Erwartungshaltung

Erwartungshaltungen sind ein zweischneidiges Schwert. Ständig erwarten wir etwas: Wir erwarten, dass sich der oder die Liebste endlich bei uns meldet und sind furchtbar enttäuscht, wenn unsere eigenen Gefühle nicht erwidert werden. Wir erwarten ein Schnäppchen und ein tolles Produkt und werden es reklamieren oder umtauschen, wenn es unseren hohen Erwartungen nicht gerecht wird. Der Millionär erwarten beim Kauf seiner Immobilie einen unverstellten Blick aufs Meer, mind. 500 Quadratmeter und eine top Ausstattung. Er erwartet, dass bestimmte Sicherheitssystem installiert, die Garage für seine 20 Autos groß genug und der Weg zum Eingang natürlich mit Marmor und Goldstatuen ausgetattet ist.

Der Hartz IV-Empfänger hingegen erwartet, dass seine paar hundert Euro pünktlich auf dem Konto landen, er erwartet, dass er nicht über alle Maßen vom Arbeitsamt gequält wird und er erwartet, dass am Monatsende noch Geld für ein Stückchen Brot vorhanden ist.

Der Säugling erwartet, dass er gefüttert wird und dass da Menschen sind, die sich um ihn kümmern werden. Das Schulkind erwartet, dass der Lehrer ein schlauer Mensch ist und ihm Mathematik und Deutsch beibringen wird. Der Abiturient erwartet, dass die Prüfungen ordentlich überwacht werden und die Anforderungen zu bewältigen sind. Der Student erwartet, dass es einen freien und erschwinglichen Studienplatz geben wird und der Arbeitssuchende erwartet, dass da Arbeit für ihn geboten wird, damit er wiederum was für die Gesellschaft tun kann.

Dass der Lehrer vielleicht heimlich Alkohol trinkt oder eine schlechte Ehe führt, das kommt dem Schulkind nicht in den Sinn. Wer hat es schon gefragt, ob es da sitzen will oder nicht?

Von der Blog-Autorin erwarten wir auch viel: Es sollen möglichst täglich Beiträge geschrieben werden und sie sollen zumindest einen Großteil unserer Gedanken entsprechen. Wir ärgern uns, wenn sie anderer Meinung ist als wir. Wir erwarten, dass sie mit uns diskutiert und uns verlinkt.

Wir wollen gehört, beachtet und geliebt werden. Mir erscheint, die grundlegende Erwartungshaltung ist etwas, das tief in unseren Genen und in unserem Wesen verankert ist.

Wie schmerzlich ist es dann, wenn wir merken, dass es Zeiten gibt, in denen nicht ständig alle Erwartungen erfüllt werden. Man möchte Geld asugeben und sich was schönes leisten, aber am Monatsende ist zu wenig da. Wohin können wir die Erwartungshaltung dann schicken?

Man erwartet eine perfekte Gesundheit, gibt aber nichts dazu. Man ernährt sich ungesund, sitzt zuviel vor Fernseher und PC, treibt keinen Sport und erwartet, dass alles zum besten läuft. Dann geht man zum Arzt und erwartet, dass der die eigene Gesundheit schon wieder hinbiegen wird.

Man erwartet, dass die kreativen Gedanken einem zufliegen, obwohl man nicht mit dem Schreiben anfängt, weil es „zu anstrengend“ ist.

Am schlimmsten aber sind die Erwartungshaltungen an andere Menschen, die im Grunde ständig und überall enttäuscht und unterlaufen werden. Vor allem, wenn man Menschen sehr gerne hat und die Grenze zwischen sich selbst und anderen nie richtig sieht- oder übersieht. Wenn man glaubt, ich, die anderen und die Welt sind eins…

Sind die Erwartungen im Bezug auf Dienstleistungen, Güter, enge Familienangehörige noch irgendwie nachvollziehbar und mit einem kleinen Anspruch versehen (vor allem im kommerziellen Bereich), so sind es doch die zwischenmenschlichen Belange überhaupt nicht. Man kann Menschen nicht besitzen, man kann sie nicht zwingen zu antworten oder zu reagieren, man Leser nicht zwingen zu kommentieren, man kann Partner oder potentielle Partner nicht zwingen, zu lieben. Man kann nicht erwarten, dass man mit Respekt behandelt wird, auch wenn man sich das noch so sehr wünscht. Menschen sind komplett unberechenbar und undurchschaubar. Und Menschen sind keine Waren und keine Computer, die man nach Bedarf ein- oder ausschaltet oder wegwirft.

Wir haben vielleicht die Erwartung, dass zweimal in der Woche Sex gut für uns wäre, aber der Partner sieht das anders. Wir erwarten, dass die Wäsche gemacht, die Einkäufe erledigt und das Bett gemacht ist, wenn wir uns abends reinlegen wollen. Wir erwarten, dass die Kinder erzogen, das Unkraut gejätet und das Auto gewaschen wird.

erwarten, erwarten, erwarten..

Und dann trifft es uns völlig unerwartet, wenn etwas eintrifft, dass wir nicht erwartet haben.

Wäre es vielleicht nicht besser, von Anfang an weniger zu erwarten und stattdessen öfters positiv überrascht zu werden?

Welche Haltung in uns lässt das nicht zu?

Wenn wir z.B. zu egoistisch und selbstbezogen sind, können wir uns nicht in andere versetzen. Wir können uns nicht vorstellen, dass sie auch Menschen sind und Bedürfnisse haben. Unsere eigene Erwartung kollidiert dann mit den Grenzen und Möglichkeiten der anderen. Ist es nicht vermessen und kindisch, das nicht erkennen zu können? Ein Ausdruck von mangelnder Reifheit und unzutreffender Überlegung?

