Ich werde Dir folgen

Ich werde Dir folgen. Ganz egal, wohin Du gegangen bist. Egal, welchen Körper du hast, welche Gefühle Du lebst oder was immer dich antreibt. Du hast mich geprägt, vor sehr langer Zeit. Die Begegnung mit Dir hat alles in mir umgekrempelt und alle Weichen gestellt. 1996 hab ich Dich kennengelernt und schon zwei Jahre später für immer aus den Augen verloren.
Du wolltest studieren, weit weg in die große Welt. Du hattest künstlerisches Geschick, eine große Sprachbegabung und konntest immer gut mit Menschen. Vor allem warst du sehr intelligent und du wolltest keine „dummen Gesprächspartner“. Nach London oder Paris hat es Dich gezogen. Darunter machtest du es nicht. Ich hingegen wollte ins kleine Koblenz. Informatik studieren und meinem damaligen Ruf als Nerd gerecht werden.

Ich weiß noch genau, an diesem einen lauen Sommerabend in Bad Dürkheim auf dem Wurstmarkt. Ich hatte eine Lederjacke an, redete über die Bundeswehr und musste mich zweimal täglich rasieren. Du hingegen kamst in einem zauberhaften kurzen Kleid. Deine Beine waren braun und glatt und deine Stimme hell und schön. Es war unsere letzte Begegnung. Ich habe Dich getroffen und Deine Augen haben gestrahlt. Wir waren verliebt. Aber keine(r) konnte es so richtig zugeben. Die Herzen pochten bis zum Anschlag. Die Hände waren feucht. Die Gedanken kreisten nur noch um uns, um unsere Liebe. Der letzte Halt in einer sich bewegten Welt. Unsere Wesen hat sich irgendwie verbunden. „London? so weit „dachte ich „dann werde ich die nie wiedersehen.“ Es war mir klar, dass ich nur eine Partnerin finden werden, die stärker und selbstbewusster als ich bin. Diese Frauen zog ich immer magisch an, alle anderen konnten mich nicht erwärmen. Es war aber auch was anderes in unserer Begegnung. Eine Freundschaft vielleicht, die Begegnung zweier weiblicher Seelen? Die eine schon völlig ausgereift und erwachsen und die andere noch in ihren Kinderschuhen. Unsichtbar, für die meisten.

Und auch in deinen Augen war die Sehnsucht und der Schmerz des Abschiedes deutlich zu spüren. In der Schule haben wir immer nebeneinander, nein mehr „hintereinander“ gesessen. Du warst schlecht in Physik und ich liebte das Fach. In der Kunst waren wir beide gut. Du allerdings hattest es als Leistungsfach und ich hatte es abgewählt, um nicht „zu weiblich“ zu wirken. Es hatte lange nicht zwischen uns gefunkt, aber dann plötzlich ganz heftig. Den Anfang hattest Du gemacht. Plötzlich war mein Interesse für dich da, aber ich kann den genauen Punkt auch im Nachhinein nicht mehr lokaliseren. Die Schulzeit neigte sich 1997 dem Ende zu, die Welt stand für uns beide völlig offen. Mit dem Studium sollte die schönste Zeit beginnen. Die Zeit der maximalen Freiheit, der Gesundheit und des Neubeginns. Du bist dann nach links gegangen und ich nach rechts. 20 Jahre später haben wir uns auf dem Klassentreffen wieder gesehen und es war so, als ob gar keine Zeit vergangen wäre. Deine Augen leuchteten wie damals und ich hab wieder kein Wort rausbekommen.

Jetzt werde ich Dir also folgen. Ich werde das tun, was du damals getan hast. Ich werde nach London oder Paris reisen. Neue Menschen kennenlernen. Mich völlig der Kunst hingeben. Frei sein, die Welt studieren! Denn du warst immer weiter als ich. Jetzt, 24 Jahre später bin ich so wie du. Ich trage ein schönes Kleid und habe glatt rasierte, braune Beine. Meine Stimme ist hell, ich bin sprachbegabt und kann gut mit Menschen. In Physik und Mathe bin ich allerdings auch schlechter geworden.

Nun sind wir beide offen, der Welt zugewandt. Neugierig. Und das „dörfliche“ hängt mir zum Hals raus, wo wie es Dir damals zum Hals raus gehangen ist.

Abschied

Im Haus riecht es überall noch Dir. Ich gehe durch den Flur und erhasche die letzten Düfte Deines Deos in meiner Nase.
Wenn ich die Tür nach draußen öffne, vermischt sich der süßliche Duft Deines Körpers mit der klaren, nassen Luft des grauen Samstages.

