Lokalpolitik & Wahlkampf

Im Moment flattern sie wieder zahlreich ins Haus: Wahlwerbebroschüren mit hübsch lächelnden Gesichtern auf allen Seiten, sauber gepflegte Zähne und (mehr oder weniger) perfekt ausgeleuchtete Porträts. An manchen Stellen blitzt die Bodenständigkeit oder die Amateurhaftigkeit hervor, vor allem bei der Werbung für lokal tätige Parteien und Wählergruppen. So habe ich z.B. in einer Broschüre einen Absatz gleich doppelt hintereinander gefunden, etwas, das nach kurzem Korrekturlesen sofort ins Augen hätte fallen müssen!

Was aber ist überhaupt zu wählen? So ganz klar ist es mir noch nicht. Auch beim mehrmaligen Lesen des Wahlscheins bin ich nur zu folgendem Ergebnis gekommen: Ein Abgeordneter fürs Europaparlament. Aber einer, zwei oder gar eine ganze Partei? Wie ist das mit der Zweitstimme, gibt es die bei der Europawahl auch? Dann die „Kommunalwahl“. Was aber ist „Kommunal“ eigentlich? Mein Landkreis, mein Ort, meine Stadt? Ich weiß es nicht. Ich hatte zwar mal Sozialkunde in der Schule, aber das ist lange her und es gibt keinen Lehrer, den ich einfach mal so fragen kann. Und auch im Internet ist das Recherchieren mit viel Mühe verbunden, so dass ich verstehen kann, warum sich bei manchen Menschen schnell Politikverdrossenheit breit machen könnte. Der Bürger, also auch ich, hat nicht wirklich das Gefühl, eingebunden zu werden. Wenn er teilhaben will, muss er sich anstrengen, sich selbst einbringen und Zeit bereithalten, etwas, das heutzutage nicht selbstverständlich ist. Politik soll aus dem Volk kommen, aber die Wahlen werden nur von außen an das Volk herangetragen. Man findet kaum eine Aufforderung mitzumachen. Keine Teilnahmeformular, nein noch nicht mal Adressen oder Kontaktmöglichkeiten finde ich auf der Werbung. Meine Stimme soll ich geben, aber bitte nicht aufdringlich werden oder gar nachfragen- so scheint es mir.

Die dritte Wahl ist eine dubiose Stichwahl. Wer aber wen sticht und warum, ist mir nicht klar. Ich vermute, dies ist ein Sonderfall, denn bei Bedarf kann ich diese Wahl auch „auslassen“.

Einfacher und verlockend wäre es, dieser Ignoranz und Oberflächlichkeit mit dem Gleichen zu antworten und nicht zu wählen.

Da ich aber gerne alles wählen möchte und Politik auch interessant finde, beantrage ich für jede Wahl die Unterlagen.

Was sich nun vor allem eingeprägt hat, sind die netten Gesichter. Ich entschließe mich also, nach Sympathie zu wählen- typisch weiblich eben. Die Wahlprogramme ähneln sich sehr und wirken etwas aufgesetzt und „unehrlich“. Man weiß aus der Bundespolitik, dass zwar viel versprochen wird, aber nicht immer alles auch eingehalten wird. Wohl kann man eine Hauptrichtung, eine Strömung wählen und mit seinem Kreuzchen eine Tendenz oder politische Richtung ausdrücken. Auffällig ist aber, dass ich nur von drei Parteien überhaupt Werbung bekommen habe: Der CDU, der SPD und der FWG (Freie Wählergemeinschaft).

Die Linke, die Grünen, die FDP und andere haben sich nicht gemeldet. Wohl hängen sie aber zu Hauf auf großen Plakataufstellern, die ganze Straße entlang. Auf manchen Gesichtern haben sich Kinder verewigt und mit Bleistift kleine Schnauzbärte auf weibliche Gesichter gemalt- lustig. Darin steckt entweder nur ein Scherz oder die unbewusste Angst vor einer „männlichen, dominanten“ Frau, die die Geschicke ihres Landes in die Hand nimmt. Diese Interpretation drängt sich zumindest auf, wenn man die Entwicklungen mit der Berichterstattung und der Zeitung vergleicht, die zum Schluss kommt, dass in unserem Landkreis der Frauenanteil in der Lokalpolitik bei unter 20% liegt! (soweit ich mich erinnern kann, gerade mal magere 16%) Und auch in den Blättchen der werbenden Parteien kann man diese Entwicklung eins zu eins verfolgen, es sind eindeutig mehr Männer als Frauen und vor allem: fast überhaupt keine jungen Frauen.

