Freunde

Heute will meinem Blog dazu nutzen, etwas Privates zu schreiben. Es ist mein Blog und da kann ich zum Glück schreiben, was ich will. Konkreter Auslöser waren die Kommentare im letzten Artikel über die Traurigkeit. Es gibt tatsächlich ein paar Sachen, über die ich traurig bin und auch schon vor den Blogferien schreiben wollte. Ich muss immer aufpassen, dass ich nicht zu sehr abstrahiere und den persönlichen Bezug nicht ganz ausschalte, aber letztendlich ist das eine Möglichkeit, eigene Probleme in einem anderen Licht zu sehen und Klarheit zu erlangen. Da ich zudem gerne über soziale und psychologische Themen schreibe, möchte ein Thema heraus greifen, was mich ganz besonders bewegt oder wo ich denke, dass sich in den letzten Jahren viel verändert hat.

Es ist das schöne Thema: Freunde.

Kaum ein Thema hat sich in meinem Leben derartig verändert und neu bewertet wie dieses Thema. Früher war ich z.B. ein Mensch, dem Freunde sehr wichtig waren. Als Kind und in der Schule war ich relativ beliebt und hatte einen großen Freundeskreis, dem ich sehr viel Halt und Geborgenheit abverlangen konnte. Allerdings hatte ich auch nie echte Probleme. Ich habe viele Jahre ausschließlich mit Freunden verbracht, war viel unterwegs und habe meiner Familie eher den Rücken gekehrt. Dann, vor ein paar Jahren, kam eine „ernste Krankheit“ in mein Leben, die mich völlig umgekrempelt hat. Infolgedessen wurde ich von anderen neu bewertet, habe aber auch selbst angefangen, andere Leute neu zu bewerten. Es ging immer um die Frage: Wer hält eigentlich zu dir, wer unterstützt dich… gibt es Leute, die mich außerhalb der Partygesellschaft überhaupt leiden? Wem vertraue ich wirklich Gefühle an, wer kennt mich?

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Rollenmodelle

Kann man heutzutage überhaupt Meinungen über Geschlechter abgeben, ohne rot zu werden?

Die Welt ist derartig vielfältig und voller unterschiedlichster Ausprägungen, dass es bisweilen rückständig und vereinfachend wirkt, wenn man das sucht, was alle Frauen für sich oder alle Männer für sich gemein haben (könnten). Die extremsten, modernen Aussagen zur natürlichen Ungleichheit und Verschiedenheit der Geschlechter habe ich in Büchern gelesen, die sich vor allem auf biologische und jahrtausend lang gewachsene „wissenschaftliche“ Tatsachen berufen. Hier lautet aber die einfache Frage: Wenn die Rollen jahrtausendelang von Männern bestimmt wurden und den Frauen es einfach nicht ermöglicht oder gestattet wurde, z.B. mit auf die Jagd zu gehen, wie sollten sich dann entsprechende Fähigkeiten ausbilden?

Natürlich hat die Frau die Fähigkeit zum Gebären, aber im Grunde ist das der biologisch deutlichste Unterschied. Alles andere ist eine Folge der Kultur und der Rollenbilder, in der sie sich bewegte. Indem man Frauen z.B. zwang, zu Hause zu bleiben und sich um die Familie zu kümmern oder auch, indem man Männer dazu zwang, nach draußen zu gehen und sich dort in ihrer Männlichkeit zu beweisen.

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Verwandtschaft und ihr Bezug zum Leben

Was soll ich schon ausrichten? Jeder ist seines Glückes Schmied! Die Probleme der anderen berühren mich nicht. Soll doch jeder schauen, wie er glücklich wird.

Diese und andere Sprüche hört man oft, wenn es darum geht, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und sich um andere zu kümmern. Gerade im Verwandtschaftsbereich kommt es schnell zu Situationen, in denen die Emotionen hochkochen, die seelischen Blockaden zunehmen und die Gespräche erschwert werden. Doch es ist gerade der enge Verwandschaftsbereich, der die größte Tragweite für menschliche Bindungen überhaupt birgt.

