Was können Blogs?

Diese Frage ist sehr zentral und ich hab mich ihr bestimmt auch schon hundert mal von verschiedenen Seiten angenähert und bin immer wieder zu etwas anderen Ergebnissen gekommen.
Die Frage ist so zentral, weil es hier nicht weniger als um die Sinn- und Berechtigungsfrage geht, die sich beim Schreiben und Veröffentlichen von Texten oder anderen Medien ins Internet ergibt. Die vielen privaten Blogs, die Linkschleudern oder reinen Netz-Fundblogs sind streng genommen nicht gemeint, wobei auch sie eine Wirkung haben werden, die man vielleicht nicht so genau vorhersagen oder berechnen kann.

Mir geht es bei der Betrachtung vor allem um privat geführte Blogs, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, über eine bestimmte Thematik aufzuklären oder gar Menschen zum Umdenken zu bewegen, also als Groß-Einzugsgebiet auch alle politischen oder „moralischen“ Blogs.

Dass eine unbewusste Botschaft, eine Message in den eigenen Äußerungen mitschwimmt, kann der beste Künstler im Grunde gar nicht vermeiden. Jede Kunst, die sich nur nach einem gängigen Schönheitsideal richtet und dabei jegliches kritisches Hinterfragen, jede einfachste Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln unterdrückt und dabei der Masse gefallen will, kann nichts anderes als Kitsch sein. Um diese Kunst geht es mir nicht. Nein, mir geht es um alltägliche Äußerungen von Menschen, die im Rahmen einer Bürger-Demokratie das Instrument Internet nutzen, um sich Gehör zu verschaffen und selbst zu Produzenten von Meinungen, Medien und Denkweisen werden.

All diese Entwicklungen sind in der überschaubaren Zeitspanne der menschlichen Kultur im Grunde „brandneu“. Pressefreiheit und Demokratie gibt es noch nicht lange und sie war z.B. eine treibende Kraft, die das kolonisierte Amerika in die Unabhängigkeit gebracht hat. Regierungen in Demokratien fürchten die Medien, weil hier gerne und heftig Stimmung gegen den eigenen Stil gemacht wird. Ein Beispiel ist z.B. der Vietnamkrieg der USA und die zunehmend heftigeren Proteste der Zivilbevölkerung, die schließlich soviel Druck aufbauen konnte, dass die Amerikaner sich zurückzogen. Nicht zuletzt ein Bild ging dabei um die Welt, ich glaube es war diese nackige vietnamesische Junge vor einem zerbombten Dorf, dass die Gemüter erhitzte und die öffentliche Meinung – zum Guten! – veränderte.

Im Golfkrieg waren die Kriegsmacher dann schlauer und haben sich die Presseleute ausgesucht und ganz gezielt darauf geachtet, dass nur „saubere“ Bilder vom Krieg in die Heimat gesendet werden. Wir alle wissen, dass dies im Grunde ein Ding der Unmöglichkeit ist, denn ein Krieg ist nie sauber. Auch die deutsche Politik-Öffentlichkeit ist streng darauf bedacht, dass alles in einem guten Licht erscheint, aber ein kalt geplanter Bombenangriff auf Zivilpersonen, dass kann auch das beste Presse-Team nicht geradebiegen.

In den letzten zehn Jahren kam zu der Macht der Presse-Meinung noch die Macht der Internet-Bevölkerung, also im Grunde eines jeden einzelnen hinzu. Die DSL-Märkte werden immer gesättigter und es gibt kaum noch Menschen, die das Internet nicht beherrschen oder sich beteiligen können. Die Blog-und Forums-Software ist so einfach geworden, dass selbst jeder ungeübte Datenbank-/ PHP- Neuling eine Installation in einer halben Stunde verstehen und anwenden kann.

Eine Medienausbildung, einen Presseschein, ein Literaturstudium, eine Berechtigung oder gar einen Amtssiegel braucht man dafür nicht. Es ist alles „open source“ und die „freeware“ auf den Servern, ist sie auch die freeware in den Herzen?

Gegen die Blogs sprechen vor allem zwei Dinge:

Einmal die geringen Besucherzahlen und die wesentlich geringere Einschaltquoten-Macht im Vergleich zu traditionellen Medien. Hier könnten die Blogs nur mehr Druck aufbauen, wenn sie sich vernetzen und einen geschlossenen Blogring aufbauen würden, vereint mit einer Stimme sprechen und sich auch persönlich und politisch einig sind. Leider sind BloggerInnen meistens sehr freiheitsliebende und nicht selten auch gebildete, kritische Menschen, so dass sich die Vereinigung mit einem übergeordneten Ideal wie eine Verringerung der persönlichen Freiheit anmutet, die man doch ursprünglich so geliebt hat.

Man kann eben nur über das Establishment schimpfen, wenn man sich selbst nicht als Teil davon sieht. In Blogs müssen Zielgruppen, aber auch Feindbilder aufgebaut werden, um emotional „effektiv“ zu sein. Jemand, der alles relativiert und sich von ein zwei Gegenargumenten überzeugen lässt, ist eigentlich kein guter Blogger. In der drastischen Einstellung, manchmal auch in der reißerischen Aufmachung und der einseitigen Stimmungsmache scheint ein Patentrezept zu liegen, dass auch schon die klassischen Medien sehr gerne benutzen.

Die moralische Interpretation dieser Gangart ist wieder etwas anderes.

Die andere Schwäche von Blogs, die zumeist auf der Basis von Einzelpersonen gegründet werden, ist ihre juristische Angreifbarkeit.

Ein falsches Wort über einen Mächtigen, ein zu kritischer Bericht über ein Produkt, ein falsches Wort über eine real existierende Person kann da schon reichen, um die versammelte Anwaltsschar an den Fersen zu haben. Bekanntgewordene Fälle gibt es genug und wer Twitter aufmerksam liest, findet jeden zweiten Tag so eine Meldung. Angst macht sich breit, der Bürger wird immer gläserner und die Freiheit andere attackieren zu können, ist meist auf dem unsicheren Podest, auch angegriffen werden zu können, begründet.

Was dann mit hohen Kosten, Ärger verbunden ist, was meistens reicht, um die freiwillige Motivation schnell zum Erliegen zu bringen.

Ein dritter Punkt, der die ehrenamtliche Arbeit von Bloggern weiter einschränkt ist das mangelnde öffentliche Interesse an politischen Positionen und die schlichte Faulheit oder Unlust von Menschen, sich mit einzubringen und einen freiwilligen Beitrag zur „Weltverbesserung“ zu leisten. Was kann der Einzelne schon machen? Warum soll ich meine bequeme angepasste Position verlassen? Versucht mal jemand hinter dem Offen hervorzulocken, wenn es ihm/ ihr da nur allzu gut gefällt. Ein Ding der Unmöglichkeit, dass nicht selten auf die eigene Motivation schlägt und den Autor depressiv werden lässt. Nur sehr starke Charaktere kommen da durch und man muss persönlich bereit sein, privates Denken und Empfinden vom öffentlichen Wirken zu trennen, so wie in einem „normalen“ Beruf auch.

