Endspiel

Passend dazu: Moonlight-Sonata (live)

Geotop

Es war sehr heiß gewesen. Schon seit Tagen, Wochen, Monaten. Es hatte einfach nicht mehr geregnet. Die Tropfen wollten nicht mehr auf die Erde kommen und die, die es dann doch schafften, verpufften und verdampften so schnell, wie sie gekommen waren. Die Menschen machten sich noch keine Sorgen, weil sie sich nie Sorgen machten. Sie beschwichtigen und wiegelten ab. „Das wird schon wieder! Heiße Sommer hat es schon immer gegeben! Im Winter sind die Wasserspeicher wieder voll. Ach was soll diese Klimawandel-Hysterie?“ Diejenigen, die sich für die Lehren über den Klimawandel einsetzten, wurde mal wieder verspottet. Mundtot gemacht, ausgelacht, ins Lächerliche gestellt. „Das Intelligente“ wollte keiner hören. Und schon keiner wollte hören, dass sein Handeln in irgendeiner Weise Auswirkungen auf die Welt hatte! Hey, wir haben uns doch gerade erst daran gewöhnt, alles haben zu können. Freiheit, unendliche Möglichkeiten! Leben im Konsum, im Rausch, ohne Verantwortung, ohne Sinn und Verstand. Und das sollten wir jetzt alles aufgeben? Nur weil es ein bisschen wärmer wird? Weil die Flüsse plötzlich kein Wasser mehr haben? Wer braucht schon Wasser. Duschen kann man auch mit Sand…

Aber es regnete immer noch nicht. Erst versiegten die kleinen Flüsse, dann die großen. Die Schifffahrt wurde eingestellt. Die Menschen machten einfach immer weiter. Die Atomkraftwerke mussten abgestellt werden, es gab immer öfters Stromausfälle. Auch die Klimaanlagen mussten dann stehen. Viele alte Menschen starben. Früher als geplant, an Austrocknung und Erschöpfung. Aber auch das fiel noch keinem auf. Alte Menschen waren ja meistens „abgeschoben“, von den Augen der Welt, den anderen Menschen verborgen. Alter war in dieser Zeit so was wie eine Schande, eine Belastung, keiner wollte was damit zu tun haben. Lieber weiter unvernünftig sein ! Lieber weiter konsumieren!

Als auch im zweiten Jahr die Ernte ausfiel, begangen einige Leute nachzudenken. Die empörten Stimmen der Landwirte wurden lauter. Aber auch das war kein Problem. Die EU schob ihnen ein bisschen mehr Geld zu. Das war kein Problem. Geld konnte ja einfach gedruckt werden und stand quasi unendlich zur Verfügung. Die großen Supermarkt-Ketten drückten weiter auf den Preis und das mit der Knappheit fiel erstmal keinem auf. Wie konnten die realen Dinge knapp werden, wo doch die Währung und die Vermehrung der Geldmenge grenzenlos schien?

Im dritten Jahr mussten die Preise dann doch etwas angehoben werden. Trinkwasser wurde aus Norddeutschland importiert. Es war verboten, den Rasen zu sprengen. Im Supermarkt gab es manchmal Gerangel um knappe Güter, vor allem Fleisch wurde jetzt teurer. Für Getränke musste man meistens anstehen. Oder warten, bis wieder eine Lieferung reingekommen war. Einmal in der Woche fuhren die Kommunen mit einem Trinkwasser-LKW herum. Dafür wurden die Steuern noch ein bisschen angehoben.

Öl und Energie wurden billiger, aber die Preise für Lebensmittel und Wasser schnellten nach oben.

Im vierten und fünften Jahr gingen die Leute in den Flussbetten spazieren. „Das war mal der Rhein“ erklärte die Oma ihren Enkeln. „Da gab es früher große Schiffe, auf denen konnte man bis ans Meer fahren“… „Und Fische?“ fragte der Enkel „gab es dort auch Fische? Ich würde so gerne mal einen sehen.“… die Oma versprach, demnächst mal ins Museum zu fahren, dann würde sie sich ein paar Fische anschauen. So genau wusste sie selbst nicht mehr, wie die aussahen.

In der Zwischenzeit waren noch mehr Menschen gestorben. Nur die jungen Menschen blieben übrig. Die Menschen in den heißen Mietwohnungen mussten zuerst ausziehen. Es gab Leerstände und verlassene Stadtviertel, vor allem in Süddeutschland wurde das Wohnen immer schwieriger. Die Preise purzelten in den Keller. Ob jemand eine Klimaanlage hatte oder nicht, wurde mittlerweile zum Politikum. Politiker der Linken und Grünen forderten eine Förderung vom Staat für Kühlgeräte und eine Absenkung der Stromsteuern. Die Parteien der Union aber wiegelten ab. „So ein Schmarrn!“ tönte es aus Bayern. Und so mussten die armen Menschen weiter schwitzen und schauen, wo sie ihre Abkühlung her nahmen. Und immer mehr Geld fürs Trinkwasser ausgeben, das mittlerweile deutlich im Preis gestiegen war.