Die Geschicke unserer Gemeinde, unseres Kreises und vielleicht auch unseres Bundeslandes werden also von älteren Männern – meistens mit Schnauzbart- bestimmt, die die Reste einer patriarchalischen Gesellschaft verwalten. Nach außen wird diese Macht vom männlichen Geschlecht verwaltet. Macht über Meinungen, über Entscheidungen, über Geld.

Junge Frauen, so argumentiert die Zeitung, müssen sich zwischen Beruf und Familie entscheiden und wenn sie beides wählten, wäre für eine zusätzliche Beteiligung, wie z.B. in der Politik, kaum noch Zeit. Das mag stimmen, es wäre also ein Zeit- und Überlastungsproblem.

Eine Frau kann sich nur aktiv in der Politik einmischen, wenn sie genügend Zeit dazu hat und entsprechende Unterstützung von Angehörigen, der Familie oder anderen Personen bekommt. Wenn man sie überhaupt als Wesen wahrnimmt, das Macht erhalten und verwalten soll. So wundert es nicht, dass gerade in den Landkreisen, die bei uns als etwas rückständig und fern von den Städten liegen, diejenigen sind, bei denen der Frauenanteil am geringsten ist. Je städtischer der Wahlkreis, desto höher ist auch der Frauenanteil (Quelle: Rheinpfalz). Die ländliche Umgebung ist meistens strukturschwach und zudem psychologisch von Rückständigkeit und Konservatismus gezeichnet. Menschen entfalten sich vor allem dann gut, wenn Faktoren wie schnelles DSL, gute Nahverkehrsverbindung und hohe Arbeitsplatzchancen gegeben sind. In den Städten hat man eine Anhäufung von jungen, dynamischen Menschen, in den ländlichen Landkreisen bleiben oft die, die es sich nicht leisten können, einfache Berufe haben oder schlichtweg zu alt sind.

Junge, dynamische Frauen, die die Geschicke ihres Ortes oder Kreises in die Hand nehmen, sind also für die Politik wichtiger als je zuvor. Sie sind nur angehalten und aufgefordert, ihre Chance zu ergreifen, die in der partiellen Unterentwicklung von ländlichen Regionen liegt. Frauen, geht weg vom Herd und ergreift die Chance, die in der Politik liegt. In der Vielseitigkeit, der Kommunikationsfreude und der berühmten „Multitasking“- Fähigkeit liegen die natürlichen Ressourcen. Die Familie und Werte wie Solidarität, Fairness und Nachhaltigkeit, z.B. in der Umweltpolitik können nur wachsen, wenn mehr weibliche Personen an der Politik teilnehmen.

Und letztendlich ist es auch eine Frage der Gerechtigkeit und wahrgenommenen Chancengleichheit.

Unzufriedenheit

Aus Trägheit heraus wurde noch keine Reform geboren

Unzufriedenheit kann sich aus vielen Quellen speisen, doch die ständige Unzufriedenheit mit allem und jedem scheint ein speziell deutsches Problem zu sein. Unzufriedenheit ist in mäßiger Ausprägung der Wunsch nach Kritik und Verbesserung, ja vielleicht sogar die Grundlage für Ehrgeiz, Fortschritt und Wachstum.

Jede Pflanze, die wachsen will, braucht aber Kraft und Ansporn. Wenn ich ständig den Himmel verdunkle, das Wasser entziehe und den Boden schlecht rede, kann eine Pflanze sich nicht entfalten. Lebewesen sind empfindlich und wir Menschen sind vor allem in der Seele empfindlich. Unser stärkstes Organ ist zugleich das anfälligste. Schon kleine Störungen, wie z.B. mangelndes Sonnenlicht, aber auch Hunger, Müdigkeit und Überarbeitung schlagen dabei sofort auf unsere Laune. Wir Menschen sind kraft unserer Natur keine Computer, sondern anfällige und fühlende Wesen.