Fazit:
Man sieht, dass es die Blogger nach wie vor nicht einfach haben. Einmal gibt es juristische Barrieren, aber auch eine träge Zivilgesellschaft, die erst ihren Spaß an der Demokratie entdecken muss und aus der Reserve gelockt werden will.

Nicht zuletzt sind Blog-Projekte immer eigenständig finanzierte und nicht selten welche, die einen Großteil an Ressourcen binden, die anderswo vielleicht besser aufgehoben wären.

Was bleibt ist der Spaß am Schreiben und dass man auch für sich selbst viel lernt. Diese Erfahrung kann einem niemand nehmen. Nebenbei sammelt man eine Menge Texte an und schafft kulturelle Werte für die Gesellschaft. Auch das kann eine starke Motivation sein, das Erschaffen selbst, ganz ohne Sinn und Ziel. Es ist einfach gut, so wie es ist!

Blog Special Schreiben- Teil 6

Die anderen Teile: HIER

Jede Schwäche kann zur Stärke werden

Was sind die Stärken des Blogs, ist auch die Frage, was sind meine Stärken?

Das bringt uns unweigerlich auch zu persönlichen und geschlechtlichen Fragen, die sich jeder Autor und jede Autorin täglich neu stellen muss und die, wenn sie richtig verarbeitet und integriert werden, die eigentliche Substanz jeder kreativen Arbeit sind. Man kann es nicht oft genug betonen, hier liegt der Schlüssel zum Erfolg, aber auch zum Glück, vor allem wenn man die ethischen und spirituellen Fragen miteinbezieht.

Ich habe mir z.B. meine letzten Artikel angeschaut und stelle fest, dass sie alle so negativ klingen. Von „Vergifteter Stimmung“ ist da die Rede, von Zerbrechlichkeit, Untergang, Selbstmord und Depressionen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ich bin eine blutrünstige Krimi-Autorin oder eine Skandal-Reporterin, die immer nur über Schlechtes schreibt. Auch wenn ich versuche, die schlechten Dinge beim Namen zu nennen und Lösungen zu erarbeiten, so bleibt doch das Negative hängen, zumindest in den Schlagzeilen, aber vielleicht auch in den Köpfen?

Bei vielen Leuten, bei denen ich so in der Nachbarschaft lese, stelle ich immer wieder fest, wie kritisch die meisten Menschen mit der kritischen Meinung von anderen umgehen, so als sei dieser Monat der Monat der gegenseitigen Kritik. Jeder auf seinen eigenen Gedanken, aber niemand gemeinsam im Boot. Ist das nicht das eigentliche Problem? Jeder wirft dem anderen persönliches Versagen, Rechthaberei, Engstirnigkeit und andere Schwächen vor- wann aber sitzt man schonmal an einem Tisch und beredet die Probleme miteinander? Klar, es gibt sie die Momente und ich will auch nichts schlecht reden… aber mir fällt schon auf, dass Rechthaberei doch auch ganz allgemein eine menschliche Schwäche ist, die wir fast alle haben. Rechthaberei ist eben auch ein Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und ist in Maßen genossen hilfreich, angenehm und Ausdruck von Persönlichkeit. In Maßen! 🙂

Und jetzt, in der Weihnachtszeit, sollten wir Frauen speziell nicht lieber über Plätzchen-Rezepte, über Geschenkideen und die aktuellsten Mode-Tipps tratschen? Die Probleme verdrängen und uns lieber mit Konsum-Gütern berauschen? Warum nicht? 😉

Überhaupt, wir Frauen! Warum habe ich keine richtige enge Freundin, warum sind die kritischen u. intellektuellen Frauen immer so einsam, oder täusche ich mich da in der Wahrnehmung? Bedeutet der Gang in die Tiefe auch der Gang weg vom Gegenüber, weg von der Welt? Nun, ich kenne die Antwort…

Denken und argumentieren sind traditionell schon immer Männer-Domänen gewesen. Fast immer waren es die Männer, die wichtige Säulen der Meinung projiziert und notfalls auch mit Gewalt verbreitet haben, Frauen waren meistens nur schmückendes, gebärendes und kochendes Beiwerk. Sinnvoll, freilich- aber machtlos. Nur ausgestattet mit einer feinen, unsichtbaren Macht, die jedem Manne schon immer ins Gesicht geschlagen ist, der dies mit Kälte und Stolz beantworten wollte. Und ja, auch von denen gibt es heute noch viele…

So ist es auch kein Wunder, dass die wichtigstens Blog in der deutschsprachigen Blogosphäre alles Männer-Blogs sind. Das Blöde am Patriarchat ist, dass diejenigen, die es vertreten, meistens gar nicht merken und wissen wollen, dass es so ist. Die Sicht der Dinge ist aus Männersicht meistens ganz anders als aus Frauensicht und ich bilde mir da ein qualifiziertes Urteil ein. Darf ich das?

Frauen hören auf die Zwischentöne, und sind meistens emotionaler und menschlicher veranlagt. Sie definieren sich auch ganz anders und haben andere Interessen und Weltbilder.

Alleine im Raum stehen und eine Meinung nur für sich vertreten, dabei noch Karriere machen wollen, all das schickt sich für eine Frau nicht, für die ewige Hüterin der sozialen Kontakte und des familiären Friedens. Man mag es nicht glauben, aber die soziale Kultur hängt der technischen Entwicklung in unserem Jahrtausend weit nach. Einfach, weil sie von niemandem mit Nachdruck entwickelt wurde und wir der Technik und dem Verkaufbaren stets den Vorrang gaben.

Klar, wo Männer an der Macht sind, werden eben auch nur männer-relevante Dinge fortentwickelt und weiche Themen, alles psychologische, weiche und Soziale liegt den meisten Männern halt nicht so. Es nicht entwickeln zu können, wiederum ist das Dogma und die Falle der männlichen Geschlechtsrolle.

Auch so Leute wie unsere Bundeskanzlerin würde ich als „männlich“ bezeichnen, zumindest in den Werten und Dingen, die sie vertritt, ist sie für mich keine typische Frau, kein schwaches, emotionales Wesen, sondern eben eine Karrierefrau- vielleicht eine angepasste?

Um es kurz zu machen, ich glaube schon, dass man als Frau (auch als typische, weibliche) gut bloggen kann, ganz egal was für Interessen, Veranlagungen und für Vorgeschichten man hat.

Ich denke, es ist nicht gut, sich von der feministischen Denkweise zu sehr einschüchtern oder gar schlecht reden zu lassen. Es ist so typisch für das weibliche, die ewige Selbstkritik und nicht nach draußen wollen, sich nichts zuzutrauen und schon gar nicht das eigenständige Denken.

Selbstbewusst auftreten, die Zweifel überwinden, einfach das machen und durchziehen worauf man Lust hat- das sind durchaus männliche Eigenschaften, die man braucht, wenn man bloggt.

