Tagen in voller Länge, genauer in der länger geschnittenen „Redux“- Variante gesendet. Und somit konnte ich endlich die letzte Hälfte auch schauen, die beim ersten Mal in den Weiten der alten VHS-Technik verloren gegangen war.

Ich traue mir eigentlich keine vollständige Rezension oder gar Bewertung zu. Dazu ist der Film zu lang, dazu habe ich im Grunde zu wenig verstanden und dazu ist er zu sehr Kunstwerk. Fakt ist, dass er ein Klassiker ist, vielleicht ein Kultfilm der damaligen Zeit und evtl. auch von ein paar Leuten aus der „Jetzt-zeit“.

Wenn schon keine richtige Rezension, so wenigstens eine kleine Meinung meinerseits:

Zum Inhalt:
(mehr Infos zu Besetzung und Inhalt wie immer auf Wikipedia)

Der rundum desillusioniert wirkende Soldat Captain Willard befindet sich in einem heruntergekommenen Hotelzimmer irgendwo in Vietnam. Er bekommt einen geheimen Marschbefehl, weit hinter der eigentlichen Front. Sein Auftrag lautet, einen verrückt gewordenen Armee-Colonel namens Kurtz zu finden und zu töten, weil dieser vollständig den Verstand verloren hat. Dieser hat sich irgendwo in Kambodscha eine Heerschar von Sekten-Anhängern um sich geschart und befolgt keine Befehle mehr.

„Apocalypse Now Redux : Rezension“ weiterlesen

Eine Insel

Über Lost hatte ich ja im (mittlerweile geschlossenen) Medienblog schon einen Bericht geschrieben. In der Zwischenzeit wird es einfach mal wieder Zeit für eine kurze Wasserstandsmeldung über diese phantastische Serie.

Auch heute noch, bereits in der fünften u. vorletzten Staffel angekommen, hat die Fernsehsendung nichts an ihrer Attraktivität eingebüßt. Und sie schafft es mich immer noch zu fesseln, obwohl ich alles andere als ein Serienfan bin. Bis jetzt habe ich jede Folge, bis auf ein paar ganz wenige (die Opfer der Freizeit oder der fehlerhaften Rekorder-Programmierung geworden sind), gesehen. Das hat eigentlich sonst nur die Startrek: Next Generation-Reihe geschafft.

Die ganzen Krimiserien, die mittlerweile die privaten Kanäle überschwemmen, oder die x Dokusoaps im Vorabendprogramm mit den immer gleichen Abläufen, selbst die allerneusten Tatort-Produktionen kommen meist so bieder daher, dass ich sie alle für Lost in ihrem einsamen und monotonen Fernsehregal stehen lasse.

„Eine Insel“ weiterlesen

Nicht so ganz reality

Ganz anders und wesentlich besser der heutige Tag, über den ich auch nicht viel Worte verlieren möchte.

Hinter den Kulissen

Interessant aber, am Ende, die kritische Sendung „Zapp“ (ARD), die einen Beitrag über die Rücksichtslosigkeit und Profitgier der „Frauentausch“-Macher brachten. (Link, mit Video)

Im Grunde bestätigte es nur den Verdacht, den man als Zuschauer sowieso immer spürt, wenn man sich dieses Format anschaut: Es ist alles furchtbar überdreht und auf Einschaltquote getrimmt. Die Fernsehteams begleiten die Familie oft 12 Stunden am Tag, dass es dabei zu Spannungen kommt, ist schon ganz automatisch klar- jeder, der bei sich längere Zeit Besuch hat, kennt das Gefühl keine Rückzugsräume zu haben. Da muss man noch nichtmal besonders „assozial“ sein, das ist einfach menschlich, wenn es dadurch kriselt. Konflikte werden falsch zusammengeschnitten und die Inhalte tlw. auch aus der Wahrheit herausgelöst. Das heißt dann nichts anderes, als dass Tatsachen verdreht werden und die Medien-Laien keine Ahnung haben, wie sie am Ende vor einem Millionenpublikum da stehen. Aus einem friedlichen, harmonieliebenden Pärchen wird dann eine „typische“ Problemfamilie, bei der der Zuschauer -angeheizt durch die leicht zynische Stimme aus dem Off – denken soll, dass es Assoziale sind und somit das eigene Vorurteil über die Unfähigkeit derer nur noch bestätigt wird. Also nichts anderes als eine reine Meinungsmanipulation, die dem Profit zu Gute kommen soll (und andere politische Ziele könnte man damit theoretisch auch durchsetzen).

Und wenn die geschädigte Familie während der Dreharbeiten merkt, wie der Hase läuft, hängen sie schon längst in einem derart raffiniert gemachten Knebelvertrag fest, dass es kaum möglich ist, die Ausstrahlung zu verhindern.