Die Familie ist die Kernzelle der Gesellschaft. Aus ihrer Struktur leiten sich die engen, vertrauensvollen und wichtigen Bindungen ab, die die Großstruktur der Gesellschaft von unten her aufbauen. Wenn die Menschen sich in der Familie verstehen, halten sie mehr zusammen, bilden größere Einheiten, in denen sich alle vertrauen und gegenseitig helfen können. Gute soziale Bindungen, vor allem in den Familien, schützen ihre Mitglieder und stärken sie gegen feindliche Einflüsse von außen. Man kann generell sagen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und in der Gemeinschaft mehr Chancen und Möglichkeiten, aber auch mehr Sicherheiten hat.

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Egoismus

Der moderne Egoismus ist seltsam, kaum zu verstehen oder gar mit Worten zu belegen. Egoisten erkennt man daran, dass sie immer nur sich im Sinn haben und nur an sich denken. Sie jammern: über ihr Leben. Sie denken nach: Über ihr Geld. Sie kümmern sich: Um niemanden.

Egoisten machen andere Menschen krank, weil sie ständig positive Energie anziehen und vernichten. Sie saugen und saugen und sind niemals satt. Wer mit einem Egoisten zu tun hat, wird dadurch traurig und krank. Die Bedürfnisse werden nicht gespiegelt, der Egoist (auch ein Narzisst) sieht immer nur sich selbst und kann keine Empathie für andere aufbringen.

Egoisten entstehen meiner Meinung nach dadurch, dass wir sie nach Beruf und Lebenssituation zu wenig sozialverträgliche Strukturen entwickeln und anwenden. Der moderne Alltag ist un-pädagogisch und jeder lebt und redet so, wie er mag und es ihm gerade in den Sinn kommt. Gerade aber die unbewusste und nicht durchdachte Kommunikation fördert diesen egoistischen Sprach- und Denkstil, der so krankheitsfördernd und entzweiend für die Menschen ist.

Wir sind nicht gezwungen, gut zu kommunizieren, meistens geht es so. Der harte, zielstrebige Egoist, der sich stets zu seinem Vorteil durchsetzt und andere unterdrückt, kommt unter Umständen sogar schneller ans Ziel, als der stets zurückhaltende, passive und rücksichtsvolle Mensch.

Eine Leitstruktur, wie eine für alle verbindliche und angewendete Religion gibt es schon lange nicht mehr. Moderne Werte wie Unabhängigkeit und Autonomie haben Hochkonjunktur. Entweder man macht mit oder man richtet sich in einer Nische ein und wird nicht beachtet.

Das Ungleichgewicht zwischen Männer und Frauen besteht noch immer. Egoismus wird bei Männern viel eher belohnt, bei Frauen eher abgewertet. Frauen dürfen auf keinen Fall offen egoistisch oder durchsetzungsbetont agieren, schnell gelten sie als unweiblich und nicht ihrer weiblichen Rolle entsprechend. Die typische weibliche Rolle, sanft und einfühlsam zu sein und sich den Wünschen ihres Mannes „eben anzupassen“ ist die immer noch gültige Allgemeinregel, die man sehr oft findet.

Für Frauen ist es also umso schwieriger, egoistische Werte in ihr Leben zu integrieren und wird immer dann problematisch, wenn sie es gut gebrauchen könnten. Wenn Egoismus eher eine männliche Domäne ist, so ist es die schwierige Aufgabe der Frau, sich gegen den männlichen Egoismus und seine grundsätzliche Aggression anzukämpfen, ohne ihre eigenen Ideale aufzugeben und ganz ins gesellschaftliche Abseits zu geraten.

Der kalte, berechende Egoismus des Mannes wird nur durch wenige Faktoren bestimmt und scheint somit grenzenlos. Durch die gesellschaftliche Anerkennung des hart arbeitenden Macht-Menschen gibt es für ihn keine sozialen Hindernisse. In der Familie und der Erziehung kann er sich noch immer zurückhalten, ohne komisch angesehen zu werden.
Wenn Frauen in dieser männlichen Art und Weise handeln und denken, werden sie schnell zu ungeliebten, stets mürrischen Zeitgenossinnen, denen man nichts recht machen kann und die ständig gereizt und misslaunisch reagieren. Bei jeder Kleinigkeit fahren sie aus der Haut, nie sind sie zufrieden. Der entfesselte Egoismus und die tiefe seelische Unzufriedenheit kann bei Frauen emotional schlimmere Folgen haben, als bei Männern.

