Welt-Arbeitstag

Nun, heute am Weltfrauentag möchte ich mich doch nochmal zu Wort melden. Schließlich haben viele mutige Frauen auf der Welt vor uns dafür gesorgt, dass man heute seine Meinung als Frau äußern darf, ohne dafür ins Gefängnis zu kommen oder angegriffen zu werden. Ob die Meinung dann auch für bare Münze genommen wird und den Gegenüber beeindruckt, beeinflusst oder völlig kalt lässt, ist eine andere Frage…

Warum sollte man dieses Recht auf freie Meinung nicht äußern und seine Gedanken zum Tag ins Blog schreiben? Vielleicht, das ist der erste Aufhänger, weil vor dem Hintergrund der gewonnenen und erworbenen Rechte gar kein „Kampf“ mehr angestrebt wird?

Weil das eigene Leben ganz okay ist? Weil man selbst-zufrieden ist, keine Spitzenposition in Wirtschaft und Politik anstrebt und dafür auch keine Quote braucht? Ich verfolge die derzeitigen Diskussionen über den Weltfrauentag und die parallelen Debatten über Lohn-Ungleichbehandlung, Frauen in Spitzenpositionen und Quotenregelungen recht interessiert, aber dann doch wieder gleichmütig. „Ganz nett, was ihr da macht, aber irgendwie doch unwichtig“ denke ich mir. „Wer eine Karriere anstrebt, wird die auch erreichen, ob Frau oder Mann- das ist doch unerheblich.“ In einem Buch über Feminismus und Gleichberechtigung las ich z.B., dass sich die meisten Frauen gar nicht benachteiligt fühlen, zumindest nicht vom anderen Geschlecht. Wenn Kämpfe um Macht oder Intrigen ausgetragen werden, dann meistens mit oder gegen andere Frauen. Die Frau ist eben doch immer noch die frauenfeindlichste von allen, das sollte man dabei nicht vergessen.
Und wie viele von den Show-Kämpfen werden ausgetragen, um ein persönliches Image zu verbessern und wie viel wird tatsächlich getan, um einer Frau in Not zu helfen? Mir scheint, dass diejenigen die mit Gewalt und Wortmacht gegen „die anderen“ kämpfen, es oft nicht anders oder besser machen als sie eigentlich kritisieren. Ob das nun die frustrierten Maskulinisten sind, die auf Feministinnen eindreschen oder umgekehrt – ist dabei völlig unerheblich. Es ist Kampf, es ist Krieg und es führt zu nichts. Daher mag ich auch keine Debatten über Gleichberechtigung mehr führen. Dazu bin ich im Endeffekt zu pazifistisch (oder zu bequem?).

Was geht mich das schon an? Wenn man in eine Macht-Position will, muss man dafür gemacht sein. Kämpfen wollen, aggressiv sein, sein Privatleben hinten anstellen, Familie aufgeben, hart sein. Schonmal überlegt, dass das unter Umständen alles Dinge, die Frauen gar nicht interessieren? Oder zumindest einem nicht ganz so kleinen Teil davon?

Mir kommt es vor wie eine Debatte am tatsächlichen Alltag von Frauen vorbei. Irgendwelche freiberuflichen Akademiker oder Spitzenverdiener, die mit anderen Spitzenverdienern über die Rechte und Möglichkeiten streiten, wie sie noch mehr Macht bekommen können. Scheinkämpfe, die viel Staub und Ärger aufwirbeln, aber dann doch wieder in dünnen Rauchwölkchen verpuffen und die Menschen (vor allem die Frauen!) nicht wirklich berühren.

