Das goldene Osterei

Passend dazu : Flash mich

Ganz gut geschlafen bis 9:30 Uhr, die Sonne blinzelt schwach durch die staubigen Scheiben, die Heizung gluckert vor sich hin, es duftet nach Kaffee. Der Hals kratzt, der verschlafene Blick auf das Außenthermometer zeigt 4 Grad plus (minus? kommt mir so vor), es muss Ostern in Deutschland sein!

[Rückblick]

Ende Januar wurden im Supermarkt die ersten Osterhasen-Paletten eingefahren. Die Vorräte stapelten sich bis zur Decke. Leider hatte ich da noch keinen Appetit auf Schokolade in Hasenform. Anfang März hab ich mich dann getraut und das erste gekauft. Die Paletten wogen zusammen immer noch 1270 kg und waren nur mit Hubwagen zu bewegen. Manchmal sah man gestresste Verkäufer wie sie verschwitzt die riesigen Warenmengen hin- und herbewegten.

[Zeitsprung]

Gestern wollten wir auf den letzten Drücker, also genau einen Tag vor Ostern, Oster-Geschenke kaufen. Schlechte Idee! Die Vorräte waren krass reduziert. Aus den zwölf Paletten Osterhasen und Eier sind nun drei geworden. Künstliche Verknappung! Die Leute haben sich fast um das Zeug geschlagen! Überhaupt, die Leute! Ein Ameisenhaufen ist eine Yoga-Veranstaltung dagegen. In der Hektik übersah man auch die Preisschilder. Einbilden konnte ich mir nur den Geschäftsmann des Süßwaren-Konzerns wie er sich heimlich in seiner Fabrik die Hände rieb. Und die Chefs der Handelskette in ihreen verspiegelten Büros, wie sie die Massen konttrollierten und individuellen Einkaufs-Profile mit Hilfe der Überwachungskamera und den Kassenbons erstellten.

Aus der großen kapitalistischen Waren-Freiheit wollten wir anschließend noch eine dämpfende Kuppel-Lampe für den Küchentisch kaufen. Leider war hier der politische Druck und die Lobbyarbeit aus der EU mal wieder stärker als der freie Wille. 60 Watt-Birnen mit herkömmlichen Glühdraht gibt es nicht, 75 Watt- Birnen schon lange nicht mehr. Ein paar funzlige 40 Watt-Birnen sind noch zu haben. Aber auch die sind gefährlich. Mit denen kann man das Klima erschlagen. Also müssen sie verboten werden. Kohle- und Gaskraftwerke sind allerdings noch weiterhin erlaubt.

Ganz unten, am Rand des Regals fanden wir eine Kuppellampe. Eine in 40 Watt und eine in 60 Watt. In 60 Watt! Ich konnte es kaum glauben, dass das noch erlaubt ist. Die Verpackung war indes leicht verstaubt. Man musste sich bücken, die Knie knackten und der Gürtel spannt ein wenig. Zur Auswahl, in der Premium-Etage, standen jede Menge sündhafte teure LED-Lampen ab 14 Euro aufwärts. Aber nicht verspiegelt, nicht gedämpft. Einfach eine Lampe halt. „Warm-White“. (Und was ist mit den Leuten, die kein Englisch können?) Im riesigen Lieblings-Baumarkt mit den 12.000 Quadratmeter Produktfläche. Ich schnappte mir zwei Ostereier-Glühbirnen und trug sie wie einen zarten Schatz durch den ganzen Baumarkt vor mir her. Jetzt soll mich bloss keiner anrempeln! Ich hab hier etwas sehr wertvolles vor meiner Brust.

[Epilog]
Bildete ich mir das ein, oder grinste die Verkäuferin, als sie uns sah? Ein Schmunzeln konnte sie wohl nicht verkneifen.