Die Unzufriedenheit mit einer Sache entsteht in meinem Kopf. Wenn ich nur lange genug suche, werde ich immer etwas finden, dass mich traurig und unglücklich macht. Wenn man darüber nachdenkt, kann einem klar werden, wie sehr ich meine eigene Unzufriedenheit eigentlich selbst im Griff, bzw. in den Gedanken habe! Leider ist es aber so, dass man mit dieser Unzufriedenheit im seltensten Fall etwas erreicht. Positiv denken ist das einzige, was zum Erfolg führt. Dazu gehört auch „Gunst“, d.h. die Fähigkeit, über Neid und schlechte Laune hinweg zu kommen und sich über eine Sache ganz offen und positiv zu freuen. Und vor allem: mit anderen zu freuen, im Team zu arbeiten und Anregungen zu geben.

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Soziale Differenzen und Schichten

Menschen, die sich mit Arbeitslosigkeit nicht auskennen, weil sie vielleicht selbst nie arbeitslos waren oder niemanden in der Familie haben, können solche Dinge sagen wie: Hartz IV wäre ein Anschub für die Tabak- und Spirituosenindustrie. (Via Bembel @ Twitter.)

Was steckt hinter solchen, -zugegeben- verbreiteten Aussagen, Denkmustern und Vorurteilen? Genau wie der Professor, der einst diesen Mindestsatz zum Essen vorgeschlagen hat, mag hier eine Überheblichkeit und Dekadenz zum Vorschein gekommen sein, wie es sie sonst selten gibt. Es ist, aus sozialer Perspektive natürlich unglaublich erschreckend und menschenverachtend, arme und vom Wirtschaftsleben benachteiligte Menschen so leichtfertig über einen Kamm zu scheren.

Es ist nicht nur vereinfachend, böse und bequem, sondern es ist auch völlig falsch und gefährlich.

Man sollte nicht den Fehler machen, und die Leute, die solche Aussagen treffen, verurteilen und beschimpfen, dann wäre man nicht besser als sie. Aber es wäre wert, über die eigentlichen Hintergründe z.B. Arbeitslosigkeit nachzudenken und auch zu versuchen, die Ursachen und Verläufe zu verstehen, die dahin geführt haben.

Zuerst, es gibt eine große, undurchsichtige Mauer der sozialen Schichten. Diese sozialen Schichten trennen die Menschen in verschiedene Berufsgruppen und es ist unweigerlich, dass die Arbeitslosen in die unterste Schicht der „Parias“, der Rechtlosen und Verachteten rutschen. http://de.wikipedia.org/wiki/Paria

Viele Menschen sagen, sie wären sozial und würden das nicht machen, aber die Realität zeigt, dass genau das passiert. Wenn man erstmal unten angekommen ist, wird es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Egal ob man nun Abi hat, studiert hat oder „nur“ eine Ausbildung hat: Wer nicht mehr am Arbeitskuchen und den geregelten Gesellschaftsabläufen teilhaben kann, wird zwangläufig „ausgegliedert“. Es muss gar nicht mal Bösartigkeit sein, es ist einfach der Gang der Dinge. Menschen haben mich gemieden, als ich nicht mehr an der Uni war, weil sie jetzt andere Themen hatten. Auf Partys wurde sich auf die Schulter geklopft und über das nächste Examen gesprochen, die Eltern haben ein neues Auto geschenkt, die nächste Wohnung war natürlich auch schon gebucht, die Auslandsreise stand bevor. Eine Welt voller Abgehobenheit und Elite-Denken, bei denen die meisten, die daran teilhaben, schon gar nicht mehr denken, dass sie sich isolieren.

Schon immer fiel mir auf, dass sich die meisten Menschen separieren und zwar genau, indem sie sich Ziele setzen und Dinge erreichen wollen, die für andere unerreichbar sind. Es ist durchaus beabsichtigt, weil es dem Leistungsdenken und der darwinistischen Ethik entspringt, die unser Abendland so prägt.

Schaut man dann nach unten, auf die Leute, die es nicht geschafft haben, die „auf Grund Faulheit oder charakterlichen Schwächen“ eine Ausbildung geschmissen haben, dann wird die Nase gerümpft oder noch schlimmer- noch nicht mal mehr darüber nachgedacht.