So heftig habe ich noch keinen kritischen Beitrag darüber gesehen, aber es ist gut von „Zapp“, dass sie es mal so deutlich vermittelt haben. Dass andere Sendungen der Machart in eine ähnliche Schiene schlagen, liegt auf der Hand. Nicht immer ist die Reality-Soap so real, wie wir denken, manchmal ist es doch deutlich mehr „Soap“.

Denn was wäre die Show ohne gute Schauspieler?

Und wie ist es bei den Blogs?

Da lob ich mir die Blogs, da hat man es wenigstens noch selbst in der Hand, was man schreibt und ganz ohne Vertrag auf freiwilliger Basis kann man soviel herauslassen oder reinschreiben, wie man möchte. Nicht halb Deutschland schaut einem zu, sondern vielleicht nur ein zwei, die es überhaupt interessiert- und die anderen, die keine Skandale bekommen, für die ist es langweilig.

Ist unsere Welt denn so einfach gestrickt?

Oder sind die Blogs nicht auch erst interessant, wenn sich der Leser „wohlfühlen“ kann? Sprich, wenn er über Probleme liest, die ihn nichts angehen, die er nicht beeinflussen kann- aber die ihm bei der Bewältigung von eigenen vielleicht irgendwie helfen können?

Ja, ich würde schon sagen, dass es so ist und dies auch immer den Druck, aber auch Reiz beim Schreiben ausmacht. Viele Leser werden echte Gefühle den objektiven Analysen vorziehen. Soweit ist das auf jeden Fall meine Erfahrung.

Wieviel von mir entblöße ich und wie soll es wirken? Bin ich eine Jammertante und anschmiegsam, oder die große Macherin, die alles im Griff hat, aber doch ein wenig ausbrennt und kalt wirkt?

Und daher ist zuviel Privates nicht gut im Blog, es ruiniert den eigenen Ruf und besser geht es einem auch nur, wenn man wirklich Mitgefühl bekommt.

Und für echtes Mitgefühl braucht man eigentlich keinen Blog, da würden ein paar gute Freunde reichen.

Wer sich im Blog öffnet, der öffnet sich unverbindlich, ohne einzuengen und im eigenen Tempo. Besser hier, als nirgendwo. Lieber der Welt mehr vertrauen, als der Welt zu misstrauen und sich vor allem zu verschließen.

Andere können nur ihr Herz öffnen, wenn sie sehen, dass sich auch andere öffnen und dabei fängt man am besten bei sich selbst an.

Offenheit steckt an und vergrößert die Welt. Zu großes Misstrauen verkleinert sie und macht sie fad.

Twitter richtig nutzen, für Anfänger

Twitter ist momentan mein Lieblings-Web 2.0 Medium (Link zu meinem Profil) .

Über keins hab ich mich bis jetzt mehr ausgelassen, geärgert, gebloggt, gefreut und mich innerlich beschäftigt. Das gigantische vernetzte Gehirn „Internet“ bringt ja immer mal wieder neue Trends raus, die die Nutzung wirklich verändern und nicht nur oberflächlich- und ich würde Twitter auf jeden Fall dazu zählen. Ob das ebenfalls sehr gehypte Google Wave auch mal dazugehören wird oder sogar schon eine Fortsetzung des Ganzen ist, wird sich zeigen müssen.

Aber bei Twitter kann ich es auch besser abschätzen, weil ich es inzwischen besser kenne (bin seit ca. einem Jahr dabei, aktiv seit ca. einem halben Jahr). Ich habe zwar erst knapp 240 Follower und bin auch auf nur drei Listen verlinkt, aber ich lese sehr viele Tweets und beschäftige mich innerlich viel mit der Technik und auch den zwischenmenschlichen Abläufen.

Unbedingt neue Follower zu bekommen ist nicht unbedingt das oberste Ziel, es ist eher ein Nebeneffekt, wenn man alles richtig macht und diejenigen Leute findet, die einem zusagen UND gleichzeitig für Trends stehen. Wenn man eher Leuten folgt, die etwas besonderes darstellen und ebenfalls nicht so sehr Wert auf Verlinkung setzen, dann ist Twitter auf jeden Fall sowas wie eine Personen-Suchmaschine und hervorragend geeignet, um neue u. interessante Leute für das eigene Netzwerk zu finden (ganz gleich, wozu man dieses Netzwerk braucht).

Twitter ist so besonders, weil hier dezentral die Meinungen veröffentlicht und publiziert werden, weil es keinen gemeinsamen Chatraum gibt, sondern eben immer nur Gesprächs-Fäden mit den Menschen und Themen, die einem im Moment am meisten zusagen.

Dieses Prinzip „Follower“ und „Gefollowte“ bedeutet aber auch, dass es nicht ohne Zeit geht. Man muss sehr viel Zeit investieren, bis man Menschen findet, die einem zusagen. Wenn man nicht nur nach Äußerlichkeiten, Macht und Einfluss gehen möchte, lohnt es sich, die Tweets von anderen eingängig und lange zu lesen und dann im Einzelfall zu entscheiden, ob dieser Mensch auch wirklich alle Interessen oder zumindest die wichtigsten mit einem teilt.

