Absage

Seit Tagen quäle ich mich mit diesem Anruf. Seit Tagen schaffe ich es nicht, eine einzige SMS zu schicken, vor allem nicht diese. Ich bin innerlich zerissen, mal möchte ich, mal möchte ich nicht, wäge ab, was besser ist. Mein Verstand sagt so, mein Gefühl sagt so. Mein Gefühl sagt aber auch so und mein Verstand tlw. auch so.

Ich glaube nicht, dass mich im Moment jemand versteht. Es ist ein Problem, was ich ganz alleine habe und ich habe niemanden, mit dem ich das besprechen kann. Ein exklusives, narzisstisches Solo-Problem. Inhaltlich prädestiniert für die anonyme Nabelschau-Weltbühne des Blogs.

Es ist ein riesiges Chaos und ich bin verunsichert. Dann endlich- kurz vor dem Gewitter- schaffe ich es und sage die Einladung ab.

Enttäuschung auf der anderen Seite, das war klar, damit habe ich gerechnet. Aber dann doch wieder Verständnis. Ich bin beruhigt.

Warum fällt es mir so schwer, Dinge abzusagen?

Vielleicht denke ich, dass dann nie wieder eine Einladung kommt. Dass ich jemand verletzen könnte. Dass mein Egoismus stärker als die Freude desjenigen ist, der mich eingeladen hat und sich auf mich gefreut hat. Es ist so kompliziert. Ich glaube, es ist ein Frauenproblem.

Ein Mann entscheidet logisch, sieht in den Terminkalender, fragt nicht seine Gefühle, macht es einfach. Ich, also meistens eine Frau, überlege was die Personen denken und entscheide vor allem auf Grund der emotionalen Fakten. Da ist eine Absage oder ein Nicht-Kommen immer negativ, egal wie man es dreht und wendet.

Ist es ein Zufall, dass ich gerade heute Nacht von meiner ehemaligen Schule geträumt hatte und einen furchtbaren Alptraum hatte, als es in einer Mathestunde an der Tafel darum ging, logisch und zielstrebig zu sein?

Schweißgebadet bin ich aufgewacht. Zum Glück war es nur ein Traum.