Warum es Trans- und Intersexuelle Menschen so schwer haben

Warum haben es Trans- und Intersexuelle Menschen so schwer und was sind die Hürden bei der Entwicklung von Toleranz und Aufklärung diesen geschlechtlichen Minderheiten gegenüber?

Zum einen: Wir sind es gewohnt, Menschen in zwei Geschlechter zu teilen. Trans-und Intersexuelle Menschen aber haben ein besonderes Geschlecht, dass eher zwischen den Geschlechtern einzuordnen ist („divers“) und darüberhinaus auch fließend sein kann. Man findet in den Menschen also oft Züge beider Geschlechter.

Dieses Faktum ist nicht unerheblich und nicht klein und es geht weit über die „beiden Symbole“ an den Toiletten hinaus, die oft mit viel Liebe gestaltet und verziert werden, aber dann doch auf eine starre „Zweiteilung“ hinauslaufen.

Denn die Teilung der Menschheit in „Männlein“ und „Weiblein“ ist sehr alt und quasi die Säule für unsere abendländische und christliche Kultur. Wir können sie nicht so einfach aufgeben oder in ein Weltbild integrieren, wie es in anderen Ländern (z.B. Thailand) möglich ist.

Wir sind gewohnt, dem „Mann“ eher Werte wie Härte, Durchsetzungsvermögen, Stärke und ein hohes Einkommen zuzuschreiben und alle weichen-pädagogischen Werte wie Liebe, Zartheit, Schönheit und Emotionen der Frau zuzuordnen. Damit verbunden ist dann auch oft, dass wir unbewusst von einem Menschen ein Verhalten erwarten, dass sich an dieser Geschlechternorm ausrichtet und wir sind überrascht, wenn nicht sogar verärgert oder irritiert, wenn ein Mensch unseren Erwartungen diesbezüglich nicht entspricht.

Geschlechter bieten Sicherheit

Ich denke, dass wir in einer Zeit der gesellschaftlichen Unsicherheit leben und es daher gerade die Geschlechter und Geschlechterrollen sind, an denen wir krampfhaft festhalten, weil sie uns vermeintliche Sicherheit und Stabilität in einer Welt der unzähligen Umbrüche liefern.
So wie die einen das ganze Elend und die „Schuld“ den Migranten oder der Überfremdung zuschieben, so können andere Menschen ihren Frust auf Geschlechter und Normen ausbreiten, von denen sie nicht überzeugt sind und deren biologische Besonderheit sie nicht teilen. Der Mensch sucht unbewusst immer einen „Feind“, jemand anderen , der seiner eigenen Gruppe nicht entspricht. Diese „Feindbilder“ gehen gerade bei Trans- und Intermenschen über alle soziale Schichten und auch alle politische Weltanschauungen hinweg.

Trans-Menschen ziehen da ganz leicht den Hass und das Misstrauen anderer Personen gegen sich. Den normalen Männern sind die Transfrauen zu weiblich und zu sanft, sie passen nicht in ihr Selbstverständnis von Männlichkeit. Den „normalen Frauen“ sind Trans-Frauen ebenfalls zu anders und zu fremd, weil sie erkennbar Merkmale des „falschen Geschlechtes“ haben (z.B. höhere Testosteron-Spiegel in der frühen Pubertät oder einen komplett „fremden“ Chromosomensatz). Einfach das Gehirn, bzw. die „Identität“ als gemeinsames Merkmal anzuerkennen, ist bei vielen nicht möglich. So etwas wie eine „Identität“ kann man nur schwer beweisen und andere Merkmale sind offensichtlicher und für andere irritierender. Denn oft sind Transfrauen auch optisch anders, haben eine etwas tiefere Stimme, stärkere männliche Gesichtszüge und breite Schultern, so dass sie ganz leicht als „fremd“ und „anders“ einzuordnen sind. Durch eine stärkere männliche Erziehung und Prägung sind sie oft durchsetzungstärker und selbstbewusster als „normale Frauen“ und werden nicht selten dafür beneidet, aber wenig geliebt.

Aber wo passen sie dann hin? Die Männer wollen sie nicht und für die Frauen sind sie auch nicht ganz passend. Als extreme Minderheit kann man sich zudem kaum einer Lobby anschließen und die Interessenvertretung über Selbsthilfegruppe oder Verbände scheitert oft an der großen inneren Zerissenheit (und Zerstrittenheit der Teilnehmer).