Durch die Kürze und Häufigkeit der Nachrichten ist es nicht so gut möglich, den eigenen Charakter zu verschleiern und es ist auch schön, dass viele Leute über ihr Privatleben und ihre Befindlichkeit „twittern“- das macht es viel besser zugänglich und auch menschlich relevant.

Twitter verhindert, dass man die Kontakte wieder aus den Augen verliert, weil z.B. jeder einen anderen Messenger benutzt oder gerade nicht online ist. Twitter ist immer online und auch im eigenen Account wird immer geschrieben- es gibt also immer eine messbare Aktivität oder zumindest eine Timeline, wo man interessante Bookmarks, Songs und ähnliches zurückverfolgen kann.

Wenn man noch so einen Musik-Dienst wie Blip.fm nutzt, hat man immer auch einen virtuellen Kassettenrekorder dabei, vollgestopft mit Kassetten und Tracks der eigenen Lieblingsongs…und derer von Freunden.

Es ist wirklich praktisch. Durch das Web-Interface kann man von überall darauf zugreifen und auch das kleinste Smartphone wird mit den technischen Anforderungen zurechtkommen, ich habe Twitter z.B. erfolgreich auf dem DS eingesetzt und twittere dann oft auf dem Sofa, beim Fernsehen in den Werbepausen. Wireless-LAN und DSL machen es möglich, viel technischen Aufwand braucht man nicht.

Wie kann man nun Leute finden, die ähnliche Interessen haben?

Dazu gibt es viele Wege, aber der folgende Weg hat sich als sehr praktisch erwiesen:

  • Man gehe auf http://search.twitter.com/
  • Man gebe einen Suchbegriff der eigenen Persönlichkeit und des eigenen Interesses ein: Z.B. „smartphone“, „Politik“, „Zensursula“, „Gleichberechtigung“ oder was auch immer
  • eine Liste mit Twitteren und ihren Tweets erscheint, daraus picke man sich einzelne und schaut sich deren Profile an
  • man überfliegt die Profile, entscheidet nach dem Gesagten- vielleicht auch nach Bild, der Webseite und dem jeweiligen Beschreibungstext
  • bei Gefallen addet man den Twitterer hinzu
  • man wartet ein wenig, wenn es dem anderen auch so geht, (er bekommt nämlich eine Mitteilung darüber), wird man auch ge-followt
  • das Netzwerk (der eigenen Themen) vergrößert sich (ERFOLG!)
  • dann sollte man darauf achten, mit den neuen Kontakten auch zu chatten, zu „tweeten“; denn wenn man es nicht macht, verliert man vielleicht wieder jemand
  • oder man merkt, dass es doch nicht so passt und der Kontakt löst sich wieder (ganz leise) auf (wieder zurück auf Start..)

Interessant ist z.B. auch, dass ich regelmäßig Leute finde, denen ich zwar nie schreibe, die ich aber dennoch immer interessant und lesenswert empfinde. Ich bin einfach der Meinung, sie machen ihre Sache gut und will sie nicht bei der Arbeit stören. Dennoch, hin und wieder eine positive Rückmeldung senden, kann nicht schaden. Selbst der fleißigste Twitterer freut sich darüber, wer denn nicht?

Twitter ist mit den Menschen reden, anstatt aneinander vorbei, das ist seine Stärke. Es macht das Netz menschlicher und sozialer und das ist gut so.

Es ist in der Summe die Erfindung mit der größten Neuheit und auch mit dem meisten Nutzen für den mitteilungsfreudigen Internet-User. Es ergänzt Blogs perfekt, man teilt aufgeschnappte Nachrichten in kleine Portionen ein oder handelt sie ausschließlich dort ab, bekommt Rückmeldungen und Anregungen- schneller geht es nicht.

Zum Schluss bleiben die einzigen Kritikpunkte an Twitter, die schlechte Rücklaufquote bei den Followern (sowohl bei den Tweets als auch beim Zurück-Gefollowt werden) und die Tatsache, dass es Wenig-Nutzer und Anfänger eher abschreckt.

All diese Nachteile werden aber von den Vorteilen übertroffen und richtig genutzt, ist Twitter eine prima Sache.

Andere J.A. Blog-Artikel

https://www.ja-blog.de/2009/10/personliche-twitter-analyse/
https://www.ja-blog.de/2009/02/lustige-zwitter-spruche-teil-1/

Weiterführende, externe Links

http://dirk-baranek.de/internet/twitter-fur-anfanger-so-kann-es-losgehen/

Persönliche Twitter-Analyse

Heute schreibe ich mal wieder einen Blogeintrag, einfach so, weil ich jetzt ein paar Tage nicht geschrieben habe.