Die soziale Separierung der Schichten und Klassen geschieht beinahe automatisch, von selbst. Es ist gar nicht soviel Bösartigkeit zu vermuten, aber allein auf Grund der Lebenstatsachen passiert es.

Wenn jetzt Politiker solche Vorurteile loslassen, dann drücken sie einfach ein Denken aus, was in ihrer jeweiligen Schicht als „normal“ gilt und das ist das erschreckende. Sie lassen leichtfertig ein Vorurteil los, was in ihren Kreisen vielleicht normal ist. Aber sobald es auf die andere Seite der Erdkugel, auf die Perspektive der Entrechteten und Machtlosen trifft (den sozial schwachen) ist der Aufschrei natürlich groß, weil sich hier die Spannungen wie in einem Rutsch entladen und zeigen- das wir eine große und schwer überbückbare soziale Differenz in unserem Land haben.

Natürlich ist auch was Wahres dran: Arme oder arbeitslose Menschen trinken mehr Alkohol und rauchen mehr. Warum? Weil sie dumm sind? Weil sie sich nicht benehmen können oder keine schlauen von der Bundesregierung verteilten Hochglanz-Broschüren lesen?

Nein. Weil sie einfach keine Zeit dafür haben. Weil die Sorgen zu groß, das Leiden zu stark und die Ausweglosigkeit zu groß ist. Weil unsere Gesellschaft durch den Ausschluss von Menschen diese Probleme erst schafft, so wie ein Zimmer, dass ich nie aufräume und mich dann aufrege, dass „es hier aussieht wie Sau!“.

Wo ist das Soziale heutzutage in der Politik? Wo ist das wirklich soziale, das über das Verteilen von Kapital hinausgeht? Förderung von Bildung, alternativen Ausbildungswegen, Förderung von Integration und armen Menschen? Wo ist der Glauben, die Religion, die Kirchen?

Warum hört man z.B. vom Pabst nur wieder Nazi-Querelen aber keine Statements und Projekte, die das Leid in der Gesellschaft verringern könnten? Wer fühlt sich verantwortlich? Wer ist verantwortlich?

Angesichts der Herausforderungen die durch die Finanzkrise vielleicht doch entstehen könnten, ist klar: In unserer Gesellschaft besteht sozialer Handlungsbedarf. Und zwar auf breiter Linie.

(Vielleicht ein schöner Auftakt für das Superwahljahr 2009 ?)

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Sorgen und Sicherheitsbedürfnis

Zur Finanzkrise hab ich bisher nur wenig geschrieben. Meine Meinung ist eigentlich recht einfach, aber es ist nur eine Meinung, also nehmt es bitte nicht persönlich.

Ich denke, es wird alles maßlos übertrieben. Die Medien haben endlich wieder ein Top-Thema, die fleißigen Redakteure und privaten Stammtisch- Politiker haben wieder ihr Feindbild par excellence, den bösen, bösen Manager. Ach und ich hab´s fast vergessen, die bösen Konsum-Geister, die nur kaufen, aber keinen sonstigen Lebensinhalt haben.
Das ist das Blöde an der deutschen Gesinnung. Niemand gönnt dem anderen etwas, Erfolg wird bestraft, die Gesellschaft bremst sich durch rückständiges und spießiges Denken selbst aus. Sendungen wie „Deutschland adé“ (oder wie die heißen) haben Hoch-Konjunktur, Deutschland gilt bei vielen Menschen, vor allem den gebildeteten und reichen schon lange nicht mehr als Top-Lage.

So ein unsinniges Denken führt zu Selbstzerstörung und es ist eine traurige, negative Eigenschaft, die man als „Krankheit“ bezeichnen darf.

Jeder Mensch will Sicherheit, aber die Deutschen haben anscheinend ein „angeborenes“, besonderes Sicherheitsbedürfnis. Sicherheit kann im Extremen aber schaden und das Wachstum (siehe vorheriger Artike) ausbremsen.

Was den Deutschen im Moment am meisten fehlt, das ist positives Denken und die Fähigkeit, sich über Kritik und Zweifel hinwegzusetzen. Glaubt mir, dass ist eine sehr persönliche Sache, aber jeder kann das im Grunde „üben“. Was bringt es denn, immer alles so negativ zu sehen? Im Grunde wird man nur von der negativen „Strahlung“ anderer angesteckt, übernimmt irgendwann diese Meinung und passt sich wohl oder übel an. Was soll das bringen?