Ein weises Kind erkennt schon mit fünf Jahren, dass die Mutter jetzt gerade überlastet ist und keine Zeit für die Gute-Nacht Geschichte hat, weil ihr selbst Tränen in den Augen stehen und sie vielleicht jemand bräuchte, der ihr etwas vorliest oder sie an sich drückt.

Der gestreßte Gschäftstmann bräuchte jemand, der ihm den Druck von den Schultern nimmt, der ihm sagt „Es ist okay, so wie du bist, es ist genug“.

Aber da ist niemand, viel zu selten. Gegen die Erwartung irgendwas zu bekommen, was wir nicht erworben, umworben oder ersteigert haben- ein Ding der Unmöglichkeit.

Liebe und Vertrauen sind keine frei erwerbbaren Güter, die irgendwo in der Luft rumschweben und dich eines Tages wie ein Blitz treffen. Du musst nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein…

Der Fall eines Prinzen

und der zurückbleibende moralische Scherbenhaufen

Zwei Perspektiven fehlen mir in den derzeitigen Guttenberg-Zu-Rücktritt-Berichten. Einmal: Die Gefühle und zum zweiten: die Rücksicht auf den Menschen.

Auch wenn ich weder Anhängerin der CSU bin und vor allem ihre Wertvorstellungen und konservativen Einstellungen nicht teile oder gut finde; auch wenn ich negativ bzw. etwas spöttisch über den Guttenberg-Vorgang geschrieben habe (und er im Kern ein politischer Skandal bleibt und auch für einen Rücktritt gereicht hat) und auch, wenn ich die Einstellung und die Bewegungen in der Netz-Gemeinde eher progressiv und gut, als schlecht finde; bei all den „trotz“ und „abers“…

Der Mensch Guttenberg tut mir leid. Er tut mir leid, weil er in ein System der Macht und Selbstbezogenheit gezogen worden ist. Er tut mir leid, weil er beneidet wird und die Medien und andere Menschen kollektiv auf ihn eingedroschen haben. Er tut mir leid, weil er gut reden konnte, meistens einen freundlichen bis authentischen Eindruck gemacht hat und eine neue Klasse von Politikern dargestellt hat. Wenn schon CSU, dann wäre Guttenberg das kleinstmögliche Übel gewesen. Der Mut zu Veränderung ist in dieser Partei ein kleiner Lichtblick und die Partei wäre gut beraten, diesen Aspekt weiter auszubauen. Für eine Pauli hat es ja dann leider doch nicht ganz gereicht, aber die Richtung stimmt schonmal!
Die Menschen haben Guttenberg gemocht, weil sie auf ihr Herz vertraut haben und nicht nur, weil sie ausschließlich die Springer-Presse gelesen haben.

Die Soldaten tun mir leid, weil sie eine wichtige Bezugsperson verlieren und jemand, der sich ihrer Sorgen und Nöte angenommen hat. Weil mit Guttenberg eine reisefreudiger und aufrichtiger, anteilnehmender Politiker zurückgetreten ist. Die jungen Menschen, deren Begeisterung für einen freiwilligen Dienst nun erst geweckt werden muss (und damit das eigentliche Problem an der „Reform“ darstellen)… aber auch die alten und kranken Menschen, die von Zivis versorgt worden sind und über die kaum jemand mehr spricht. Ein Guttenberg hätte mit seinem Charisma viel Gutes bewegen können. Er war in vielerlei Hinsicht ein Vorbild, jemand zu dem man aufschauen konnte und leider auch jemand, den man hassen oder beneiden konnte.

Menschen lassen sich nicht täuschen, wenn es um Beliebtheit von Menschen oder Politikern geht. Guttenberg ist jung und mit seiner aristokratischen Wurzeln stellte er für viele Menschen eine Art „Ersatz-König“ dar. Es passte einfach alles zusammen: Jung, vermögend, eine hübsche Frau, fotogen, redegewandt, gebildet, ehrgeizig, erfolgreich und eine kometenhafte Karriere. Beliebtheit bei Partei-KollegInnen und bei den Menschen im Volk. Was kann ein Mensch mehr sein, wenn es um die reine Äußerlichkeit geht? Aber diese gläserne Podest, auf das er von allen gehoben worden ist, war zugleich sein Untergang. Während Frauen meistens vor gläsernen Barrieren oder Decken stehen und schon allein auf Grund ihres Geschlechtes niemals diesen Ruhm und diese Beliebtheit erlangen können, profitierte Guttenberg auch von seiner sportiven Männlichkeit, die den Idealtypus unserer Zeit wie kein zweiter repräsentierte. Auch gerade, dass er kein typischer Politiker zu sein schien und irgendwie locker und natürlich herüberkam, wurde an ihm geschätzt.

