Unklare Verhältnisse

Was ist so seltsam an diesem Fall? Ein Mann mit kantigem Gesicht und ausgeprägten Muskeln inmitten von Frauen, der versucht die Kampfrichter zu täuschen und den Kontrahenten davon zu laufen? Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, das aber beim genauen Hinschauen eher erstarrt und ängstlich wirkt?

Ein Verband, der erst kurz vor dem Lauf bekannt gibt, dass ein sog. Geschlechtstest durchgeführt wird und somit die vermeintliche „Betrügerin“ überführen könnte, sie aber auch damit zugleich heftigst verunsichert, fast „bestraft“?

Der damit verbundene Eingriff in die Intimsphäre und Geschlechtsrealität der Betroffenen ist ein leider unumgängliches, aber ungeschickt platziertes Wagnis. In einem akuten Stadium von Transsexualität ((oder Intersexualität, was noch wahrscheinlicher ist)) kann sich das sehr ungünstig auf die Psyche auswirken. Wenn es so wäre, dann wären es ungelöste Probleme, die im schlimmsten Fall in einem großen Knall für Semenya enden könnten. Diese Verdrängungstaktik der Athletin und das sich nicht wirklich bewusst- sein über die eigene Identität bzw. dem Umgang damit wäre eher bezeichned, ein typisches Merkmal. In der Tat ein „sensibles Thema“.

Obwohl es viel Spekulation ist und sie auch ein Zwitter oder einfach nur ein Betrüger sein könnte. Nur, wenn man wirklich männliche Chromosomen findet und sie behauptet, sie „fühle sich weiblich“, wer würde ihr glauben? Gibt es im Sport Sonderrechte für Zwitter oder Transsexuelle?

Und wenn ja, wer schneidet das Gehirn auf und guckt hinein… ?

Ein Therapeut, ein männlicher vielleicht, ein Transenhasser, der mit aller Kraft seine eigene Homosexualität unterdrückt?

Komisch ist auch die Tatsache, dass im deutschen TV-Kommentar von gestern abend kein einziges Mal das Wort „Transsexualität“ angeschnitten, sondern nur seltsam umschrieben wurde.
Was wiederum auf die mangelnde gesellschaftliche Aufklärungsquote und die seltsame Außenseiterrolle hinweist, die diese „Krankheit“ immer noch in der Öffentlichkeit hat.

Oder ist es dann doch eher die Frage, wo die TS-Frau (wenn es denn eine wäre) denn antreten soll? Soviel ich weiß, ist die Teilnahme für TS-Frauen als Frau bei solchen Disziplinen untersagt, was wiederum eine Diskrimierung wäre. Und dass sie dann bei den Paralympics, sozusagen als Behinderte teilnehmen müsste, in einer gesonderten Disziplin für geschlechtlose oder zweigeschlechtliche Wesen? (die man zudem erst schaffen müsste)

Wo sind nun die Vertreter der deutschen TS-SHG´s die nun lauthals aufschreien und Gerechtigkeit fordern?

Die mit aller Macht die TS als Frauen sehen wollen, ohne wenn und aber und ohne Diskussions- und Auslegungsspielraum?

In diesem Fall gibt es keine klaren Antworten, auch wenn man sie gerne hätte.

Gerechtigkeit wird nur schwer zu erzeugen sein. Es sind Fragen, auf die man in Zukunft noch besser vorbereitet sein sollte.

Wo wir schon beim Spekulieren sind, es gäbe noch einen dritten Fall: Sie ist wirklich genetisch und seelisch weiblich und hat einfach nur eine stark gebaute Figur. Dann wird der Geschlechtstest aber zu einer Lachnummer und der unfreiwillige, satirische Höhepunkt dieser WM.

Denn eine Frau hat zart und schmächtig zu sein und darf keine große Leistungen vollbringen…

Heiße Birnen

Heiß her ging es heute bei „Hart aber fair„.
Die Vertreterin des Energieverbandes (stellvertretend für „die Stromkonzerne“) hatte Pech im Unglück, war die einzige Frau und konnte sich kaum beliebt machen. Zudem wirkte es so, als ob sie als Bauernopfer, Prellbock zwischen erzürnten Politikern und den Machtinteressen der Großkonzerne, herhalten musste.

Die rhetorisch sehr geschickten und aggressiv auftretenden Herren Trittin (Ex-Umweltminister) und der amtierende Umweltminister Sigmar Gabriel gaben sich keine Blöße und konterten jeden Angriff geschickt und setzen noch etwas obendrauf. Die Ausreden und typischen Floskeln wurden mit unerwarterter Härte beantwortet und nicht gelten gelassen. Frau Müller hatte es schwer, sich den Argumenten zu widersetzen und sie konnte einem ein wenig leid tun. Es war das erste Mal (für mich) dass auf solcher Breitseite öffentlich Stimmung gegen die Gewinnsucht der Energieriesen, wie z.B. RWE gemacht wurde und das Gefühl war, dass dies eine gerechtfertigte und heftige Emotion war, die auch der Stimme des Volkes entsprach. Allein der immense Reingewinn RWE´s von 2,2 Milliarden Euro pro Halbjahr (!) ist eine gewichtige Zahl, die nicht so schnell den Raum verlassen konnte.