Was Deutschland braucht, sind positiv denkende Menschen wie Barack Obama, Menschen mit einer Vision und einem klaren Ziel.

Leider ermöglicht unsere Parteien- und Politikstruktur auf Grund der Nazi-Vergangenheit es nicht, dass einzelne Menschen soviel Macht wie in einer Präsidialdemokratie erlangen. Das ist unsere Bürde, mit der wir wohl leben müssen. Hierzulande wird immer alles ausdiskutiert und föderal entschieden. Es gibt sehr viele Parteien, nicht nur zwei und so ist es kein Wunder, dass ständiger Zwist und Uneinigkeit herrschen. Kommen dazu noch menschliche Dünkel (wie z.B. in Hessen) und rückständiges Denken dazu, ist es für Deutschland sehr leicht, in jetziger Lage den Anschluss zu verlieren.

Die soziale Gerechtigkeit-Debatte schwebt noch über allen, viele haben die Entwicklungen der letzten Jahre, die Hartz-Gesetze und diese Dinge nicht vergessen. Der Kapitalismus muss sich neu erfinden und ich denke, nicht wenige Menschen wären auch bereit, neue Strömungen in ihre Vorstellungen zu lassen. Aber ich bezweifle, ob es nur mit der reinen Umverteilung von Kapital reicht, ob das wirkliche Gerechtigkeit ist?

Überlegt mal, wenn ich jemand etwas durch Steuern wegnehme, was der sich wiederum durch Arbeit und Fleiß erarbeitet hat, ist das auch nicht gerecht, aber darüber redet nur keiner. Wir nehmen immer die einfachsten Leute als Maßstab, als seien sie alleine der Pegel, an dem sich die ganze Gesellschaft zu messen hat. Umgekehrt sollte es sein, wir sollten stolz auf Eliten und Leistungsträger sein, diese gezielt fördern und Anreize für Leistung und Arbeit schaffen. Es ist nicht so, dass sich die Arbeit von alleine macht. Das ist für mich die große Ungerechtigkeit, dass nur einseitig Mitgefühl und Sorge verteilt wird.

Der Erfolg einer Gesellschaft wird nicht durch die Arbeitslosen, Ausländer und auch nicht die Superreichen alleine besitmmt, sondern durch die richtige Mischung von allen. Durch die ausreichende Herstellung einer sozialen Homogenität, bei dem gleichzeitigen Bieten von echten Chancen auf Aufstieg. Nur wo echte Chancen auf Aufstieg bestehen (und das Erhöhen von Arbeitslosengeld und ähnlichem ist kein Aufstieg, im Gegenteil) und Gerechtigkeit durch Bildung und ähnliche Förderungen bestehen, kann ein Land gerecht bleiben.

Das Denken von Einzelpersonen und Massen ist entscheidend. Deutschland wird auch am Stammtisch, dem Zeitungs-Computer, in den Blogs und in den Foren regiert. Hier bildet sich die Meinung. Und die Meinung führt zu Entscheidungen.

Psychologisch würde ich sagen: Die meisten Menschen haben ein ernstes Problem, es ist ihr Denken. Es wird Zeit, genau an diesem Denken anzusetzen.

Oh Schreck- das Geld ist weg

Finanzkrise- was soll man sagen?

Etwas fassungslos und auch ratlos sehe ich abends die Nachrichten, lese tagsüber die Meldungen, die über den Ticker reinkommen, lese immer wieder die Meinungen von Experten darüber und was bleibt- das Gefühl, nicht wirklich viel tun zu können. Im Fernsehen wird viel darüber diskutiert und mal wieder gibt es kein anderes Thema- als Geld.

So wie die Menschen ständig darüber reden, so ist diese Krise (in meinen Augen) auch entstanden. Das Geld wurde überbewertet. Dies ist ein psychologischer Effekt. Ein Experte in einer Talkrunde sagte z.B. dass sich unser weltweites Geldaufkommen im Vergleich zu den realen Wirtschaftsleistungen über Gebühr vermehrt hat. Durch bestimmte Mechanismen wird das Geld künstlich aufgebläht. Es ist eine Folge der Gier und des verantwortlungslosen Handelns von Einzelnen- und somit auch wieder eine Folge des Zeitgeistes und der menschlichen Schwächen. So wie jemand ins Casino geht und das Geld verzockt, so denke ich, haben die Banker unser Geld verzockt. Und da wir aber alle so sehr von ihnen abhängig sind, wird jetzt eilig das Geld nachgeschoben, die 500 Milliarden werden es schon richten!