Mir tut er leid, aber mir tut auch das ganze Politik, Medien und Internetgeschäft leid. Eine Sache, warum ich immer weniger Lust darauf habe und mich schrittweise immer weiter davon distanziere, weil ich merke, wie falsch alles und jeder ist. Jeder beneidet und kritisiert den anderen, eine wirkliche Bindung gibt es zwischen den Leuten nicht. Und was ist die vielgelobte „Netzgemeinde“ denn oft, als ein sich mit Hilfe technischer Mittel zusammenrottender Mob, der danach schreit, den König zu stürzen? Mir tun die Leute leid, die nicht verzeihen können. Die solange auf den Fehlern und der Schwäche eines Menschen herumreiten, bis dieser unter dem Druck zusammenbricht (oder alternativ: sich umbringt). Mir tun die Leute leid, die von vornherein behaupten müssen, dass das Leben kein Ponyhof sei oder Mitleid grundsätzlich nicht zu erwarten sei. Nein, Mitleid gibt es nicht in der Welt „da draußen“. Und gibt es Mitleid in der Welt „da drinnen“ oder ist sie schon gänzlich ausgehöhlt und zerfressen von Ehrgeiz und Neid?
Was ist Neid? Neid deutet darauf hin, dass dem Menschen etwas fehlt und weil es ihm so sehr fehlt, gönnt er es auch einem anderen nicht. Neid ist Mangel im menschlichen Bereich und er ist ziemlich verbreitet. Niemand ist zufrieden, niemand ist gesättigt. Der Konsum oder die Arbeit allein sorgen nicht für Glück. Glück sind kleine, unsichtbare Momente. Großmut, Verzeihen, sich etwas schenken, Zeit geben, die Stärken sehen, loben.

Mir tun die Menschen leid, die in so einem System leben und so eine Art von Politik hervorbringen. Wo sich Neid und Betrug mehr auszahlt, als intensive Arbeit und qualifizierte Recherche. Wo die Titel und Posten, das Gehalt mehr zählt, als der langsame und auf gesunden Füßen gewachsene Fortschritt. Das ist das traurige daran. Es ist traurig, wie qualifizierte Menschen an so einem System zerschellen, weil sie den Verlockungen nicht widerstehen können. Das System wird auch nicht besser, wenn wir darüber schimpfen. Es entsteht kein menschlicher Wandel auf der Basis von Neid, Gier oder Hass.

Das einzige was man braucht, um glücklich zu sein ist Toleranz, Vergebung und viel, viel Geduld.

Das Erbe der Höhlenmenschen

„Freiheit statt Angst“ dieser Satz fällt mir ein, wenn ich über das Moderierungs-Problem nachdenke. Ein paar Terroisten jagen ein Hochhaus in die Luft und ein paar Wochen später, wird jeder Passagier bis auf die Unterhose gefilzt, darf nur noch 50 ml Zahnpasta, in möglichst unsichtbarer Verpackung (oder noch besser: vorsorglich bereits auf die Zähne aufgetragen) mit sich tragen, werden die Leute durch ein Raster geschickt, unterteilt nach Glauben, Ethik, Herkunft und Geschlecht. Schlaue Ingenieure erfinden Maschinen, mit denen Leute bis auf die Haut „gescannt“ werden und obwohl man sich dabei soviel Mühe gibt und mit immer größeren und intensiveren Mitteln versucht, die Sicherheit herzustellen, die es nur im Kopf gibt, scheitert man. Gegen den Terror der Angst gibt es anscheinend kein Abwehrmittel, denn die Angst entsteht im Kopf und nicht in der Waffe, dem Glauben oder der politischen Einstellung.

Angst ist etwas unsichtbares, aber doch beeinflusst sie die Taten der Menschen auf eine sehr sichtbare Weise. Ich habe Angst vor Trollen und unfreundlichen Kommentatoren. Wohin führt die Angst mich? Ich schaue automatisch nach Mitteln, die mir mehr Sicherheit versprechen, die die Aggression von anderen Menschen (die nur gefühlt wird und gar nicht real ist) abfedern, abpuffern und weicher machen soll. Ich habe also Angst vor der Aggression, Angst vor dem Hass, ich wünsche mir anscheinend eine Welt mit lauter bunten Blümchen, mit Schafen, die über die Wiese hoppeln und einem schönen, rosafarbenen Regenbogen, der sich über den tiefblauen und wolkenfreien Himmel spannt. Sieht so aus, als ob das Harmoniestreben in diesem Falle eine Schwachstelle ist.

Die imaginären Trolle (= die Terroristen) haben das erreicht, was sie wollten: Sie haben Angst und Schrecken verbreitet. Sie haben ihr hämisches Grinsen aufgesetzt, ein bisschen mit der metallisch glänzenden Klinge gescharrt und mit der Zunge geschnalzt und die Menschen haben angstschreiend das Weite gesucht. Wie beim Anblick von Piraten oder Plünderen, die über die Felder der armen Bauern herfallen. Das muss ein uralter Reflex sein: Angst schützt vor Gefahren. Lieber einmal zu früh hochfliegen, als einmal zu langsam sein und sich von der Aggression der lebensfeindlichen Natur auffressen zu lassen.

Lieber eine Sicherheitskamera mehr aufgestellt, als einmal im entscheidenen Moment zu wenig gesehen zu haben. Lieber einen Polizist mehr Streife patroullieren lassen, als es einmal zu verpassen, wie zwei Jugendliche eine alte Frau oder einen Kinderwagen auf die Gleise schubsen.

Angst bestimmt das Gemüt. Schon morgens, wenn wir die Zeitung aufschlagen, werden wir mit Angst konfrontiert: Bus rast in Auto, Kind wird von U-Bahn erfasst, Einbrecher bringen schlafenden Mann um, Jugendlicher erschlägt Vater, Frau von wütendem Mann erstochen, 3.000 Menschen sterben bei Hochwasser und eine Chemiefabrik ist explodiert.

Herje, und das alles an einem Tag? Das kann kein normaler, von der Evolution auf Angst und Überleben dressierter Mensch aushalten.