Klar, ist es ungerecht. Klar, ist es Drecksarbeit. Klar, ist es einseitig. Je mehr man sich in die Geschlechterdebatte versteift, desto einseitiger und krampfhafter wird es. Es gibt kein Entkommen. Über den Verstand wird alles auseinander dividiert, wo im Kopf, in der Seele und im Gefühl schon längst Einigkeit herrschen könnte…

Also war für mich heute der beste Weg, ganz praxisnah zu erleben, was es heißt, eine Frau zu sein. Dreckige Arbeit zu machen, das Klo zu putzen und die eingetrockneten Staubnester in den Ecken zu entfernen. Kaffeemaschine und Wasserkocher hatte ich ja schon gestern entkalkt und die aufkommende Frühlingssonne zeigt die Putz-Versäumnisse des vergangenen Winters in voller Watt- und Leuchtstärke.
Mich auf die Knie, in die Nähe des weiblichen Bodens und der genügsamen Mutter Erde zu begeben und den anderen den Dreck hinterher zu wischen. Dabei versuchte ich im stillen Schweigen (zu lächeln!) und an all die Frauen zu denken, die hart arbeiten, aber dafür zu wenig oder gar kein Geld bekommen. Die überall auf der Welt arbeiten, ohne einen Cent, dafür aber Schläge und Drohungen sehen. Über die sich andere lustig machen, weil sie so blöd sind und sich für irgendjemand aufopfern. Weil sie nicht egoistisch genug denken, um erfolgreich zu sein.

Deren weiblicher Körper und deren Arbeitskraft missbraucht und ausgenutzt wird, so wie die ganze Industrie auf der Erde die weiblichen Ressourcen ausbeutet und missbraucht. An die Frauen, die ihre Kinder nicht zur Schule gehen lassen können, weil kein Geld da ist und der Erzeuger außer dem Samen nichts hinterlassen hat. Die von ihren Männern geschlagen und vergewaltigt werden. Die keinen Mann finden, weil sie zu stolz sind. An die abhängigen, die ihren Körper verbiegen und dafür bis zum Tode hungern, nur um äußerlich zu gefallen. Die gegen den Verfall der Jugend kämpfen und am Ende doch unterliegen.

(Dabei musste ich nebenbei noch an die Bufdis denken, die freiwillig für den Staat arbeiten und obendrein für ihre Leistung noch besteuert werden sollen. Dann zog es mir im Wadenmuskel, ich bekam einen leichten Unterzucker und musste die Arbeit vorerst abschließen.)

An all das habe ich denken müssen, wie ich so dem Dreck hinterher geputzt habe. Und fühlte eine große Befriedigung, als die Arbeit getan und ich etwas „für die Gemeinschaft“ geleistet hatte. Ganz ohne es in die Medien zu stellen. Ganz ohne Ehrensold. Einfach so. Weil es ja irgendjemand machen muss.

Weltgerechtigkeitstag

Mal ehrlich, wozu brauche ich einen Weltfrauentag, wie er heute ist? An der Rollenverteilung ändert sich nichts, ich werde nicht mehr geliebt als sonst, das Einzige was bei manchen anders ist, dass mehr Bewusstheit für das Thema „Gleichberechtigung“ vorhanden ist.

Allein die Tatsache, dass man Millionen von Menschen in einer einzigen Kategorie aufteilt, kann schonmal nicht gut gehen. Menschen sind unterschiedlicher, komplizierter und vielschichtiger als dass es uns solche einfachen Schublade wie M und W glauben lassen. Was ist mit den nötigen Zwischenwesen u. Zwischenstufen? Männer mit weiblichen Gehirn? Frauen mit männlichem Gehirn? Zwitter? Androgyn veranlagte Menschen? All die erfasst man schonmal nicht und das bedeutet, dass man ungerecht und unlogisch denkt.