Im sechsten und siebten Jahr gab es immer noch kein Regen. Es wurde wärmer und wärmer. Temperaturen von über 30 Grad wurden jetzt schon im März gemessen. Im Sommer wurde es in Süddeutschland über 45 Grad. „Uns wird der Klimawandel doch nicht treffen!“ waren manche Leute immer noch überzeugt. „Das ist nur temporär, das geht wieder vorbei. du wirst sehen!“

Aber es ging nicht vorbei. Die Bevölkerung schrumpfte. Die Wirtschaft und die Landwirtschaft litten unter der Hitze. Große Waldbrände hatten die Natur zerstört. Ein tödlicher Kreislauf nahm Fahrt auf war kaum aufzuhalten.. Arme Menschen aus Afrika kamen in Scharen nach Europa. Auf dem afrikanischen Kontinent war es überhaupt nicht mehr auszuhalten. Es gab kein Wasser mehr. Andere Länder in Südostasien wurden regelrecht überflutet und ertranken in den Regenmassen.

„Gebt uns was ab!“ sagten die Afrikaner. „Nichts da“ zischten die Europäer vom rechten Rand zurück. „Schaut, dass ihr selbst was arbeitet und eure Felder bestellt“. Weil das immer so hin und her ging, wurde die Stimmung extremer. Rechte Parteien kamen an die Macht. Europa fing an sich zu spalten. Die Nationalstaaten wurden wieder stärker, der Stolz und der Egoismus kamen zurück. „Das Projekt Europa“, auf das man einst so stolz war, zerfiel. Man baute Zäune und benötigte dafür unendliche Massen an Stacheldraht. Die Armeen wurden aufgerüstet, die Wehr-Etats angehoben. „Der Sicherheit wegen“ betonten die Politiker.

Und so war es schließlich nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein Krieg vom Zaun brach. Wegen irgend so einer Kleinigkeit. Ein Wortgefecht von einem dummen Politiker, das eskalierte. Ein paar unbedachte Äußerungen. Aber wenn man genau hinschaute, war es der erste Krieg der Menschheit, der um die knappen Ressourcen ausgelöst wurde. „Uns trifft das schon nicht“ wiegelten manche immer noch ab. „Es wird alles gut“. Sagten sie immer noch, als die ersten Langstrecken-Raketen über die Köpfe huschten und die Mörser-Granaten neben ihnen einschlugen.

Doch nichts wurde gut. Die Menschheit war so weit gekommen, in ihrer Evolution. Hatte soviel Hürden überstanden. Die Pest überlebt, Hungerkatastrophen, das Mittelalter und den Dreißigjährigen Krieg überlebt. Hat sich in den beiden Weltkriegen millionenfach ausgelöscht und doch wieder aufgerappelt. Kurz, für einen winzigen Moment der Vernunft, konnte man meinen, dass nach dem Wahnsinn des Holocausts jetzt die Vernunft endlich siegte und das gemeinsame Leiden eine bessere Welt hervorbringen könnte. Die Menschheit war danach noch lange am Rand der nuklearen Katastrophe gewandelt und schaffte es am Ende doch zusammenzureißen und der Versuchung des roten Knopfes nicht zu erliegen.

Und nun, nur durch ihre eigene Dummheit, Gier und Unvernunft wurde sie wieder zurück auf den Anfang geworfen. Eines Tages würde der blaue Planet, der mittlerweile ein glutroter geworden war, einmal rülpsen und die ganze überflüssig gewordene Menschheit einfach ausspucken.

Und jetzt noch: Das Wetter

Ein Thema, das viele Leute in den letzten Wochen beschäftigt hat, war das Wetter. Das Wetter ist ja eigentlich nie passend und es ist auch immer ein guter Prellbock, um alles darauf zu schieben: Heute ist mir zu warm zum Haus renovieren, morgen ist es zu nass für Gartenarbeit, der Tiefdruck macht Kopfschmerzen und Schlappheit, die Pollen lassen die Tränen laufen und setzen den Körper unter permanente Anspannung und Immunstress. Wenn es im Winter nicht schneit, ist es ein „ungewöhnlicher Winter“ und wenn es zuviel Schnee gibt, jammern auch alle darüber.. die Autos frieren ein, ständig müssen die Gehwege und Straßen freigehalten werden und überhaupt diese trockenen Schleimhäute und ständige Erkältungsgefahr!

Wenn der Frühling zu wam wird, schwitzen alle und jammern, und wenn er zu kalt ist, frieren alle und gehen mit typisch dauer-deutschen Miesepeter Gesicht durch die Gegend und sind unnahbar bis gereizt.