Dies unterstrich Frank Plasberg auch mit der Richtigstellung, dass die Verbraucher nicht verunsichert sind („sich Sorgen machen“), sondern im Gegenteil sehr verärgert über die Tatsache sind, dass Deutschland die höchsten Stromkosten aller europäischen Länder hat, Steuern und Abgaben herausgerechnet.

Da half auch keine Ausweichtaktik mehr, dieser Punkt ging an die Verbraucher und an eine Politik des nach-vorne-Denkens, die jegliche Blockaden im Energiesektor umschiffen bzw. lösen soll. Hier wurden viele Sachpunkte angesprochen, z.B. die Sicherheitsthematik oder die atomare Endmülllagerung.

Ob sich nach so einer Sendung wirklich etwas ändert, oder doch nicht wieder nur Köpfe ausgetauscht werden, bleibt indes unklar.

Wichtig ist aber der politische Wind, der hier zum Vorschein kam und der schien mir sehr grün, sehr vernünftig und sehr intelligent. Die Politiker der links gerichteten Parteien, vor allem Herr Gabriel und Herr Trittin konnten auf jeden Fall wichtige Sympathie-Punkte für den aktuellen Wahlkampf sammeln. Geschickt konnten sie davon ablenken und die Tatsache überspielen, dass der Bürger durch das Verbot der klassischen Glühlampe und die schrittweise Verbannung aus dem Handel ziemlich bevormundet wird. Ihre Formulierungen klangen nicht sehr ideologisch, sondern durchdacht. Einzig der schelmisch grinsende Blick von Jürgen Trittin ließ erahnen, dass hier einiges an Gerissenheit und Kalkül dahinter stand, beweisen war es jedoch nur schwer. Der direkte politische Kontrahent der beiden, Markus Söder (CSU) war zu lieb und zu wenig bissig, einigte sich am Ende noch mit den beiden, was für Ruhe und Frieden sorgte. Aber auch Söder ist wahrscheinlich klug genug, nicht geradeweg in das politische Messer zu laufen was da so direkt vor ihm am Tisch imaginär aufgespannt wurde. Sein Verhalten passte zur Taktik der großen Schwester CDU die aktuelle Machtposition zu halten und souverän, aber nicht aufgeregt zu verteidigen. So wurde den Angriffen der flinken Gesprächspartner am besten die Energie genommen.

Genau in der Mitte dieser Talkgäste saß Ranga Yogeshwar , der bekannte Wissenschaftsjournalist und beliebte Moderator mit dem ausgeglichenen Gemüt setzte die richtigen Akzente. Sein Vortrag über die technischen Unterschiede der herkömmlichen Glühlampe im Vergleich zur modernen Energiesparlampe war anschaulich und gut erklärt. Wichtig ist zu wissen, dass bei der normalen Glühlampe das langwellige, warme rote Spektrum viel stärker ausgeprägt ist und somit „unbewusst“ (da unsichtbar) für ein wärmeres Raumklima sorgt. Der anfänglich etwas skurril wirkende Lampenhändler (Glühlampen sind „Lagerfeuer“ und „Kulturgut“), der sich per kurzen Einspieler äußern durfte, wurde somit indirekt bestätigt.

Yogeshwar vertat sich allerdings dabei, als er sich etwas abfällig über die Arbeitsmoral der „einfachen Leute“ äußerte, die in den Schaltzentralen von Atomkraftwerken ihren Dienst tun. Mag sein, dass er in drei Jahren seiner Tätigkeit in einem Kraftwerk schlechte Erfahrungen gesammelt hat, dies berechtigt ihn aber weder praktisch noch moralisch für so ein vernichtenes Urteil über die „Realität“. Es wäre geschickter gewesen, wenn er an die Ausbildungsqualität appelliert hätte oder darauf eingegangen wäre, wie die Arbeitsbedingungen im Schichtbetrieb sind, wer diese Arbeitsbedingungen verantwortet und welche Folge woraus genau entstehen.

Dieser Ausflug in die soziale Gerechtigkeit wäre aber zuweit gegangen und auch nicht Gegenstand der aktuellen Diskussion.

Der Zuschauer erlebte eine hitzige, beherzte aber dennoch friedliche Debatte und konnte sich gemütlich über die gelungene Sendung freuen.

Diese Sendung war eindeutig „Heiß, aber fair!“.

Der Fernsehabend

Die dümmsten Eltern der Welt

Eigentlich wollte ich gestern Abend gar nicht fernsehen. Da es draußen aber regnete, ich von der anstrengenden Woche noch müde war und zudem gerade eine Pizza im Ofen hatte, beschloss ich, ein wenig herumzuzappen. Wie so oft, kam nach der ausführlichen Lektüre der Programmzeitschrift erstmal nicht viel Interessantes. Da war nur die Sendung „Die strengsten Eltern der Welt“, die ich wenigstens mal kennenlernen und reinschalten wollte. Da ich überzeugte Anhängerin der antiautoritären Erziehung bin, war mir schon von Anfang an klar, dass das Format wahrscheinlich nichts für mich sein wird. Und so war es dann auch. Zwei Jugendliche aus sozial schwachen Familien, mit völlig überforderten und allein gelassenen Müttern benehmen sich „unmöglich“ und „frech“ und „wollen nix lernen“. Sie zum Beispiel, eine verzogene Göre mit dem hübschen Namen „Julia“, kaute ständig auf dem Kaugummi herum, trug nur die besten Klamotten und Make-Ups (für die sie dann ihr ganzes Geld ausgab) und telefonierte und simste ständig, sogar beim Essen, unter dem Tisch. Ich habe mir dabei gedacht „oh, fein- eine kommunikationsfreudige Person, wie schön, dass sie so viele Kontakte hat und sich um andere Menschen kümmert, von der kann ich noch was lernen…“, aber die dicke Mutter war schneller und plärrte aufgebracht in die Kamera „dass es so nicht weitergeht“ und hier „dringender Handlungsbedarf“ besteht. Tja, und wer kann da mehr Hilfe leisten, als der werbe-finanzierte und auf Profit ausgerichtete Privatsender??