Ja, Freiheit ist eine tolle Sache. Aber lasst sie erstmal von anderen ausprobieren, bitte. Ich entscheide mich dann später, wie ich mich entscheide. Hier in meiner Höhle, ist es gerade so bequem. Ich habe da ein gemütliches Bett aus Stroh und einen dicken Felsen, der mich vor blutsaugenden, mädchenfressenden Dinosauriern schützt. Viel zu essen in der Kammer und wenn ich mal jagen muss, ist da noch mein Bruder. Der ist viel stärker als ich und gerissener. Den schicke ich vor.

Wenn er nicht zurückkommt, werde ich abends (spätabends, bei Dunkelheit!) langsam den Fels zur Seite rollen und ganz schnell, husch husch zu den Beerensträuchern rennen und ein paar von den roten Beeren pflücken. Aber nicht so lange, nur zehn Minuten. Circa..

Still, da raschelt etwas in den Blättern, ich muss mich beeilen. Bis später dann!

Ohne Dich – Teil 2

Einsamkeitsgefühle als Chance

Im ersten Teil meiner „Geschichte“ habe ich Einsamkeit als Problem beschrieben, als Mangel, als allgemeines Unwohlsein, als Unvollkommenheit, durch dass sich früher oder später die Einsicht nach Veränderung breit macht. Egal, wohin wir schauen, Einsamkeit ist genauso wie Krankheit, Alter, Depression, Armut – ein unbeliebtes Zeichen von Mangel und Schwäche und etwas, dass nicht in unseren Zeitgeist mit den spezifischen Anforderungen nach polierter Oberfläche und Leistung passt. Im Allgemeinen sollen wir unsere Leistung präsentieren: Männer sollen viel verdienen und möglichst wenig Krankheitstage haben. Frauen sollen über ihre Doppelbelastung bitte nur lächeln und als perfekte, aufopferungsfähige Mütter leben. Jammern ist nicht erlaubt in dieser Gesellschaft. Wer jammert oder klagt, ist raus aus dem Spiel.

Daher wollen wir Einsamkeit um jeden Preis vermeiden, wir fühlen ja, dass es eine Schwäche ist, die man lieber verbirgt. Ohne je wirklich über die Bedeutung der Einsamkeit oder die Rolle der Entfremdung des modernen Menschen in einer (bisweilen kranken) Zivilisation nachzudenken, schämen wir uns vielleicht für die Einsamkeit und denken heimlich, dass es allein unsere Schuld ist.

Solche Gedanken führen aber zwangsläufig in eine größere Depression, vor allem wenn man sie nicht aktiv verarbeitet, sondern ständig verdrängt. Ich denke, dass in der Einsamkeit auch eine Chance liegen kann und sie nicht per se nur als Mangel anzusehen ist. Wer diesen Schritt gedanklich durchlaufen kann, kommt einen großen Schritt im inneren Reifungsprozess vorwärts. ((im Idealfall kann man diese psychologische Entwicklung mit einer religiösen Weltanschauung kombinieren; das ist einerseits hilfreich um die Motivation der Übung aufrecht zu erhalten und gibt darüberhinaus ein gutes Verständnis für die Gesamtheit der Existenz))

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Kompliziert, einfach oder dazwischen?

Einen Tag nach meiner partiellen, inneren Kündigung als größte Polit-Bloggerin aller Zeiten denke ich über eine viel banalere Frage nach: Die Frage, ob ich „typisch Frau“ bin. Ja, ich, genau ich, nur ich selbst, der Liebling meines Spiegels, der Gegenstand meiner Betrachtung, das Objekt meiner Introversion, das Ziel und die Basis des künstlerischen Schaffens. Quell aller Selbstliebe, und hypothetische Ausgangsform für die altruistische Liebe, aus derer ersten Erstarrung es sich zu lösen und derer zweiter es zu erstreben gilt. (und dessen Grammatik es sich zu lernen hat, sorry Blog, habe heute meinen umständlichen Tag)

Die Fragestellung rührt daher, weil ich letztens einen Satz gelesen habe, der sinngemäß so gestanden hat: Frauen machen alles immer so kompliziert. Sie lesen zwischen den Zeilen, sie interpretieren etwas, wo es unter Umständen nichts zu interpretieren gäbe. Männer sind vielleicht geradliniger, einfacher zu berechnen und für manch Dame vielleicht auch einfacher zu manipulieren…

Aber warum sind Frauen von Natur aus komplizierter, warum sind sie emotionaler und letztendlich: Wo erwische ich mich da auf meinem eigenen, persönlichen blinden Fleck, also derjenigen Region, die man nicht kommunzieren möchte, die aber dennoch wie ein unsichtbarer, klebriger Faden am Ärmel des rechten Armes hängt?

Auf die andere Menschen dann unvermittelt und beinahe „zufällig“ stoßen?

Klischee: Frauen können Stunden damit verbringen, über eine Sache nachzudenken. Vielleicht, weil sie empfindlicher sind? Weil sie mehr Synapsen für die zwischenmenschliche Problemlösung und dreimal soviele Synapsen für die sprachgesteuerte Analyse ihrer Umwelt zur Verfügung stehen, die ja manchmal, unter Umständen häufig, auch genutzt werden müssen!

🙂

Äh, aber was wollte ich eigentlich sagen? Genau, das Reden. Warum reden Frauen soviel? Warum machen sie es immer so kompliziert? Was definiert eigentlich das Wesen der Frau? Wäre das nichtmal eine schöne Kernfrage für die Identität des Feminismus, der auch stets mit ganz neuen Weiblichkeits-Strömungen -von jung und alt und jeglicher Coleur- zurecht kommen sollte? Der Feminismus im Spiegel des Maskulinissimus: Was bleibt übrig? Wo gibt es Überschneidungen und was kürzt sich ‚raus?

