Blogs-Visite

Mal wieder Zeit für einen Blogrundgang. Meine eigene Handgelenke schmerzen vom Schreiben, größere Projekte stehen vor der Tür, also muss ich es vorerst bei ein paar Verlinkungen (denn bei eigenen Texten) belassen. Ich hoffe, ihr nehmt´s mir nicht krumm und freut euch stattdessen über folgende Themen:

Ungleiches Einkommen zwischen Frauen und Männern, sowie die Nachteile der Statistik werden im Roten Salon diskutiert.

Im Männer4Life Blog wird ähnliches erörtert, dort geht es speziell um die Frage nach den EU-Gesetzen und der verbotenen „Frauen am Herd“ Werbung.

Ein junger Mensch mit Wertvorstellungen rundet den kleinen Internet-Spaziergang für heute ab.

PS:
Sehr empfehlen kann ich übrigens auch die Tag-Suche der deutschen WordPress-Seite, um themenorientiert passende Blogger und Bloggerinnen zu finden!

Frauen in der Welt der Schreiberlinge

….und ihr Widerstand.

Zugegeben, ich lese sehr gerne und häufig den Internet-Auftritt der Welt. Abonniert hatte ich die Zeitung auch mal (neben der Süddeutschen und der Rheinpfalz), aber warum die teure Rechnung zahlen, wenn man auch kostenlos im Netz lesen kann, dazu noch gute und detaillierte Recherchen erhält? Ich habe viele andere Webseiten mit dieser verglichen und finde hier die beste Aktualität, die höchste Benutzerfreundlichkeit und auch die besten Bilder zur Untermalung der manchmal trockenen Themen. Dazu kommen Umfragen mit hoher Beteiligung, Grafiken, eine Satirerubrik und alles Erdenkliche, was der Online-Schreibende braucht, um täglich frischen Input zu erhalten.

Ich weiß, das jetzt viele sagen, „oh das ist aber der Axel Springer Verlag, die sind ganz böse bürgerlich-konservativ“ und ich sage : „Bildet euch eure eigene Meinung und lest erstmal ein paar Monate, bevor ihr urteilt!“. Besonders viel bürgerliches Gedankengut findet sich dort nämlich nicht, ich finde die meisten Artikel sehr kritisch und tlw. auch links oder sozial geschrieben. (Sonst würde ich sie wohl nicht lesen!). Dazu kommt z.B. die Kolumne der Frau Merhof, die eine Besonderheit in der ansonsten strikten Männerwelt darzustellen scheint. Die Welt.de ist nämlich voll von (meist männlichen) Kommentatoren, die die an sich neutralen Artikel mit einer gehörigen Portion Emotionalität (und manchmal auch Wörtern und Einstellungen unter der Gürtellinie) untermalen. Keine Frage- die Kolumne einer selbstbewussten, ehrgeizigen und intelligenten Frau wird da nicht mit Kritik verschont- die sich diese (wiedermal sehr tpyisch weiblich) sehr zu Herzen nimmt.

Somit kann der gesamte Auftritt als nah am Takt der Zeit bezeichnet werden und bietet mir immer wieder Anlässe zum Schmunzeln, Grübeln oder Weinen.

Ich stelle mir z.B. die Frage, warum es bei einer Frau soviel schlechter ankommt, wenn diese „meckert“ oder an bestimmten Zuständen berechtigte Kritik übt? Passt das etwa nicht zum vorherrschenden Frauenbild unserer Generation, wo die Frau immer noch angepasst und „lieb“ zu sein hat? Eine aufgeklärte, selbstbewusste und als Ich handelnde Frau wirkt da etwas konträr zu den vielen Nackt- und Modefotos, die die Seite sonst zu bieten hat- und da ist sie doch, die kleine schimmernde Seite der Bürgerlichkeit und der verstaubten Einstellungen!

Es ist aber auch schwer, es allen recht zu machen! Was bin ich froh, nicht in diesem Haifischbecken mitschwimmen zu müssen.

Erfolg hat seinen Preis

Jetzt ist es also raus. Die vieldiskutierte dritte Staffel von Germanys Next Topmodel geht zu Ende und Siegerin ist die erst 16-jährige Jennifer mit den „langen Beinen“ geworden. Auch ich habe dieses Medienereignis hin und wieder erwähnt, mal satirisch, mal ernsthaft. Die ersten Folgen habe ich alle geguckt, am Ende hin wurde es mir dann aber langweilig und auch das Finale habe ich nach 15 Minuten Showeffekt und schlechten Dialogen lieber abgeschaltet.

Heute möchte ich mal ganz nüchtern den Effekt und die Wirkung dieser Sendung untersuchen, so wie ich es intuitiv und in Verbindung mit Internet- und anderen Resonanzen verarbeitet und gesehen habe.