„Der Fernsehabend“ weiterlesen

Doku-Rezension „Der erste Weltkrieg“

Gestern kam auf 3Sat die Reportage über den Ersten Weltkrieg im Rahmen des Doku-Sommers 2009 (Menschen und Mächte) von Robert Gokl und Andreas Novak.

Diese höchst interessante, zweiteilige Dokumentation zeichnete sich vor allem durch die kurzweilige Erzählweise und die starke Verwendung von historischem Bildmaterial aus. Gestalterisch war die Sendung eine Aneinanderreihung von historischen Schwarzweiß-Filmen und Bildern, die immer mal wieder von Interviews lebender Zeitzeugen unterbrochen und begleitet wurde. Durch diese Technik bekam die Sendung ein hohes Maß an Authentizität und emotionaler Dringlichkeit. Der Zuschauer fühlte sich in die Zeit zwischen 1914 und 1918 versetzt- es war gut möglich, die nüchternen Fakten mit der tatsächlichen Brisanz der Themen zu vermischen. Die an sich schon ernste Thematik in Verbindung mit sehr trauriger, leiser Hintergrundmusik steuerte ihren Teil zur tristen Grundstimmung bei.

„Doku-Rezension „Der erste Weltkrieg““ weiterlesen

Die perfekte Hülle und ein bitterer Nachgeschmack

Ein kleiner Mövenzaan, allein in weiter Flur

Die Topmodels- Virtuelle Seelen-Medizin

Gestern kam es also, das Finale, auf dass wir alle „so lange gewartet haben“. Der krönende kurze, werbeverseuchte Pieks in der gigantischen Medien-Seifenblase GNTM. (Germanys Next Topmodel).

Man merkt der Sendung an, dass so langsam die Ideen ausgehen, denn die vierte Staffel war mitsamt dem Ende der dritten Staffel sehr ähnlich.

So wundert es auch nicht, dass ich fast alle anfänglichen Folgen geschaut habe und nur bei den letzten drei welche weggelassen habe, auch das Finale habe ich nur mit einem Augenwinkel gesehen- denn auf dem anderen Kanal lief mal wieder Star Trek: verlockender! Nur die Enthüllung der Gekürten tat ich mir in einer Werbepause an.

Die Reaktionen der Zuschauer war im Verlauf der Staffel ähnlich, doch merkte ich diesmal besonders über Twitter, wie gehässig und abfällig Menschen sein können. Man mag es nicht glauben, aber die Welt ist nunmal nicht voller Liebe und Mitgefühl, sondern durchtränkt von Hass, Eifersucht und niederen Gefühlen. Die allseits grinsende Heidi Klum scheint diesen Hass ganz besonders auf sich zu ziehen. Zu erfolgreich ihr Leben, zu hübsch ihr Gesicht, zuviele Kinder, ein perfekter Ehemann, keine Skandale, zu perfekt ihr Auftreten, zu hoch ihr vermuteter Kontostand, zu ideal ihre Zähne, zu utopisch und perfekt für den Durschnitts-Deutschen. Eine weibliche Göttin auf High Heels, möchte man meinen. Und doch Sinnbild für ein heimliches Ideal von so vielen.

Ähnlich ihre Mädchen, die zuerst etwas verschüchtert, wie typische Schulmädchen wirken und mit der Zeit immer professioneller und ausgebildeter werden. Man merkt, wie sie Erfahrung bekommen und selbstsicher werden. Die Eltern daheim, besonders weibliche Personen, werden ins Träumen kommen, wenn sie sehen, was „ihre Tochter“ da aus sich macht, vielleicht auch ein wenig Neid entwickeln. Andere Mädchen werden sie bewundern und Jungs in ihrem Alter bekommen den Mund sowieso vor Staunen nicht mehr zu. Nur Feministinnen, ältere Männer und solche, die vielleicht schon zwanzig Jahre verheiratet sind, stehen darüber und schauen lieber das literarische Quartett. Für sie hat die Sendung keine Relevanz.
Der echte Jäger zeigt erst da die wahre Größe, wo er aufs Jagen verzichtet und stattdessen Fleisch aus der Dose schaufelt.

Und so fiel mir diesmal über Twitter auf, dass es eine völlig neue Gruppe von Zuschauern gibt, eine Klientel, von der ich eigentlich dachte, dass sie mit dem Untergang des römischen Reichs und der „Brot und Spiele„- Zeiten ausgestorben wären: Die GNTM-Hasser.

