In den Augen der anderen

Schon wieder hat Deutschland einen Amoklauf und schon wieder reibt man sich als verwunderte Online-Zeitungsleserin einfach nur die Augen und fragt sich „warum“?

Auch wenn es schön wäre, es gibt nur die offiziellen Verlautbarungen und die sind recht dünn und verleiten zu Spekulationen.

Sie sei „psychisch angespannt“ gewesen und die sarkastischen und zynischen Kommentatoren im Spiegel-Forum fragen dann ein wenig zu recht: Wer ist heutzutage nicht psychisch angespannt?  ((was mir so nebenbei auffällt, es scheint im Grunde nur noch sarkastische Kommentare zu geben, egal in welcher Online-Zeitung und egal zu welchem Thema – der Sarkasmus und somit die jegliche Abwesenheit von Gefühl und Menschlichkeit scheint oft das einzige Mittel unserer Gesellschaft zu sein, um mit solchen „Problemen“ fertig zu werden; aber ich wage zu bezweifeln, ob es immer das beste Mittel ist))

Sind wir nicht alle ein wenig angespannt? Haben wir nicht alle hin und wieder Beziehungsprobleme? Aber wer kann schon in unsere Köpfe schauen?

Auch die bösen Killerspiele werden es diesmal nicht gewesen sein und wenn man das Forum so durchliest, dann drängt sich der Eindruck auf, dass die Schreibenden darüber eine heimliche Freude empfinden. „Endlich mal eine Frau“, „endlich mal keine Killerspiele als Ursache“, „das habt ihr nun von eurer Vorverurteilung“, „eurem ideologischen Gutmenschentum“, „das Schubladendenken“ ((im Bezug auf das Waffenrecht)) scheinen sie zu sagen.

Ja, „man“ macht es sich recht einfach. Was wusste man schon von dieser Frau, die „Blumen und Pflanzen“ in ihre Wohnung getragen hat und in ihrer Anwaltskanzlei mehr schlecht als recht geschlafen hat? Die vielleicht eine Fehlgeburt hatte, aber auch das weiß man nicht so recht. Man weiß eigentlich nichts. Nur gut, dass die ältere Dame aus der Nachbarschaft genau aufgepasst hat und in ihr Protokoll schreiben konnte, dass Sabine R. „adrett gekleidet gewesen war“.

Das ist doch schonmal was. Nach außen hat alle gestimmt. Hübsch lächeln und die netten Nachbarn möglichst nicht mit den eigenen Problemen belästigen. Man könnte ja etwas falsch machen. Man könnte ja ausgegrenzt oder zum Opfer von Gerede und Spott werden. Eine Frau, die Anwalt ist und einen Schreiner zum Partner hat? Das ist ja schon etwas ungewöhnlich. Und dann noch Sportschützin? Daran ist bestimmt dieser böse Feminismus schuld! Das haben wir nun von den gleichberechtigen Frauen. Sie verhalten sich wie Männer. Aber das haben wir doch immer gewollt…

Egal, in drei Tagen ist sowieso wieder alles vergessen.

Auf zum nächsten Thema!

Ursachenforschung

(Serie Pro-Mann I)

Wo hab ich das jetzt wieder gelesen? „In unserer Gesellschaft wird Aggression sublimiert, anstatt sie auszuleben“. (hier )

Ich will noch das ergänzen: Wenn Kindergärten, Grund- und weiterführende Schulen von weiblichem Personal dominiert werden und weibliche Arten der Konfliktlösung dominieren (darüber reden, ausdiskutieren, usw.), muss man sich nicht wundern, dass immer mehr Jungen (männliche Jugendliche) zu den Verlierern eines ganzen System gehören. Auffällig ist nämlich, dass immer Jungs die Amokläufer sind, nie Mädchen. Männern fehlt zunehmend eine Lobby und hiermit beginne ich offiziell meine „Väter-Serie/ Pro-Mann“ für das Blog…

Um die Ursachen zu klären, werde ich absichtlich etwas mehr aus der männlichen Perspektive denken und die nächste Zeit den Blog-Feminismus etwas zurückdrängen (aber nur solange die Serie andauert! Danach geht´s wieder andersrum! 😉 Aber wenn man überlegt, ist guter Feminismus, nämlich in Form selbstbewusster Frauen, auch eine Lösung für den selbstbewussten Mann. Denkt mal drüber nach! )

Wann kapiert die Öffentlichkeit endlich, dass etwas anderes ist, eine männliche Identität aufzubauen, die klare Hierarchien, Strukturen und Regeln braucht? Dass Jungs auf Grund ihres (mathematisch/ logischen) Gehirns meistens mehr Probleme haben, Texte zu verstehen und Sprache anzuwenden? Dass sie eben nicht „über Probleme reden“, sondern gerne mal was in sich reinfressen und am PC abdaddeln? Dass sich im ungünstigsten Wahl diese reine Gedankenwelt aufbauschen und hochstacheln kann und bei mangelndem Verständnis für das Kind die Probleme „plötzlich“ explodieren?