Das Rahmenkonzept

Zuerst fällt mir auf, dass diese Sendung ein unglaubliches Gewicht auf das Aussehen und den Schein der Menschen wirft. Wie jemand aussieht und wie sich jemand verkauft, wird ständig diskutiert und es gab sogar ein Punktesystem, ähnlich wie in der Schule, für den messbaren Erfolg bei Castings. Das ganze Wirken der tlw. noch jungen Mädchen wird auf ihren Verkaufseffekt reduziert, geistige oder innere Werte wie Moral, Einstellung, Sozialverhalten sind in den Hintergrund gedrängt worden. Das ganze Konzept so einer Castingshow dient natürlich erstmal dem Prinzip „Geld verdienen“. So wird von der Art und Weise der Show der eigentliche Rahmen eng gesteckt, die Vorgaben für die Aus- und Durchführung scheinen klar: Die Sendung muss möglichst viel Zuschauer vor der Bildschirm locken, denn die Werbekunden zahlen besser, wenn die Einschaltquoten hoch sind. Subjektiv hatte ich bis jetzt in keiner anderen Sendung eines Privatsenders so sehr das Gefühl, von Werbeunterbrechungen oder unbewussten bis sehr bewussten Produkt-Placements überrollt zu werden. Ob das jetzt die Makeup- Empfehlungen im Anschluss der Sendung waren oder das Erwähnen eines Sponsor-Namens, der gerade ein Casting durchführt.

Man hat als Zuschauer schon das Gefühl, dass hier die reale Mode- und Geschäftswelt abgebildet wird, das macht die Sendung zu einer Art Dokumentation und erhöht den Informationsgehalt. Durch die emotionalen Dialoge, ständigen Gefühlsausbrüchen und tlw. kindlich-naiven Statements der jungen Frauen wird das an sich trockene und eintönige Konzept aufgewertet und erhält dadurch erst seine Würze. Es geht ja nicht in der ersten Linie um den Aufbau eines neuen Topmodels, weil wir das schon längst haben, nämlich in Form von Heidi Klum selbst. Nein, diese Sendung muss einfach gut zu sehen sein und möglichst viele Menschen (so wie mich) dazu bringen, darüber zu reden zu schreiben und die Medienresonanz zu erhöhen. So ergibt sich ein rückkoppelnder Werbeeffekt, der wieder in die Einschaltquoten und somit in das Portmonai der Produzenten fließt.

Jetzt übermäßige philosophische Fragestellungen aufzuwerfen oder gar den pädagogischen Wert so einer Sendung zu untersuchen, ist eigentlich überflüssig, weil es darum im Kern nicht geht. Es mag wohl einen pädagogischen oder psychologischen Effekt auf vor allem junge und noch unkritische Menschen geben, ich wage aber zu behaupten, dass das weder beabsichtigt noch berücksichtigt wird, wie es passiert.

Die Sendung eines Privatsenders genießt das legitime Recht, sie so zu gestalten, dass sie lukrativ wird. Moralische Urteile können also nur von außen kommen und es ist auch nicht gesagt, ob diese dann eine Wirkung auf weitere Sendungen haben.

Der Geschmack des Zuschauers spielt allerdings eine Rolle, weil er letztendlich darüber entscheidet, ob die Sendung geschaut wird oder nicht. Und dieser Geschmack lässt sich sehr gut untersuchen.

Zu den Inhalten

Im Kern sieht man sehr viele Frauen, Männer reagieren nur auf Nebenschauplätzen und nehmen die diskreten Rollen von Bewunderern oder Juroren ein. Die ganze Sendung scheint sich inhaltlich vor allem an ein weibliches Publikum zu richten, für die Männer wird viel Ware für´ s Auge geliefert, die Dialoge sind einfach, es passt alles gut zusammen.

Das Rollenbild der Frau ist sehr klassisch gehalten, so wie es die Werbung eben erfordert, so wie man mit der „Ware Frau“ Geschäfte machen kann: Die Frauen müssen diszipliniert sein und stets alle Wünsche der Kunden ohne Murren erfüllen. Kritik ist nicht erlaubt und das öffentliche Reden über eigene Befindlichkeiten führt zu Tadel oder Abwertung im Ranking-System. Der Erfolgsdruck ist hart und steht stets über den sozialen Gruppierungen und den Inhalten der zwischenmenschlichen Kommunikation.