Man erkennt sie daran, dass sie sich auf eine Kandidatin stürzen und diese entweder mit unbändiger Liebe und Zuneigung überhäufen, oder bei Nicht-Gefallen diese Liebe in ihr Gegenteil verkehren. Ab sofort werden diese imaginären Persönlichkeiten gehasst. Man kennt sie nicht, nein das ist nicht wichtig. Aber man kennt ihr Abbild, ihre virtuelle Aura, ihr zweidimensionales Konterfei. Man erkennt ihre Gefühle, sieht ihren Körper, der wie bei einer Sklavin einem Millionenpublikum verkauft wird, man sieht, wie sie sich winden, und dem Schrecken der Ober-Chefin Heidi entkommen, ein gigantisches für die zahlenden Werbekunden inszeniertes Spektakel. Frauen? Jung? Das ist perfekt. Sie sind wehrloses Opfer, empfänglich, dümmlich, ein perfektes Hass-Objekt. Doch wehe, wenn die Kulleraugen mal wieder eine Teddy-Träne lostreten, wer kann da so grausam sein und kein Fünkchen Mitgefühl empfinden? Wer wird auch bei dem genialsten Outfit immer noch von Logik und Werbebotschaften faseln, wenn die Wucht des medialen Aufschlags in das Wohnzimmer schlägt und die sexuell-psychologischen Wellen ihre Kreise ziehen? Mal ehrlich, wer bleibt da kühl?

Ständig wird geweint und ein anderes Lied eingespielt- die Sendung ist eine reine Aneinanderkettung von Gefühlen und Phantasien. Sie eignet sich hervorragend für weibliche und musikalisch- oder sozial veranlagte Menschen, die Gefühle in ihrem Gegenüber „spiegeln“ wollen oder sich auf die Unendlichkeit der kleinen weiblichen Gefühls- und Gedankengeschichten einlassen wollen. Naturgemäß ist es am Anfang besonders schön, weil da die noch unerfahrenen Mädchen sich das eine oder andere „Lustige“ oder „Besondere“ leisten- am Ende der Staffel merkt man dann, dass alle die gleiche Sprache sprechen und beinahe wie beim Militär mit den immer gleichen Antworten und Formeln aufwarten.

Nein, diese Sendung ist keine Ausbildung für Models und auch ein „Topmodel“ wird nicht gesucht, das erzählt man nur ständig. Würde man den harten Model-Alltag wie in einer Dokumentations-Sendung einfangen, wären die Geschichten schnell erzählt und auch die Spannungs- und Höhepunkte hielten sich in Grenzen. Diese Sendung ist Show. Pure Show. Und nichts anderes. Die Sendung zielt darauf ab, möglichst hohe Einschaltquoten zu generieren, möglichst vielen Leuten einen emotionalen Input zu bieten und in einem großen medienwirksamen Sog Zuschauer an sich zu ziehen, was ihr ja auch gelingt.

Wie kann man bei diesen offensichtlichen Absichten noch damit argumentieren, dass die Sendung keinen Bildungsauftrag hätte? Dass sie ein schlechtes Vorbild für junge Frauen wäre? Dass dabei ethische Grundsätze und damit verbundende Moralfragen ausgehebelt werden?

Diesen Anspruch hatte die Sendung noch nie. Nein, wer das glaubt, was auf der Verpackung steht, der ist schon längst in den Fängen der Oberflächlichkeit verheddert, der versteht das Konzept nicht.

Wer sich über die Werbebotschaften ärgert, aber das mit Geschmacksverstärkern und künstlichen Farb- und Aromastoffen versehende Konzept zügig in sich reinschaufelt, sollte sich hinterher nicht über Blähungen wundern.

So ist „Show“ nunmal. Laut, voller Emotionen und Tränen, mit hübschen Frauen, perfekt und für den Kunden präsentiert. So ist Werbung nun mal. Ob für Produkte oder in der Tier- und Pflanzenwelt. Es geht um die hübschesten Blüten, um den besten Duft, die größte Attraktion. Die ganze Natur ist auf diesen Effekt des Werbens und Findens ausgerichtet.

Diese Sendung gibt nur das wieder, wofür Menschen empfänglich sind: Die perfekte Hülle.

Der Weltraum- Unendliche Weiten

Die Crew der „Star Trek- Das Nächste Jahrhundert“-Reihe mochte ich einfach am liebsten.

Vor allem die Kinofilme „Der erste Kontakt“ (1996) und „Der Aufstand“ (1998) prägten sich bei mir tief ein. Umso größer die Freude, dass sie gestern im Stark Trek- Mai auf Kabel 1 gezeigt wurden. Ich schaute allerdings nur den „Aufstand“ und anschließend eine Doppelfolge „Skorpion“ der Voyager- Reihe, letztere übrigens mit einem weiblichen Kapitän. 😉

Damals und heute hat sich meine Sichtweise auf die Filme nur wenig verändert. Noch immer denke ich, dass sie ein Meisterwerk der Filmkunst sind und Wegweiser für eine ganz neue Generation der Fernsehunterhaltung. Einzigartig z.B. die Verquickung von moderner Sciencefiction, die wirklich „visionär“ und alles andere als altbacken oder berechenbar ist, die vielen technischen Details, die in der Summe als glaubwürdig gelten dürften und auf mich Phantasie- anregend wirken. Dazu kommen tolle Schauspieler, die wirklich mit Leidenschaft ihre Rolle spielen und der ständige augenzwinkernde Humor, der mich in den Bann zieht und genau in der richtigen Dosierung platziert ist. Natürlich dürfen auch die moralischen Aspekte, die Philosophie und die zwischenmenschlichen Dinge nicht fehlen, was der gesamten Folge immer dieses Extra an Pädagogik und Vorbildfunktion für viele Jugendliche mitgab und gibt.

