Geschlechtergerechtigkeit beim Fotografieren

Eigentlich wollte ich das feministische Thema nicht mit in das andere Hobby „Fotografie“ nehmen, mit der Zeit drängt es sich aber immer mehr auf. Die Themen Geschlechtergerechtigkeit, Feminismus, Geschlechterwirkung, soziale Unterschiede („Gender Studies“) laufen aber in der stillen Beobachtung bei mir immer nebenbei und mit der Zeit lädt sich ein riesiger Müllberg auf, der hin und wieder in das Blog gegossen werden muss.

Was fällt mir auf? Erstmal, der prozentuale Anteil von männlichen Fotografen ist auf Instagram viel höher und die männlichen Profile haben meistens auch viel mehr Besucher, mehr Likes, – kurzum „mehr Influence“. Zumindest wenn es um die klassische Fotografie, z.B. Landschaftsaufnahmen, Naturfotografie oder Street geht. Es gibt natürlich auch viele weibliche Fotografen, aber sie haben meistens andere Motive und daher auch andere Rückmeldungen und „Klickzahlen“. Erfolgreiche weibliche Instgram-Kanäle haben fast alle mit Ernährung, Mode, Fitness oder Beauty zu tun. Sehr auffällig ist z.B. bei männlichen Fotografie-Accounts, dass sich oft eine große Schar von „weiblichen Fans“ bildet, die dann den männlichen Fotografen anhimmelt. Umgekehrt habe ich noch kein einziges Profil gefunden, bei dem das so ist! Eine weibliche Fotografin, die von männlichen Fans für ihre Arbeit gelobt und angehimmelt wird? Das gibt es meistens nur, wenn die Arbeit sich auf die Präsentation ihres eigenen Körpers oder Gesichtes beschränkt.

So hat mir ein „Fan“ auch einmal unverblümt über Instagram eine Nachricht geschickt „mehr Fotos von der Fotografin selbst wären schön“ und mich damit erstmal verdutzt im Regen stehen gelassen. Als ich diesem Wunsch erstmal nicht nachgekommen bin, gingen mit der Zeit seine Likes auf meine Bilder stark zurück. Überhaupt scheint die „männliche Zuwendung“ zu Frauen sehr stark auf die Sexualität gebunden zu sein und weniger auf das, was die Frau leistet oder an ebenbürtiger Arbeit hervorbringt.

Wenn man als Frau Fotos von sich postet, steigt das Interesse und somit auch die Rückmeldungen von anderen Fans stark an. Interessant ist aber auch, dass auch weibliche Fans auf Fotos von Frauen sehr gut reagieren. Entweder weil sie sich dann besser „mit der anderen Frau“ vergleichen können, oder aber weil es einfach damit zusammenhängt, dass Frauen gerne „Gesichter“ anschauen und meistens auch stärkere soziale Interessen haben. „Als Frau“ kommt man also früher oder später nicht darum herum, den eigenen Körper irgendwie direkt oder indirekt zum Mittel des „eigenen Erfolges“ zu instrumentalisieren.

Sympathie- Likes: Als Frau bekommt man meistens Likes, wenn man bei anderen Menschen auch likt und sich als Person höflich und nett hervortut. Man bekommt dann oft als Gegenleistung nette Kommentare oder Likes. Wenn sich das Verhältnis zu einem Menschen (das über den Chat aufgebaut werden kann) abkühlt, gehen meistens auch die Likes und die freundlichen Kommentare stark zurück.

Besonders schlimm sind die Männer mit „Anspruchshaltung“. Sie quatschen einen über den Chat an und wollen sofort eine Antwort und sind dann beleidigt, wenn man sich zwei drei Stunden Zeit lässt und nicht sofort antwortet. Das kann dann sogar mit Beleidigungen und Entfollowen enden.

Auch sexuelle Anmachen und Flirtversuche sind fast an der Tagesordnung, wenn man sich bei Instagram „als Frau“ präsentiert.

Beim weiblichen Geschlecht („den Verbündeteten“) gibt es oft kein Verständnis darüber, man steht dann mit seinen Problemen alleine da. Ich habe mich mal mit einer Bekannten auf Instagram unterhalten, und mich beklagt, dass diese sexuellen Anmachen und teilweise auch Belästigungen so stark sind, darauf ihre Antwort „ich mache auch keine Selfies von mir und hab daher meine Ruhe“. Aber nur seine Ruhe zu haben, weil man sich selbst nicht zeigt, ist noch keine sexuelle Freiheit!! Das geht nämlich in die gleiche Richtung, als wenn man sagt „die Frau ist selbst schuld, dass sie vergewaltigt wurde, weil sie sich so sexy angezogen hat“.

Frauen haben mit der Präsentation ihres Körpers und ihrers Aussehens eine starke Macht über andere Menschen, vor allem Männer. Diese Macht wird ihnen aber nicht in vollem Umfang zugestanden, sondern ist auch Regeln und „Vorschriften“ unterworfen.