Zum Thema „Geben und Nehmen“ habe ich eine einfache PDF als Grafik erstellt, die man sich Download \"Geben und Nehmen\" PDF hier herunterladen kann. Sie sollte eigentlich selbsterklärend sein.
Die Grafik illustriert im Wesentlichen, dass wir in einem Netzwerk aus Menschen eingebunden sind und jedem etwas geben können. Wir erhalten meistens nur etwas zurück, wenn wir auch geben und wir müssen uns auf jeden Menschen neu und anders einstellen.

Arbeit, Lebensbedingungen und Kontemplation

Arbeit
Ein wesentlicher Punkt, der mir in den letzten Tagen ständig durch den Kopf gegangen ist, war das Thema „Arbeit“. Ich glaube, es gibt nichts Wichtigeres, wie wir heutzutage Menschen einstufen und einordnen. Die ganze soziale Rangordnung ist von vorne bis hinten auf das reduziert, was ein Mensch „verdient“. Der Mensch verdient nur das, was er verdient.

Habe ich vor ein paar Wochen alles noch lockerer sehen können und mit der Genauigkeit eines schreibenden und denkenden Geistes die Möglichkeiten durchleuchtet, treffen mich die Ausläufer der Realität kalt ins Gesicht und zeigen auf ein Neues die klaffenden Gräben.

Das ganze Gefasel vom sozialen und ethischen Wert löst sich erstmal auf, wenn man mit Menschen zusammen ist und die Themen Geld und Arbeit auf dem Tisch sind. Und die sind auffällig oft auf dem Tisch.

Nie wird man gefragt, was Glauben und Religion bedeutet, wie viel Nächstenliebe jemand „produziert“, die einzigen Kennzahlen sind das Geld und die Rangordnung- als autonome Lebensgrundlage für die moderne Gesellschaft. Wer Geld verdient, erwirtschaftet sich Freiheit und Autonomie. Somit hängt am schnöden Malochen ein ganzes Stückchen metaphysisches Wunschdenken.

Die Ironie an der Sache ist, dass man mit dem Geld vordergründig gewisse Ziele erreichen möchte: Autonomie, Freiheit, Luxus, Unabhängigkeit, Dolce Vita, Urlaub, hoher Lebensstandard, Sicherheit, Gesundheit.

Dennoch verstrickt man sich durch das viele Arbeiten in ein gewisses Zwangs- und Lebenskorsett und verliert gerade all das, weil man immer zu nur arbeitet. (im schlimmsten Fall).

Die nicht-käuflichen „Dinge“ wie Freundschaft, Vertrauen, soziale Beziehungen, Verwandtschaftspflege, Zuhören können, familiär-fürsorgliche Werte, Mitgefühl und Altruismus haben mit der Geld-Welt überhaupt nichts zu tun. Insofern erscheinen sie überflüssig, nicht erstrebenswert, idealistisch, als Geschwätz und vielleicht sogar als Angeberei.

Ideale, wie sie es früher einmal gab, werden auf Grund einer überzogenen materiellen Lebenseinstellung unterdrückt und kommen nicht zum Zug: Ein kontemplativer Lebensstil beispielsweise oder eine religiöse und enthaltsame Lebensweise.

Lebensbedingungen
Mir erscheint das überzogene Gelddenken wie eine schwarze Seuche, die sich großflächig über die ganze Gesellschaft gezogen hat und in jeden noch so kleinen Denk- und Entscheidungswinkel vorgedrungen ist. Und was mich noch vielmehr wundert, ist die Tatsache, dass es kaum jemand erkennt und sich alle wie brave Schäflein verhalten und dem großen Zug aufs Geld mitmachen.