Die Frauen werden in einer harten beruflichen Welt gezeigt und mit den stets gleichen Sprüchen wird ihnen erklärt, wie sie zu denken haben, welche Sprüche sie auswendig lernen müssen, um den Contest am besten zu überstehen. Inhaltlich gleichbedeutend hat man so etwas oft gehört: „Nur eine kann Germanys Next Topmodel werden“, „Ich möchte an meiner Einstellung arbeiten“, „Es war zwar hart, aber ich will es schaffen“, „Jetzt musst du aber mal Gas geben“, etc.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass am Ende vor allem die Mädchen Erfolge haben, die sehr anpassungsfähig und zugleich intelligent waren (vergleiche hierzu auch den Sieg der Mathematikstudentin Barbara aus der 2. Staffel).

Auf mich wirkt es so, dass die Mädchen im Laufe der Sendung tatsächlich kapieren, worauf es ankommt und man hat hin und wieder interessante, bis erschreckende Persönlichkeitswandlungen miterlebt. Diese Umformung und Manipulation der Persönlichkeiten ist allerdings der Punkt, der gesellschaftskritisch am meisten alarmieren sollte, weil es ein Prozess ist, der sich so in der Berufswelt tausendfach abspielt und viel über die Korsetthaftigkeit von abhängigen Beschäftigten verrät. Die Freiheit, die uns mit den Worten und Werten „Geld“, „Erfolg“, usw. verkauft werden soll, ist – wenn man genau hinschaut- eigentlich keine Freiheit, sondern mehr ein gelenkter und anfälliger Mechanismus, der vor allem im psychologischen Bereich bestimmte Opfer erfordert. Man denke da an die Tränen, als dem jungen Mädchen Gina Lisa die Haartracht abgeschnitten wurde, mit der sie ein Stückchen Biografie und sehr viel Lebenseinstellung verbunden hatte.

Die Mädchen müssen immer bereits sein, ihre eigenen Wünsche hinten anzustellen, Kreativität bei der Ausführung ist nur bedingt erforderlich, meistens geht es um das perfekte Platzieren eines passenden Fotos für ein Produkt. Der Prozess der Schönheitsfindung ist also ein auf Geld reduzierter Prozess der Zufriedenheitsstellung und somit in entfernter Weise gleichbedeutend neben die Prostitution zu stellen.

Pädagogische Konzepte wie anti-autoritäre Erziehung, freier Willen, Unabhängigkeit, eigene Meinung, Kreativität, Beeinflussbarkeit, Offenheit und gegenseitige Toleranz und Gleichwertigkeit sucht man vergebens. Der ganze Prozess des Model-Werdens ist in dieser Sendung ein einseitiger, unmenschlicher und allein auf das äußere Wirken reduzierter Mechanismus.

Am Ende locken das Geld und der Erfolg, die aber im Anbetracht der Art und Weise, wie sie zu erreichen sind, hohl und leer wirken.

Man fragt sich als Zuschauer: Warum sich so quälen und demütigen lassen, wenn ich mir am Ende dafür doch nur ein Haus oder ein Auto in einer luxuriösen Wohngegend kaufen kann?

Niemand von den Beteiligten wagt es, hinter diese Scheinwelt aus Lächeln und Oberflächlichkeit zu schauen und selbst der geschulte Beobachter muss sich immer wieder zwingen, die getarnte Wirklichkeit als das zu entlarven, was sie ist: Oberflächlich, kurzlebig und unmenschlich.

Da dies eine Fernsehsendung mit anscheinend hohen Einschaltquoten und einem guten Marktanteil ist, ergibt sich daraus eine Massenwirkung auf die Meinung und die Denkweise von vielen Menschen. Gerade junge Menschen könnten den Eindruck erhalten, dass die Art und Weise der Erfolgsfindung die beste Möglichkeit darstellt, das eigene Leben zu leben. Vor allem Frauen wird hier ein Rollenbild vorgelebt, das mehr als rückständig ist und eine Art reaktionäres Sicherheitsbedürfnis im Wandel der unsicher werdenden, globalisierten Welt erfüllt.

Lösungen und Fazit

Dass es heutzutage viel um Geld geht, ist allen klar. Castingshows wie GNTM oder DSDS bereiten die jungen Menschen auf eine Berufswelt voller Ellenbogen und Konkurrenz vor und übertünchen die zu erwartende Unmenschlichkeit mit viel Farbe, Licht und Showeffekten.

Auswege aus diesem pädagogischen Dilemma kann nur ein gutes, staatliches Bildungssystem sein und die freie Meinung der Menschen auf solche Sendungen und vor allem auf die vermittelten Werte innerlich zu verzichten und sich vom Erfolgs- und Leistungsdruck um jeden Preis ein wenig frei zu machen.

