Mein Besuch auf der Buga 2023 in Mannheim

Gestern war ich wieder auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim. Es war mein zweites Mal für dieses Jahr.

Ich musste leider – anders als geplant – sehr lange mit dem ersten Besuch warten, weil ich mir einen 8-wöchigen Bandscheibenvorfall zugezogen hatte. Meine Premiere auf der Buga im Juni ging auch nur mit drei Schmerztabletten und schmerzverzerrtem Gesicht.

Der Eingangsbereich mit „Mannheim“ Schriftzug

Vorneweg: Der Besuch auf der Buga 23 in Mannheim ist eine absolut zweischneidige Erfahrung.

Auf der einen Seite das karge, frisch hergestellte „Konversionsgelände“ der ehemaligen Spinelli-Barracks und dann der alteingesessene, gewachsene Luisenpark mit seinen Baum-Riesen und dem malerischen Parkaufbau.

Widersprüchlicher kann eine Bundesgartenschau kaum sein, zeigt sie doch die ganze Zerrissenheit unseres Landes in einem Bild. Verbunden wird das Ganze mit der Seilbahn. Sie ist quasi der Mediator zwischen den Welten. Sie vermittelt zwischen dem alten Wohlstand und der Blüten- und Pflanzenpracht des Luisenparks aus der 70ern und die vielen Herausforderungen der Zukunft, die auf dem Spinelli-Gelände sichtbar werden. Hier die Zukunft, dort die Vergangenheit.

So ist es auch kein Wunder, dass das Motto der diesjährigen Gartenschau lautet „Beste Aussichten“, denn es soll um die Zukunft gehen. Um die Herausforderungen, die der Klimawandel, die Urbanisierung, die Überbevölkerung, das Schwinden von Ressourcen oder die Umweltverschmutzung bietet. Ich empfand den neuen Teil der Buga als durchweg politisch.

Politische Bildung und Infos zur Nachhaltigkeit gibt es reichlich

Mehr Bildung und Aufklärungstäfelchen waren selten. Erinnert ihr euch an manche Museen, die arg didaktisch und belehrend daher kommen? Man muss immer wieder aufatmen, wenn es zwischendurch mal „nur was zum sehen“ und nicht zum nachdenken oder zweifeln oder sorgen gibt. Genauso ist die neue Buga geworden. Ein Gelände zum Nachdenken und sich sorgen. Und daher hat das Konzept meiner Meinung nach das „Thema“ verfehlt. Im Mittelpunkt einer Gartenschau sollten die Pflanzen, die Natur und der Gartenbau stehen. Als Besucher möchte man erfahren, wie man mit einfachen oder komplizierten Mitteln sein eigenes Grün gestalten kann. Oder man möchte Pflanzen erwerben und diese mitnehmen. Als das wird einem auf der neuen Buga schwer gemacht.

Zu sichtbar ist noch die Präsenz und die ordentliche Struktur des Militärs. In den Kasernengebäuden am Eingang erwartet einen entweder Leerstand oder traurige Gesichter von Flüchtlingskindern. Diese gucken dem Shuttle-Bus der Gäste vom Maimarkt-Gelände hinterher, welcher die Besucher kostenlos in ein neu gebautes Mittelschicht-Paradies kutschiert, von dem sie nur träumen können. Der Eintritt für einen Erwachsenen beträgt happige 28 Euro, die Parkgebühr beläuft sich auf 9,50 Euro.

Panzer- und Montage-Hallen wurden zurückgebaut oder stehen gelassen. Teilweise ist die Umgestaltung zu neuen Ausstellungsflächen aber durchaus gelungen.

Die alten Hallen wurden geschickt umgebaut und als Ausstellungsfläche verwendet

Vor allem die Halle „Floristik“ überzeugt mit wechselhaften und interessanten Ausstellungen (siehe dazu auch die Galerie am Ende des Beitrages). Aber auch die Erklärungen zu der Geschichte des Spinelli-Geländes waren sehr interessant. Künstlerische Visionen wurden ebenfalls gut umgesetzt, es gibt z.B. Skulpturen oder Graffiti zu sehen und man erfährt auch etwas über die Mannheimer Schlossgeschichte.

Die Darstellung der „Geschichte“ ist sehr gelungen

Ganz besonders gut gefallen hat mir die Integration der Gastronomie. Als Besucherin hatte ich stellenweise das Gefühl in der gastfreundlichen Mannheimer Innenstadt zu verweilen, nur dass ich jetzt auf einem Gelände mit „Blumen außenherum“ bin. Die Luft zieht angenehm belüftend durch die halboffenenen Konstruktionen, es gibt ausreichend Sitzplätze und ein vielfältiges Speisenangebot. Spazieren gehen, die Seele baumeln lassen oder mit Freunden zusammen essen und trinken geht auf jeden Fall gut.