Aber die weiblichen Fähigkeiten und Eigenschaften haben auch ihre Stärken und genau diese Stärken muss man erkennen. Man muss weg, von dem Glauben, dass man schlechter und unfähiger ist, nur weil man eine Frau ist. Und auch als männlicher Autor lohnen sich die übermäßigen Selbstzweifel doch nicht. Zweifelt euch nicht ständig selbst an, es reicht, wenn es andere tun.

Denen könnt ihr dann mit aufrechtem Gang das Gegenteil beweisen- und ganz nebenbei lernt ihr gutes Schreiben, Denken und Argumentieren.

Also steht zu dem was ihr seid und seid stolz darauf, ob Frau, ob Mann und welchen Glaubens auch immer.

Seid einfach so wie ihr seid, das ist genug.

Blog Special Schreiben Teil 5

Von der Selbstanalyse bis hin zur Zielgruppe

Okay, ich möchte die Blog-Selbstanalyse nun weiter schreiben.

Kann gut sein, dass ich jetzt noch 100 Artikel mit dem Thema schreiben werde und dann wird das eben mein neues Fachgebiet, mein Nischenthema. Immerhin hab ich schon eine kleine Serie daraus machen können, wer die anderen Teile sucht, kann gerne mal HIER nachschauen.

Oder ich hake es nach zwei Artikeln ab und gehe dann zur Tagesordnung über oder ich schließe mein Blog einfach. Ist schon erstaunlich, wie wenig man über das eigene Leben wissen kann, wie unberechenbar und veränderlich es stets ist. (Wobei ich vom Schließen wieder etwas abgekommen bin, weil es immer nur der letzte und im Grunde schlechteste Schritt ist).

Überhaupt ein Thema, Blogs brauchen Themen. Die Themen sind das A und O, die Zielgruppe, die man erreichen, aber auch den politischen Tenor, den man mit eigenen Gedanken ausdrücken möchte. Die Meinungsfähigkeit eines Blogs ist stets seine Stärke, also sollte man gut darauf achten, wie man sich hier einstellt. Ob man eindeutig Partei für eine Linie ergreift oder lieben einen distanzierten journalistischen Stil einnehmen möchte?

Ich habe gestern nochmal lange darüber nachgedacht, ob es wirklich so unmöglich ist, eine gute Bloggerin zu sein, nur weil man Frau ist und/ oder weil man die Dinge anders sieht, als die Masse oder die geltende massentaugliche Medienmeinung. (zum Geschlechtsthema später nochmal mehr)

Die Antwort muss eigentlich lauten: Nein, gerade deshalb, weil man anders ist und sich von den Konventionen vielleicht ein wenig löst, erreicht man doch sein eigenes Alleinstellungsmerkmal erst. Und jedes neue Produkt, dass im Wirtschaftsleben auf den Markt drängt, braucht einen innovativen Schritt und ein Alleinstellungsmerkmal. Natürlich auch ein gutes Marketing und ein wenig Antrieb (sprich persönlichen Einsatz, Geld oder Zeit), um es verkaufsfähig zu machen.

Beim Bloggen oder dem freien Schreiben ist es nicht viel anders, aber ich denke, es gibt ein paar Stolpersteine, die man unbedingt beachten muss.

Auch wenn die Welt einem so hübsch frei und unberührbar erscheint, und man sich am Anfang vielleicht überlegen oder ziemlich ungebunden fühlt, sollte man doch beachten, dass es Gesetze und Regeln gibt und zwar in unterschiedlichster Form. So frei, wie man das Schreiben am Anfang empfindet, ist es vielleicht nicht.

Gerade dadurch, dass man sich früher oder später an eine Zielgruppe orientieren und auch für andere schreiben muss, macht es so schwer. Am PC schreibt man für sich, das Blog aber ist ein öffentlicher Raum und will auch so behandelt werden.

Jeder Leser ist anders und für jeden gibt es andere „Regeln“.

Zum einen gilt es ganz normale Rechtschreib- und Grammatikregeln einzuhalten und auch in den Wortneuschöpfungen nicht zu sehr aus dem Rahmen zu fallen, schließlich soll das ganze noch lesbar bleiben. Es gibt Menschen, die achten da sehr drauf und beurteilen Texte fast ausschließlich danach o. lesen zumindest den Rest nicht mit Überzeugung, wenn der Rahmen nicht korrekt ist.

Auch ist es gut, bei den Inhalten nicht beliebig zu springen, sondern sich zumindest einen kleinen Rahmen o. Gliederung zu setzen, an die man sich halten möchte.

Je professioneller und marktorientierter man also schreiben möchte, desto mehr muss man sich von den akademischen und bildungsorientierten Gedanken lösen und sich hier genau richtig zu positionieren ist gar nicht so einfach.

Bei mir ist es z.B. so, dass ich immer sehr selbstkritisch schreibe und mich manchmal bei den kleinsten Dingen sehr lange aufhalte. Oder auch, dass ich meine eigene Blog/ Schreibkrise so öffentlich mache, ist sicherlich ungewöhnlich und ich bin mir nicht sicher, ob das immer so vorteilhaft ist (um ein größeres Publikum zu bekommen)

Denn in welcher Werbung für ein Produkt kommen schon mal negative Gedanken zur Schau? Jede Firma, jedes Unternehmen möchte doch in dem besten Licht dastehen, dass nur möglich ist. Und ähnlich wie bei zwei Verliebten ist die Begeisterung am Anfang sehr groß und man fühlt sich von des anderen Äußerlichkeit sehr eingenommen( = der Kunde kauft, liest). Sobald man sich aber länger kennt, schleicht sich entweder langweilende Normalität ein oder noch schlimmer: Man hat keine Lust mehr, sich mit den Problemen des anderen näher zu beschäftigen!

Und so kann es anderen Leuten mit dem eigenen Schreibprodukt eben auch gehen. Die glänzende Hülle ist am Anfang vielleicht noch prickelnd, aber ehrlich gesagt: Wer will immer nur Probleme lesen?

In einem psychologischen Umfeld oder in einer akademischen Auseinandersetzung mit dem Thema, vielleicht auch in der Philosophie sind solche Gedanken natürlich erlaubt und wünschenswert- wenn man aber an oder IN einen Markt treten möchte- und die Blogosphäre ist letztendlich nichts anderes als das- muss man überlegen, inwieweit man das Kritische und Selbstreflektierene noch in der intensiven Form tragen u. verantworten kann. Letztendlich geht es doch auch um Inhalte, um Neu-Produziertes und nicht immer nur Aufwärmen des Alten.

Für mich ist also klar, meine Blogkrise muss mich auch dazu führen, dass ich über die geschriebenen Inhalte länger nachdenke und mich frage, was genau ich davon weiterführen möchte und was nicht. Das ganze Drumherum, wie ich mich organisiere usw. ist meine Sache und geht die Leser eigentlich (erstmal) nichts an. Ich kann natürlich damit kokettieren und eine kleine Show daraus machen, aber konservative und bodenständige Leser stößt man vielleicht eher ab, und nicht jeder nimmt jeden Humor gleich gut auf.