Wenn Du jemand nicht kennst, urteile nicht!

Ein anderes Problem bei der Akzeptanz besteht darin, dass wir gerne über andere Menschen urteilen, ohne auch je mit ihnen geredet zu haben oder uns mit ihrer Lebensweise individuell auseinander gesetzt zu haben. Ich z.B. habe in meinem Leben soviel Kontakt mit anderen transsexuellen Personen gehabt, dass es für mich mittlerweile ganz normal ist und eine Integration in meine Lebensanschauung immer einfacher geworden ist. Dennoch gibt es immer wieder Vertreter „dieser Gattung“ (vor allem Trans-Frauen), die sich sehr schräg und unangepasst verhalten, teilweise sehr pubertär-provozierend sind und den Umgang mit ihnen nicht gerade einfach werden lassen.

Zwischen den Geschlechtern zu leben ist nämlich zum einen eine „Bürde“, d.h. eine große Belastung, für einen selbst oft unverständlich und anstrengend, aber es verleiht auch Kräfte und Einsichten, die „normale Geschlechter“ nicht haben, weil sie nur eine Seite kennen gelernt haben. Diese Macht kann teilweise überheblich werden lassen. Außerdem ist es schwierig, sich selbst richtig einzuordnen. Im schlimmsten Fall schwankt man dann zwischen den Geschlechtern hin und her und nimmt mal diese und mal jene Verhaltensweise und Norm an. Die – jede für sich- sogar gut und „normal“ wäre, aber in einer Person integriert- eben für heftige Widersprüche sorgt.

Gender Gedanken

Im aktuellen Podcast geht es um unterschiedliche Gender-Gedanken. Ich reflektiere nochmal meine eigene Lebensgeschichte und vergleiche sie mit denen von jüngeren TS-Frauen. Was für Unterschiede fallen mir auf? Wo gibt es Probleme und „Schmerzen“ ? Wie gelingt die Selbst-Akzeptanz? Wo kann man sich selbst einordnen? Wie ist ein Geschlecht und eine „Identität“ überhaupt definiert?
Nur mit der Sprache gelingt eine Annäherung.

Leben, Krankheit, Neubeginn

Gestern hab ich mal wieder einen Podcast gesprochen. Er ist diesmal sehr persönlich und emotional.
Ich hab viele aktuelle Themen reingebracht und versucht das mit meiner Stimme auch so auszudrücken, wie ich es empfinde:

https://soundcloud.com/julia-adriana-1/leben-krankheit-neubeginn

Viele Menschen mögen denken, dass es vielleicht zu privat ist, dass ich mich „zu nackig“ mache oder es irgendwie einen schlechten Effekt hat… aber überlegt mal genau über das Internet… ihr bewegt euch in Blasen. Es geht nicht anders. Ihr könnt niemals 5 Milliarden Menschen erreichen, sondern immer nur die, die um euch herum sind.. die ihr an euch ranlasst. Eure Freunde, Verwandte, Familie – also Leute, die sich sowieso für euch interessieren. Warum solltet ihr denen nicht vertrauen? Und was macht es für einen Unterschied, ob ihr es am Telefon, im privaten Gespräch oder per Podcast oder Blog sagt? Es macht überhaupt keinen Unterschied. Die Gefühle und die Bekenntnisse sind die gleichen. Und habt ihr Angst vor eurem Chef? Dass er im Internet nachlesen kann, wer ihr wirklich seid? Dann macht euch selbstständig oder wechselt den Chef. GANZ EINFACH. Ihr seid euer eigener Chef, der Herr im Hause, ihr seid euer eigener Arzt und eure eigene Krankenschwester. Es gibt keinen anderen, der die diesen Job macht, als DU SELBST. Glaubt ihr, die Freunde lehnen euch dafür ab, wer ihr seid? Dann sind es die falschen Freunde. Hat der Partner ein Problem damit, dass du DU SELBST bist? Dann ist es nicht der richtige.