Ein Beispiel: In einer Facebook-Gruppe dürfen Hobbyfotografen Fotos von sich posten. Meistens sind es Natur- oder Landschaftsaufnahmen. Eine Teilnehmerin postet ein Selfie von sich und wird dafür stark kritisiert. Ihre Kritiker sind alle männlich und machen sie auf Grund ihres Fotografie-Stils deutlich herunter. Durch die Blume ist aber erkennbar, dass die Männer hier den Stil der Gruppe vorgeben wollen, keine „weiblichen Fotos“ tolerieren und die „Reinheit dieser Gruppe“ quasi verteidigen. Die Frau wird aus der Gruppe ausgeschlossen, bzw. verlässt die Gruppe aus eigenem Anlass. (Ähnliche Probleme hat man ja mit der Gestaltung der Themenbereiche auf Wikipedia, wo soziale, psychologische, esoterische und weiche Themen auch deutlich unterrepräsentiert sind; wir nehmen das oft gar nicht wahr und halten die Abbildung des Wissens dort für repräsentativ, aber es sind immer die Menschen, die die Wertungen vorgeben, auch bei einem „sachlichen Lexikon“).

Es ist also auch in der Fotografie stark abgegrenzt, was weibliche oder männliche Fotos sind und wie sie auf das Publikum wirken.

Meistens definieren Männer den Geschmack von großen Foto-Websites, das hat dann zur Folge, dass „weibliche Motive“ wie Körper, Menschen, Tiere, Blumen als „Schnickschnack“ abgetan werden und nicht in den großen Männerzirkus aufgenommen werden. „Als Frau“ hat man dann vor allem Erfolg, wenn man sich diesem männlichen Diktat beugt und dann quasi als „Chamäleon“ an den Männer-Stil anpasst. Dann verliert man aber auch die ureigene, weibliche Identität, die wiederum prägend auf die Gesellschaft wirken kann. Oder die Männer tun sich als große Kritiker hervor und kritisieren die vermeintlich unwissende und dumme Frau, die mit der Technik nicht umgehen kann. Auch diesen Fall habe ich selbst schon erlebt.

Dein Lachen & Dein Bild

 

Dein Lachen
Und welche Geschichten willst Du dieses Jahr erzählen?
Mit wem willst Du feiern?
Wen willst Du anschreiben?
Welche Party wirst Du machen?
Wie oft wirst Du grillen?
Wieviel Musikstücke bis ganz zum Ende hören?

Wen willst Du lieben?
Wen küssen?
Und mit wem den Sonnenuntergang genießen?

Alles ist offen, alles ist frei.
Wir befinden uns im Corona-Übergangszustand.

Ich lehne mich ganz entspannt zurück.
Und hoffe, dass es endlich „zündet“.
Dass das Kribbeln vom letzten Jahr wiederkommt.
Die endlosen Parties.
Die Sonnenuntergänge.
Die neuen Menschen.
Die Gerüche. Das Leben. Dein Lachen!

Ich wünsch es mir so sehr zurück.

Großkraftwerk Mannheim im Sonnenuntergang
Großkraftwerk Mannheim im Sonnenuntergang

Dein Bild

Ja, bei diesem Bild war ich Dir nahe. Ich konnte mir vorstellen, wie Du es fotografiert hast.
Wie Du da gestanden hast. Genau da, wo ich jetzt stehe.
Und was Du dabei gedacht hast.

Wie Du auf der Suche nach der perfekten Einstellung warst.
Alles ganz genau getimt hast.
Die Ausrüstung auf den letzten Stand gebracht hast.
Den schweren Rucksack kaum tragen konntest.
Und Dir beim Stativ aufstellen deinen Nagel abgebrochen hast.

Du hast Dir soviel Mühe gegeben!
Und dann hat doch wieder irgendwas nicht gestimmt!
Eine kleine Kleinigkeit hat dich völlig aus dem Konzept gebracht.
Dein zartes, fein austariertes Wissen, jetzt fing es an zu kippen.
Und der schwarze Strudel öffnete sich erneut.
Und zog Dich immer tiefer hinein.
Kein Licht am Ende des Tunnels.
Das einzige Licht – war das gebrannte Foto auf deinem Mikrochip.

Und ich – Dein Spiegelbild, das ich für einen kurzen Moment sein durfte.

Gesicht zeigen

Einen Neuanfang brauche ich auch dringend beim Bloggen.

Ich sehe das in meiner Blogroll und in meinem Feed-Reader. Mit der Zeit ist es immer weniger geworden.

Ich habe immer weniger andere Blogs gelesen und es sind immer weniger „neue Leser“ dazu gekommen.

Für mich ist das das beste Zeichen, dass sich irgendwas „überlebt“ hat. Sind es die Blogs an sich?
Kommen nicht mehr soviele nach? Oder ist es meine Einstellung? Kann ich nicht mehr soviel aufnehmen, wie ich eigentlich müsste oder sollte?

Das Schreiben gerät mir immer mehr zur Ruheinsel, zu einem Punkt, auf den ich mich zurückziehen kann.
Das Schreiben hilft beim Verarbeiten. Es gibt zwei Ebenen: Die eine Ebene, die nach außen gerichtet ist und neuen „Input“ braucht und dann die Ebene, die alles verarbeitet und durch Nachdenken und Überlegen zu eigenen Schlüssen kommt.