Das bringt uns zum vielleicht wichtigsten Aspekt eines guten Schreibens: Dem Stil, der vermittelten Persönlichkeit, dem Elan und Esprit, der in den Worten zum Ausdruck kommt. Solange man den hat, muss man sich keine Sorgen machen u. schreibt einfach drauf los – doch ist er manchmal ein Gottes Geschenk und er kommt entweder eines Morgens und trifft dich wie ein Schlag oder er kommt nie- und dann sollte man lieber den Beruf wechseln.

🙂

Und darüber hinaus

Gut, heute kann ich den Sonntag Mittag mal nutzen, ernsthaft über das nachzudenken, was ich gestern noch eher witzig beschrieben habe. Die Blog- und Schreibkrise, die mich schon so lange erfasst. Ist das nicht ein bisschen peinlich? Normalerweise funktionieren Menschen einfach, das ist der Idealzustand, die Redaktion sagt bis dann und dann sind diese und jene Artikel zu schreiben und der Autor schreibt einfach drauf los. Es ist ein Job, man bekommt ein bisschen Kohle dafür jeden Monat aufs Konto, wahrscheinlich immer zu wenig, man mobbt ein bisschen die Kollegen in der Kantine, man schleimt sich beim Chef ein.. tja, dann geht’s nächstes Jahr eine Etage höher und der Schreibtisch wird größer und das Bankkonto gefüllter. Ist eigentlich eine gute Sache, so eine Festanstellung.

„Und darüber hinaus“ weiterlesen

Bloggen und vernetzen- Teil 3

Teil 3, Teil 2 und Teil 1

„Den Horizont erweitern“

Richtig zu bloggen ist eine schwierige Kunst und gleicht manchmal der Arbeit, die Politiker auch in der Öffentlichkeit leisten müssen. Es geht darum, Menschen zu überzeugen.

Wenn ein Politiker niemand von seinen Ideen überzeugen kann, würde ihn niemand wählen. Bei den Bloggern ist es das Feed-Abonnement oder die Kommentare. Wenn ich niemanden von meinem Blog überzeugen kann, „wählt“ ihn niemand, kommentiert niemand, liest niemand.

Und es ist sehr leicht, nicht gewählt zu werden, viel schwieriger, als gewählt zu werden.

Menschen urteilen auch viel persönlicher als man denkt. Sicherlich, die Inhalte und die Rechtschreibung sind wichtig, aber ich denke, der Großteil der Entscheidungen wird doch nach klassischen Gesichtspunkten gefällt, so wie ich auch einen Politiker nach seinem Aussehen, Stimme und anderen Kriterien unbewusst immer mit beurteile.

Als Blogger kann man da sehr viel falsch machen, wenn man keine Schreiberfahrung und Öffentlichkeitserfahrung besitzt, ist es sehr einfach, über diverse Fettnäpfchen zu stolpern. Einen Medienberater hat man im Allgemeinen nicht und muss sich die wichtigsten Dinge erstmal selbst aneignen, sprich lernen.

Das Dumme daran : Meistens wird man auf diese Fettnäpfchen weder vorher noch hinter aufmerksam gemacht. Wenn man wieder mal einen Schritt zu weit gegangen ist oder nicht den richtigen Ton trifft, den andere von einem erwarten, wird man sehr schnell aus dem Feed-Abo gelöscht oder schlichtweg ignoriert.

Das Problem bei den stillen Lesern ist also immer: Wie kann ich erfahren, was sie wirklich denken? Wie kann ich die Meinung von meinen Lesern besser einholen? Wie kann ich feststellen, ob die Botschaft angekommen ist, ob es verständlich genug war? (z.B. über Umfragen, direkte Ansprachen oder fragende Artikel)

Wenn keine Rückmeldungen kommen, sollte man das nicht stillschweigend akzeptieren, sondern als Warnsignal interpretieren und dementsprechend handeln. Wenn ein Künstler nach seinem Auftritt auch keinen Applaus bekommt, muss er sich fragen, woran es liegt. Dass die Menschen nur zu faul zum Schreiben oder „Klatschen“ sind, sollte man nicht annehmen (das ist erstens eine Unterstellung, zweitens ignorant und drittens für die Schreibeffektivität nicht förderlich).

Sicherlich ist es beim Schreiben etwas anders, weil oft nur diejenigen klatschen, die auch gelesen haben. Ein Blog-Artikel (gerade wenn er lang ist) braucht Zeit und Geduld. Die Masse der eben vorbeiströmenden Besucher, die nach etwas ganz anderem gesucht haben, werden sich nur im Ausnahmefall darauf einlassen.

Blogs werden zwar vor allem durch die Technik bekannt, aber meiner Meinung nach sollte man diese humanen Faktoren auch nicht ganz außer Acht lassen. Sie haben im Ernstfall eine stärkere Bedeutung, als man zuerst annimmt. Wenn man nämlich einen stabilen Leserkreis aufbauen möchte und eine regelmäßige Blogroll-Partnerschaft aufbauen möchte, ist es unerlässlich, vom Ton und der Art her zu seinen Partnerblogs zu passen.

Wichtig ist z.B. dass man von Anfang an Partnerblogs wählt, die ähnliche Inhalte und vor allem ähnliche Denkweisen an den Tag legen. Erfahrungsgemäß schaden große Widersprüche in den Weltbildern der Atmosphäre eher, als dass sie helfen. Und erzwingen lässt sich bekanntlich nichts.

Dann ist es wichtig, dass man nicht nur ein oder zwei Lieblingsblogs hat, sondern mehrere. Auch wenn sich die Blog-Autoren große Mühe geben, so kommt es immer mal wieder vor, dass jemand nichts schreibt und das schadet dem eigenen Blog dann auch, weil keine Leser, Trackbacks und Kommentare mehr kommen.

Letztendlich kann man sein Blog nur erfolgreich großziehen, wenn man andere Blogger hat, die einem dabei durch regelmäßige Verlinkung und Vernetzung helfen. Von Suchmaschinen-Optimierung und ähnlichen Sachen halte ich im Gegenzug eher wenig, denn gefunden wird man immer. Aber der humane Faktor und die „Verlinkung in den Herzen“ ist etwas, das zu Erfolg führt.

Die „Ein Herz für Blogger“ Aktion war etwas, das in diese Richtung ging, aber nachdem die Aktion verpufft war, hat man auch die Mitglieder und andere Blogs wieder vergessen.

Das Schwierige am Bloggen in der schnellen Nachrichtenwelt ist vor allem auch die „Nachhaltigkeit“.

Nachhaltigkeit erzielt man aber nur durch menschliche Netzwerke, weil diese dem Auf und Ab und der Meinungsvielfalt einen konstanten Faktor, nämlich die Freundschaft bzw. das Vertrauen entgegen setzen.

Die nächste Frage im Vernetzen ist also, wie kann ich Blogger (und auch Leser) finden, die ähnliche Interessen haben und vielleicht auch menschlich zu mir passen?