Auf dem Küchentisch steht noch Deine Tasse. Der Rand ist noch warm, der Löffel steckt im Inneren.
Ich räume sie seufzend ab und klopfe danach die Krümel des grauen Tischdeckchens in die Spüle. Jetzt ist Dein Platz leer und aufgeräumt.
Ich merke, wie sich mein Hals kurz vor Traurigkeit verengt und im Bauch eine leichte Sehnsucht zu spüren ist.

Vor einer halben Stunde hast Du mich noch mit großen Augen angesehen und zum vierten Mal gefragt, ob ich nicht mitkommen will.
Ich habe wiederholt nein gesagt, obwohl es mir sehr schwer gefallen ist. Ich hab mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen, weil ich nicht genau wusste, was ich Dir antworten soll. Kurz vor dem Aufwachen hab ich noch geträumt, dass wir zusammen einkaufen fahren. Dass es ein schöner Tag zusammen wird. Dann, so langsam sickerte die andere, tatsächliche Realität in mein Bewusstsein. „Ich kann Dich diesmal nicht begleiten“, der Satz und die Erkenntnis sind mir so schwer gefallen.
Zu gerne wäre ich mit Dir gekommen. Und zu gerne hätte ich Dich bei Deiner inneren Entwicklung weiter verfolgt. Die Fahrt ist so wichtig, aber ich – möchte keine Verantwortung übernehmen. Ich fühle mich schlecht, ausgelaugt. „Mir geht es einfach nicht gut. Ich bin erkältet, habe Schnupfen und auch ein bisschen Husten. Ich will Euch nicht anstecken. Macht Euch eine schöne Zeit ohne mich.“

Du lässt meine Argumente nicht gelten. „Wenn Du Husten oder Schnupfen hast, hab ich die doch auch längst. Es ist egal, ob Du krank bist oder nicht. Komm mit.“

Ich habe nach dem ersten Kaffee heute morgen erstmal an die Arbeit gedacht, die liegen geblieben ist. Seit Tagen geht es mir schon schlecht. Seit Tagen bin ich schlapp. Der Haushalt sieht aus wie mein innerer Zustand- nicht gut. Überall liegen Sachen rum, wo sie nicht hingehören. Strickjacken, achtlos in die Ecke geknallt. Kleine dreckige, Staubecken. Die Fernsehdecke ist nicht schön zusammen gelegt. Die Fernbedienungen, DVD-Hüllen und sonstiges Inventar ist über das ganze Wohnzimmer verteilt. Dreckige Socken im Schlafzimmer. Es muss gelüftet werden. Die Küche! Das Geschirr stapelt sich. Der Mülleimer quellt bereits über, die Glasgefäße müssen dringend in den Container. Auf der Straße sprießt das Unkraut, weil es soviel geregnet hat, derweil sehe ich die Mängel an Dach und Vordach und ein dünner Strahl aus bräunlichem Regenwasser fließt an der falschen Stelle die Wand herunter.

Ich komme mir vor wie auf einem Laufband des Chaos, das ständig so eingestellt ist, dass es mich ein bisschen weiter nach hinten, als das vorne wirft.

Alle Fotos vom letzten Wochenende sind noch unbearbeitet, mein großer „Videoschnitt“ kommt nicht in die Gänge, aber ich kann an nichts anderes denken als an Dich. Ich höre noch das Brummen des Motors, als Du ihn gestartet hast. „Weißt Du die Adresse?“ frage ich Dich besorgt, als ich durch Dein Fenster schaue und Du mir versicherst, dass Du alles im Griff hast. „Hast Du an das Mitbringsel gedacht?“ Die Werkzeuge hättest Du beinahe vergessen! Wie willst Du nur leben, ohne mich? Und ich, ohne Dich? Nun, ich werde Dich eine Weile nicht wiedersehen, und die Distanz wird schrecklich werden.

Ich hoffe wirklich, dass Du heute abend wohlbehalten nach Hause kommst.

Nutze Deine Lebenszeit

Ich hatte gestern mal wieder einen kleinen Disput mit meinem Schatz.
Es geht dann meistens darum, dass einer von uns beiden launisch oder körperlich schlecht drauf ist und die Schuld daran dem anderen zuschiebt. Wie so oft, möchte man die „positive Energie“ beim anderen absaugen und ärgert sich dann, wenn es gerade nicht möglich ist.
Entweder man schiebt eine Laune und hofft, dass der andere es registriert und sich um einen kümmert. Oder man schmollt und gibt sich absichtlich abweisend und kühl. Beide Verhaltensweisen führen nur selten zum Ziel, nämlich mehr Zuneigung und Liebe zu bekommen!