Ich schreibe seit 17 Jahren über meine Gefühle im Internet und es hat mir nie geschadet. Im Gegenteil, je mehr ich das gemacht habe, desto freier und glücklicher bin ich geworden. Ich hab die Gefühle „nach draußen gelassen“.. ich hab sie geatmet und künstlerisch ausgedrückt. Die Gefühle beherrschen mich nicht.. Sie sind da, die Lebens-Erfahrungen haben mich geprägt… aber ich lasse mich nicht davon herunterziehen oder einengen. Das würden sie nur, wenn ich sie nicht sehen, beachten oder ausdrücken würde.

Also ist daher auch mein Appell an Euch- drückt euch aus. Seid frei und glücklich, wo immer ihr seid.

 

Der Lebensweg

Was ist das große Problem mit der Sexualität in unserer Gesellschaft? Es wird viel zu wenig darüber geredet und alles ins „unbewusste“ verdrängt. Wo wir nichts sehen können und ansprechen, können wir uns aber nichts bewusst machen und nichts erkennen. Klarheit entsteht dann, wenn wir die Sexualität mal aus uns heraus holen und gewissermaßen mit einer Taschenlampe beleuchten. Was steht denn da eigentlich? Was macht mich eigentlich an, welche Gedanken und Berührungen sind attraktiv und welche eher abtörnend? Beim Orgasmus ist man zu oft verkrampft und denkt, das müsse jetzt alles ganz schnell gehen und er steht „für sich“ als alleinige Instanz ohne Verbindung zu allem anderen. Männer setzen sich vielleicht zu sehr unter Druck, wollen nur ihre Potenz beweisen und unbedingt zum Höhepunkt kommen. Und Frauen sind vielleicht frustriert, weil das mit dem Höhepunkt so gar nicht klappt und irgendwie ganz anders ist, als beim Mann. Körperlich wird gerne zuerst an die Klitoris oder die Penisspitze gedacht, aber letztendlich entsteht ein guter Orgasmus im Kopf und ist somit eine komplexe Ansammlung von Gedankenmuster und Bildern, die uns antörnen oder kalt lassen.
Es ist daher auch unsere Aufgabe, unsere eigenen Bilder und „Sexualitätsmuster“ in der eigenen Tiefe zu erkennen und das beste daraus zu machen. Es gibt eine starke Verbindung zwischen unserem täglichen Dasein, dem Alltag, unserer Identität, der Verbindung zu anderen und unserer eigenen Sexualität. Wo die Sexualität nicht glücklich und frei entfaltet ist, kann sich auch alles andere nicht entfalten. Wo wir gehemmt und unzufrieden sind, macht uns auch der Rest keinen Spaß. Die Arbeit, Kunst und alle anderen Werke kommen nicht zur Entfaltung, wenn keine „Bilder angezapft“ werden können und man lieber alles dem Alltag, dem Praktischen und dem Gewöhnlichen unterordnet. Dabei geht die ganze Energie verloren, die wir eigentlich in uns tragen und die durch Spannungen aufgeladen und „hochgepuscht“ wird.
Man sollte aber auch nicht vergessen wie stark die Wirkung von Sexualhormonen wie Östrogen und Testosteron auf unsere Sexualität sind. Zu oft wird im Kopf gesucht, aber die Körperlichkeit völlig außer Acht gelassen. Warum nicht einfach mal zum Arzt gehen und die Hormonspiegel messen lassen? Das Thema „Wechseljahre“ betrifft uns alle Menschen, nicht nur die Frauen. Wir werden einfach alle älter, weniger spannungsgeladen und weniger sexuell, wenn wir älter werden. Wir müssen uns ja nicht mehr fortpflanzen, die Sache ist sozusagen erledigt und eine spannende Sexualität würde dann nur noch „dem Spaß“ dienen. Warum sich nicht mal einen Spaß gönnen? Wer sagt, dass es verboten ist oder man diesen Weg nicht gehen darf? Wenn das Muster aus der Erziehung sind oder auf Grund von Urteilen unserer Mitmenschen, müssen wir uns ganz entschieden dagegen wenden und mit unserer eigenen Kraft überwinden. Die Freiheit liegt immer „hinter der Angst“.
Warum nicht einfach eine gute Sexualität genießen und die Blockaden aus dem Körper spülen? Neue Formen des eigenen Ichs entdecken, mit Rollen experimentieren und ungewohnte Wege gehen? Warum haben wir immer vor allem Angst und machen uns selbst so klein? Wie sollen wir wachsen, wenn wir die stärkste Energie in uns (energetisch gesehen das Sakral-Chakra) nicht endlich öffnen und fließen lassen?