Dass man über Pflanzen oder Gartenbau all zu viel erfährt und ganz viele Inspirationen für den Garten zu Hause erhält, sollte man aber nicht erwarten.

Wirklich informativ fand ich nur den „Weltacker“. Hier wurde die Pflanzen- und Ackerfläche der Welt auf einem 2000 Quadratmeter großen Gelände nachgestellt. Welche Pflanzen haben welchen Anteil an der Ackerfläche? Wie sehen Erdnüsse, Reis oder Sojapflanzen eigentlich aus? Es ist sehr schön gemacht, dass man jene Pflanzen aus der Nähe betrachten kann, die man sonst nur verpackt oder verarbeitet im Supermarkt erhält.

Der Weltacker ist informativ und gut umgesetzt

Ebenfalls einen Besuch wert sind die kleinen Aussichtstürme, die mit Metall- und Gerüstkonstruktionen errichtet wurden und einen schönen Überblick über die jeweilige Nachbarschaft bieten. Denn dem Spinelli-Gelände fehlt irgendwie noch die Struktur und die Tiefe von natürlichen Landschaften. Zu vieles erinnert noch an ein „Reißbrett“ und man erkennt die Planung der Architekten wie auf einem Computer-Bildschirm. Zaghaft sind anscheinend neue Gebäude am Rande des Geländes entstanden, die aber noch leer stehen sollen, wie ich von einer anderen Besucherin erfahren habe.

Brutal und simpel wurden Wege in die Landschaft gesetzt, die dann nur mit kleinen Brücken oder neuen Stegen Abwechselung versprechen. Es gibt eine neue gebaute Auen-Landschaft, die viel verspricht, aber noch nicht ganz fertig ist.

Der Holz-Pavillon erinnert mit seiner geschwungenen Form verdächtig an die Multihalle im Herzogenriedpark, die zur Buga 1975 ein Highlight war, aber leider nicht mehr genutzt werden kann. Obwohl er so ungeschützt und luftig wirkt, herrscht im Schatten unter ihm ein sehr angenehmes Klima. Aber was erwartet den neugierigen Besucher dann im Inneren? Keine spannende Ausstellung, nichts zum Anfassen- sondern wieder nur langweilige Texte und eine Videovorführung, bei der eine Computer-Präsentation gerade abgestürzt war.

Der luftige Holz-Pavillon bietet zumindest Schatten

So schwankt das neue Spinelli-Gelände immer zwischen „gut gedacht“, aber irgendwie schlecht gemacht. Auf den Rezensionen zur Buga im Internet liest man häufig, dass der Schatten fehlt. Und es im Sommer eine Plage ist, dort herum zu laufen. Jeder weiß, wie heiß es in Mannheim zur Sommerzeit werden kann und dass das Rhein-Neckar Gebiet eines der heißesten Zonen in Deutschland ist.

Es gibt so gut wie keine Bäume. Vereinzelt liest man auch, dass die Veranstalter anscheinend das Konzept verfolgten, dass die Natur das Gelände „von selbst“ erschließt. Ein einfacher Blick in die Grundlagen der Biologie und von Ökosystemen hätte aber gereicht. Wie soll die Natur in ein oder zwei Jahren ein Gelände „zurück erobern“, dass der Mensch über hunderte von Jahren mit seinen Walzen, Asphalt und seinen Baggern geprägt hat? Da hätte man einfach etwas mehr in die Landschaftsgestaltung stecken können. Auch Gewässer oder interessante Wasserläufe sucht man vergeblich. Die einzigen Bäume stecken dicht gedrängt in Eimern in der Baumschule. Ja, es wird wohl noch ein paar Jahrzehnte brauchen, bis hier endlich wieder was wächst.

Und dann diese endlosen Wege! Schon am Eingang erfährt der belehrte Besucher, dass hier aber keine Fahrräder erlaubt sind. Man solle bitte alle Wege zu Fuß gehen, ganz egal, ob man nun gut laufen kann oder nicht. Überall wird über die Mobilität der Zukunft geredet, aber von der Umsetzung fehlt jede Spure. Mobilität der Zukunft heißt hier einfach nur: Geh doch zu Fuß, wenn du keine Energie mehr hast oder zahle nochmal extra, um die kleine Solar-Eisenbahn zu nutzen.

Blick in das innere eines Art Elektro-Buses, der eine neue Art von Mobilität bietet

So wird man als Besucher schnell vom neuen Gelände abgeschreckt und fragt sich, wo es denn jetzt zur Seilbahn auf das alte Buga-Gelände des Luisenparks geht?