Dieser Schritt kam zu schnell. Der pädagogische Lerneffekt tritt nicht ein, schon sieht man wieder Menschen an der Börse, die sich freudig umarmen und alle denken- ach so schlimm war es doch nicht! Man weiß, wie es bei Kindern ist und bei Bankern wird es nicht anders sein- sie werden wieder so weitermachen.

Auf Welt.de gibt es eine schöne Bilderserie, die erklärt, was man mit dem Geld hätte noch machen können. Interessant finde ich hierbei, dass die Geldmenge ungefähr das 1,5 fache ist, was unser Staat überhaupt in einem Jahr ausgeben kann. Das wäre also so, als ob man sein gesamtes Jahres-Nettogehalt mit einem Schlag für etwas ausgibt, was andere falsch gemacht haben. Und die Geldmenge, die die USA ausgibt, ist nicht viel größer (ca. 700 Milliarden), obwohl hier die Krise ihren Lauf genommen hat und dort die Verantwortlichen sitzen.

Die Frage ist und bleibt: Warum sollen die deutschen Steuerzahler jetzt für etwas gerade stehen, was andere Menschen verbockt haben und wo jahrelang immer „Gürtel enger schnallen“ gepredigt wurde? Das ist die Kernthematik an der Sache und es zeigt auch, warum viele Menschen das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft verloren haben und auch weiterhin verlieren werden. Wenn es unserer Wirtschaft schlechter geht, werden wir alle darunter leiden: Rezession, Arbeitslosigkeit, Inflation, noch teurere Energie. Das Geld, was der Staat jetzt so voreilig verpulvert wird er im entscheidenen Fall nicht mehr haben, wenn noch andere Menschen unter der Krise leiden werden. Die Banken behalten ihre Macht und der kleine Mann zahlt die Zeche. Die sozial schwachen Schichten trift es als Erstes, aber hier braucht man immer Jahrhunderte, bis man bereit ist, zwei oder drei €uro mehr auszuzahlen.

Nimmt man die andere Position ein, sieht es auch nicht viel besser aus. Ohne Banken funktioniert es nun mal nicht. Sie geben die Kredite und auch kleine Familienunternehmen (Mittelstand) bekommen so ihr Geld und bleiben wirtschafts- und zahlungsfähig. Wenn den Verbrauchern ihre Einlagen garantiert werden, dann ist das eine gute Sache.

Am Ende ist diese Krise etwas, was von der Gier verschuldet wurde, jetzt voreilig von anderen zugestopft wird und uns alle mit Verzögerung überrollen wird- ob wir wollen oder nicht.

Die notwendigen Korrekturen an der sozialen Marktwirschaft, die eigentlichen Probleme der Ungleichheit (der Geld-Verteilung) und das Bekämpfen der ausufernden Geld-Gier werden nicht gelöst. Solange diese Schritte nicht unternommen werden, bleibt die Gefahr eines Rückfalls und einer Verschlechterung der Lage stets präsent.

Den Blickwinkel weiten

Zuletzt war diese Studie in den Medien, in der es darum ging, dass ein Sozialhilfesatz von 132€ ausreichen müsse (Link), um einem einzelnen Menschen das Überleben zu sichern. Jetzt bekommt der unbekannte Professor Rückendeckung auf prominenter Ebene, nämlich kein anderer als Friedrich Merz (Link) bestätigt seine Aussagen. Zuerst hielt ich das Ganze für einen Scherz, aber ein kurzer Blick auf den Kalender bestätigte mir doch, dass es wohl ernst gemeint sein müsse.

Nehmen wir mal die Position eines fiktiven Professors ein und stellen uns das Leben vor!