Aber ich hatte meinen Schatz. Und ganz vorsichtig navigierte ich mich durch das Labyrinth der Massen. Geschafft! Draussen an der frischen Luft wehte mir der kalte, eisige, Nord-Ost Sibirien Wind um die Nase. Es regnete.

Zu Hause schraubte ich das goldene Osterei rasch ein. Zu dunkel, dachte ich mir spontan.

Frohe Ostern euch alle!

Alltagsleben

Krokuss 2011
Krokus

Heute war Unkraut-Jäten angesagt. Der Vorgarten nach gutem Wetter plus anschließendem Regenfall schon einem Dschungel nahe, das Unkraut gierig aus den Ritzen der gemauerten Duldsamkeit sprießend. In einem engen, nachbarlichen Umfeld halte ich es auch für wichtig, die Straße ein wenig schön zu machen, damit vorbeigehende Menschen sich daran erfreuen können. Oder ist es eher die Angst, als nicht sauber und bürgerlich zu gelten, die mich dabei antreibt? Ich glaube, es ist ein Mittelding davon. Erwartungen gilt es stets zu erfüllen und dann sind da noch die Erwartungen an einen selbst. Da wir den Eingang zum Vorgarten kaum nutzen, ist immer ein wenig Überwindung nötig, um diesen Teil auch noch zu pflegen. Zumal mir das Beet im Hof und der Schrebergarten eigentlich schon völlig ausreichen würden..

Aber es ist schön, man ist an der Luft, der Heuschnupfen hält sich noch einigermaßen in Grenzen, die Sonne brennt auf die Haut und insgesamt noch eine angenehme Temperatur für leichte Gartenarbeit. An der Fassade zur Südseite bröckeln wieder kleine Stücke aus dem Sockel heraus, aber insgesamt geht es noch und betrifft nur kleinere Stellen. Der Anstrich, den wir 2008 gemacht haben, hält insgesamt noch sehr gut und wir sind froh, dass wir sauber und gründlich gearbeitet haben (es leben die deutschen Tugenden, auch wenn ich sie gerne schon ein ums andere Mal verflucht hätte).

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Ostern

Das war also das heiligste Fest der Christen neben Weihnachten. Ostern war sehr schön nur eins habe ich dabei vermisst: Ostern. Fragen und Denken z.B. darüber, was Ostern überhaupt ist, wofür es steht und wer Jesus eigentlich war. Stattdessen gab es überfüllte Straßen, hektische Menschen, übervolle Supermärkte, kauflustige- und kaufgeile Mitmenschen, schöne opulente Festgelage und ein paar Geschenke. Achja, und Eier natürlich.

Die Berichterstattung über die kirchlichen Gottesdienste war in diesem Jahr „überschattet“ von den Missbrauchsfällen und den vielen Anklagen, die im Raum stehen. Keine schöne Stimmung, um ein entspanntes Ostern zu feiern. Alle sind so angespannt.

Und dann am Freitag, noch ein sehr heiliger Tag, an dem ein gläubiger Christ noch nichtmal Fleisch essen darf, flatterte die traurige Meldung über die Bildschirme und in die Zeitungen: Wieder deutsche Soldaten in Ausübung ihrer Pflicht gefallen!

Und am nächsten Tag dann der nächste Fauxpas, die Bundeswehr schoss versehentlich auf die Verbündeten und erschossen afghanische Soldaten, die am Posten nicht anhalten wollten.

Die Politiker: natürlich wieder eifrig am Erklären und rechtfertigen, aber wirklich in Frage stellen tut diesen Krieg keiner.
Stattdessen werden die Abzugstermine immer weiter nach hinten verschoben.

Dabei wäre es längst überfällig. Der Großteil der Deutschen will diesen Krieg nicht und wir leben in der über 50-jährigen Tradition der Ostermärsche und der Friedensbewegung. Deutschland hat eine pazifistische Tradition, auf das es stolz sein kann.

Der harte Kern der Kriegsgegner scheint sich im Moment ein wenig aufzulösen, weicher zu werden und keine echte Grundlage mehr zu haben. Oder er wird einfach nicht gehört, weil ihn zu wenige wiedergeben.