Im „Aufstand“ wurden die Liebesgeschichte und das Gefühlsduselige allerdings etwas übertrieben, so nerven mich damals wie heute die langen und teilweise etwas kitschigen Einstellungen, die laut Wikipedia sogar nachträglich noch gekürzt worden sind. Die Basis-Handlung ist gewohnt gut und fesselnd und birgt Startrek-typisch einiges an Überraschungspotential. Dennoch hätte es ruhig ein paar mehr Wendungen und komplexere Handlungsstränge sein können, denn allzu berechenbar wird der Verlauf zum Ende hin. Es gibt die Bösen, die Guten und die vermittelnde Crew, das kennt man schon aus so vielen Folgen.

Gut daran ist, dass man sich diesmal viel in echtem Gelände bewegt und die Schönheit des fremden Planeten so authentisch eingefangen hat. Außenszenen waren immer etwas Besonderes in der sonst etwas dominierenden Studio-Umgebung der Serie.

Dass dieser fremde Planet das Leben schenkt und alle Einwohner mit einer seltsamen, fremden Strahlung quasi verjüngt, wirkt nachvollziehbar. Lustig, die Veränderungen an den einzelnen Mitgliedern. Die Evakuierung aus dem Dorf hat Action-Potential – ist aber zu kurz geraten. Diese Stelle hätte man ruhig noch etwas ausbauen können. Stattdessen verschenkt man die Zeit mit nervigen Streit-Dialogen und moralischen Dingen, die die eigentliche Handlung etwas unterdrücken. Sicherlich, die Serie zeichnet sich dadurch aus, dass reflektiert und nachgedacht wird, aber die Action darf man dabei nicht vergessen, vor allem nicht in einem Kinofilm! Mit dem Jungbrunnen-Thema hätte man zudem ein tolles Motiv, dass für viele Anregungen und psychologischen Assoziationen gut gewesen wäre, doch neben dem plakativen Schönheitswahn und der zur Hässlichkeit entstellten „Bösen“ fehlt ein wenig der Tiefgang der Thematik.

Stattdessen verliert man sich in romantischen Vorstellungen, was man hätte alles machen können, wenn man nochmal jung wäre. Worf kommt wieder in seine klingonische Pubertät und ist noch ein Stückchen aggressiver als sonst (aber chic, mit Pickel!), Picard und Riker und ein paar Damen verlieben sich, „Lieutnant Commander“ Data hat nur einen glatten Androiden-Popo wie immer, dafür hebt sein kindlich-naiver Humor den Rest der Crew mit nach oben.

Die Inszenierung des Films ist vorbildlich und lädt zum Träumen ein. Alles ist authentisch, echt und fühlt sich toll an. Die Maske gewohnt gut, man erwartet nichts anderes mehr und doch ist sie so genial, die Außerirdischen wirken wirklich „außerirdisch“. Filmmusik und Effekte sind ebenfalls gut und in gewohnter Star Trek-Qualität.

Der Film ist ein schönes, solides und fesselndes Märchen über die Gedanken an die Jugend in ferner Zukunft.

………………………..

Die Doppelfolge „Skorpion“ aus der Voyager-Reihe kannte ich noch nicht. Diese hob sich aber deutlich von der sonstigen Serie ab und war besonders eindringlich und durchgängig spannend, fast spannender als der vorherige Kinofilm. Die sonst so mächtigen Borg hatten sich mit einem falschen Feind angelegt, jemand, den sie nicht „assimilieren“ konnten, sondern der zur einer ernsten Gefahr für sie wurde. Eine biologische Lebensform, die dem sog. flüssigen Raum entspringt, ähnlich in Expansionswille und Aggression den Borg, aber noch stärker. Mit ihrer überlegenen Technologie vernichten sie einen Borg-Kubus nach dem anderen. Die Voyager, verschollen im fernen Delta-Quadranten (Teil der Vorgeschichte der Serie) geraten zwischen die Fronten, entwickeln aber quasi aus dem Nichts spezielle Nanosonden, ein Anti-Serum, dass man als biologische Waffe gegen die neue Spezies 8472 verwenden kann.

Damit gelingt es ihnen tatsächlich, die Borg zur Zusammenarbeit zu überreden und die fremde Spezies zurück zu drängen. Im Gegenzug für die neue Technologie gewähren die Borg freies Geleit durch eine spezielle Passage zum nächsten Quadranten.

Dass die Borg allerdings wie ein Skorpion immer stechen müssen, weil das ihre Natur sei, gibt es am Ende doch noch Ärger mit ihnen. Die Überlebende und individuelle Vertreterin des Kollektivs, die weibliche Borg „Seven of Nine“ versucht, die Voyager in ihren Besitz zu bringen. Mit letzter Kraft gelingt es der Crew aber, diese von ihrem Kollektiv zu trennen und sie langsam aber sicher wieder in einen Mensch zurück zu verwandeln.