Heute, z.B. bei Peter Zwegat: Die Dame mit sechs Kindern, neigt zur Bestellwahn im Internet, gemeinläufig auch als ‚Kaufsucht‘ betitelt. Ca. 800.000 Menschen in Deutschland sollen darunter leiden. ((Quellen zum Weiterlesen: http://www.palverlag.de/Kaufsucht.html und http://www.bpb.de/publikationen/FJN7KA,0,Zur_Entstehung_und_Verbreitung_der_Kaufsucht_in_Deutschland.html ))

Kurzerhand, der männlich analysierende Über-Papa und Schuldnerberater in einer Person hat des Schopfes Lösung erkannt und virtuell ergriffen: Die Finanzen biegen sich und brechen, also muss eine Therapiesitzung her.

Die Dame bekommt einen Termin bei der Selbsthilfegruppe. Reist, zwei-einhalb Stunden an, um dann kurz vor der Türklinke feststellen zu müssen, dass sie „darauf absolut keinen Bock hat“, eine Schnute zieht und ärgerlich von dannen zieht. Während ich darüber noch leicht lächle und meine eigenen Fehler in ihr erkenne, dreht der fragende Teil meines Gehirns schon längst weiter. Warum hat sie es sich nicht vorher überlegen können? Warum konnte sie diesen Schritt nicht mit Ruhe und Gelassenheit vorausplanen, durchziehen, abhaken. Das wäre die männliche Lösung. Aber nein, einzig und allein das Denken steht ihr im Weg, das Fühlen und die Angst vor Entblößung. (( by the way, das war ein sehr trauriger Fall.. über den es eigentlich nichts zu lachen gibt, aber er fiel mir eben spontan ein, um das grob umrissene Problem des Artikels etwas näher zu erläutern))

Und da ich es letztens von Klischees hatte, die manchmal auch ihre Richtigkeit im Alltag beweisen und daher wohl so beliebt sind: Ist es typisch Frau, kompliziert zu sein? Woher kommt diese Kompliziertheit? Und, welchen Sinn macht sie?

Es ist -ganz allgemein- das Wesen des Menschen, das uns belastet. Das Denken und vor allem das Fühlen. Unsere partielle Unfähigkeit, Dinge zu entschlüsseln und sie in die saubere Handhabung unseres alles-ordnenen Überbewusstseins zu fügen. Die generelle Unsicherheit und der tiefe Zweifel – so sehr wir ihn manchmal gerne verteufeln würden- gehört einfach zum Leben. Unser Salat im Kopf schreit einfach nur so nach Ordnung, nach Abstraktion, nach Vereinfachung, nach Sicherheit und Verlässlichkeit und doch bekommen wir sie nur selten. Wenn wir nichts vereinfachen könnten, würden wir an der Komplexität des einfachsten Alltags schon verzweifeln. Es wäre uns nicht mehr möglich, auf die Unterscheidung zu verzichten, was (an für sich) eine große menschliche Freiheit darstellt. Es aber wirklich zu machen, ist in der Tat anstrengend und das ist wohl der Grund, warum Klischees dem tiefergehenden Denken meist vorgezogen werden. Das Klischee wirkt schneller, ist besser verdaulich und man isst es, weil man es schon kennt.

Nur, wer sich in den täglichen Gedankenwahn des Unterscheidens, Denkens und Grübelns begibt, muss sich anstrengen und unter Umständen auch leiden. So wie der Zwangs-Patient in einer übersteigerten Form, aus einer anderen Sendung, ((man sieht schon, der Ausdruck „Fernsehen bildet“ beweist oft seine zynische Richtigkeit)) dem es unmöglich war, aus einem Stapel Zuckertüten, die richtige für seinen Einkaufswagen zu finden, da sie nun alle gleich aussehen. Etwas traurig und verzweifelt kniet er sich auf den Boden, dreht und wendet die Tüten, misst sie tlw. sogar auf der Gemüsewaage ab, nur um ein Kritierium, eine Entscheidung, ein Argument für seine verzweifelte Situation zu finden (die durchaus ein Krankheitsbild ist). Und er findet dabei meist keines, dreht sich im Kreis seines selbst-gebauten, aber doch nur schwer zerstörbaren Gefängnisses.

Und so, wie diesem armen Menschen, geht es dem denkenden und empfindsamen Menschen meist auch. Seine Freiheit, Meinungen und Entscheidungen zu bilden, belastet ihn schwer. Die Gedanken sind wie ein dicker, dunkler Schweif, den man immer mit sich herumträgt, eine schwarze Schleppe der Belastung, ein dunkler Mantel der zwar Wärme und Sicherheit spendet, aber einem doch der Umwelt etwas grauslig und missmutig erscheinen lässt.

Vielleicht, zu recht. Wer allzu tief denkt, sollte nicht vergessen, hin und wieder auch die heiteren Seiten des Lebens zu erfassen…

Gewaltfreie Kommunikation

geschrieben zu Moby- Sweet Apocalypse und Coldplay Fix You

Über die „gewaltfreie Kommunikation“ habe ich in früherer Zeit schonmal geschrieben (hier und hier).

Ursprünglich darauf gebracht wurde ich durch den Buchtipp eines aufmerksamen Blog-Lesers vor einigen Jahren. Ich habe mir das Buch gekauft, durchgearbeitet und schaue immer mal wieder gerne rein.