Ein schöner Besserwisser- Konter-Spruch zu den ganzen Wetter-Jammerern wäre z.B. „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“. Und so hab ich mir z.B. vor drei Wochen, in einer Zeit, in der man normalerweise kurze Hosen und T-Shirts trägt und sich über Sandalen-Käufe Gedanken macht, eine gefütterte Regenjacke mit Kapuze gekauft. Und sieh an! Die Jacke ist super, die Stimmung gleich viel besser. Mitten im Mai, mit dicken Wollpulli und gefütterter Regenjacke und schon am Überlegen, ob man sich nicht noch eine dicke Strumpfhose oder ein paar Regenstiefel dazu kaufen soll… so ein bisschen durch die Pfützen springen kann ja auch Spaß machen und ist es nicht so, dass sich der Organismus bei 12 bis 16 Grad eigentlich recht wohl fühlt? Okay, die Sonne fehlt natürlich, aber man kann man trotzdem rausgehen, einen Regen-Spaziergang machen und dem Wetter ein Schnippchen schlagen. Es wäre alles so schön einfach… wenn das Jammern nicht noch einfacher wäre!

Dennoch empfand ich die lange trübe Zeit in diesem Jahr als besonders auffällig und auch unangenehm. Der Winter soll einer der dunkelsten seit Wetter-Aufzeichnung gewesen sein und der Frühling kam eigentlich niemals so richtig in Schwung.  Die Natur ist derzeit drei bis vier Wochen zurück. Samen, die in die Erde gesteckt werden, kommen nicht heraus. Sie finden es in der wohligen Erd-Umgebung anscheinend sehr gemütlich. Die Feige hat nur kleine Blätter gebildet und kümmert vor sich hin, hat aber zum Glück den Winter gut überstanden. Nur der Wein fühlt sich relativ wohl und ist an der geschützten Hausmauer recht gut vorangekommen. Vor allem Gräser und „Unkräuter“ finden die großen Wassermassen anscheinend sehr attraktiv für die Zellbildung und wachsen was das Zeug hält. So große Gras-Abschnittmengen wie in diesem Jahr gab es lange nicht mehr.

Auch die Tierwelt verändert sich durch das Wetter. So scheint es dieses Jahr deutlich mehr Ameisen, aber auch Blattläuse zu geben. Bienen, Hummeln und Wespen sieht man noch eher selten, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie nur bei bestimmten Temperaturen zahlreich fliegen. Der Vogelwelt scheint es recht gut zu gehen, wenn man das subjektiv irgendwie beurteilen kann.

Ein schönes Dauer-Thema ist auch die Frage, ob das nun der Klimawandel ist oder nicht. Für eher einfache Gemüter ist ja das akuelle Wetter immer gleich aktuelles Klima, wobei es alleine der Definition nach schon große Unterschiede gibt. Das Wetter ist immer eine aktuelle Erscheinung und das Klima ist eine „Großwetterlage“, eine allgemeine Entwicklung.

Auch wenn es gute Argumente für einen Klimawandel gäbe und viele Wissenschaftlicher tausende an Fakten zusammengetragen haben, die man auch alle nachlesen kann: Es gibt immer Leute, die den menschengemachten Einfluss am Wetter oder Klima leugnen und meinen, das gehe sie alles nichts an. Ich habe sogar manchmal das Gefühl, dass die Klimaskeptiker in der Überzahl sind und die „Klimahysteriker“ bzw. stillen Mahner und wissenschaftlich gebildeten Denker eher in der Unterzahl sind. Skepsis ist ja erstmal eine gute Methode, den eigenen Standpunkt nicht zu ändern, keine weitere Energie in ein Umdenken investieren zu müssen und alles weiterlaufen zu lassen.

Wenn man die Sache mit dem Klima und dem Co2- Ausstoß konsequent zu Ende denken würde und sich wirklich davon berühren lassen würde, müsste man auch sein eigenes Leben radikal umstellen und das ist wahrscheinlich etwas, dass die meisten Leute fürchten oder einfach nicht wollen. Warum das eigene Auto stehen lassen? Warum auf Konsum verzichten? Warum weniger Fleisch essen? Sollen doch die anderen machen. Hauptsache, die eigenen Pfründe stimmen, ändern können sich die anderen gerne und zuerst mal die Klima-Neurotiker…

Dabei gibt es Hinweise, dass ein feuchteres Klima in den nördlichen Breiten durchaus eine Folge des Klimawandels sein kann.

Nachzulesen z.B. hier
http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Klima%C3%A4nderungen_in_Europa

Zunahme der Regenfälle vor allem in Nord-Europa um 10-40 Prozent und Abnahme in Südeuropa
Auch die Zahl der Tage mit extremen Niederschlägen hat in den meisten Gebieten in Europa zugenommen.

http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kalte_Winter_in_Europa
Der kalte Winter kann z.B. durch Veränderungen in der Nordatlantischen Oszillation erklärt werden