Ich lese gerne bei Blogs mit, bei denen ich das Gefühl habe, dass regelmäßig geschrieben und auch eine echte Person hinter den Gedanken steht.

In den letzten Tagen habe ich die Medien Twitter, Facebook und Blogs mal wieder intensiver untersucht und ich schwanke immer so zwischen Verachtung, Ablehnung, Interesse und Neugierde.

Twitter z.B. ist ein sehr interessanter Dienst und man könnte ihn für soviel nutzen. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass doch sehr viele Leute nicht das schreiben, was sie denken und eine perfekte Maske präsentieren.

Man liest sehr viel darüber, was die Leute so arbeiten, was für ein tolles neues Handy sie sich gekauft haben- aber von Tiefgang und echten menschlichen Problemen fehlt leider jede Spur. Warum liest man nicht oder nur selten ein „Das Baby hat mir gerade auf die Schulter gekotzt“- oder „habe meine Tage und keine Lust auf die Arbeit“ oder „Schon wieder Streß in der Beziehung“. Warum liest sich der Großteil wie Plastik und Hochglanzbroschüre mit ein wenig seichtem Humor?

Es ist ja auch klar: Wer will schon wirklich über sein Seelenleben schreiben, wer gibt gerne zu, Probleme zu haben oder in diesem oder jenem Bereich nicht mehr weiter zu wissen? Das wirklich Menschliche ist bei Twitter versteckt und man muss es lange suchen. Genauso stelle ich mir den Berufsalltag und die menschliche Sphäre im echten Leben vor. Nur dass man vielleicht noch etwas menschlicher als in Twitter sein kann. Es hört ja keiner mit! Twitter hingegen verbreitet dieses ständige Gefühl alles jedem sagen zu müssen und doch nicht gehört zu werden. Burn-Out und Sucht-Effekt inklusive!

Was mich zudem nervt, ist die nach wie vor niedrige Rücklaufquote. Man kann die Leute noch so oft anschreiben, wenn sie nicht antworten wollen, antworten sie nicht.

Dabei ist das ein ganz einfacher Mechanismus:

– ich lese, was andere so schreiben
– ich überlege, womit sie sich beschäftigen, was ihre Interessen sind
– wenn ich mir einig bin, dass mir derjenige zusagt, dann…
– schreibe ich jemanden an (reply) oder sende eine „Direct Message“
– es kommt etwas zurück, ein Kreislauf und Austausch entsteht
– ich merke mir die Person positiv und ein Netzwerk entsteht

– wenn keiner antwortet, stehe ich blöd da, weil

– will die Person keinen Kontakt mit mir?
– hat sie im Moment einfach nur keine Zeit?
– Nerve ich die Person?
– soll ich es nochmal probieren?

Wenn jemand gar nicht antwortet, probiere ich es höchstens noch einmal, bei ganz wenigen auch öfters, aber: Wenn jemand dauerhaft nicht reagiert, kann natürlich keine Freundschaft und kein Austausch entstehen und das ist schade.

Ich weiß nicht, wie sehr die Leute darauf achten, dass man selbst viele Follower hat. Also eigentlich ist es ja unwichtig, aber ich könnte mir vorstellen, dass das für einige doch sehr wichtig ist und man nur etwas „wert“ ist, wenn man eine bestimmte Follower Zahl „vorweisen“ kann (Ähnlich wie das Bankkonto, da gibt es schon Ähnlichkeiten, aber das gibt bestimmt keiner zu).

Durch diese Tatsache und die niedrige Rücklaufquote entsteht ganz einfach die Erkenntnis: Man muss sehr intensiv und viel Zeit mit dem Medium verbringen und unter Umständen sehr lange suchen, bis man die richtigen Kontakte gefunden hat.

Erkenne Dein Profil

Wenn man keinen Ruf im echten Leben aufgebaut hat und auch sonst kein „richtiges“ Ziel verfolgt, wird es schwer für die Menschen zu erkennen, warum sie einem denn überhaupt folgen sollen.

Um also bei Twitter erfolgreich zu sein, benötigt man ein Konzept, eine Idee für die eigenen Tweets, ein Rahmenprogramm. Es ist vielleicht auch gar nicht so schlecht, von „Profil“ zu sprechen, aber nicht von Profilneurose, sondern eher von Schärfung des eigenen Profils.

Es wird auch sehr schwierig werden, alles abzudecken, man muss sich schon auf etwas festlegen. Und je stärker die Nische ist, die man gewählt hat, desto eher werden die Leute auch wieder abspringen oder nicht mit einem warm.

Wenn jemand einen festen Beruf hat, dann scheint mir das sehr einfach: Hier bloggt und twittert der Verwaltungsingenieur soundso und alles was mit seinem Leben zu tun hat, kommt in die Tweets. Das könnte dann sein:

  • Er steht morgens auf und sagt: So jetzt Kaffee, dann Arbeit
  • Mittags wird über die Probleme im Büro geredet oder in der Pause auf Technikseiten gesurft
  • abends dann Musik-Tipps oder was man so isst
  • später evt. noch Fernsehempfehlungen

So in der Art laufen viele Tweets, die ich mir so angeschaut habe.