Teilen wir die Blogs erstmal nach Geschlecht auf:

Da gibt es viele Männer- und Technikblogs, die einen eigenen, abgeschlossenen Kreislauf bilden. Hier sind Männer, die über Männerthemen reden und Frauen meistens sehr selten sind. Wenn man nicht gerade ein Technikfreak ist und zu 90 Prozent über Männer- und Technikthemen schreibt, fällt man da durch. Politisch sind diese „Männerseiten“ oft Piratenwähler und andere Interessen oder Meinungen nicht gerne gesehen. Wenn man plötzlich anfinge, über Umweltschutz oder Gleichstellung der Frau zu diskutieren, würde man wahrscheinlich ausgelacht werden. (Ausnahmen gibt es bekanntlich immer!)

Bei den typischen Frauenblogs ist es aber umgekehrt, hier wird meistens über private Dinge, über Gedichte, Rezepte, Freundinnen, persönliches und ähnliches geschrieben. Was bei den Männern an Gefühlen zu wenig war, ist bei den Frauen meistens zu viel.

Sich bei solchen Frauenblogs einzuklinken, wird als Frau wahrscheinlich eher schwer, als Mann geht es nur, wenn man „geduldet“ ist, sprich in die nähere Auswahl kommt.

Dann gibt es noch eine sehr interessante Gruppe von allgemeinen politischen Bloggern, oder Gesellschaftsthemen-bezogenen Bloggern. Wenn jemand z.B. viel über Politik schreibt ist auch gewährleistet, dass er in der nahen Zukunft wieder über Politik schreiben wird und eher jemand ist, der sich dafür interessiert. Hier kommt es darauf an, herauszufinden, wie groß und stark der individuelle Horizont des Autors ist. Persönlich ist das meine Lieblingsgruppe von Blogs und Bloggern, weil man eben in der Lage ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und sich vielleicht auch die Mühe gibt, unabhängig und objektiv die Dinge zu untersuchen und zu beschreiben. Nichts ist schlimmer, als Blogger die voll mit Vorurteilen und Meinungshetze sind. Ob dies so ist, erkennt man leider oft nur dann, wenn man die Blogs längere Zeit beobachtet und genau zwischen den Zeilen liest. Wirklich frei ist auch niemand davon, denn zu bloggen bedeutet ja gerade, eine eigene Meinung zu formulieren. Aber die Art und Weise, die ist entscheidend.

Auch für wertvoll halte ich schlussendlich die Blogs, die sich für ein bestimmtes Nischenthema einsetzen und z.B. über ihre eigene Krankheit, einen Hausbau oder ähnliches schreiben. Der Vorteil ist hier, dass man sehr schnell einordnen kann, warum es bei dem Blog geht und dieser „Gemischtwareneffekt“ nicht so stark ist. Im Gegenzug wird die Kommunikation vielleicht etwas einseitig verlaufen. Ein Häuslebauer interessiert sich halt eben nur für Rohre, Gipswerkzeug, Bohrmaschinen, Mauergrößen und Dübelpatente, aber weniger für Homo-Ehen, Festplattendefragmentierung und Tomaten-Himbeer-Zwiebelsalat (hmmm!).

Wenn man also andere Blogger finden möchte, die inhaltlich, menschlich und auch sonst sehr gut zu einem passen, wird man nicht darum herum kommen, sehr lange und genau zu suchen. Man sollte nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn niemand dabei ist, der einem gleich zusagt. Sehr wichtig ist auch, dass man sich nicht zu lange mit Menschen aufhalten sollte, die einem nicht zusagen: Das gibt nur Ärger und man kommt nicht weiter.

Es ist wichtig, regelmäßig und mit Intensität den eigenen Horizont zu lüften und Neues hereinzulassen. Für die eigene Schreibarbeit ist das letztendlich die beste Inspiration.

Bloggen und Vernetzen , Teil 2

Teil 3, Teil 2 und Teil 1

In diesem zweiten Teil will ich nochmal auf das soziale Vernetzen von Blogs zurückkommen. Blogs zu vernetzen macht aus verschiedenen Gründen einen Sinn; neben den menschlichen Aspekten und psychologischen Vorteilen möchte ich vor allem den Fall herausnehmen, dass sich Menschen zusammen für eine gute Sache begeistern lassen und zusammen an einem Strick ziehen. Da der Wahlkampf vor der Tür steht, bleibt auch die Frage, wie die Menschen sich aktiv politisch engagieren können und wo man dabei am besten ansetzt.

Wenn das mit dem Blog vernetzen so einfach wäre, würde es tausende von gut vernetzten Blogs geben, Gemeinsamkeiten, Leute die sich zu großen Meinungsknoten zusammengeschlossen hätten und nun gemeinsam die gesellschaftlichen Probleme lösen. Nach meiner Beobachtung gibt es sowas aber meistens nicht. Es gibt zwar vernetzte Blogs und Blogs mit vielen Lesern, aber es gibt in Deutschland fast keine Blogs, die sowas wie meinungsbildend sind und auch ein politisches Gewicht hätten (okay bis auf die wirklich wenigen, großen, die alle kennen). ((Wie immer, wenn ihr rühmliche Ausnahmen kennt, dann schickt mir bitte Links oder meldet euch in den Kommentaren. Ich kann bis hierhin nur über Blogs schreiben, die ich kenne, lese oder irgendwo gefunden habe, aber natürlich nicht stellvertretend für alle Blogs reden.))

„Bloggen und Vernetzen , Teil 2“ weiterlesen

Virtuelles und Reales

Was mich persönlich am meisten wundert, ist die Tatsache, dass ich momentan „keine Lust“ mehr auf das Bloggen habe. Solche Phasen hatte ich immer mal wieder. Sicherlich es ist nur ein Hobby und man sollte nicht soviel reinlegen- aber es war immer ein wichtiges für mich. Das Blog ist sowas wie eine aufgehübschte und schriftliche Schnittstelle nach draußen. Man braucht viel Selbstbewusstsein, Zeit und Ideen, um es zu machen. Es ist für mich wie ein Spiel, manchmal hab ich Lust drauf, manchmal nicht. Es muss nicht viel bedeuten, wenn ich darauf keine Lust habe. Aber jetzt, im Verblassen dieses Hobbys, ist es für mich leichter zu erkennen, warum ich damals so gerne bloggen wollte. Wie schon oft gesagt, habe ich meine Webseite schon so lange und nie habe ich gezweifelt an dem, was ich tat. Ich sah, wie andere ihre Webseiten löschten und musste innerlich lachen, war aber oft bestürzt und erstaunt. Manche Menschen haben schlecht geurteilt und etwas, dass ich oft gehört habe, war: „Ach ich habe jetzt ein richtiges Leben, ich brauche die Webseite nicht mehr“. „Ich habe echte Freunde, was brauche ich das virtuelle Leben?“

Ja, wozu braucht man das virtuelle Leben eigentlich? Wenn es doch ein „echtes“ gibt? Aber ist die Trennung zwischen virtuellen und realem Leben überhaupt zulässig? Wenn diesen Text jemand liest, weiß ich, er oder sie ist real. Er oder sie liest, versteht die Zeilen und ordnet sie im Gehirn neu ein. ich verändere also durch meinen Text die Gedanken und somit den Menschen, irgendwo anders auf der Welt.

