Selbstgemachter Erdbeer-Joghurt

Die Zubereitung
Es hätte so einfach sein können….

Einen leckeren Erdbeer-Joghurt essen! Genau das richtige bei diesem schönen Wetter.
Richtig zubereitet kann er ein Abendessen ersetzen.

Ins Kühlregal greifen, fertigen Industrie-Erdbeer-Joghurt kaufen, Plastik-Packung aufreissen, Inhalt essen, Alu-Deckel und Plastik-Packung wegschmeißen.
Und der Industrie-Aroma-Geschmack erst! Hm, so cremig und süß, so erdbeerig. Schon beim Öffnen des Deckels strömt einem ein angenehmer Duft entgegen. Kleine Stückchen im Joghurt suggerieren wertvolle Inhaltsstoffe. Es schmeckt nach Erdbeeren pur, obwohl keine Erdbeeren drin sind, oder nur Erdbeer-Moleküle (ca. 3). Dafür offenbart die Packungsaufschrift allerlei Inhaltsstoffe: Künstliche und natürliche Aromen, Färbemittel, Zucker, Verdickungsmittel…

Nein, nein, diesmal nicht. Diesmal mache ich mir meinen Joghurt selbst!

Die Zutaten sind einfach: 1 kg Bio-Joghurt und eine Schale mit 500 Gramm Erdbeeren. Der Joghurt wird später noch für andere Speisen verwendet, die 1 kg- Packung ist also eine Vorratspackung (das ist praktisch und spart zusätzlichen Verpackungsmüll). Verbindet man das gesamte Volumen hätte man immer noch einen Erdbeer-Anteil von ca. 30 Prozent, das bekommt man in keinem gekauften Joghurt.

Packung aufmachen, Erdbeeren rausholen, alles waschen. Grüne Stellen abpulen, evt. die Strünke und schlechte Stellen mit einem Messer entfernen (sehr aufwändig), die ganzen Erdbeeren halbieren, evt. nochmal waschen und lose Blätter entfernen.

Man verschmutzt ein Küchensieb, ein Schneidebrett, ein Putzmesser, muss die ganzen Schalen wegwerfen, nochmal ein extra Gefäß holen. Das dauert ca. 20 Minuten. Und dann ist der Joghurt noch nicht fertig.

Wenn man die halben Erdbeeren hat, kann man normalerweise einfach Sahne und Zucker drübergeben, fertig.

Bei Joghurt ist das zusammensetzen schwieriger, wie ich soeben feststellen musste. Also Erdbeeren in die Schüssel geben, Joghurt darüber träufeln. Hm, das ganze verbindet sich nicht. Sieht nicht schön rosa aus. Riecht auch nicht nach Erdbeeren. Mit der Gabel und einem Esslöffel alles vermatschen und dann in den Mund schieben.. hmm. vermatschte Joghurt-Erdbeer-Pampe (Vielleicht doch besser mit einem Mixer oder einem Rührstab vermischen).

Die Kosten

Bei den Kosten nehmen sich beide Speisen interessanterweise nicht viel:

Bio-Joghurt, 1 kg für 2 Euro
Deutsche Erdbeeren, 500g für 1,60 Euro
macht zusammen 3,60 Euro und ergibt 1,5 kg Joghurt (in der Theorie).

3,60 Euro durch 1,5 kg Joghurt/ Erdbeer-Mischung wären ca. 2,40 Euro für das Kilogramm,
also nur ca. 0,36 Euro für 150 g Joghurt.
(2,40 Euro / 1000 g = 0,0024 , den Grammpreis dann * 150 g)

Kauft man fertigen Joghurt bekommt man 150 g für ca. 40- 60 Cent
(so genau hab ich die Preise nicht im Kopf, aber ich denke es stimmt ungefähr).

Der selbst gemachte Joghurt ist also ungefähr gleich teuer, aber auf Grund der hochwertigeren Inhaltsstoffe „günstiger“.

Der Geschmack

Viel besser, so selbstgemacht… so … hm. .. so geschmacklos !