Sehr stark im Kommen sind anscheinend auch Firmen, vor allem kleine Mittelständler, die das Medium Twitter benutzen, um ihre Außenkontakte zu pflegen.

Wo aber bei all dem, will ich stehen?

So ganz recht weiß ich es noch nicht. Sich als Künstlerin oder Schriftstellerin zu vermarkten und ein Image aufzubauen, könnte nicht schlecht sein. Dann braucht man aber auch eine Marke im Hintergrund oder eine Firma und Produkte, die man vertreten möchte.

Wenn man da ganze immer nur so mal privat macht, dann fehlt der Zug und die Entschlossenheit und am Ende bleibt wieder nur der legendäre Gemischtwarenladen.

Sich ehrenamtlich zu engagieren und über Missstände aufmerksam zu machen, halte ich ebenfalls für gut. Das kann man immer mal so nebenbei machen, um den Geist für solche Dinge aufrecht zu halten. Ob es jetzt Armut, Emanzipation, Gleichstellung, Integration oder andere Themen sind: Im Grunde kann man zu allen Dingen seinen Senf abgeben und Links posten.

Die Kleinheit und Knappheit von Twitter ist zugleich seine Stärke, denn es ist universell.

Aber man braucht ein Konzept und das bildet sich erfahrungsgemäß erst dann, wenn man auch viel getwittert hat und herausbekommt, welche Themen sich am besten eignen. Wofür man steht, was man „nach außen“ vertreten will.

Twitter ist das Praxistool für die ersten Gehversuche in der Öffentlichkeitsarbeit. Twitter vergisst schnell und belohnt einen sofort, wenn man etwas richtig gemacht hat.

Das macht es auch für Anfänger sehr leicht zu handhaben.

Ebenfalls mag ich an Twitter, dass es den Menschen schult kurz und prägnant zu denken. Nicht selten erwische ich mich in der letzten Zeit dabei, im Bad, beim Putzen oder in anderen nicht gehirn-intensiven Tagesabschnitten heftig in der Twitter-Weise zu grübeln und mir meine Gefühle und Gedanken in nur wenige, aber dafür intensivere Weise zu formulieren.

Gehirn-Biologisch ist das für mich der bis jetzt größte Gewinn an Twitter. Das Menschliche vermisse ich nach wie vor und zuviel Zeit will ich nicht im virtuellen Meer verbringen. Sonst versinke ich evt. noch.

Mein Twitter läuft so, wie ich bin.

Und Deins?

Amadeus

Gestern kam wieder dieser Mozart-Film auf Arte . Das erste Mal haben wir ihn in der Schule gesehen, im Musik-Unterricht, das fand ich sehr cool. Da man auf unserer Schule leider nur sehr wenig Wochenstunden für Musik und Bildende Kunst hatte (was sich erst später durch eine neue Rektorin änderte) und der Film recht lang ist (160 Minuten), gingen einige der ungeliebten Schulstunden nur fürs Fernsehen drauf.

Damals, als Jugendliche, wurde ich nicht so warm mit dem Film, aber ich fand ihn auch nicht schlecht, es gab schlimmeres. (z.B. in Erdkunde Filme über Sedimente, Geologie und Erdgeschichte oder auch diese langweiligen Chemie-Filme, nicht zu vergessen die unzähligen u. vielzitierten Reportagen in Sozialkunde über die Nazi-Zeit).

Später sah ich ihn nochmal in Mannheim in der alten Wohnung und jetzt das dritte Mal (in Teilen) gestern Abend.

Er ist seitdem immer besser geworden und ich verstehe ihn auch immer besser.

Was aber ist an diesem Film so genial?

Irgendwie alles. Er macht Lust auf die Musik. Er erklärt die Wiener Zeit „zu Hofe“ sehr anschaulich, die ansonsten nur schwer zugänglich und langweilig ist. Er ist dramatisch, emotional und in jeder Minute mitreißend. Er hat eine tolle Ausstattung, tolle Kostüme und man kann plötzlich die Musik von Mozart viel besser einordnen.

Besonders gut gefällt mir die Figur des neidischen Hof-Komponisten Salieri, der so gar nicht damit klar kommt, dass sein junger Kollege mit seiner jugendlich-frischen Art soviel erfolgreicher ist, als er es selbst je sein wird.

Die Figur des Mozart ist hervorragend umgesetzt, er spielt den flippigen, aber gleichzeitig genialen Künstler- so hautnah und glaubwürdig wie man sonst nie einen Künstler im Medium TV dargestellt hat.