Die Geschlechter wurden seit dem Anbeginn der Menschheit und in jeder Kultur (zumindest den großen, bekannten) ungleich behandelt, es haben sich auf Grund anatomischer Unterschiede Rollen herausgebildet, die einzig und allein das bessere Überleben der Art zum Zweck hatten. (Frauen am Herdfeuer, Männer bei der Jagd; Frauen= emotional, sozial geprägt, Männer= analytisch, Kampf und Macht)

Darauf bauen die meisten biologischen und psychologischen Bücher auf, die vor allem auch die Unterschiede in den Gehirnen und die in den Jahrtausenden gewachsenen Verhaltensunterschiede bei Mann und Frau untersuchen. Wir haben uns an all das so sehr gewohnt, dass die kurze Dekade der nominellen Gleichberechtigung wie ein Fremdkörper in dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit wirkt. Jahrhunderte der Geschlechtertrennung und mit einmal soll alles anders werden? Es ist klar, dass das nicht funktionieren kann.

Solche langwierigen und bewährten Strukturen wie die Geschlechterrollen können sich nicht mit einmal auflösen. Sie können nur hinterfragt, diskutiert und von jedem einzelnen in kleinen Schritten geändert werden. Es wird auch nicht bedeuten, dass man wieder umgekehrt über einen Kamm scheren kann und alle „Frauen sollen arbeiten“ oder „alle Männer sollen Kindererziehung machen“. Wer so linear und vereinfachend denkt, hat das Prinzip der Gleichberechtigung nicht verstanden, welches im Kern die Freiheit zu wählen und zu entscheiden ist.

Jede Frau, die selbstständig sein will und in der Flut der Möglichkeiten ihr Lebensziel bestimmt, wird unweigerlich auf Hindernisse treffen, die als Hinterlassenschaft und Gewohntheit unserer Kultur zu bezeichnen ist. Menschen, die sie daran hindern, „gutes Zureden“ von weiblichen Bezugspersonen, Einflößen von Schuldgefühlen und Angst, Barrieren von Chef und Personalleitern, Ungleichheit in der Bezahlung, Spannungen in der Beziehung. Das bedeutet, dass jeder Schritt ein Kampf sein wird und muss, weil ja etwas verändert werden soll. Hier braucht jede Frau Unterstützung, Ansporn und Hilfe von ihrem Partner und der Familie und das geht nur, wenn die Schritte gemeinsam und mit gegenseitigem Respekt besprochen werden.

Gewohnheiten leben in den Köpfen, Vorstellungen von „richtig“ oder „falsch“ sind meistens nur gedankliche Produkte. Dies wiederum heißt nicht, dass sie keine Macht hätten, im Gegenteil! Ungleichheit und Rollenzwang beginnt in den Köpfen, in den Worten von Machtinhabern (Kirche, Pabst, usw.) wird über die Menschen verteilt und von den Familienoberhäuptern delegiert.

Man hat daher wahrscheinlich versucht, die klassisches dominante Vaterrolle abzuschaffen, aber das Resultat sind nur Scheidungen, Chaos und Disziplinlosigkeit in den Familien gewesen. Wer die Bedeutung der Väter für die Erziehung unterschätzt und meint, eine Frau könne es alleine genauso gut, sieht nicht die Bedeutung der Geschlechter im Gesamten. Nur im Austausch und Dialog, in der Gemeinsamkeit und Hilfe vom männlichen und weiblichen Prinzip kann eine Familie gut erzogen werden. Männer und Frauen ergänzen sich im Idealfall, so dass die Kinder beides mit auf den Weg bekommen: Durchsetzungsstärke, Disziplin, Fähigkeiten in Mathematik und Logik, Selbstbewusstsein- aber auch Empathie, soziale Fähigkeiten und Nächstenliebe.

Da in der Erziehung beide „Kanäle“ so wichtig sind, ist der ständige Dialog zwischen den Geschlechtern das Wichtigste. Das Finden einer gemeinsamen Sprache, das Vermitteln und Klären von Konflikten und das Finden eines grundlegenden Konsens.

Der Weltfrauentag kann also helfen, sich bewusst zu machen, wie wichtig das Prinzip „Gleichberechtigung“ als Ganzes ist- und dass er nicht dazu dienen sollte, die Vorurteile noch schlimmer zu machen und die Gräben tiefer zu graben.

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