Was sind denn das für Erdbeeren! Die schmecken ja nach nichts! Nur säuerlich und wässrig, dazu die Säure vom Joghurt..brr…
Man merkt den Erdbeeren an, dass sie in den letzten kalten Monaten viel zu wenig Sonne abbekommen haben. Egal, müssen trotzdem in den Handel „der Kunde will es ja so“, aber die Natur macht leider nicht mit. Mutter Natur hat es nicht geschafft, irgendwie Geschmack, Aroma und Zucker in die roten Dinger zu bekommen. Wahrscheinlich stand der Manager des Erdbeer-Betriebes ungeduldig neben den Pflanzen und hat ihnen befohlen, schneller und kostengünstiger zu wachsen und dabei gleichzeitig noch geschmackvoll zu sein.
Hat leider hat nicht „gefruchtet“, dieser Appell.

Also muss ich meinen schönen gesunden Joghurt (der bis dahin so völlig frei von Zusatz- und Aromastoffen war) mit einer ordentlichen Prise Zucker aufwerten. Grmpf. Das gute aus der Natur, nochmal extrahiert und konzentriert.
Und das nicht zu knapp. Mein Gaumen ist schließlich andere Genüsse gewohnt.

Dieses Erdbeer-Aroma im fertigen Joghurt… hm.. einfach unbezahlbar. Vielleicht sollte ich das beim nächsten Mal dazu kaufen. Man kann ja nie wissen.

Pferdefleisch und Bio-Eier

viele Krisen machen einen Skandal

Ich muss sagen, die Lebensmittelkrisen in der letzten Zeit haben mich sehr bewegt und auch aufgeregt. Vor allem die letzten beiden Skandale, das untergemischte Pferdefleisch im Hackfleisch und die falsch deklarierten Bio-Eier.

Noch mehr aufgeregt hat mich aber, wie oberflächlich und gleichgültig viele Menschen das Thema angegangen sind. Es wurden Witze gemacht, im Internet wurden Artikel geschrieben, die das ganze verharmlosen und ein paar konsverative Politiker wollten doch allen Ernstes das Zeug den Bedürftigen geben, bzw. „zum Fraß vorwerfen“ (und somit wahrscheinlich Sozialausgaben einsparen oder sich anderweitig profilieren). Indem man das Ganze „zur Fütterung“ ausschreibt, schiebt man noch gleich eine implizite Botschaft hinterher, indem man es nachträglich legitimiert.. so nach dem Motto „also wenn wir es den Obdachlosen geben, dann kann das ganze nicht so schlimm sein, sieh her, es ist zwar etwas anders, aber schmecken tut es doch eigentlich…“

Nochmal: Der Skandal liegt darin, dass der Verbraucher Rind kauft, aber Pferd bekommen hat. Das ist ganz einfach Betrug. Dazu kommt noch, dass das Pferdefleisch außerhalb jeglicher Kontrollen verarbeitet wurde, also auch außerhalb jeglicher Hygienevorschriften und auch mit x-beliebigen Medikamenten oder anderen Giften belastet sein kann! Man kauft sich also guten Gewissens eine Lasagne, bekommt man aber medikamentenverseuchtes Rennpferd, das mangels Leistung ausgemustert wurde. Genauso könnte man auch einen Autoreifen essen oder eine in Klebstoff getauchte Büroklammer.

Im Radio wurden darüber philosophiert, warum wir aus ethischen Gründen mehr Probleme habe, die süßen Pferde zu essen, als das -uns meisten Menschen aus dem Alltag nicht mehr so bekannte- Schwein oder Rind. Es wurden viele Erklärungen gesucht, viele Ausflüchte und Verharmlosungen produziert, von Verbraucherschützern (und Ministern) viele Versprechungen und Glaubensbekenntnise gemacht, aber ändern wird sich wieder gar nichts und der Verbraucher ist am Ende wieder der Dumme.

Natürlich ist der Skandal als solches nicht so schlimm und man muss sich auch fragen, was schlimmer ist: Dass wir überhaupt Tiere töten, um sie dann zu essen oder uns darüber beschweren, dass beim Töten noch ein Betrug stattgefunden hat und in unser Lieblingsfutter noch etwas falsches gemischt wurde. Bei den Eiern finde ich es noch schlimmer, weil hier augenscheinlich Etikettenschwindel stattgefunden hat, weil man dem treuen Kunden, der durch seine Kaufentscheidung auch das Recht der Hühner in ihren Gehegen stärken möchte, betrogen hat.