Indirekte Verhaltensweisen sind weiblich, aber oft wenig zielführend. Denn der innere Frust kommt nicht wirklich heraus, versteckt sich hinter fadenscheinigen Argumenten und führt zu Schuldzuweisungen, die nicht besonders hilfreich sein und auch nicht den Kern der eigenen Problematik berühren. Der andere kann niemals wissen, was man möchte oder braucht, wenn man es nicht formulieren kann. Die Ehrlichkeit den eigenen Gefühlen gegenüber muss von einem selbst geleistet werden!

„Was meinst du jetzt eigentlich?“ Fragt er mich entgeistert, nachdem ich gerade 15 Minuten am Stück all meinen Frust und alle meine Emotionen in einen Monolog gepackt hatte, der einfach nicht enden wollte.
„Dir zu zuhören ist wie eine Welle aus Nachrichten zu lesen und du willst dann genau eine Antwort. Das ist einfach nicht möglich.“ sagt mir der logische Teil meiner Partnerschaft.

Mir geht es hingegen oft um Gefühle und innere Abgrenzung. Dass ich z.B. auch mal meine Ruhe brauche und nicht immer, jeden Tag nonstop 100 Prozent alles geben kann. Er macht sich dann oft lustig und meint, dass ich mich unterfordern würde.

Wir haben es noch mehr auf die Spitze gebracht und weitere Motive aufgedeckt. Der Fernsehabend war gelaufen. Wir redeten eine Stunde lang. Am Anfang war ich noch aufgebracht und ärgerlich, aber mit der Zeit klärte sich das trübe Wasserglas. „Wenn Du im Bett liegst und schlecht drauf bist, dann ist das nichts weiter als eine Verschwendung von Lebenszeit.“.

Baff. Das hat gesessen. Er hatte so absolut Recht damit.

Man muss sein Leben nutzen. Auch wenn es einem schlecht geht.
Wenn man sich der ganzen Depression und dem ganzen Elend hingibt, dann ist das einfach nur destruktiv.
Man kan und sollte, auch in schlechten Phasen, wenigstens versuchen, kleine produktive Schritte zu unternehmen.

Denn niemand nimmt die Verantwortung für die eigene Laune ab.
Immer nur zu erwarten, dass andere für einen die Probleme lösen und einem aufbauen, ist kindisch und unreif.

„Dieses ständige Rückblicken und Aufschreiben macht einfach keinen Sinn.“ Schon wieder hatte er mich kritisiert.
„Okay das ist jetzt etwas übertrieben, aber was vorbei ist, ist vorbei. Mach was aus Deinem Leben“. sagt er mir.

Weiblichkeit bedeutet oft passiv und untätig zu sei und sich an andere zu hängen und zu brauchen.
Man lebt im Rückblick, in den Erinnerungen und der Nostalgie. Tick-Tack und die Uhr geht trotzdem weiter.

Man wird bedürftig, unreif und schwach und strahlt diese Bedürftigkeit nach außen aus. Am Anfang, wenn man jung ist, ist das noch süß.
Und man wird überall „starke Männer“ finden, die einen beschützen und einen mit positiver Energie versorgen. Man muss nichts machen, ist immer die kleine dumme Prinzessin.

Aber irgendwann wird es mit dieser Strategie schwieriger. Je älter man ist, desto mehr muss die eigene Passivität in etwas Positiv-Konstruktives umschlagen. Das ist der Weg des Lernens für weibliche Personen.

Nutze Deine Lebenszeit.

Partnerschaft & Sex – Teil 1

Drogen, Spiritualität, Sexualität

Eigentlich wollte ich heute mit der Serie „Partnerschaft & Sex“ anfangen, passend zum schönen Frühlingswetter und den aufkommenden Hormonveränderungen (…) hätte das gepasst. Auf der anderen Seite beschäftigt sich mein Gehirn ständig mit abstrakten Dingen und kurz nach dem Aufwachen hatte ich die Idee für dieses abstrakte Bild:

Abstrakte dargestelltes Dreieck aus Drogen, Spiritualität und Sexualität
Abstrakte dargestelltes Dreieck aus Drogen, Spiritualität und Sexualität

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So dass der Auftakt eine abstrakte Einleitung in die Thematik ist und die Suche nach dem „Warum?“.

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