Man nimmt ihm alles ab: Die Zerrissenheit, den Arbeitseifer, die genialen Einfälle, das Verspielte, aber auch Leichtsinnige.

Salieri nennt ihn oft „einen Sohn Gottes“, oder meint, dass Gott durch ihn sprechen würde. Dass er alle anderen verhöhnt, die nicht so begabt sind und wie er es immer wieder schafft nur mit dem Wirken seiner Musik die Menschen von sich und seinen Ideen zu überzeugen.

Oft sind Filme in dieser Form ausgelegt: Der Außenseiter, der erst alle gegen sich hat und am Ende auf Grund seines Talents und seines Eifers über die Widerstände triumphiert und sie als Rauchwolke hinter sich lässt.. Eine realistische, amerikanische Perspektive? Oder nur ein schöner Traum?

Wie auch immer, Mozart hat wirklich gelebt, sein Schaffen war real. Und auch leider sein früher Tod, der dem Film „Amadeus“ ein trauriges und nachdenkliches Ende verleiht.

Wenn ihr die Gelegenheit habt, diesen Film zu sehen, dann schaut ihn euch an!

Gib mir deine Daten…

…denn ich verkaufe deine Seele

Es wäre so einfach. Jeder, der zu Hause sitzt, arbeitslos ist oder in der Freizeit ein wenig Zeit mitbringen kann, wirft den Computer an und beteiligt sich an Gewinnspielen, Umfragen oder anderen Seiten im Internet, die ihren Mitgliedern Teilhabe in Form von monetärer Entlohnung oder anderen „Segen“ versprechen (z.B. Ipods, Gutscheine, Notebooks, Autos oder Reisen).

Im Grunde gibt es recht viel Anbieter, so bin ich vor allem durch die neuen Facebook- Spiele mal wieder darauf gestoßen. Auch früher habe ich schonmal eine Phase gehabt, wo ich vor allem Gewinnspiele oder Produktbewertungs- Plattformen getestet habe. Sie sind sich alle sehr ähnlich, zumindest das finanzielle Konzept, das dahinter steht. Mit viel Aufwand muss der Nutzer Zeit verbringen und sich bis auf die Hose ausziehen- die Entlohnung ist geringfügig, wird erst beim Überschreiten einer Schwelle ausgezahlt oder es wird gerade mal Spielgeld für ein Spiel vergeben, von dem man nun gerade abhängig geworden ist.

Der Nutzer wird zum Sklaven für die seriöse Firma, die schön verdeckt im Hintergrund arbeitet und als Schaufenster eine glatt geputzte Hochglanzfassade aus dem Homepage-Baukasten anbietet.

Vor allem Meinungsumfragen scheinen sehr beliebt zu sein und was kann denn an einer harmlosen Umfrage so Schlimmes sein? Wenn man sich aber wirklich mal darauf einlässt, stellt man schon bald fest, dass das harmlose Wort „Screening“ im Grunde nur eine täuschende Verharmlosung ist.

Man wird von hinten nach vorne „gescreent“. Von der Haarfarbe, dem aktuellen Auto, der beruflichen und bildungsbezogenen Situation, der Zahl der Kinder, des Haushaltseinkommens, über die Lieblings-Kosmetikprodukte, dem Freizeitkonsum und der aktuellen Hardware-Ausstattung ist alles dabei. Es kommt aber noch schlimmer, sogar sehr detailreiche Fragen zur gesundheitlichen Situation können „ganz nach Belieben“ ausgewählt und angekreuzt werden, was der Gipfel der Dreistigkeit ist.

Man muss ja nix ausfüllen, man kann auch „weiss nicht“ ankreuzen…. aber das „weiss nicht“ muss man gut suchen, bis dahin hat man sich schon längst für ein Kreuz entschieden.

Ja, der Anbieter hat ja „nur“ eine Email-Adresse, was soll daran so schlimm sein? Mein Geschlecht vielleicht, mein Geburtsdatum noch. Ach und ja die IP, die ja gespeichert werden muss/ darf / was auch immer!

Wer liest sich die AGB schon durch, mal ehrlich? Wer überprüft, was mit den Daten geschieht?

Die Firma schreibt so schön, dass sie einen Teil in gemeinnützige Zwecke stecken, also mit jeder ausgefüllten Umfrage steigt ein virtuelles Guthaben- ist dieses überschritten, wird der Betrag für die Organisation ausgeschüttet. Immerhin, 5000 €.

Der Mann von der Drückerkolonne hat auch gesagt, dass er arm ist und ein Drogenproblem hat. Ich habe ihm geglaubt und bereitwillig einen Vertrag unterschrieben. Denn mit Gutgläubigkeit und scheinbaren Mitgefühl lassen sich noch die besten Geschäfte machen.

Wie lange das mit den „Spenden“ im Einzelfall dauert und ob die Beträge wirklich ankommen, steht in den Sternen. Niemand überprüft das.

Wir sind der Klick. Der Benutzer wird zum Sklaven.