Das ist real! Das passiert, auch wenn die Rückmeldung vielleicht nicht so stark und unmittelbar wie im „echten Leben“ ist, wenn ich sehe, wie sich jemand gelangweilt abwendet, die Nase rümpft oder fröhlich über meinen Witz lacht, den ich gerade gemacht habe.

Ich mache mir Gedanken- das ist real
Ich bringe jemand anders auf der Welt zum Denken- das ist real
Ich denke nach und ordne meine Gedanken- das ist real
Ich lese bei anderen und äußere meine Meinung – das ist real

Was ist also an Blogs nicht real? Mir scheint diese Trennung ist eine künstliche und basiert meistens auf der Angst, die die Menschen vor neuen Medien, vor allem dem Internet haben.

Ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr im realen Leben mache, nur weil ich nicht mehr blogge. Das Motto „ich unterdrücke das eine und erhalte Energie für das andere“ funktioniert beim Bloggen nicht. Es ist eher so, dass ich mich schlechter fühle, wenn ich nicht mehr öffentlich über mein Leben reflektiere. Ich reflektiere viel für mich selbst, aber ohne das Blog fehlt mir das Gefühl, dass sich andere auch Gedanken machen. Obwohl es nur virtuell ist, hat es mir oft geholfen- es hat den Druck verstärkt, aber auch die Geborgenheit. Mein Blog hat mir oft einen Sinn gegeben, in dem was ich tat. Dass meine Gedanken auch für andere einen Sinn haben. Dass meine Recherche und meine Links anderen zugänglich gemacht werden. Dass ich meine absurden Gedanken zur Schau stellen kann und mich niemand dafür verurteilen wird. Es war ein Nervenkitzel, eine grandiose Bühnenshow- und jetzt? Wächst nur noch Gras über die Geschichte und die Bretter der Welt wird man für vernünftigere Dinge, wie z.B. große Schlachtschiffe, verwenden.

Eine große Traurigkeit hat sich in meinem Leben breit gemacht. Eine große, tiefe, einsame und starke Traurigkeit.

Oft sehe ich andere Blogs und merke, wie sie mir nichts mehr bedeuten. Ich sehe die Nachrichten auf Twitter reintröpfeln- aber ich habe kein Bezug zu ihnen. Wie auch, ohne Phantasie und Lust darauf? Was ist das Blog, was ist das Schreiben ohne Eingebundensein und ohne Phantasie?

Bloggen ist gelebte Kreativität und der Wunsch, anderen das eigene Leben nahezubringen. Indem man das eigene Leben mit neuen Farben und verständlich ausmalt, ist es leichter zu transportieren- es wird aber auch für einen selbst farbiger, schöner und bunter. Bloggen ist ein nie enden wollendes Kunstwerk.

Letztendlich ist es aber nur eine Illusion. Wie so vieles im Leben. Bloggen ist wie Träumen- nur das andere mitträumen können.

Über das Bloggen selbst nachzudenken ist so gehaltvoll und auch unendlich, weil es die Frage nach dem „Sinn“, der Philosophie des eigenen Lebens des Blogger ist. Es kommt ungefähr dem gleich, wenn sich Philosophen auf dem Marktplatz treffen und über den Sinn der Sonne und der Blumen diskutieren, die sie gerade betrachten.

Es ist völlig ohne Sinn, ohne Richtung- es ist einfach da.

Bloggen ist: frei.

Nun der letzte Artikel war negativ, ein etwas überzogener und mahnender Schlusspunkt für die „Bloggen ist:“-Serie.

Ich hab wirklich genug darüber geschrieben, andere auch. Ich danke für die vielen Meinungen und Menschen, die sich dazu Gedanken machen und teilhaben- ob positiv oder negativ. Wer nicht bloggen will, soll es sein lassen und den anderen nicht ihren Spaß nehmen- wer aber Spaß daran hat, soll die Meinungsfreiheit nutzen und nicht vor ihren Möglichkeiten zurückschrecken. Wir haben ein freies Land, jeder kann schreiben und machen was er will (danke, Grundgesetz, und herzlichen Glückwunsch!). Private Meinungen mit Kommerziellen zu verbinden ist möglich, denkbar und es ist manchmal sogar eine besonders gute Methode, an Erfolg zu kommen. Ich möchte das nunmal ganz ohne Neid zugeben. Der Chef (Autor) einer Firma, beispielsweise kann sich mit einem persönlichen Blog persönlich vor seiner Firma präsentieren- er kann mit Kunden reden, er kann Meinungen und Wünsche erspüren, er ist angreifbar wie eine Erziehungsperson, ein Lehrer, er kämpft in erster Front und bekommt alles ab. Aber dafür wird er auch geliebt, wenn er es gut macht und kein Feigling ist. Es ist kein einfacher Job- nein, ich bewundere die meisten Blogger sogar (und das ist jetzt die ungeschminkte, neutrale, ehrliche Meinung) für das, was sie machen. Die Firmen und Mentalitäten, die man landläufig so kennenlernt, zeichnen sich oft durch schlechten Kundenkontakt aus, sie sind unpersönlich und haben beispielsweise externe Dienstleister -wie ein Callcenter- engagiert. Jeder regt sich darüber auf, jeder möchte „geborgen“ sein und gut behandelt werden, ein ganz besonders wichtiges, „persönliches“ Kauf- und Kundenbindungskriterium. Warum soll man diese Funktion und diesen menschlichen Mehrwert nicht in ein Marketing-Verfahren aufnehmen und sich darüber freuen- wenn es funktioniert? Bei Verhandlungen ist auch stets der Mensch wichtig, nicht immer der Lebenslauf oder das Produkt. Nein, der Mensch muss überzeugen und das Herz muss angesprochen werden. Wir können froh sein, dass andere Menschen sowas spüren und empfindlich dafür sind- das ist gut. Es schützt davor, Dummes zu tun und arrogant zu werden- dieses ist nur eine Garantie für Misserfolg und Einsamkeit. Freundlichkeit siegt- Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit sind die Schlüssel zum Erfolg- in jeder Hinsicht.

Der Künstler und die Künstlerin sind sogar noch freier- natürlich steht der Sänger auf der Bühne, alle jubeln ihm zu- ist das nicht etwas Schönes? Hinterher mischt er sich unter das Volk, unter sein Publikum, schüttelt vielleicht die Hände und gibt Autogramme. Oder ist das mehr der volksnahe Politiker zum Anfassen? Was ist euch lieber? Stacheldraht und geschlossene Limousinen, oder ein Blogger zum Anfassen? Ich bin mir sicher, dass es das Letztere ist- das Persönliche, das Menschliche siegt- Und das ist auch gut so.