Dass man mit Gewalt, Hass und Waffen keine Konflikte lösen kann, sollte mittlerweile jedem klar sein. Aber dennoch werden Kriege geführt.

Es ist alles so unüberlegt: Was will man denn überhaupt in diesem fernen Land? Brunnen bohren, Minen räumen? Können das nicht auch die Soldaten und Polizisten vor Ort? Straßensperren errichten und Ausweise kontrollieren? Polizisten ausbilden, die oft nicht lesen oder schreiben können? Oder vielleicht nicht lieber neues Waffengerät Probefahren, neue Taktiken ausprobieren, damit jenes Ressort, das mittlerweile den drittgrößten Posten der Steuerausgaben verschlingt, auch irgendwie eine legitime Berechtigung für sein Dasein erhält?

Die Russen können wir ja jetzt nicht mehr bekämpfen und auch die atomaren Waffen werden endlich abgerüstet.

Ja es ist traurig, wenn Soldaten fallen und sterben und es ist traurig, wenn sie keine Luftunterstützung bekommen, weil die Angst vor erneuten Angriffen auf die Zivilbevölkerung im Raum steht.

Auch die immer wieder geforderte „moralische Unterstützung“ aus der Bevölkerung bleibt bekanntlich aus, weil eben die Masse der Bevölkerung diesen Krieg nicht will! Und eine moralische Unterstützung ist das Letzte, was man erzwingen oder lautstark einforden kann. Die moralische Untestützung ist eine Sache, die aus dem Herzen und dem Verstand kommen muss und weil die Menschen eben nicht vom Einsatz überzeugt sind, unterstützen sie die Soldaten auch nicht.

In dieses Dilemma haben sie die Regierung, das deutsche Volk und die Medien gebracht.

Wird die Freiheit wirklich am Hindukusch verteidigt, wie man uns immer weismachen möchte? Ich denke eher, die Freiheit wird in unseren Blogs, in unseren Gedanken und täglichen (guten) Taten verteidigt. In der friedlichen Einstellung der Welt gegenüber, in dem Wunsch, die Welt gewaltfreier und harmonischer werden zu lasssen. Das kann nämlich auch ein „Kampf aufs Blut“ werden und sehr anstrengend und schweißtreibend werden.

Immer wieder neu überlegen. Immer wieder kritisch reflektieren, immer wieder zum Nachdenken anregen. Die Kritik aushalten, das Unrecht ertragen. Nicht die erstbeste Vor-Verurteilung wählen, sondern gelassen abwägen und gerecht entscheiden. Das kann jeder Mensch und jeder Mensch ist dazu aufgerufen, wenn er einen zumindest rudimentären Glauben leben und ausüben will.

Die Botschaft von Ostern ist doch ganz klar: Das Leben bringt viel Leid mit sich, die Menschen beschimpfen und hassen dich, obwohl sie dich nicht kennen. Jesus war ein Mensch, der ungeachtet der Kritik an seiner Person und dem Widerstand von vielen Mächtigen seiner Zeit an das Gute gelaubt und darüber gepredigt hat. Man hat ihn dafür gehasst und am Ende zum Tode verurteilt. Auf Grund seiner Heiligkeit und „Göttlichkeit“ ist er an Ostersonntag auferstanden und zu Gott in den Himmel gefahren. Soweit die überlieferte Legende, an der zumindest der Kern der Wahrheit realistisch klingt (an diesen ganzen Mystizismus-Kram muss man ja nicht glauben, das ist immer etwas übertrieben, war wahrscheinlich der Stil der damaligen Zeit- aber Kirche sollte man meiner Meinung nach auch überdenken und geistig reformieren dürfen und müssen, eine Sache, die ihr selbst bekanntlich schwer fällt).

