Lokalpolitik in Tungustikan

Das ferne Tungustikan ist ein schönes Land. Die Vögel singen als ob es kein Morgen gäbe, der feine Sommerregen prasselt an die kleinen Dachfenster unserer Korrespondentin, vom weiten hört man die emsigen Hammerschläge der Bauarbeiter.

Die meisten Häuser glänzen und sind schön hergerichtet, aber doch- oh weh- bei einigen blättert der Putz, bei anderen hat sich ein Loch im Dach breitgemacht, bei anderen müsste die Terrasse gefließt werden. Manche stehen sogar schon Jahre leer, große Anwesen mit viel Platz für Familien mit Kindern, aber niemand darf hinein, denn inzwischen ist es so morsch, dass das Gebälk vielleicht einstürzen könnte. Eine gefräßige Pflanze hat sich durch das Dach gefressen. Sichtbares Elend, wenn man auf der Straße daran vorbei läuft.

Für die Ausländer vom fernen Mars gibt es ein Haus, einen Schuppen und einen kleinen Anbau, darin hat man ca. 5 Familien, inklusive Anhang untergepfercht. Dicht gedrängt sitzen sie nun zusammen, um das Haus scheint sich keiner zu kümmern, Unkraut wuchert im Garten und der Eingangsbereich versprüht den Charme eines typischen, tungustischen Hinterhofes. Aber auch Bewohner von der Venus, Pluto und Uranus hat man einziehen lassen und nun bleibt die Frage, wie alle mit der aufgezwungenen Enge zurechtkommen werden.

Für die Verwaltung ist das kein Problem, die haben das Anwesen in ihrem Computer, da stand letztens ein Vermerk, dass ein Zimmer frei geworden ist und so hat man gleich die nächste Familie aus der Warteschlange untergebracht. Es hat keine zwei Wochen gedauert und nun sind die Leerstände wieder besetzt.

Und auch für die vielen „städtebaulichen Misstände“ hat man nun eine Lösung gefunden. Schlaue Männer mit langen Bärten aus der Lokalpolitik sind letztens um die Häuser gestreift. Da hat man das Problem erkannt und sofort eine gute Lösung erarbeit. „Jeder, der sein Haus renoviert, darf die Maßnahmen von der Steuer absetzen“. Oh das ist aber fein. Die tungustischen Einwohner freuen sich alle sehr und sind froh über die so großzügig verteilten Steuergeschenke. Endlich bekommt man was von seinem jahrelang durch Knartz IV abgetragene Leistung an die Gemeinschaft zurück!

Es gibt nur einen kleinen Haken: Einmal, so sagen die Männer mit ihren langen Bärten darf man nur diejenigen Leistungen abgelten, die auch von Menschen, bzw. Tunguskern gemacht werden! Also nur die Handwerkerleistungen, und ja kein Baumaterial! Und weil das so fein klappt, hat man noch etwas dazu erfunden: Das alles solle nur dann gelten, wenn man über 7.000 € aufwendet, das ist so eine kleine Klausel, die stand ganz unten im Vertrag.

Tja und nun schauen die meisten Tungusker natürlich aus der Wäsche. Denn die eine ist alt, die hat nicht mehr soviel Geld. Der andere ist Arbeiter und muss seine Familie ernähren. Leider hat er keine 7.000 €, die er mal eben so investieren kann. Die Last vom Hauskredit drückt doch sehr und nun brauchen sie schon wieder neue Schuhe und Möbel…

Tja und die anderen sind Ausländer und arbeitslos und bekommen sowieso alles vom Staat, die können nichts machen. Die müssen warten, bis jemand ihr Haus saniert. Was natürlich nie geschieht.

Fein, haben die Männer mit ihren langen Bärten gedacht- allerorten wird man nun die fleißigen Handwerker sehen und unser Land wird endlich wieder schön und sauber!

Die Bürger haben sofort die Hilfen in Anspruch genommen und alle fleißig ihr Häuschen saniert.

Zumindest haben die Männer mit dem langen Bart das sich so gedacht.

Aber komisch ist, dass nur auf einer einzigen Baustelle im ganzen Land gearbeitet wird: Das Haus wurde von dem einen Mann gebaut, der sich auch die Regelung mit dem Absetzen und der 7.000 € Grenze ausgedacht hat. Und weil das so schön groß ist, hat er auch einen netten Sportverein untergebracht. Die Leute da, die fahren alle mit dem Einrad herum. Letztens beim großen Wettbewerb, einmal um den Planeten rum, da hat man herausgefunden, dass manche auf ihren Einrädern gedopt waren! Oh, pfui das ist aber nicht schön. Aber egal, das wird bestimmt bald vergessen und dann machen wir einfach so weiter!

Lustig! Ja, das ist tungistische Lokalpolitik wie sie jeder haben sollte. Vielleicht wird es ja eines Tages ein erfolgsversprechendes Export-Modell!

Und die Tungskaner- jeder einzelne- so reich und schön wie keine andere Nation im ganzen Weltall!

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