Die industrielle Revolution mit all ihren Vorzügen für den modernen Mensch bringt lebensfeindliche Strukturen und Arbeitsbedingungen mit sich. Wir produzieren Waren, die wir nicht brauchen, verschwenden Energie, die wir lieber sparen sollten, um Dinge herzustellen, die sich nur eine Minderheit leisten kann. Die Waren sind wie die goldenen Früchte ganz oben auf dem Tablett und irgendeine imaginäre Hand zieht im Hintergrund leise die Fäden, so dass das Ganze immer ein Stückchen höher ist, als wir greifen können. Und so beginnt der endlose Strudel, um in einer breit gefächerten Einsamkeit und Monotonie zu enden.

Wenn jemandem am 15. das Geld zum Essen fehlt, dann ist irgendwas schief gegangen. Es liegt nicht an dem, was man von einem Amt überwiesen bekommt. Derjenige braucht auch Hilfe und muss lernen, wie man mit Geld richtig umgeht. In der Schule lernt man es meistens nicht. Für Arme und bildungsferne Schichten gelten meistens völlig andere Gesetze. Man kann hier nicht mehr der Überheblichkeit eines Hochschulprofessors und dem entsprechenden, unverständlichen Vokabeln und Gesetzmäßigkeiten hantieren, wenn es um Lebensrealitäten geht. Solche Arbeiten können soziale Berufe, wie Sozialpädagogen oder finanzielle Berater gut erledigen. Also müsste es hier ein Anrecht oder eine Förderungsmöglichkeit für theoretische Hilfe geben. Wichtig ist immer, den Stein ins Rollen zu bringen, so dass die Menschen lernen, sich selbst zu helfen. Man muss das richtige Denken beibringen, das ist das Schwierigste, aber auch das Nachhaltigste.

Kontemplation
Die einzige Möglichkeit, sich wirklich innerlich freier zu machen, ist das Denken und das Lernen an sich. Man muss schrittweise die begrenzenden Forderungen von außen erkennen und das Lebensfeindliche als das erkennen, was es ist. Ich bin nicht gegen Geld oder Wohlstand, nein ganz und gar nicht. Aber ich bin sehr dafür, die Begleitumstände zu erkennen, die unsere moderne Gesellschaft hervorbringt und den Menschen in seinem ganzen Wesen krank macht.

Der Mensch ist nicht als Maschine geboren und er wird nicht als eine sterben können. Der Mensch bleibt immer ein Mensch, verletzlich, schwach, auf Liebe und Hilfe angewiesen, zart und naiv.

Wir sollten ihn nicht den Haien zum Fraß vorwerfen.

Für die Politik bedeutet das viel, viel mehr als sie im Moment zu leisten bereit ist: Wir brauchen humanere Arbeitsbedingungen, Förderung der Arbeitskräfte durch breit angelegte Bildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, wir brauchen eine hohe, bedingungslose Grundsicherung für alle und müssen die sozialen Sackgassen und Ausgrenzungsprobleme durch Hartz 4 und ähnliches endlich abschaffen.

Die Menschen selbst müssen vor allem wieder den Wert erkennen, was die Hilfe untereinander bedeutet und dass der Egoismus und das Sich- Vergraben kein sinnvoller Ausweg für eine glückliche Zukunft ist.

Und wenn jemand wirklich entschlossen ist zu helfen und was „Sinnvolles“ zu tun, dann sollte er nicht nach den Sternen greifen, sondern genau da anfangen, wo er gerade ist.

Jeder kleine Schritt ist besser als gar keiner.

Persönliches

Webseiten, die sich zum Ziel gemacht haben, Menschen zusammen zu bringen, finde ich interessant und gut. Die Seite http://www.wer-kennt-wen.de ist so eine und zeichnet sich durch hohe Benutzerzahl und eine einfache Navigation aus. Man kann nach speziellen Gruppen suchen, z.B. nach seiner alten Schule oder dem Ort, in dem man lebt. So findet man schnell Leute anhand der Namen, die die gleiche Lebens-Station geteilt haben oder noch teilen.

Das Vernetzen über diese Seite wird eine Vermischung als alten Kontakten und neuen Menschen. Längst vergessen geglaubte Gesichter tauchen wieder auf. Das Internet hat die Macht, alles zu speichern und jedes Detail preiszugeben, vorausgesetzt, man möchte das.