Aber nicht nur dass er sehr lange Zeit mit diesen Seiten verbringt und unzählige Arbeitsstunden in den Äther brät- nein er wird auch noch gläsern. Wir brauchen keinen „Bundestrojaner“ wir haben längst, ordentliche seriöse Firmen die im Großauftrag tausende von Daten erspähen und sie „produktbezogen“ und kundenorientiert weiterverarbeiten, sprich verkaufen. Denn warum sollten sonst Daten gesammelt werden? Um die Umwelt ein wenig schöner zu machen oder Tiere vorm Tierheim zu retten? Ganz bestimmt nicht.

Das Schlimme daran ist eigentlich, dass wir uns freiwillig darauf einlassen. Dass man mit bunten Spielchen wie auf Facebook dazu geködert wird, dass es einen sozialen Hintergrund hat oder die Seite sich im speziellen Fall noch gemeinnützig und wohltätig gibt. Das Geschäftsmodell wird dem ahnungslosen Verbraucher quasi von hinten eingeführt, ziemlich unsichtbar, aber doch schmerzhaft.

Im Dunkeln, verdeckt vor jeder Recherche, Meinungsfreiheit und Moral wird das Geld gemacht, vorne – also beim Nutzer selbst – kommt nicht viel an.

Die Frage ist also, wie kann jemand, der das Konzept halbwegs versteht, sich überhaupt auf so etwas einlassen? Wie können solche Firmen, die so offentsichtlich gegen jede Moral und jeden Verbraucherschutz Daten sammeln, so ein Geschäftsmodelll durchsetzen?

Wahrscheinlich nur, weil und solange es genügend Leute gibt, die kein Geld verdienen und auf die paar Cents angewiesen sind, die sie mit Klicks, Umfragen oder Gewinnspielen erhaschen könnten. Es passt alles zusammen: Die Reichen, Gebildeten, Studierten haben die Firmen und die Macht, denken sich immer wieder neue Methoden aus. Politisch wird nichts gemacht, Bildungspolitik bleibt ewig gleich und über die Steuern werden die Besserverdiener entlastet. Die Arbeit machen „die da unten“, die keine Chance auf etwas anderes haben.

Ein Konzept, dass die Umenschlichkeit neuer Informationstechnologie und die Macht der allgemeinen Datensammelwut nur zu schön präsentiert.

Wenn ich deine Daten habe, habe ich deine Seele.

………………………………………………………………

Links

Gefangen im Netz

Nun, ich sehe die Fakten eindeutig vor mir: Ich werde mein Blog-Karriere aufgeben müssen, denn ich bin nun ein erfolgreiches Mitglied der größten Mafia der Welt.

Links, die Anzeige mit meinen „Live-Besuchern“ des Blogs, auf der rechten Seite der tickende Timer von Mafia Wars, dem beliebten Spiel auf Facebook, bei dem ich mich vor ein paar Tagen wegen einer seltsamen Mischung aus Langeweile und Neugierde registriert habe.

Auf der linken Seite ist Stillstand, manchmal kommt stundenlang kein neuer Besucher auf mein Blog mit den politischen und sozialen Aussagen. Mein Blog, mein geliebtes Blog, das ich so liebe und verehre und dass mir schon viel geholfen hat. Mit dem ich aber nie ein breites Publikum ansprechen oder erreichen konnte.

Auf der rechten Seite ist es ganz anders, da pulsiert das Leben, das echte Leben möchte man meinen. Im geöffneten Facebook-Fenster  prasseln die Freundschaftsanfragen im Minutentakt auf mich ein, ich verwalte meinen virtuellen Avatar und knobel‘ mich durch die abgefahrensten Browser-Spielchen. Auf drei hab ich mich eingelassen, dass muss erstmal reichen, aber im Grunde spiele ich nur „FarmVille“ und „Mafia Wars„. Die Spiele sind von der gleichen Firma, aber sehr unterschiedlich aufgebaut.

In Mafia Wars geht es darum, mit virtuellen Punkten im Wesentlichen „Jobs“ und „Kämpfe“ zu erledigen. Vor allem der Energie-Faktor ist wichtig, weil man hier nur eine begrenzte Menge hat, um Aufgaben zu erfüllen.

Dieser Punktestand (bei mir sind es auf Level 14 gerade mal 40) ist quasi das Guthaben, dass man in Aktionen umsetzen kann, dazu kommt noch der klassische Geldfaktor und der Ausdauer-Balken, der für die Kämpfe wichtig ist (je mehr, desto öfters kann man kämpfen).

Die Story ist schnell erzählt, es gibt eigentlich keine, denn es ist ein Browserspiel. Es gibt nur ein „Setting“, also ein grober Hintergrund, auf dem die Thematik angesiedelt ist. Das meiste muss man sich selbst erzählen und diese Spiele leben auch mehr von der interaktiven Dynamik. Die eigentliche Spiel-Engine ist zum Vergleich zu klassischen PC-Spielen sehr dürr und im Grunde vernachlässigbar.

