Dein versteinertes Gesicht

Ich habe mit Ihr geredet. Im Dialog. Jedes Gefühl von Ihr gespürt. Und sie verstanden. Sie hat mich verstanden. Es war alles klar. So eindeutig.

In der Kunst bringst Du seit Wochen nichts Vernünftiges zustande. Alle Deine Bewegungen (innere wie äußere) fühlen sich so ungelenk und dilettantisch an. Du schafft es nicht mehr, Gefühle in Deine Werke zu bringen, weil alle Deine Gefühle weggebrochen und neutralisiert worden sind.

In der Nacht „auf Pfingsten“ ist es dann soweit. Endlose Tränenbäche spülen das Innerste nach außen. Du willst es noch unterdrücken, aber der Schwall der Emotionen ist zu stark. Der Tag ist vorbei, aber die Gefühle wurden nicht gehört. Der Zorn, die Anspannung, die Erregung und die Konzentration der letzten Tage landen in einem Wasserfall aus Salzflüssigkeit. Es gluckert und pocht. Dabei spürst Du Ihren Kummer. Ihre Angst. Wie sie dich vermisst. Du stellst es Dir lebhaft vor. Und kannst das Gefühl ohne Weiteres erwidern. Alles zittert. Alles bebt. Sie ist hier. Genau hier. Bei Dir. So nah. Und dann .. wieder weg.

Alles Sichtbare, was von Ihr bleibt, sind die Kristalltropfen in meinem Taschentuch. Der Schnodder, der Schleim. Alles geht zum Klo runter.

Da soll es bleiben! Für immer. Eingemauert. Einzementiert. Und doch so lebendig. Denn die Liebe ist nicht zu bremsen. Sie will immer wieder zurück. Du kannst Sie noch so stark unterdrücken. Eines Tages wird sie wieder leben. Eines Tages wird sie wieder von Dir Besitz ergreifen. Und aus deinem versteinerten Gesicht eine Wiese mit kleinen bunten Blumen zaubern. Du hoffst, dass du sie wieder sehen wirst, deine Liebe. Aber das Schloss aus Euren Gedanken ist hart und fest und umklammert das schöne Antlitz.

Und dann kommt noch die Königin der Musik für einen kleinen Abstecher in deinen heruntergekommenen Vorgarten vorbei. Sie will natürlich gefahren werden. Königinnen benötigen ein bisschen Aufmerksamkeit. Erst willst Du Dich noch rausreden, aber es funktioniert nicht richtig. Sie weiß, was in Dir steckt. Und sie fordert es jetzt für sich. Also fährst Du in ihre Stadt und wartest auf die Königin. Sie kommt sogar und nimmt sich Zeit für Ihre Untertanen. Sie sagt nicht viel. Aber sie hört zu. Und lächelt mild. Du kommst Dir ganze Zeit wie ein Prolet vom Lande vor. Weil du das wahrscheinlich auch bist. Aber doch mag sie dich. Da hast Du aber nochmal Glück gehabt!

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