Obwohl ich es nicht geplant habe, haben sich bei mir zwei Pole eingependelt: Auf Facebook und Twitter hole ich mir Anregungen, bin mehr im Außen, auf andere Leute hin ausgerichtet und der Strom an Informationen scheint nicht abzureißen.

Auf meinem Blog kann ich alles in Ruhe verarbeiten. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zum Schluss, dass es wohl genau so sein muss.
Dass man auch hier wieder eine nötige Dualität findet.

Bei Instagram ist es ähnlich. Es gibt User, die haben sehr schnell 1000 oder 2000 Follower und manche Bilder bekommen 10.000 oder sogar 20.000 Likes.
Wer aber braucht diese ganzen Likes eigentlich? Ab wann darf ich mit meinem Bild zufrieden sein?

Es ist doch wie das Geld-System. Leute scheinen zu glauben, wenn sie „mehr“ haben, werden sie glücklicher. Oder sie vergleichen sich mit anderen und fühlen sich besser oder schlechter, je nachdem wie viele Likes sie bekommen.

Diese „Beliebtheit bei anderen“ sagt doch aber gar nichts aus, was ich erlebe, wenn ich ein Bild mache. Ob ich mich dabei gut fühle. Ob ich mich damit ausdrücken kann und meinen Gefühlen nachgehe. Mache ich das Bild nur, damit es schön in Szene gesetzt wird und es andere bewundern sollen?

Oder mache ich das Bild auch erstmal für mich selbst?

Schöne Bilder entstehen oft, wenn man es „fließen“ lässt. Wenn man einfach nur die Natur oder die Stadt geht und ganz spontan entscheidet, was man schön findet oder was nicht. Erfahrungsgemäß sind Perspektiven, die ich spontan als „schön“ oder „besonders“ empfinde auch ganz besonders gut geeignet, um schöne Fotos zu produzieren.

Dann werden die Werke sehr persönlich. Und wer sagt, dass es immer nur „schön“ sein muss? Wie langweilig!
Warum kann es nicht mal nervenaufreibend, hässlich oder trist sein?

Warum kann das Bild nicht mal bestimmte Gefühle wie Ärger, Angst, Ekel oder sogar Wut erzeugen?

Wenn ich mir meine eigenen Bilder so anschaue, dann stelle ich oft fest, dass ich mich um Ausgeglichenheit bemühe.
Auch das sagt viel über mich aus. Ich produziere gerne „Stilleben“, auf denen das Auge ruhen kann. Gähn!

Ich nutze Fotos also zur Entspannung und zur Entschleunigung. Ich fotografiere gerne Szenen, auf denen KEINE Menschen zu sehen sind.

Auch in meinen Bilder suche ich also oft mehr die „Distanz“ und weniger die „Nähe“. Ich fotografiere mich gerne selbst.
Ich würde auch gerne andere Menschen fotografieren, aber ich möchte ihnen nicht zu nahe treten.

Ich müsste sie erst fragen, ob ich das darf. Ich muss mit ihnen Kontakt aufnehmen. Ich muss mich auf sie einlassen, ein Bild von ihnen machen.
Das ist was ganz besonderes. Für gute Porträt-Fotos muss sich auch der Fotograf ändern!

Letztens war ich im Wald. Es kam ein sehr netter, älterer Herr vorbei, der einen tollen, großen, wuscheligen Hund mit schönem Fell und tollen Augen hatte. Meine Mutter hat ihn gleich angequatscht und wir unterhielten uns angeregt mit ihm und über sein Haustier. Ich stand relativ still daneben. Ich hatte die Kamera im Anschlag. Sie war sogar noch an, der Objektivdeckel abgenommen.

Aber ich habe mich in den ganzen 15 Minuten, die ich da stand und zuhörte, nicht getraut zu fragen, ob ich seinen schönen Hund mal fotografieren darf!
Das hat mich geärgert. Daran hab ich gemerkt, dass ich was ändern muss.

Ich will in diesem Jahr mehr Tiere und mehr Menschen fotografieren und ich muss sie fragen, ob das okay für sie ist.

Auch bei Facebook ist mir das aufgefallen! Es heißt doch „Face“ book. Also Gesichter-Buch. Aber die wenigsten Menschen posten Fotos von sich oder ihren Gesichtern. Ist doch eigentlich langweilig! Und wenn, dann sind es meistens Frauen, die sich um Schönheit und Likes bemühen – ist ja auch verständlich.

Aber alle Menschen haben doch Gesichter! Alle Menschen sind für sich genommen schön. Warum sieht man dann nur bestimmte Menschen und warum posten manche Menschen überhaupt keine Gesichter von sich?

Die sozialen Medien zwingen uns in einen Dialog auf die Technik-Ebene. Wir müssen miteinander über Maschinen kommunizieren. Ich finde, wir als Menschen sollten die Kontrolle über die Maschinen zurück gewinnen, indem wir uns menschlich zeigen. Indem wir Gefühle und unsere Gesichter zeigen.