Keine Chance auf Fairness

Ich finde es sehr schade, aber auch bezeichnend für den Geist von GNTM und die Berichterstattung „drumherum“, dass Gisele nun rausgeflogen ist. Die Sendung von gestern liegt noch auf meinem Rekorder, da ich mit der vorherigen Sendung im Rückstand war, hat sich alles nach hinten verschoben. Aber über diverse Blogs habe ich Neuigkeiten über diese Sendung erhalten, die ich seit der 1. Folge durchgehend gesehen habe. (Sozusagen als kleines Blog-Schreib/ Interpretier- Experiment und weil es mich einfach sehr interessiert).

Es geht ja viel um eine vordergründige Schau-Seite der Gesellschaft, die vermittelt durch das Fernsehen und andere Medien stark an Gewicht erhält und die Köpfe und das Verhalten der Menschen prägt. Im Grunde geht es ständig um die Frage, wie Frauen Karriere machen können, welche Eigenschaften sie brauchen, wie sie lernen, sich zu verbessern und Selbstbewusstsein aufzubauen. Leider sieht man gerade in den letzten Ausgaben die Neigung der Veranstalter, das Konkurrenzdenken absichtlich zu fördern. Ein Beispiel dafür war folgender Vorgang:

Die Mädchen sollten zu einem Casting gehen (was berufsfördernd und positiv für den gesamten Wettbewerb ist), aber zwei von ihnen müssen verzichten und sie sollen es selbst regeln, wer verzichtet. Sie hatten so etwas schon einmal gemacht und dabei hatte sich herausgestellt, dass die Mädchen auf natürliche Art und Weise ihre soziale Intelligenz benutzen und die stärksten Mädchen verzichten lassen, damit die Schwachen „auch mal eine Chance haben“ und auf diesen Castings Erfahrung sammeln können.

Heidi, als Vorsprecherin für die Jury, hatte dieses Verhalten eindeutig kritisiert und den Mädchen gesagt, dass es um Sieg und Konkurrenz bei der Sendung geht, danach wieder das übliche Gebets-Sprüchlein: „Denn nur eine kann Germanys Next Topmodel werden!“

Doch so ganz in den Köpfen der jungen Frauen war dieses Leistungsprinzip noch nicht angekommen, denn bei dem zweiten „Spiel“ dieser Art machten es die Mädchen genauso.

Mit dem Ergebnis, dass Heidi kurzerhand das Casting für alle absetzte und damit ein überflüssiges und schädliches Zeichen der Strafe setzte. Das war der ethisch und moralisch gesehen größte Fehler, den ich bis jetzt in allen Teilen entdecken konnte. Ansonsten hat die Sendung sich eigentlich recht gut entwickelt und stellenweise, vor allem am Anfang, war es oft zu beobachten, wie die „Lehrer“ sich mit Geduld und Zuversicht ihren „Schülerinnen“ annahmen, erfahrene Menschen was von ihrem Wissen abgegeben und die Charakterentwicklung gefördert haben. Da das Ganze ja eine geschnittene Sendung ist, kann man leider nur schlecht beurteilen, was hinter den Kulissen stattfindet und die Beurteilung ist auf das zu reduzieren, was „gesehen werden soll“.

Auffällig bei dem eben beschriebenen Vorgang war auch, dass das Mädchen Gisele, die vormals als schwierig und wenig gruppenfähig galt, nun versuchte, ihre Punkte bei den anderen Mädchen zu verbessern und auf eine Teilnahme verzichtete, obwohl sie in der letzten Zeit keine Erfolge verzeichnen konnte.

Das zeigt, wie lernfähig sie ist und sie eigentlich auch „gut sein“ will. Gisele hat es vielleicht etwas schwieriger als die anderen Mädchen gehabt, in der einen Sendung erzählte sie über Ausgrenzungsprobleme auf Grund ihrer Herkunft und andere Probleme. Ich empfand sie durchgängig als glaubwürdig und auch fair eingestellt.

Leider ist sie wohl empfindlich und hat auch schnell geweint, wenn es mal Probleme gab. Es wirkte ein bisschen so, als ob sie das Weinen dazu benutzte, bei den anderen besser anzukommen oder Schutz und Anerkennung von der Jury zu erhalten. (die Jury steht hier stellvertretend für das Eltern-Ich bzw. die Eltern-Projektionsfläche der Mädchen).

Nun gut, jetzt ist sie wohl ausgeschiedenen.

Nicht fair ist aber das Verhalten von einigen Autoren, sie jetzt im Nachhinein noch zu kritisieren oder einen „Läster-Gruß“ hinterher zu schicken. Andere Sachen kamen dazu, angeblicher Drogenkonsum während der Sendung und sie soll in der Schule mit Haschisch gedealt haben, wehrt sich aber gegen die Vorwürfe.

Ein unschönes Ende für diese mutige Frau, die mehr Charakter hatte, als alle anderen Mädchen zusammen.