Die technische Umsetzung der Folge ist hervorragend und die zu nehmende Computerisierung der Spezialeffekte trägt ihren besonderen Teil dazu bei. Der Ausflug auf das Wrack eines halb zerstörten Borg-Schiffes ist sehr spannend und realistisch umgesetzt, so dass man ähnlich wie in den „Alien“-Filmen schnell ein Gruseln bekommt. Die Weltraumkämpfe unterstreichen die Dramatik und sind gut anzusehen. Insgesamt eine sehr gute Folge der Voyager. Die etwas schrägen u. überdrehten Charaktere bleiben zum Glück im Hintergrund und der pragmatisch-logische Charme des weiblichen Kapitäns überwiegt. Das war eine gute Entscheidung!

Die Mediengrippe

Kommentar

Nun also die Schweinegrippe.

Äh nein, falsch- die Mexiko-Grippe, äh ne auch falsch, die „Neue Grippe, Nachfolgerin der ehemals alten, bzw. vordermals alten und ehemals, dazumal neuen Grippe.“

Als ob die Menschen in diesem Jahr mit der „Weltwirtschaftskrise“ nicht schon genug zu tun hätten, nähert sich nun das nächste Schreckgespenst und verbreitet Sorgen und Kummer. Wie immer sieht man vor allem die Unfähigkeit des modernen Medien-Benutzers (auch des Gebildeten) diese Phänomene richtig einzuschätzen und sich eine objektive, von Panik freie, Meinung zu bilden.

Sicherlich, ein paar Menschen sind schon gestorben. Sicherlich, die Grippe verbreitet sich von Mensch zu Mensch (so wie tausende andere Krankheiten und Viren auch). Aber gibt es nicht auch Medikamente? Ärzte? Programme? Notfall-Pläne? Forscher, die ein Gegenmittel bzw. eine Impfung erfinden?

Komischerweise habe ich beim Namen „Pandemie“  immer diese komische Reportage, eine Mischung aus Katastrophen-Szenario und pseudo-wissenschaftlichen Fakten im Hinterkopf.
Das war vor ein paar Monaten, aber ich erinnere mich noch gut an die Bilder, die Unheil-verkündende Stimme, die bedrohliche Musik wie in einem Horrorfilm, die gekünstelten Bilder und Visionen eines Regisseurs und Autors, der eigentlich nur Geld auf Aufmerksamkeit erhaschen wollte. Was tun Menschen nicht alles für Aufmerksamkeit! Was tun Menschen nicht alles für Beachtung, Einschaltquoten und Medien-Interesse.

Manche Menschen haben das so sehr nötig, dass sie jeglichen Anstand über Bord schmeißen und nur noch auf diesen einzigen Faktor „Aufmerksamkeit“ reduziert sind. Wie der Medienpsychologe gestern in der Fernsehsendung richtig feststellte, ist die Masse der Menschen unfähig, sich ein von Emotionen freies Bild über eine Sache zu machen und nur die trockene Statistik zu sehen. Menschen funktionieren manchmal ähnlich wie ein Vogelschwarm: Sie fliegen hoch, weil alle hoch fliegen. Gefahr hin oder her, erstmal wird alarmiert, nachdenken kann man später ja immer noch.

Aber so ein Verhalten ist in allen Fällen, wo es keine ernste Gefahr gibt, verwerflich. Es verschlimmert die Gefahr sogar. Massenpaniken (im großen wie im Kleinen) werden immer von Menschen ausgelöst, die sich von der Panik anstecken lassen. Die sich im entscheidenden Moment nicht unter Kontrolle haben, sondern den Befehlen ihres limbischen Systems und anderen Gefühls-emittierenden Regionen des Gehirns untergeordnet sind. Die die Bilder nicht filtern können. Die dem Medien-Hype ausgeliefert sind. Die glauben, was ihnen andere erzählen. Die sich auf irgendwelchen dubiosen Nischenblogs rumtreiben und Meinungen zu einem Thema lesen, von dem sie eigentlich- so wie ich- keine Ahnung haben.

Aber zugegeben, es ist mal wieder etwas neues. Es lässt sich vorzüglich vermarkten und einen schönen harmonischen Einklang im kollektiven, global vernetzen Bewusstsein der Menschen schaffen.

Danke, Mediengrippe!

Schadenfreude- die größte Freude?

Das Dschungelcamp bei RTL- Ein persönliches Fazit

Für mich ist die Fernsehen und Kultur- Debatte noch lange nicht zu den Akten gelegt. Zwar hat sie ein paar prominente Opfer gekostet und unter anderem „Literatur-Päbstin“ Elke Heidenreich ins Internet verbannt, sowie die Glaubwürdigkeit- des „Chef-Kritikers“ Ranicki auf eine harte Probe gestellt.

Aber was in der letzten Zeit ein Hype um dieses Dschungel-Camp gemacht wurde, lässt mich einfach nicht los. Ich habe vor allem die Berichterstattung darüber ein wenig verfolgt, denn die Sendung selbst anzusehen, konnte ich mir beim besten Willen nicht länger als eine Viertelstunde antun. Zu ekelhaft die Prüfungen, zu überdreht die Moderatoren, zu neurotisch und unbekannt die „Stars“. Und dennoch, oder gerade deswegen scheint die Sendung mal wieder ein Erfolg gewesen zu sein und stolz wurde berichtet, dass zum Ende hin die Einschaltquoten immer besser wurden. Es lebe die Marktwirtschaft im Fernsehen und (sinngemäß) mit den Worten einer Redakteurin einer bekannten deutschen Fernsehzeitung: „Es wird im Fernsehen halt Alltagskultur gezeigt… an die vielen Werbe-Unterbrechungen kann man sich gewöhnen…die Privaten haben das deutsche Fernsehen inhaltlich verbessert“.