Das Buch behandelt die Basis für unsere mitmenschliche Kommunikation, die Brücke oder Mauer zu unseren Mitmenschen, Quell für Glück oder Leid, das Mittel um uns unbeliebt oder einfühlsam werden zu lassen: Die Sprache.

Es ist ein Wissen, das man immer wieder auffrischen und in der Praxis anwenden muss. Obwohl die Theorie recht einfach ist, ist die Umsetzung schwierig. Zu sehr sind wir an alte Kommunikationsmuster gewöhnt und zu sehr hat uns eine in Machtstrukturen einseitig verteilte Welt gelehrt, dass die Sprache auch ein Mittel zum Kampf und zur Duchsetzung ist. Aber wie die Schwerter, können auch die Worte zu Pflugscharen werden… es liegt an uns, ob wir warten wollen, dass andere etwas tun oder ob wir nicht einfach selbst damit anfangen. Um das Gute zu realisieren braucht es Mut und Zuversicht, Vertrauen und Entschlossenheit. Das wirklich Gute ist in der Welt selten und versteckt sich meistens hinter dem Bösen. Prozentual und verallgemeinernd gesprochen ist das „Böse“ auf dem Vormarsch und die massenhafte Abkehr der Menschen von der Kirche (ohne an anderer Stelle Ersatz zu schaffen) belegt diesen Trend. Die Welt wird seelisch nicht gesünder, sondern eher kränker. Der Verbrauch von Psychopharmaka und der allgemeine Drogenkonsum steigen stetig an.

Konsum und Energieverschwendung haben uns zwar materiell glücklich gemacht, aber seelisch u. intellektuell viele offene Fragen hinterlassen. Auch die mangelnde Religiösität im Alltag, mangelnde Vorbilder und das Befremden, das wir z.B. vor einer fremden Kultur und einer festen Glaubenseinstellung haben, deuten darauf hin.

Ein Ausweg aus dem Dilemma kann die richtige Sprache sein. Mir ihr erschaffen wir unsere Welt. Gute Gedanken formen gute Taten, schlechte Gedanken formen schlechte. Kein Mensch schlägt auf den anderen grundlos ein, sondern immer nur, weil er vorher einen Grund gesehen hat. Weil er z.B. provoziert wurde. Weil man seine Bedürfnisse weder erkannt, noch befriedigt hat.

Obwohl wir sie ständig nutzen und ständig davon umgeben sind, denken wir selten bewusst darüber nach, was wir sagen und vor allem, wie wir es sagen. „Gewalt“ kommt zwar sichtbar selten vor (höchstens in Form von Beleidigungen, persönlichen Angriffen, Lügen, Unterstellungen, etc., die aber gesellschaftlich tabuisiert sind und daher umgangen werden müssen), aber doch ist die Sprache so komplex und läuft auf sovielen Ebenen ab, dass man den Gewaltanteil oft nur durch Umwege „entlarven“ und aufspüren kann.

Zum Beispiel kann schon eine eigentlich objektiv gedachte Analyse beleidigend aufgefasst werden, weil jedes Werturteil, das wir über die Welt stülpen, im Kern eine Verurteilung ist, die indirekt wieder aussagt, dass wir allein die einzige und beste Weltsicht haben und unser Gegenüber dafür nicht in der Lage ist. Wenn jemand z.B. Zahnschmerzen hat, sagen wir vielleicht analytisch „tut es hinten rechts weh? dann ist es der Weihsheitszahn. das würde ich schnell behandeln lassen. das sollte man schnell machen, weil man es sonst verschleppt. aber die Wartezeiten heutzutage beim Arzt, die sind unerträglich“. Der Mensch mit den Schmerzen wird hier wenig geholfen, anstatt sich seines Leides anzunehmen, wird ein Ratschlag gemacht und anschließend noch über das eigene Leid geklagt. Im Alltag mag das noch vertretbar sein, aber es gibt durchaus aggressivere Formen der Analyse und der Berurteilungen, die sich zwar auf der einen Seite „objektiv“ verpacken, aber im Kern eine Veruteilung oder eine Abwertung beinhalten. Ein aktueller Fall sind z.B. die Thesen von Sarrazin, die sich alle recht wissenschaftlich geben, aber im Grunde Volksgruppen diffamieren, d.h. ungerechtfertigt und unbegründet schlecht machen. Es ist gar nicht so schwer, die emotionale Botschaft hinter einer objektiven Aussage herauszufinden, meistens muss man sich nur auf die Zwischentöne konzentrieren, was wiederum leichter ist, wenn es gesprochene Sprache ist. Aber auch bei der geschrieben Sprache sind diese Verurteilungen, die sarkastischen Seitenhiebe und die Überheblichkeit in der Wortwahl gut zu spüren. All das schafft Leid und zwar unsinniges und überflüssiges Leid. Leid wiederum erzeugt psychischen Stress und dieser schadet unserer Gesundheit. Für unsere Mitmenschen, über die wir uns setzen wollen, aber am meisten für uns selbst. Denn je mehr wir über andere urteilen und je engstirniger wie werden, desto mehr wird auch über uns geurteilt und je mehr wir uns auf einen Streit einlassen, desto mehr werden wir davon „infiziert“.

Um also einem Streit zu entgehen, muss man zuallererst Abstand schaffen und sich erstmal selbst Mitgefühl geben. Dann kann man mit Hilfe der gewaltfreien Kommunikation (kurz: GFK) nach den Ursachen suchen und angemessen menschliche Lösungen heraus filtern.