Es zeigt auch, dass die Macht der Verbraucher ihre Grenzen hat: Obwohl die Verbraucher sich für Bio-Produkte entscheiden wollen und wahrscheinlich auch mehr Geld dafür ausgeben würden, drücken die Handelsketten auf den Preis und zwingen die Hersteller dazu, ihre Waren möglichst günstig abzugeben. „Billig-Bio boomt“ ist dann die Schlagzeile. Schön gesund und ethisch einwandfrei soll es sein, aber zuviel ausgeben ist auch nicht gut. Die Frage ist nur, wer das größere Problem mit dem teuren Bio hat: Die Supermarkt-Kette, die das ganze erst gar nicht anbietet oder der empfindsame Verbraucher, der auf Grund der Lohnforderungszurückhaltung und der „starken Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands“ auf Grund von Lohndumping und Leiharbeit nur noch einen mäßig gefüllten Geldbeutel hat?

Somit ist das gesamte System in der Krise und die „Defekte“ die in den letzten Tagen mal wieder zum Vorschein gekommen sind, sind nur die offensichtlichsten Symptome, die normaler keiner zu Gesicht bekommen soll… die aber irgendwann unübersehbar und dann auch ziemlich „hässlich“ werden.

Die Lebensmittelindustrie hängt am Handel, der wiederum sehr stark am Wirtschafts- und Finanzsystem und letzten Endes wird alles dem Profit untergeordnet. Somit kann man auch nicht das eine herausnehmen und sagen: „Da schau her, hier läuft etwas schief, ein Defekt, man sollte ein Pflaster holen und einen Wundspray, damit das ganze schnell wieder zuheilt und das nächste Mal bitte besser aufpassen, dass du dir nicht wieder das Knie aufschmrammst ..“.. sondern der Patient ist als ganzes betroffen, wackelig auf den Beinen und an jedem Organ zeigt sich die Krankheit etwas anders.

Verpackungen werden heutzutage so hergestellt, dass sie von Maschinen einfach hergestellt werden können, ob der Kunde den verklebten Plastikberg überhaupt noch aufbekommt, ist am Ende eigentlich egal. Die Maschine ist wichtig, der Umsatz und das Kosten-Gewinn Verhältnis ist wichtig, aber der Endverbraucher scheint nur noch nebenbei zu laufen und muss bei dem Spiel möglichst gut mitspielen.

Und auch die Auswirkungen der ganzen Zusatzstoffe, Weichmacher und Farbstoffe ist tlw. überhaupt nicht mehr zu überblicken und jenseits jeder Kontrollen, wie der gestrige Fernseh-Beitrag sehr gut gezeigt hat.

Was kann man als Verbraucher also machen, um dem gesamten System möglichst effizient zu entkommen und die Risiken, die durch den gigantischen Lebensmittel-Handel-Tierindustrie-Markt entstehen, zu verringern? Dass die Kauf-Entscheidung für Bio-Produkte alleine nicht mehr reicht, wurde die letzten Tage ja eindrucksvoll bewiesen. Der Vertrauensverlust der durch solche Verhaltensweisen entstehen kann, ist groß. Er wird die Branche als ganzes schädigen.

Im Grunde müsste man seine Kaufentscheidungen weg von den Supermärkten lenken und wieder mehr bei regionalen Anbietern kaufen. Z.B. auf Wochenmärkten, auf Bauernhöfen (evt. auch mit eigener Schlachtung und so, dass man das Tier und seine Lebensbedigungen direkt sehen kann). Auch das Ess- und Kochverhalten müsste grundsätzlich umgestellt und verändert werden: Man muss mehr selbst kochen, auf Fertiggerichte verzichten, keine Burgerketten mehr besuchen, auch nicht wenn es hektisch wird und man „mal eben wenig Zeit hat“. Wer sich wenig Zeit fürs Essen nimmt, der macht an der Systemkrise schon wieder mit. Denn Zeit ist Geld und Geld ist knapp…

Vielleicht würde auch bedeuten, wieder mehr auf die Saison zu achten und bestimmte Produkte nur noch zu kaufen, wenn sie auch in natürlicher Form vorkommen und von der Natur „erzeugt“ werden. So konnte man in einem anderen Beitrag z.B. lernen, dass Hühner im Winter gar keine Eier legen, sondern nur wenn genügend Sonne scheint. Ich frage mich nur, woher kommen dann die ganzen Eier, die man im Winter jederzeit kaufen kann?

Man müsste der Gesundheit einfach wieder mehr Kredit geben. Geld und Zeit für das Essen und in ein nachhaltiges, gesundes Lebensmittel investieren- dort, wo es Politik und Handel schon lange nicht mehr können.