Haben sie das wirklich? Sollte man die intellektuelle Flinte so schnell ins Korn werfen? Warum gibt es nicht mehr Leute, die das Fernsehen offen und inhaltlich kritisieren wollen? Vielleicht sind die Autoren einer Fernsehzeitung auch eher parteiisch einzustufen, denn schließlich wollen sie ihr Blatt ja auch verkaufen…

Was man also findet, ist eine dicke Grauzone: Gebildete Menschen lesen Bücher oder Internet, schaffen ihren Fernseher ganz ab, kümmern sich nicht mehr um die Diskussion, regen sich nicht mehr auf, sparen Zeit und Energie. Dann kommen die Leute, die als „Markt“ herhalten müssen, meistens einfache Menschen, die – mangels Bildung- die Inhalte nicht interpretieren oder hinterfragen können, denen man- wie Haustieren, billiges Futter hinwirft und diese sich mit Genugtuung draufwerfen- es gibt ja auch nichts anderes, und billig ist besser als nichts! Wer gutes Fernsehen gucken möchte, muss sich zwangsläufig ein paar elend langweilig gemachte Bildungssendungen raussuchen, ein paar Doku-Perlen oder sich auf Kanal 582 einen Spartensender notieren, der vielleicht genau die Inhalte hat, die man gerne sehen möchte.

Dazwischen gähnt ein klaffendes Loch. Das Fernsehprogramm ist somit ein Sinnbild für die Gesellschaft: Es gibt eine breite, dumme Masse für die das meiste produziert wird. Die Inhalte sind dann eine Art selbst-erhaltende Propaganda für die Konsum- und marktorientierte Wirtschaft. Viele, viele Münder brauchen wir, die viel essen, sich möglichst still verhalten sollen und keine eigene Meinung abgeben, dann funktioniert das System.

Gelästert werden kann in den Blogs oder Foren, geändert wird aber nichts. Warum auch? Das Ganze funktioniert und funktionieres wird nicht abgeschafft.

Sich über das Fernsehprogramm aufzuregen ist dann in etwa so wie sich über den negativen Effekt von Drogen aufzuregen: Böses, böses Nikotin! Macht dich so krank, ist schlecht für die Lunge, na das ist ein Teufelszeug! Besser wäre, es gar nicht erst zu nehmen.

Und genau an der Stelle muss die staatliche und familiäre Bildung ansetzen: Den Kindern und auch den Erwachsenen zu erklären, was genau nicht gut ist, warum es schadet, was man besser schauen oder machen sollte. Wie man eine Sendung hinterfragen kann, wie man es durchschauen kann, wie man Langeweile dabei entwickelt und lieber etwas „Wertvolleres“ schauen mag.

Wer sich an der Stelle fragt, warum man das Dschungel-Camp nicht sehen sollte, für den habe ich ein paar Argumente:

Die Sendung ist menschenverachtend; Menschen werden in ein Camp gesteckt und sollen Prüfungen machen, die an Quälerei grenzen: Das ist pure Folter, und bedient die sadistischen Phantasien der Zuschauer. Wer sich über Guantanamo aufregt oder gegen Folter ist, sollte auch gegen diese Sendung sein.

Ähnlich ist es mit dem Zoff der Bewohner, der untereinander entstehen soll: Je härter der Zwist, umso besser. Aber wem dient der Streit? Die „Stars“ bekommen ein wenig Geld für das was sie sich antun, der Fernsehsender kassiert das Werbegeld und die Zuschauer werden mit zweifelhaften Inhalten bedient. Es ist also künstlicher Streit, der „produziert“ und gelenkt wird. Es soll Streit geben, ähnlich wie in Big Brother, je mehr desto besser! Das ist eine Vermarktung und Zurschaustellung von menschlichen Gefühlen und menschlicher Intimsphäre, an die wir uns nur zu gut schon gewöhnt haben. Die Gefahr ist, dass man die menschliche Intimsphäre nicht mehr respektieren kann oder will, weil es „die im Fernsehen ja auch so machen“, dass man es nachmacht und zum inhaltlichen und moralischen Ankerpunkt einer Volks-Seele wird.

Was ist mit der Ethik? Lernt man was über gute Menschen, gute Taten? Kommt die Religion darin vor? Lernt man etwas über Naturwissenchaft, Umgangsformen…? Ich denke nicht. Wozu dann also diese Sendung, wenn sie nur all diese Werte verhöhnt, die man mittels Bildung und Lernen mühsam aufbauen muss?

Vielleicht weil man im Fernsehen etwas sehen kann, das noch krasser ist als das eigene Leben? Vielleicht kann man sich freuen, dass es Leute gibt, die noch mehr gequält werden als man selbst durch den neuen Chef? Dass es mit den Moderatoren noch größere Nervensägen -als die Kollegin von nebenan- geben kann? Reicht diese pure Schadenfreude als Motivation aus?

Irgendwem muss die Sendung ja dienen, es muss einen psychologischen Antrieb geben, eine Befriedigung. Sonst wäre sie nicht so erfolgreich.