Hier geht es nicht um Spannungskurven, um technisch und dramaturgisch aufwändige, interaktive Meisterwerke, die mit Kinofilmen Schritt halten können oder sie gar übertreffen.

Nein, die FB-Spiele sind eine Art „Tool“ für den modernen Menschen. Man loggt sich ins FB ein. Man „addet“ neue Freunde, man nimmt virtuelle Geschenke an oder verteilt welche, man klickt sich durch die diversen Jobs und Aufträge. Das virtuelle Geld vermehrt sich, man lernt neue Menschen kennen. Der Kreis ist geschlossen.

FB ist im Grunde ein Betriebssystem im Browser, sehr klein, aber doch mächtig und vor allem auf der Basis von Millionen Nutzern. Nach dieser Meldung zu urteilen, wurde die weltweite 300 Millionen Marke überschritten, dennoch ist es anscheinend schwer, in einen positiven „Cash-Flow“ zu kommen. ((  300 Millionen Nutzer (via http://twitter.com/i_am_fabs ) ))

So wundert es auch nicht, dass man nach kurzer Zeit der Spielerei das eigentliche Geschäftsmodell in Mafia Wars entdeckt: Mit speziellen Bonuspunkten kann man sich zusätzliche Items und Gegenstände kaufen. Diese Bonuspunkte bekommt man aber nur, wenn man Geld bezahlt oder bestimmte (wahrscheinlich meistens kostenpflichtige) Angebote, Gewinnspiele, Umfragen z.B. fürs Mobiltelefon annimmt.

Indirekt ist daraus zu schließen, dass die Spiele absichtlich auf einen Sucht-Faktor ausgelegt sind und die Spiel-Erfahrung bestätigt diesen Verdacht.

Wer andere ständig übertreffen will und sich mit ihnen misst, wird bald in Versuchung kommen, diese Extra- Punkte für echtes Geld zu kaufen (Einstieg in die Spielsucht!) . Wer aber damit umgehen kann, widersteht der Versuchung und spielt nur ab und an und kauft nichts für Geld. Die Spielmechanik und die ständige Werbung und Anfragen, die man mit dem Spiel versenden kann, führt aber zu einer „Massen-Verseuchung“ der Profil-Seiten, vor denen man sich nur schwer schützen kann.

Die eigentliche Spielmechanik ist im Grunde schnell erschöpft (so wundert es auch ein wenig, dass dieses Spiel süchtig machen kann) und mit der Zeit erkennt man einen weiteren, „sozialen Sinn“ im Spiel: Man fängt an, sich für die anderen Mafia-Mitglieder zu interessieren. Um bestimmte Aufträge zu erfüllen, braucht man eine bestimmte Mafia-Größe. Dieser bekommt man nur, wenn man wildfremden Personen Freundschafts- und Mafia Wars Anfragen sendet.

Diese bestätigen das dann im Idealfall und schon füllt sich der Pegel mit der Freundesanzahl. Hin und wieder kommt man in Verlockung, sich die Profile und Fotos der Gegenüber anzuschauen oder zu kommentieren. Vielleicht schickt man auch eine private Nachricht.

Es fällt aber auf, dass die meisten öffentlichen Profile nicht sehr viel Preis geben. Die negative Berichterstattung über solche sozialen Dienste hat wohl schon Früchte getragen und in Regelmäßigkeit tauchen neue Horror-Geschichten auf (vor allem, dass jemand wegen FB seinen Job verliert oder keinen bekommt).

Letztendlich ist es so, dass ich auf der rechten Seite viele Menschen hab, die ich nur wenig kenne. Die linke Seite mit dem Blog ist ganz anders, die linke Seite bin ich, ist meine private Gedanken- und Meinungswelt, nur manchmal garniert mit der Meinung von anderen.

Die rechte Seite ist die Öffentlichkeit, aber auch die Unendlichkeit. Es ist wie ein Bummel durch die Stadt. Man sieht viele Gesichter, manche sehen nett aus, andere nicht. Manche sind langweillig, andere will man näher kennenlernen. In der Stadt hat man wenig Möglichkeiten und vielleicht viele Hemmungen. Im Grunde kann ich auf der rechten Seite dafür sorgen, dass mehr auf die linke Seite kommen und sich mit mir beschäftigen (bzw. ich mit ihnen).

In Facebook kann man sehr einfach eine „private Nachricht“ schicken. Und wer weiß, vielleicht wird aus dem gemeinsamen Spiel ja mal eine gemeinsame Freundschaft? Gemeinsamkeiten haben schon immer Menschen zusammengebracht.

Oder alle gehen wieder ihren Weg und schauen einsam raus in die dunkle, kalte Nacht… in die ständige, dunkle Nacht des Internets.