Eine ethisch korrekte Sprache („ethisch“ im Sinne eines lebensbejahenden Glaubensmodells, das das Gute in uns und anderen stärken soll) muss dabei auf viele Dinge Rücksicht nehmen. Im Wesentlichen geht es darum, dass wir ein Gefühl für unsere Bedürfnisse und die Bedürfnisse der anderen bekommen.

Die vierteilige Formel, die man sich dabei leicht merken kann lautet daher:

Beobachten, Fühlen, Bitten, Brauchen.

Wenn wir z.B. im Streit mit jemand sind, sollten wir zuerst BEOBACHTEN: Warum regt er sich so auf, welche Reaktionen werden gezeigt? Welche Worte werden gewählt? Wie ist der Hintergrund? Wie ist die körperliche Reaktion, wie viel Erregung steckt in der Stimme und mit welcher Leichtigkeit wird gesprochen? Wie sind die Worte angeordnet, warum hat er gerade das gesagt und nichts anderes? Auf welche Aussage von mir wurde Stellung bezogen und warum? Wie ist das persönliche Umfeld und die Biografie meines Gesprächspartners? Worauf legt er wert und was stört ihn?

All das gehört in den „Beobachtungsprozess“. Es ist offensichtlich, dass es in einer schnellen Sprache, die oft in Millisekunden ausgetauscht wird, unmöglich ist, alles so genau und haarklein zu beobachten. Dann sollte man sich einfach ein wenig Zeit geben. Innerlich durch atmen, nicht gleich zurückschlagen. Und dabei auch sich selbst beobachten: Warum rege ich mich darüber so auf? Welcher wunder Punkt wird verletzt? Welches Bedürfnis gerade nicht erfüllt? Fühle ich mich geschätzt? Hat er/sie mich richtig wahrgenommen, richtig verstanden? Spricht er/ sie authentisch? Empfinde ich das als sinnvoll? Was stört mich?

Mit ein wenig Abstand ist es auch viel leichter, zum nächsten Schritt zu kommen: Was fühlt mein Gegenüber? Worum bittet er mich und was braucht er? Diese Fragen kann man nicht wirklich voneinander trennen und sie hängen miteinander zusammen. Aus dem Konsens dieser vier Fragen ergibt sich dann ein viel klareres Bild über den Gegenüber und man tritt in einen menschlichen Kontakt- was wesentlich besser ist, als sich gegenseitig Analysen an den Kopf zu werden und auf dem menschlichen Sektor immer nur auf der Stelle zu treten.

Natürlich sind die meisten von uns auch keine Krankenschwestern, keine Pastoren und keine Psychologen. In diesen Berufen wird die GFK auf den fruchtbarsten Boden treffen und psychisches Leid reduzieren. Aber auch für normale Leute, für den normalen Berufs- oder Beziehungsalltag, für Probleme mit Verwandten, Freunden, etc. ist die richtige Sprache das perfekte Hilfsmittel, um Konflikte zu entschärfen und produktiver, glücklicher und menschlicher zu werden. Da das emotionale Miteinander die Basis für alles Weitere ist, schafft eine positive Emotionalität ein wichtiges Fundament, um darauf zu wachsen und Frieden in der Welt zu schaffen..

Zum Schluss versuche ich mein Anliegen hinter diesem Blog-Artikel, nochmal GFK-getreu zu formulieren:

Ich wünsche mir, dass mehr Leute eine gute Sprache verwenden. Ich wünsche mir mehr Verständnis der Menschen untereinander und ich möchte dabei versuchen, meinen Anteil zu leisten. Ich finde die Theorie der GFK sehr gut und wertvoll. Durch das Denken darüber habe ich die Chance, mein Wissen zu vertiefen. Ich möchte mein Wissen weitergeben und hoffe, dass es andere verstehen.

Ich wünsche mir eine positive Welt, die frei von persönlichen Angriffen, Egoismus und Vorurteilen ist. Ich finde, dass der gute Kontakt zwischen den Menschen das wichtigste im Leben ist.

Mir fällt auf, dass das Formulieren in der GFK einem klassischen Gebet recht nahe kommt. Im Gebet sind wir meistens auch wir selbst und im Idealfall „beichten“ wir unser Leid und sind frei von Zuschauern, relativ ehrlich zu uns. Natürlich kann man sich auch in der Einsamkeit noch belügen, aber wenn wir in der GFK-Form beten, reduzieren wir automatisch auch die Lügen und die kleinen Not-Brücken, die uns sonst durch den Alltag schiffen. Das Ergebnis ist dann ein produktiverer und von Sorgen freierer Lebensablauf.

Wer also wie in der GFK spricht, bringt damit seine eigene Religiosität und sein Innerstes auf den praktischen Boden der Realität.
GFK bedeutet, eine gute Einstellung zu leben und in der Sprache zum Ausdruck zu bringen..

Konstruktive und destruktive Menschen

Den destruktiven Menschen erkennt man daran, dass sich sein Hass auf ganz wenige Punkte konzentriert. Er spricht abgehackt, ist grüblerisch und verschlossen und lässt meistens nur eine Meinung zu: Seine eigene.

Schwer verletzt und gekränkt vom Leben, ist er unfähig, in verschiedenen Ebenen zu denken. Persönliche Erfahrungen werden nicht mehr transparent und objektiv betrachtet, sondern haben sich zu einem persönlichen Leitmotiv und einer „fixen Idee“ verfestigt, die nun über allem steht. Das kann z.B. ein Hass gegen eine bestimmte Personengruppe sein (die Jugend, die Linken, die Rechten, die Männer, die Frauen) oder ein Hass auf bestimmte Prinzipien und anderer Menschen (Tolerante Menschen werden als schwach angesehen, Sarkasmus und Sadismus überwiegen im Denken).