Auf der anderen Seite: Wird das eigene Leben dadurch besser, wenn man sehen kann, dass andere Leute noch mehr leiden? Im Grunde ist das doch die Verschlimmerung des Zustands. Besser wäre eine Sendung, wo man sehen könnte, wie anderen geholfen wird oder wie Mittel aufgezeigt werden, die Probleme zu lösen, anstatt sie zu verschlimmern.

Das einzig Gute am Dschungel-Camp war im Grunde, dass die transsexuelle Frau „Lorielle London“ eine Plattform bekam, über ihre Gefühle und Ansichten zu reden, recht populär wurde und sogar auf den zweiten Platz gewählt wurde. Bei aller Intoleranz, die die Sendung so versprüht, scheint es doch noch ein Fünkchen Hoffnung zu geben.

Allerdings hätte es auch dafür einen besseren Rahmen gegeben. Ansonsten hat das Ganze so den Beigeschmack einer Jahrmarkts-Attraktion, die man in zwei bis drei Tagen wieder vergessen hat.

Qualitatives Fernsehen für alle- es ist noch ein langer Weg!

Am Rand des Wahnsinns?

nein- mittendrin..

Dass Youtube eine schöne Quelle für niedrigauflösende Videos aller Art ist, ist längst bekannt. Dachte ich früher, hier müsste man nur schlimme Sachen, Unfälle und Menschen in Extrem-Situationen betrachten, so weiß ich heute: Nein, so ist es nicht. Es geht noch viel schlimmer. Wenn z.B. allerhand Privatpersonen plötzlich ihr komödiantisches Talent entdecken! Und von denen scheint es eine Menge zu geben…

Ob es nun der „fake“ ist, bei dem mir die Sahne vor Lachen im Hals stecken bleiben will…

oder die zwei Damen die sich mit einem (selbst geschriebenen?) Rap über die Kommentatoren selbst lustig machen….

Kannte jemand noch nicht den weinenden Britney-Fan?? Leave her alone!

Herrlich!

Youtube ist wirklich voll von solchen Videos… so voll, dass man meinen könnte, die Kunst, das Schauspiel und die Selbst-Präsentation haben die gesamte Menschheit erfasst.

Oder waren die Menschen schon immer so, nur man hat es in der Form nicht gemerkt, weil es solche Techniken noch nicht gab?

Frauen in Männerberufen

Gestern kam eine Sendung im Fernsehen über eine Frau, die sich als KFZ-Meisterin selbstständig macht. Obwohl der Tenor darauf ausgelegt war, sich tolerant zu zeigen, kam der Sprecher nicht umhin, ständig zu betonen, wie die Frau bei männlichen Kollegen aneckt und Verwunderung auslöst, weil es ja kein typischer Frauenberuf sei. Die ganze Sendung beschränkte sich eigentlich darauf, der Frage nachzugehen, wie sich eine Frau in einem Männerberuf behaupten kann. Und wenn man sich die Strukturen und Dialoge so anschaute, so hatte man wirklich das Gefühl, dass es im Jahr 2008- aller Gleichberechtigung und Quotenregelungen zum Trotz- noch etwas besonderes mitten in Europa sei, wenn eine Frau mit langen Fingernägeln einen Schlagschrauber führt. Diese Handwerkerin wirkte alles andere als weiblich, sie hatte ein recht androgynes Autreten und von der Gehirnforschung ist es ja bekannt, dass auch genetisch weibliche Personen durchaus ein Gehirn haben können, dass dem männlichen sehr ähnlich ist, also logisch-mathematische und räumliche Aufgabenstellungen grundsätzlich besser beherrscht, als weibliche Domänen. Ihre Sprache war auch männlich, kurz abgehackt und kumpelhaft angelegt. Schade, dass ihre Kollegen schnell in alte Rollenmuster verfielen, sie irgendwie beschützen wollten oder unsicher bis verärgert reagierten, als sie ihnen vormachte, wie etwas funktioniert. Ihre Einstellung und Verhalten waren nicht immer günstig, so reagierte sie oft sehr schroff und musste sich schnell die Bezeichnung „Zicke“ gefallen lassen. Sie fiel weiterhin dadurch auf, dass man es ihr in der schwierigen Phase der Gründung nicht besonders recht machen konnte und sie ständig an allem rummeckerte. Bei einem Mann wäre es Anspannung und Führungsstärke gewesen, die Darstellung der Reportage machte sie zwischen den Zeilen zu einer überforderten Frau.

Der neugierige Zuschauer mag sich am Ende die Frage stellen, was einen Beruf eigentlich männlich und was ihn weiblich macht und kommt zum Schluss, dass diese Aufteilung nur in den Köpfen existiert, aber nichts greifbares oder sinnvolles sein kann. Ein Auto ist ein technisches, komplexes Produkt mit vielen Details. Die Arbeit daran erfordert Kraft, Geduld, Ausdauer und eine gewisse Leidenschaft für technische Zusammenhänge und öl-verschmiertes Metall. Alles Dinge, die uns nicht in die Wiege oder in das Geschlecht gelegt worden sind, sondern allein durch die Anlage unseres Gehirns, dem persönlichen Interesse und der individuellen Förderung in Kindheit und Jugend bestimmt wird. Was nützt das schönste männliche Gehirn in einem Frauenkörper, wenn sich alle Leute querstellen und einem nicht helfen, entsprechend zu handeln?

Hut ab vor ihrer Leistung, sich den alten Rollenmustern entgegen zu setzen und einfach das zu tun, worauf sie Lust hat: An Autos schrauben.