Wie immer ist hier der Datenschutz das kritische Element. Aber was ist schlimm daran, andere Menschen zu kennen oder gekannt zu haben?

Ich fühle mich ein wenig an ein Stammbuch erinnert, eine lebendige Möglichkeit, die Vergangenheit hervorzuholen und mit der Gegenwart zu vereinen.

Doch wehe, wer sieht, was aus den Menschen geworden ist. Wieviel Zeit vergangen ist, seitdem man sich das letzte Mal gesprochen hat. Hier schimmert eine traurige Facette durch und ermahnt einen sogleich, es doch alles besser zu machen und alle Kontakte – auch die alten- besser zu pflegen.

Anhand der schieren Größe dieses Netzwerks wird es wohl unmöglich sein… Von den persönlichen Hemmungen und der Schüchternheit mal abgesehen.

Leistungsgesellschaft

In einem Blog wie diesem treten hin und wieder bestimmte Begriffe häufiger auf, die dann aber auf Grund von Zeit- oder Platzmangel nicht näher diskutiert werden können, hinter denen dann eine „kleine Welt“ verborgen bleibt. Wenn ich sehr viel in diesen Begriffen bleibe und diese nie näher erläutere, kann es sein, dass die Texte immer ähnlich wirken, aber nicht weiter in die Tiefe gehen und bestimmte Fragen und Details einfach offenlassen. Das Klären von Begriffen, so wie man sie gerade sieht und denkt, ist daher eine nützliche Methode, das wissenschaftliche und philosophische Denken ein wenig zu trainieren und sich nicht von einfachen Aussagen oder gar Zitaten verleiten zu lassen. Beim Schreiben ist das wirklich sehr einfach möglich und ein Blog bietet zudem den nötigen Schreib-Freiraum, um das mal mit der nötigen Geduld zu tun.

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Erfolg- alles strebt nach Erfolg.

Es gibt kaum einen Bereich, der nicht vom Erfolgsdenken durchtränkt ist, ein „Nebenprodukt“ unserer Leistungsgesellschaft. Am schlimmsten finde ich dieses Denken, wenn man über seine sozialen Kontakte nachdenkt, wie diese eigentlich beschaffen sind, was die Ursache, der Wert und die Funktion der Freunde ist, die man hat- oder eben nicht hat.

Wenn ich „Freunde sammle“ und bestimmte Spielregeln einhalte, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ich in die warme Mitte der Gesellschaft aufsteige, dass es viele Menschen gibt, die sich um mich kümmern, dass ich geliebt und gemocht werde. Da, in der Nähe des Lagerfeuers, wo es warm und bequem ist, da möchten alle hin. Diejenigen, die nicht kämpfen können (oder wollen), werden früher oder später nach außen gedrängt und müssen sich mit kälteren Positionen abfinden. Wir sprechen dann von einer „sozialen Unterschicht“ und anderen Ausgrenzungsproblemen, die tlw. auffällig sind, dann aber auch wieder von der Masse verdrängt wird, weil es bequemer ist. Jeder kann sich ja so einrichten, wie er mag. Also besteht auch kein Verantwortungsgefühl dem anderen gegenüber, das „selbst gewählte Schicksal“ ist hier die Ausrede oder der Vorwurf.

Bei meiner Analyse der sozialen Kontakte (was ich seit Anfang des Jahres intensiver mache) und der Art und Weise wie andere miteinander umgehen, fällt mir das immer wieder auf.