Ich denke, es ist kein Zufall, dass man eine schizophrene („wahnhafte“) Erkrankung mit dem Symptom der offenen Aggression und des Hasses gegen Menschen im Allgemeinen verbinden kann. Nicht zu unrecht werden übertrieben kritiksüchtige Menschen auch als „krank“ bezeichnet. Wo andere Menschen aufbauen und eine Lösung suchen, kann ein derartig erkrankter Mensch die Ganzheit nicht mehr sehen.

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Diskriminierung erkennen & verhindern

Diskriminierung ist verboten. Offensichtlich. Und dennoch vergehen keine zwei Tage, ohne wieder und ständig mit diesem Thema konfrontiert zu werden.

Ob das nun die mangelnde Barrierefreiheit im Hamburger Rathaus ist, die Diskriminierung einer transidenten Frau beim Männergespräch auf der Herrentoilette oder die Frau in Ketten ist, die nur unter männlicher Aufsicht ihr Baby bekommen darf. Meine Nachbarblogs sind voll mit diesen Geschichten und wenn man den Horizont noch weiter öffnet, findet man solche neuralgischen Punkte überall.

Aber was heißt Diskriminierung eigentlich? Im strengen Sinne und nach dem lateinischen Wortstamm zu urteilen, nicht viel mehr, als etwas zu trennen.

Darin ist eigentlich noch keine Wertung enthalten. Im strengen juristischen Sinne ist alles, was offensichtlich abwertend und von Nachteil der Betroffenen ist, eine Diskriminierung und es ist gut, dass es inzwischen so viele Gesetze dagegen gibt und auch die Denkweise der Bevölkerung sich dahingehend sensibilisiert hat.

Aber es gibt noch die kleinen Diskriminierungen des Alltags, die nicht so leicht zu definieren und einzufangen, aber doch meist Vorläufer von größeren, negativen Entwicklungen sind.

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Psychologie der Wirtschaftskrise und Normalität

Gestern habe ich mir zwei Podcasts aus dem HR2 Funkkolleg zum Thema „Psychologie“ angehört: Einmal „Psychologie in der Wirtschaftskrise“ und „Was ist normal“.

Der erstere war eine ausführliche Podiumsdiskussion zwischen drei Psychologen (zwei Männer, eine Frau) und der Talkmasterin, die immer wieder die Diskussion durch gezielte Fragen anregte.

Interessant fand ich hier vor allem den Punkt, dass wir in der Wirtschaftskrise die Probleme zumeist individualisieren, d.h. Schuldige suchen (z.B. die Banker) und uns dann vor den nötigen Konsequenzen oder gar dem Hinterfragen des ganzen Systems drücken. Denn man vergisst gerne, dass die Konsumblase und die unerträgliche Gier nach Macht, Reichtum und äußeren Werten keine Sache von Einzelnen ist, sondern etwas, dass mehr oder weniger jeder Mensch in sich trägt. Mein Beispiel dazu: Wer sich ein zu großes Haus kauft, es dann aber nicht bezahlen kann, handelt genauso „schlecht“ wie der Banker, der diesen faulen Kredit nun an andere verkauft oder das Risiko zu streuen versucht. Oder die Gier nach neuen Autos, neuen Handys, usw. führt dazu, dass immer mehr produziert wird und der Wirtschaftskreislauf überhitzt und nur eine Richtung und ein Ziel kennt. Sollte die Wirtschaft nicht einfach im Dienst der Menschen stehen, anstatt nur dem Reichtum und dem grenzenlosen Wachstum alleine geschuldet zu sein- war die berechtigte Frage.

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Moral und Anti-Moral

Es wird Zeit, mal über die Missbrauchsfälle in der Kirche zu sprechen, die derzeit ununterbrochen durch die Medien geistern. Am Anfang habe ich noch aufgehorcht und mir „Skandal!“ gedacht, mittlerweile hat es aber eher den Eindruck, als ob ein paar Trittbrettfahrer und die Medien auf den Zug aufgesprungen sind und mal wieder eine schöne Sau gefunden wurde, die man durch das Dorf treiben kann. Ohne Frage, was alles passiert ist, ist schlimm und darf gar nicht relativiert werden. Ich möchte auch gar nicht so sehr auf die Details, das Wie, das Warum, Wer hat Schuld, usw. eingehen. Aber die Frage nach der Moral, die interessiert mich als teils philosophisch angehauchte Bloggerin schon ein wenig.

Schließlich sind die Kirchen selbst eine der wenigen offiziellen Instanzen, von denen so etwas wie unumstößliche Moral ausgehen darf. Sicherlich, der Bundespräsident gehört bei uns noch dazu, aber der hält sich meistens zurück und äußert sich nur sehr selten. Viel öfters hört man doch wieder von einer Papst-Rede, von einer Enzyklika, von einem Bischof, der sich zum aktuellen Geschehen äußert. Und nicht zuletzt Menschen, wie die so plötzlich und traurig untergegange Ratsvorsitzende der EKD, Käßmann, sind es, die das öffentliche Denken über Moral, Gewissen, usw. formulieren und aufrecht erhalten. Aber auch Bloggerinnen und Blogger, Kommentatoren in Leserbriefen oder Fernsehsendungen, Meinungen von Redakteuren, selbst Werbebotschaften und Bücher formulieren Tag für Tag „richtige“ Meinungen über die Welt.

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