Die anderen (negativen) Aspekte gilt es stets zu beachten. Dass man nicht zu belanglos schreibt, beispielsweise, dass man auf Quellenangaben achtet – wenn es denn ein wissenschaftlicher Text und keine Erörterung oder freier Aufsatz werden soll. Die Kommerzialisierung an sich ist nicht schlimm, aber es ist ein neuer Pfad und schwierig, die Aspekte Glaubwürdigkeit, Privates und Kommerzielles voneinander zu trennen.. Vielleicht wären dann wirklich mehrere Blogs besser.

Gemeinsamkeit ist ein wichtiger Punkt. Ich sehne mich nach Gemeinsamkeit. Ich will Freunde, andere Blogger, die bei mir kommentieren und welche, um die ich mich „kümmern“ kann. Das macht Spaß! Es ist ein sozialer und wichtiger Aspekt. Ich will auch mal eingeschnappt sein und schauen, wie andere darauf reagieren- ich will es aber nicht übertreiben oder gar missbrauchen. Andere Menschen haben auch Probleme, was ist mit ihnen? Kümmert man sich genug um andere oder kreist man nur um sich selbst? Wer bloggt, verschenkt sein Wissen und seine Gedanken- es ist zwar etwas hergeben- aber tausendfach wird es zurückgegeben. Ein positiver Kreislauf kann beginnen. Offenheit macht frei- Geiz schränkt ein, ganz einfach.

Kommentare und Diskussionen sind mir wichtig, wer will nur eine einzelne diktatorische Meinung? Meinungsdikaturen sind echte Diktaturen, bzw. die Grundlage für echte Diktaturen. Wir haben eine Demokratie, das ist unser Vorteil und wir müssen die Demokratie eigenständig wachhalten, wahrnehmen und nutzen! Wenn man keine Kommentare will, weil man vielleicht dünnhäutig ist oder aus einem anderen Grund, dann kann man die Kommentare für einen Artikel schließen- das ist ohne weiteres möglich. Niemand kann und darf sich über Kommentare beschweren, wenn diese Funktion vor dem Veröffentlichen aktiviert worden ist.

Seid dankbar für eure Leser und behandelt sie mit Respekt- jeden Einzelnen! Und das ist eine schwierige Aufgabe. Bezieht jeden mit ein, auch die, die nicht kommentieren und einfach nur sauer oder still sind. Überlegt, warum die stillen nichts geschrieben haben- überlegt und geht auf sie ein. Seid aber nicht schwach und kein Fähnchen im Wind. Steht zu eurer Meinung und habt die Kraft, diese bei Bedarf zu verteidigen oder zu rechtfertigen, seid dabei aber nicht stur.

Bloggen ist soziale Selbstkontrolle. Bloggen ist Schreiben lernen und Schreiben üben. Bloggen ist spielen. Bloggen ist Psychologie, Offenheit und Theater. Bloggen ist Show. Ja, Bloggen muss manchmal Show sein- warum auch nicht? Show spielen ist eine feine Sache, es macht Spaß und befreit- mehr Zweck braucht man nicht.

Bloggen ist: frei.

10 Dinge, die ich an Blogs hasse

Update: Der Artikel ist etwas überzogen / ironisch / satirisch gemeint. Er übertreibt eine bestimmte, negative Sichtweise, ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss. Vorher wurden viele positive Worte zum Bloggen geschrieben, daher habe ich jetzt absichtlich ein Konstrastprogramm gesucht.

Nach der übel stinkenden Selbstbeweihräucherung der letzten Wochen wurde es höchste Zeit, für offene und ehrliche Selbstkritik. Sicherlich, es mag ausgelutscht sein und viele möchten zu dem Thema nichts lesen. Dann sollen die weiterklicken, hier gibt es nichts zu sehen! Es geht aber um viel, letztendlich um die Frage, ob ich in Zukunft überhaupt noch bloggen soll oder nicht. Die Nachteile haben sich zu einem großen Turm angehäuft und nichts in der Welt scheint mir beim Überwinden zu helfen. Vielleicht aber das Nachdenken?

  1. Blogger sind Egoisten. Oh ja, und Blogs regen und stärken den Egoismus kraft ihrer Substanz und Art und Weise an. Jeder hat seine eigene Domain. Jeder bloggt seine Meinung. Jeder ist alleine. Jeder will viel Kommentare und Geld. Sicherlich, es gibt Cliquen und Zusammenschlüsse, was aber bringen die, wenn andere außen vor bleiben, weil sie irgendwelche unsichtbaren, bescheuerten Regeln des Bloggers nicht beachten? Was ist die Freundschaft wert, wenn du den PC ausmachst? Hast du dich am Ende selbst betrogen?
  2. Blogger stellen sich selbst dar, sind Narzisten und Blender. Weit weg von der Realität. Eine Blase aus Schaum.
  3. Blogs sind nicht die Realität, sondern ein Spiegel, den man seinem Publikum vorhält. Blogs sind Lügen in Textformen.
  4. Blogs sind oberflächlich und kurzlebig. Blogs sind das genaue Gegenteil vom Buch, kurz, schlecht recherchiert und belanglos. Man kann Blogs auch weglassen und verpasst nicht viel von der „Weltinformation“.
  5. Blogs sind persönlich. Schön, viele, viele Kommentare. Schön viele, viele Kinder, die im Brei rummanschen. Schön, einer labert und die anderen hetzen nach. Bullshit. Ich steh da nicht drauf, mich kotzt das an.Ich will meine Meinung und niemand sonst. Ich will nicht diskutieren müssen. Ich will nicht meine Kommentare moderieren. Ich will harte, ungefilterte Meinung. Ach, ich will überhaupt keine Meinung, manchmal!
  6. Blogger sind geldgeil. Jeder will das schnelle Geld. Kotz-langweilig! Warum macht man das Blog, wollte man sich nicht vom Markt abheben? Blogs als Lebensunterhalt? Ein schöner Traum. Träum weiter!
  7. Blogger verletzen andere. Meinen, sich über die Welt stellen zu dürfen, nur weil sie es auf die Reihe gebracht haben, den MySQL-Kram und die lächerliche Fünf-Minuten-Installation von WordPress zu beherrschen. Leistung ist was anderes. WordPress ist Kindergarten. Noch ein Plugin hinten reingestöpselt und alle sind glücklich!
  8. Blogs sind geschlechts-abhängig. Blogger und Leser urteilen und beurteilen nach dem Geschlecht. Sind nicht frei von Klischees. Sind oberflächlich und ungerecht. Halten zu dem, der sich am besten verkauft. Halten zu dem, mit der meisten Macht, nicht zu dem, mit der besten Meinung! Blogger zu sein, bedeutet sich selbst und andere zu verraten. Am besten wären daher völlig geschlechtslose und profilneurosen-freie Blogs.
  9. Blogger müssen sich verlinken. Nicht die beste Meinung gewinnt, sondern der höchste Verlinkungsgrad. Das ist bullshit. Ich bin für ein anderes System. Ich will nicht am Pagerank und Verbiegungs-Gedöns mitmachen. Mich nervt das ungemein! Und ich meine nein. Wirkliches NEIN.
  10. Blogs sind langweilig. Alles wird neu durchgekaut. Profil und Tiefgang fehlen. Austauschbarkeit.