Die Gesellschaft hat große Probleme mit der Sexualität und viele Probleme sind völlig ungelöst. Männlichkeit, Kraft und Aggression gelten oft als ungewollt, störend und eindringend. Sie werden von einer verkrampften Weiblichkeit (den Medien, etc.) kleingeredet und schlecht gemacht. Entfalten können sich beide nicht. Manchmal hat man Glück und die männliche Sexualität wird positiv beschrieben und mit Werten wie Potenz, Macht, Wissen und Überlegenheit in Verbindung gebracht. Bei der weiblichen Sexualität ist das schon viel schwieriger. Was ist das „besondere“ an der weiblichen Sexualität, was sind ihre herausragenden Werte? Zum Beispiel Zärtlichkeit, Sich einfühlen können, etwas empfangen, schön und attraktiv sein? Weiblichkeit kann aber auch durchaus Potenz entwickeln, wenn man als Frau z.B. spürt, wie die eigene Wirkung auf das andere Geschlecht ist. Dass man sich durch Themen wie Make-Up und Mode attraktiver geben kann und somit auch mehr Erfolg und „Einfluss“ auf Männer hat. Das ist sicherlich der Grund, warum diese Themen bei fast allen Frauen (jedweden Alters) eine große Rolle spielen, aber besonders bei den jungen Frauen zwischen 14 und 25 Jahren.
Ist die Phase der Werbung dann mal abgeschlossen, gehen die Bedürfnisse zurück, sich sexuell oder attraktiv zu geben. Das führt dann wiederum zu einem Erschlaffen der Partnerschaft und einer „etwas langweiligen“ und gewöhnlichen Ehe. Im Ideallfall gelingt es beiden Partnern, die Sexualität lange Zeit aufrecht zu erhalten. Wenn es nicht gut läuft, bleibt eher Langweile, aber auch Ausgeglichenheit und Routine.

Weibliche Werte sind insgesamt Werte, die in unserer Gesellschaft als eher schwach gelten und nicht so hoch angesehen werden. Zusätzlich wird den Frauen noch aberzogen, über ihre Sexualität zu reden oder die Gefühle darin noch mehr zu ergründen. Sich auf jemand einlassen, die passive Rolle einnehmen und die männliche Sexualität „über sich ergehen zu lassen“ passt einfach nicht zum Bild der selbstbewussten Frau, die alles alleine macht und immer in ihrem eigenen Mittelpunkt steht. Hier kollidiert das moderne Frauenbild eindeutig mit dem eigenen, biologischen Geschlecht und dessen Bedürfnis nach Fortpflanzung. Wir denken so oft, alles wäre Rolle, sozial und diskutierbar – dabei ist das meiste eigentlich nur Chemie!

Sexualität bedeutet überschreiten der Grenzen, die besten Gefühle hat man beim Begegnen der Geschlechter auf der Grenze. In der Grauzone, wo die Geschlechter eher verschwimmen und die Frau plötzlich Macht und Energie, der Mann aber auch Weichheit und Zärtlichkeit empfinden kann.
Bei der gewöhnlichen, männlichen Sexualität aus den Medien geht es mehr um das „Objekt“, um die Herabsetzung der Frau auf ihr Äußeres und ihre sexuelle Attraktivität. Frauen gelten oft erst als weiblich, wenn sie keinen großen Platz im Leben beanspruchen, sich irgendwie einfügen unter die allgegenwärtige männliche Dominanz. Jedes Aufbegehren wird bestraft und geächtet. Bewegungen wie der Feminismus sind auch nicht besonders hilfreich, eine ausgewogene und glückliche Sexualität zu erwerben. Die Verbundenheit zwischen den Geschlechtern wird dann eher zum Kampf, zum Rosenkrieg, bei dem alle Gefühle und alle Verbindungen auf der Strecke bleiben, anstatt sich zu entfalten.

Die Sexualität, vor allem die glückliche und frei entfaltete ist unsere eigene Aufgabe. Unser eigener Lebensweg, den uns niemand wegnehmen oder vorschreiben kann. Wir müssen ihn alleine gehen.