Die Seilbahn ist das absolute Highlight der Buga 2023. Die Schlange vor dem Eingang löst sich erfreulich schnell auf. Es ist ein Kommen und Gehen. Die Seilbahn hält nicht an, sondern transportiert Menschen im Sekundentakt mit den Gondeln. Schnell wird man in luftige Höhen gezogen und wird mit einem herrlichen Weitblick über ganz Mannheim belohnt. Man sieht die Skyline, die Wohnblocks, den Wasserturm, den Fernsehturm und die endlosen Schrebergärten. Unten begrüßt einen ein Steinsalamander, der kunstvoll aus Steinen errichtet worden ist, daneben der Buga-Schriftzug. Gerade entspannt man sich und genießt den kleinen Plausch mit den acht Insassen, da geht es auch schon wieder abwärts und man kann aussteigen.

Die Seilbahn ist das Highlight der Buga ´23

Der Luisenpark empfängt seine Gäste und man ist plötzlich in einer anderen Welt. Dieser Park war vorher schon sehr schön, aber die Umgestaltung zur „neuen Parkmitte“ gliedert sich nahtlos in alte Erinnerungen ein. Das neue Café Gondoletta ist wunderschön, die Speisen sind gut und wieder gibt es so viele Sitzplätze und so viel Mannheimer Gemütlichkeit. Abwechslungsreiche Highlights des Luisenparks sind die Gewächshäuser und Hallen, von denen noch ein paar neue dazu gekommen sind, unter anderem die Halle mit Schmetterlingen. Es gibt Pinguine und eine neue Freiflug-Voliere, die aber ebenfalls etwas klein geraten ist. Die neue Unterwasserwelt mit ihren Aquarien ist leider immer noch nicht fertig. Geplante Fertigstellung ist jetzt Ende August, also ca. zwei Monate vor dem Ende der Buga. Das ist schade. Wenn man aber die Begründung liest, versteht man vieles besser: Das Dichtmittel für die Aquarien ist gefährlich für Wasser-Organismen. Aus diesem Grund wollte man ein anderes verwenden. Also gut, dafür warten wir gerne! Schließlich soll es den Tieren auch gut gehen. (https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/buga-mannheim-halbzeit-bilanz-100.html )

Wer mag, kann sich im Luisenpark stundenlang entspannen und einfach auf einen der vielen Liegestühle setzen, die überall im Park verteilt sind. Die Rasenflächen sind sehr gepflegt und die riesigen Bäume spenden einen tollen Schatten und reichlich Sauerstoff.

Der Luisenpark ist prächtig und bietet Entspannung pur

Oder man geht ins Seerestaurant und lässt sich dort ein paar Speisen bringen?

Ein Rundgang bis in den oberen Teil lohnt sich auf jeden Fall. 1975 hat man aber besser mitgedacht, denn für Leute mit eingeschränkten Lauffähigkeiten sind die Gondolettas das Mittel der Wahl. Herrlich ruhig werden sie mit einem Seil durch das Wasser gezogen. Aber warum muss man hier für eine Fahrt wieder extra bezahlen? Das stört den Gesamteindruck. Denn bei 28 Euro sollte eigentlich „alles inklusive“ sein.

Meine Empfehlung für die Buga 2023 ist auf jeden Fall, sich zuerst das Spinelli-Gelände anzuschauen und dabei den Fokus auf die Ausstellungen oder die Gastronomie zu legen. Nicht zu spät sollte man in die Seilbahn steigen und die meiste Zeit seines Besuches in den neuen Luisenpark stecken, der wirklich gut geworden ist.

Ich gebe dem neuen Spinelli-Gelände noch eine Chance. Aber es wird sicherlich noch etwas dauern, bis es hier wieder schön grün und malerisch ist.

Gut Ding will Weile haben. Die Mannheimer können auf jeden Fall freuen, dass sie eine neue Grün- und Ausgleichsfläche hinzu gewonnen haben.

3 Gedanken zu „Mein Besuch auf der Buga 2023 in Mannheim“

  1. Danke für den ausführlichen und differenzierten, reich bebilderten Beitrag.
    Ich hatte schon die Vermutung, dass das an heissen Tagen auf dem Buga-Gelände nicht so einfach ist, mir war aber nicht klar, dass so wenig für die grosse Bepflanzung auf dem Spinelli-Gelände getan wurde. Schade drum! Und ewig viel laufen will ich auch nicht. Das war mir schon vor Deinem Beitrag klar.

    1. Hallo Sabine, ja da wurden Deine Vermutungen bestätigt. Es wurde schon viel gepflanzt- für Schatten hat es aber nicht gereicht. Am besten sind noch die Ausstellungen geworden. Vielleicht kann ich Dich doch eines Tages davon überzeugen und wir gehen nochmal zusammen? 🙂 Der September wäre hier ein Monat, wo es nicht mehr so heiß werden dürfte.

      1. Mal sehen, wie der August wird, nicht nur der September. Vergangenen Samstag war prima Wetter dafür, ist die Frage, wie der Samstag (oder das Wochenende) schon diese Woche wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Protected with IP Blacklist CloudIP Blacklist Cloud