Es ist aber nicht einfach zu verallgemeinern und die Gefahr der Ungenauigkeit wird schnell groß, da es menschliche und „natürliche“ Vorgänge sind, die man nur schwer mit abstrakten Konzepten erfassen kann. Die sozialen Kontakte sind das Wichtigste, was der Mensch haben kann, somit ist es auch der empfindlichste Punkt. So wie ich einem Buch gelesen habe, besteht eine genetische Neigung der Frauen dazu, sich mehr um soziale Netzwerke zu kümmern und ihnen einen höheren Stellenwert beizuräumen, als bei den Männern (für die die Arbeit und der Erfolg wichtiger sind). Die Frauen machen das, weil sie es schon immer so gemacht haben, weil sie diejenigen waren, die zu Hause waren und durch die Pflege ihrer Beziehungen ihre Sicherheit gewährleisten konnten. Andere Menschen ermöglichten wichtigen Informationsaustausch, heutzutage kann man es einfach und bequem auf das Internet reduzieren, gegoogelt ist schnell. Durch praktische und vor allem seelische Zusammenarbeit konnten sich Probleme reduzieren und besser bewältigen. Dieses Gefühl, ein Außenseiter zu sein hat(te) man in der normal funktionierenden Gesellschaft nicht und somit entstanden auch keine Frustrationen und Stagnationen. Auf der anderen Seite war früher die soziale Kontrolle größer und die Menschen mussten die Konventionen mehr einhalten und waren zwar sicher, aber auch unfreier.

Die industrielle Revolution und andere Strömungen haben viel geändert, beinahe schon umgewälzt.

Jeder führt heutzutage sein mechanisches Leben, ist eingebunden in Wirtschafts- und Gesellschaftskreisläufe, wo ist da die wichtige, freie Zeit, die man dem anderen schenken kann?

Wer sozial erfolgreich sein will, muss „Powern“, sich ranhalten, den anderen hinterherlaufen, sich anstrengen, man bekommt nichts geschenkt, schon gar nicht Zuneigung und Mitgefühl.

Man kann umziehen, durch die ganze Welt reisen, das verschlechtert die Sesshaftigkeit und die Nachhaltigkeit von Bindungen. Risse entstehen unweigerlich, die man nicht kitten kann.

Es ist wie eine Qual, ein sich ständig „aufraffen müssen“, ständig den eigenen Schatten des Egoismus beiseite schieben und auf den anderen zu zugehen. Viele sind resigniert und wagen keinen einzigen Schritt. Soziale Kontakte zu knüpfen erfordert Mut und es ist anstrengend. Man muss andere verstehen, sich mit ihnen beschäftigen- freiwillig und ohne Lohn. Es ist einfacher, sich nur um die Familie oder den Job zu kümmern und den anderen ihr Leben zu lassen. Single-Haushalte sind am Zunehmen, jeder für sich, ist die Devise – und praktisch ist es obendrein, leider nicht sehr gesund.

Je mehr ich versuche, meine eigenen Probleme zu erkennen und zu lösen, desto mehr sehe ich, dass es anderen auch so geht, dass es ein globales, übergreifendes Problem ist und das macht frei, von der Angst zu versagen. So ergeben sich neue Perspektiven, neue Ansätze, weiter zu kommen. Wenn ihr an dem Punkt hängt, wo ihr das Leiden der anderen nicht seht, empfehle ich euch an der Stelle mal in bestimmten Foren nachzuschauen, wo es um solche Probleme geht und sich Menschen in anonymer Weise öffnen können. Die Foren sind voll mit diesen Problemen, beinahe schon „normal“. Und es ist ja auch normal, es ist menschlich!

Die eigene Herzlichkeit und Offenheit zu entdecken und den Tunnel zu durchqueren, ist schwierig. Man muss den Ausgang oft suchen, oft geht er wieder verloren und alles bleibt dunkel.

Ich finde es sinnvoll, in diesen Phasen der Traurigkeit und Enttäuschung auch einen Sinn zu sehen. Nur wer seinen Schmerz fühlt, ist noch ein Mensch geblieben. Die Sinne rebellieren, alles deutet daraufhin, dass man erkennt und spürt, dass das Leben so nicht in Ordnung ist und man keine weitere Augenwischerei betreiben kann.

In diesem Moment ist man auf der einen Seite stumpf, fühlt aber auch eine kleines Motivationpflänzlein, fühlt sich verantwortlich für die anderen, spürt ihre Traurigkeit, vergisst das kleinliche und unwichtige Selbst dabei, rückt alles ins richtige Licht.

Wer dieses Leiden erstmal erkennt, kann auch Mittel entwerfen, es zu besiegen.