Ich verstehe die Osterbotschaft so : Nicht immer siegt der Gute, so wie in den ganzen Hollywood-Filmen, nein oft sterben die Guten als Erstes und nur der Schlechte überlebt. Aber den Schlechten kann man ebenso lieben und vielleicht wird er eines Tages zum Guten.

Die Realität ist komplizierter, als ein zweidimensionaler Handlungsfaden einer ausgedachten Geschichte.

Ostern ist der Sieg der Liebe

Okay, mit diesem Artikel hab ich den Bogen wohl überspannt: https://www.ja-blog.de/2009/04/freiheit-kommt-nur-durch-arbeit/

Alle feierten Ostern und ich vergesse doch glatt, zu Ostern meine Grüße auszusprechen. Stattdessen verwechsle ich- schusslig wie ich bin, Ostern mit dem Tag der Arbeit und gebe komisches, pseudo- sozialistisches Gesülze von mir. Herje!

Die Kritik kam auch prompt von vielen Seiten- wie immer, wenn ich offen das ausspreche, was mich bewegt und dafür nicht den richtigen Zeitpunkt oder den richtigen Ton treffe.

Wenn man bloggt, kann man nicht anders, als der Tagesform entsprechend genau das auszusprechen, was einen eben gerade bewegt. Und da ich die ganze Woche renoviert hatte (was ja an sich kein Problem ist) und auch erst Samstag abend spät aufgehört habe, fehlte mir die nötige, österliche Feierlaune am Sonntag vormittag- sorry dafür!

Ostern ist für mich kein anstrengendes, besinnliches Fest wie Weihnachten, sondern eher fröhlich und laut- so wie der Frühling eben ist. Auf Twitter sprach ich Ostergrüße an meine Lieblingsfollower (Lieblingswort) aus – ich hoffe, mir nehmt´s mir also nicht krumm, vor allem nicht die konservativen Christen. Zu allem Übel verlinkte ich noch den Song „Like a prayer“ von Madonna, den ich übrigens sehr liebe und fabelhaft finde. Dieser Song ist so zweischneidig wie das Leben und daher perfekt für meine kranken genialen Gedanken geeignet. Denn Madonna sagt selbst darüber, dass sie den Song ihrer sehr gläubigen, verstorbenen Mutter widmete, die strenge Katholikin war. Sie lernte durch sie die Frömmigkeit und den Glauben.

Und hinterher (in den 80er Jahren) regen sich alle über die Gotteslästerei in dem Song auf, die brennende Kreuze und was weiß ich noch alles?

Aber Kinder, genau das ist doch das Wesen des Glaubens, ganz gleich welcher Richtung. Genau hier liegt die Staubigkeit des Denkens von so vielen begraben! Ein Grund, warum sich die christliche Kirche momentan (und auch schon vorher) nicht weiterentwickelt.

War Jesus ein bequemer Mann? Oder nicht eher ein nachdenklicher, kritischer Mensch, der die Leute zum Nachdenken gebracht hat? Ein Prophet mit neuen, unbequemen Visionen? Hat man ihn nicht dafür gehasst und am Ende gekreuzigt? Weil er anders war und die bestehende Ordnung angegriffen hat? Ist Ostern nicht der Sieg der Wahrheits-Redenden über das Böse und Zweiflerische?

Menschen und Zeiten ändern sich und Madonna ist für mich eine Person, die genau diese Stärke von Jesus symbolisiert, wenn auch in moderner Form- was ihren Erfolg erklären mag: Zum Nachdenken angeregt, aber dennoch ihren Glauben ausgedrückt. Für mich ist sie somit eine bessere Christin oder gläubige Person, als viele andere.

Sie hat das gewisse Etwas, sie bewegt, sie strahlt aus und verändert. Das ist gelebter Glauben und ein starker, innerer unerschütterlicher Willen, den man nur von der Liebe bekommt.

Von Gott, von der Mama oder von innen- auf jeden Fall ist es Liebe! Und darauf kommt es an!