Wieso herrscht auf so breiter Front Blindheit und Abneigung gegen jegliche Form von männlichem Verhalten und Gewohnheiten? Ist es nur Unwissen? Oder auch gezieltes Suchen von Tätern, Opfern und Schuldigen?

Und das sind nicht nur die zurückgebliebenen jungen Männer aus den neuen Bundesländern (denen regelrecht die Frauen weglaufen), sondern- oh Schreck – auch die unter uns in den alten Bundesländern.

So ein Amoklauf löst reflexartig Fragen nach der „Schuld“ und Fragen nach den möglichen Lösungen. Es wäre so einfach und bequem, jetzt einfach Computerspiele zu verbieten (das hat man sowieso schon über Gebühr gemacht mit dem Effekt, dass es nichts bringt, Deutschland gilt als das Land mit dem schärfsten Jugendschutz bei Spielen). Also wenn man keine Ahnung hat, sollte man am liebsten schweigen oder wenigstens versuchen, die Gesamtheit zu überblicken und nicht nur einfache, bequeme Puzzlestücke aus dem Ganzen rauszugreifen.

Die zunehmenden Spannungen und Amokläufe, die von den Schulen aus aller Welt berichtet werden, zeigen, dass wir viele verschiedene Ansätze brauchen, um die Gesamtheit zu verstehen.

Mögliche Probleme und Ursachen sind -meiner Meinung- hier zu suchen:

  • in allen Medien, speziell aber im Fernsehen wird Gewalt als einziges Mittel der Lösung gezeigt
  • somit sind hauptsächlich die Medienproduzenten das Problem- aber auch die Käufer, weil sich Gewalt eben noch am besten verkauft
  • Wenn große Staaten wie die USA Gewalt und Krieg einsetzen, um sich durchzusetzen, wie soll man Einzelnen klar machen, dass Gewalt nicht gut sei?
  • jeder Held , ob in Kino oder Spiel darf und soll Gewalt anwenden, um „cool“ zu sein und am Ende zu gewinnen
  • nach dieser Art und Weise der psychologischen Medienauseinandersetzung fragt aber keiner; stattdessen wird ein ganzer Industriezweig tabuisiert und das Leid mit Hilfe einer „unnötigen und blinden Strenge“ nur verschlimmert
  • die Bildung wird weiblich dominiert, Männer gehören meist zu den Verlieren der „klassischen Bildung“ mit Lesen und Sprache
  • Alternativen, männliche Vorbilder und gesunde Arten der Aggressionausübung (Sport, gesunde Arten des Spiels) stehen in der Öffentlichkeit oder in den Bildungseinrichtungen meistens nicht zur Verfügung
  • die zunehmende Zahl der alleinerziehenden Frauen und das Fehlen der Vaterfigur lässt Jungs unsicher und/oder gewaltbereit werden=> ein Junge ohne Vater fühlt sich schon bald als Chef und will alle dominieren, auch wenn er jung ist; das ist die Natur der Hormonsteuerung, könnt ihr gerne mal googeln
  • die Kontrolle über Waffen und Munition darf nicht vernachlässigt werden; wenn aber im Privathaushalt versagt wird:wer hat dann die Schuld?
  • Gewalt als solches ist zu sehr ein Tabuthema, anstatt es wahrzunehmen und zu akzeptieren, dass jedes Wesen voller Aggression ist und diese auch braucht, um „zu überleben“;
  • stattdessen unterdrücken wir mit aller Kraft Gewalt und Aggressionstendenzen und verdrängen es ins Unbewusste
  • unterdrückte u. aufgestaute Aggressionen haben die blöde Neigung plötzlich und unkontrolliert zu explodieren (Freud und ähnliche…)
  • die Bildungssysteme sind schlecht und es wird am Menschen gespart (Lehrermangel, zusätzliche Sozialpädagogen, usw.)
  • der wirtschaftliche Druck auf die Bildungssysteme ist stark (zu stark!) geworden; Scoring-Systeme, finanzieller/ Lern-Erfolg ist oft der einzige Faktor, der zählt
  • Mobbing und Ausgrenzung ist eine Folge des zunehmenden Leistungsdrucks und der mangelnden Mitmenschlichkeit
  • die Menschen/ die Politiker lernen aus Amokläufen nichts und machen immer so weiter (Trägheit in ihrer Gesamtheit)

Wenn nicht wenigstens eine Ursache von den obigen geändert wird, wird es in DE weiterhin Amokläufe geben. So traurig dieses Fazit ist, so sehr glaube ich daran. Belehrt mich bitte eines Besseren!

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