Fazit

Bloggen ist: scheiße.

Bloggen ist:

In der letzten Zeit war ich mal wieder ruhiger. Keine Lust zum Schreiben gehabt. Meine Gefühle waren durcheinander, aufgebracht und ich halte es dann für besser, zu schweigen. Mir ist klar, dass das Schreiben über eigene Gefühle die Grundlage für Kunst ist: Sich selbst zu offenbaren. Es bedeutet, tief in sich zu gehen, den Dreck, der sich im Laufe der Jahre auf die Seele wie Staub in einem Filter gelegt hat, einmal durchzupusten und dann das dahinter glänzende Metall zu bestaunen. Privates Bloggen hat also einen reinigenden, vielleicht sogar therapeutischen Effekt. Aber warum in der Öffentlichkeit?
Wenn man sich in der Öffentlichkeit zu etwas bekennt und seine Gefühle formuliert, macht man damit deutlich, dass man keine Hemmungen hat. Man beweist und übt durch das Schreiben, dass man darüber steht, dass man die Ängste überwunden hat. Es ist eine Therapie. Eine Art Konfrontations-Kreativitäts-Therapie. Angestoßen durch das Handwerk des Schreibens und somit sehr vielen Menschen mit einem Minimum an Bildung zugänglich. (jeder der Sprache oder Zeichen formulieren kann und seien sie noch so eingeschränkt oder „falsch“, kann diese Therapie anwenden).

Interessanterweise merkt man Texten sehr schnell an, ob sie nach einem Schema erstellt worden sind oder wirklich von Herzen kommen. Meine Erfahrung ist, dass die Wirkung des „von der Seele schreiben“ umso größer ist, je authentischer man wirklich Gefühle und Gedanken zulässt. Und die Texte werden auch besser, wahrer, überzeugender, weil sie von innen kommen und nicht aufgesetzt sind.

Mir passiert es dann oft, dass ich einen Text anfange, und noch nicht mal weiß, worüber ich schreiben will. Das ist ein Effekt, den man beim Improvisieren auf einem Musikinstrument auch haben kann oder wenn man ein Bild malt.

Man schreibt oder „malt“ los, man weiß nicht, was daraus entsteht, das ist der Trick. Man lässt das Ungewisse, die Angst zu, man lässt das Unbewusste sprechen. Das Unbewusste ist ein Speicher für unsere Erlebnisse und Erfahrungen. Es ist in keinem Leben der Welt auszuschließen, dass sich negative Dinge, Schmerzen, Frustrationen oder ähnliches einschleichen. Kreative Methoden wie das Improvisieren am Klavier, das Malen oder Schreiben helfen dem Unterbewussten sich auszudrücken und eine Sprache zu finden. Interessant ist zudem, dass unsere Gefühle nicht nach zuverlässigen oder gar einfachen Mustern funktionieren, sondern sehr komplex sind. Ein Satz wie „Ich bin traurig“ oder „Ich bin glücklich“ reicht da oft nicht aus, um die Komplexität zu ergreifen.

Dazu kommt auch, dass nicht jeder Mensch gleich gute Fähigkeiten hat, Gefühle zu verbalisieren oder auszudrücken. Es gibt vor allem in den Charakteren der Menschen große Unterschiede, so neigen manche Menschen mehr zu introvertierten „Krankheiten“ wie Depression und sozialer Isolation, andere fressen es in sich rein (Essstörungen) andere wieder betäuben sich mit Arbeit, Alkohol, Drogen, usw.

Man muss also ein Gespür dafür entwickeln, was einem am meisten zusagt. Als ich mit dem Schreiben angefangen habe, habe ich alles für mich behalten und nur „Privat“ geschrieben. Das ist ein guter Start und auch schon schwer, weil man sich selbst gegenüber öffnet- manchmal der schwierigste Schritt. Krisen und schwierige Lebenssituationen zwingen uns dazu, einen spirituellen Schritt weiterzugehen und sich nicht vor sich selbst zu verstecken.

Wenn man genügend Mut hat, kann man diese eigentlich privaten Gedanken auch nach außen tragen, das kommt in gewisser Weise einem „Coming Out“ gleich und kann umgekehrterweise auch als sinnvolle Begleitung für ein richtiges Coming Out verwendet werden. Das Schreiben beschleunigt dann die Selbsterkenntnis und den Mut zu sich selbst.

Man kann niemanden zwingen oder „empfehlen“ das zu machen. Entweder man spürt die Bereitschaft und die Notwendigkeit dazu in sich selbst, oder man lässt es am besten gleich.

Auf der „Haben- Seite“ steht sehr viel: Mehr Selbstsicherheit, Ausgeglichenheit, emotionale Gesundheit, die sich auch auf den Körper auswirkt. Ruhigeren Herzschlag, besseren Schlaf, Vertrauen in die Welt und allgemeine Zufriedenheit. Leichteren Zugang zu anderen Menschen, stärkere Kreativität, mehr Ausdauer, weniger Hemmungen- letztendlich auch ein wichtiger Faktor für mehr Erfolg im Beruf!

Das Unterbewusste zu öffnen und an die Öffentlichkeit zu tragen kann auch gefährlich sein. Gerade weil unser Geist so machtvolle und „ehrliche“ Fähigkeiten in sich trägt, kann es passieren, dass man Tabus ausspricht. Dinge, vor denen andere Menschen Angst haben, die ihnen nicht passen. Ideen und Gedanken, die vielleicht reizvoll sind, aber mit Angst und Scham besetzt sind.

Darüber zu schreiben und vor allem darüber zu lesen, kann dann ähnliche Gefühle auslösen, als ob man sie selbst äußern würde- Widerstand ist die Folge, es entsteht ein „Trigger-Effekt“.

Ich kann nur davor warnen, diese Trigger absichtlich und bösartig einzusetzen, so nach dem Motto, „oh jetzt suche ich mal den wunden Punkt“ und ohne Überlegung und Feingefühl zu schreiben. Daher ist ein abschließendes Lesen mit einem „Verträglichkeits-Filter“ hilfreich.

Fragen können dann so aussehen:

Kann ich das schreiben? Verletze ich jemand damit? Ist es zu privat….

Ist es verständlich? Sind Logik-Fehler drin? Schreibfehler? Lücken, Brücken, usw.?

Für diese Verarbeitung der ehemals unbewussten und privaten, nun an die Öffentlichkeit gerutschten Fragen braucht man Leser, braucht man Vertrauen, braucht man Halt.

Wenn ein Feedback kommt, ist es schön und die Basis für Freundschaften. Man sieht, dass es Leute gibt, die sich damit beschäftigen, die etwas zurückgeben. Umgekehrt kann man auch bei anderen lesen und ihnen dieses Gefühl geben. Das ist wichtig! Es ist die Grundlage für Vertrauen, für menschliche Bindungen und Ausgeglichen-Sein.

Bloggen ist: das emotionale Leben von seiner schönsten Seite.