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Der Wind weht von links

Man kann über die Linke sagen, was man will, aber sie schafft es, sich den wichtigen Fragen der Menschen anzunehmen und spricht somit aus dem Herzen vieler verunsicherter Bürger. Wenn man sich die einzelnen Positionen auf ihrer Webseite durchliest, ist das keine Rede von „wir nehmen es den Reichen weg und stecken es den Armen zu“. Noch nicht einmal von Faulheit, Stasi oder der befürchteten anarchistischen Revolution ist die Rede. Es wirkt alles sehr nüchtern, politisch durchdacht und überlegt. Die SPD hat einen starken Gegner bekommen und es wird bis zum Wahljahr 2009 nicht einfach sein, etwas dagegen zu halten- wenn man sich nicht inhaltlich neu ausrichtet und die „strategischen Fragen“ endlich klärt. Die Linke nimmt sehr geschickt alle aktuellen sozialen Themen auf und bildet eine unnachgiebige und ehrliche Position dazu. Wie sie das im Einzelnen anstellen will, steht natürlich nicht dabei.

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Wahlkampf

[eine grün weiß gestrichene Sporthalle in der viert-größten Stadt der Welt; Lichter von allen Seiten, Menschenmassen; eine Frau tritt an das Rednerpult; Stille]

Nun denn, meine Damen und Herren, ich danke ihnen recht herzlich für die 5000 Briefe, die sie mir pro Tag schicken, in denen ich sovieles gefragt werde, die ich mir einfach zu Herzen nehmen muss, wenn ich über die bestehende Wahl als Blog-Vorsitzende des größten Blogs der Welt- dem J.A. Blog- gewählt werden soll. Als ich so eben eine interessante Fernsehsendung im Schwarzweiß-Fernsehen über vergangene und gegenwärtige Präsidentenwahlkämpfe in den USA gesehen habe, wurde es mir augenblicklich klar, was die wahren Belange unserer Textkultur sind, was die Essenz der Ziele ist, für die ich einstehen möchte, solange ich diese schöne Gelegenheit geboten bekomme, für diese wunderbare Nation und die wunderbare Leserschaft meine Texte zu schreiben. In dieser schönen Zukunft unseres jungen Blog-Landes soll es nicht nur um Belanglosigkeiten, um Plausch und oberflächliche Dinge gehen- nein es sind vielmehr die tiefen, fundamentalen Erkenntnisse der Schriftsteller-Gehirne, die eine Plattform bedürfen- eine Plattform, wo diese Gedanken der aufstrebenden Jungautoren endlich gehört werden, wo sich die freie Seele der freien Autoren in einem zum Himmel strebenden Komet vereint und endlich alle Gedanken unter einen Hut bringen soll! Ja! Das ist es ! Es ist die Freiheit der Gedanken, die wir solange vermisst haben, die endlich über diese kleine unbedeutende Internetleitung über die großen Ozeane hinweg direkt in unsere Herzen fließen soll, die die Ängste und Sorgen vorbeiziehen lassen, dem Zweifel überhaupt keinen Raum mehr bieten sollen! Es ist unsere Zukunft und wir selbst- alle Leute, die schreiben und denken können, ja alle die sind dazu aufgerufen von ihrem Recht auf Meinung Gebrauch zu machen und dieses Blogland nach oben, an die Spitze des Erfolgs zu bringen.

[kleine Pause und tosender Applaus]

Wissen sie meine Damen und Herren, ich habe zwei wunderbare Kinder, denen ich mein ganzes Glück verdanke und einen wunderbaren Mann, der immer für mich kocht und sich so phanastisch verhält, wie man es sich als Blog-Autorin nur überhaupt vorstellen kann. Jeden Morgen werde ich mit einem Kuss und einem Frühstück geweckt, ich freue mich so darüber, dass jeder Tag einfach nur sehr sehr gut beginnen kann. Ich habe immer gesagt, es ist die Familie, die zählt, die sozialen Werte, die zwischenmenschliche Belange und ja- natürlich auch das ganze psychologische Drumsherumsdinges, was auch einfach dazu gehört und unsere Nation einfach so einzigartig macht! [noch mehr tosender Applaus und Fähnchen mit J.A. for president werden gewunken]

[zwei Stunden weiteres, tiefschürfendes Gelaber]

Ich komme nun zum Ende – meine Damen und Herren, vielen Dank dass sie so zahlreich anwesend gewesen sind, ich freue mich so darüber- God bless the blogs! And bitte wählt mich, nicht vergessen, okay ???

[breites Grinsen und Winken zum Schluss… tosender Applaus]